Freitag, 21 November 2014 14:12

WILKENLOH, U. (1974)

Beobachtungen zur natürlichen Aufzucht eines Orang-Utan.

Staatsexamensarbeit

56 Seite

Fachbereich Biologie, Philipps Universität Marburg
Leitung: Prof. Dr. Heinrich-Otto von Hagen
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Es wurden Beobachtungen zur natürlichen Aufzucht von Orang-Utans im Duisburger Zoo an zwei Aufzuchten von Orang-Babys angestellt. Zunächst erfolgte eine Beschreibung der Situation der Orangs in der freien Wildbahn, in der sie vom Aussterben bedroht sind, und dann wurden ihre Lebensbedingungen im den Zoologischen Gärten, in denen bis 1971 bereits 152 Nachzuchten gelangen, behandelt. Die Eltern der beobachteten Orang-Babys stammen aus der Wildnis. Ihre ersten Kinder mussten künstlich aufgezogen werden. Das eine Orang-Baby, Marinda, trennte man 11 Tage nach der Geburt von seiner Mutter, da diese es nicht ausreichend ernähren konnte. Das andere Orang-Baby, Pale, wurde 4 ½ Monate von der Mutter ernährt und aufgezogen. Dann musste es aus dem gleichen Grund wie Marinda von der Mutter getrennt werden. Marindas Mutter Susi und besonders Pales Mutter Nony waren gute Orang-Mütter, die sich um das Wohl ihrer Kinder bemühten. Wegen der längeren Beobachtungsmöglichkeit wurde hauptsächlich die Entwicklung Pales betrachtet. Es zeigte sich, dass dieser seine Umwelt  immer bewusster wahrnahm und sich allmählich aktiv in ihr betätigte. Die Aktionen der einzelnen Familienmitglieder, d.h. vom Vater Major, von der Mutter Nony und dem Kind Pale, in Zusammenhang mit der Aufzucht des Kindes wurden beschrieben. In Diagrammen kam anschließend zum Ausdruck, welche Aktivitäten diese drei Orangs über mehrere kurze Zeiträume hinweg zeigten. Mit der Diskussion des Für und Wider der natürlichen Aufzucht und der Mitteilung einer Erfahrung, dass unter besonderen Voraussetzungen eine Zurückführung der in den Zoos lebenden Orangs in die freie Wildbahn zwecks Arterhaltung möglich ist, schließt die Arbeit.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:11

WEISS, M. (2010)

Environmental Enrichment als Beitrag zu einer artgerechtenTierhaltung – Entwicklung und Erprobung eines Programms und neuer Objekte für eine Orang-Utan-Gruppe (Pongo abelii)  in der ZOOMErlebniswelt Gelsenkirchen.

Environmental enrichment as a part of species appropriate animal husbandry – Developement and Investigation of a programme and new devicesfor a group of orang-utans (Pongo abelii) in the ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen.

Bachelorarbeit

75 Seiten

Ganzer Text

Fakultät für Biologie und Biotechnologie, Ruhr-Universität Bochum
Betreuer: Prof. Dr. Wolfgang H. Kirchner
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen

Zusammenfassung:

Die artgerechte Haltung von Zootieren wird gleichermasen von Tierschutzern und Zoobesuchern gefordert. Sie ist in den Leitbildern der zoologischen Garten und Tierparks verankert und stellt einen Grund fur die standige Modernisierung der Anlagen dar. Jedoch reicht die Konstruktion eines grosen Geheges, diverser Ruckzugsmoglichkeiten und ggf. geraumiger Innenanlagen nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen: Besonders bei der Menschenaffenhaltung ist zusatzlich ein vielseitiges und anspruchsvolles Environmental Enrichment unentbehrlich.

Ziel dieser Arbeit war daher die Entwicklung eines Enrichment-Programms sowie neuer Enrichment-Objekte fur die Orang-Utan-Gruppe (1,4) der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen. Orang-Utans zeigen in der Natur ein deutlich hoheres Aktivitatsausmas als in Gefangenschaft, wobei ein Grosteil ihrer Aktivitat auf die Nahrungssuche entfallt. Als grostes und schwerstes baumlebendes Saugetier stellen sich den Orang-Utans dabei vor allem bei der Fortbewegung, der Nahrungssuche und dem Nahrungserwerb grose korperliche und kognitive Anforderungen. Da diese in Gefangenschaft meist fehlen bzw. deutlich geringer sind, zeigen die Tiere dort haufig nur einen geringen Anteil aktiver Verhaltensweisen. Bei kognitiv anspruchslosen Beschaftigungsmoglichkeiten kommt es schnell zu einer Gewohnung (Habituation), wodurch die Beschaftigungsdauer mit diesen Methoden abnimmt. Daher sollten Orang-Utans im Rahmen dieser Studie uber einen moglichst grosen Anteil des Tages beschaftigt werden, ohne dass ihre Futtermenge entschieden erhoht wurde. Besonders die Dauer des Nahrungserwerbs sollte dadurch erhoht und die Affen zusatzlich kognitiv gefordert werden. Um die Effektivitat dieses Programms zu uberprufen, wurden die Auswirkungen auf das Verhalten der Gruppe systematisch untersucht. Zusatzlich wurde die Effektivitat der einzelnen Futterungsmethoden und der neu entwickelten Objekte untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine zeitliche Annaherung des Aktivitatsprofils der Gruppe an das Freilandverhalten sowie eine signifikante Erhohung des Nahrungserwerbsverhaltens erreicht werden konnte. Alle Gruppenmitglieder liesen sich mit den im Programm eingesetzten Methoden beschaftigen, ohne dass eine Habituation oder die Zunahme antagonistischer Verhaltensweisen beobachtet wurden. Es wurden jedoch grose individuelle Unterschiede im Interesse und den angewandten Techniken deutlich, sodass festzuhalten ist, dass eine artgerechte Beschaftigung aller Tiere den Einsatz verschiedener Objekte bzw. Methoden erfordert.

Ein differenziertes, systematisches Environmental Enrichment, das auf die individuellen Anspruche der Tiere angepasst wurde und kreative, kognitive und korperliche Herausforderungen kombiniert, ist damit ein wichtiger Bestandteil der artgerechten Haltung von Menschenaffen speziell Orang-Utans in Zoos.

Abstract:

The species appropriate keeping of animals in zoos is demanded equally by animal welfarists and zoo visitors. It is established in the general principles of zoological gardens and therefore a reason for ongoing remodeling of the animals’ enclosures. The construction of a large enclosure with various possibilities to retreat is often not enough to achieve this aim: Especially for a species appropriate great ape husbandry it is essential to have a variable and challenging environmental enrichment.

The objective of this survey was the development of an enrichment programme and new enrichtment devices for the orang-utans (1,4) of the ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen. In the wild, Orang-utans show a distinctly higher activity extend – which mostly constists of foraging – than in captivity. As largest and most heaviest arboreal mammal they have to solve various physical and cognitive challenges during the locomotion and foraging. In captivity these are missing in most cases so that the amount of active behaviours is detectably smaller. Lowbrow enrichment leads quickly to a habituation that verifiably reduces the tenure.

Hence, in this study the orang-utans should be engaged most of the day without increasing the amount of food. Particulary the amount of time needed for foraging should be enhanced and the apes’ cognitive abilities should be encouraged. To investigate the effectivity of this programme the influence on the behaviour was systematically examined. This was complemented by investigation of the effectivity of several feeding methods and new enrichment devices.

The results show a temporal approximation of the group’s activity to the behaviour of free-living animals and a significant increase of the amount of foraging. All group members could be engaged by the feeding methods without signs of habituation or an increase of antagonistic behaviours.

However big individual differences in the interest for the different methods occurred. Therefore, it is important for a species appropriate engagement of all animals to use various objects or methods in an enrichment programme. Thus, a various and systematically environmental enrichment which respects the individual demands and combines creative, cognitive and physical challenges is an important part of species appropriate great ape husbandry (especially orangutans) in zoos.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 18:42

BUCKEN, S. (2012)

Soziale Interaktion und Raumnutzung von Orang-Utans (Pongo abelii) und anderen Arten in Gemeinschaftshaltung.

Masterarbeit

129 Seiten, plus Anhang

Ganzer Text

Fachbereich Biologie, Philipps-Universität Marburg
Betreuer: Prof. Dr. Lothar Beck
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen

Zusammenfassung:

Die Gemeinschaftshaltung in Gelsenkirchen, welche während der Beobachtungszeit 2,4 Sumatra-Orang-Utans (Pongo abelii LESSON 1827), 2,8 Hulmans (Semnopithecus entellus DUFRESNE 1797) und 1,2 Kurzkrallenotter (Aonyx cinerea ILLIGER 1815) umfasste, wurde vom 18.01.2012 bis zum 15.05.2012 beobachtet. Dabei wurden sowohl Ethogramme für alle Arten erstellt als auch die Gehegenutzung der Tiere untersucht. Im Anschluss wurden sowohl intraals auch interspezifische Interaktionen erfasst und ausgewertet. Ziel dieser Studie war es, einen Eindruck von dem Zusammenleben der Arten zu bekommen und bewerten zu können, ob die Vergesellschaftung eine Bereicherung für den Alltag der Tiere darstellt.

Die Auswertung der Ethogramme für die Orang-Utans zeigte altersbedingte Unterschiede. Ein Vergleich mit den Ergebnissen freilebender Tiere aus der Literatur ergab, dass die Zootiere weniger Zeit mit Lokomotion, aber vor allem deutlich weniger mit der Nahrungsaufnahme verbringen als ihre freilebenden Verwandten. Dieses Ergebnis war zu erwarten, da die Zootiere weniger Aufwand haben, um ihre Nahrung zu beschaffen. Dadurch verbringen die Tiere weitaus mehr Zeit mit stationären Verhaltensweisen. Dies ist ein bekanntes Problem in der Zootierbiologie und hier wären weiterführende Studien nach wirkungsvollen enrichment-Möglichkeiten interessant.

Auch für die Individuen der Hulman-Gruppe wurden Ethogramme erstellt. Dabei konnten deutliche Unterschiede zwischen den adulten Tieren gefunden werden, die durch von ihnen abhängige Jungtiere erklärt werden konnten. Auch altersbedingte Unterschiede wurden beobachtet, bei denen das mit Abstand älteste Weibchen deutlich weniger soziale Kontakte innerhalb der Gruppe hatte und, wie im Freiland beobachtet, eine „Wächterrolle" für die Gruppe übernimmt. Ein Vergleich der Ethogramme der Jungtiere zeigte deutlich die Veränderung, die die Entwöhnung von der Mutter mit sich bringt und damit den Übergang in die nächste Altersklasse. Das entwöhnte Jungtier hatte deutlich weniger Kontakt zu der Mutter als seine gleichaltrigen Halbgeschwister und investierte deutlich mehr Zeit in die Pflege sozialer Kontakte unter den anderen adulten Tieren.

Überraschend ist, wie ähnlich der Tagesablauf und die Anteile der einzelnen Verhaltensweisen der Zootiere denen von im Freiland beobachteten Hulmans waren. Auch die Anteile für Nahrungsaufnahme und Lokomotion entsprachen fast denen freilebender Tiere, obwohl dies, wie bei den Orang-Utans zu sehen, ein häufig auftretendes Problem in Zoologischen Gärten ist und es zu erwarten gewesen wäre, dass diese deutlich geringer ausfallen. Dies spricht für optimale Haltungsbedingungen der Hulmans in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen.
Im Vergleich ließ sich deutlich der erwartete Unterschied zwischen einer eher einzelgängerisch lebenden Art wie den Orang-Utans und den in großen Haremsgruppen lebenden Hulmans erkennen, bei denen soziale Kontakte den Hauptteil des Tages ausmachen, während Verhaltensweisen wie Grooming oder Kuscheln bei den Orang-Utans kaum beobachtet wurden.
ie Kurzkrallenotter verbringen auf der Anlage hauptsächlich ihre aktiven Phasen, während sie sich zum Schlafen meist in ihre Schaubox zurückziehen. Dies erkennt man deutlich an dem erstellten Ethogramm, in das nur die Zeiten einflossen, die die Tiere auf der Anlage verbrachten.

Die Analyse der Gehegenutzung erbrachte, dass die Anlage zu fast 90% genutzt wird. Aufgeschlüsselt nach den Arten zeigen sich für jede Gruppe deutlich bevorzugte Bereiche des Geheges, was auch nach Literaturangaben über die räumliche Nutzung in Gemeinschaftsgehegen zu erwarten war. Obwohl die Anlage darauf ausgelegt ist, dass alle Bereiche ohne Bodenkontakt zu erreichen sind, halten sich die Orang-Utans über die Hälfte der Zeit auf dem Boden auf. Auch hier wären weitere Überlegungen interessant, wie man die Orang-Utans zum Klettern und zur vermehrten Nutzung der höheren Levels des Geheges animieren könnte. Der beste Anreiz ist dazu zweifellos Futter; so könnte man gleichzeitig auch die Anteile für Nahrungserwerbsverhalten erhöhen und das stationäre Verhalten der Tiere verringern. Die Hulmans sind, wie aus der Literatur bekannt, sehr anpassungsfähig an ihre Umwelt und nutzen die Klettermöglichkeiten auf der Anlage sehr gut. Von Kurzkrallenottern ist bekannt, dass sie deutlich weniger Zeit im Wasser verbringen als andere Otterarten und so entsprach die beobachtete Nutzung der verschiedenen Gehegebereiche durchaus den Erwartungen.

Allein die Quantität der erfassten Interaktionen zeigt noch einmal deutlich den Unterschied zwischen den hauptsächlich einzelgängerischen Orang-Utans und den in Gruppen lebenden Hulmans, für die etwa achtmal so viele intraspezifische Interaktionen erfasst wurden. Dabei ist zu beachten, dass durch die gewählte Beobachtungsmethode ad libitum die quirligen Hulmans mehr die Aufmerksamkeit des Beobachters anziehen als die ruhigen Orang-Utans und somit möglicherweise intraspezifischen Interaktionen der Menschenaffen unbeobachtet blieben und das Verhältnis nicht dem tatsächlichen entspricht. Kurzkrallenotter sind aus der Literatur als sehr gesellige Tiere bekannt und dieser Eindruck konnte auch während der Beobachtungen gewonnen werden, auch wenn die Anzahl der intraspezifischen Kontakte nicht sehr hoch war. Dies liegt jedoch auch daran, dass die Zwergotter nur etwa ein Drittel der Zeit auf der Anlage verbringen.

Es konnten etwa doppelt so viele interspezifische Interaktionen beobachtet werden wie innerartliche Kontakte bei den Orang-Utans. Auch hier ist zu beachten, dass den zwischenartlichen Interaktionen die meiste Aufmerksamkeit geschenkt wurde und sie so vermutlich deutlich überrepräsentiert sind. Bei den Orang-Utans interessierten sich vor allem die jüngeren Tiere Ogan und Ziadah für die anderen Gemeinschaftsmitglieder, während bei den Hulmans eher die rangniedrigeren, älteren Tiere häufiger interspezifische Kontakte hatten. Von den Jungtieren hatten Benita und vor allem Malina am häufigsten Kontakt zu den anderen Arten. Zwischen Ziadah und Malina entwickelte sich während der Beobachtungszeit eine sehr innige Beziehung und nur zwischen diesen beiden konnten regelmäßig freundliche Interaktionen mit Körperkontakt beobachtet werden.

Alles in allem ist die Gemeinschafthaltung der Orang-Utans, Hulmans und Kurzkrallenotter in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen als voller Erfolg anzusehen. Das Zusammenleben der verschiedenen Arten stellt nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Tiere eine Bereicherung dar und bringt Abwechslung in den Alltag. Dabei geht von den deutlich stärkeren und größeren Orang-Utans zu keiner Zeit Gefahr für die anderen Tiere aus. Sexta reagiert bisweilen sogar eher eingeschüchtert auf Wendy, allerdings konnten nur sehr selten aggressive Interaktionen beobachtet werden und nie gingen diese über Drohen oder ein kurzes Schlagen hinaus. Die anderen Orang-Utans haben keine Angst vor den Languren und für das Orang-Utan-Jungtier Awang bestand nie eine Gefahr. Die adulten Hulmans interessieren sich überhaupt nicht für ihn und die jüngeren Hulmans näherten sich ihm zwar neugierig, aber Farida ließ in der Beobachtungsphase nie einen direkten Kontakt zu. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich Awangs Verhältnis zu den Hulmans entwickelt, wenn er älter und selbstständiger wird. Auch die wesentlich kleineren Kurzkrallenotter scheinen keine Angst vor den Affen zu haben und werden nicht von ihnen belästigt. Oftmals nähern sie sich von sich aus den Orang-Utans an und scheuen auch nicht die Nähe zu den Hulmans. Nur einmal konnte beobachtet werden, dass die Kurzkrallenotter von einem der jüngeren Hulmans belästigt wurden. Die Gemeinschafthaltung bringt also deutlich mehr Vorteile als Nachteile mit sich und ist eine Bereicherung für alle Tiere der Gemeinschaft.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:15

BRÜCKNER, J. (2014)

Lassen sich zwei so unterschiedliche Charaktere sozialisieren? - Die Gemeinschaftshaltung der Gibbons (Nomascus leucogenys; Hylobatidae) und der Orang-Utans (Pongo pygmaeus; Hominidae) im Zoo Osnabrück.

Bachelorarbeit

133 Seiten

Ganzer Text

Universität Osnabrück, Fachbereich Biologie/Chemie
Betreuung: Prof. Dr. Schröpfer
Zoo Osnabrück

Zusammenfassung:

Gemeinschaftshaltungen werden in Zoos heutzutage immer populärer und bieten nicht nur viele Vorteile für die Tiere, sondern auch einen besonderen Anreiz für Zoobesucher.

Der Zoo Osnabrück hat seit 2012 Nördliche Weißwangen-Schopfgibbons (Nomascus leucogenys) mit Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) vergesellschaftet. Mit dieser Arbeit wurde untersucht, ob sich beide Arten in einem Gemeinschaftsgehege sozialisieren lassen und dies auch für die neue Anlage im Jahr 2016 empfehlenswert ist. Anhand von Video- und Protokolldaten wurden die interspezifischen Beziehungen während der Nachmittagsfütterungen und der Tagesaktivitäten über einen Zeitraum von 31 Tagen untersucht.

Es zeigte sich während der Nachmittagsfütterungen zwar erhöhte Aggressivität und Fluchtverhalten seitens der Gibbons gegenüber den Orang-Utans, jedoch waren diese Auseinandersetzungen sehr kurz und liefen ohne Verletzungen ab. Die Orang-Utans zeigten während der Tagesaktivitäten nur selbstbezogenes Verhalten und erwiderten Spielverhalten seitens der Gibbons nicht, was möglicherweise an dem hohen Alter der Orang-Utans liegt. Allerdings ließ sich seitens des Orang-Utan-Weibchens Neugierverhalten den Gibbons gegenüber feststellen, die bei den meisten interspezifischen Aktionen als Donatoren fungierten. Das Orang-Utan-Männchen interagierte hauptsächlich während der Nachmittagsfütterungen mit den Gibbons, schien sich von ihnen während der Tagesaktivitäten jedoch auch nicht gestört zu fühlen. Aggressives Verhalten trat während der Tagesaktivitäten überhaupt nicht auf.

Die Gemeinschaftshaltung im Zoo Osnabrück lässt sich, ebenso für die neue Anlage, die 2016 fertig gestellt werden soll, empfehlen. Dennoch sollten wie bereits im jetzigen Außengehege Rückzugsmöglichkeiten für beide Arten, jedoch auch intraspezifisch für die Orang-Utans, geschaffen werden. Eine kontinuierliche Beobachtung ist dennoch zu empfehlen sowie eine Pausierung der Vergesellschaftung bei potentiellen, zukünftigen Jungtieren seitens der Gibbons.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 06:50

SCHREINER, C. (2011)

Environmental Enrichment bei drei Menschenaffen-Arten im Zoo Krefeld - eine Untersuchung etablierter Methoden zur Tierbeschäftigung
Environmental enrichment in three great ape species at the Zoo Krefeld - a study of established methods of animal occupation

Bachelor - Thesis

96 Seiten

AG Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie der Ruhr-Universität Bochum (Betreuung: Prof. Dr. W.H. Kirchner) und
Zoo Krefeld (Betreuung Dr. W. Dressen)

Veröffentlicht als: Environmental Enrichment bei drei Menschenaffen-Arten im Zoo Krefeld - eine Untersuchung etablierter Methoden zur Tierbeschäftigung. Zool. Garten N.F. 81 (2012), Heft 4:161-174 Link, um Arbeit zu kaufen: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0044516912000421

Zusamenfassung:

Environmental Enrichment hat einen festen Platz in der modernen Zootierhaltung und wird von der WAZA (2005) von ihren Mitgliedern erwartet. Es gibt viele Aspekte, die den Einsatz von Environmental Enrichment rechtfertigen bzw. eindringlich fordern. Ange-fangen bei einer optimalen Haltung des einzelnen Tieres, über die positive Resonanz der Besucher bis hin zu einem erfolgreichen Management der einzelnen Arten. Die Möglichkeiten, Environmental Enrichment einzusetzen, sind vielfältig und müssen jeweils auf die Fähigkeiten der einzelnen Individuen zugeschnitten werden. Für Menschenaffen bieten sich u.a. Gegenstände an, aus welchen mit Hilfe von Werkzeug Futter entnommen werden kann. Die Auswirkungen von Environmental Enrichment auf Tiere sind bekannt, allerdings wird oftmals nicht näher beschrieben, wie aufwändig einerseits die Vorbereitung solcher Maßnahmen ist, und wie lange sich andererseits ein Tier bzw. eine Gruppe von Tieren mit den angebotenen Beschäftigungsmethoden befasst. Das Ziel dieser Studie ist es, diesen zeitlichen Kosten-Nutzen-Aspekt in Bezug auf Vorbereitungszeit der Tierpfleger und die Beschäftigungszeit der Tiere herauszustellen. Hierzu wurden erprobte Beschäfti-gungsmethoden modifiziert und bei Borneo Orang-Utan (Pongo p. pygmaeus), Schimpanse (Pan troglodytes) sowie westlichem Flachlandgorilla (Gorilla g. gorilla) im Zoo Krefeld getestet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass zeitlich effiziente Tierbeschäftigung möglich ist und erlauben es den Tierpflegern, Tierbeschäftigung in den Arbeitsablauf effektiv zu integrieren. Außerdem ermöglichen die Ergebnisse den Verantwortlichen, zu entscheiden, welche Neuanschaffungen sich auf längere Zeit lohnen.

Abstract:

Environmental enrichment has a fixed place in modern animal husbandry in zoos und is expected of WAZA (2005) and its members. There are many aspects which justify or claim vividly the use of environmental enrichment: Beginning with an ideal husbandry of the individual animal, extending to the positive feedback of the visitors, up to a successful management of the species. The possibilities to use environmental enrichment are versatile and have to be adjusted to the abilities of the individuals. For great apes the use of items, from which food can be extracted with the help of tools, offers itself. The impacts of environmental enrichment on animals are known. On the other hand, the effort for the preparation of those procedures and how long the animal or a group of animals is using the offered method of environmental enrichment are not described. The aim of this study is to point out the time efficiency defined as the time needed for preparation of the keepers versus the time of occupation for the animals. Approved methods of environmental enrichment were modified and tested on Borneo orangutans (Pongo p. pygmaeus), chimpanzees (Pan troglodytes) and Western lowland gorillas (Gorilla g. gorilla) at the zoo Krefeld. The results of the study show, that time efficient environmental enrichment is possible which allows keepers to integrate environmental enrichment in their daily routine work efficiently. The results offer to decide which new acquisitions are worth to be made on a long term scale to the persons in charge.

 

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Schreiner. Christian (2011)

Environmental Enrichment bei drei Menschenaffen-Arten im Zoo Krefeld - eine Untersuchung etablierter Methoden zur Tierbeschäftigung

Environmental enrichment in three great ape species at the Zoo Krefeld - a study of established methods of animal occupation

Bachelor - Thesis

96 Seiten

AG Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie, Prof. Dr. W.H. Kirchner

Ruhr-Universität Bochum

Zoo Krefeld

Environmental Enrichment hat einen festen Platz in der modernen Zootierhaltung und wird von der WAZA (2005) von ihren Mitgliedern erwartet. Es gibt viele Aspekte, die den Einsatz von Environmental Enrichment rechtfertigen bzw. eindringlich fordern. Ange-fangen bei einer optimalen Haltung des einzelnen Tieres, über die positive Resonanz der Besucher bis hin zu einem erfolgreichen Management der einzelnen Arten. Die Möglichkeiten, Environmental Enrichment einzusetzen, sind vielfältig und müssen jeweils auf die Fähigkeiten der einzelnen Individuen zugeschnitten werden. Für Menschenaffen bieten sich u.a. Gegenstände an, aus welchen mit Hilfe von Werkzeug Futter entnommen werden kann. Die Auswirkungen von Environmental Enrichment auf Tiere sind bekannt, allerdings wird oftmals nicht näher beschrieben, wie aufwändig einerseits die Vorbereitung solcher Maßnahmen ist, und wie lange sich andererseits ein Tier bzw. eine Gruppe von Tieren mit den angebotenen Beschäftigungsmethoden befasst. Das Ziel dieser Studie ist es, diesen zeitlichen Kosten-Nutzen-Aspekt in Bezug auf Vorbereitungszeit der Tierpfleger und die Beschäftigungszeit der Tiere herauszustellen. Hierzu wurden erprobte Beschäfti-gungsmethoden modifiziert und bei Borneo Orang-Utan (Pongo p. pygmaeus), Schimpanse (Pan troglodytes) sowie westlichem Flachlandgorilla (Gorilla g. gorilla) im Zoo Krefeld getestet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass zeitlich effiziente Tierbeschäftigung möglich ist und erlauben es den Tierpflegern, Tierbeschäftigung in den Arbeitsablauf effektiv zu integrieren. Außerdem ermöglichen die Ergebnisse den Verantwortlichen, zu entscheiden, welche Neuanschaffungen sich auf längere Zeit lohnen.

Environmental enrichment has a fixed place in modern animal husbandry in zoos und is expected of WAZA (2005) and its members. There are many aspects which justify or claim vividly the use of environmental enrichment: Beginning with an ideal husbandry of the individual animal, extending to the positive feedback of the visitors, up to a successful management of the species. The possibilities to use environmental enrichment are versatile and have to be adjusted to the abilities of the individuals. For great apes the use of items, from which food can be extracted with the help of tools, offers itself. The impacts of environmental enrichment on animals are known. On the other hand, the effort for the preparation of those procedures and how long the animal or a group of animals is using the offered method of environmental enrichment are not described. The aim of this study is to point out the time efficiency defined as the time needed for preparation of the keepers versus the time of occupation for the animals. Approved methods of environmental enrichment were modified and tested on Borneo orangutans (Pongo p. pygmaeus), chimpanzees (Pan troglodytes) and Western lowland gorillas (Gorilla g. gorilla) at the zoo Krefeld. The results of the study show, that time efficient environmental enrichment is possible which allows keepers to integrate environmental enrichment in their daily routine work efficiently. The results offer to decide which new acquisitions are worth to be made on a long term scale to the persons in charge.

Forschungsarbeit – Environmental Enrichment - Tierbeschäftigung - Zeiteffizienz - Borneo Orang-Utan - Schimpanse - westlicher Fachland-Gorilla

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:02

BAUMGARTNER, G. (2010)

Hormonhaushalt von Orang Utans bei Gehegewechsel und Vergesellschaftung mit zwei neuen Weibchen.

Masterarbeit (MSc)

60 Seiten, 5 Tabellen, 30 Abbildungen

Universität Wien, Department für Evolutionsbiologie (Betreuer: Ao. Univ.-Prof. Dr. Helmut Kratochvil) und
Tiergarten Schönbrunn (Betreuer: Dr. Harald Schwammer)

Voller Text

Zusammenfassung:

Moderne, wissenschaftlich geführte Zoos setzen sich unter anderem zum Ziel, Tierunterkünfte nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen einzurichten (Maple & Finlay, 1989). Bei Primaten rufen eingeschränkte Umgebungen Stereotypie, Depression, Unfruchtbarkeit und Inaktivität hervor (Erwin & Deni, 1979). Neue Situationen wie ein Gehegewechsel oder neue Gehegeeinrichtung bedeuten erhöhten Stress für die betroffenen Tiere (Moberg, 2000; Pizzutto et al., 2008). Im Wiener Tiergarten Schönbrunn bezogen im Mai 2009 zwei Orang Utans eine neue, moderne Anlage, und wurden zeitgleich mit einem jungen Weibchen vergesellschaftet. Vier Monate später kam noch ein adultes Weibchen zur Gruppe.

Für diese Arbeit wurden von den Tieren Speichelproben genommen, um herauszufinden, ob und wie sehr sich der Umzug und die neuen Weibchen auf den Cortisol- bzw. Testosteronspiegel auswirken und wie schnell sich die Tiere an die neue Situation gewöhnen. Weiters wurden die Cortisolwerte mit den Besucherzahlen verglichen, ob die Anzahl der Zoobesucher sich auf den Stresslevel der Tiere auswirkt, beziehungsweise ob es Änderungen in der neuen, gut strukturierten Anlage mit Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere gegenüber der alten Anlage gibt. Zudem wurde noch nach einer möglichen Korrelation zwischen dem Testosteron- und Cortisolspiegel des Männchens, sowie einem geschlechtsspezifischen Unterschied bei den Cortisolwerten gesucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Cortisolspiegel der Tiere bei der Umzugsphase stieg, aber nach ca. einem Monat Gewöhnung niedriger wurde. Bei den zwei Tieren, die in das neue Gehege umgesiedelt wurden, gab es einen signifikanten Rückgang des Cortisollevels nach der Eingewöhnungsphase. Bei Ankunft des zweiten Weibchens stieg der Cortisollevel bei den anderen beiden Weibchen signifikant an. Die Besucherzahlen schienen keinen Einfluss auf den Stresslevel der Tiere zu haben. Es konnte auch keine signifikante Korrelation zwischen Testosteron- und Cortisolspiegel des Männchens gefunden werden. Bei den geschlechtsspezifischen Untersuchungen stellte sich heraus, dass nur nach der Eingewöhnungsphase im neuen Gehege das Männchen einen signifikant höheren Cortisollevel als die Weibchen hatte.

Summary:

In modern, scientifically managed zoos, one of the basic goals is to provide species-appropriated exhibits, which are designed according to the latest scientific findings (Maple & Finlay, 1989). In primates, a limited environment may cause stereotypical behaviour, depression, infertility and inactivity (Erwin & Deni, 1979). A new situation, such as a change of the environment or a relocation in a new exhibit, causes stress to the animals concerned (Moberg, 2000; Pizzutto et al. 2008).

In May 2009, there was a relocation of two Bornean Orangutans (Pongo pygmaeus) in the Vienna Zoo. At the same time, a new female was introduced. Four months after that, another orangutan, an adult female, arrived at the zoo. In this study, saliva samples were taken to find out what effect the relocation and the new females had on the cortisol and testosterone levels of the animals and how fast they would able to cope with the new situation. Furthermore, the cortisol level was compared with the number of visitors, in order to see if there was a change in the stress level in the new exhibit, which offers more possibilities for retreat. In addition, we searched for correlations between cortisol and testosterone levels in the male orangutan, as well as a gender specific difference in the stress levels.

Results show that the cortisol level increased in the phase of dislocation, and decreased after a month of acclimatisation. In the two animals which had been relocated to the new exhibit, the cortisol level decreased significantly after acclimatisation. Upon arrival of the second female, cortisol was at times increasing significantly in the two resident females. The number of visitors seems to have no influence on the stress levels of the animals. Furthermore, there was no significant correlation between the cortisol and testosterone levels of the male. As for the gender-specific differences in stress, the male showed a significantly higher level of cortisol after acclimatisation to the new exhibit than the two females.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 06:29

BEHRINGER, V. (2011)

Ethophysiologische Untersuchung zu haltungsbedingten Einflüssen auf das Verhalten und die Stresssituation von Westlichen Flachlandgorillas (Gorilla g. gorilla), Sumatra Orang-Utans (Pongo abelii) und Bonobos (Pan paniscus) unter Zoobedingungen.

Dissertation

544 Seiten, Tabellen, 390 Abbildungen, 3 Anhänge

Institut für Tierphysiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (Betreuer: Prof. Dr. W. Clauss), und
Zoologischer Garten Frankfurt (Direktor: Prof. Dr. M. Niekisch)

Voller Text

Zusammenfassung:

Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte hat sich die Einstellung des Menschen gegenüber der Haltung exotischer Tiere dahingehend gewandelt, dass diese nicht mehr zur reinen Belustigung und dem Wohlbefinden des Menschen dienen sollen. Vielmehr steht heute das Wohlbefinden der Tiere in einem für sie adäquaten Haltungssystem im Vordergrund. Die Bewertung von Haltungssystemen und die Beurteilung des Wohlbefindens der Tiere spielen eine immer bedeutungsvollere Rolle. Die Tiere im Zoo sollen sich möglichst natürlich verhalten, was aufgrund der Haltung in mancher Hinsicht jedoch nicht bewerkstelligt werden kann. Um einer Routine und Verhaltensauffälligkeiten entgegenzuwirken, wird in den meisten Zoos eine Tierbeschäftigung – das Environmental Enrichment durchgeführt. Um das Wohlbefinden der Tiere beurteilen zu können sind reine Verhaltensbeobachtungen unter Umständen nicht ausreichend und endokrine Aspekte können diese vervollständigen. Die vorliegende Studie behandelt den Einfluss der Haltungsbedingungen und der Beschäftigung auf das Tages- und Sozialverhalten von Westlichen Flachlandgorillas, Bonobos und Sumatra Orang-Utans. Zur Unterstützung der gewonnen Verhaltensdaten wurden Speichelproben gesammelt und hinsichtlich ihrer immunreaktiven Cortisolkonzentration ausgewertet.

Ziel der Studie war es, Verhaltensänderungen nach dem Transfer von alten in ein neues Gehege oder nach Einbringen von Beschäftigungen im Zoo Frankfurt, zu dokumentieren und mithilfe der Speichelproben bewerten zu können. Für die Nutzung der Speichelproben wurde in dieser Untersuchung eine chemische und eine biologische Validierung für die Analyse von Cortisol und Cortison im Speichel der drei gehaltenen Menschenaffenarten ermöglicht.

Verhaltensweisen und Speichelproben wurden von den drei im Zoo Frankfurt gehaltenen Menschenaffenarten dokumentiert und gesammelt und mit dem bisherigen Wissenstand von Freiland- und Zoo-Publikationen abgeglichen. Der gesamte Beobachtungszeitraum wurde in vier Phasen, bei den Gorillas in fünf Phasen, aufgeteilt. Es wurden die Verhaltensweisen und immunreaktiven Cortisolkonzentrationen im alten Menschenaffenhaus, mit der Zeit vor dem Umzug, dem Umzug selbst und im neunen Menschenaffenhaus verglichen. Hinzu kam ein Vergleich von einem Zeitraum mit und ohne Beschäftigung im alten Menschenaffenhaus. Bei den Gorillas wurde als fünfter Zeitraum die Integration eines Schwarzrückens, nach dem Tod des Silberrückens, in die bestehende Gorilla-Gruppe, aufgenommen.

Die Resultate ergaben, dass sich die Verhaltensweisen aller drei Menschenaffenarten in den gebildeten Phasen unterschieden. In Verbindung mit dem Umzug konnte eine engere Gruppenbindung bei den Gorillas und Bonobos nachgewiesen werden, bei den Gorillas war dies außerdem bei der Integration des jungen Männchens beobachtet worden. Des Weiteren förderte das neue Gehege bei allen drei Arten das Erkundungsverhalten. Auf das Spielverhalten wirkten sich sowohl der Umzug bei allen drei Arten wie auch die Integration des Schwarzrückens bei den Gorillas negativ aus. Jedoch hielt diese Reduktion des Spielens nur über einen kurzen Zeitraum an. Für die Sumatra Orang-Utan Gruppe konnten die meisten positiven Verhaltensänderungen dokumentiert werden. Das neue Gehege bot ein größeres Raumangebot und vor allem auch eine auf die Höhe ausgelegte Kletterstruktur. Aufgrund dessen hielten sich die Tiere weniger am Boden auf, wie es für diese Art typisch ist. Außerdem konnten die Orang-Utans den unmittelbaren Kontakt mit Artgenossen vermeiden, was zu einer Reduktion von Auseinandersetzungen führte. Bei der Gorilla-Gruppe führte der Umzug, das Verscheiden des Silberrückens und die Integration eines neuen Männchens zu einer stetigen Veränderung. In diesem Kontext konnte auch eine ungewöhnliche hohe Aktivität bei den Gorillas nachgewiesen werden.

Ein weiterer Aspekt der Studie hatte sich auf die Beschäftigung der drei Menschenaffenarten konzentriert. Alle drei getesteten Beschäftigungsvarianten waren von den Menschenaffen angenommen worden. Dabei konnten inter- als auch intraartliche Präferenzen festgestellt werden. Diese hingen auch unter anderem vom Alter des jeweiligen Tieres ab. Ein Ergebnis war, dass neben besonders leckeren großen Futtermitteln auch kleinere Nahrungsmittel in den Beschäftigungen anzubieten waren, um den Anreiz über einen längeren Zeitraum konstant zu halten. Die Bonobos bevorzugten die Tennisbälle und die Gorillas die Beschäftigung mit dem Kistensystem. Die Orang-Utans waren die Art mit der geringsten Präferenzausprägung und den meisten verschiedenen Herangehensweisen an die angebotenen Beschäftigungen. Im Zusammenhang mit der Beschäftigungsvariante Kistensystem 1 konnte bei allen drei Arten der Einsatz von Werkzeugen nachgewiesen werden.

Ein dritter Aspekt wurde durch die Messung von Cortisol und Cortison im Speichel der drei Menschenaffenarten gebildet. Im Rahmen dieser Untersuchung konnte sowohl eine chemische als auch eine biologische Validierung durchgeführt werden. Die Ergebnisse zeigten, dass es artspezifische Unterschiede gab. Auch führten unterschiedliche Stressparameter bei den Tieren zu erhöhten immunreaktiven Cortisolkonzentrationen. Bei allen drei Arten wurde ein circadianer Rhythmus für das immunreaktive Cortisol im Speichel nachgewiesen. Die gemessenen Cortisolkonzentrationen gingen mit aufgezeichneten Stressverhaltensweisen einher, und konnten daher zur Bewertung der Stresssituation der untersuchten Menschenaffen herangezogen werden. Außerdem wurde ebenfalls bei allen drei Arten eine deutlich höhere Menge von Cortison als Cortisol im Speichel gefunden, wie auch eine Korrelation der beiden Hormone.

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, wie unterschiedlich die drei Menschenaffenarten auf Veränderungen in ihrer unmittelbaren Umwelt reagieren. Die Studie könnte Impulse liefern, welche Gehegestrukturen von Vorteil für die Tiere sind und welche Besonderheiten bedacht werden sollten. Die Sammlung von Speichelproben kann nicht auf Untersuchungen im Feld übertragen werden, jedoch können Einblicke in das Wohlbefinden der Tiere gewonnen werden.

Summary:

In the last decades the keeping of exotic animals had changed. Zoological parks were initially built to suit human needs. Focus nowadays is on the welfare and the keeping conditions of animals. The evaluation of welfare and keeping becomes more and more important. Animals should behave as naturally as possible, but in zoos a lot of animal times is spent in routines. Environmental enrichment can be used to prevent routines and abnormal behavior and to improve welfare. To measure the welfare of the animal collecting behavioral data is often not enough and endocrine measurements can be used to complement them.

The main aspects of this study were to find out, if keeping conditions and enrichment influenced the daily- and social behavior of western lowland gorillas, Sumatran orangutans and bonobos. To support the behavioral data, saliva samples were collected and analyzed for immunoreactive Cortisol concentration. Behaviour and saliva samples were collected in different but enriched environments: the new and the old great ape house Frankfurt Zoo. Furthermore, a chemical as well as a biological validation for cortisol and cortisone in the saliva of these three apes species was conducted. Behavioral data as well as saliva were sampled in three ape species and examined in the light of the existing literature whether on captive groups or from wild animals. The observation time was divided in four parts for orangutans and bonobos, and in five parts for the gorillas. Behavioral data and saliva samples were sampled at the old great ape house, without enrichment and then with enriched condition, during the transfer and in the new great ape house. For the gorilla-group a fifth phase was established during the integration of a blackback male after the death of a silverback in the existing group.

The results of this study suggest that the behavior of all three species was influenced by the four holding conditions. An increase of group cohesion was found in gorillas and bonobos during and after the transfer. Also a strong group cohesion was documented for the gorillas during the integration of the new male. Moreover an increase in the exploration behavior was observed in the new environment for all three species. Also in all three species the play behavior decreased for a short period of time after the transfer. In gorillas the same decrease in play behavior was seen after the integration of the blackback male. The most changes in positive behavior were observed in the Sumatran orangutan group. In the new environment more space was available and a high climbing structure was provided. In the new enclosure, orangutans were less often on the ground as seen in wild animals. They avoided close contact with other group members, and a decrease in aggression behavior was observed. The behavior of the gorilla group was unstable, due to the transfer, the dead of the silverback and the integration of the new male. During this time the activity of all gorillas increased.

Another aspect of this study was the environmental enrichment. All three enrichments were used in every species. Inter- and intraspecific differences were found. Most often it depended on the age of the animal. One important result for a longer use of the enrichment was that beside from the main food pieces small food pieces should also be provided. The bonobos preferred the tennis balls and the gorillas the box puzzle feeder (K1). For orangutans no preference was found but they exhibited more diversity in the way they used enrichments. For all three species the box puzzle feeder provoked tool use abilities.

The third aspect was the measurement of cortisol and cortisone in the saliva of the three species. A chemical as well as a biological validation was conducted. The results of the hormones showed species-specific differences. Also different stress responses to events were found. In all three species a circadian rhythm was detected. Furthermore, the cortisol concentration correlated with the behavioral data. In all species a higher amount of cortisone than cortisol was found in saliva. And there was a correlation between cortisone and cortisol’s concentrations.

The study showed how the environment could influence the behavior of great apes in keeping conditions. The results could be used as advice for enclosure structure or enrichment options. The saliva measurement may not be used directly in field studies but remains complementary to understand and improve the welfare of zoo kept animals.

25.07.2014

Ergänzende Publikation:

Behringer, V. (2013)

Messung von alpha Amylase und Cortisol im Speichel von nicht menschlichen Primaten zum Vergleich von verschiedenen Arten und Geschlechtsunterschieden innerhalb einer Art.

Measurements of salivary alpha amylase and salivary cortisol in hominoid primates to compare within-species consistency and between-species differences

Research project im Rahmen eines Postdocs Projektes = resultierte in einer Publiaktion

Behringer V, Borchers C, Deschner T, Mo¨ stl E, Selzer D, et al. (2013) Measurements of Salivary Alpha Amylase and Salivary Cortisol in Hominoid Primates Reveal Within-Species Consistency and Between-Species Differences. PLoS ONE 8(4): e60773. doi:10.1371/journal.pone.0060773 8 Seiten, 7 Tabellen, 2 Abbildungen

1 Department of Primatology, Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology, Leipzig, Germany, 2 Department of Biomedical Sciences / Biochemistry, University of Veterinary Medicine, Vienna, Austria, 3 Working Group for Wildlife Biology, Justus- Liebig-University Gießen, Gießen, Germany
Zoo Nordhorn

Zusammenfassung:
Das häufigste Enzym im Speichel ist die alpha amylase (sAA). Beim Menschen konnte gezeigt werden, dass sie enzymatische Aktivität variierte in Abhängigkeit von der Anzahl der Loki für Speichelamylase (AM1), welches wiederrum auf die Menge an Stärke zurückgeführt werden konnte, welche von den Menschen konsumiert wird. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass die sAA Aktivität sich mit dem
sozialen Stress veränderte. Auch bei einer dem Menschen nahen verwandten Art, dem Bonobo, konnten wir in einer vorangegangenen Studie einen solchen Zusammenhang nachweisen. In dieser Studie untersuchten wir die sAA Aktivität in Bonobos, Schimpansen, Gorillas und Orangutans um zu erforschen (a) ob die Variation die wir in der sAA Aktivität der Bonobos gefunden hatten typisch ist für
nicht menschliche Primaten, und (b) ob es Unterschiede in der sAA Aktivität zwischen den Arten gibt. Die Ergebnisse zeigten, dass Gorillas und Orangutans eine höhere sAA Aktivität haben als die beiden Pan Arten. Um zu beurteilen welchen Effekt Stress auf die sAA Aktivität hat, wurde in den Speichelproben auch das Cortisol gemessen. Orangutans und Gorillas hatten die niedrigsten   Speichelcortisolkonzentrationen, und die höchsten Werte wurden im Speichel männlicher Bonobos nachgewiesen, die Gruppe, die auch die höchste sAA Aktivität aufwies. Unter Berücksichtigung bereits publizierter Ergebnisse, bestätigen unsere Ergebnisse, dass die sAA Aktivität mit der Anzahl der AMY1 Genabschnitte und der natürlichen Ernährung der einzelnen Arten korrespondiert. Studien mit sAA Aktivität
haben das Potential molekulare Untersuchungen zu komplementieren und vielleicht können sie auch die Erforschung der Nahrung und Ernährung unterstützen.

Summary:
Salivary alpha amylase (sAA) is the most abundant enzyme in saliva. Studies in humans found variation in enzymatic activity of sAA across populations that could be linked to the copy number of loci for salivary amylase (AMY1), which was seen as an adaptive response to the intake of dietary starch. In addition to diet dependent variation, differences in sAA activity have been related to social stress. In a previous study, we found evidence for stress-induced variation in sAA activity in the bonobos, a hominoid primate that is closely related to humans. In this study, we explored patterns of variation in sAA activity in bonobos and three other hominoid primates, chimpanzee, gorilla, and orangutan to (a) examine if within-species differences in sAA activity found in bonobos are characteristic for hominoids and (b) assess the extent of variation in sAA activity between different species. The results revealed species-differences in sAA activity with gorillas and orangutans having higher basal sAA activity when compared to Pan. To assess the impact of stress, sAA values were related to cortisol levels measured in the same saliva samples. Gorillas and orangutans had low salivary cortisol concentrations and the highest cortisol
concentration was found in samples from male bonobos, the group that also showed the highest sAA activity. Considering published information, the differences in sAA activity correspond with differences in AMY1 copy numbers and match with general features of natural diet. Studies on sAA activity have the potential to complementmolecular studies and may contribute to research on feeding ecology and nutrition.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 22:48

KRAUSE, F. (2008)

Chronobiologische Untersuchungen zur Raum-Zeit-Nutzung bei einem Orang-Utan-Paar im Zoo Osnabrück.

Bachelorarbeit

65 Seiten, 20 Abbildungen, 2 Tabellen

Erstprüfer: PD. Dr. Udo Gansloßer, Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald
Zweitprüfer: Apl. Prof. Dr. Günter Purschke, Abteilung Spezielle Zoologie Universität Osnabrück

Universität Osnabrück

Voller Text

Zusammenfassung:

Die räumliche und zeitliche Struktur des Verhaltens von Tieren war und ist Thema zahlreicher Untersuchungen. So konnten Zeitgeber circadianer Rhythmik, die sich durch eine von den Tieren gezeigte Erwartungshaltung auszeichnen, sowie Faktoren, die sich in unmittelbaren Reaktionen zeigen, aufgedeckt werden. Das Licht der Sonne stellt einen der wichtigsten Zeitgeber biologischer System dar (Büttner, Gansloßer, 1995).

Bei Orang-Utans, den größten und schwersten arboreal lebenden Säugetieren, und auch anderen Menschenaffen kann diese Verbindung zwischen Sonnenstand und Tagesrhythmus nachvollzogen werden, wobei die Aktivität im Verlauf der Wachstunden zusätzlich von Witterung, Nahrungsangebot, intra- und interspezifischen Einflüssen mitbestimmt wird. Der Sonnenuntergang markiert das Ende der aktiven Phase und die Tiere zeigen ihre Erwartungshaltung unter anderem in der täglichen Konstruktion neuer Baumnester, die ihnen bis zum nächsten Sonnenaufgang als Schlafplatz dienen. Die Überprüfung der Auswirkungen nicht natürlicher Einflüsse, denen Orang-Utans im Rahmen des Zootieralltags ausgesetzt sind, stellte den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung dar. Zudem sollte ein Aktivitätsprofil während der Nachtstunden erstellt werden, um dies in den bekannten Tagesablauf der Tiere einzuordnen, da bisher kaum Informationen zum Nachtverlauf bei Orang-Utans in freier Wildbahn oder im Zoo vorliegen. Ein weiterer Aspekt der Beobachtung ist die für alle Menschenaffen typische Konstruktion der Schlafnester, die einen Einblick erlaubt, inwieweit unter Zoobedingungen natürliches Verhalten oder Abwandlungen davon gezeigt werden.

Über sechs Wochen hinweg wurden die beiden Orang-Utans Buschi und Astrid (1,1) aus dem Zoo Osnabrück mit Hilfe einer Videoüberwachungsanlage täglich von Abend
bis Morgen in ihren Innengehegen beobachtet. Ausschließlich zu Beginn und Ende der Beobachtungsphasen nahmen Tierpfleger, weiteres Zoopersonal oder die Besucher Einfluss auf die beobachteten Tiere. Es zeigte sich, dass sich die Aktivitätsprofile der Zoo-Orang-Utans Buschi und Astrid bezüglich der zeitlichen Organisation und auch der Aktivitätsverteilung gut in die Ergebnisse von Freilandbeobachtungen einfügen. Am Nachmittag waren beide Tiere recht aktiv und fraßen, bauten anschließend ihre Nester und legten sich zur Ruhe. Die Zeitpunkte von Nestbau und dem Beginn und dem Ende der Nachtruhe werden im Rahmen von Freilandbeobachtungen relativ zum Sonnenauf- beziehungsweise -untergang angegeben. Im Zoo zeigte sich, dass sowohl das Tageslicht als auch die Beleuchtung des Affenhauses als Zeitgeber auf das Verhalten der Tiere einwirken können. Buschis Schlaf wurde immer wieder von kurzen Wachphasen unterbrochen, in denen er sich ausgiebig kratzte und gegebenenfalls sein Nest richtete. Zu den beobachteten Komfortphasen in der Nacht fehlen bisher vergleichbare Angaben im Rahmen der Wildtier- und Zooforschung.

Die Ausnutzung der Gehege erfolgte in Abhängigkeit von der Futterverteilung, der Nestplatzwahl und besonders am Morgen der Position des Partners. So konnte beobachtet werden, dass Astrid nach dem Aufstehen immer wieder Buschis Nähe suchte, er ihr aber an einigen Tagen konsequent auswich. Das natürliche Nestbauverhalten wildlebender Orang-Utans ist bei Buschi und Astrid nur in Ansätzen nachvollziehbar und lässt Rückschlüsse auf die Abhängigkeit der Nestbautechnik von den zur Verfügung stehenden Materialien und auf die Anpassung dieses Verhaltens an die baulichen Gegebenheiten der Gehege zu. So bauen Buschi und Astrid ausschließlich am Boden liegende Nester, während wildlebende Orang-Utans aufgrund der Prädationsgefahr grundsätzlich in den Bäumen ruhen. Das Verhalten mit dem Buschi sich oft Astrids Nestmaterial aneignete, zeigt das Bestehen eines Dominanzverhältnisses zwischen den beiden Partnern und weist Nestmaterial und Nestplatz als Konkurrenz auslösende Ressourcen aus. Umgebungsübersicht und stabile Baugrundlage konnten im Zoo als die Schlafplatzwahl beeinflussende Faktoren erkannt werden. Freilandstudien führten zu gleichwertigen Ergebnissen. Bezüglich der Bedeutung der Nähe anderer Orang-Utan-Nester konnten auch im Rahmen dieser Untersuchung im Zoo keine sicheren Angaben gemacht werden.

Jeder der in dieser Untersuchung berücksichtigten Verhaltensaspekte stand sowohl in vergleichbarem Zusammenhang mit entsprechendem natürlichen Verhalten frei lebender Orang-Utans, als auch in Abhängigkeit von aus dem Zooalltag resultierenden „keeping factors“ (Hohmann, 1986).

Die Erforschung solcher Zusammenhänge ist essentiell für die Optimierung der Zootierhaltung, sowie auch für den Schutz der letzten in Freiheit lebenden Tiere ihrer Art auf Borneo und Sumatra.

Abstract:

The spatial and chronological structure of animal behaviour is and was subject to numerous researches. In these researches time emitters of circadian rhythm, characterized by anticipatory behaviour of the animals, and factors, causing direct reactions, were found. Sunlight is one of the most important time emitters of biological  systems (Büttner, Gansloßer, 1995).

In Orang-Utans, the biggest and heaviest of the arboreal living mammals, and also in other great apes the connection between altitude of the sun and circadian rhythm is traceable. The activity during the waking hours is also defined by weather, food supply, intra- and interspecific influences. Sunset marks the end of day activity and the animals show their anticipation for instance in the daily construction of new tree nests, which are their sleeping places till sunrise.

The examination of impacts of artificial influences, Orang-Utans in everyday life zoo are exposed to, is starting point of the present study. Furthermore an activity profile during the night ought to be created to be added to the known daily activity pattern, because until now there are only little information concerning the night activity of free living and captive Orang-Utans. A further aspect of this observation is the construction of sleeping nests, which is typical of apes, to gain insight to what extend natural behaviour or its modification in captivity is shown by the animals.

During six weeks the Orang-Utan couple Buschi and Astrid (1,1) of the Zoo Osnabrück was observed in the indoor enclosures via a video surveillance system every day from evening to morning. Keepers, other staff or visitors were able to affect the animals only at the begin and end of the phases of observation.

The activity profiles of Buschi and Astrid fit in the results of field studies concerning chronological organisation and activity pattern. In the afternoon both animals were quite active and fed, afterwards they constructed their nests and laid down on them. In field studies the time of nest-building and begin and end of sleep are given in relation to sunset and sunrise. The present observation leads to the conclusion that sunlight as well as the house lights is able to influence animal behaviour as time emitters. Every night Buschi´s sleep was interrupted several times by short active phases, in which he scratched himself extensively and adjusted his nest. Until now there are no  comparable data concerning the observed comfort activity by night in field and zoo research. The utilization of the indoor enclosures happens in dependence of feed distribution, nesting site selection and, especially in the morning, the position of the social partner. It was observable, that Astrid looks for contact to Buschi after getting up, and that he avoids her consistent on some days.

The natural nest building behaviour of free living Orang-Utans has been shown by Buschi and Astrid only in concepts. A connection between nest building technique and the available materials, and an adaptation of this behaviour to the structural conditions of their enclosures has been observed. Buschi and Astrid build only ground nests, whereas free living Orang-Utans rest in tree-nests basically, because of the predation risk. Buschi´s behaviour of taking nest material from Astrid, shows a dominance order between the mates. Nest material and nesting site are also resources to cause competition. Surround-overview and solid building site were known as factors, which impact the choice of the nesting site in the zoo. In field studies equal observations were made. About the relevance of other Orang-Utans nesting nearby this observation was not able to phrase reliable conclusions.

Every behavioural facet considered in this observation can be brought in connection with equivalent behaviour of free living Orang-Utans as well as in dependence of keeping factors, which result from zoo everyday life (Hohmann, 1986).

Research of this kind of connections is essential for the improvement of animal welfare as well as for the conservation of the last free living Oran-Utans on Borneo and Sumatra.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 22:02

MANTEL, E.-M. (2008)

Beziehungsbildung bei einem neu zusammengestellten Paar Orang-Utans (Pongo pygmaeus) im Zoo Osnabrück –  Ethologische Beobachtungen und endokrinologische Untersuchungen.

Diplomarbeit im Fach Biologie/Chemie, Universität Osnabrück

146 Seiten, 39 Abbildungen, 7 Tabellen

Gutachter: apl. Prof. Dr. Günter Purschke, Abteilung Spezielle Zoologie
PD Dr. Udo Gansloßer, Zoologisches Institut und Museum Greifswald

Abteilung Zoologie des Fachbereichs Biologie der Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Reproduktionsbiologie des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen

Voller Text

Zusammenfassung:

Trotz intensiver Freilandbeobachtungen konnte ein genaues Verständnis des Sozialsystems von Orang-Utans bislang nicht erreicht werden. Obwohl diese Primaten einen beträchtlichen Teil ihres Lebens solitär verbringen, finden sie sich unter bestimmten Bedingungen auch in mehr oder weniger großen sozialen Einheiten zusammen, wobei es immer wieder zur Zu- und Abwanderung einzelner Individuen kommt. Einige Autoren vermuten, dass sich diese Art des flexiblen Zusammenlebens in einem „Individual-fission-fusion-System“ zur Vermeidung direkter Nahrungskonkurrenz evolviert hat und Orang-Utans demnach nicht generell „ungesellig“ sind. Tatsächlich weisen Tieren in menschlicher Obhut ein hohes soziales Potential und die Tendenz zur Interaktion mit Artgenossen auf, so dass die Haltung dieser Primaten in Paaren oder Gruppen sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Tiere auswirkt. Die Vergesellschaftung einander fremder Individuen ist jedoch aufgrund der zunächst instabilen sozialen Ordnung meist auch mit einem gewissen Maß an Stress verbunden.

Ziel der vorliegenden Studie war es, nähere Informationen über die Auswirkungen einer derartigen Veränderung der Lebensbedingungen auf zwei adulte Orang-Utans im Zoo Osnabrück zu gewinnen. Dabei wurden sowohl Aspekte des Verhaltens, als auch endokrine Parameter berücksichtigt. Der Zeitraum ethologischer Beobachtungen umfasste 19 Wochen in denen zudem Kotproben zur späteren Quantifizierung von Cortisol-Metaboliten der Individuen gesammelt wurden. Der Verlauf der Beziehungsbildung innerhalb der Dyade sollte zudem mit dem von KUMMER (1975) entwickelten Stufenmodell und den entsprechenden Regeln verglichen werden.

Es konnte gezeigt werden, dass die Zusammenführung mit einem fremden Artgenossen bei beiden Partnern eine Stressreaktion auslöste, die mit einer Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse einherging. Die resultierende, signifikant erhöhte Ausschüttung von Glucocorticoiden konnte durch die Quantifizierung von Cortisol-Metaboliten aus dem Kot der Tiere nach der nicht-invasiven Methode des Enzymimmunoassays nachgewiesen werden. Dies führte zu der wichtigen Erkenntnis, dass sich dieses Messsystem zum Nachweis von sozialem Stress bei Orang-Utans eignet.

Hinsichtlich des Ausmaßes des Anstiegs in der Stresshormonkonzentration gab es keine individuellen Unterschiede zwischen dem im Gehege etablierten Männchen und dem neuen Weibchen, welches sich zusätzlich mit einer völlig fremden Umgebung konfrontiert sah und wenige Tage vor der Zusammenführung von Antwerpen nach Osnabrück transportiert worden war. Der Transport erwies sich jedoch eindeutig als größerer Stressor und führte beim Weibchen im Vergleich zur Vergesellschaftung mit dem Männchen zu einem weitaus größeren Anstieg der Stresshormonausschüttung. Im zeitlichen Verlauf der Eingewöhnungsphase sank der Cortisoltiter bei beiden Orang-Utans signifikant ab und erreichte nach etwa zwei bis drei Monaten wieder das Basisniveau aus dem Zeitraum vor dem Transport bzw. der Vergesellschaftung, so dass nach dieser Zeit von einer stabilen Beziehung und einer abgeschlossenen Eingewöhnungsphase auszugehen war. Bei dem weiblichen Tier konnten zwischenzeitliche erneute Anstiege mit bestimmten Ereignissen, wie beispielsweise Auseinandersetzungen mit dem Sozialpartner, in Zusammenhang gebracht werden.

Aus dem Kot des Männchens wurden zusätzlich Testosteron-Metabolite quantifiziert, um mögliche Auswirkungen der Anwesenheit eines neuen weiblichen Sozialpartners zu untersuchen. Zwar erwies sich der verwendete Assay als geeignet, es ließ sich jedoch keine Beeinflussung des Androgenstatus feststellen. Auch hinsichtlich eventueller Zusammenhänge zwischen Testosterontiter und Dominanzranzrang, Sexualverhalten oder Aggression eines Orang-Utan-Männchens konnten im Rahmen der Studie keine Aussagen getroffen werden.

Die Beziehungsbildung der Orang-Utans verlief im Wesentlichen nach den von KUMMER (1975) aufgestellten Regeln. Aufgrund des ausgeprägten Sexualdimorphismus und der durch Gewichts- und Größenunterschiede von vorneherein festgelegten Dominanzordnung wurde die erste Stufe (Kampf) erwartungsgemäß übersprungen. Das zusätzliche Überspringen der beiden nächsten Stufen, Präsentieren und Aufreiten, war allerdings nicht zweifelsfrei auf bestimmte physiologische Parameter der Tiere zurückzuführen. Aufgrund der Tatsache, dass die höchst mögliche Stufe des Modells von KUMMER (1975) mit dem Erstauftreten sozialer Körperpflege nach 17 Tagen erreicht wurde, konnte ab diesem Zeitpunkt von einer relativ stabilen Beziehung zwischen den Tieren ausgegangen werden. Dabei führte ausschließlich das Weibchen aktiv dieses Verhalten aus, was auf einen subordinierten Status des Tieres hindeutet. Die Erfolgsrate des Männchens im Bezug auf die Platzverdrängung sowie der höhere Zeitenteil, den das Weibchen mit dem Beobachten des Männchens verbrachte, stützt diese Annahme. Trotz ihres von Natur aus eher einzelgängerischen Wesens, scheinen diese Primaten gewisse Dominanzstrukturen innerhalb sozialer Gemeinschaften auszubilden.

Generell zeigte sich das Weibchen deutlich interessierter an der Kontaktaufnahme und Körpernähe, während das Männchen vermehrt zum Kontaktabbruch tendierte. Obwohl durchaus soziale Interaktionen und sogar das zwischen adulten Orang-Utans sehr seltene Spielverhalten beobachtet werden konnten, zeigte sich, dass die Tiere dennoch vermehrt zum Alleinsein tendieren, wie es auch bei ihren wildlebenden Artgenossen zu beobachten ist.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx