Donnerstag, 14 Juni 2018 14:01

RAHOFER, L. (2015)

Olfaktorische Reize bei Raubkatzen als Beitrag zum Enrichment.

Diplomarbeit

146 Seiten

Fachbereich Ökologie und Evolution, Paris-Lodron-Universität Salzburg
Zoo Salzburg Gemeinnützige GmbH

Zusammenfassung:

Environmental Enrichments finden in Zoos und Tiergärten immer mehr Anklang. Die Idee, den Lebensraum von Zootieren durch Spielzeuge, verstecktes Futter oder verschiedene Düfte zu bereichern, kommt nicht von ungefähr.
Den Tieren im Zoo werden viele überlebenswichtige Aufgaben von den Pflegern abgenommen. Beispielsweise müssen sich die Tiere keine Sorgen um das Futter machen, also keine Beutetiere fangen oder Früchte sammeln. Außerdem fällt die Partnersuche für die Fortpflanzung weg. Zu guter Letzt brauchen die Tiere im Zoo nicht einmal ihr eigenes Revier abgrenzen. Nicht selten konnte man in Zoos beobachten, dass manche Tiere im Gehege auf und ab spazierten. Dieses stereotype Bewegungsmuster ist nicht natürlich und macht eine psychische Störung der Tiere sichtbar.
Was kann man also tun, damit derartige Verhaltensstörungen der Vergangenheit angehören? Die Antwort lautet "Enrichment". Enrichments können in mehrere verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Um den Faktor des olfaktorischen Reizes zum Enrichment hinzuzufügen und dessen Wirkung beobachten zu können, wurden im Rahmen dieser Diplomarbeit zwei verschiedene ätherische Öle eingesetzt.
Um die Beobachtungen durchführen zu können, bediente man sich eines Lockstockes, auf dem ein Holzplättchen befestigt wurde. Täglich wurden diese Holzplättchen ausgewechselt und neu mit den ätherischen Ölen besprüht.
Insgesamt waren 72 Beobachtungen geplant, davon sollten 36 Beobachtungen auf die Jaguare und 36 Beobachtungen auf die Löwen fallen. Aufgrund äußerer Einflüsse, konnten die Beobachtungen bei den Löwen nicht zu hundert Prozent durchgeführt werden.
In der ersten Woche wurde die Nullprobe durchgeführt. Das heißt, sechs Tage lang wurden täglich neue Holzrohlinge, ohne Duft, am Lockstock montiert. In den darauf folgenden sechs Tagen wurde täglich ein Holzrohling mit ätherischem Minzöl besprüht und anschließend am Lockstock montiert. In der dritten Woche kam das ätherische Zitronenöl zum Einsatz. Um nichts dem Zufall zu überlassen, wurde ein zweiter Durchgang gestartet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Raubkatzen zum Teil sehr stark auf die ätherischen Öle reagiert haben. Die Resultate zeigen, dass die Raubkatzen unter dem Einfluss der ätherischen Öle bestimmte Verhaltensweisen deutlich öfter zeigten, als bei den Nullproben.
Weiters wird deutlich, dass die Reaktionen auf die ätherischen Öle nicht geschlechtsspezifisch zu sein scheinen. Trotzdem liegt die Vermutung nahe, dass Männchen und Weibchen ihr Interesse auf unterschiedliche Art und Weise zeigen.
Zu erkennen ist auch, dass die Jaguare deutlich aktiver waren als die Löwen und dementsprechend stärker auf die ätherischen Öle reagierten. Hinzu kommt, dass die Raubkatzen das Nanaminzöl gegenüber dem Zitronenöl präferierten.
Auch die Auswirkung des Mondes auf die Raubkatzen wurde untersucht. Bei abnehmendem Mond waren die Raubkatzen im Zoo Salzburg deutlich aktiver als bei zunehmendem Mond.

Abstract:

Environmental enrichments have grown in appeal for many zoos. The idea to enrich the habitat of captive animals with toys, hidden feed or various aromas is a meaningful strategy.
Zookeepers have relieved animals in zoos of many duties which were essential for survival in the wild. For example the animals do not have to worry about food - they do not have to catch prey or collect fruit. In addition, searching for a partner for the purpose of reproduction has been eliminated. Finally, animals in zoos do not even have to define their own territories. In zoos, it has often been observed that some animals pace in their compounds. This behavior is unnatural and demonstrates a visible mental disorder.
What can be done in order to end such behavioral and mental problems so that they become a thing of the past? The answer is "environmental enrichment" which can be divided into several different categories such as social, physical habitat and sensory enrichments. In order to study the impact of olfactoric stimuli as an environmental enrichment, two different essential oils were used within the frame of this thesis.
In order to be able to conduct observations, experiments were performed using a lure - a wooden stake to which small square pieces of wood were fixed. These wooden pieces were sprayed with essential oils on a daily basis and rotated every six days.
All in all, 72 observations were planned, 36 of which to be done with jaguars and 36 with lions. Because of outside influences, the lion observations could not be completed in full.
During the first week, baseline observations were completed. For six days, new wooden pieces without any essential oils were fixed to the lure. In the following six days, essential mint oil was sprayed on the wooden pieces before they were attached to the lure. In the third week, essential lemon oil was used. In order to leave nothing to chance, a second round of observations were also completed using the same procedure.
The results indicate that the predatory cats reacted to some extent quite strongly to the essential oils. The final outcomes demonstrate that the animals displayed certain behaviors more frequently when under the influence of essential oils than during the control stage (without essential oils).  
Of additional interest is the fact that the reactions to the essential oils do not appear to be related to the animals' sex. However it can be speculated that males and females exhibit their interests in different manners and forms.
It should also be recognized, that the jaguars were decidedly more active than the lions and subsequently reacted more strongly to the essential oils. In addtion, the predatory cats seemed to prefer the nana mint oil over the lemon oil.
The effect of the moon on the cats was also investigated. During a waning moon, the big cats were much more active than during a waxing moon.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 11:38

ZENZINGER, S. (2008)

Zur Kommunikation von im Zoo gehaltenen Schabracken- und Flachlandtapiren (Tapirus indicus und Tapirus terrestris) - Experimentelle Untersuchungen und Befragung des Pflegepersonals.

Dr. rer. nat. Dissertation

434 Seiten

Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
1. Gutachter: PD Dr. Udo Gansloßer
2. Gutachter: Prof. Dr. Martin S. Fischer
Zoo Berlin, Zoo Dortmund, Tiergarten Heidelberg, Münchener Tierpark Hellabrunn, Parc Zoologique et Botanique de Mulhouse, Tiergarten Nürnberg, Zoo Osnabrück

Voller Text

Zusammenfassung:

Tapire wurden bislang im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Nashörnern und Pferden bei Studien zur Kommunikation deutlich weniger beachtet. Ziel der vorliegenden Studie war es daher zu überprüfen, welche Reize Informationen für die Kommunikation bei Tapiren bergen. Zu diesem Zweck wurden die Reaktionen von Tapiren auf olfaktorische (Kotproben männlicher Tapire), akustische (Playback verschiedener Tierstimmen) und optische Reize (Plakate mit bearbeiteten Tapirsilhouetten) untersucht sowie das Pflegepersonal zur Wahrnehmung und Kommunikation bei Tapiren befragt. Die Forschungsaufenthalte fanden während der Jahre 2004, 2005 und 2006 in den Zoologischen Einrichtungen der Städte Berlin, Dortmund, Heidelberg, München, Nürnberg, Osnabrück und Mulhouse (Frankreich) statt. Insgesamt wurden 30 Individuen, davon 13 (8.5) Schabrackentapire (Tapirus indicus) und 17 (7.10) Flachlandtapire (Tapirus terrestris) in die Versuche einbezogen.

Unterschiede im Interesse der Tapire an den einzelnen Kotproben lassen auf die Perzeption geruchlicher Informationen gemäß der „Scent-Matching“- und der „Mate-Choice“-Hypothese schließen. Die Reaktionen der Tapire konnten jedoch weder mit dem Alter der Probe liefernden Tiere noch entsprechend der „Hamilton-Zuk-Hypothese“ mit deren Parasitenstatus in Zusammenhang gebracht werden. Die Playbackexperimente konnten zeigen, dass Tapire zwischen den Stimmen verschiedener Tierarten unterscheiden. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Reaktionen der Tapire in deren Phylogenese begründet liegen. Das Interesse fiel jeweils bei der eigenen Spezies, gefolgt von den nächstverwandten Arten am stärksten aus. Die Resultate des optischen Versuchs mit verschieden stark bearbeiteten Tapirsilhouetten sprechen für die Bedeutung der weißen Ohrränder als familienspezifischen Schlüsselreiz. Dieser konnte jedoch durch mehr Weiß in der Silhouette nicht verstärkt werden. Die Tapire beider Arten haben auf eine unveränderte Tapirsilhouette, gefolgt von einer Silhouette ohne Rüssel, am stärksten reagiert. Die befragten Pfleger platzierten sowohl bei der Einschätzung der Wahrnehmung von Tapiren als auch bei der Beurteilung derer Kommunikationsformen die Bedeutung der Olfaktorik und die der Akustik vor die der Optik.

Diese Dissertation hat eine solide Basis für weiterführende Studien zur Kommunikation bei im Zoo gehaltenen Tapiren geschaffen. Am Ende der Arbeit werden daher Anregungen für aufbauende Studien zur Kommunikation und Partnerwahl sowie auch für Experimente zur olfaktorischen, akustischen und optischen Lebensraumbereicherung bei Tapiren gegeben.

 Abstract:

Tapirs, unlike their relatives, rhinos and horses, have received considerably less attention in studies on communication until now. Therefore, it was the aim of this study to test which stimuli contain communicational information for tapirs. For this purpose, the reactions of tapirs on olfactory (faeces of male tapirs), acoustical (playback of different animal voices) and optical stimuli (posters with edited tapir silhouettes) were examined and the animal keepers were questioned on tapir perception and communication. Research visits took place at the zoos of Berlin, Dortmund, Heidelberg, Munich, Nuremberg, Osnabrück (Germany) and Mulhouse (France) during the years 2004, 2005 and 2006. A total of 30 individuals, thereof 13 (8 males and 5 females) Malayan tapirs (Tapirus indicus) and 17 (7 males and 10 females) Lowland tapirs (Tapirus terrestris) attended the experiments.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx