Sonntag, 24 Februar 2013 09:09

Projekte Waldrapp

Verschiedene Projekte zur Erhaltung des Waldrapps

Der Waldrapp ist eine stark bedrohte Art. Als ehemaliges Element der Fauna des Alpen- und Voralpenraums, die vom Zürcher Naturforscher und Stadtarzt Conrad GESNER vor über vier Jahrhunderten beschrieben worden ist, hat der Waldrapp für die Zoos im deutschsprachigen Raum eine besondere Bedeutung. Er wird häufig gehalten und die Zooverbände und individuellen Zoos beteiligen sich überdurchschnittlich stark am in situ-Schutz der Art. Die Nachfolgenden Informationen wurden, abgesehen von kleineren Ergänzungen, zwischen 2014 und 2016 zusammengetragen.

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Aufbau einer halbwilden Waldrapp-Kolonie in Grünau

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Zahme Waldrappen (Geronticus eremita) in Grünau © Kurt Kotrschal

Im Rahmen dieses 1997 begonnenen Projekts wurde eine halbwilde Kolonie in Grünau (Salzkammergut) aufgebaut. Vor Beginn der Zugzeit werden die Vögel in einer Voliere eingeschlossen und dann dort während des Winters gefüttert. Im Frühjahr wird die Voliere geöffnet und die Fütterung eingestellt, sodass sich die Vögel in ihrer weiteren Umgebung orientieren und ihre Nahrung selbst finden müssen. Das Projekt wird u.a. vom Alpenzoo Innsbruck und vom Tiergarten Schönbrunn unterstützt [KOTRSCHAL, 2004].

Literatur und Internetquellen:

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Aufbau einer freifliegenden Waldrappkolonie in Burghausen

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Waldrappe auf der Voliere Burghausen. Foto waldrapp-burghausen.de

Im Hinblick auf die Landesgartenschau in Burghausen in 2004 knüpft die Ortsgruppe Burghausen im Bund Naturschutz  2002 erste Kontakte zu der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau. In diesem Jahr gründet Johannes Fritz das Waldrappteam: Ziel ist u. a. die Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa mit Brutgebieten nördlich und Überwinterungsgebieten südlich der Alpen. Die Ortsgruppe arbeitet ab da mit ihm zusammen.

2005 beginnen nahrungsökologische Studien mit einer Waldrapp­gruppe auf dem Brunnen­feld bei Burghausen. 2007 erfogt die erste Handaufzucht von etwa 20 Waldrappen. 2011 brüten ab März erstmals drei Waldrapp-Paare aus einer Zookolonie  in der Voliere auf dem Brunnenfeld. Sie sollen die erstmalig zurückkehrenden Waldrappe aus dem Flugprojekt zur Brut motivieren. Leider kommt kein Waldrapp rechtzeitig zur Brut; umso größer ist die Freude, als völlig überraschend am 28. Juli Goja, ein noch nicht geschlechtsreifes Weibchen des Jahres 2009 in Burghausen ankommt. Später kommen weitere fünf junge Waldrappe selbständig über die Alpen nach Burghausen. Im August beim Rückflug über die Alpen nach Italien führt Goja einen der 2011 von Vogeleltern aufgezogenen Waldrappe mit in das Winterquartier!

2012: Fünf Waldrappe aus einer Zookolonie brüten ab Ende März auf dem Brunnen­feld. Goja, die inzwischen die Strecke schon zweimal allein geflogen ist, kommt wieder als erster Waldrapp am 2. April in Burghausen an, beginnt zu Brüten und zieht drei Küken groß. Später kommen weitere 8 selbständig ziehende Waldrappe aus Italien an, einigen wird mit einem kurzen PKW-Transfer über die höchsten Pässe geholfen.

Ende 2012/13: Mit der Genehmigung des 5-jährigen EU-Life Projektes wird der Waldrapp wieder in Mittel­europa angesiedelt.

Zu diesem Projekt haben verschiedene Zoos Vögel beigesteuert, so der Tierpark Hellabrunn 16 im Jahr 2010 und 8 im Jahr 2011 [ZEHRER, in litt.] oder der Tiergarten Schönbrunn.

 Internetquelle:

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Das EU-LIfe+Biodiversity-Migrationsprojekt

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im Rahmen des Projektes eingesetztes Ultraleichtflugzeug © Johannes Fritz

 

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Übungsflug bei Seekirchen am Wallersee © waldrappteam.at

 

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Zweite Etappe eines Alpenüberflugs © waldrappteam.at

 

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Waldrappe ziehen über Venedig © waldrappteam.at

 

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In der Toskana: Überflug über San Gimininano © waldrappteam.at

 

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Waldrappe vom Microlight-Fluggerät aus © waldrappteam.at

 

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Das Überwinterungsgebiet im WWF-Reservat "Laguna di Orbetello", wo auch viele Flamingos, Limikolen und Enten überwintern © F.Cianchi

 

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Waldrapp-Weibchen "Shorty" überwinterte zweimal in der Schweiz © NTP Goldau

 

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Waldrappe im Flug. Foto: Helena Wehner

 

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Waldrappe des Jahrgangs 2023 mit ihren Ziehmüttern und dem Fluggerät. Foto: Tiergarten Schönbrunn

VDZ, OZO, zooschweiz und Mitgliedzoos unterstützten während Jahren das "Scharnstein-Projekt" des österreichischen Waldrappteams, bei dem es darum ging, mit Hilfe handaufgezogener Waldrappe und Leichtflugzeugen eine neue Zugroute von Österreich bis in die Toskana zu etablieren (www.waldrappteam.at). Dies würde, im Erfolgsfall, die Wiederansiedlung des Waldrapps in Österreich und Bayern ermöglichen. Der Alpenzoo Innsbruck und der Tiergarten Schönbrunn stellten Jungvögel für dieses Projekt zur Verfügung [FRITZ, J., 2004, FRITZ J. et al. 2003, 2011], in dessen Rahmen acht von Leichtflugzeugen begleitete Migrationen über die Alpen durchgeführt wurden.

Seit dem Frühjahr 2013 hat sich der weltweite Bestand freilebender Waldrappe mit noch intaktem Zugverhalten auf ein einziges Individuum im Mittleren Osten reduziert. Faktisch ist der Waldrapp als Zugvogel somit ausgestorben. Das Projekt des Waldrappteams ist der erste wissenschaftlich fundierte Versuch, eine ausgerottete Zugvogelart wiederanzusiedeln. Ein erfolgreicher Projektverlauf könnte Vorbildcharakter für die Erhaltung und Ansiedlung anderer bedrohter Zugvogelarten haben.

Im August 2013 wurde daher aus dem «Scharnstein-Projekt» ein von der EU gefördertes LIFE+ Biodiversity Projekt mit acht Partnern in Österreich, Italien und Deutschland und weiteren Unterstützern, darunter zooschweiz, OZO und der Natur- und Tierpark Goldau mit dem Ziel, dass der Waldrapp bis 2019 wieder ein heimischer Zugvogel werde. Dabei sollen wieder mehr als 120 Waldrappe zwischen dem nördlichen Alpenvorland und der Toskana migrieren. Nebst der bestehenden Brutkolonie in Burghausen/Bayern wurde 2014 eine weitere Kolonie in Kuchl/Salzburg gegründet und 2017 soll eine dritte in Überlingen/Baden-Württemberg folgen. Ab 2014 sind sechs menschengeleitete Migrationen von den verschiedenen Brutgebieten in das gemeinsame Wintergebiet in der südlichen Toskana (WWF Oasi Laguna di Orbetello) geplant.

Während der zehnjährigen Vorstudie waren rund 60% der Todesfälle (ca. 50 Tiere) auf Abschüsse in Italien zurückzuführen. Aus diesem Grund beinhaltet das Projekt umfangreiche Maßnahmen um Abschüsse nachhaltig zu reduzieren.

Unterstützung wurde sowohl von großen italienischen Jagdverbänden als auch von verschiedenen Artenschutz-Organisationen zugesagt. Es ist davon auszugehen, dass es auch bei anderen bedrohten Zugvogelarten zu ähnlich hohen Verlusten durch Wilderei während der Herbstmigration kommt. Deshalb dienen wirkungsvolle Gegenmaßnahmen nicht nur der Wiederansiedlung der Waldrappe, sondern als ‚Europäischer Mehrwert‘ auch dem Schutz anderer, in zunehmender Zahl bedrohter Zugvogelarten in Europa.

Ein weiterer Schwerpunkt mit ‚Europäischem Mehrwert‘ ist ein umfassendes veterinärmedizinisches Monitoring der Waldrapp-Kolonien. Insbesondere sollen verschiedene Diagnoseverfahren verglichen und kombiniert werden. Ein weiterer Fokus betrifft die Folgen von nicht tödlichen Schrotschussverletzungen und der dadurch verursachten Bleibelastung des Vogels. Dieser Schwerpunkt wird in Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien (insbes. AO Prof. A. Scope) und anderen Partnerinstitutionen durchgeführt.

Alle Waldrappe tragen einen leichten Sender auf dem Rücken, mit dem ihre Position in Intervallen per sms gesendet wird. Seit 2016 werden neue, vom Max-Planck Institut für Ornithologie in Radolfzell (Deutschland) entwickelte, ca. 20 Gramm leichte Solarsender an Waldrappen getestet. Diese bestimmen stündlich die Position und übertragen die Daten einmal täglich auf die Internetplattform Movebank. Dort können Forscher, aber auch alle anderen Interessierten, die Flugbewegungen der betreffenden Waldrappe mitverfolgen. Dies ist insbesondere bei der aktuell stattfindenden Herbstmigration interessant. Eine Animal Tracking App ermöglicht es ab Juni jedem, einzelnen Individuen auch per Smartphone zu folgen.

Vereinzelt haben Waldrappe den Alpenbogen westlich umflogen, um in die Toskana zu gelangen. Ein Vogel, der auf dem Zug den Anschluss an sine Artgenossen verloren hatte, ist in der Schweiz geblieben und hat den Winter 2012/13 allein am Zugersee und den Winter 2014/15 im Aargau verbracht, musste aber beim zweiten Mal wegen eine Kälteeinbruchs im Februar 2015 eingefangen und im Natur- und Tierpark Goldau wieder aufgepäppelt werden. Ein weiteres Weibchen, das auf dem Zug 2015 verschwunden war, schlug sich in der Poebene und im Kanton Tessin selbständig durch, konnte dann aber 17. September 2016 von einer Mitarbeiterin des Waldrappteams eingefangen und in die Quarantänestation des Natur- und Tierparks Goldau gebracht werden [PM Natur- und Tierpark Goldau].

Die erste Projektförderung der EU lief Ende 2019 aus, konnte jedoch für einen zweiten Zeitraum von 2022-28 verlängert werden. Zwischenzeitlich musste das Team Waldrapp notwendige Gelder selbst bereitstellen und hatte dazu bei den europäischen Zoos sowie weiteren möglichen Unterstützern um Hilfe geben. Der Heidelberger Zoo hat neben anderen diesem Ersuchen um Hilfe Folge geleistet [PM Zoo Heidelberg vom 13.12.2019].

2022 übernahm der Tiergarten Schönbrunn die Projekt-Koordination. 2023 wurden die 35 Vögel nicht in die Toskana, sondern nach Andalusien geleitet, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen: Durch die wärmeren Temperaturen im Herbst treten die Vögel ihre Reise in den Süden immer später an. An den Alpenpässen finden sie dann keine geeignete Thermik mehr vor und schaffen es eventuell nicht mehr über die Pässe. Mit Andalusien als Destination würde dieses Problem umgangen [PM Tiergarten Schönbrunn vom 09.08.2023].

Von 2004 bis 2023 wurden 277 Waldrappe durch menschengeführte Migrationen ausgewildert.

 Literatur und Internetquellen:

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Aufbau einer Volierenhaltung in Marokko

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Waldrapp-Voliere in Ain Tihha-Mezguitem © H. P. Müller

Im Jahr 1999 wurde eine Kooperationsvereinbarung vom Forstwirtschaftsministerium, einem Zookonsortium aus dem deutschsprachigen Raum und anderen Beteiligten unterschrieben, mit dem Ziel, in Ain Tijja-Mezguitem, im Nord-Osten Marokkos, eine Aufzuchtstation einzurichten, dort eine ex situ Waldrapp-Population zu halten und zu züchten, um später dort aufgezogene Vögel freizulassen und eine Waldrapp Population aufzubauen, die imstande ist, in ihrer natürlichen Umgebung zu überleben [MÜLLER, H.P., 2004].

Literatur und Internetquellen:

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Bestandsstützung in Syrien

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Waldrappe aus Syrien überwintern in Äthiopien © IAGNBI (International Advisory Group for the Northern Bald Ibis

2009 unterstützten Zoos in der Schweiz und ÖsterreIch ein Projekt zum Schutz der östlichen Population. In diesem Rahmen soll mit Vögeln aus der halbwilden Population in Birecik (Türkei) die einzige bekannte wilde Brutkolonie der östlichen Population in Palmyra (Syrien) verstärkt werden. Parallel dazu laufen Abklärungen in Zusammenhang mit der Migration dieser Population in die Überwinterungsgebiete in Eritrea und Äthiopien.

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Wiederansiedlung in Andalusien

 

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Waldrappe in der Freilassungs-Versuchsphase © Proyecto eremita

 

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Frfeifliegender Waldrapp in Andalusien © Proyecto eremita

Seit 1988 wird der Waldrapp im Rahmen eines Europäischen Erhaltungszuchtprogramms gezüchtet und heute leben  rund 1000 Waldrappe in Zoos. 2003 begann der Zoologisch-Botanische Garten von Jerez in Andalusien Wiederansiedlungsmethoden zu evaluieren. 2004 wiurden die ersten Vögel unter kontrollierten Bedingungen fliegen gelassen und danach wurde eine kleine Kolonie begründet [PROYECTO EREMITA, QUEVEDO et al. 2004]. Vier Jahre später brütete ein ausgewildertes Paar erstmals im Projektgebiet. Heute leben in der Region rund 80 wilde Waldrappen.

Im Opel-Zoo Kronberg konnte die Art im Jahr 2014 erstmals in der im Herbst 2008 eröffneten, begehbaren Freiflugvoliere [KAUFFELS, 2010] nachgezogen werden und auch 2015 gab es wieder Nachwuchs. Die Jungvögel wurden an den Zoologisch-Botanischen Garten Jerez angegeben, der sie auswilderte. Einer der Vögel wurde mit einem kleinen GPS-Sender versehen, damit seine Bewegungen nachvollzogen werden können [MESO Magazin Nr. 32, 1/2016].

Literatur und Internetquellen:

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Literatur und Internetquellen (allgemein):

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Freigegeben in Ibisse und Löffler
Sonntag, 24 Februar 2013 09:07

Schneeleoparden-Schutzprojekte

Trotz eines 1,9 Millionen km² großen Verbreitungsgebietes leben heutzutage nur noch etwa 4'000 bis 5'000 Schneeleoparden  in freier Wildbahn. Die Tiere werden vor allem wegen ihres Fells gejagt, es werden jedoch auch andere Körperteile wie z.B. Knochen für medizinische Zwecke verwendet. Lebensraumverlust und die Tötung durch Bauern, deren Vieh durch die Raubtiere gerissen wird, stellen für die Schneeleoparden eine grosse Bedrohung dar.

Der 1981 gegründete Snow Leopard Trust (www.snowleopard.org) mit Sitz in Seattle hat sich die Erforschung und den Schutz dieser Großkatze auf die Fahne geschrieben und führt in China, Indien, Kirgisistan, der Mongolei und Pakistan erfolgreich Projekte zum Schutz wildlebender Schneeleoparden durch. Er ist weltweit die größte Organisation, die sich ausschließlich dem Schutz von Schneeleoparden im zentralasiatischen Hochland widmet. Ziele sind die Schaffung von Schutzgebieten in Zusammenarbeit mit Regierungen, Umweltbildung und Einbezug lokaler Gemeinden sowie die wissenschaftliche Erforschung der Tiere zur Optimierung von Schutzmaßnahmen. Diese Projekte kommen natürlich nicht nur Schneeleoparden zugute, sondern nebenbei auch den jeweiligen Ökosystemen mit all ihren schützenswerten Pflanzen- und Tierarten.

Zahlreiche Partnerorganisationen unterstützen den Snow Leopard Trust regelmäßig, Über 100 davon sind Zoologische Gärten oder zooverwandte Organisationen in Nordamerika und Europa, darunter der Zoo Basel, Zoo Dresden, Zoo Krefeld und  Zoo Magdeburg. Andere Zoos leisten Beiträge über andere Kanäle.

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Unterstützung von Bildungsmaßnahmen des Snow Leopard Trust

Zoo Magdeburg

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Kinder in Indien lernen über Schneeleoparden - Photo Snow Leppard Trust
Seit zwanzig Jahren hat die Haltung und erfolgreiche Zucht von Schneeleoparden im Magdeburger Zoo Tradition. Insgesamt erblickten in dieser Zeit 12 Jungtiere das Licht der Welt, die alle im Familienverband aufwuchsen. Der Zoo Magdeburg unterstützt zudem seit 2008 mit einer jährlichen Spende von US$ 10.000 das Natural Partnership Program des Snow Leopard Trust.

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Dr. George Schaller an einem Workshop in Indien - Photo: Snow Leopard Trust
Die finanzielle Unterstützung des Magdeburger Zoos ermöglicht die Durchführung von diversen Umweltbildungsprojekten im nordindischen Spiti Valley (Himachal Pradesh Region): Ein Kinderbuch über Schneeleoparden sowie Lehrmaterial für Lehrer wurde entworfen, gedruckt und verteilt. Zudem werden jährlich für etwa 40 Lehrer und 500 Jugendliche mitten im Lebensraum der Schneeleoparden Workshops in Zeltcamps durchgeführt.

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Installation im Zoo Magdeburg © Julia Kögler, Zoo Magdeburg
In diesen Seminaren vermitteln lokale Mitarbeiter des Snow Leopard Trust Wissenswertes über die Tiere und ihres Schutz, wodurch zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden. Um auch die Besucher des Magdeburger Zoos über das Projekt zu informieren, wurde an dem Gehege der Schneeleoparden eine speziell angefertigte Schneeleoparden-Figur installiert. Gleichzeitig machen Informationstafeln über die Bedrohung der Art aufmerksam und informieren darüber, wie sich jeder Einzelne für den Schutz der Tiere einsetzen kann.

Literatur und Internetquellen:

http://www.snowleopard.org

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Mithilfe bei der Unterstützung der Landbevölkerung durch den Snow Leopard Trust

Zoo Basel

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Knuddel-Schneeleopard © http://www.snowleopard.org
Um durch Schneeleoparden verursachte Schäden für die Landbevölkerung zu mildern, sind im Rahmen des Programms verschiedene Massnahmen getroffen worden,, wie z.B. die Schaffung einer Vieh-Versicherung für die lokalen Bauern, an der (Stand 2014) 260 Familien teilnehmen, eines Impfprogramms für 2500 Rindviehbestände oder alternative Verdienstmöglichkeiten. So vertreibt der Snow Leopard Trust Produkte, die von der lokalen Bevölkerung hergestellt wurden. An diesem „Snow Leopard Enterprises handicraft program“ beteiligen sich 350 Familien, und während des Zeitraums 2005 bis 2014 konnte für SAS-2015-05 Irbis Basel 2
Kamel-Strickwolle © http://www.snowleopard.org
diese ein Einkommen von über einer Million US-Dollars generiert werden.

Der Zoologische Garten Basel ist einer der Abnehmer des Programms und verkauft eine Auswahl der Produkte im Zolli-Shop.

Literatur und Internetquellen:

http://www.snowleopard.org

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Schneeleopardenschutz in Kirgistan

Zoo Zürich

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NABU-Ranger Gruppa Bars. Foto: NABU
In Kirgistan leben nur noch schätzungsweise 250 Schneeleoparden, die unter illegaler Bejagung leiden. Die deutsche Naturschutzorganisation NABU hat deshalb die Anti-Wilderer-Einheit Gruppa Bars geschaffen. Er bekämpft Wilderer und den illegalen Handel, und betreibt ein Rehabilitationszentrum für verletzte Wildtiere, um diese – wenn möglich – später wieder auswildern zu können. Mit seiner Umweltbildung leistet er wichtige Aufklärungsarbeit bei Viehhirten, in Schulen und des gesamten Bevölkerung.

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Dshamilja mir 2014 geborenem Jungtier © Cordula Galeffi, Zoo Zürich
Der Zoo Zürich züchtet seit Jahren im Rahmen des Europäischen Erhaltungszucht-Programmes (EEP) Schneeleoparden. Er engagierte sich massgeblich an der Etablierung dieses Erhaltungszuchtprogrammes in den europäischen Zoos. 2001 übernahm der Zoo den ersten von Gruppa Bars beschlangnahmten Schneeleoparden aus Kirgistan. Es war ein Weibchen, das als Jungtier von Wilderern in einer Falle gefangen und dabei an einem Hinterfuss verletzt worden war. 112 007 002 006 panthera uncia ZRH ZRH
Schneeleoparden (Panthera uncia) im Zoo Zürich © Zoo Zürich (Pressefoto)
Da das Bein nicht mehr gebrauchen war, bestand keine Möglichkeit, das Tier  wieder ausuwildern. Nach vorübergehender Unterbringung in einem deutschen Wildpark kam "Dshamilja" im Herbst 2001 nach Zürich und wurde in das Zuchtprogramm integriert. Bis 2014 brachte Sie fünfmal ein einzelnes Jungtier und einmal Zwillinge zur Welt. Zudem unterstützt der Zoo Zürich das Schutzprogramm des NABU finanziell und bezahlt aus seinem Naturschutzfonds  den Einsatz von Wildhütern in Kirgistan und der Mongolei.

Literatur und Internetquellen:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/schneeleopard/

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Tierart-Datenblatt: Schneeleopard (Panthera (Uncia) uncia)

Lebensraum: Zentralasiatische Gebirge

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Sonntag, 24 Februar 2013 09:07

Bartgeier - Feldprojekte

Um 1800 war die europäische Population des Bartgeiers in Süd- und Mittelauropa weit verbreitet und in allen Hochgebirgen von der Iberischen Halbinsel bis zum Kaukasus anzutreffen. Im Jahr 1855 wurde der Bartgeier in Bayern, 1900 in der Schweiz, 1906 in Österreich und 1913 auf dem italienischen Festland ausgerottet. Bis in die 1970er Jahre gab es noch ein paar Vögel auf Sardinien. In den 1980er Jahren lebten in Frankreich (Korsika und Pyrenäen) und Griechenland (einschließlich Kreta) noch  Populationen von je etwa 15 Brutpaaren, etwa 5 weitere Brutpaare im Balkan. Abgesehen von den Vögeln im Kaukasus gab es nur noch in den spanischen Pyrenäen einen lebensfähigen Bestand von etwa 50-60 Paaren.

1978 wurde deshalb das internationale Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen gegründet. Dabei sollten junge Bartgeier aus Zoos und Tierparks für die Auswilderung genutzt werden. Währenddem für die ex situ-Komponente der Europäische Zoo- und Aquarienverband mit einem Erhaltungsprogramm (EEP) verantwortlich zeichnete, oblag die internationale Koordination der Foundation for the Conservation of Bearded Vultures (FCBV), die später ihre Aktivitäten auf andere Geierarten ausdehnte und heute Vulture Conservation Foundation (VCF) genannt wird.

Im Rahmen des EEP wurden von 1978-2022 insgesamt 585 junge Bartgeier nachgezogen, von denen 343 ausgewildert wurden.

Nachdem sich das Bartgeier-Projekt in den Alpen als Erfolg erwies, wurde 2005 ein zweites Projekt in Andalusien begonnen. 2008 wurden drei junge Bartgeier aus Österreich - je einer aus Haringsee, dem Tiergarten Schönbrunn und dem Alpenzoo Innsbruck - auf Sardinien (bei Orgosolo) ausgewildert, wo die Art vor einem halben Jahrhundert ausgestorben war. Dieses Projekt scheiterte allerdings am Widerstand der lokalen Bevölkerung. 2010 kam ein weiteres Projekt in Frankreich dazu, mit dem die Alpen- und die Pyrenäenpopulation durch Populationsgründungen in den regionalen Naturparks Grands Causses, Baronnies und Vercors sowie im Cevennen-Nationalpark verbunden werden sollten. Bisher wurden insgesamt 43 Vögel ausgesetzt – 23 Vögel seit 2010 in den Baronnies und im Vercors und 20 in den Grand Causses seit 2012. Heute gibt es im Programmgebiet 3-4 territoriale Paare, genauer gesagt 2-3 in Aude und 1 in den Grands Causses. 2016 wurde der Bestand auf Korsika durch die Auswilderung von zwei Jungvögeln gestützt, 2017 und 2019 folgten je zwei weitere. 2018 wurde eine Wiederansiedlungen im Maestrazgo-Massiv in Aragonien begonnen. In Kreta konnte sich der Bestand ohne Auswilderung halten und liegt heute wieder bei 9-10 Brutpaaren.

PD - 24.02.2013; aktualisiert 30.05.2022

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Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen

Natur und Tierpark Goldau (und weitere Zoos)

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Verbreitung und Aussetzungsorte der wiederangesiedelten Alpenpopulation

 

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Junger Bartgeier (Bearded vulture, Gypaetus barbatus), unterwegs zur Auswilderung © Felix Weber, Goldau

 

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Junge Bartgeier (Bearded vulture, Gypaetus barbatus) im Aussetzungshorst, Nationalpark Hohe Tauern © Felix Weber, Goldau

 

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Bartgeiertransport (Gypaetus barbatus), Schweizerischer Nationalpark © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bartgeiertransport (Gypaetus barbatus), Hohe Tauern © Tierpark Berlin

 

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Im Tierpark Berlin gezüchteter junger Bartgeier für die Wiederansiedlung in den Hohen Tauern © Tierpark Berlin

Wichtigste Partner des länderübergreifenden Projekts in den Alpen sind die Stiftung Pro Bartgeier (Schweiz), die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, die Länderorganisationen des WWF, die IUCN, die Foundation for the Conservation of the Bearded Vulture (FCBV), die Veterinärmedizinische Universität Wien, die in Haringsee das Richard-Faust Bartgeier Zuchtzentrum betreibt, verschiedene Nationalparkverwaltungen, rund 35 EEP-Zoos, darunter Goldau, Innsbruck, Bern, Berlin-Tierpark, Berlin-Zoo, Dortmund, Dresden, Hannover, Nürnberg, Stuttgart, Wien, Wuppertal, ferner nationale Behörden und die EU-Kommission (LIFE-Projekt) [7].

Eine groß angelegte Öffentlichkeitsarbeit war nötig, um die Bevölkerung über das Projekt zu informieren. Nachdem die europäischen Zoos ein umfassendes Erhaltungszuchtprogramm (EEP) aufgebaut hatten, konnten 1986 die ersten Bartgeier in Rauris (Österreich) in die Natur entlassen werden. Weitere Freilassungen fanden in Hochsavoyen, den Alpes maritimes, Graubünden und Oberitalien statt, bis Frühjahr 2015 wurden in den Alpen insgesamt 204 Bartgeier ausgewildert sowie 8 weitere im französischen Znetralmassiv mit dem Ziel, die Alpen- und die Pyrenäenpopulation miteinander zu verbunden. Die Bartgeier fanden sich erstaunlich gut zurecht im Alpenraum. Paare bildeten sich und 1997 flog der erste in der Natur geschlüpfte Jungvogel aus seinem Horst in Hochsavoyen aus. Es folgten erfolgreiche Bruten auch in Italien, im Mercantour-Nationalpark, ab 2007 in der Schweiz und ab 2010 in Österreich. Bis zum Sommer 2022 wurden 243 Nachzuchtvögel ausgewildert und aus Wildbruten wuchsen 402 Jungvögel auf. Der Gesamtbestand an wildlebenden Vögeln umfasste über 300 Individuen [7].

Der Natur- und Tierpark Goldau wurde im März 2005 mit dem Umweltpreis des WWF Schwyz ausgezeichnet, weil er bis dahin über 2 Millionen EURO in den Bartgeierschutz investiert hatte, u..a. für ein Informationszentrum und eine Zuchtvoliere. Von 2000 bis 2016 hat der Natur- und Tierpark Goldau insgesamt 16 junge Bartgeier für die Wiederansiedlung in den Alpen Schweiz (8), Österreich (3), Italien (2) und Frankreich (1) sowie das ex-situ-Zuchtprogramm (2) zur Verfügung gestellt [7].

Der Tierpark Berlin z.B. beteiligt sich seit 1988 aktiv an dem Projekt. Von 1987-2009 schlüpften dort 31 Bartgeierküken, von denen 22 aufwuchsen. von diesen gingen 20 an das Auswilderungsprojekt. In den Alpen wurden neun dieser Vögel freigelassen [1]. Vom Zoo Hannover kamen von 1998-2008 sechs Jungvögel [2]. Für die Wiederansiedlung in den Alpen wurden weitere Jungvögel zur Verfügung gestellt von u.a. Alpenzoo Innsbruck, Zoo Dortmund und Zoo Wuppertal. Im Jahr 2011 leistete der VdZ einen Beitrag von 10'000 € an das Projekt.

Am 13. Juni 2010 wurden erstmals drei Bartgeier in den Schweizer Nordalpen, im St. Gallischen Calfeisental, ausgewildert, am 11. Juni 2011 folgten drei weitere Jungvögel. Einer der 2010 freigelassenen Vögel unternahm im Juni 2011 eine Exkursion nach Nordfrankreich, Belgien und den Niederlanden, von wo er unversehrt wieder zurückkehrte. Bis 2014 wurden insgesamt 12 Vögel ausgewildert, womit dieses Teilprojekt abgeschlossen wurde. Ab 2015 wurden Jungvögel im eidgenössischen Wildschutzgebiet Hutstock im Kanton Obwalden ausgewildert [5].

Stand 2022 gab es im Alpenraum 64 Brutpaare, davon lebten 26 in der Schweiz, 20 in Frankreich, 14 in Italien und 4 in Österreich  [5].

 

Literatur und Internetquellen

  1. KAISER, M. (2009)
  2. PAGEL, T. (2012)
  3. ROBIN, K., MÜLLER, J.P. & PACHLATKO, T. (2003)
  4. ROBIN, K., MÜLLER, J.P., PACHLATKO, T. & BUCHLI, C. (2004)
  5. STIFTUNG PRO BARTGEIER
  6. VULTURE CONSERVATION FOUNDATION
  7. DOLLINGER, P. (2021)

PD - 24.02.2013; aktualisiert 2019

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Bartgeier in Andalusien

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Bartgeiertransport in Andalusien © Tierpark Berlin

Das Projekt wurde im Jahr 1996 gestartet. Von 2005 bis im Sommer 2021 waren 71 Bartgeier in Andalusien ausgewildert worden und der sktuelle Bestand lag bei 43 Vögeln. 2014 gab es die erste Nachzucht im Freiland. Bis 2019 hatten sich drei Brutpaare etabliert [3].

Das im Jahr 2009 im Tierpark Berlin geschlüpfte Weibchen BG 596 wurde zur Freilassung im Nationalpark Sierra de Cazorla in Andalusien ausgewählt. Zuvor waren bereits 3 Jungvögel im Jahr 2006, 2 in 2007 und 4 in 2008 im Rahmen dieses neuen Langzeitprojekts ausgewildert worden [2].

2013 wurden zwei im Tierpark Berlin und im Tiergarten Nürnberg gezogene männliche Jungvögel in Andalusien ausgewildert [1].

Literatur und Internetquellen

  1. FREY, H. & LLOPIS, A. (2014)Bartgeier-EEP, Jahresbericht 2014. VCF, Zürich.
  2. KAISER, M. (2009)
  3. http://www.4vultures.org

PD - 05.06.2014; 30.05.2022 aktualisiert

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Tierart-Datenblatt: Bartgeier

Lebensraum: Gebirge in Europa, Gebirge in Asien

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Freigegeben in Habichtartige
Montag, 21 Januar 2013 17:38

STREIT, B. (2007)

Was ist Biodiversität? - Erforschung, Schutz und Wert biologischer Vielfalt.

Beck'sche Reihe 2417. München: C. H. Beck Wissen. ISBN 978-3-406-53617-5. 125 S., 18 cm, kart. Preis (2010) EUR 8.95, sfr 16.50. 

Verlagstext:

Was bedeutet Biodiversität, und warum ist sie so wichtig für uns? Wie können wir das Verbliebene schützen? Anhand aktueller Zahlen und neuester Erkenntnisse erläutert der Band das Wesen der biologischen Vielfalt. Er informiert über den Stand der wissenschaftlichen Forschung, erläutert Abkommen und Massnahmen für eine nachhaltige Biodiversitätsstrategie und formuliert Chancen, Probleme und vor uns liegende Aufgaben.

21.01.2013 - 1'314

Freigegeben in S
Montag, 21 Januar 2013 14:51

Projekt Storch Schweiz

 

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Storchenpaar auf Dachhorst in Altreu © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Baumhorste im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jungstörche im Horst im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Baumhorste im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Störche auf Horst im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

1948 initiierte der Solothurner Lehrer Max Bloesch ein Programm für die Wiederansiedlung des Weißstorchs, wozu er in Altreu bei Solothurn eine Storchenstation gründete, die er mit Störchen aus Algerien bevölkerte. 1960 kam es zur ersten Freibrut in Altreu, ab 1966 wurden weitere Storchenstationen gegründet, und 2019 gab es in der Schweiz wieder 566 Storchen-Brutpaare, wovon 394 Junge aufzogen. Zoologische Gärten spielen eine bedeutende Rolle für den Erfolg des Wiederansiedlungsprogramms.

Im Jahr 1977 gesellte sich ein wildes Storchenpaar aus dem Wiederansiedlungsprogramm zu den kupierten Störchen des Tierparks Lange Erlen in Basel, baute einen Horst auf einem Baum und zog erfolgreich zwei Junge groß. 1979 tauchte das erste wilde Brutpaar im damaligen Vogelpark Silberweide in Mönchaltorf bei Zürich auf, 1982 geschah dasselbe im Zoo Basel und 1992 schließlich im Zoo Zürich. Die Parklandschaften der Zoos mit ihren zahlreichen hohen, alten Bäumen erwies sich als ideales Brutgebiet, die Störche bedienten sich mit Futter, das ihren Zoovettern angeboten wurde, und fanden problemlos weitere Futterquellen auf umliegendem Landwirtschaftsgebiet. 

Bis zum Jahr 2022 wuchsen die Storchenkolonien in den Zoos auf bis zu 42 Paaren im Zoo Basel, bis zu 30 in den Langen Erlen und bis zu 22 Paaren im Zoo Zürich. Alles in allem waren bis dahin mehr als 1'380 Jungstörche im Zoo Basel, mehr als 741 in den Langen Erlen und mehr als 540 im Zoo Zürich ausgeflogen. Weitere regelmäßig besetzte Horste befinden sich bei Knie's Kinderzoo in Rapperswil und im ehemaligen Tierpark Silberweide bei Mönchaltorf ZH, ferner im grenznahen Vogelpark Steinen bei Lörrach, im Tierpark Mundenhof in Freiburg im Breisgau und im Zoo Mülhausen im Elsass. 

Der Bruterfolg in den Zoos ist deutlich höher als der schweizerische Durchschnitt, was zumindest teilweise auf das günstige Klima der in der Oberrheinischen Tiefebene gelegenen Stadt Basel bedingt ist. 

Die Zoos verzichten mittlerweile darauf, Störche flugunfähig zu machen und es wird ihnen auch kein Futter mehr angeboten. Ein hoher Prozentsatz der Vögel wandert auf der Westroute bis Spanien und Nordafrika, relativ wenige setzen den Flug über die Sahara bis nach Westafrika fort. So konnte z.B. ein im Juni 2015 besenderter Jungstorch bis nach Timbuktu (Mali) verfolgt werden, wo der Sender am 17. Oktober 2015 verstummte.

Die Storchenstation Altreu, in der zeitweilig auch Waldrappen und Schwarzstörche gehalten wurden, wurde mittlerweile zu einem Informationszentrum umgebaut. 2022 nisteten auf den Dächern des Weilers Altreu 59 Brutpaare, die zusammen 118 Jungvögel hochbrachten.

Literatur:

  1. BLOESCH, M. (1990)
  2. Jahresberichte von Storch Schweiz - Cigogne suisse

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Montag, 21 Januar 2013 14:49

Was lebt in der Benjeshecke?

 

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Noch kahle Benjeshecke im Kängurugehege des Tierparks Hellabrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Das nach dem Landschaftsgärtner Hermann Benjes benannte Benjesheckensystem (aus Ästen, Zweigen und Gestrüpp aufgeschichtete Barrieren) wurde 1991 erstmals in einem Zoo im Tierpark Hellabrunn eingeführt. Es hat sich als Flurbelebungskonzept und als strukturelle Bereicherung im Sinne einer Haltungsoptimierung bestens bewährt. Wegbereiter für die nicht unterpflanzte Hecke ist die Brennnessel vermutlich als Humusfänger und Biodünger, der eine Vielzahl von diversen Kräutern, Feldgehölzen und Bäumen folgen. Einen schnellen Erfolg bringt das Unterpflanzen mit früchtetragenden Sträuchern  und Bäumen (Heckenrose, Vogelbeere, Holunder, Kornelkirsche etc.). Wichtig ist dann die ständige Kontrolle und Abdeckung des Wurzelbereiches, um dort den Verbiss zu vermeiden.

Benjeshecken sind ein ebenso umweltfreundliches wie kostenloses Mittel, das im Besucherbereich anstatt hässlicher Zäune als Wegebegrenzung eingesetzt werden kann.

Das Benjesheckensystem empfiehlt sich innerhalb wie außerhalb von Gehegen zum nachhaltigen Schutz einheimischer Arten, z.B. von Ringelnatter, Mauswiesel, Zaunkönig, Bockkäfer. In Hellabrunn hat es entscheidend zur Nachzucht von freifliegenden Eisvögeln und zum Wachstum der Bestände von Ringelnatter, Mauswiesel und Zaunkönig beigetragen.

Darüber, wie Benjeshecken angelegt werden, gibt es im Internet zahlreiche Anleitungen.

Literatur:

  1. HALLER-PROBST, M. & WIESNER, H. (1999)

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Freigegeben in Heckenpflanzen
Montag, 21 Januar 2013 14:48

Wilde Gäste im Zoo Basel

Zoo Basel -
Tiere zwischen den Gehegen

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Wo immer möglich werden Gehege im Zoo Basel so gestaltet, dass sie auch Lebensraum für einheimische Arten bieten. Hier im Gehege für Flusspferde, Zebraus und Strauße @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gepardengehege im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Freiflieger zu Besuch bei den Kormoranen: Weißstorch (Ciconia ciconia) und Graureiher (Ardea cinerea) @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Wildlebende Weißstörche (Ciconia ciconia) am Horst. 2023 wuchsen im Zoo Basel über 90 Storchenjunge heran @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Wildlebender Graureiher (Ardea cinera) im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Stockente (Anas platyrhynchos), wildlebender Erpel im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Teichhühner (Gallinula chloropus) im Absperrgraben des Somaliesel-Geheges @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

 

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Lachmöwen (Larus (= Chroicocephalus) ridibundus) bei den Rosaflamingos @ Peter Dollinger, Zoo Ofice Bern

Mit seinen Gehegen und insbesondere den naturnah gestalteten Flächen, in welche die einzelnen Anlagen eingebettet sind, bietet der Zoo vielfältige Lebensräume für wildlebende Kleintiere und Pflanzen an. Diese Organismen werden aber kaum wahrgenommen und ihre Artenzahl war bisher weitgehend unbekannt. Um die Kenntnisse über das Vorkommen der eher unscheinbaren Tiere und Pflanzen im Basler Zoo zu verbessern, erfasste vor einigen Jahren ein Team bestehend aus 48 Zoologen und Botanikern die Artenvielfalt der zwischen den Gehegen lebenden Organismen in einer drei Jahre dauernden Studie.

Das Ergebnis erstaunt selbst die Fachleute: 3'110 Arten von freilebenden Pflanzen, Pilzen und Tieren, einschließlich Insekten, Würmer, Schnecken, Spinnen, Asseln, Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren mit Fledermäusen, wurden zwischen den Gehegen im Zoo Basel gefunden. So wurden unter anderen 134 verschiedene Arten von Moosen, 91 Flechten-, 15 Regenwurm-, 45 Springschwanz-, rund 300 Käfer-, 147 Schmetterlings- und 96 Vogelarten im Zoogelände nachgewiesen. Die gesamte Artenvielfalt der Schweiz wird auf 70'000 Arten geschätzt. Nach dem momentanen Stand der Kenntnisse sind somit 6-8 % der in der Schweiz vorkommenden Arten allein im 11,6 ha großen Areal des Basler Zoos zu finden. Ein Vergleich der vorgefundenen Artenvielfalt mit derjenigen anderer Stadtparks oder Zoologischer Gärten ist kaum möglich, aus dem einfachen Grunde, weil derartig umfassende Studien bisher in keinem Stadtpark durchgeführt worden sind. Entsprechende Angaben gibt es lediglich für Pflanzen und einzelne Tiergruppen. Die im Basler Zoo nachgewiesene Vielfalt an freilebenden Tieren wurde aber in keinem anderen Stadtpark auch nur annähernd erreicht.

Naturnahe Gartenpflege

Verschiedene Gründe dürften für die außergewöhnlich reiche Artenvielfalt verantwortlich sein. Bei der Gründung im Jahre 1874 bestand ein Teil des heutigen Zoogeländes aus einem Auen-ähnlichen Wald. Durch schonende Gartenpflege konnten sich viele an Waldstrukturen angepasste Arten halten. Das Ufer des Birsigs ermöglicht weiterhin die Ein- und Auswanderung für gewisse Tierarten und die Böschung der Elsässerbahn stellt eine Verbindung zu offenen, trockenen Lebensräumen dar. Das kleinräumige Mosaik von verschiedenen Substraten, Strukturen und Lebensraumbedingungen erlaubt ein Nebeneinander von zahlreichen Arten auf kleinstem Raum. Auch der langjährige weitestgehende Verzicht auf Herbizide und Insektizide dürfte wesentlich zur hohen Artenvielfalt beitragen. Zudem wurden bei der Neu- und Umgestaltung von Anlagen immer wieder Pionierlebensräume geschaffen.

Seltene und gefährdete Arten

Von den insgesamt 3'110 im Zoo Basel festgestellten Arten wurden 31 Arten zum ersten Mal in der Schweiz gefunden. Bei diesen Erstnachweisen handelt es sich hauptsächlich um Vertreter von bisher in der Schweiz unzureichend bearbeiteten Gruppen (Springschwänze, Blattläuse, Zikaden). Interessanterweise beherbergt der Zoo auch zahlreiche gefährdete Tiere zwischen den Gehegen: 113 der freilebenden Arten sind in einer der nationalen Roten Listen aufgeführt. Dies weist auf den hohen Naturschutzwert des Gartens hin. Unbeabsichtigte Einschleppungen von Pflanzenparasiten (Pilze und Insekten) mit exotischen Zierpflanzen konnten hingegen nur in drei Fällen dokumentiert werden.

Mangel an Fachleuten

Diese weltweit bemerkenswerte Pionierarbeit konnte nur dank der engen Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Universität Basel, der Entomologischen Gesellschaft Basel, des Naturhistorischen Museums und vom Zoo Basel durchgeführt werden. Durch den Beizug externer Fachleuten konnten weitere Gruppen bearbeitet werden, aber noch lange nicht alle. Bei einigen Tiergruppen konnten die Arten wegen des Fehlens von Fachleuten nicht bestimmt werden. Der Grund dafür ist die veränderte Prioritätensetzung in der Biologie-Ausbildung an den Schweizer und ausländischen Universitäten: Mit wenigen Ausnahmen gibt es kaum mehr eine gründliche Ausbildung in den Fachbereichen Taxonomie und Systematik, wie dies exemplarisch in Bayern dokumentiert wurde. Mit Blick auf den weltweiten Schutz der Biodiversität und ihre nachhaltige Nutzung sowie auf die fortschreitende Klimaerwärmung sind biosystematische und taxonomische Kenntnisse aber von entscheidender Bedeutung.

Die effektiv im Zoo Basel vorhandene Artenvielfalt dürfte bedeutend größer sein als die 3'110 nachgewiesenen Arten. Geschätzt wurde, dass mindestens 5'500 freilebende Tier- und Pflanzenarten im Basler Zoo beheimatet sind. Dies bedeutet, dass neben den "offiziellen" 551 Zootierarten (Zoo-Artenliste von 31.12.2022) zehnmal so viele wildlebende Arten im Zoogelände vorkommen. Der Zoo Basel fördert mit gezielten Massnahmen diese Artenvielfalt. Nistkästen bieten Vögeln zusätzliche Brutplätze, blühende Flächen versorgen Nektar suchende Insekten mit Nahrung und schädliche Neophyten werden entfernt.

Literatur:

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21.03.2013 - 1060

Freigegeben in Lebensraum Zoo
Montag, 21 Januar 2013 14:46

Tiergarten Nürnberg und der Reichswald

Im Jahr 1992 verabschiedete die Europäische Gemeinschaft die Richtlinie 92/43/EWG "Flora-Fauna-Habitat"; in deren Anhängen diejenigen seltenen Tier- und Pflanzenarten sowie bedrohten Lebensraumtypen genannt werden, für welche die Mitgliedstaaten Schutzgebiete (FFH-Gebiete) ausweisen müssen. Zusammen mit der bereits 1979 erlassenen Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) und ihren Vogelschutzgebieten (SPA-Gebiete) bilden sie das Projekt "Natura 2000" - ein länderübergreifendes Netz von Schutzgebieten.
        
In diesem Zusammenhang starteten 2006 starteten die Ämter für Landwirtschaft und Forsten Roth und Fürth die Managementplanung für ein Fauna- Flora- Habitat- Gebiet (FFH) "Tiergarten Nürnberg mit Schmausenbuck". Die Auftaktveranstaltung fand im Naturkundehaus des Tiergartens statt.

Beim insgesamt 613 ha großen FFH-Gebiet Tiergarten Nürnberg mit Schmausenbuck handelt es sich überwiegend um einen mit alten Eichen durchsetzten Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) von hohem ökologischem Wert (Waldanteil 93%). Namensgebend und typisch für diesen Lebensraum ist in der Krautschicht die Weiße Hainsimse (Luzula luzuloides), ein eher unscheinbares Sauergras mit weißlichem Blütenstand. Charakteristische Pflanzenarten sind Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) und Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa).

Ein kleiner Teil des Schutzgebiets wird von Erlen-Eschen-Auenwäldern (Alno-Padion) mit Schwarzerle (Alnus glutinosa) und Esche (Fraxinus excelsior) eingenommen. Charakterart in der Krautschicht ist die Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum). Der Wald kann allgemein sehr artenreich sein, so kommen als typische Begleiter der Hain-Sternmiere in der Krautschicht fast immer Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Scharbockskraut (Ficaria verna), Moschuskraut (Adoxa moschatellina), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Große Brennnessel (Urtica dioica) und Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus) sowie die Süßgräser Phalaris arudinacea und Elymus caninus hinzu.  Über basenreichem Untergrund wachsen in der Krautschicht immer auch Arten der frischen Waldmeister-Buchenwälder wie Bärlauch (Allium ursinum), Bingelkraut (Mercuralis perennis) oder Ähriges Christophskraut (Actaea spicata).

Die Baumhöhlen der alten Eichen bilden Quartiere für besonders gefährdete waldbewohnende Fledermausarten. So kann man hier neben der FFH-Art Bechsteinfledermaus auch das Braune Langohr, Wasser- und Fransenfledermaus sowie die erst 1996 als eigene Art entdeckte Mückenfledermaus entdecken. Mit viel Glück kann man neben der FFH-Art Hirschkäfer auch den fast schon ausgestorbenen Juchtenkäfer, auch Eremit genannt, beobachten, der in den Mulmhöhlen sehr alter Laubbäume lebt.

Eine Vielzahl anderer Insekten sowie Vögel (v.a. Spechte, Eulen und andere Höhlenbrüter) und viele Pilzarten sind ebenfalls auf den Strukturreichtum des Gebietes mit einem hohen Anteil alter und abgestorbener Bäume angewiesen. Die Offenlandbereiche werden im Wesentlichen von den ehemaligen Sandsteinbrüchen der Stadt Nürnberg geprägt, in denen jetzt ein Großteil der Freilandgehege des Tiergartens untergebracht ist und an derfen Wänden z. B. Hasenlattich (Prenanthes purpurea) und Hexenkraut (Circaea lutetiana) gedeihen.

Literatur und Internetquellen:

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:55

HEDIGER, H. (1973)

Bedeutung und Aufgaben der Zoologischen Gärten.

Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, 118: 319-328.

Auszug:

Es kann niemals Aufgabe der Zoologischen Gärten sein, vollständige «Sammlungen» bestimmter Tiergruppen zu zeigen. Das anzustreben, müssen wir eindeutig den Museen überlassen. Selbst diesen, die nicht mit den grossen Risiken lebender Tiere zu rechnen haben, kann das nur ausnahmsweise gelingen. Die Aufgabe der Zoologischen Gärten liegt vielmehr darin, aus der verwirrenden Fülle des Tierreiches Vertreter einiger repräsenta-tiver Gruppen auszuwählen und sie in genügender Individuen-zahl in möglichst naturnahen Territorien zu halten, und zwar so, dass diese Natur-Ausschnitte nicht nur dem Tier alles bie-ten, was es zur Lebensentfaltung braucht, sondern dass die Ge-samtheit dieser Biotope auch dem betrachtenden Menschen als Erholungsraum dient.

Im Zürcher Zoo stellt das Kleine Affenhaus ein bescheidenes Beispiel dieser Bemühungen dar. Anstelle der vielen Einzelkäfige in der Grösse von Telefonkabinen wurden wenige, dafür grössere Räume eingebaut. Einzelne Segmente wurden sogar für Pflanzen geopfert; doch ist das nur ein erster Schritt in der Richtung biologischer Tierhaltung - und es war kein leichter Schritt. Pflanzen sind im Zoo übrigens zuverlässige Kontrolleu-re des biologischen Mikroklimas.

In der Tat haben die Zoologischen Gärten, ich meine Institutionen, welche diese Bezeichnung für sich überhaupt in Anspruch nehmen dürfen (nicht jede Anhäufung von Tieren ist ein Zoo), in dieser Beziehung wesentliche Fortschritte gemacht. Aus kerkerartigen, eisenstangenstarrenden Käfigen für neuroti-sierte Einzeltiere sind künstliche, aber naturnahe Territorien für gesunde Tierfamilien oder -herden geworden, denen nichts Wesentliches fehlt, denen sogar noch etwas Zusätzliches geboten wird, nämlich Schutz vor Hunger und Durst, Schutz vor ihren Feinden, vor Parasiten und Krankheiten, Schutz auch vor den Elementen wie Überschwemmungen, extremer Trockenheit, Wald- und Steppenbränden usw. Der heutige Zoobesucher sieht nicht mehr bedauernswerte Tiere, welche der Museumsreife entgegenvegetieren, sondern - ich wage diese Bezeichnung - zufriedene, glückliche soziale Einheiten, die sich nicht mehr als Gefangene, sondern nachweisbar als Grundbesitzer, d. h. als Territoriumsbesitzer fühlen, wie ich das an anderer Stelle ausführlich dargetan habe.

Man kann als Zoodirektor - auch das wage ich heute zu behaupten - ein gutes Gewissen haben nicht nur gegenüber dem Tier, sondern auch gegenüber dem Menschen. Denn auch dieser, besonders der Grossstadt-Mensch, braucht heute den Zoo – er ist zu einem notwendigen Teil des Grossstadt-Biotopes geworden und steht im eigentlichen Sinne im Dienste der Psychohygiene des modernen Menschen.

Wenn ich heute versuchen soll, die Aufgaben der Zoologischen Gärten zu umschreiben, so bleibt es m. E. im wesentlichen bei dem, was ich schon oft ausgeführt habe:

  1. Ein Zoo muss der Bevölkerung als Erholungsraum dienen. Er bildet einen psychohygienisch höchst wichtigen Bestandteil des menschlichen Grossstadt-Biotopes.
  2. Er hat die volkstümliche Belehrung des breiten Publikums zu fördern. Der europäische Fischotter wird nur deswegen ausgerottet, weil Generationen von uns eingehämmert worden ist, der Fischotter sei der schlimmste Feind der Fischerei, was nachweislich falsch ist. Ebenso falsch war z. B. die sogar von angeblichen Experten verbreitete Meinung, der Fuchs spiele für die Dezimierung von Mäusen und Ratten keine Rolle oder die millionenweise Vernichtung von Obstbäumen sei für die insektenvertilgenden Singvögel belanglos.
  3. Ein Zoo hat seinen Tierbestand auch wissenschaftlich auszuwerten und sich an der Forschung aktiv zu beteiligen, und zwar nicht nur hinsichtlich der Rezepte für die optimale Haltung und Züchtung bestimmter bevorzugter Arten, sondern auch im Hinblick auf die weitreichenden Folgen der «Umkehr des Lebensraumes», d. h. der noch viel zu wenig beachteten Tatsache, dass die Wildtiere aus ihren ursprünglichen Biotopen durch die fortschreitende Technik immer mehr verdrängt werden, in immer grösse-rer Zahl aber in den Metropolen in Neo-Biotopen und Parkarealen gehalten werden.
  4. Der Zoo muss sich in den Dienst des Naturschutzes stellen, u. a. auch durch Asylgewährung an bedrohte Tierarten und deren Wiedereinbürgerung.

Mit anderen Worten, der Zoo - jeder Zoo - muss sich nach den Forderungen der Tiergarten-Biologie ausrichten. Diese liefert einerseits die wissenschaftlichen Grundlagen für die optimale und sinngemässe Haltung von Wildtieren in menschlicher Ob-hut und erforscht andererseits die besonderen biologischen Gesetzmässigkeiten, die sich aus dieser TierhaItung für Tier und Mensch ergeben.

Ich glaube, in der Erfüllung dieser grossen, doppelten Aufgabe liegt heute - und vielleicht auch morgen - die Bedeutung der Zoologischen Gärten.

 

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Sonntag, 06 Januar 2013 08:59

HEDIGER, H. (1931)

Zoologische Gärten und Naturschutz.

Schweiz. Blätter für Naturschutz 6: 97-105.

Auszug:

Tiergärten und Naturschutzbestrebungen sind in Wirklichkeit keine Gegensätze, vielmehr gehören die Tiergärten mit zu den wertvollsten Helfern und Hilfsmitteln des neuzeitlichen Naturschutzes. Sie sind nicht nur letzte Asyle für manche im Freien schon ausgestorbene Tierart und Erholungsstätten für stark gefährdete Arten, sondern mancher Tiergartenleiter ist als Naturschützer bahnbrechend hervorgetreten. – und vor allem sind die Tiergärten Anschauungs- und Bildungszentren, in denen das Verständnis für das Tier, das Interesse am Tier und die echte gesunde Liebe zum Tier gemehrt wer-den. Diese vom Tiergarten ausgehende Breiten- und Tiefenwirkung stellt eine ebenso unentbehrliche wie fruchtbare Voraussetzung für alle Naturschutzbestrebungen dar. Tierschutz im Sinne von Schutz des freilebenden Tieres  ist nur denkbar bei gleichzeitigem Schutz des tierlichen Wohnraumes, also auch der Pflanzenwelt, des Geländes . Der Schutz des freilebenden Tieres ist daher gewissermassen Naturschutz in höchster Potenz.

...

Von allen Hilfsmitteln, die für das Verständnis und den Schutz des Tieres, und damit der Natur, zu werben vermögen, ist wohl das Tier selber, das lebendige Tier, das wirksamste. Es kann dem breiten Publikum nur im Tiergarten aus nächster Nähe vertraut gemacht werden. Und es muss aus der Nähe wirken, damit es zu jenem Kontakt zwischen Tier und Mensch kommt, der die Grundlage für die er-strebten positiven Beziehungen schafft. Keine noch so meisterhafte Schilderung, kein  noch so vor-treffliches Bild vermag dabei so viel zu leisten, wie die lebendige Tierpersönlichkeit, das Geschöpf aus Fleisch und Blut.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx