Donnerstag, 14 Juni 2018 12:50

KILIC, A. (1993)

Zur Ethologie des Mönchsgeiers.

Dissertation

Zoologisches Institut der Universität Innsbruck
Betreuer: Dr. E. Thaler, Alpenzoo Innsbruck und Universität Innsbruck
Verschiedene Zoos und Tierpärke in Österreich

Zusammenfassung:

Für diese Arbeit wurden 4 Mönchsgeierpaare (im Alpenzoo Innsbruck, im Tiergarten Schönbrunn- Wien, in der Zuchtstation Fuchsenbigl - Niederösterreich und im Cumberland Wildpark - Grünau im Almtal - Oberösterreich) drei Jahre lang (1990,1991,1992) beobachtet. Der Mönchs- oder Kuttengeier Aegypius monachus L. ist ein Altweltgeier. Er lebt in Europa nur noch in Spanien, auf Mallorca, in Griechenland und in der Türkei und seine Population ist begrenzt (ANON. 1990, ANON. 1991, GENSB0L/THIEDE 1991, HALLMANN 1985, HANDRINOS 1985, KASPAREK 1992). Älteste historische Hinweise zum Mönchsgeier lieferten Ausgrabungen von Catal Höyük (Türkei) im Jahr 1967. Catal Höyük ist eine neolithische Stadt, in der vor 8000 Jahren Geier zum Beseitigen der Leichen eingesetzt wurden (RÜHLMANN 1965, SCHÜTZ & KÖNIG 1973)-
Um stark bedrohte Mönchsgeierbestände in ihr im vorigen Jahrhundert vorhandenes Verbreitungsgebiet im Mittelmeerraum wiedereinzusetzen, gibt es eine internationale Zusammenarbeit, an der unter dem Namen „Black Vulture Conservation Fundation" (BVCF), gegründet im September 1986, zahlreiche Naturschutzorganisationen teilhaben. Als Ort zur Freilassung wurde Mallorca gewählt. 1992 ist in Frankreich ein weiteres Projekt durchgeführt worden.
In Innsbruck setzt sich das m schon ab Januar bei schönem Wetter - wie bei der Bebrütung (etwas höher) - auf den Horst, um w anzulocken. m und w sind unruhiger und aktiver in der Balzzeit (Februar bis Mitte März). Die Mönchsgeier beginnen einen Monat vor der Eiablage zu kopulieren. Den Horstbau besorgen m und w, dabei ist das m in Innsbruck noch aktiver. Beide Partner möchten „gerne" brüten, aber es ist beim m „extrem". Im allgemeinen ist das „Niedrigsitzen" typisch für das m. Das Ei wird normalerweise nie verlassen, aber es kann bei Brutablösung und Eiwende 1-2 Min. nicht bedeckt sein. Zur Brutablösung benützt der von außen kommende Vogel ein „Geschenk", d.h. Horstmaterial.
Die Mönchsgeier bebrüten 52-54 Tage ( FAUST, R. & 1.1964, FISCHER 1974). Im Tiergarten Schönbrunn wurde ein 3 tägiges Junges bis zum 10. Lebenstag mit der Hand aufgezogen, dann zu seinen Eltern zurückgegeben und mit Hilfe eines Monitors beobachtet. Ein anderes Junges wurde ab dem 8. Lebenstag bis zum 113. Lebenstag im Cumberland Wildpark beobachtet. Das Junge ist mit weißen Dunen bekleidet. Erste Reaktionen auf Licht, Bewegung, Stimme zeigte das Junge am 4., 5. Lebenstag. Es machte erstmals am 4. Lebenstag Gefiederpflege. Das Junge beginnt am 17. Lebenstag auf den Fersen zu sitzen, am 30. Lebenstag auf offenen Füßen zu stehen. Flugübungen wurden am 41. Lebenstag beobachtet. Zu ersten Konflikten mit den Eltern kam es am 26. Lebenstag. Ab dem 53. Lebenstag zeigte es Imponierverhalten. Das Junge verließ den Horst am 110. Lebenstag. Die Mönchsgeierpaare sind das ganze Jahr hindurch sozial. Sie tragen zu jeder Jahreszeit Material zum Horst.Sie verständigen sich durch Begrüßung, wobei sie ihre Schnäbel einsetzen. Jeder Mönchsgeier hat andere, eigene Besonderheiten; dieses Individualverhalten ist sehr stark ausgeprägt und muß bei der Interpretation verschiedener Verhaltensabläufe berücksichtigt werden. Am Hudern zeigen beide großes Interesse. Hier lassen sich jedoch bei den verschiedenen Paaren unterschiedliche Eigenschaften feststellen.So füttert z.B. im Cumberland Wildpark das m öfters, dagegen bekommt das Junge im Tiergarten Schönbrunn vom w mehr Futter.
Beide nehmen bei der Fütterung Futter vom Schnabel des/der Partner/s/in. Das Junge wird einen Monat lang intensiv gehudert. Die Vögel benutzen Material zur I Luderablösung als „Geschenk".Nur das w zeigt Verteidigungshaltung gegen die Pfleger. Das m ist immer schwächer als die Partnerin.
Das Junge hat zwei Arten der Vokalisation: Betteln und Unmutslaute. Manchmal kann man auch „Zwischenlaute" und Wohlbehagenslaute hören.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx