Donnerstag, 14 Juni 2018 07:22

LUEDICKE, T. (2005)

Chronoethologie und Environmental Enrichment in der Tiergartenbiologie und die Anwendung in der Haltung des Karpatischen Luches (Lynx lynx carpathicus).

Chronoethology and environmental enrichment in zoos and the use in husbandry of Carpathian Lynxes (Lynx lynx carpathicus).

Diplomarbeit

95 Seiten

Neurobiologie Circadianer Rhythmen, Prof. Dr. G. Fleissner
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Opel-Zoo Kronberg

Zusammenfassung:

Das Ziel der Diplomarbeit war es die Nutzung des Geheges in Verbindung mit dem Aktivitätsrhythmus von Luchsen in Menschenobhut und die Bedeutung chronoethologischer Methoden. Insgesamt vier adulte Luchse (1.3) im Opel-Zoo wurden kontinuierlich über 61 Tage beobachtet.
Die Aktivitätsrhythmen wurden über 24 Stunden registriert, mittels direkter Beobachtungen und indirekt über infrarot Zeitraffer-Videoaufnahmen. Ein Ziel war es die Phase der erhöhten Aktivität der Luchse in auf den Tag zu verschieben. Durch die Anwendung von Maßnahmen zum environmental enrichment sollte das typische Verhalten von Luchsen bereichern. Der Einfluss von externen Faktoren (Besucher, Pfleger, Wetter) wurde ebenfalls untersucht. Im ersten Teil der Studie wurden die circadianen Rhythmen der Luchse aufgenommen und im zweiten Teil wurden die Fütterungszeiten von morgens auf nachmittags verlegt. Die Hypothese war, dass die Tiere ebenfalls ihre Aktivitätsphase verlagern und die Besucher somit eine größere Chance hätten die Luchse auch zu sehen. Im letzten Teil der Studie wurden Maßnahmen zum environmental enrichment angewendet und ausgewertet.

Ein Vergleich der verschiedenen Verhaltenskategorien zeigte, dass die Tiere sich über einen 24 Stunden Tag im Verhalten gleichen. Eine erhöhte Aktivität vor der Fütterung war bei allen Luchsen gleich und kann als Antizipation der Fütterung bezeichnet werden. Das Tagesmuster im Verhalten änderte sich mit der Verschiebung der Fütterungszeiten. Die Luchse verschoben nicht nur einen Teil ihrer Aktivität in den Tag kurz vor der Fütterung, sondern teilten ihren nächtlichen Aktivitätspeak des vorher monopasischen Rhythmus in zwei Aktivitätspeaks, einen höheren in den frühen Morgenstunden und einen zweiten kleineren am Nachmittag. Dieser biphasische Rhythmus ist typisch für diurnale Tiere. Die tägliche Fütterung gilt vermutlich als Zeitgeber. Environmental enrichment wurde durch die Anwendung von fressbaren und nicht fressbaren Gegenständen erreicht. Die Tiere hatten dadurch mehr Möglichkeiten zum Erkunden und zeigten mehr Komfortverhalten. Außerdem hatten die Luchse mehr Möglichkeiten ihr Jagdverhalten auszuleben. Die Ergebnisse zeigen, dass das die angebotenen enrichment Maßnahmen die artspezifischen Verhaltensmuster bereichern. Es konnten auch individuelle Unterschiede in der Reaktion auf die enrichment Maßnahmen beobachtet werden. Das hin und herlaufen sowie Aggressionen zwischen den Tieren konnten durch die Maßnahmen bei manchen Tieren reduziert werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen wie hilfreich die Anwendung chronoethologischer Methoden für das Wohlbefinden und die Haltung im Zoo ist. Angewandte Chronobiologie und „environmental enrichment“ können zusammen einen enormen Beitrag leisten, zur Verbesserung der Haltung und zur Verbesserung des Wohlbefindens für das einzelne Individuum.

Abstract:

The objective of the Diplomarbeit was to examine the use of the enclosure in relation to the activity rhythm of lynxes in captivity by the means of chronoethological methods. A total of four adult lynxes (1.3) were continuously observed in Georg von Opel-Freigehege für Tierforschung e.V. over 61 days. The 24 hour activity rhythms of the animals were registered in direct observation and indirectly with the support of infrared-time-lapse-videorecording. One aim was to try to shift the phase of higher activity of lynxes into daytime hours. By providing environmental enrichment for the lynxes, species-specific behavior patterns were supposed to be enhanced. The influence on the behavior by external factors (visitors, keepers, climate) was examined.
In the first part of the study the circadian rhythms of the animals were recorded. Then in the second part the feeding time was shifted from morning to afternoon. It has been hypothesized that the activity of the animals would then also shift and visitors would have higher chance to see the animals. Environmental enrichment was provided and evaluated on a regular basis in the last part of the study.
The relation of the different behavioral components displayed by the animals over the 24 hour day was relatively similar. An increase of activity prior to feeding was observed in all animals and identified as food-anticipatory activity. The daily pattern of behavior change with shifting the feeding time. The animals not only shifted a part of their activity into daytime hours prior to feeding, they also split up (i.e. splitting) the single peak of nocturnal activity of the previous monophase rhythm into one higher peak in the early daytime hours and one lower peak in the afternoon, i.e. a biphase rhythm that is typical for diurnal species. The scheduled once-a-day feeding probably functioned as a Zeitgeber
Enrichment was probably by applying consumable and non-consumable items. The animals had more opportunities to display exploratory and comfort behaviors; they also had opportunities to show predatory behavior patterns of food acquisition. The results demonstrate that the provided enrichment enhanced species-specific behavior patterns in the majority of all opportunities. Individual differences of behaviors as response to enrichment was observed. Pacing and inter-individual aggression were also reduced in some animals.
The results show important the application of chronoethological methods can be for the welfare of animals in zoo husbandry, and that applied chronoethology and environmental enrichment together can make an enormous contribution to zoo biology. Zoo husbandry can be improved for a species in general and individual in particular.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx