Donnerstag, 15 Dezember 2022 16:12

Zoonosen

Unter Zoonosen wurden ursprünglich Infektionskrankheiten verstanden, die zwischen unterschiedlichen Wirbeltierarten übertragen werden können. Heute wird der Begriff in der Regel für Krankheiten verwendet, die zwischen Mensch und anderen Tierarten übertragbar sind. Dies betrifft über 200 Infektionskrankheiten. Viele davon sind melde- oder anzeigepflichtig. Bei Krankheiten, die nur vom Menschen auf Tiere übertragen werden, spricht man von Anthropozoonosen, im umgekehrten Fall von Zooanthroponosen, ist eine Übertragung in beide Richtungen möglich von Amphinexosen.

Die Übertragung von Zoonosen kann direkt von lebenden Individuen ausgehen, jedoch auch von Lebensmitteln tierischen Ursprungs oder indirekt von kontaminierten Objekten sowie über Vektoren wie Zecken, Fliegen oder Mücken.

Bei manchen parasitären Zoonosen befallen unterschiedliche Lebensstadien des Erregers verschiedene Wirte, d. h. die eine Wirtsart ist Hauptwirt, die andere Zwischenwirt. Die Bezeichnung dafür ist Zyklozoonose. Bei den Metazoonosen ist zwischen zwei (Vertebraten-) Wirtsarten eine Wirbellosenart als Zwischenwirt eingeschaltet.

Beispiele:

Krankheit Hauptwirte, Ausscheider
Übertragungswege Neben- oder Zwischenwirte,
Erkrankung bei (Beispiele)
Aviäre Influenza (HPAI-Virus)

Wildlebende Gänsevögel Luft, Kot
Vögel, selten Mensch
Bang'sche Kranheit (Brucella abortus) Rind Fruchtwasser, Lebensmittel, Kontakt, intraspez.: Deckakt Mensch, andere Säugetiere, Vögel
Blauzungenkrankheit (Bluetongue-Virus)

Schafe, Ziegen Gnitzen (Ceratopogonidae) Wiederkäuer, nicht Mensch
Lambliasis (Giardia intestinalis)

Primaten Kot, Schmierinfektion Mensch (Tierpfleger!)
Maltafieber (Brucella melitensis)

Kamele, Ziegen Schafe Rohmilch, Kontakt Mensch, Schwein, Hund
Maul- und Klauenseuche (Aphtovirus) Hausrind, Büffel, Gnu, die
meisten Paarzeher möglich
Luft, Kontakt, Lebensmittel
andere Paarzeher, Elefanten
selten Mensch
  Hausschwein
Wildschwein
Wurstwaren, Fleischabfälle
Kontakt, Kot
Wildschweine
Hausschwein
Milzbrand (Bacillus anthracis)

Paarzeher Kadaver, kontaminierte Böden Säugetiere einschl. Mensch
Newcastle-Krankheit, Atypische Geflügelpest (Newcastle-Disease-Virus)

Hühnervögel, Papageien u.a. Kontakt, Luft, Lebensmittel Vögel, beim Menschen (Sittichhalter!) Konjunktivitis
Pest (Yersinia pestis)

Ratte, andere Nagetiere Flöhe Mensch, Nagetiere
Q-Fieber (Coxiella burnetii)

Wiederkäuer, Hunde, Katzen Plazenta, Fruchtwasser, Staub, Kontakt, Zecken Mensch (Tierpfleger, Tierärzte!), andere Säugetiere
Rotlauf (Erysipelothrix rhusiopathiae)

Schwein Kontakt via Hautläsionen Mensch, andere Säugetiere
Schweinebrucellose (Brucella suis)

Schwein Kontakt, intraspez. Deckakt Mensch, Feldhase
Starrkrampf (Clostridium tetani)

Equiden Pferdemist, kontam. Böden Mensch, andere Säugetiere
Tollwut (Rabiesvirus) Fuchs, andere Landraubtiere
Fledertiere
Biss Mensch, andere Säugetiere
Tuberkulose (Mycobacterium bovis)

Rind Rohmilch, rohes Fleisch
Mensch, Landraubtiere ...
Tuberkulose (M.tuberculosis)

Mensch Atemluft Elefanten, Menschenaffen ...
Tularämie, Hasenpest
(Francisella tularensis)

Hasen, Wildnager Blutsaugende Ektoparasiten, Kontakt, Staub, Fleisch Mensch, andere Säugetiere, selten Vögel
Weil'sche Krankheit
(Leptospira icterohaemorrhagiae)
Wanderratte Kontaminiertes Wasser Mensch (Tierpfleger!),
Robben, Biber, Fischotter

 

 

zoonosen-term; zoonose-term

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Wild in Gehegen.

186 Seiten, farbig illustriert. Schüling Verlag. ISBN 978-3-86523-052-2.

Umschlagtext:

Regionale, nationale und internationale Vorgaben bestimmen die öffentliche und private Tierhaltung. Die vorliegende Neuauflage des Klassikers von Hans-Heinrich M. Hatlapa und Dr. Heinrich III Prinz Reuss entspricht dem heutigen Kenntnisstand einer tiergerechten Haltung von Wildtieren in Gehegen. Es gibt dem Leser einen umfassenden Einblick in Biologie, Haltungsbedingungen und -techniken von Wildtieren in menschlicher Obhut. Bewußt werden theoretische Kenntnisvermittlungen in den Hintergrund gestellt, denn - wie sein Vorgänger - ist dieses Buch ein Praxisbuch, erarbeitet als Nachschlagewerk für den Praktiker. Inhalt: Tierarten - Haltung - Ernährung - Krankheiten - Fang und Immobilisation - Tötung von Wirbeltieren - Umweltpädagogik - Rechtliche Bestimmungen

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Donnerstag, 24 Mai 2018 08:20

SCHNUG, C. (1993)

Entwicklung der Delphinhaltung in Delphinarien von 1965 bis 1992. Haltung-Fütterung-Krankheiten

The development of keeping dolphins in dolphinaria from 1965 to 1992. Keeping-feeding-diseases

Dr. med. vet. Dissertation

207 Seite

Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität München
Leitung: Prof. Dr. Helmut Kraft
u.a. Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Neun deutsche und ein schweizer Delphinarium wurden vom Zeitpunkt ihrer Eröffnung bis zum Dezember 1992 hinsichtlich der Entwicklung auf dem Gebiet der technischen Gegebenheiten, der Wasserqualität und Umgebungsbedingungen, der importierten Delphine und ihrer Erkrankungen und Behandlungen sowie der Aufzucht untersucht. Als Grundlagen dienten ein an alle untersuchten Delphinarien verschickter Fragebogen und persönliche Gespräche mit Tierärzten, -trainern und -pflegern.


Da alle untersuchten Delphinarien bis Ende der 70er Jahre gebaut wurden, entsprachen die baulichen Anlagen, außer bei den Delphinarien, die erweitert wurden, nicht mehr zweifellos den neuesten Anforderungen. Die technischen Anlagen, obwohl sie ebenfalls meist aus den 70er Jahren stammten, waren einwandfrei und stimmten mit den Anforderungen an Filteranlagen für eine Delphinhaltung überein. Eine gewisse Entwicklung zeigte sich insofern, dass ebenso vermehrt Wert auf andere Umgebungsbedingungen und weniger stark schwankende Wasserparameter gelegt wurde. Eine große positive Veränderung ab Anfang bis Mitte der 80er Jahre fand im Gegensatz dazu im Laufe der Jahre auf dem Gebiet der Delphinimporte, der Todesfälle, des erreichten Alters der Tiere und dem Auftreten von Krankheiten statt. Auch bezüglich der Aufzucht von Jungtieren konnte eine positive Entwicklung registriert werden. Diese stand aber zum Zeitpunkt der Untersuchung noch ganz am Anfang und begann erst die letzten Jahre. Hält diese Entwicklung an, so kann die Delphinhaltung, außer für z.B. Blutauffrischung, bald auf Wildfänge verzichten und einen Bestand aus der Nachzucht sichern. Es sollte aber stärkerer Informationsaustausch zwischen den Delphinarien bestehen, um begangene Fehler zu vermeiden und dafür neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dies gilt im gleichen Maße für Wissenschaft und Praxis.

Abstract:

Studies on nine German and one Swiss dolphinaria have been conducted regarding technical changes, water quality and environmental standards as well as the imported dolphins themselves, their diseases, treatment and breeding covering the period from the dolphinaria's opening until December 1992. Basis of this investigation were questionnaires sent to all dolphinaria and interviews with veterinarians, dolphin trainers and curators. As all the dolphinaria in the study had been built before the end of the seventies, their facilities do not conform in all aspects to latest requirements, except for those which had been modernized in the meantime. Their technical facilities, although also installed in the seventies, conformed to the required standard for filter systems for dolphins in captivity. Development to some extend was seen in the greater emphasis placed on environmental conditions and less fluctuating water parameters.

Significant changes for the better took place during the first half of the eighties with regard to dolphin imports, facilities, the animal's life expectancy and the frequency of disease. Progress was also made in the rearing of calves. This positive trend began only several years ago and is still in its early stages.  Should it continue, no more wild dolphins will have to be captured and it will be possible to rely entirely on the breeding of dolphins in captivity. Exceptions would be for example "Blutauffrischungen" (Exceptions could be made to avoid exceeded inbreeding). There should, however, be an increased exchange of information between dolphinaria to avoid the same mistakes again and to gain new knowledge. This applies equally to scientific and practical work.

 

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Donnerstag, 18 Februar 2016 15:08

SCHÜTTE, B. (2008)

Zur Nosologie von im Leipziger Zoo gehaltenen Meerkatzen (Gattungen Cercopithecus, Erythrocebus, Miopithecus) - Eine Analyse des Krankheitsgeschehens von 1955 bis 2006 unter Berücksichtigung von Immobilisation und Narkose

On  Nosology of guenons (Genera Cercopithecus, Erythrocebus, Miopithecus) kept in the Zoological Garden Leipzig. An analysis of diseases from 1955 to 2006 in consideration of immobilisation and anaesthesia

Dr. med. vet. Dissertation

97 Seiten, 2 Abbildungen, 27 Tabellen, 305 Literaturangaben, Anhang mit 5 Tabellen

Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig
Betreuer: Prof. Dr. med. vet. habil. K. Eulenberger
Zoo Leipzig

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Um Meerkatzen in zoologischen Gärten erfolgreich halten und nachzüchten zu können und um Menschen, die Kontakt zu den Tieren haben, vor Zoonosen zu schützen, ist es wichtig, einen guten Kenntnisstand über die bei diesen Tieren potenziell vorkommenden Krankheiten zu besitzen. In dieser Arbeit wird eine Übersicht über die in der Fachliteratur bei Meerkatzen beschriebenen Infektionen und Krankheiten gegeben und durch die veterinärmedizinischen Erfahrungen aus 51 Jahren Meerkatzenhaltung im Zoologischen Garten Leipzig ergänzt. Als Grundlage für die Analyse des Krankheitsgeschehens bei Meerkatzen im Zoologischen Garten Leipzig dienten Krankenblätter, Einträge in Visitebücher, Obduktionsprotokolle, Befunde von weiterführenden Untersuchungen und Narkoseprotokolle. Es wurden medizinische Daten von rund 150 Meerkatzen aus 17 verschiedenen Arten zusammengetragen und in Form von 387 Fallberichten ausgewertet und dargestellt. Dabei handelte es sich um 333 Krankheitsfälle und 54 Fälle des Zucht und Haltungsmanagements. Überdies wurden bakteriologische, virologische, mykologische und parasitologische Untersuchungen wie auch Angaben zu Narkosen nochmals gesondert erfasst und ausgewertet. Des Weiteren wurden im Rahmen der Arbeit hämatologische und klinisch-chemische Referenzwerte für Meerkatzen im Zoologischen Garten Leipzig erstellt. Am häufigsten kamen mit 37,2 % in der untersuchten Population Krankheiten der Verdauungsorgane vor, wobei es sich in den meisten Fällen um relativ harmlose Durchfallerkrankungen handelte. Weniger häufig traten traumatisch bedingte Krankheiten (13,2 %) auf, von denen mehr als die Hälfte der Fälle Bissverletzungen waren. Krankheiten der Atmungsorgane betrafen 12,9 % der Krankheitsfälle und Störungen der Fortpflanzungsfunktionen, zu denen auch neonatale Krankheiten gerechnet wurden, 10,2 %. 9,9 % der Krankheitsfälle wurden der Gruppe der unspezifischen Krankheiten zugeordnet, da es sich um Fälle mit unspezifischer Symptomatik handelte. Andere Krankheiten, wie solche der Haut und des Haarkleides (6,6 %), des Nervensystems (3 %), des Herz-Kreislauf-Systems (2,4 %), der Bewegungsorgane (2,1 %), des Harnapparates (0,9 %), der Sinnesorgane (0,6 %) sowie von Leber, Pankreas und Endokrinium (je 0,3 %), waren eher selten. Es wurden 69 Todesfälle gezählt. Die höchsten Tierverluste (15) waren im Zusammenhang mit Krankheiten der Atmungsorgane zu verzeichnen, wobei der Tuberkulose (8 Todesfälle) hier eine entscheidende Bedeutung zukam. In der Literatur bisher nicht beschriebene Infektionen und Krankheiten werden entsprechend ihrer Bedeutung herausgestellt. Es werden Empfehlungen zu verschiedenen, in der Analyse besonders aufgefallenen Aspekten der medizinischen Betreuung von Meerkatzen gegeben. Hierzu zählen z.B. das Management von Tuberkulose und Hepatitis A, die Vermeidung gehäuft auftretender Bissverletzungen durch Optimierung von Gruppenzusammensetzung und Haltungsbedingungen, eine mögliche Prophylaxe epileptiformer Anfälle bei Jungtieren durch Vitamin D3-Substitution und Uterusleiomyome als Ursache für Menstruationsbeschwerden. Außerdem werden Empfehlungen zur Immobilisation gegeben. Der praktizierende Tierarzt erhält somit einen Überblick über Infektionen und Krankheiten, die bei Meerkatzen vorkommen können, sowie deren Bedeutung.

Summary:

To hold and breed guenons in Zoological Gardens, it is necessary to have good knowledge about diseases that also could potentially infect humans who come into contact with them. This dissertation contains a synopsis of the infections and diseases of guenons found in specialized literature with additional veterinary medical knowledge gathered over 51 years experience in holding guenons in the Zoological Garden Leipzig. The analysis of diseases of guenons in the Zoological Garden Leipzig is based on medical records, autopsy reports, results of continued studies and anaesthesia records. Medical facts on ca. 150 guenons of 17 different species were collected, of which 387 case descriptions were evaluated. From these cases 333 were of illness and 54 of breeding and keeping management. Parallel, bacteriological, virological, mycological and parasitological studies and information about anaesthesia were separately listed and analysed. Also included in this study are haematological and serum biochemistry references for guenons in the Zoological Garden Leipzig. With 37,2 %, an infection of the digestive system was the most common illness under the examined population, mostly harmless cases of diarrhoea. Less common were traumatically induced illnesses (13,2 %), of which more than half were bite injuries. Other illnesses were respiratory diseases (12,9 %) and reproduction disorder including neonatal diseases (10,2 %). Because of non specific symptoms, 9,9 % of illnesses were classed as non specific diseases. Illnesses of skin and coat (6,6 %), nervous system (3 %), cardiovascular system (2,4 %), locomotor organs (2,1 %), urinary tract (0,9 %), sense organs (0,6 %) and liver, pancreas and endocrine system (0,3 % each) were quite uncommon. In 69 cases the guenons died. The highest cause of death (15) was due to respiratory diseases, of which tuberculosis (8 cases) played an important role. Infections and diseases that have not been described in literature before are emphasized due to their significance. Advice is also given on different aspects of medical treatment of guenons that were of particular notice in the analysis. Included are e.g. management of tuberculosis and hepatitis A, the avoidance of bite injuries through group optimizing and caging quality, prevention of seizures of young animals through Vitamin D3 substitution and uterine leiomyoma as cause of menstrual problems. Advice is also given on immobilisation. The practicing vet will get the general idea of infections and diseases which can be found under guenons, and their importance.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:37

THOMAS, C. (2002)

Krankheiten, Fortpflanzung und Immobilisation der Orang-Utans (Pongo pygmaeus) in zoologischen Gärten.

Dr. med. vet. Dissertation

149 Seiten.

Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
Leitung: Prof. Dr. Klaus Eulenberger
Zoo Leipzig, Zoo Berlin

Zusammenfassung

Abstract

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:28

JUNGHANS, B. (1999)

Untersuchung des Krankheitsgeschehens und der Haltungsprobleme von Dallschafen (Ovis dalli dalli) in drei zoologischen Gärten.

An Investigation into the Problems Associated with the Disease and Keeping Conditions of Dall’s Sheep (Ovis d. dalli) in Three Zoological Gardens

Dr. med. vet. Dissertation

143 Seiten

Ganzer Text

Veterinärmedizinische Fakultät der Universiät Leipzig
Betreuer: Prof. Dr. vet. med. Klaus Eulenberger
Zoo Leipzig, Zoo Krefeld, Wilhelma Zoo Stuttgart

Zusammenfassung:

Aufgabenstellung dieser Arbeit ist es, wichtige Hinweise zur Verbesserung der Betreuung von Ovis d. dalli, einer in menschlicher Obhut noch äußerst krankheitsanfälligen Tierart, zu erarbeiten. Dafür wird die Haltung von Ovis d. dalli in 3 deutschen zoologischen Gärten bezüglich der Häufigkeitsverteilung der klinischen Erkrankungen, der Todesursachen, der annualen Verteilung der Geburten, der Populationsdynamik, der Fütterung und der Gehegegestaltung untersucht. Weiterhin werden Referenzwerte für labordiagnostische Parameter bei klinisch gesunden Tiere gewonnen.

Die Erkrankungshäufigkeit – Erk/Jahr – wird als Beurteilungskriterium für das klinische Herdengeschehen empfohlen. Die Gesamterkrankungshäufigkeit liegt bei 1,09 Erk/Jahr, wobei sich eine Zunahme der Erkrankungshäufigkeit während der Haltungsperioden nachweisen läßt. Der Vergleich der Erkrankungshäufigkeiten ergibt, daß die Schwerpunkte des klinischen Geschehens im Bereich des Digestionsapparates, des Bewegungsapparates und bei Weibchen im Abortgeschehen liegen. Als besonders schwerwiegendes Geschehen erweist sich die Paratuberkulose in 2 Beständen. Weitere bedeutungsvolle Krankheiten sind Chorioptesräude, Ostertagiose und systemische Infektionen der Jungtiere.

Für eine Beurteilung der Schutzwirkung der Impfstoffe sind die Gruppen zu klein und zu viele ungeklärte epizootiologische Fragen offen, um eindeutige Aussagen treffen zu können.
Die Besonderheiten der labordiagnostischen Parameter, die in den eigenen Untersuchungen bestimmt werden, bestätigen im wesentlichen die Werte von Untersuchungen aus der Wildbahn.
Bei der Auswertung der Todesursachen stehen mit 37 % ebenfalls Störungen des Verdauungsapparates im Vordergrund. Ein weiterer Schwerpunkt sind mit 29 % Störungen des Respirationsapparates, die im klinischen Geschehen eine unbedeutende Rolle spielen. In menschlicher Obhut und in der Wildbahn sind Pasteurella sp. maßgeblich am Pneumoniegeschehen beteiligt. Die meisten Verluste treten während der Aufzuchtphase auf, so daß die Überlebenswahrscheinlichkeit bis zu Beginn der Geschlechtsreife für Männchen bei 29,5 % und für Weibchen bei 40,3 % liegt.
Der Konzentratfutteranteil der Fütterung sollte günstiger über den Tag verteilt und nicht als Erstfutter am Morgen verabreicht werden. Die Fütterung von Rauhfutter sollte in überdachten Raufen erfolgen. Der annuale Zyklus der Nahrungsveränderung in der Wildbahn – mit der Zielstellung der Senkung der Aufzuchtverluste – sollte durch höhere Rohproteinanteile in der Ration ab April wenigstens partiell simuliert werden. Die Verabreichung von Supplementen ist sorgfältig zu kontrollieren, um einen Abusus zu vermeiden.

Die Analyse der Populationsdynamik hat die stetige Überalterung der Bestände ausgewiesen, die zu langsamen Generationsfolgen und zum Zusammenbruch von Populationen geführt hat. Für die wildbahnunabhängige Erhaltung von Ovis d. dalli in menschlicher Obhut ist es notwendig, mit dem stattfindenten Inzuchtprozeß gezielt umzugehen. Insbesondere ist zur Vorbeuge von hereditären Störungen eine Anpaarung mit nur einem Bock über einen längeren Zeitraum zu vermeiden.

Bei der Gehegegestaltung sind komplizierte Aufbauten zu vermeiden, da sie möglicherweise ein erhöhtes Verletzungsrisiko in sich bergen. Als vorteilhaft werden Stallungen mit mehreren Zugängen, Sichtblenden durch Strukturierung des Geheges und Verhinderung des direkten Besucherkontaktes erkannt. Für die Reduzierung von Stressoren in der Herde – insbesondere während der Lammsaison – sind Muttergruppen nur während der Brunft gemeinsam mit geschlechtsreifen Böcken zu halten.

Abstract:

It is the goal of this study to research the important factors that would contribute to a better care of Ovis d. dalli – a species which is still rather prone to disease in human care. Therefore the keeping of Ovis d. dalli was studied in three German zoological gardens with respect to incidence rates, causes of death, annual distribution of births, population dynamics, feeding, and enclosure design. Furthermore, reference values for laboratory parameters in healthy animals could be gained.

The incidence rate (cases of disease per annum) is recommended as criterion for the evaluation of the current health state of a flock. In this study the total incidence rate is 1.09 cases/annum, whereby an increase in the incidence rate could be documented for the periods of keeping.
The comparison of incidence rates shows that the main areas of healthconcerns are located in the digestive system, the skeletal and muscular system, and in females abortions. As a particularly serious event paratuberculosis in two stocks needs to be mentioned. Further important disorders include Chorioptes mange, Ostertagia infection and systemic infection in young animals.
Due to many unsolved epizootiological issues and too small groups, the evaluation of the effectiveness of vaccines defies definite and conclusive interpretation.
The specific pattern of laboratory values, which were determined in the investigations of this study, confirm basically the values drawn from investigations in the wild.
The analysis of deaths also shows that with 37 %disorders of the digestive system are a main area of concern. Another area of concern are disorders of the respiratory system with 29 %, which play a less important role in clinical cases. In human care as well as in the wild primarily Pasterurella sp. are involved in pneumonia cases. The highest losses occur during the rearing stage so that the probability of survival at the beginning of maturity is 29.5 % in males and 40.3 % in females.
The portion of concentrated food in the feed should be better spread out throughout the whole day and not be given all at once with the first morning feed. The feeding of roughage should be offered in troughs with coverd shelters. In order to lower the number of lossses during rearing, the annual cycle of food changes in the wild should be at least partially copied by feeding higher portions of crude protein starting in April. The adding of supplements needs to be carefully controlled to prevent abuse.

The analysis of population dynamics reveals a continuous increase in the percentage of old animals resulting in slower alternation rates of generations and the breakdown of populations. In order to keep Ovis d. dalli successfully in human care – independent from the wild, it is imperative to pay the current inbreeding the required attention. To prevent hereditary disorders it is particularly important to avoid breeding with only one ram over longer periods of time.

Enclosure design should abstain from sophisticated structures because they seem to increase the risk of injury. As advantageous the following features could be identified: shelters with several entrances, structuring of the enclosure in such a way that visibility is limited and direct contact with visitores is prevented. To reduce stress in the flock, especially during lambing season, groups of ewes are to be kept with mature rams only during rutting season.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 06:50

FRITZSCHE, H. (1985)

Igel als Wintergäste : alles über Unterbringung, Pflege, Ernährung und Krankheiten.

(mit Sonderteil: Igel verstehen lernen).
5. Aufl. - Gräfe & Unzer Verlag. München. - 70 Seiten. : Ill., graph. Darst. Serie (GU Ratgeber). ISBN 3-7742-2016-6.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 21:24

DOLLINGER, P. (1981a)

Parasitenbefall, Sterblichkeit und Todesursachen bei Rehen.

Verh.ber. Erkg. Zootiere 23, Halle: 161-173.

Zusammenfassung:

Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit den Parasiten freilebender Rehe aus der Nordostschweiz. In Organen von rund 300 Rehen wurden 48 Parasitenarten nachgewiesen. Beim Labmagenparasitenbefall wurde eine saisonale Abhängigkeit, bei Lungenwurm- und Sarcocystisbefall eine Altersabhängigkeit festgestellt.

Im zweiten Teil werden Todesfälle bei Rehen in den Zoologischen Gärten von Basel, Bern und Zürich analysiert. Im Vordergrund standen die perinatale Sterblichkeit, Parasitosen, gastro-intestinale Erkrankungen und Infektionen. Die Ursachen für die Schwierigkeiten der Haltung des Rehes in Gefangenschaft werden diskutiert.

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Tollwut in der Schweiz und ihre Bekämpfung.

Wildbiologie in der Schweiz 6/32. Wildtier Schweiz, Zürich.

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Sonntag, 17 Februar 2013 08:49

TOBLER, U. (2011)

Differential responses on individual- and population-level to a fungal pathogen: Bd infection in the midwife toad Alytes obstetricans.

125 Seiten.
2011 PhD Thesis, University of Zurich, Faculty of Science.

Volltext

Zusammenfassung

Infektionskrankheiten werden zu einer immer stärkeren Bedrohung der Biodiversität, und  die  Anzahl  bekannter  Wildtierkrankheiten,  die  sich  ausbreiten,  nimmt  dramatisch  zu (Daszak  et  al.  2000,  Smith  et  al.  2009).  Die  Problematik  kommt  daher,  dass Krankheitserreger,   die   ein   breites   Wirtsspektrum   haben,   in   naive   Populationen eingeschleppt  werden,  zusammen  mit  ihren relativ  resistenten  ursprünglichen  Wirten, die als Überträger dienen (Daszak et al. 2004). 

Gemäss der IUCN sind Amphibien die am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe; rund ein  Drittel  der  Arten  ist  bedroht  (Gascon et  al.  2007).  Eine  Pilzerkrankung,  die Chytridiomykose,  wurde  als  eine  wichtige  Ursache  der  Bestandesrückgänge  identifiziert. Deren Erreger, der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) ist ein Chytridiomycet, der die keratinisierte Haut von Amphibien befällt und mit dem lokalen und globalen Aussterben von Amphibien  auf  mehreren  Kontinenten  in  Verbindung  gebracht  wird  (Fisher  et  al.  2009b, Kilpatrick  et  al.  2010). Bd  wird  hauptsächlich  im  Wasser  übertragen  und  ein  langes Kaulquappenstadium,  wie  es  bei  der  Geburtshelferkröte  vorkommt,  erhöht  somit  das Ansteckungsrisiko.  Infektionen  bei  Kaulquappen  sind  auf  die  Mundfelder  beschränkt,  was keine  Krankheitssymptome  bewirkt.  Im  Gegensatz  dazu  sind  die  Tiere  kurz  nach  der Metamorphose am anfälligsten, wenn die gesamte Amphibienhaut von Keratin überzogen wird  und  das  Immunsystem  erst  schwach  ausgebildet  ist  (Rollins-Smith  1998).  Nebst Unterschieden  in  der  Krankheitsanfälligkeit  verschiedener  Lebensstadien  beobachtet  man auch Unterschiede aufgrund von Hautpeptiden, der Lebensweise und dem Verhalten; auch bakterielle  Symbionten auf der  Amphibienhaut und  klimatische  Bedingungen  dürften  eine Rolle  spielen  (Fisher  et  al.  2009b,  Kilpatrick  et  al.  2010).  So  sind  manche  Arten  relativ  resistent  und  erkranken  nicht,  während  bei  anderen Arten  Massensterben  auftreten. Geburtshelferkröten-Populationen in einem Nationalpark in Spanien nahe Madrid nahmen beispielsweise  drastisch  ab,  nachdem Bd  dort  erstmals  nachgewiesen  wurde  (Bosch et al.2007,  Bosch  et  al.  2001);  daher  ist  die  Annahme  begründet,  dass Bd  auch  in  anderen Verbreitungsgebieten der Art zu Bestandesabnahmen führt. 

In  der  Schweiz  hat  die  Geburtshelferkröte  in  den  letzten  drei  Jahrzehnten  massive Bestandesrückgänge    erlitten    (Schmidt    &    Zumbach    2005).    Vielen    lokalen Aussterbeereignissen kann keine offensichtliche Ursache zugewiesen werden und daher ist eine  eher  kryptische  Ursache  wie  eine  Infektionskrankheit  eine  plausible  alternative Erklärung.

Im ersten Kapitel meiner Dissertation bestimme ich den geographischen Massstab, in dem  Geburtshelferkröten-Populationen  organisiert  sind.  Die  meisten  Arten  sind  in Populationen  organisiert,  die  ihrerseits  Netzwerke aus  Subpopulationen  sind.  Diese Netzwerke  zeichnen  sich  durch  einen  unterschiedlichen  Grad  an  Genfluss  zwischen einzelnen  Subpopulationen  aus  (Wright  1965).  In  meiner  Arbeit  untersuchte  ich  die genetische  Struktur  von  Geburtshelferkröten  in  vier  Regionen  der  Schweiz.  Alle  vier Regionen  beherbergen  Netzwerke  von  Subpopulationen,  die  sich  in  der  Stärke  der Bestandesabnahmen, im Grad ihrer Vernetzung und einer Reihe weiterer Ursachen, die die genetische    Struktur    beeinflussen    können,    unterscheiden.    Anhand    neutraler Mikrosatellitenmarker  bestimmte  ich  die  genetische Diversität  und  Differenzierung innerhalb  der  Regionen.  Mittels  Modellselektion  suchte  ich  die  Faktoren,  die  die Unterschiede in der genetischen Struktur zwischen den Regionen am besten erklären. Wir fanden keine Hinweise darauf, dass die Stärke der Bestandesabnahmen mit der genetischen Diversität korreliert. Ebenso wenig war die genetische Differenzierung mit der Isolation der Subpopulationen korreliert; alle Populationen waren genetisch isoliert, selbst über geringe Distanzen. Nur die Höhenlage hatte einen Einfluss auf die genetische Diversität: Sie nahm mit  zunehmender  Höhenlage  zu.  Fluktuierende  Umweltbedingungen  in  grösseren Höhenlagen sind eine  mögliche Erklärung für diese Beobachtung (Fisher 1930, Munwes et al. 2010). Das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen Bestandesrückgängen und genetischer Zusammensetzung deutet darauf hin, dass Geburtshelferkröten-Subpopulationen als relative unabhängige  Einheiten  funktionieren  und  Genfluss  zwischen  Subpopulationen  relativ unwichtig  ist  (Beebee  2005,  Frankham  et  al.  2002).  Daher  sollten  sich  Auswirkungen  der Infektionskrankheit  anhand  ihres  Effekts  auf  einzelne  Populationen  zeigen  lassen, unabhängig vom Infektionsstatus benachbarter Populationen. 

In Kapitel 2 quantifiziere ich die Mortalität von mit Bd infizierten Geburtshelferkröten nach  der  Metamorphose.  Dazu  fing  ich  natürlicherweise  infizierte  Kaulquappen  von  drei verschiedenen  Populationen  und  zog  sie  im  Labor  auf.  Die  Kaulquappen  wurden  in  drei Behandlungsgruppen  eingeteilt:  1)  Die Bd-negative  Kontrolle  befreite  ich  durch  die Behandlung  mit  dem  fungiziden  Medikament  Itraconazol  von  der  Infektion  (Garner  et  al.2009a). 2) Die Stresskontroll-Gruppe behandelte ich nach dem gleichen Protokoll wie die Bd-negative  Kontrolle,  verzichtete  aber  auf  das  Itraconazol  während  der  Behandlung.  Diese Gruppe  erfuhr  also  denselben  Behandlungsstress  wie die  Itraconazol-behandelte  Gruppe, blieb  aber  infiziert.  3)  Die  letzte  Gruppe  wurde  nicht  behandelt  und  nur  die  regulären Wasserwechsel  und  Fütterungen,  die  bei  allen  Versuchsgruppen  stattfanden,  wurden vorgenommen.  Auch  diese  Gruppe  blieb demnach  infiziert.  Die  Resultate  zeigen,  dass  die Mortalität durch Bd-Infektion hoch war (44.4% aller infizierten Tiere starben), aber dass es grosse  Unterschiede  zwischen  den  verschiedenen  Populationen  gab  (die  Sterblichkeit schwankte zwischen 27% und 90%). Die Unterschiede, die wir beobachteten, könnten auf unterschiedliche   symbiotische   Hautbakterien,   unterschiedliche   Erregerstämme   oder Umwelteffekte   vor   dem   Fang   im   natürlichen   Lebensraum   zurückzuführen   sein. Umwelteffekte  lassen  jedoch  über  kurze  Zeit  nach  (Van  Buskirk  2002)  und  Hautbakterien und Erregerstämme wurden aufgrund unseres Laborprotokolls zwischen den Populationen vermutlich vermischt. Daher gehen wir davon aus, dass genetische Unterschiede zwischen den Populationen die Unterschiede in der Mortalität bewirkt haben.  

Wie  die  hohe  Sterblichkeit,  die  wir  im  2.  Kapitel  beobachteten,  zeigt,  sind Auswirkungen von Bd auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Populationen anzunehmen.  Daher versuche ich im 3. Kapitel einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Bd in einer  Population  und  dem  lokalen  Aussterben  der  Geburtshelferkröte  herzustellen.  Dazu benützten wir Daten aus der Erhebung, die im Rahmen der Aktualisierung der Roten Liste in 2003  und  2004  durchgeführt  wurde  (Schmidt  &  Zumbach  2005).  Anhand  dieser  Daten wählten wir 79 Teiche, verteilt über das gesamte Verbreitungsgebiet der Geburtshelferkröte in  der  Schweiz,  von  denen  wir  wussten,  dass  sie  um ca.  1985  Geburtshelferkröten-Populationen beherbergt hatten. Wir besuchten diese Teiche in 2008 und testeten sie auf das Vorkommen von Bd, indem wir Hautabstriche von Amphibien sammelten, die wir an den Teichen  fingen.  Diese  Abstriche  wurden  im  Labor  mittels  real-time  PCR  auf Bd  getestet (Boyle et al. 2004). Gleichzeitig führten wir eine erneute Erhebung über die Anwesenheit von Geburtshelferkröten   an   den   Teichen   durch.   Die   Anwesenheit   von Bd   und Geburtshelferkröten  wurden  dann  in  einem  hierarchischen  Modell  analysiert,  das  die Vorkommenswahrscheinlichkeit  mehrerer  Arten  während  mehrerer  Erhebungsperioden modelliert.  Bei  dieser  Art  von  Modellen  wird  die  Antreffwahrscheinlichkeit  einer  Art mitberücksichtigt.  Ich  modellierte  also  gleichzeitig  die  Vorkommenswahrscheinlichkeit  von Bd  in  2008  und  die  Vorkommenswahrscheinlichkeit  der  Geburtshelferkröte  während  den zwei  Erhebungen  in  2003/2004  und  2008  in  einem  einzigen  Modell.  Dieses  Modell berechnete ich in mit dem Programm WinBUGS (Kéry 2010, Royle & Dorazio 2008), das auf dem  Bayes’schen  Theorem  bedingter  Wahrscheinlichkeiten  beruht.  Dadurch  war  es  mir möglich,  die  Wahrscheinlichkeit,  dass  die  Geburtshelferkröte  vorkommt,  ausgestorben  ist oder  überlebt  hat  an  einem  Teich,  und  die  Wahrscheinlichkeit,  dass Bd  vorkommt,  in Abhängigkeit  von  einander  modellieren  und  dabei  jeweils  den  Fehler  der  geschätzten Wahrscheinlichkeiten  berücksichtigen  (Waddle et  al.  2010).  Dabei  zeigte  sich,  dass  das Vorkommen   bzw.   die   lokale   Aussterbewahrscheinlichkeit   der   Geburtshelferkröte unabhängig  vom  Vorkommen  von Bd  ist.  Dieses  überraschende  Ergebnis  wird  durch  die Resultate aus meinem nächsten Kapitel gestützt. 

Im 4. Kapitel  untersuche ich die Wachstumsraten von Geburtshelferpopulationen in An-  oder  Abwesenheit  von Bd.  Adrian  Borgula  stellte  grosszügigerweise  die  jährlichen Ruferzählungen von 26 Teichen im Kanton Luzern von 2002 bis 2009 zur Verfügung. Für jede Population modellierte ich den Populationstrend in Abhängigkeit des Vorkommens von Bd und  der  Häufigkeit  nachgewiesener  Fortpflanzung.  Dieses  Modell  wurde  wiederum  im Programm   WinBUGS   beruhend   auf   dem   Bayes’schen   Wahrscheinlichkeitstheorem berechnet.  Der  Vorteil  dieses  Ansatzes  gegenüber  konventionellen  Maximum-Likelihood Schätzung  ist,  dass  bei  der  Analyse  der  Fehler  im  Populationstrend,  der  durch  den Beobachtungsprozess und den Prozess der Analyse entsteht, berücksichtigt wird. Wiederum fanden  wir  keinen  negativen  Zusammenhang  zwischen  dem  Vorkommen  von Bd und  den Wachstumsraten der Geburtshelferkröten-Populationen. Das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen  dem  Vorkommen  von Bd    und  lokalen  Bestandesabnahmen  (Kapitel  4)  oder lokalem Aussterben (Kapitel 3) der Geburtshelferkröte kann durch mehrere Mechanismen zustande  kommen,  die  einander  nicht  zwingend  ausschliessen:  1)  Möglicherweise begünstigen die herrschenden Umweltbedingungen keine Krankheitsausbrüche (Bosch et al.2007, Rohr et al. 2008, Walker et al. 2010). 2) Andererseits kann Bd sowohl als enzootische als  auch  als  epizootische  Infektion  vorliegen  (Briggs  et  al.  2010).  Während  epizootische Krankheitsdynamik  meist  additive,  d.h.  zusätzliche,  Mortalität  bewirkt,  besteht  bei enzootischer  Dynamik  die  Möglichkeit,  dass  die  Mortalität  kompensiert  wird. Bd  in  der Schweiz  könnte  mehrheitlich  enzootische  Krankheitsdynamik  bewirken.  3) Bd  verringert möglicherweise  nicht  die  Überlebenswahrscheinlichkeit,  sondern  wirkt  sich  auf  andere Fitnessparameter  von  Individuen  aus.  Ist  das  Leistungsvermögen  in  einem  Fitnessbereich reduziert, kann möglicherweise eine gesteigerte Effizienz in anderen Fitnessbereichen für die Verluste kompensieren (Jolles et al. 2005). 4) Möglich ist auch, dass Bd zu Beginn nach dem ersten Auftreten eine Bestandesabnahme bewirkt hat und dass sich die Populationen jetzt auf einem geringeren Niveau stabilisiert haben (Briggs et al. 2005).  Die  Prävalenz  und  Abundanz  von Bd  variiert  stark  zwischen  verschiedenen Populationen.  Massensterben  treten  nur  auf,  wenn  die  Abundanz  von Bd  sehr  hoch  ist (Briggs  et  al.  2010,  Vredenburg  et  al.  2010). 

Daher  versuche  ich  in Kapitel  5  diese Unterschiede durch die Umwelteigenschaften der Gewässer zu erklären. Dazu wählte ich 19 Teiche  in  den  drei  Gebieten,  die  ich  in  Kapitel  1  bereits  beprobt  hatte  und  in  denen Bdvorkam, nämlich BE, BL und SG. An diesen 19 Teichen beprobte ich im Frühling und Sommer Kaulquappen der Geburtshelferkröte auf Bd und mass von April bis Oktober Umweltdaten. Anhand   eines   hierarchischen   Bayes-Modells   schätzte ich   die   Auswirkungen   der Amphibiendichte,  der  Wassertemperatur,  der  genetischen  Diversität  der  Wirtspopulation und der  Zooplanktondichte  auf  die  Entdeckungs-  und Vorkommenswahrscheinlichkeit und Abundanz  des  Erregers  ab.  Da  Abundanzmodelle  eine  grosse  Anzahl  an  Iterationen benötigen,  bis  sie  konvergieren,  sind  die  Ergebnisse,  die  in  diesem  Kapitel  präsentiert werden,  erst  vorläufig  und  ändern  möglicherweise  noch,  bis  ein  Modell  gefunden  ist,  das optimal  konvergiert.  Die  Effekte  der  Kovariaten  Amphibiendichte,  Wassertemperatur  und Zooplanktondichte  sollten qualitativ  robust  sein,  auch  wenn  die  Schätzwerte noch ändern können. Bd war häufiger in wärmeren Teichen, vermutlich weil sogar warme Gewässer in unseren Breitengraden sich nie für längere Zeit über das Wachstumsoptimum von Bd hinaus erhitzen. Eine höhere Kaulquappendichte korrelierte mit einer höheren Abundanz von Bd. Die Ergebnisse belegen, dass Umwelteigenschaften einen Einfluss auf die Abundanz von Bdhaben. Dieses Wissen könnte wichtig werden, wenn es darum geht, Habitatmanagement zu betreiben, um die Auswirkungen von Bd zu reduzieren.  Während meiner Dissertation gelang es mir zu zeigen, das Bd auf Individuenebene ein ernst  zu  nehmender  Krankheitserreger  sein  kann  und hohe  Mortalität  bewirkt.  Auf Populationsebene jedoch beobachten wir keine negativen Auswirkungen von Bd. Entweder können  die  Verluste  kompensiert  werden  oder  die  Mortalität  ist  gering,  da  die Umweltbedingungen keine Krankheitsausbrüche begünstigen. Da die Abundanz des Erregers von  den  Umweltbedingungen  abhängt,  kann  die  Manipulation  des  Lebensraums  der Geburtshelferkröte eine sinnvolle Massnahme zur Verringerung der Auswirkungen von Bd in Zukunft darstellen.

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