Hybridization capture reveals evolution and conservation of the entire koala retrovirus genome.

PLOS ONE 9, e95633. doi:10.1371/journal.pone.0095633.

Abstract:

The koala retrovirus (KoRV) is the only retrovirus known to be in the midst of invading the germ line of its host species. Hybridization capture and next generation sequencing were used on modern and museum DNA samples of koala (Phascolarctos cinereus) to examine ca. 130 years of evolution across the full KoRV genome. Overall, the entire proviral genome appeared to be conserved across time in sequence, protein structure and transcriptional binding sites. A total of 138 polymorphisms were detected, of which 72 were found in more than one individual. At every polymorphic site in the museum koalas, one of the character states matched that of modern KoRV. Among non-synonymous polymorphisms, radical substitutions involving large physiochemical differences between amino acids were elevated in env, potentially reflecting anti-viral immune pressure or avoidance of receptor interference. Polymorphisms were not detected within two functional regions believed to affect infectivity. Host sequences flanking proviral integration sites were also captured; with few proviral loci shared among koalas. Recently described variants of KoRV, designated KoRV-B and KoRV-J, were not detected in museum samples, suggesting that these variants may be of recent origin.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:03

BENESCH, A. R. (2007)

Chronoethologische Validierung des Wohlbefinden und der Haltung von Koalas Phascolarctos cinereus, Goldfuss 1817 in Zoologischen Gärten.

Dissertation
Fachbereich Biowissenschaften Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main
in Zusammenarbeit mit Zoo Duisburg, Tiergarten Schönbrunn und australischen Zoologischen Gärten

271 Seiten, 138 Abbildungen / Tabellen.

Volltext

Zusammenfassung

Einleitung

Das Leben aller Organismen ist rhythmisch organisiert. Die grundlegenden Rhythmen werden endogen durch ein Multioszillatorensystem aus inneren Uhren erzeugt. Viele davon sind circadian, dauern also ungefähr 24 Stunden. Da es in einem Organismus eine Vielzahl von circadianen Rhythmen (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmus, Körpertemperatur, Hormonspiegel) gibt, müssen diese miteinander undmit der Umwelt synchronisiert werden. Dies geschieht durch sogenannte Zeitgeber, rhythmisch auftretende, externe Signale. Der wichtigste externe Rhythmus ist der Tag-Nacht-Wechsel und so ist es nicht verwunderlich, daß Sonnenlicht als einer der stärksten Zeitgeber wirkt.

In einer künstlichen Umgebung erreichen Zeitgeber häufig nicht die notwendige Stärke, um den Organismus zu synchronisieren. Die Folge ist eine Abkopplung der endogenen Rhythmen von ihrer Umwelt und von einander. Eine interne Desynchronisation (z.B. ein Jetlag) ist die Folge. Zudem können andere Signale direkt auf den Organismus einwirken und die endogenen Rhythmen überlagen. Man spricht hier von einer Maskierung. Solche Veränderungen können zu Unwohlsein führen und sollten vermieden werden.

Andererseits ist es möglich, daß der physiologische Zustand des Tieres, z.B. Östrus, Krankheit oder Stress, Einfluss auf den circadianen Rhythmus hat. In diesem Fall kann die Beobachtung des entsprechenden Parameters (z.B. Aktivitätsrhythmus) Aufschluss über den Zustand des Tieres geben.

Koalas sind beliebte Zootiere, doch ihre Haltung ist problematisch. Neben ihrer Spezialisierung auf Eukalyptusblätter als einzige Nahrung gelten sie als anfällig für "Stress" und Krankheiten. Aus diesem Grund hat insbesondere in europäischen Zoos die Überwachung ihres Wohlbefindens eine hohe Priorität. Stressoren werden nach Möglichkeit ausgeschlossen. Stresssignale bei Koalas sind jedoch eher vage, und traditionelle Kontrollmethoden wie regelmäßiges Wiegen können selbst als Störung auf den Koala wirken und so das Wohlbefinden vermindern. Zudem werden Tagesabläufe in der Haltung dem Zeitplan des Tierpflegers, nicht dem endogenen Rhythmus des Koalas angepaßt.

Eine chronoethologische Untersuchung der Aktivitätsmuster von Koalas in Zoohaltung könnte Informationen über die grundlegenden circadianen Rhythmen geben. In dieser Studie wurden die einwirkenden externen Faktoren darauf untersucht, inwieweit sie als Zeitgeber oder Maskierung wirken. Es wurde zudem versucht, den Tagesablauf stärker an die Bedürfnisser der Koalas anzupassen.

Methode

In drei Zoologischen Gärten in Australien und Europa wurden die circadianen Rhythmen für allgemeine Aktivität, Futteraufnahme und lokomotorischeAktivität untersucht. Dazu wurden insgesamt 17 Koalas unter vier Haltungsbedingungenmit 24-Stunden-Zeitraffer-Video aufgezeichnet:

Taronga Zoo, Sydney liegt innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Koalas. Die Tiere werden in Außengehegen gehalten und sind dem natürlichen Klima und den natürlichen Schwankungen der Tageslängen ausgesetzt. Futter wird täglich in der Umgebung von Sydney gesammelt.

Koala Walkabout: Vier Koalas (ein Männchen, drei Weibchen) wurden 2004 über einen Zeitraum von einem Jahr beobachtet. Im Sommer 2003/04 wechselte die Gruppenzusammensetzung aufgrund von Zuchtbemühungen. Daher wurden drei weitere Weibchen für jeweils einige Wochen beobachtet. Die Tagesroutine beinhaltet die morgendliche Gehegereinigung um 07:00 und die Fütterung um 15:30. Kontakt mit dem Pfleger ist selten. Im Verlauf dieser Studie wurden die Tiere in einem Abstand von einem bis vier Monaten gefangen, gewogen und bei den Weibchen der Beutel auf Jungtiere kontrolliert.

Koala Encounter: Vier adulteWeibchen und ein einjähriges Jungtier wurden für sechs Wochen im Sommer 2005 (Dezember-Januar) beobachtet. Die Tiere wurden in zwei Gruppen gehalten. An den meisten Tagen betreten Besucher für zwei Stunden das Gehege, um sich neben den Koalas photographieren zu lassen. Kontakt mit den Tieren ist verboten und ein Pfleger überwacht den Zustand der Tiere optisch. Stresssymptome werden nur selten beobachtet. Die Koalas werden dreimal täglich gefüttert (07:00, 11:00 und 13:00), dabei kommt es zu gelegentlichem Kontakt mit den Pflegern. Normalerweise werden die Koalas alle zweiWochen gewogen, dies fand jedoch nicht während der Beobachtungszeit statt.

In den beiden europäischen Zoos werden die Koalas in klimatisierten Innengehegen gehalten. Zusätzlich zu einem Glasdach werden die Gehege künstlich beleuchtet. Im Winter wird der Tag dadurch um mehrere Stunden verlängert. Die Koalas sind durch eine an der Decke offene Glaswand nach Geschlechtern getrennt, können sich aber sehen, hören und riechen. Kontakt findet nur kontrolliert zu Paarungsversuchen statt. Futter wird zweimal wöchentlich von Plantagen in Südengland bzw. Florida eingeflogen.

Zoo Duisburg: Ein Männchen und drei adulteWeibchen wurden für je sechsWochen im Sommer 2003 (Juni-Juli) und im Winter 2003 (November-Dezember) beobachtet. Die Tiere haben unregelmäßigen Kontakt zum Pfleger. Im Laufe des Vormittags werden die Gehege gereinigt und zu unterschiedlichen Zeiten Futter ausgegeben. Zweimal die Woche werden die Tiere gewogen.

Tiergarten Schönbrunn, Wien: Ein Männchen und ein Weibchen wurden für je sechs Wochen im Sommer 2004 (Juni-Juli) und im Winter 2004/05 (Dezember-Januar) beobachtet. Die Gehege werden am frühen Morgen gereinigt, wobei es fast täglich zu Kontakt zwischen Pfleger und Koala kommt. Täglich um10:15 wurden die Tiere gewogen und gefüttert. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie wurde im Juni 2005 dasWiegen auf 16:00 verschoben und die Tiere wurden für weitere sechsWochen beobachtet. Die Videoaufzeichnungen wurden in bezug auf das Verhaltensmuster und die Reaktion auf verschiedene Pflegetätigkeiten analysiert. Zusätzlich zu den Aktivitätsmustern wurden Zeitbudget und Tag:Nacht-Ratio des Verhaltens berechnet.

Ergebnisse

Die Koalas im Koala Walkabout, Sydney, zeigten ein einheitliches Aktivitätsmuster, welches deutlich durch das natürliche Licht entrained wurde. Während der Nacht war die Aktivität höher, und es konnte eine ausgeprägte Ruheperiode am Morgen beobachtet werden. Zu dieser Zeit stellten Degabriele and Dawson (1979) bei Koalas eine physiologisch niedrigere Körpertemperatur fest als zu anderen Tageszeiten. Aktivitätsmaxima standen in Bezug zur Dämmerung und veränderten sich im Laufe des Jahres in Relation zur Tageslänge. Zusätzlich zeigte sich ein deutlicher Einfluß der nachmittäglichen Fütterung, die durch ein hohes Aktivitätsmaximum begleitet wurde. Mit kürzer werdenden Tagen kam es zu einer Überlappung des Stimulus Fütterung mit dem Stimulus Abenddämmerung. Bei drei Koalas verschwand die Aktivitätsphase in der Abenddämmerung zugunsten der Fütterung, doch ein Weibchen fraß nur noch in der Abenddämmerung. Die Aktivitätsmuster in den Zoos Duisburg und Wien variierten deutlich zwischen den Individuen. In einigen Fällen fehlte ein erkennbarer Rhythmus, insbesondere der in Sydney deutliche Unterschied zwischen Tag undNacht. Obwohl die Aktivitätsmaxima in Relation zum Licht standen, war das Entrainment durch das durch das Dach einfallende Sonnenlicht eher schwach. Im Winter reagierten die Koalas primär auf die künstliche Beleuchtung, einige Individuen jedoch zeigten zusätzliche Aktivitätsmaxima in Relation zum Sonnenlicht. Die Aktivitätsmuster dieser Koalas waren weniger stark strukturiert und unterschieden sich drastisch von den Mustern, die in der Literatur bei freilebenden Koalas beschrieben wurden. Aktivität stand häufig in Relation zu der Anwesenheit des Pflegers und dem Einbringen neuen Futters. Die Dauer und der Abstand einzelner Aktivitäts- und Fressperioden waren im Zoo Wien waren deutlich kürzer als in den beiden anderen Zoos. Insbesondere das Weibchen fiel durch die hohe Frequenz im Wechsel zwischen Ruhe und Aktivität auf.

Das Zeitbudget der Koalas im Koala Walkabout, Zoo Duisburg und Zoo Wien lag innerhalb des für freilebende Koalas bekannten Bereichs. Die Koalas ruhten zwischen 74,1 und 81,7%der Zeit,wobei es keine eindeutigenUnterschiede zwischen denGeschlechtern und nur wenige Unterschiede zwischen den Zoos gab. Fressen war mit 10,7 bis 17,3% die häufigste Aktivität; die Koalas in Duisburg fraßen am längsten. Die Dauer des Fressens war im Winter sowie bei säugende Weibchen länger. Lokomotorische Aktivität zeigte deutliche Unterschiede zwischen den Zoos. Sie war amhöchsten inWien und amniedrigsten in Duisburg. Die Koalas kamen nur gelegentlich auf den Boden. Im Koala Walkabout war dies nötig, um zwischen einigen der Bäume zu wechseln. Daher wurden diese Koalas, insbesondere das Männchen, in bis zu 7% der Beobachtungsintervalle auf dem Boden beobachtet. In den beiden europäischen Zoos war es nicht notwendig, den Boden zu betreten. In Duisburg geschah dies auch selten. In Wien jedoch kamen die Koalas häufig auf den Boden, besonders das Weibchen, um das Gehege zu erkunden oder zu trinken.

Die Koalas waren nicht streng nachtaktiv, aber bei den meisten beobachteten Koalas fand ein größerer Teil der Aktivität während der Nacht statt. Dies war besonders ausgeprägt in dem Sydney Weibchen Yindi, die tagsüber kaum Aktivität zeigte. Das Duisburger Männchen und dasWienerWeibchen waren imWinter jedoch während des Tages etwas aktiver als während der Nacht.

Die Pfleger im Koala Walkabout, Sydney, hatten selten direkten Umgang mit den Koalas. In den wenigen Fällen, in denen die Tiere gefangen wurden, wehrten sie sich, sonst reagierten sie kaum auf den Pfleger. Nach demWiegen bzw. der Kontrolle des Beutels beruhigten sie sich jedoch schnell wieder. In den beiden europäischen Zoos hatten die Koalas regelmäßig Kontakt zu den Pflegern. In Duisburg zeigte sich kaumein Einfluss auf das Verhalten und die Koalas setzten nach dem Wiegen zumeist ihre vorherige Tätigkeit (Ruhen oder Fressen) fort. In Wien reagierten beide Tiere sehr stark auf den Pfleger. Die Morgenreinigung löste lokomotorische Aktivität im Weibchen aus. Das tägliche Wiegen um 10:15 fiel in die Ruhephase der Koalas. Während das Weibchen danach meist fraß, blieb das Männchen an den meisten Tagen inaktiv und begann seine eigentliche Futteraufnahme erst am Nachmittag.

Im Koala Walkabout fand die Fütterung am Nachmittag statt. Davor wurde erhöhte lokomotorische Aktivität beobachtet, und nach dem Füttern fraßen die Tiere für längere Zeit, mitunter für über eine Stunde. In den beiden europäischen Zoos wurde am Morgen gefüttert. Die dieser Fütterung folgenden Aktivitätsmaxima waren niedriger als die am Koala Walkabout und oft fraßen einzelne Tiere erst am Nachmittag. Vor der Fütterung wurde selten Aktivität beobachtet.

Die Aktivitätsmuster im Koala Encounter, Sydney, stimmten während der Nacht fast vollständig mit denen derWeibchen imKoalaWalkabout überein. Tagsüber gab es jedoch dramatische Unterschiede. Während die Koalas imWalkabout am Morgen ruhen, zeigten sich im Encounter drei Aktivitätsmaxima, die mit Fütterungen in Verbindung standen. Die Koalas im Encounter waren insgesamt aktiver als die im Walkabout. Die lokomotorische Aktivität war ebenfalls erhöht und die Tiere waren häufiger auf dem Boden. Im Koala Encounter wurden Phasen mit parallel erhöhter lokomotorischer Aktivität in zwei Tieren beobachtet. Dies geschah zum einen nachdemzweiWeibchen, Maggie und Carla, in ein gemeinsames Gehege transferiert wurden, und zum anderen bei Cooee und ihrer Tochter Coco, die zur Beobachtungszeit entwöhnt wurde.

Im Koala Walkabout und in Duisburg standen den Tieren lebende Nichteukalyptus-Bäume als Ruheplatz zur Verfügung. Diese wurden von einigen Koalas intensiv genutzt, insbesondere tagsüber. Zwei der Weibchen in Duisburg wurden allerdings sehr selten in den Bäumen beobachtet.

Diskussion

Die Beobachtungen aus demKoalaWalkabout zeigen, dass die Aktivität der Koalas durch zwei Faktoren beeinflusst wird. Sonnenlicht wirkt als Zeitgeber mit unterschiedlicher Stärke im Jahreslauf. Einen starken, direkten Einfluss, inklusive antizipatorische Aktivität, hat die nachmittägliche Fütterung. Es kann jedoch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob es sich hierbei um einen Zeitgeber oder eine Maskierung handelt.

Die künstliche Beleuchtung in den beiden europäischen Zoos reicht nicht aus, um die Tiere zu entrainen, was in einem unstrukturierten Aktivitätsmuster resultiert. Dies wird besonders im Winter deutlich, wenn der natürliche Tag künstlich verlängert wird. Hier überwiegt der Einfluss der künstlichen Beleuchtung, doch die Aktivitätsmuster verlieren ihre Struktur und zwei der Koalas wurden sogar leicht tagaktiv. Da Koalas nachtaktiv sind, scheint eine Verlängerung des Wintertages unnötig und Tageslängen sollten sich in Zukunft stärker an dem natürlichen Licht orientieren.

Der direkte Kontakt zwischen Pfleger und Koalas, insbesondere das Wiegen, fand während der physiologischen Ruhezeit der Koalas statt. Die Unterbrechung von Ruhezeiten wird als möglicher Stressor angesehen (Wood 1978) und sollte vermieden werden. Pflegerkontakt am Nachmittag wäre demnach akzeptabler für den Koala und resultierte tatsächlich in einer längeren Aktivitäsphase im ZooWien. Es ist zudem fraglich, ob tägliches Wiegen als Gesundheitskontrolle notwendig ist, oder ob die regelmäßigen Störungen der Ruhe- und Freßphasen sich nicht eher negativ auswirken. Häufiger Kontakt mit Besuchern, selbst ohne das sogenannte "Koala-Knuddeln", hat einen deutlichen Einfluß auf das Aktivitätsmuster und das Zeitbudget der Koalas, auch wenn keine direkten Stresssignale gezeigt werden. Daher sollte diese Art von Kontakt minimiert werden. Es ist zudem empfehlenswert, eine systematische Untersuchung von Koalasmit direktemBesucherkontakt unter chronoethologischemAspekt durchzuführen, um die geltende Rechtslage zum "Koala-Knuddeln" zu überprüfen.

Lebende Baumkronen sind der natürliche Aufenthaltsort für Koalas. Da Koalas in der Wahl ihrer Nahrung sehr wählerisch sind und keiner der Zoos bisher Vergiftungsfälle durch die Nichteukalyptus-Blätter berichtet hat, sollte die Bereitstellung eines lebenden Baumes mit ausreichendem Blattwerk in die Haltungsrichtlinien aufgenommen werden. Es konnte gezeigtwerden, dass ein Anstieg der lokomotorischenAktivität ein Zeichen für Unwohlsein, Stress oder Östrus sein kann. Hierfür gibt es auch Hinweise in der Literatur (Wood 1978; Zoological Society of San Diego 2001). Weitere Untersuchungen in Kombination mit Hormonmessungen wären sinnvoll, um diesen Parameter zur nichtinvasiven Zustandsmessung zu nutzen.

In dieser Studie konnte der Nutzen der Chronoethologie als Methode zur Überprüfung von Haltungsbedingungen und Gruppendynamik gezeigt werden. Im Unterschied zu traditionelleren ethologischen Methoden ermöglichte sie mir, den Einfluss verschiedener externen Faktoren zu bestimmen und geeignetere Zeiten für den Umgang mit dem Pfleger oder die Fütterung zu finden. Es ist empfehlenswert, daß solche Zoos, die bereits 24-Stunden-Videobeobachtung bei ihren Tieren durchführen, dies unter Berücksichtigung des chronoethologischen Aspektes täten.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:20

LERNBAß; E.M. (2010) (LERNBASS)

Chronoethologische Studie an den Koalas im Tiergarten Schönbrunn.

Diplomarbeit

74 Seiten

Ganzer Text

Karl-Franzens Universität Graz
Leitung: Dr. Annette Krop-Benesch, Univ.-Prof. Dr. Carl Crailshein
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Chronoethologische Studie an den Koalas im Tiergarten Schönbrunn?; Elisabeth Maria Lernbaß; Koalas sind in europäischen Zoos selten, da sie als problematische Art gelten. Sie sind sehr anfällig für eine Reihe von Krankheiten und Stress. Deshalb gibt es diverse Methoden, um das Wohlbefinden von Koalas in Zoos zu bewerten, doch keine davon ist zufriedenstellend. Es sind Methoden zu bevorzugen, die einen direkten Kontakt mit den Tieren ausschließen. Eine solche Methode stellt die Chronoethologie dar. Sie analysiert die Aktivitätsrhythmik der Tiere im Tagesverlauf. Ein reduziertes Wohlbefinden der Tiere spiegelt sich folglich in deren Verhaltensmuster wider. Diese Studie beruht auf der Dissertation ?Chronoethological assessment of well-being and husbandry in captive koalas? (Benesch, 2007). Im Rahmen dieser Untersuchung wurden die Koalas des Tiergartens Schönbrunn, Mirra Li und Bilyarra, 2004 und 2005 bereits beobachtet. Die Beobachtungen im Rahmen dieser Studie fanden 2007 und 2008 statt. Dazu wurde das Verhalten der Tiere mit Hilfe von 24-Stunden-Zeitraffer-Videos über mehrere Monate kontinuierlich aufgezeichnet. Die Daten aus 2004 und 2005 wurden für Vergleiche herangezogen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sich die Aktivitätsmuster von Mirra Li und Bilyarra im Lauf der Jahre verändert haben. Ein Grund dafür könnte die 2005 vorgenommene Umstellung des Wiegezeitpunktes von 10:15 auf 16:00 sein. Bilyarra ruht nun vom frühen Vormittag bis zum nachmittäglichen Wiegen und auch Mirra Li weist Ruheperioden am Vormittag und um die Mittagszeit auf. Beide Tiere reagieren zudem stark auf die nachmittägliche Fütterung. Die ursprünglich sehr unstrukturierte Aktivitätsrhythmik des Weibchens weist jetzt leichte Tendenzen einer Musterbildung auf. Durch die Orientierung des Koalas an der täglichen Pflegerroutine ergibt sich außerdem für alle untersuchten Verhaltensweisen eine 24-Stunden-Periodik, deren Signifikanz im Lauf der Jahre zunimmt. Das ist als positiv zu bewerten.

Abstract:

Chronoethological study on koalas at the Vienna Zoo?; Elisabeth Maria Lernbaß; Koalas are attractive zoo animals but their husbandry is problematic because they are prone to diseases and stress. There are several methods to analyse the well-being of zoo koalas but none of them is satisfying. Methods without having direct contact with the animals should be preferred. One of these methods are chronoethological studies. They can help to find out the general activity pattern of an animal and to recognise deviations in its behaviour which can be indicators of sickness or stressing conditions. This study is based on the dissertation ?Chronoethological assessment of well-being and husbandry in captive koalas? (Benesch, 2007) which contains results of observations on the two Viennese koalas, Mirra Li and Bilyarra, in 2004 and 2005. This study was conducted in 2007 and 2008 and the dates were compared with that of 2004 and 2005. To gain the activity patterns, the behaviour of the koalas was continuously assessed by infrared video over several months. The results show that the rhythms of Mirra Li and Bilyarra have changed over the years probably because of the altered weighing time from 10:15 to 16:00 in 2005. Daily weighing is a popular method to check the physiological condition of zoo koalas and it should take place in the afternoon when most koalas are active. Bilyarra now rests from the early morning until the weighing time and also Mirra Li shows resting periods in the morning and around midday. Furthermore both koalas react strongly to the feeding which follows the weighing at 16:00. The primarily very atypical activity rhythm of the female now shows slight tendencies of a pattern and because of the influence of the keepers its behaviour has a 24-hour-periodicity. The significance of this periodicity increases over the years and this is an advantage for the animal.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:01

THOMAS, S. (2001)

Spätpostnatale (postmarsupiale) Entwicklung zweier Koala-Jungtiere im Zoo Duisburg.

Staatsexamensarbeit

98 Seiten

Fachbereich Bio- und Geowissenschaften, Universität Duisburg
Leitung: Prof. Dr. Hynek Burda
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Außerhalb Australiens leben Koalas nur in einigen Zoos. Von den vier Zoos in Europa ist einer der Duisburger. Hier werden seit 1994 Koalas gehalten. Zur Zeit leben fünf Tiere (zwei Paare und ein Jungtier) im Zoo Duisburg. Ziel dieser Arbeit war es, das Verhalten und die sozialen Beziehungen der drei Koalaweibchen Yuri, Kangulandai und Nunkeri zu analysieren. Die Tiere wurden direkt und Video-unterstützt beobachtet. Die Direktbeobachtung umfasste zwei 11-tägige Beobachtungsblöcke mit durchschnittlich täglich 2,5 Stunden Beobachtungszeit. Die Video-unterstützte Beobachtungsmethode umfasste drei Tage (insgesamt 72 Stunden). Weil Koalas normalerweise einen individuellen Schlaf-Wachrhythmus haben, ist es schwierig, ihr Verhalten vergleichend und ihre sozialen Beziehungen zu beobachten. Es konnte ein gewisser Tagesrhythmus festgestellt werden, der in der Zeitfolge bei allen drei Tieren ähnlich war. Sie haben eine gemeinsame Aktivphase gegen 11.00 Uhr, vermutlich bedingt durch die regelmäßige Futtergabe. Ferner haben sie feste Schlaf- bzw. Ruheplätze in der Nähe der Futtervasen. Das Jungtier war insgesamt aktiver als die adulten Koalas. Vom Jungtier ging auch die soziale Kontaktaufnahme zu beiden adulten Tieren aus.

 

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Montag, 23 Oktober 2017 12:19

Koala

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Koalas (Phascolarctidae)

D VU 650

EEPKoala

Phascolarctos cinereus • The Koala • Le koala

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Vivtoria-Koala (Phascolarctos cinereus victor) in der Urimbirra Wildlife Experience, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Koalas (Phascolarctos cinereus)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus cinereus) im Zoo Zürich © Albert Schmidmeister / Zoo Zürich (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus), Weibchen im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus victor) im Phillip Island Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala mit Nachzucht (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Duisburg © Zoo-Archiv Duisburg

 

 

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Hand eines Koalas (Phascolarctos cinereus) im Caversham Wildlife Park, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Beutel eines Koalas (Phascolarctos cinereus) mit Jungtier im Caversham Wildlife Park, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Duisburg © Zoo Archiv Duisburg

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus) im Besucherkontakt im Yanchep-Nationalpark, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus victor) im Besucherkontakt in der Urimbirra Wildlife Experience, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gähnender Koala (Phascolarctos cinereus sdustus) im Zoo Duisburg © Zoo-Archiv Duisburg

 

 

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Skelett des Koalas (Phascolarctos cinereus) © CLIFF. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

 

 

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Plüschkoala. www.savethekoalashop.com

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Koalas sehen aus wie lebende Teddybären. Sie werden deswegen als niedlich empfunden und sind neben den Kängurus die bekanntesten und populärsten Beuteltiere. Der Bestand der Koalas im Freiland gilt als gefährdet und die im Zoo gehaltenen Tiere eignen sich bestens als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Australien. Wegen ihrer nur mit viel Aufwand zu befriedigenden Ernährungsweise ist aber die Zahl der Haltungen in Europa limitiert.

Körperbau und Körperfunktionen

Bei den in Europa fast ausschließlich gepflegten Queensland-Koalas aus dem Nordosten Australiens erreichen die Männchen ein mittleres Gewicht von ca. 6.5, die Weibchen von ca. 4.1 kg. Die an ein kühleres Klima angepassten Koalas aus dem Süden und Südosten Australiens werden im Mittel ca. 12.0 bzw. 8.5 kg schwer, was die Bergmannsche Regel bestätigt. Die Augen sind klein, die Ohren groß und pelzig und die Nase vorstehend und schwarz. Die Pfoten der Vorderbeine sind als Greifhände ausgebildet, bei denen Daumen und Zeigefinger opponierbar sind. Die 2. und 3. Zehe der Hinterfüße sind miteinander verwachsen und dienen als Putzkralle. Der Schwanz ist rückgebildet. Um ihre Blätternahrung aufschließen zu können, verfügen die Koalas über einen 1.8-2.5 m langen Blinddarm. Die Männchen haben Duftdrüsen auf der Brust. In der nach vorne offenen Bauchtasche der Weibchen befinden sich zwei Zitzen [3; 4; 9]. 

Verbreitung

Östliches Australien von Südaustralien bis Queensland. Eingeführte Populationen auf mindestens 12 Inseln vor Australien (u.a. Kangaroo Island, French Island Phillip Island, Magnetic Island) sowie in der Gegend von Adelaide und entlang dem Murray River [10]. 

Lebensraum und Lebensweise

Der Koala ist ein baumlebender Blattfresser, der sich überwiegend von Eukalyptus-Blättern ernährt und daher ausschließlich in geschlossenen und offenen Wäldern vorkommt, die von Eucalyptus-Arten dominiert sind. Koalas sind Einzelgänger, wobei sich ihre je nach Waldtyp sehr unterschiedlich großen Streifgebiete überlappen. Sie  sind nicht streng nachtaktiv, aber bei den meisten Individuen findet ein größerer Teil der Aktivität während der Dämmerungs- und Nachtstunden statt. Die Weibchen gebären in Abständen von zwei bis drei Jahren jeweils ein einzelnes Jungtier, sehr selten Zwillinge. Die Trächtigkeit dauert ca. 33 Tage, die Neugeborenen wiegen etwa 1.0 Gramm. In Australien fallen die meisten Geburten in den Zeitraum Oktober-Mai. Die Jungen werden mit ca. 18 Monaten geschlechtsreif [1; 10]. 

Gefährdung und Schutz

Bis in die 1930er Jahre wurden Koalas zu Millionen für die Pelzindustrie getötet, bis diese Jagd offiziell verboten wurde. Als Folge der durch den Klimawandel bedingten erhöhten Trockenheit in Inlandregionen Australiens und aufgrund anhaltender Lebensraumzerstörung durch Abholzung großflächiger Eukalyptuswälder hat der Bestand der Koalas jedoch auch in den letzten Jahrzehnten weiter abgenommen. Heute leben schätzungsweise deutlich weniger als 500.000 Koalas in ganz Australien. Da erwartet wird, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, wurde die Art 1996 als gefährdet taxiert (Rote Liste: VULNERABLE) [10].

Koalas können Träger eines Retrovirus (KoRV) sein. Dieses ist das bislang einzig bekannte Retrovirus bei Tieren, das in das Erbgut von Keimzellen eindringen  kann und danach von Generation zu Generation weitervererbt wird. Das Virus löst das AIDS-ähnliche „Koala Immune Deficiency Syndrome“ (KIDS) aus. Im Norden Australiens ist das Virus schon weit verbreitet; im Süden und auf Inseln in der Nähe des australischen Festlands tritt es bisher noch selten auf. Auch in Zoos hat es dadurch bedingte Todesfälle gegeben [13; 14]

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Australische Organisationen, die Koalaschutz und entsprechende Freilandforschung betreiben, wie das International Koala Centre of Excellence oder die Australian Koala Foundation erhalten regelmäßige finanzielle Unterstützung von verschiedenen europäischen Zoos. 2018-2020 waren dies: Zoo Antwerpen, Beauval Zoo, Lissabon Zoo, Longleat Safari, Park Madrid Zoo & Aquarium und Tiergarten Schönbrunn.

  • Die verheerenden Waldbrände, die von Juni 2019 bis März 2020 einen großen Teil der Wälder entlang der Ostküste Australiens zerstörten, haben dem Koalabestand stark zugesetzt. Im Dezember 2019 wurde davon ausgegangen, dass 30% des Bestands in  New South Wales den Bränden zum Opfer gefallen war. Australische Zoos haben zahlreiche Koalas aufgenommen, gepflegt und, soweit möglich, wieder freigelassen. Sie haben Nothilfe-Fonds eingerichtet, und zahlreiche Zoos weltweit haben für den Schutz der Koalas und anderer betroffener Arten Geld gesammelt. Der San Diego Zoo allein konnte 500'000 USD beitragen [11; 12].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Gegen Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Koalas in großem Stil zur Pelzgewinnung bejagt. Allein im Jahr 1924 wurden über 2 Millionen Pelzfelle exportiert. Erst in den 1930er Jahren, als die Bestände bereits stark dezimiert und vielfach erloschen waren, wurde der Koala überall unter Schutz gestellt [3; 10].

Positive Wahrnehmung: Koalas zeigen tagsüber zumeist eine geringe Aktivität. Trotzdem ist, wie im Rahmen eines Forschungsprojekts im Zoo Duisburg festgestellt wurde, ihr Wirkung auf Kinder und Jugendliche grundlegend positiv. Jüngere Kinder assoziieren die Koalas mit Kuscheltieren, bei älteren gewinnen ihre Exotik und das Interesse an ihrer Lebensart an Bedeutung. Für Jugendliche wird die durch ihre optische Erscheinung hervorgerufene Sympathie durch ihren Seltenheitswert gesteigert. Das Interesse der Jugendlichen liegt überwiegend in den Schutzmaßnahmen, die für den Koala getroffen wurden und in seiner Lebensart [2]

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Der erste lebende Koala gelangte 1880 nach Europa, wo er 14 Monate im Londoner Zoo lebte. Weitere Tiere folgten 1881 und 1882. Auch diese überlebten nur wenige Wochen oder Monate. Dasselbe traf wegen der mangelnden Futterqualität auch für jene Koalas zu, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Europa, 1920 erstmalig auch nach Amerika eingeführt wurden. Australien erließ deshalb in den 1930er Jahren ein vorläufiges Ausfuhrverbot. 1937 kam es im Adelaide Zoo erstmals zur Zucht.

Außerhalb Australiens konnten erfolgreiche Haltungen und Zuchten ab 1959 aufgebaut werden, vorerst in den USA, wo im Zoo von San Diego über 100 Jungtiere (bis 2018) erfolgreich aufgezogen und größtenteils an andere Zoos in verschiedenen Ländern als Leihgaben der australischen Umweltbehörde abgegeben wurden. Nach Deutschland gelangten die ersten Tiere 1994 in den Zoo Duisburg und, auf sechs Monate befristet, in den Tierpark Berlin. Die erste erfolgreiche Aufzucht in Europa gelang im Jahr 1995 im Zoo Duisburg, wo seither regelmäßige Zuchterfolge zu verzeichnen sind. In Österreich und der Schweiz kam es 2020 erstmals zu einer Nachzucht. Nach wie vor sind alle Koalas in Zoos außerhalb Australiens Eigentum der australischen Regierung [8; WINKLER in litt. 2018]. Seit 1996 gibt es ein Internationales Zuchtbuch, das am Healesville Sancturay in Australien geführt wird. Dieses umfasste, Stand August 2017, 163 lebende Individuen in 20 Einrichtungen [IZY 52].

Koalas fressen ausschließlich Eukalyptusblätter, pro Tag ca. 1 kg. Ursprünglich musste dieses Futter für die Koalas in europäischen Zoos aus den USA eingeflogen oder von einer Eukalyptusfarm in Südengland bezogen werde. 2002 hat dann der Zoo Duisburg in Folientunneln eine eigene Eukalyptusplantage eingerichtet, in der 18 verschiedene Eukalyptusarten gezogen werden, die zumindest in der Wachstumsphase während der Sommermonate ausreichend Nahrung für die Koalas bieten. Auch andere Koala-haltenden Zoos in Europa unterhalten mittlerweile ihre eigenen Eukalyptusplantagen. Der Zoo Zürich wird von einer wenige Kilometer entfernten spezialisierten Gärtnerei beliefert, die 4-5'000 Bäume in 30 Sorten angepflanzt hat. Von diesen werden aktuell 18 verfüttert. Bei der täglichen Fütterung werdenr bis zu vier verschiedene Eukalyptusarten gleichzeitig angeboten. Zur Gesundheitskontrolle werden die Koalas regelmäßig gewogen, wozu eine Flachwaage mit fest montierter Astgabel oder, bei Jungtieren, mit einer Stoffpuppe dient. Unter den heutigen Bedingungen erreichen Koalas im Zoo zumeist ein Lebensalter von 12 - 14 Jahren, in Einzelfällen von über 22 Jahren (im Freiland liegen die Altersrekorde bei 16 – 18 Jahren) und züchten regelmäßig. In Duisburg wurden von 1995 bis 2018 fast 30 Jungtiere erfolgreich aufgezogen und an andere Zoos abgegeben [7; 8; 14; WINKLER in litt. 2018].

Am 31.12.2019 umfasste das vom Zoo Duisburg koordinierte Europäische Erhaltungszuchtprogamm (EEP) 62 lebende Tiere in 14 Zoos, zwei davon außerhalb Europas. Bis 2023 stieg die Zahl der Haltungen in Europa auf 13, von denen 11 Zuchterfolge verzeichnen konnten. In Deutschland gab es 3, in Österreich und der Schweiz je eine Haltung. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Koalas gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: Die Haltung von Koalas ist sehr aufwändig und streng reglementiert. Die in amerikanischen und europäischen Zoos gehaltenen Queensland-Koalas werden im Namen der australischen Regierung vom San Diego Zoo verwaltet, in einem vom Zoo Duisburg koordinierten EEP geführt und nur im Rahmen von Leihverträgen, in denen auch die Haltungsbedingungen definiert sind, an andere Zoos überstellt. Die Anforderungen im Rahmen des Säugetiergutachtens 2014 des BMEL sind deshalb redundant. 

Die Tierschutzorganisationen forderten übrigens für Koalas eine Fläche von 25 m² je Tier bei einer Raumhöhe von 4 m und begründeten dies mit einem Verweis auf JACKSON (2003). Wenn man allerdings bei JACKSON nachliest, steht dort auf Seite 152: "An area of at least 2 x 2 x 2 m with two or three forks and cross branches is adequate for one or two koalas." Merke: es lohnt sich bisweilen, bei Referenzen selbst noch mal nachzulesen.

Forschung im Zoo: Koalas sind beliebte Zootiere, doch ihre Haltung ist problematisch. Neben ihrer Spezialisierung auf Eukalyptusblätter als einzige Nahrung gelten sie als anfällig für Stress und Krankheiten. Aus diesem Grund hat insbesondere in europäischen Zoos die Überwachung ihres Wohlbefindens eine hohe Priorität. Stressoren werden nach Möglichkeit ausgeschlossen. Stresssignale bei Koalas sind jedoch eher vage, und traditionelle Kontrollmethoden wie regelmäßiges Wiegen können selbst als Störung auf den Koala wirken und so das Wohlbefinden vermindern. Im Hinblick auf eine Optimierung der Haltungsbedingungen wurden deshalb chronoethologische Untersuchungen durchgeführt [1; 5; 6].

Taxonomie und Nomenklatur

Zu dieser Familie gehört nur eine Art, die traditionell in drei Unterarten aufgeteilt wurde: den Queensland-Koala (Phascolarctos cinereus adustus), den Neusüdwales-Koala (Phascolarctos cinereus cinereus) sowie den Viktoria-Koala (Phascolarctos cinereus victor).  Heute wird gemeinhin nur noch zwischen einer nördlichen und eine südlichen Unterart unterschieden oder es werden gar keine Unterarten anerkannt [9]. In Europa hält ein Zoo die Unterart victor, alle anderen adustus.

Literatur und Internetquellen:

  1. BENESCH, A. R. (2007)
  2. GREGOR-BÄHR, S. (1999)
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. JACKSON, S. M. (2003)
  5. LERNBASS, E.M. (2010)
  6. THOMAS, S. (2001)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WINKLER, A. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. (2016). Phascolarctos cinereus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T16892A21960344. http://www.iucnredlist.org/details/16892/0. Downloaded on 14 May 2018.
  11. NEWSWEEK vom 17.01.2020
  12. THE GUARDIAN VOM 27.12.2019
  13. TSANGARAS, K., SIRACUSA, M., NIKOLAIDIS, N., ISHIDA, Y., CUI, P., VIELGRADER, H,, HELGEN, K., ROCA, A., GREENWOOD, A.D. (2014)
  14. ZOO ZÜRICH

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