Donnerstag, 14 Juni 2018 07:34

WITZENBERGER, K. A. (2011)

The genetic consequences of ex situ breeding in the European wildcat (Felis silvestris silvestris) and the Arabian sand cat (Felis margarita harrisoni).

Dr. rer. nat. Diss
125 Seiten
Erstgutachter: PD Dr. Axel Hochkirch,
Zweitgutachter: Prof. Dr. Michael Veith
Universität Trier
In Kooperation mit mehreren deutschen und internationalen Zoos, Tier- und Wildparks

Volltext (3 der vier Kapitel können über diesen Link heruntergeladen werden, Kapitel 1 oder der Volltext kann bei Interesse als PDF durch die Autorin per Mail versendet werden.)

Zusammenfassung:

In den letzten Jahren ist die Anzahl bedrohter Arten, die auf ex situ-Schutzprogramme angewiesen sind, deutlich gestiegen. Bislang wurde die Effizienz von ex situ-Zuchtprogrammen allerdings selten systematisch untersucht. Ziel dieser Arbeit war es zunächst den aktuellen Wissensstand zu den Auswirkungen der ex situ-Zucht auf die genetische Vielfalt bedrohter Arten zusammen zu fassen (Kapitel 1). Hierbei sollte geklärt werden ob die selbst gesetzten Ziele des Weltverbandes der Zoos und Aquarien (WAZA) in rezenten Zoopopulationen erreicht werden. Bei dieser Auswertung publizierter Daten stellte sich heraus, dass eine Zucht in Gefangenschaft auf Dauer zu einem Verlust der genetischen Vielfalt führt (Kraaijeveld-Smit et al. 2006; Frankham et al. 2010), dass diesem Effekt allerdings durch ein sorgfältiges Management der Zuchtpopulation entgegengewirkt werden kann. Die Daten aus Kapitel 1 legen nahe, dass es Grenzwerte für die Zahl der Gründer (15) und die Größe der Zuchtpopulation (100) gibt, mit deren Erreichen Inzucht minimiert und ein vergleichsweise hohes Maß genetischer Vielfalt erhalten werden kann. Es zeigte sich aber auch, dass noch viel Forschungsbedarf in Bezug auf die genetischen Auswirkungen von ex situ-Zucht besteht. Vor allem der Vergleich zwischen der Zuchtpopulation und natürlichen Wildpopulationen ist von elementarer Bedeutung um die Effizienz und den Erfolg von Zuchtprogrammen bewerten zu können. Auch zeigte sich, dass es zusätzlichen Forschungsbedarf bezüglich genetischer Anpassungen an die Bedingungen in Gefangenschaft gibt (Frankham 2008), was die vermehrte Nutzung von nicht-neutralen genetischen Markern nahe legt. Zudem sollte verstärkt eine Übertragung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die praktische Anwendung im Zoo erfolgen (z. B. in Bezug auf die Artenzusammensetzung oder die Managementstrategien).

In Kapitel 2 und 3 werden Fallbeispiele für genetische Untersuchungen an ex situ-Populationen behandelt. Die Untersuchungen an der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris silvestris) in Kapitel 2 zeigen, dass es im Laufe der Haltung in Zoos vermutlich mehrfach zu Hybridisierung mit Hauskatzen oder zur Aufnahme von Hybriden kam. Lediglich ein Drittel der Zuchtpopulation wies den mitochondrialen Haplotyp auf, der auch in wilden Populationen zu finden ist. Insgesamt kann die ex situ Population nicht für eine weitere Zucht empfohlen werden. Dies macht die Aufnahme von zusätzlichen Individuen aus den Wildpopulationen zu einer nötigen Voraussetzung zur effektiven Erhaltung der genetischen Diversität dieser Art. Von weiteren Wiederansiedelungen mit Tieren aus der ex situ Zucht ist generell abzuraten, da sich die Europäische Wildkatze inzwischen wieder auf natürlichem Wege ausbreitet. Die genetischen Daten liefern in diesem Fall einen wichtigen Grundstock für die Etablierung eines Zuchtbuches.

Eine Analyse der derzeitigen Haltungsbedingungen für diese Art zeigte, dass die Haltungsstandards die gesetzlichen Mindestanforderungen weit übertreffen (Kapitel 4). Allerdings zeigte ein Vergleich mit den Empfehlungen aus der Verhaltensforschung bei Kleinkatzen (Shepherdson et al. 1993; Mellen et al. 1998;Hartmann 2007; Hönig & Gusset 2010), dass vor allem in Bezug auf den Kontakt zu den Pflegern und der Fütterung noch Verbesserungspotenzial besteht.

Die genetischen Untersuchungen an der ex situ-Population der Arabischen Sandkatze (Felis margarita harrisoni) (Kapitel 3) zeigen, dass trotz einer stärkeren Bedrohung, weniger Gründertieren und einer kleineren Zuchtpopulation bei dieser Art ein hohes Maß an genetischer Diversität erhalten werden konnte. Die Daten legen nahe, dass die 18 Gründer für dieses Zuchtprogramm eine hohe genetische Diversität eingebracht haben und nicht näher mit einander verwandt waren. Zudem zeigt dieses Beispiel dass genetische Untersuchungen auch bei Populationen mit detaillierten Zuchtbuchdaten sehr sinnvoll sein können, da ein Fehler in den Zuchtbuchdaten nachgewiesen werden konnte. Die genetischen Daten bestätigen zudem die Ergebnisse aus Kapitel 1 zu den Grenzwerten für die Anzahl der Gründer und die Größe der Zuchtpopulation.

Insgesamt scheinen ex situ-Zuchtprogramme durchaus geeignet zu sein um die genetische Vielfalt bedrohter Arten zu erhalten. Wichtig ist eine ausreichend große Zahl genetisch variabler Gründer und ein sorgsames Zuchtmanagement. Allerdings lässt sich langfristig aufgrund der kleinen Populationsgrößen Inzucht und der Verlust genetischer Vielfalt in Zoopopulationen nicht vermeiden. Die Fallbeispiele untermalen den großen Nutzen den genetische Untersuchungen für die Kontrolle und Verbesserung von Erhaltungszuchtprogrammen haben.

Abstract:

Nowadays, there is an increasing number of species which depend on ex situ conservation programmes for survival. However, the efficiency of the ex situ breeding programmes has so far rarely been evaluated systematically. The aim of this thesis was to first of all review the current knowledge on the effects of captive breeding on the genetic diversity of endangered species (Chapter 1). The studies presented here also aim at evaluating whether ex situ breeding programmes can meet the goals set by the Word Association of Zoos and Aquariums (WAZA). The literature review revealed, that on the long term, captive breeding always leads to a loss of genetic diversity (e. g. Kraaijeveld-Smit et al. 2006; Frankham et al. 2010). However, the data also indicated, that this effect can be counteracted by a thorough management of the captive population. The analyses presented in Chapter 1 suggest, that there is a minimum number of founders (15) and a minimum captive population size (100), which are necessary to minimize inbreeding and to conserve a high amount of genetic diversity. However, the review also showed, that there is still a great need for further research on the genetic effects of captive breeding. In order to be able to evaluate the efficiency and success of captive breeding programmes it is of fundamental importance to compare captive populations to natural wild populations. Additionally there is a need to study the genetic adaptations to captive environments in endangered species (Frankham 2008), which indicates an increasing need for the use of non-neutral marker systems. Also, there is a need for an increase in the implementation of the knowledge gained by scientific research into the planning and management of current breeding programmes.

Chapters 2 and 3 deal with case studies for the genetic analysis of ex situ populations. Genetic data from the European wildcat (Felis silvestris silvestris) (Chapter 2) revealed, that hybrids or even domestic cats must have been integrated into the captive population. Only about one third of the analysed captive individuals possessed the mitochondrial haplotype found in wild populations. Hence, none of the captive individuals can be recommended for breeding. This leads to the necessity to acquire new founders from the wild populations to effectively conserve the genetic diversity of this species. Furthermore, it would be advisable to abstain from reintroductions using the captive population as a source, as the wild populations are already expanding naturally. The genetic data presented in this study provides valuable basic information for the establishment of a studbook. An analysis of the keeping conditions for this species (Chapter 4) revealed, that the current conditions by far exceed the minimum requirements set by law. Yet, the comparison with recommendations from behavioural studies on small felids (Shepherdson et al. 1993; Mellen et al. 1998;Hartmann 2007; Hönig & Gusset 2010) indicated, that there is a potential for optimization concerning the contact to the keepers and the feeding.

In Chapter 3 a genetic analysis of the captive population of the Arabian sand cat (Felis margarita harrisoni) is presented. Despite its smaller captive population size and the smaller number of founders, a high amount of genetic diversity is found in the captive population of this species. The results indicate, that the 18 founders of this breeding programme must have been genetically highly diverse and unrelated. This study also highlights the benefit of genetic studies in established breeding programmes with detailed pedigree, as an error could be detected in the studbook. The results of this analysis also confirm the minimum values for the number of founders and the captive population size which were determined in Chapter 1.

In general, ex situ breeding programmes seem to be suitable to retain a high amount of the genetic diversity of endangered species. However, it is crucial that the population is based on a sufficient number of genetically divers founders and is afterwards carefully managed. Nevertheless, on the long term, inbreeding and a loss of genetic diversity cannot be avoided in captive populations due to restrictions in population size. The case studies presented here highlight the great value of genetic studies for the evaluation and optimization of ex situ breeding programmes.

 

witzenberger-biblio

The genetic consequences of ex situ breeding in the European wildcat (Felis silvestris silvestris) and the Arabian sand cat (Felis margarita harrisoni)

Freigegeben in W
Donnerstag, 14 Juni 2018 18:38

BARASHIKOVA, A. & SMELANSKY, I. (2011)

Pallas’s cat in the Altai Republic, Russia.

CATnews 54: 4-7.

Abstract:

Pallas’s cat is a small wild cat occurring in Russia at the northern periphery of its global range. The results of Pallas’s cat surveys conducted in the Altai Mountain area are presented in this paper. Before the 2000s, there was no special research undertaken on Pallas’s cat population numbers and distribution in the Altai part of its range, except for the gathering of interview data in the late 1990s. This study carried out snow-tracking and obtained survey data on the species from 2006 to 2009 in the Altai Republic, one of the core habitats for Pallas’s cat in Russia. Pallas’s cat density reaches 1.20-2.18 individuals per 10 km2 in the main Pallas’s cat habitats. A total of 480-650 Pallas’s cats were estimated to live within the Altai Republic. The areas of high conservation value for Pallas’s cat are situated on the Sailughem and Kurai ridges. The main threats to the species are poaching and killing by dogs. It is necessary to estimate the threats from possible human activity, such as mining. It is presumed that educational work with local people will reduce deaths amongst Pallas’s cats. The creation of new protected areas within the key habitat of Pallas’s cat in the Altai Republic, including the enlargement of the recently-created national park on Sailughem ridge, is very encouraging.

 

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Freigegeben in B
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Jaguarundi

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Jaguarundi

Puma (Herpailurus) yagouaroundi • The Eyra Cat or Jaguarondi • Le jaguarondi

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo von Mährisch Ostrau / Ostrava © Zoo Ostrava

 

 

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Approximative Verbreitung des Jaguarundis (Puma yagouaroundi)

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Zoo Krefeld © Zoo Krefeld

 

 

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Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Alten Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Farbvariationen von Jaguarundi-Fellen (Puma (Herpailurus) yagouaroundi. Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Mantel aus "Silver Cat"-Fellen, d.h. Jaguarundis (Puma (Herpailurus) yagouaroundi). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Der im Freiland nicht gefährdete Jaguarundi ist eine marderähnliche, einfarbige und daher eher unscheinbare Kleinkatze, die in europäischen Zoos nicht sehr häufig gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Jaguarundi erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 55 (49-83) cm, eine Schulterhöhe von etwa 34 cm, eine  Schwanzlänge von 32 (27-59) cm und ein Gewicht von 3-7.6(-9) kg. BREHM beschreibt ihn als "schlankes, schmächtiges Thier, welches durch seinen gedehnten Körper und seinen langen Schwanz beinahe an die Marder erinnert. Der Kopf ist klein, das Auge mittelgroß, das Ohr abgerundet, die Behaarung kurz, dicht und von schwarzgraubrauner Farbe; die einzelnen Haare aber sind an der Wurzel tiefschwarzgrau und vor der dunkelbraunen Spitze schwarz, weshalb das Thier bald heller, bald dunkler erscheint." Faktisch gibt es allerdings von Fuchsrot bis fast Schwarz unterschiedliche Farbschläge, wobei Junge aus demselben Wurf verschieden gefärbt sein können. Im Gegensatz zu den einfarbigen Erwachsenen sind die Jungtiere gefleckt. Jaguarundis haben eine runde Pupile, die sich kreisförmig zusammenzieht [1; 2; 5; 8].

Verbreitung

Nord-, Mittel- und Südamerika: Mexiko, ganz Mittelamerika, ganz Südamerika mit Ausnahme von Uruguay, wo die Präsenz unsicher ist, und Chile, in den USA (Texas) möglicherweise ausgestorben[2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Jaguarundi besiedelt vom tropischen Regenwald bis zu Wüstengebieten die unterschiedlichsten Lebensräume, einschließlich Kulturland. Er ist überwiegend tagaktiv und gilt als solitär, allerdings gibt es auch Freilandbeobachtungen, wonach mehrere Tiere beisammen angetroffen wurden. Die Tiere bewegen sich überwiegend am Boden fort, schwimmen gut, klettern aber nicht besonders gern. Abhängig vom Nahrungsangebot sind ihre Streifgebiete sehr unterschiedlich groß. Die Angaben reichen von 8.3 km² bis 99 km². Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinnagern, dazu werden Vögel, Reptilien und Frösche gefangen, gelegentlich größere Säugetiere, z.B. Spießhirschkälber, getötet oder Früchte gefressen [2; 5, 8].

Es gibt keine feste Paarungszeit. Nach einer Tragzeit von (70-)72-75 werden meist 2(1-3) Junge in einem Versteck geboren, das sich in einer Baumhöhle, in Gestrüpp oder dichtem Gras befinden kann. Mit etwa 33-40 Tagen nehmen sie erstmals feste Nahrung zu sich. Kätzinnen werden mit 18-30, Kater mit 24-36 Monaten geschlechtsreif [3; 5; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Jaguarundi ist weniger häufig als früher vermutet, gilt aber nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 noch nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel ist durch CITES geregelt bzw. eingeschränkt. Die nord- und mittelamerikanischen Populationen sind in Anhang I, die südamerikanischen in Anhang II aufgeführt.

Bedeutung für den Menschen

In präkolumbianischer Zeit sollen Jaguarundis von den Indios gezähmt und wie Hauskatzen als Mäusevertilger gehalte worden sein [5].

Jaguarundis werden nicht gezielt für Handelszwecke bejagt, geraten aber immer wieder in Fallen, die für andere, für das Pelzgewerbe interessantere Arten aufgestellt wurden. Allenfalls wird ihnen dort nachgestellt, wo sie in Geflügelställe eindringen und Schaden anrichten [3].

Der internationale Handel ist bescheiden. Nebst einigen anderen Teilen und Erzeunissen wurden von 1977-2017 nur 11 exportierte Felle und 300 Felltafeln registriert. Im selben Zeitraum genehmigten die Ursprungsländer die Ausfuhr von 31 lebenden Wildfängen, und 139 Nachzuchttiere wurden grenzüberschreitend transportiert, fast alle ab 1991 und davon 24 aus Brasiliern und 23 aus den Niederlanden [4].

Haltung

Jaguarundis können im Zoo ein Alter von 15 Jahren erreichen [7]. Paar- oder gruppenweise Haltung ist in der Regel problemlos. BREHM berichtet, dass gehalteneJaguarundis zwar der Versuchung nicht widerstehen könnten, Geflügel zu töten. Aber ansonsten *war das Thier sehr zahm, spielte in seiner Jugend mit Katzen und Hunden, mit Pomeranzen und Papier und war besonders einem Affen zugethan, wahrscheinlich, weil dieser es von den lästigen Flöhen befreite. Mit zunehmendem Alter wurde die Eyra unfreundlicher gegen andere Thiere, blieb aber zutraulich und sanft gegen Menschen, falls letztere sie nicht bei dem Fressen störten. Uebrigens machte sie keinen Unterschied zwischen ihren Wärtern und fremden Personen, zeigte auch weder Gedächtnis für empfangene Wohlthaten, noch für erlittene Beleidigungen." [2]

Haltung in europäischen Zoos: Jaguarundis werden in rund 25 Zoos gehalten, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden, wo der Bestandstrend negativ ist. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und auch kein Zuchtbuch für diese Art. Der Bestand in EAZA-Institutionen wird jedoch überwacht. 2021 hielten 19 europäische EAZA-Zoos zusammen 34 Tiere. Der Unterartstatus dieser Tiere ist nicht geklärt.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Jaguarundis verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein, ferner ein unterteilbares Innengehege von 12 m² pro Paar.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Jaguarundis ein Außengehege mit einer Fläche von 40 m² und einer Höhe von 3 m vor. Aus unerfindlichen Gründen ist dies mehr als für den dreimal mehr Körpermasse aufweisenden Luchs. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. In der früheren Fassung der Verordnung wurde für ein Paar ein Gehege mit einer Fläche von 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorgeschrieben. Es muss ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein, das für jedes weitere Tier um 4 m² zu erweitern ist.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Jaguarundis mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 25 m² haben, für jedes weitere Tier 2.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Jaguarundi wurde 1803 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als  "Felis yagouaroundi" beschrieben. Reginald Innes POCOCK vom Londoner Naturhistorischen Museum stellte die Art 1907 in die Gattung Puma. Nach Ingrid WEIGEL von der Zoologischen Staatssammlung München gehört sie seit 1961 in die monotypische Gattung Herpailurus. 2008 kam sie wieder in die Gattung Puma, was aber gegenwärtig von der IUCN abgelehnt wird. Es sind 8 Unterarten anerkannt. Die rote Farbphase wurde lange unter der Bezeichnung Felis eyra als eigene Art angesehen [2; 3; 8; 9].

   

Literatur und Internetquellen<

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CASO, A. et al. (2015). Herpailurus yagouaroundi. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T9948A50653167. http://www.iucnredlist.org/details/9948/0. Downloaded on 18 June 2018.
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. FELID TAG (2021). Herpailurus yagouaroundi MON-P 2020-2021. PPT-Presentation.

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Zwergtigerkatze

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D VU 650

EEPZwergtigerkatze

Leopardus tigrinus (mit L. guttulus) • The Little Spotted Cat or Little Tiger Cat • Le chat-tigre ou l'oncille

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Dortmund © Frank Brandstätter, Zoo Dortmund

 

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Approximative Verbreitung der Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus)

 

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Zwergtigerkatzen (Leopardus tigrinus) im Zoo Dortmund © Frank Brandstätter, Zoo Dortmund

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Londoner Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Dortmund © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Mülhausen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Prag © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Tigerkatzenfelle, Details. Links Mato Grosso-Tyo, rechts Ceara-Typ © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mantel aus Zwergtigerkatzenfellen "Ceara Type". Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

Weitere Bilder auf Biolib

Die Zwergtigerkatze wird auch Ozelotkatze, Oncille oder Tigrillo genannt. Sie gilt als gefährdet, lebt in etwa im selben Areal wie Ozelot und Margay und ist von den drei Arten die kleinste. in Europäischen Zoos ist sie nur selten zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Zwergtigerkatze gehört mit einer Kopf-Rumpflänge von (38-)30-55 cm, einer Schwanzlänge von (22-)25-40 cm und einem Gewicht von 1.5-3.5 kg zu den kleinsten Vertretern der Ozelotverwandtschaft. Das Fell ist kurz, aber nicht so plüschartig wie das der Margay. Es gibt keinen Haarwirbel in der Nacken- oder Schultergegend, d.h. der Haarstrich verläuft vom Kopf an gegen hinten, dies im Unterschied zu Margay und Ozelot. Die Ringflecken sind meist kleiner und die Schwanzringe schmaler als bei der Margay. Schwärzlinge kommen relativ oft vor [4; 7].

Verbreitung

Süd- und Mittelamerika: Südliche Zwergtigerkatze (Leopardus (tigrinus) guttulus): Argentinien, Brasilien, Paraguay; Nördliche Zwergtigerkatzen: Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Nikaragua (?), Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Venezuela [5]

Lebensraum und Lebensweise

Die Zwergtigerkatze kann ausgezeichnet klettern, lebt aber überwiegend am Boden, da die meisten ihrer Beutetiere terrestrisch sind. Dadurch werden Konflikte mit der sympatrischen, aber überwiegend baumbewohnenden Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) vermieden. In Teilen ihres Verbreitungsgebiets ist die Zwergtigerkatze nacht- oder dämmerungsaktiv, in anderen scheint sie überwiegend tagsüber unterwegs zu sein. Es wird vermutet, dass die Tagaktivität eine Strategie ist, um dem überlegenen, seinerseits nachtaktiven Ozelot (Leopardus pardalis) auszuweichen [1].

Über die Ernährung im Freiland ist wenig bekannt. Offensichtlich werden Mäuse, Spitzmäuse, Beutelratten, Vögel, Echsen und Insekten gefressen. Nach einer Tragzeit von 62-76 Tagen werden meist1-2 Junge geboren. Diese öffnen ihre Augen mit etwa 17 Tagen und nehmen mit 8 Wochen festes Futter an [4; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Zwergtigerkatze hat eine sehr weite Verbreitung, aber die Bestandsdichte ist gering und das effektive Vorkommen lückenhaft. Da zudem die Bestände abnehmen, wurde sie und die von der IUCN als eigene Art gewertete Form guttulus aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [5].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Wenn guttulus als eigene Art angesehen wird und die CITES-Anhänge nicht angepasst werden, ist sie theoretisch nach Anhang II zu behandeln.

Bedeutung für den Menschen

Felle der Zwergtigerkatze spielten früher unter Bezeichnungen wie "Leopard Cats", "Mineiros", "Orientales", "Pintados", "Bahia-Katzen", "Ceara-Katzen", "Mato Grosso-Katzen" oder "Ozelotkatzen" eine größere Rolle im internationalen Pelzhandel. Von 1977-1988 wurden rund 350'000 Felle gehandelt. ab dann waren es bis 2007 noch 83 Stück, danach keine mehr. Von 1977-2017 wurden aus den Ursprungsländern lediglich 3 lebende Wildfänge exportiert. Im selben Zeitraum wurden weltweit 29 Nachzuchttiere international verschoben, darunter 10 aus Brasilien [2; 3].

Haltung

Im Zoo können Zwergtigerkatzen ein Alter von rund 22 Jahren erreichen [8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2023) in nur 5 Zoos gehalten, von denen sich 3 in Deutschland befinden. Soweit die Unterart bekannt ist, handelt es sich um Tier der (Unter-)art guttulus. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1996 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Prager Zoo geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Zwergtigerkatzen verbindbare Außengehege von 10 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein. Das Innengehege soll eine Fläche von 10 m² haben und unterteilbar sein.

In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist die Zwergtigerkatze nicht erwähnt. Es steht zu vermuten, dass für 1-2 Tiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Fläche von je 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein muss. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 4 m², innen um 3 m² zu erweitern. Da es sich um eine auch in den Tropen vorkommende Art handelt, wäre auch eine reine Innenhaltung zulässig.

Auch in der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Zwergtigerkatze nicht aufgeführt. Es ist anzunehmen, dass sie mindestens paarweise gehalten werden muss, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 15 m² haben muss und für jedes weitere Tier 1.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Es wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, von denen heute noch vier anerkannt werden:

  • L. t. tigrinus: Südamerika nördlich des Amazonas
  • L. t. guttulus: Südamerika südlich des Amazonas
  • L. t. oncilla: Mittelamerika (Costa Rica)
  • L. t. pardinoides: Anden von Kolumbien bis Bolivien

Aufgrund einer molekulargenetischen Beurteilung aus dem Jahr 2013 wird guttulus als eigene Art gewertet, was in der Roten Liste der IUCN übernommen wurde. Wenn man die Molekulargenetiker weiter gewähren lässt, könnte es noch ein paar weitere neue Arten geben ... [5; 7; 8].

   

Literatur und Internetquellen

  1. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DOLLINGER, P. (1983) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. PAYAN, E. & DE OLIVEIRA, T. (2016). Leopardus tigrinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T54012637A50653881. http://www.iucnredlist.org/details/54012637/0. Downloaded on 18 June 2018.
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E.  & REEDER, D. M.  (2005)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx