Donnerstag, 14 Juni 2018 09:01

REISER, N. (2013)

Beeinflussung des Verhaltens von Kleinen Pandas (Ailurus fulgens fulgens)  in zoologischen Gärten durch die Gehegegestaltung, die Pflegeraktivität und das generelle Umfeld.

Influence of the enclosure design, the activity and the behavior of the animal keepers and the general environment on the behavior of Red Pandas (Ailurus fulgens fulgens)  in zoos.

Masterarbeit

97 Seiten plus Anhang

Ganzer Text

Fakultät für Biologie und Biotechnologie, Ruhr-Universität Bochum
Betreuer: Prof. Dr. Ralf Tollrian (Ruhr Universität Bochum), Wolf-Dietrich Gürtler (Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen)
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen, Zoo Kleve, Zoo Duisburg, Zoo Köln, Zoo Krefeld

Zusammenfassung:

Meine Masterarbeit befasst sich mit dem Verhalten der Kleinen oder Roten Pandas der Unterart Ailurus fulgens fulgens in zoologischen Gärten und einer möglichen Beeinflussung ihres Verhaltens durch die nicht natürliche Umgebung. Ich habe 2012 ungefähr sechs Monate mit Hilfe eines Ethogramms das Verhalten von acht Tieren verteilt auf fünf verschiedene deutsche Zoos erfasst. In vieren davon wurde jeweils eine Woche im Sommer und eine im Winter beobachtet. Sie dienten als Vergleich zu den Beobachtungen in meinem Hauptzoo, der ZOOM Erlebniswelt in Gelsenkirchen. Außerdem habe ich einen internationalen Fragebogen entwickelt, den ich an die nach dem Zuchtbuch 2010 als pandahaltend eingetragenen Zoos in der ganzen Welt verschickt habe. Insgesamt haben 32 Zoos (inklusive der von mir besuchten) den Fragebogen ausgefüllt zurück geschickt.

Durch die Antworten aus aller Welt konnten viele Informationen zur Haltung von Roten Pandas zusammengetragen werden. Die Haltung von Roten Pandas wurde in den meisten Zoos in den 1990er Jahren, in der Regel mit einem Pärchen im Alter zwischen 1 und 2 Jahren, begonnen. 2012 waren die meisten Pandas, unabhängig vom Geschlecht, zwischen 1 und 4 Jahren alt und sie wurden fast überall in Paaren gehalten. Die befragten Zoos beteiligen sich mit großer Mehrheit erfolgreich am Zuchtprogramm der Roten Pandas. Einige Zoos haben schon bis zu 30 Jungtiere bekommen. Im Allgemeinen starben die Roten Pandas in einem Alter zwischen 7 und 15 Jahren eines natürlichen Todes. Die höchste Sterberate der Zootiere umfasst die Phase vom Zeitpunkt der Geburt bis zum Alter von etwa einem Monat. Überwiegend werden die Roten Pandas nicht mit einer anderen Art zusammen gehalten. In den Fällen einer Vergesellschaftung geschieht diese am meistens mit dem Chinesischen Muntiak (Muntiacus reveesi), allerdings häufig mit Problemen. Bei der Gehegegestaltung versuchen die Zoos, den Bedürfnissen dieser arborealen Tierart nach Klettern und erhöhten Ruheplätzen nachzukommen. So werden den Roten Pandas in allen Zoos verschiedenste Möglichkeiten zum Klettern in Form von Bäumen und/oder Gerüsten aus Holz oder Bambus, sowie Versteckmöglichkeiten in Gestalt von Ställen, Hütten oder Holzboxen angeboten.

Durch die Beobachtungen konnten verschiedene Verhaltensweisen erfasst werden. Die Aussage, dass die Pandas die meiste Zeit des Tages ruhen und nur Phasen der Aktivität zeigen konnte bestätigt werden. Die Anwesenheit eines Pflegers oder frischen Futters auf der Anlage führt zu einer Aktivitätserhöhung in Form von Laufen bzw. Nahrungsaufnahme. Während der Phase des Herumlaufens und Kletterns werden fast in gleichem Maße Bäume, Gerüst und Boden genutzt. Wie erwartet war das Ruhepotenzial aller von mir beobachteten Tiere den ganzen Tag über sehr hoch. Trotzdem ist das Verhältnis zwischen Ruhen und Aktivität individuell unterschiedlich. Wenn die Pandas ruhen, bevorzugen sie in der Regel das zusammengerollte Liegen in hohen und dicht belaubten Bäumen. Besonders bei Regen rollen sich die beobachteten Tiere vermehrt zusammen. Die zweite Ruheposition, das ausgestreckte Liegen, wurde nur von einem Tier hauptsächlich und von den anderen nur im Bereich höherer Temperaturen bevorzugt. Wie zu erwarten war, zeigt sich eine klare Bevorzugung von frischem Bambus bei der Nahrungswahl. Doch auch süßes Obst wird von den meisten Pandas gerne angenommen. Fleisch hingegen wird hauptsächlich von den Weibchen gefressen. In den Zoos, in denen Behavioral Enrichment, meistens in Kombination mit Futter, angeboten wird, wird dieses gut angenommen. Auf Pfleger auf ihrer Anlage, laute Besucher oder bellende Hunde an ihrem Gehege reagieren manche Pandas mit erhöhter Aufmerksamkeit oder vermehrter Aktivität.

Zusammenfassend ergaben meine Untersuchungen, dass manches Verhalten von allen Beobachtungstieren und ihren Artgenossen in den befragten Zoos gezeigt wird. Andere Verhaltensweisen scheinen hingegen von der Gehegegestaltung und dem Tagesablauf in dem entsprechenden Zoo beeinflusst zu werden oder individuell vom Charakter und der körperlichen Verfassung des Tieres abzuhängen. Letztendlich kann festgehalten werden, dass die Roten Pan

Abstract:

My Masterexam is about the behavior of Lesser or Red Pandas (Ailurus fulgens fulgens) in zoos and a possible influence of the unnatural environment on their behavior. During six month in 2012 I have collected data about their behavior with an ethogram in five different zoos in Germany. In four of them the observation took place during only one week in summer and one in winter. These data were used as a comparison to my main zoo “ZOOM Erlebniswelt” in Gelsenkirchen. I have also invented an international questionnaire, which I have send to all zoos in the world, which where known to house Red Pandas according to the studbook 2010. Altogether 32 zoos (including the ones I have works in) have answered this questionnaire.

Because of the answers from all around the world, I could compile a lot of information about the keeping of Red Pandas. Most of the zoos started keeping Pandas in the 1990th, usually with a pair of them in the age of one or two years. In 2012 most of the Pandas were, independent from their sex, between one and four years old and they were usually kept in pairs. The breeding of this species is successfully carried out in most of the zoos, in some of them more than 30 Pandas were born. Usually the Pandas died in the age between 7 and 15 years because of natural causes. The highest death rate within the zoo population of this species is around the first month after birth. Normally the Red Pandas are not kept with another species on the same enclosure. In the few cases of socialization it is mostly with the Chinese Muntiac (Muntiacus reveesi), often not without problems. Zoos try to comply with the needs of this arboreal species for climbing and high leveled resting places by their enclosure design. So all zoos offer their Pandas various possibilities for climbing like trees and/or racks build of wood or bamboo, as well as hiding possibilities like stables, huts or wooden boxes.

During my observation I could register different types of behavior. The statement that Pandas usually rest during most of the day and only show stages of activity could be confirmed. The presence of the animal keeper or fresh food on the enclosure causes an increase of activity in the kinds of running around or feeding. During the stage of running around and climbing the Pandas us trees, racks and ground nearly to the same degree. As expected, all the observed animals showed a very high resting potential during the day. However the ratio of resting and activity shows individual differences. Most of the Pandas pass their resting time preferred curled up in high and thick leafy tress. Especially during rainfall the rate of curling up increases. Only one animal preferred the second resting position, lying outstretched, most of the time. The other animals only lied more outstretched during higher temperatures. As expected, the Pandas show a clear preference of fresh bamboo. But they also like to accept sweet fruits. Meat in contrast is more preferred by females. In those zoos which offer behavioral enrichment, often in combination with food, the Pandas accept it well. Like animal keepers on the enclosure, noisy visitors or barking dogs cause an increase of attention or more activity of the Pandas.

In summary my observation produced that some behavior is showed by all observed animals and their specimen in the interviewed zoos. Other behavior instead seems to be influenced by the enclosure design and the daily routine in the different zoos or depends on the individual character and constitution of the animals. Finally there is to say, that the Red Pandas in captivity can have a good and long life because of a corresponding enclosure design and the important daily feeding of bamboo.

 

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Freigegeben in R

ZIEGLER, S., GEBAUER, A., MELISCH, R., SHARMA, B. K., GHOSE, P. S. CHAKRABORTY, R., SHRESTHA, P., GHOSE, D., LEGSHEY, K., PRADHAN, H., BHUTIA, N. T., TAMBE, S. & SINHA, S. (2010)

Sikkim – Im Zeichen des Roten Panda.

Z. Kölner Zoo 53: 79-93

Zusammenfassung:

Der Populationsstatus des Roten Panda (Ailurus fulgens) in freier Wildbahn ist weitgehend unbekannt. Im Jahr 2006 hat der WWF in Zusammenarbeit mit der Abteilung  für Forst-, Umwelt- und Wildtiermanagement der Regierung von Sikkim eine Studie initiiert, die darauf abzielt, die Ansprüche dieser Art an ihren Lebensraum sowie ihr Vorkommen im indischen Bundesstaat Sikkim zu bestimmen.

Die Ergebnisse der Studie führen zu dem Schluss, dass in Sikkim 1'341 km potenziell geeigneter Lebensraum für Rote  Pandas zur Verfügung steht, obgleich  49 % der Waldfläche keine geschlossene Kronendecke aufweisen und vermutlich nicht von der Art genutzt werden. Schätzungen zum Bestand des Roten Panda in Sikkim ergeben zwischen 225 und 378 fortpflanzungsfähige Individuen. Die ökologische Störung der Wälder ist auf die steigende Bevölkerungszahl, Überweidung sowie die wachsende Nachfrage nach Brennholz in Kombination mit der lückenhaften Umsetzung von Waldschutzgesetzen zurückzuführen. TRAFFIC, das gemeinsame Programm des WWF und der IUCN zur Analyse des Handels mit Arten und Ressourcen aus der Wildnis untersuchte gleichzeitig die Handels routen und unterstützt den Vollzug von Artenschutzbestimmungen im östlichen Himalaja. Die kürzliche Wiedereröffnung von Handelsrouten nach China hat Sikkim in das Rampenlicht des illegalen Handels mit bedrohten Arten gestellt. Konzertierte Naturschutzmaßnahmen sind nötig, um der weiteren Degradierung des Lebensraums der Katzenbären Einhalt zu gebieten und die Wirksamkeit des Artenschutzvollzugs zu verbessern. Darüber hinaus kann die internationale Zoo-Gemeinschaft durch Ex-situ-Zuchtprogramme eine wichtige Rolle spielen, um dem Rückgang der Wildbestände des Roten Panda entgegen zu wirken.

 

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Montag, 23 Oktober 2017 12:34

Kleiner Panda

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Katzenbären (Ailuridae)

D EN 650

EEPKleiner Panda

Ailurus fulgens • The Red, or Lesser, Panda • Le petit panda

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Zoo Karlsruhe © Clemens Becker, Zoo Karlsruhe

 

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Approximative Verbreitung des Kleinen Pandas (Ailurus fulgens)

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Zoo Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) mit Jungtier im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Kleine Panda-Welpen (Ailurus f. fulgens) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im ErlebnisZoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus fulgens) im Parc animalier de Branféré, Le Guerno © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Kleiner Panda (Ailurus f.fulgens) im Zoo des Minières, Doué-la-Fontaine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus fulgens) im Tierpark Kleve © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Zoo Melaka, Malaysia © Peter Dollibger, Zoo Office Bern

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Zoo Melaka, Maaysia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Zoo Duisburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Tama-Zoo, Tokyo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Westlicher Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Zoo d'Amnéville © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Anlage für Kleine Pandas (Ailurus f. fulgens) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Kleiner Panda (Ailurus fulgens) auf Briefmarke, DDR, 10 Pf.

 

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Der Kleine oder Rote Panda ist eine stark gefährdete, attraktive Tierarrt, die aufgrund ihrer systematischen Stellung, ihres Lebenweise und ihres Körperbaus auch zoopädagogisch interessant ist. Gefördert durch ein internationales Zuchtbuch und regionale Zuchtprogramme hat der Zoobestand über die Jahre deutlich zugenommen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Kleine Panda erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 51-73 und eine Schwanzlänge von 28-49 cm. Das Gewicht beträgt 4.5-5.5 (3-6) kg. Der Kopf ist außergewöhnlich rund, mit kurzer, spitzer Schnauze, mittelgroßen, zugespitzten Ohren, kleinen Augen mit brauner Iris und schwarzem Nasenspiegel. Das Gebiss umfasst 38 Zähne. Die Beine sind kurz und stämmig, die Zehen mit scharfen, teilweise rückziehbaren Krallen versehen und die Hand- und Fußsohlen wollig behaart. Die Weibchen haben vier Paar Zitzen. Das Fell ist lang und weich mit sehr dichter Unterwolle. Das Gesicht ist weiß, beidseits mit einem dunkeln  Fleck, der vom Auge nach unten zieht. Der obere Teil des Kopfes ist meist deutlich heller rot als der Körper, die Vorderseite der Ohren ist weiß. Die Körperoberseite ist rostrot bis kastanienbraun, die Hinterseite der Ohren, die Hals- und Körperunterseite und die Extremitäten sind schwarz. Der Schwanz ist lang und buschig mit dunkeln Ringen und dunkler bis schwarzer Spitze. Jungtiere sind anfänglich oberseits blass rostrot, unterseits hell graubraun gefärbt. Die östliche Unterart ist etwas größer, schwerer (6.5-7.5 kg) und dunkler gefärbt als die westliche [4; 7; 10; 12].

Verbreitung

Süd- und Südostasien: Bhutan, China, Indien, Laos, Myanmar und Nepal im Himalaya und den östlich anschließenden Gebirgen [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kleine Panda ist gut an eine kühle und feuchte Umgebung angepasst. Er lebt in Mischwäldern der Hügel- und subalpinen Zone mit dichtem Bambus-Unterwuchs in Höhenlagen von 1'500-4'800 m. Im Sommer kann er bis zur Schneegrenze auf 5'000 m hinaufsteigen. Die Tiere leben einzeln oder als Mutterfamilien. Sie sind überwiegend nachaktiv, ruhen und schlafen auf Bäumen auf Astgabeln oder in Baumhöhlen und kommen zur Nahrungssuche herunter [4; 10; 12].

Die Nahrung besteht zu 80-90% aus Pflanzenmaterial, hauptsächlich Bambusblättern, aber auch Schösslingen, Gräsern, Früchten, Beeren, Blüten, Wurzeln und Flechten, je nach Verfügbarkeit. In geringem Umfang werden auch Wirbellose, Kleinnager, Jungvögel und Vogeleier gefressen. Zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs benötigen die Tiere Streifgebiete, die meist in der Größenordnung von 1 km² liegen und innerhalb derer sie täglich Strecken von etwa 200-500 m zurücklegen. Anscheinend verhalten sich vor allem männliche Tiere territorial [4; 10; 12].

Die Ranz beginnt im Januar und dauert bis im März. Die meist 2 (1-4) Jungen kommen 114-145 (90-158) Tage nach der Paarung in einer von der Mutter ausgepolsterten Baumhöhle oder Felsspalte zur Welt. Die unterschiedlich langen Tragzeiten dürften durch eine individuell variable Keimruhe bedingt sein. Die Jungtiere wiegen etwa 110-200 Gramm und haben Augen und Ohren verschlossen. Ihre Entwicklung verläuft langsam. Sie öffnen die Augen mit etwa 18 Tagen, sind aber erst mit rund 40 Tagen voll sehtüchtig. Die Zähne beginnen ab dem 23.-25. Tag durchzubrechen. Mit 65-90 Tagen wird die Wurfhöhle erstmals verlassen. Feste Nahrung wird ab 115-130 Tagen aufgenommen. Die Jungen werden wahrscheinlich etwa 5 Monate lang gesäugt [4; 7; 10; 12].

Fressfeindes sind in erster Linie der Schneeleopard (Uncia uncia) und der Buntmarder (Martes flavigula)

Gefährdung und Schutz

Der Kleine Panda leidet hauptsächlich unter Lebensraumverlust und gebietsweise unter Wilderei. In Sikkim trägt das Wachstum des Tourismus zum Rückgang der Pandas bei, dies wegen des Straßenbaus und erhöhten Bedarfs an Feuerholz.  Er galt daher als gefährdet. Da sein Bestand innerhalb der letzten 18 Jahre um mehr als die Hälfte abgenommen hat, wurde er 2015 als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Bestandesschätzungen sind schwierig. Die Gesamtpopulation dürfte irgendwo zwischen 8'000 und 15'000 Individuen liegen [3]

Der internationale Handel wird nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) und manche seiner Mitgliedzoos unterstützten längerfristig ein Projekt des WWF das sich seit 1999 für den überregionalen Schutz des Kleinen Pandas in der östlichen Himalayaregion in Nepal und Bhutan einsetzt. 2005 wurde dieses Engagement auch auf den indischen Bundesstaat Sikkim, der zwischen Nepal und Bhutan liegt, ausgeweitet [14]. mehr...  

  • Zahlreiche Zoos, darunter der Naturschutz-Tierpark Görlitz, der ErlebnisZoo Hannover und der Zoo Leipzig fördern regelmäßig die Schutzbemühungen des Red Panda Networks für den Roten Panda in Nepal. Aufklärungs- und Bildungsarbeit, die Ausbildung von lokalen Rangern zum Schutz der Roten Pandas, Erforschung des Lebensraums sowie genetische Untersuchungen sollen den Roten Panda in West-Nepal nachhaltig erhalten. mehr ...

  • Seit 2013 gibt es einen Global Species Management Plan, dessen Feldarbeit von rund 50 europäischen Zoos unterstützt wird.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In Bhutan und Nepal werden die Kleinen Pandas gejagt, weil ihr weicher Pelz gelegentlich zu Mützen verarbeitet wird. In China, wo der Kleine Panda "Hun Ho", zu Deutsch "Feuerfuchs", genannt wird, ist der Jagddruck relativ hoch. Die Chinesen verwenden den Schwanz und die Schwanzhaare für Staubwedel und Pinsel. Gebietsweise wird das Fleisch gegessen oder Körperteile werden in der traditionellen Volksmedizin verwendet. Der illegale Fang für den lokalen oder nationalen Heimtiermarkt scheint zuzunehmen [3].

Der legale internationale Handel mit der Natur entnommenen Exemplaren ist unbedeutend. Von 2001-2017 wurden lediglich aus China vier lebende und ein totes Tier registriert. Im selben Zeitraum wurden weltweit 156 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigste Ausfuhrländer waren Japan mit 34, Kanada mit 22, Neuseeland mit 18 und Südafrika mit 10 Tieren [1].

Haltung im Zoo

Seit 1979 gibr es ein Internationales Zuchtbuch, das am Blijdorp-Zoo in Rotterdam geführt wird, und in dem im März 2017 insgesamt 1010 lebende Tiere in 349 Institutionen registriert waren. Davon waren etwa zwei Drittel Westliche und ein Drittel Östliche Kleine Pandas [IZY 52].

Im Zoo können kleine Pandas ein Alter von über 19 Jahren erreichen [11]. Kleine Pandas werden gelegentlich mit Chinesischen Muntjaks vergesellschaftet. Es ist aber schon vorgekommen, dass sie einen jungen Muntjak getötet und gefressen haben.

Obwohl Kleine Pandas Einzelgänger sind, ist eine gemeinsame Haltung von Paaren, ev.zeitweilig Trios, oder von gemeinsam aufgezogenen Geschwistern möglich. Allerdings kann es bei sozial unterlegenen Weibchen zu verminderter Fruchtbarkeit oder zu zeitweiligem stellenweisem Haarverlust kommen. Für eine optimale Haltung sollten Gehege mindestens 80 m² gross und teilweise mit Gräsern bepflanzt sein. Sie sollten geeignete Kletterstrukturen und mehr Schlafboxen aufweisen, als sich Tiere im Gehege befinden. Sie sollten schattig sein, damit die Umgebungstemperatur möglichst nicht über 24ºC steigt. In warmen Klimazonen werden kühle Schlafboxen, gekühlte Innengehege oder Benebelungsanlagen empfohlen. Werden mehrere Paare gehalten, sollten die Gehege etwas voneinander entfernt und durch Sichtbarrieren getrennt sein, Nach Möglichkeit sollten die Tiere täglich 200 g frischen Bambus erhalten [7; 10; 13].

Haltung in europäischen Zoos:
Die Art wird in rund 190 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Es handelt sich durchwegs um Westliche Kleine Pandas, die Haltung der östlichen Unterart, die nur in wenigen Zoos, z.B. Duisburg, zu sehen war, ist in Europa 2010 augelaufen Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1985 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESP), das am Zoo Rotterdam geführt wurde und 2003 in ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) überführt wurde. 2013 hat die Beratergruppe für kleine Fleischfresser der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben, die 2015 überarbeitet wurden. Der florierende Bestand besteht zu 100% aus Nachzuchten, die auf 28 Gründertiere zurückgehen. Mittlerweile besteht die Tendenz, die Nachzucht zu drosseln [10; 15].

Wie Kleine Pandas gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Kleine Panda ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [2; 5; 6; 8; 13].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für ein Paar mindestens eine Fläche von 30 m² aufweisen. Für jedes weitere Tier oder Paar ist ein zusätzliches Gehege bereit zu stellen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 20 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 4 m² dazu. Weshalb für diese winterharte Art zusätzlich ein Innengehege von 16 m² vorgeschrieben ist, ist nicht nachzuvollziehen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs< (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Außengehege von 40 m² erforderlich, für jedes weitere 4 m² zusätzlich. Die Tiere dürfen ganzjährig im Freien gehalten werden, wenn ein entsprechender Wetterschutz geboten wird.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kleine Panda wurde 1823 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Der eigentliche „Entdecker“ für die Wissenschaft war aber der englische General Thomas HARDWICKE, der schon 1821 in Darjeeling das Manuskript zu seinem Artikel Description of a new genus of the class Mammalia, from the Himalaya chain of hills between Nepal and the Snowy Mountains schrieb, diesen aber erst 1827, also vier Jahre nach Cuvier publizierte [14].

Zur Gattung Ailurus gehört  nur eine Art, von der zwei Unterarten anerkannt werden:

  • Westlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens fulgens)
  • Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani)

Die "Splitter" unter den Taxonomen wollen diese als selbständige Art behandelt haben, was sich aber nicht durchgesetzt hat. Zeitweilig wurden Riesen- und Kleiner Panda zu Familie Ailuridae zusammengefasst, oder diese wurden als Unterfamilie der Kleinbären angesehen. Heute wird der Riesenpanda den Großbären zugeordnet, und der verbleibende Kleine Panda wird als einziger Vertreter der Familie der Katzenbären angesehen [3; 12; 14].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. DIETERMANN, A. (1996)  
  3. GLATSTON, A. et al. (2015). Ailurus fulgens (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T714A110023718. http://www.iucnredlist.org/details/714/0. Downloaded on 21 June 2018.
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HUFSCHMIDT, C. (2011) 
  6. KELLER, R. (1977)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. REISER, N. (2013)
  9. SICKS, F. (2012)
  10. WEERMAN, J. (2015)
  11. WEIGL, R. (2005)
  12. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  13. ZIDAR, J. (2008)
  14. ZIEGLER, S., GEBAUER, A., MELISCH, R., SHARMA, B.K., GHOSE, P.S., CHAKRABORTY, R. et al. (2010)
  15. EAZA (2022). Long-term Management Plkan for the Red Panda.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx