Freitag, 30 Dezember 2022 13:52

KÖHLER-ROLLEFSON, I. U. (1991)

Camelus dromedarius.

Mammalian Species 375: 1-8, 3 Abb.
Published 12 April 1991 by The american Society of Mammalogists.

Der Artikel folgt dem üblichen Aufbau der Mammalian Species-Monographien.

Volltext (PDF)

köhler-biblio

Freigegeben in K

Molecular diversity and phylogenetic analysis of domestic and wild Bactrian camel populations based on the mitochondrial ATP8 and ATP6 genes.

Livestock Science 199 (May 2017): 95-100.

Highlights:

  • We analyzed the diversity of mitochondrial ATP8/6 gene in Bactrian camel populations.
  • All domestic Bactrian camel populations were clustered as a single major group in the haplotype network.
  • A single haplotype was identified in the wild Bactrian camel population, which formed a separate branch.
  • The phylogenetic tree showed the same patterns as the haplotype network.
  • Wild and domestic Bactrian camels evolved from two distinct ancestors.

yi-biblio

Freigegeben in Y
Sonntag, 16 April 2017 07:19

Dromedar

Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)

Tribus: Altweltkamele (Camelini)

D NB 650

Dromedar

Camelus dromedarius • The Dromedary • Le dromadaire

119 004 001 002a camelus dromedarius landau PD
Dromedar (Camelus dromedarius) im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002a camelus dromedarius map
Approximative Verbreitung des Dromedars (Camelus dromedarius) als Nutztier und von verwilderten Populationen

 

119 004 001 002 camelus dromedarius fohlen LD PD1
Dromedarstute (Camelus dromedarius) mit Fohlen im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002a camelus dromedarius osna PM
Dromedarfohlen (Camelus dromedarius) im Zoo Osnabrück. Pressefoto Zoo Osnabrück

 

119 004 001 003 camelus dromedarius plaisance PD1
Dromedar (Camelus dromedarius) in Ruheposition im Zoo-Safari La Plaisance du Touche, Hte. Garonne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus dromedarius salzburg
Dromedar (Camelus dromedarius) im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus dromedarius santander PD1
Dromedar (Camelus dromedarius) im Zoo Santander, Kantabrien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002a camelus dromedarius schwarzach PD1
Dromedar (Camelus dromedarius) im Wildpark Schwarzach in gestreckter Bauchlage schlafend © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002a camelus dromedarius busch
Wilhelm Busch: Naturgeschichtliches Alphabet, Münchener Bilderbogen Nro. 405/406

 

119 004 001 002a camelus dromedarius landau PD2
Ein symbolischer Graben reicht als Gehegebegrenzung. Alte Dromedaranlage im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002a camelus dromedarius landau zooschule
Zooschulunterricht bei den Dromedaren © Zooschule Landau

 

119 004 001 002a camelus dromedarius schnee LD
Angeblich nicht kälteresistentes Dromedar (Camelus dromedarius) im Zoo Landau © Zoo Landau

 

119 004 001 002 camelus dromedarius bourbansais PD1
Dromedare lassen sich hinter symbolischen Absperrungen halten, hier im Zoo La Bourbansais in der Bretagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Weitere Bilder auf BioLib

Dromedare sind nicht nur äußerst populäre Zootiere, sondern wegen ihrer anatomischen und physiologischen Besonderheiten, ihrer Lebensweise und kulturellen Bedeutung auch von hohem zoopädagogischem Wert. Obwohl Haustiere, können sie als Botschafterarten für den Schutz von Grasländern und anderen ariden Lebensräumen dienen.

Körperbau und Körperfunktionen

Das einhöckerige Dromedar gehören mit einer Kopf-Rumpflänge von bis zu 345 cm, einer Höhe (mit Höcker) von bis zu 230 cm und einem Gewicht von 400-600 kg zu den größten Huftieren. Neben den aus Fett- und Bindegewebe bestehenden Höckern weisen sie noch eine Reihe weiterer anatomischer Besonderheiten auf: die Oberlippe ist gespalten und dient als Greiforgan, die Nasenlöcher sind verschliessbar, im Oberkiefer fehlen die mittleren Schneidezähne, die 2. Schneidezähne sind nach hinten verlagert und erscheinen im definitiven Gebiss als eckzahnartige Hauer. Auch der obere Eckzahn ist stark vergrößert und erinnert an den Reißzahn eines Raubtiers. Am Hinterkopf befinden sich bei Stuten und Hengsten ein Paar Brunstdrüsen, beim Hengst ist das Gaumensegel als "Brüllsack" ausgebildet, der Magen ist, anders als bei den "echten" Wiederkäuern, dreihöhlig (der Psalter fehlt bzw. ist nicht klar vom Labmagen abgesetzt), am Oberschenkel hat es keine Spannhaut (Kniefalte), die Zehenknochen verlaufen nicht in einer geraden, sondern einer gebrochenen Linie. Das Nagelendglied trägt einen kleinen Nagel mit gekrümmter Hornwand, der Fuss ist mit einem hochelastischen Sohlenpolster aus Binde- und Fettgewebe versehen und weist eine breite Auftrittsfläche auf [1; 2; 3; 4; 6].

Die Färbung des Fells ist sehr variabel. Am häufigsten sind  lichtsandfarbene; doch gibt es auch graue, braune und ganz schwarze Kamele oder solche mit blassen oder lichteren Füßen. Auch Schecken kommen vor. Schwarzen Kamele werden als minderwertig angesehen und deshalb schon in früher Jugend geschlachtet Jüngere Tiere unterscheiden sich von den älteren durch das weiche Wollhaar, welches sie am ganzen Körper bedeckt [1].

Zu den physiologischen Besonderheiten gehört der geringe Wasserbedarf, der darauf beruht, dass die Tiere ihre Körpertemperatur von 34 °C auf über 40-42°C erhöhen können. Die extreme Hitze wird im Körper gespeichert und während der Nacht bei kühleren Temperaturen abgegeben, ohne dass die Tiere Wasser verlieren. Erst nach Erreichen der maximalen Körpertemperatur beginnt ein Kamel zu schwitzen [5]. Bei geringer Wasserversorgung wird der Kot eingedickt und der Harn konzentriert, um den Wasserverlust zu minimieren. Dehydrierte Dromedare können über 30% ihres Körpergewichts verlieren, andererseits aber binnen weniger Minuten 100-200 Liter Wasser aufnehmen, was ca. 30% ihres Körpergewichts entspricht. Entgegen einer weitverbreiteten Meinung wird dieses Wasser nicht im Höcker, sondern in den Vormägen gespeichert, deren Wände teilweise mit etwa 1000 sackartigen Strukturen bedeckt sind, in denen Wasser gespeichert werden kann. Die Tiere können über eine gewisse Zeit mit sehr wenig Futter, etwa 2 kg Trockensubstanz pro Tag, auskommen. Ein arbeitendes Lastdromedar, das während 6 Stunden pro Tag ca. 130-220 kg tragen muss, benötigt etwa 8-12 kg Trockensubstanz [7; 8; 9].

Zum Ruhe und Schlafen können Dromedare unterschiedliche Körperhaltungen einnehmen: Kauerlage, Bauch-Seitenlage, gestreckte Bauchlage, gestreckte Seitenlage [10].

Verbreitung

Das Dromedar findet man zur Hauptsache in Nord- und Ostafrika, und dem Nahen und Mittleren Osten von der Türkei bis Arabien und ostwärts bis nach Indien. Eine große, verwilderte Population lebt in Australien, wo die Tiere bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Nutztiere importiert worden waren, kleinere eingeführte Bestände gibt es in Namibia und der Nordkap-Provinz Südafrikas, den Kanarischen Inseln und dem Balkan. Auch in die USA, nach Italien und Spanien wurde das Dromedar eingeführt, ist dort aber wieder ausgestorben. Eine 1829 im Coto Doñana freigesetzte Herde lebte dort bis in die 1950er-Jahre [3].

Lebensraum und Lebensweise

Dromedare sind an ein Leben in subtropischen Wüsten, Halbwüsten und Trockensteppen angepasst. Sie ernähren sich von Kräutern, Gräsern, Zweigen, Rinde und Laub. Verwilderte Dromedare Bilden Verbände aus Stuten und deren Nachkommen. Hengste sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger oder leben in Junggesellengruppen [2; 3].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Dromedare sind für das Leben der Nomaden der westasiatischen und nordafrikanischen Wüsten und Trockensteppen lebenswichtig. Sie werden als Reit- und Lasttiere eingesetzt, im arabischen Raum gar zur Veranstaltung von Rennen, und liefern Fleisch, Milch, Wolle, Leder und Dung als Brennstoff. Die Milch hat nicht nur einen großen Nährwert, sondern auch einen Vitamin-C-Gehalt, der vier- bis sechsmal so hoch ist, wie der von Kuhmilch und daher oft die wichtigste Vitamin-C-Quelle für die Bevölkerung darstellt [3; 4].

Laut BREHM unterscheidet "der Araber mehr als zwanzig verschiedenartige Rassen der Wüstenschiffe", die sich je nach Zuchtrichtung und Verwendungszweck deutlich unterscheiden. "Zwischen einem »Bischarín«, oder einer Rasse, welche von den Bischarín-Nomaden gezüchtet wird, und dem egyptischen Lastkamele macht sich ein eben so großer Unterschied bemerklich wie zwischen einem arabischen Rosse und einem Karrengaule. Das erstgenannte Kamel ist das vorzüglichste Reitthier, das letztere das kräftigste Lastthier unter allen." [1]

Kulturelle Bedeutung: Das Kamel, womit wohl eher das auf Arabisch "dʒamal" genannte Dromedar als das Trampeltier gemeint ist, ist Gegenstand mehrerer Fabeln:

Haltung im Zoo

Haltung in europäischen Zoos: Dromedare werden in rund 120 europäischen Zoos gehalten, davon befinden sich rund ein Sechstel im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL ist Dromedaren ein Innengehege mit einer Fläche von mindestens 15 m² pro Tier einzurichten, weil das Dromedar (im Gegensatz zum Trampeltier) nicht winterhart sei. Tatsächlich überlappen sich aber die Verbreitungsgebiete von Dromedar und Trampeltier. Dromedare kommen z.B. in Turkmenistan und Kasachstan vor, wo die mittlere Monatstemperatur im Winter tagsüber bei unter 0°C und nachts bei -8 bis -9°C liegt. Auch in der Arabischen Wüste fallen die Nachttemperaturen im Winter auf 0°C. Die Tiere sind also kältetolerant, und da die Verweildauer im Stall relativ kurz ist, sind 8 m² ausreichend, wie im Falle der Trampeltiere, wenn diesen ein Stall und nicht nur ein Unterstand zur Verfügung gestellt wird.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 3 Kamele ein Gehege von 300 m² und für jedes weitere 50 m² mehr sowie pro Tier einen Stallplatz von 8 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für 5 Kamele ein Gehege von 800 m², für jedes weitere 80 m² sowie pro Tier einen auf 10°C heizbaren Stallplatz von 15 m².

Taxonomie und Nomenklatur

Das Dromedar wurde 1758 von Carl von LINNÉ als Camelus dromedarius erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es ist keine Wildform bekannt, es wird vermutet, dass diese auf der Arabischen Halbinsel lebte und vor mehreren tausend Jahren ausstarb. Im Alten Testament wird das Tier unter dem Namen Gamal sehr häufig erwähnt. Hiob besaß (wohl im 6. Jhdt. vor unserer Zeitrechnung) 3'000, später 6'000 Kamele [1]. Trampeltier und Dromedar lassen sich kreuzen. Die Nachkommen werden Tulus genannt. Sie haben nur einen eingedellten Höcker und sind fruchtbar [3; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. MÜNCHAU, B. (1980)
  5. TVT (2005)
  6. WILSON, & MITTERMEIER (2011)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019) 
  8. ALLOUCH, G. (2016)
  9. KÖHLER-ROLLEFSON, I. U. (1991)
  10. HASSENBERG, L. (1965)

Zurück zu Übersicht Paarzeher

Weiter zu Guanako (Lama guanicoe)

Freigegeben in Kamele
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:37

Trampeltier

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)

Tribus: Altweltkamele (Camelini)

D NB650

Trampeltier

Camelus bactrianus • The Bactrian Camel • Le chameau à deux bosses

119 004 001 002 camelus bactrianus neunk PD1
Trampeltier (Camelus ferus f. bactriana) im Neunkirchner Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus map
Blau; Letzte Vorkommen des Wildkamels (Camelus ferus) und sehr Approximative frühe Verbreitung des Tramepeltiers (Camelus ferus f. bactriana). Dieses geht heute westlich weiter bis in die Türkei und ästlich bis nach Ostsibirien

 

119 004 001 002 camelus bactrianus falkenstein PD1
Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) im Schnee im Tiergarten Falkenstein © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus frauenfeld PD1
Kamelstute mit Fohlen (Camelus ferus f. bactriana) im Plättli-Zoo Frauenfeld © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus rheine PD1
Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) in Gehege mit symbolischer Absperrung im Naturzoo Rheine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus straubing PD1
Trampeltier (Camelus ferus f. bactriana) in Gehege mit symbolischer Absperrung im Tiergarten Straubing © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus branfere PD1
Fellwechsel bei den Trampeltieren (Camelus ferus f. bactriana) des Parc animalier et botanique der Branféré, Le Guerno © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus freiburg PD1
Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) im Tiergehege Mundenhof, Freiburg i. Br. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus zrh PD
Weißes Trampeltier (Camelus ferus f. bactriana) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus zlin PD2
Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) mit Fohlen im Zoo Zlín-Lešná © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus stuttgart presse
Trampeltierfohlen (Camelus ferus f. bactriana) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

119 004 001 002 camelus bactrianus kronberg presse
Trampeltierfohlen (Camelus ferus f. bactriana) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

119 004 001 002 camelus bactrianus mit PHorse TPH MarcMueller
Gemeinschaftshaltung von Trampeltieren (Camelus ferus f. bactriana) und Przewalskipferden (Equus ferus) im Tierpark Hellabrunn © Marc Müller / TP Hellabrunn

 

119 004 001 002 camelus bactrianus prag PD1
Gemeinschaftshaltung von Trampeltieren (Camelus ferus f. bactriana) und Kulanen (Equus hemionus lulan) im Prager Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 002 camelus bactrianus knie PD1
Kamelreiten in Knie's Kinderzoo, Rapperswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

119 004 001 001 camelus ferus Peking wolfgangDreier
Wildkamel (Camelus ferus), 1994 im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

Weitere Bilder auf BioLib

Trampeltiere sind nicht nur äußerst populäre Zootiere, sondern wegen ihrer anatomischen und physiologischen Besonderheiten, ihrer Lebensweise und kulturellen Bedeutung auch von hohem zoopädagogischem Wert. Obwohl Haustiere, können sie als Botschafterarten für den Schutz von Grasländern und anderen ariden Lebensräumen dienen.

Körperbau und Körperfunktionen

Das zweihöckerige Trampeltier gehört mit einer Kopf-Rumpflänge von bis zu 345 cm, einer Höhe (mit Höcker) von bis zu 230 cm und einem Gewicht von bis zu 1000 kg zu den größten Huftieren. Neben den aus Fettgewebe bestehenden Höckern weisen sie noch eine Reihe weiterer anatomischer Besonderheiten auf: die Oberlippe ist gespalten und dient als Greiforgan, die Nasenlöcher sind verschliessbar, im Oberkiefer fehlen die mittleren Schneidezähne, die 2. und 3. Schneidezähne sind nach hinten verlagert, am Hinterkopf befinden sich bei Stuten und Hengsten ein Paar Brunstdrüsen, beim Hengst ist das Gaumensegel als "Brüllsack" ausgebildet, der Magen ist, anders als bei den "echten" Wiederkäuern, dreihöhlig (der Psalter fehlt), am Oberschenkel hat es keine Spannhaut (Kniefalte), die Zehenknochen verlaufen nicht in einer geraden, sondern einer gebrochenen Linie. Das Nagelendglied trägt einen kleinen Nagel mit gekrümmter Hornwand, der Fuss ist mit einem hochelastischen Sohlenpolster aus Binde- und Fettgewebe versehen und weist eine breite Auftrittsfläche auf. Das Euter der Stuten hat 4 Zitzen mit je 3 Strichkanälen [5; 6; 7; 10].

Zu den physiologischen Besonderheiten gehört der geringe Wasserbedarf, der u.a. darauf beruht, dass die Tiere ihre Körpertemperatur von 34 °C auf über 40 °C erhöhen können. So wird die extreme Hitze im Körper gespeichert und während der Nacht bei kühleren Temperaturen abgegeben, ohne dass die Tiere Wasser verlieren. Erst nach Erreichen der maximalen Körpertemperatur beginnt ein Kamel zu schwitzen. Auch wird er Harn in extrem konzentrierter Form ausgeschieden und der Kot ist relativ trocken, wodurch Wasser eingespart wird [5; 6; 7; 10].

Verbreitung

Das Trampeltier wird hauptsächlich in Iran, Afghanistan, Pakistan, Kasachstan, der Mongolei und China gehalten, kommt aber bis in die Türkei und Ostsibirien vor.

Lebensraum und Lebensweise

Historischer Lebensraum des Trampeltiers sind die Grasländer, Halbwüsten und winterkalten Wüsten Zentrasiens. Die Nahrung setzt sich aus Gräsern, Kräutern und Blättern und Zweigen von Sträuchern zusammen. Eine der wichtigsten Futterpflanzen ist der Saxaul (Haloxylon ammodendron), ein Strauch bzw. niedriger Baum aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Trampeltiere können längere Durstphasen dadurch überstehen, dass sie körpereigenes Wasser abbauen, ohne dass das Blut eingedickt wird, und dadurch massiv an Gewicht verlieren. Sie können auch Brackwasser aufnehmen und, wenn Süßwasser verfügbar wird, durch die Aufnahme großer Mengen ihre Wasservorräte wieder auffüllen [5; 10].

Nach einer Tragzeit von im Mittel 406 (365-440) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen mit einem Geburtsgewicht von 44 (30-60) kg geworfen. Zwillinge sind selten. Die meisten Geburten fallen in die Monate März und April. Die Fohlen werden etwa 11-12 Monate gesäugt, nehmen aber bereits mit 14 Tagen erstmals feste Nahrung auf [5; 7].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Kamele sind für das Leben der Nomaden der asiatischen Wüsten und Trockensteppen lebenswichtig. Sie werden als Reit- und Lasttiere eingesetzt und liefern Fleisch, Milch, Wolle, Leder und Dung als Brennstoff. Die Milch hat nicht nur einen großen Nährwert, sondern auch einen Vitamin-C-Gehalt, der vier- bis sechsmal so hoch ist, wie der von Kuhmilch, weshalb sie oft die wichtigste Vitamin-C-Quelle für die Bevölkerung darstellt [5].

Vereinzelt gibt es auch bei uns Kamelhöfe, auf denen Wolle und Kamelmilch, zum Teil auch Fleisch, gewonnen und verarbeitet wird, die aber primär touristisch ausgerichtet sind, indem sie Kamelprodukte ab Hof verkaufen sowie Kamelreiten und -trekking anbieten.

BREHM schreibt über die Nutzung des Trampeltiers, von dessen geistigen Fähigkeiten er wenig hält, dessen Nützlichkeit er aber sehr rühmt: "Es leistet viel nach jeder Richtung hin und kann durch kein anderes Hausthier ersetzt werden. Man nutzt Haar und Milch, Fell und Fleisch, spannt es an den Wagen und verwendet es als Lastthier. Seinem Nacken bürdet man Lasten auf, welche man auf vier Pferde vertheilen müßte; mit ihm durchzieht man die wasserlosen wüstenhaften Steppen, in denen Pferde ihre Dienste versagen würden; auf ihm erklimmt man Gebirge bis zu zweitausend Meter unbedingter Höhe, in denen nur der Jack noch aushält."

"Im zweiten Jahre wird dem Füllen die Nase durchstochen und der Zaumpflock in die so gebildete Oeffnung gesteckt; denn von jetzt an beginnt seine Abrichtung. Im dritten Jahre seines Alters wird es kurzen Ritten, im vierten zum Tragen leichter Lasten benutzt; im fünften Jahre gilt es als erwachsen und arbeitsfähig. Bei guter Behandlung kann es bis zum fünfundzwanzigsten Jahre Dienste leisten." [2]

Kulturelle Bedeutung:
Das Kamel ist Gegenstand mehrerer Fabeln, wobei nicht klar ist, ob das Trampeltier oder das Dromedar gemeint sei. Vermutlich eher letzteres:

Haltung im Zoo

Kamele lassen sich mit anderen Huftierarten vergesellschaften, etwa mit Przewalskipferden, Kulanen, Yaks oder Kropfgazellen. Allerdings kann es bisweilen Probleme zwischen männlichen Tieren geben [7].

WEIGL gibt als Höchstalter 35 Jahre und 5 Monate für eine im Kopenhagener Zoo geborene Stute an [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 410 Zoos gehalten, von denen sich über ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Wildkamele wurden noch nie nach Europa eingeführt. Domestizierte Trampeltiere werden nicht nur in Zoos, sondern auch von vielen kleineren Tierparks, Zirkussen und Privatpersonen gehalten.

Forschung im Zoo: Trampeltiere sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo. Die Arbeiten dienen entweder dazu, unser Grundlagenwissen zu erweitern, wie z.B. Untersuchungen zur Hämatologie [3, 8] oder zielen darauf ab, die Zucht und Haltungsbedingungen zu optimieren [4; 6].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 3 Trampeltiere ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 50 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 8 m² pro Tier betragen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 3 Kamele ein Gehege von 300 m² und für jedes weitere 50 m² mehr sowie pro Tier einen Stallplatz von 8 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für 5 Kamele ein Gehege von 800 m², für jedes weitere 80 m².

Taxonomie und Nomenklatur

Das Trampeltier ist eine Haustierform, die vor etwa 4'500 Jahren domestiziert wurde. Als seine Wildform wird das Wildkamel (Camelus ferus), angesehen, was neuerdings aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen jedoch angezweifelt wird [13].

Das Wildkamel ist in Kasachstan bereits ausgestorben und mit einem kontinuierlich abnehmenden Totalbestand von gegenwärtig weniger als erwachsenen 1'000 Tieren in China und der Mongolei, wo es in den Wüsten  Gobi und Gashun Gobi vorkommt, vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED). Die Hauptgefahren sind Hybridisierung mit Hauskamelen und Konkurrenzierung durch die Haustierherden der Nomaden. Es ist nach Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten geschützt. Die in Großbritannien registrierte Stiftung zum Schutz des Wildkamels (Wild Camel Protection Foundation, WCPF) wurde 1997 gegründet. Sie betreibt seit 2003 in der Mongolei ein Erhaltungszuchtprogramm für Wildkamele wozu 12 Kamele gefangen und in eine in Zakhyn Us, innerhalb der Pufferzone des Great Gobi Strictly Protected Area ‘A’, gelegene Zuchtstation verbracht wurden [7; 10; 11; 12].

Wissenschaftlich beschrieben wurden zuerst die Haustierformen der Altwelt-Kamele, nämlich 1758 durch Carl von LINNÉ, der dem Trampeltier den Namen Camelus bactrianus gab, obwohl in Baktrien, der Gegend um Buchara, nicht Trampeltiere sondern Dromedare gehalten wurden. Das Wildkamel wurde von Nikolaj Michajlowitsch PRZEWALSKI 1878 in der Lop-Nor-Wüste entdeckt und mit dem Namen Camelus ferus versehen [5; 10]. Da das Trampeltier vermutlich vom Wildkamel abstammt, müsste es nach BOHLKEN [1] Camelus ferus forma bactriana heissen. Die auch vom HANDBOOK [10] übernommene Praxis, Wild- und Haustierform als Unterarten anzusehen, ist abzulehnen

Trampeltier und Dromedar lassen sich kreuzen. Die Nachkommen werden Tulus genannt. Sie sind größer und stärker als ihre Eltern und haben nur einen eingedellten Höcker und sind fruchtbar. Tuluhengste der F1-Generation werden in Teilen Anatoliens zu den dort traditionellen Kamel-Ringkämpfen (Camel wrestling) eingesetzt. Diese Kämpfe gibt es seit rund 2'400 Jahren. Sie finden jeweils während der Brunftzeit der Kamele statt, hauptsächlich von Januar bis März. Die Tiere werden geschmückt und ähnlich wie bei den Eringer Kuhkämpfen im Wallis paarweise in eine Arena geführt. Der Verlierer wird beim Kampf nicht beschädigt, sondern lediglich verdrängt oder niedergerungen. In der seit 1923 bestehenden türkischen Republik wurden die Kamelkämpfe anfänglich diskreditiert, da sie nicht dem vom Staat angestrebten Image eines modernen Landes entsprachen, wurden aber ab 1983 als Attraktion für Touristen wiederbelebt. Seitdem ist die Zahl der Tulubesitzer von 200 auf über 2'000 gestiegen [14].

Literatur und Internetquellen

  1. BOHLKEN , H. (1958)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. EICHNER, M. (1999)
  4. FRANCKE, R. (1989)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. MÜNCHAU, B. (1980)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. WEDDING, S. (1979)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. HARE, J. (2008). Camelus ferus. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T63543A12689285. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2008.RLTS.T63543A12689285.en . Downloaded on 10 February 2020.
  12. WILD CAMEL PROTEXTION FOUNDATION.
  13. YI L., MING, L., HAI, L., HE, J., GUO, F-.C., QIAO, X.-Y.; JI, R. (2017)
  14. CHRISTIE-MILLER, A. in EURASIANET vom 27.01.2011

Zurück zu Übersicht Paarzeher

Weiter zu Dromedar (Camelus dromedarius)

Freigegeben in Kamele
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx