Mittwoch, 17 Februar 2021 10:30

Etruskerspitzmaus

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Spitzmausverwandte (SORICOMORPHA)
Familie: Spitzmäuse (Soricidae)
Unterfamilie: Weißzahnspitzmäuse (Crocidurinae)

D LC 650

Etruskerspitzmaus

Suncus etruscus • The Etruscan, or White-toothed, Pygmy Shrew • La musaraigne étrusque

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Zoo Dresden © Zoo Dresden

 

 

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Approximative Verbreitung der Etruskerspitzmaus (Suncusetruscus). Dunkelblau: autochthone Verbreitung; rot: eingeführte Populationen

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Zoo Dresden © Zoo Dresden

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) in Privathaltung frisst Schwarzkäferlarve (Zophobas morio) © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schädel der Sibirischen Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus bactrianus Stroganov, 1958). News of the Siberian Branch of the Academy of Sciences of the USSR 1: 123-125.

 

 

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Die Etruskerspitzmaus ist das kleinste bodenlebende Säugetier der Erde - nur die Hummelfledermaus ist vergleichbar klein. Das macht sie interessant für die Zoopädagogik. Deswegen wird sie in einigen europäischen Zoos gezeigt, obwohl ihre geringe Lebenserwartung und rasche Generationenfolge die Haltung etwas mühsam machen.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflängen von 33-50 mm, einer Schwanzlängen von 21-30 mm und einem Körpergewicht von 1.2 bis 2.7 g ist die Etruskerspitzmaus das kleinste Säugetier. Nur die erst 1973 entdeckte thailändische Hummelfledermaus (Craseonycteris thonglongyai) ist ähnlich klein. Unsere Zwergspitzmaus (Sorex minutus) ist deutlich größer und etwa doppelt so schwer. Die Etruskerspitzmaus hat weiße Zähne, nach Moschus duftende Flankendrüsen, Wimperhaare am Schwanz und ein kurzes, weiches Fell, das am Rücken rauchgrau und ohne scharfe Trennlinie am Bauch silbergrau gefärbt ist [3; 4; 5; 8].

Verbreitung

Unzusammenhängende Verbreitung in
Europa: Albanien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Malta, Montenegro, Nord-Mazedonien, Portugal, Schweiz (nur Sotto Ceneri im Kanton Tessin), Slowenien, Spanien, Türkei, Zypern. Eventuell auch Andorra, Armenien, Gibraltar, Monaco.
Asien: Afghanistan, Bahrain, Bhutan, China, Indien, Irak, Iran, Israel, Jemen. Jordanien, Laos, Libanon, Libyen, Malaysia, Myanmar, Nepal, Oman, Pakistan, Sri Lanka, Syrien, Tadschikistan, Thailand, Turkmenistan, Vietnam. Eventuell auch Brunei, Indonesien, Kuwait, Usbekistan
Afrika: Ägypten, Algerien, Äthiopien, Guinea, Marokko, Nigeria, Tunesien.

Eingeführte Populationen in Madagaskar und auf den Kanarischen Inseln [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Etruskerspitzmaus kommt vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von etwa 3'000 m vor. Sie besiedelt im Mittelmeerraum Gärten, Felder, Olivenhaine, Weinberge, offene Wälder, Macchia und Garrigue, wo sie ihre Nester vorzugsweise in Trockenmauern und Ruinen, auch in Schutt und Geröllhaufen baut. Sie ist überwiegend nachtaktiv. Sie macht keinen Winterschlaf, kann aber häufig in Tagschlaflethargie oder einen Torpor fallen, der ein Überleben für etwa einen Tag ohne Nahrungszufuhr möglich macht. Sie ernährt sich von Insekten, Spinnen und kleinen Eidechsen. Nach einer Tragzeit von 27-28 Tagen bringen die Weibchen 4 (2-6) Junge mit einem Geburtsgewicht von 0.2 g zur Welt, die 19-21 Tage gesäugt werden, in der Regel erstmals nach dem ersten Winter. Ein Weibchen kann im Lauf ihres Lebens bis zu 6 Würfe bringen [1; 3; 4; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat ist vermutlich nicht sehr häufig, hat aber eine weite Verbreitung und kommt in einer Reihe von Schutzgebieten vor. Sie wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft [1]. Die Etruskerspitzmaus dürfte das seltenste Säugetier der Schweiz sein. Der Erstnachweis erfolgte 1895 in der Nähe von Lugano, der zweite erst 2011 bei Vacallo oberhalb Chiasso [2].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Etruskerspitzmaus führt ein in der Regel vom Menschen völlig unbeachtetes Leben.

Haltung

Eine im Zoo Frankfurt geborene Etruskerspitzmaus erreichte ein Alter von 3 Jahren und 3 Monaten [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 15 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Die meisten Haltungen sind erst wenige Jahre alt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für ein Paar und dessen Nachwuchs mindestens 100x50x50 cm (LxBxH) messen, was aber wohl keine Mindestanforderung im eigentlichen Sinn darstellt. In Österreich und der Schweiz gibt es keine spezifischen Anforderungen.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Etruskerspitzmaus wurde 1822 von Paolo SAVI, einem italienischen Geologen und Ornithologen aus Pisa, als "Sorex etruscus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde sie der 1832 vom Theologen und Naturwissenschafter Christian Gottfried EHRENBERG aus Delitzsch geschaffenen Gattung Suncus zugeteilt. Im HANDBOOK werden 7 Unterarten aufgeführt, einschließlich madagascariensis, bei der es sich aber um eine vom Menschen eingeführt Population handelt. In Europa kommt die Nominatform vor [4; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. AULARGNIER, S. et al. (2017). Suncus etruscus. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T90389138A22288134. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-2.RLTS.T90389138A22288134.en . Downloaded on 17 February 2021.
  2. GO:RUMA] - Etruskerspitzmaus
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Freitag, 01 Mai 2020 08:06

GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. N. (2004)

Die Bedeutung der Blattlaus Rhopalosiphum padi (L., 1758) und der Traubenkirsche Prunus padus L., 1753 für Vögel.

Der Ornithologische Beobachter 101: 89 – 98 (2004)

Zusammenfassung:

In zwei Gärten der Zentralschweiz wurde u.a. die Nutzung der Traubenkirschen-Hafer-Blattlaus Rho-palosiphum padi(L., 1758) an der Traubenkirsche untersucht. Diese Blattlaus überwintert als Ei auf der Traubenkirsche (Hauptwirt).  Im Frühjahr gebärt eine erste ungeflügelte Generation (Fundatrix) ungeflügelte und einige geflügelte Weibchen (Migrantes alatae).  Letztere entstehen dann vor allem in der 3. Hauptwirtsgeneration und wandern im Mai/Juni auf Gräser (Nebenwirte) ab, von wo ab Mitte September geflügelte Weibchenmütter (Gynoparae) und Männchen wieder auf die Traubenkirsche zurückkehren. Im Laufe der Jahre sind von Mitte September bis Mitte November 30 Vogelarten beim Verzehr von Traubenkirschenläusen beobachtet worden. Vor allem Mönchsgrasmücke und Zilpzalp nutzen das Angebot sehr intensiv. Sie verzehren in dieser Zeit in benachbarten Sträuchern und Bäumen auch Früchte bzw. andere Insekten, kehren aber immer wieder in die Traubenkirsche zurück und picken ausdauernder als die meisten anderen Arten Blattläuse. Zur Zeit des Blattlausfrasses sind öfter gleichzeitig bis 13 Individuen von 7 oder 8 Vogelarten in einer Traubenkirsche oder bis  11– 20 Zilpzalpe in der Traubenkirsche und benachbarten Bäumen und Sträuchern notiert worden. Diese Zahlen entsprechen in etwa dem Fassungsvermögen von 1–3 nahe beisammen gepflanzten Traubenkirschen. Im Herbst 2003 hat ein Teichrohrsänger wegen der Blattläuse mindestens 23 Tage lang auf kleinstem Raum in einem wenig typischen Rastbiotop verweilt. Wir haben ihn in dieser Zeit beim Verzehr von schätzungsweise 99’540 Blattläusen beobachtet. Mehrere Mönchsgrasmücken frassen im selben Herbst mindestens 50’240 und die Zilpzalpe mindestens 1'005’360 Blattläuse. Insgesamt darf mit einem Minimalverzehr von 1,5 – 3 Millionen Traubenkirschenläusen innerhalb von 2 Monaten gerechnet werden, was mindestens 3’000-6’000 g oder 20’160-40’330 kJ entspricht. Der Blattlausverzehr ist mit geringem Aufwand verbunden, energetisch ergiebig, eine wichtige Ergänzung zur vegetarischen Kost und wohl eine lohnende Möglichkeit zur Optimierung des Nahrungserwerbs. Unsere Beobachtungen sollten andernorts durch Kontrollen der Verweildauer, physiologische Untersuchungen und Überprüfung von Optimierungshypothesen ergänzt werden. Die früh austreibende und früh blühende Trauben-kirsche bietet schon im Frühjahr ein reiches Insektenangebot, bereits ab Mitte Juli Fruchtfleisch oder Kerne ihrer Steinfrüchte und vor allem im Herbst für verschiedene Insekten den begehrten Honigtau. Sie ist also nicht nur aus ästhetischen Gründen ein besonders attraktiver Wildstrauch, der nicht nur in Auenwäldern, sondern auch an Waldrändern, in der teilweise offenen Landschaft und vor allem im Siedlungsgebiet mehr Beachtung verdient und gefördert werden sollte.

glutz-biblio

Freigegeben in G
Donnerstag, 18 Januar 2018 09:23

BAGATUROV, M. F & BAGATUROVA, A. A. (2013)

Rösslein auf sechs Beinen Haltung und Nachzucht von Pferdekopf-Heuschrecken.

bugs 4: 54-57.

Einleitung:

Aus der Entfernung betrachtet, erinnern sie stark an Stabschrecken. Ein Blick aus der Nähe in ihr wunderliches Charaktergesicht dagegen versetzt in Erstaunen – oder Erheiterung. Fest steht jedoch: Die hübschen „Pferdchen“ der Unterfamilie Proscopiinae sind äußerst liebenswerte Gäste im Terrarium und fesseln noch dazu durch bemerkenswerte Verhaltensweisen.

Abstract:

In this article captive management of orthopterid insects of subfamily Proscopiinae (Horse-Head grasshoppers) is described. Details of proper species identification, keeping requirements, food sources, breeding and raising of larvae, biological aspects as well as some unusual behavior characters like aggregating behavior of different orthopterid species and struggle for existence among female imago is discussed.


PDF Download Available from: https://www.researchgate.net/publication/270686312_Rosslein_auf_sechs_Beinen_Haltung_und_Nachzucht_von_Pferdekopf-Heuschrecken

Freigegeben in B
Montag, 03 April 2017 15:08

Russischer Desman

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Spitzmausverwandte (SORICOMORPHA)
Familie: Maulwürfe (Talpidae)
Unterfamilie: Altweltmaulwürfe (Talpinae)

D EN 650

Russischer Desman

Desmana moschata • The Russian Desman • Le desman de Moscovie

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Russischer Desman (Desmana moschata) in der Forschungsstation Cernogolovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Russischen Desmans (Desmana moschata)

 

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Russischer Desman (Desmana moschata) in der Forschungsstation Cernogolovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Russischer Desman (Desmana moschata) in der Forschungsstation Cernogolovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Männlicher Russischer Desman (Desmana moschata) schwimmend in der Forschungsstation Cernogolovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Männlicher Russischer Desman (Desmana moschata) schwimmend in der Forschungsstation Cernogolovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Schädel eines Russische Desmans (Desmana moschata) im Zoologischen Museum Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Russische Desmane (Desmana moschata). Abbildung aus aus BREHMs Thierleben (1882-1887)

 

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Der Russische Desman ist eine hochinteressante, allerdings dem Publikum nur schwierig zu präsentierende Tierart, die außerhalb Russlands kaum je in einem Zoo gezeigt worden ist

Körperbau und Körperfunktionen

Der Russische Desman erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (18-)20-23 cm, eine Schwanzlänge von (17-)18-21 cm und ein Gewicht von 315-485 g. Die Nase endet in einem langen, aus zwei Knorpelröhren zusammengesetzten, vorne verbreiterten Rüssel, der nach allen Seiten beweglich ist und ausgeprägte Vibrissen trägt. Die Augen sind sehr klein, die Ohrmuscheln fehlen. Ohr- und Nasenöffnungen können beim Schwimmen verschlossen werden. Die Füße haben Borstensäume. Die Vorderfüße sind mit kurzen Schwimmhäuten und langen Krallen ausgestattet, die Hinterfüße mit voll ausgebildeten Schwimmhäuten. Der lange Ruderschwanz ist seitlich abgeflacht, schuppig, nur spärlich behaart und mit einem Borstenkiel an den Kanten versehen. Nahe der Schwanzwurzel befindet sich eine große, aus mehreren Säckchen bestehende Moschusdrüse. Die Weibchen haben 8 Zitzen. Das Fell ist dicht und seidig, oberseits grau- bis kastanienbraun, am Bauch silbrig weiß [1; 2; 3].

Verbreitung

Westliche Paläarktis: Kasachstan, Russland; ausgestorben und in den 1950er-Jahren wiederangesiedelt in der Ukraine; ausgestorben in Weißrussland [4].

Lebensraum und Lebensweise

Der Russische Desman ist überwiegend nachtaktiv, im Frühjahr öfter auch tagaktiv. Er besiedelt stehende oder langsam fließende Gewässer mit natürlichen Ufern, vorzugsweise Altwässer. Er ist ein guter Schwimmer und Taucher, der nur selten an Land geht. Seinen Rüssel kann er als Tastorgan, Schnorchel und zum Nahrungserwerb einsetzen. "Oft steckt er ihn in das Maul und läßt dann schnatternde Töne hören, welche denen einer Ente ähneln. Reizt man ihn oder greift man ihn an, so pfeift und quiekt er wie eine Spitzmaus, sucht sich auch durch Beißen zu vertheidigen" [1]. Zu seinem Speiseplan gehören Würmer, Schnecken, Muscheln, Insektenlarven, Krebse, Frösche und kleine Fische, ferner Material von mindestens 30 Pflanzenarten. Er legt Nahrungsdepots an [2; 3; 4].

Der Desman errichtet seinen Bau, dessen Eingänge 10-40 cm unter der Wasseroberfläche liegen, in Uferböschungen mit Wurzelwerk von Bäumen, auch in Biberburgen. Der Bau umfasst Gänge von 2-15 m Länge und eine oder mehrere mit Pflanzenmaterial ausgepolsterte Nist- und Schlafkammern von etwa 30 cm Durchmesser, die sich über dem Hochwasserspiegel befinden, und weitere Kammern zum Fressen. Die Paarungszeit fällt auf April/Mai und September/Oktober. Pro Jahr bringt ein Weibchen 1-2 Würfe bestehend aus jeweils 2-4(-7) Jungen, die mit einem Monat selbständig werden. Wildlebende Desmans können ein Alter von 4-5 Jahren erreichen [2; 3; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Verbreitung der Art ist fragmentiert und ihr Bestand hat in Russland innerhalb eines Jahrzehnts um rund 50% abgenommen. Die Lebensraumqualität nimmt ab, viele Tiere sterben als Beifang und es besteht eine Konkurrenz durch Neozoen. Ab 1986 galt die Art als gefährdet, aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 jetzt als stark gefährdet [4]. Von 1929 wurden in vielen Teilen der damaligen Sowjetunion gegen 10'000 Desmane freigesetzt [7]. 2020 wurde sie auch als stark gefährdet in das Rote Buch Russlands aufgernommen. Der russische Bestand wird auf 8'000-10'000 Individuen geschätzt. Über die Bestandgrößen in der Ukraine und in Kasachstan  liegen keine aktuellen Daten vor [5].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Bis zu seiner Unterschutzstellung durch die sowjetische Regierung war der Desman ein begehrtes Pelztier, das durch übermäßige Nachstellung regional ausgerottet wurde. Um 1900 wurden jährlich rund 20'000 Desmanfelle verarbeitet, danach nahmen die Jahresstrecken ab. Die Moschusdrüsen wurden in der Parfum-Industrie verarbeitet [3].

Haltung

Ein in Russland gehaltener Desman erreichte ein Alter von 8 Jahren [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde außerhalb Russlands kaum je in einem Zoo gezeigt. Gegenwärtig (anfangs 2023) wird die Art nirgendwo mehr gehalten, aber es besteht die Absicht, in Russland eine Zuchtstation zu bauen [5]. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen für die Haltung von Desmanen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Russische Desman wurde 1758 von Carl von  LINNÉ als "Castor moschatus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Name Desmana moschata geht auf den deutschbaltischen Naturforscher Johann Anton Güldenstädt aus Riga (1777) zurück. In der Folge wurden 11 verschiedene Gattungsbezeichnungen vorgeschlagen, darunter die von BREHM verwendete "Myogale". Die Art ist monotypisch [1; 6; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. KENNERLEY, R. & TURVEY, S.T. (2016). Desmana moschata. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6506A22321477. http://www.iucnredlist.org/details/6506/0. Downloaded on 15 April 2018.
  5. RUTOVKAYA, M. (2021, in litt.)
  6. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 03 April 2017 14:49

Moschusspitzmaus

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Spitzmausverwandte (SORICOMORPHA)
Familie: Spitzmäuse (Soricidae)
Unterfamilie: Weißzahnspitzmäuse (Crocidurinae)

D LC 650

Moschusspitzmaus

Suncus murinus • The Asian House Shrew • La musaraigne des maisons

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Moschusspitzmaus (Suncus murinus) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Moschusspitzmaus (Suncus murinus). Dunkelblau: autochthone Verbreitung; rot: eingeführte Populationen

 

 

 

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Moschusspitzmaus (Suncus murinus) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Schädel einer Moschusspitzmaus (Suncus murinus. Quelle: https://www.darwinandwallace.com. Wird in den USA für USD 25.00 angeboten.

 

 

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Die Moschusspitzmaus war in europäischen Zoos nie häufig und wurde bisweilen zwar gehalten, aber selten ausgestellt. Gegenwärtig (2023) gibt es keine mehr.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Moschusspitzmaus ist eine sehr große Art. Die Kopf-Rumpflängen liegen zwischen 98 und 155 mm, die Schwanzlängen zwischen 50 und 85 mm und die Gewichte zwischen 30 und 147(-170) g. Es besteht ein ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus, indem die Männchen sehr viel größer sind  als die Weibchen. Augen und Ohren sind sehr klein. Der relativ kurze Schwanz ist an der Basis sehr dick. An den Flanken sind stark nach Moschus duftende Drüsen vorhanden. Die Fellfarbe ist recht variabel [1].

Verbreitung

Asien: Afghanistan, Bangladesh, Bhutan, Brunei Darussalam, China, Indien, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Pakistan, Singapur, Sri Lanka, Taiwan, Thailand, Vietnam. Eingeführte oder eingeschleppte Populationen in Ägypten, Bahrain, Dschibuti, Eritrea, Guam, Irak, Japan, Jemen, Kenia, den Komoren, Kuwait, Madagaskar, Mauritius, Oman, den Philippinen, Réunion, Ruanda, Saudi-Arabien, Sudan, Tansania [2].

Lebensraum und Lebensweise

Die Moschusspitzmaus ist ein anpassungsfähiger Kulturfolger, der nebst Wäldern, Busch- und Grasland im menschlichen Umfeld,  sowohl in Gebäuden als auch in Gärten oder auf Feldern, anzutreffen ist. Sie ist überwiegend nachtaktiv und verbringt den Tag in ihrem Nest, das sie  in Spalten und Höhlungen baut. Sie ernährt sich von Insekten, Fröschen, Echsen, Jungmäusen, Früchten und anderem Pflanzenmaterial, Lebensmitteln und Abfällen. Nach einer Tragzeit von etwa 30 Tagen bringen die Weibchen 1-2 mal jährlich einen Wurf von 3-4(-8) Jungen zur Welt, die mit 15-20 Tagen entwöhnt werden [1].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung und eine mutmaßlich große Population. Sie kommt mit vom Menschen modifizierten Habitaten zurecht und kommt in einer Reihe von Schutzgebieten vor. Sie wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft [2].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Moschusspitzmaus ist ein ausgesprochener Kulturfolger, der auch in Gebäuden auf Nahrungssuche geht. Die Art wird häufig als Labortier für genetische, neuroanatomische und andere Forschungsarbeiten eingesetzt [1].

Haltung

Eine im National-Zoo Washington DC geborene Moschusspitzmaus erreichte ein Alter von 3 Jahren und 3 Monaten [3].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde während des ersten Jahrzehnts des 2. Jahrtausends in ein paar Zoos gehalten, ist aber um 2016 verschwunden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für ein Paar und dessen Nachwuchs mindestens 100x50x50 cm (LxBxH) messen. In Österreich und der Schweiz gibt es keine spezifischen Anforderungen.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Moschusspitzmaus wurde 1766 von Carl von LINNÉ als "Sorex murinus" beschrieben. Später wurde sie der 1832 vom Theologen und Naturwissenschafter Christian Gottfried EHRENBERG aus Deltzsch geschaffenen Gattung Suncus zugeteilt. Es gibt über 50 Synonyme, die Art gilt als monotypisch [4; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  2. HUTTERER, R., MOLUR, S. & HEANEY, L. (2016). Suncus murinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41440A22287830. http://www.iucnredlist.org/details/41440/0. Downloaded on 15 April 2018.
  3. WEIGL, R. (2005)
  4. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 03 April 2017 14:48

Langohrigel

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Igelverwandte (ERINACEOMORPHA)
Familie: Igel (Erinaceidae)
Unterfamilie: Stacheligel (Erinaceinae)

D LC 650

Langohrigel

Hemiechinus auritus • The Long-eared Hedgehog • Le hérisson à grandes oreilles

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Langohrigel (Hemiechinus auritus aegyptius) im Zoo Dresden © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung des Langohrigels (Hemiechinus auritus aegyptius)

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus ssp.) im Zoo St. Petersburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus aegyptius) im Zoo Dresden © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus ssp.) aus Astrachan im Forschungszentrum Cernoglovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus ssp.) aus Astrachan im Forschungszentrum Cernoglovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Der Langohrigel ist ein hübscher, kleiner Stacheligel, der gern in Privathand gehalten wird, in Mitteleuropa aber nur ausnahmsweise in einem Zoo zusehen ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Langohrigel ist mit einer Kopf-Rumpflange von 14-20 cm, einer Schwanzlänge von 11-37 mm und einem Gewicht von 110-275 g einer der kleineren Vertreter der Stacheligel. Auffällig sind seine großen, 30-43 mm langen Ohren, welche die Stacheln deutlich überragen. Die Tiere sind relativ langbeinig und haben ein kurzes Gesicht mit spitzer Schnauze. Das Gesicht ist hell gelblichbraun gefärbt, Bauch und Beine sind weiß [1; 2].

Verbreitung

Paläarktis: Afghanistan, Ägypten, China, Irak, Iran, Israel, Kirgistan, Libanon, Libyen, Mongolei, Pakistan, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan, Zypern [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Langohrigel besiedelt Trockensteppen, Halbwüsten und Wüsten, wo er in Trockentälern aufgegebenen Bewässerungskanäle, Waldstücke oder Gebüsche nutzt. Wie andere Igel ist er ein Kulturfolger, der sich gerne in der Nähe menschlicher Siedlungen aufhält. Langohrigel sind im Wesentlichen nachtaktive Einzelgänger. Zum Schlafen ziehen sie sich in selbstgegrabene oder von anderen Tieren verlassene Baue zurück. Sie sind Winterschläfer und können auch einen Sommerschlaf machen. Die Nahrung besteht aus Wirbellosen aller Art und kleinen Wirbeltieren, vermutlich v. a. Echsen und Schlangen, in geringem Umfang aus Pflnzenmaterial [1; 2; 3].

Ab Mai, meist im Juni/Juli werden nach einer 35-42 Tage dauernden Tragzeit 1-6 Junge geboren. Diese öffnen am Ende der 3. Lebenswoche die Augen und werden mit 6 Wochen selbständig [1].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand, und es gibt keine Anhaltspunkte für eine Bestandsabnahme. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurde sie deshalb als nicht-gefährdet eingestuft [2].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Langohrigel werden rasch zahm und werden deshalb gerne als Heimtiere gehalten - in den Ländern des Nahen Ostens auch zur Schabenvertilgung [2].

Haltung

Ein im Zoo Tallinn geborener Langohrigel erreichte dort ein Alter von 7 Jahren und 7 Monaten [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 15 Zoos gehalten, die meisten davon in Russland. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 1-2 Tiere eine Mindestfläche von 2 m², für für jedes weitere Tier 1.5 m² zusätzlich an. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Tier ein Gehege von 2 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 1 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für ein Tier 6 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche  um 0.6 m² zu erhöhen. Die österreichische Vorschrift ist insofern unlogisch, als der etwas größere Afrikanische Weißbauchigel mit nur 2 m² auskommen muss.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Langohrigel wurde 1770 von dem aus Tübingen stammenden deutschen Naturforscher Samuel Gottlieb GMELIN als "Erinaceus auritus" beschrieben. Eine zweite Beschreibung als "Erinaceus platyotis" erfolgte 1842 durch den schwedischen Zoologen Carl Jakob SUNDEVALL. Der Wiener Zoologe Leopold Joseph Franz Johann FITZINGER stellte die Art 1866 in die neue Gattung Hemiechinus. Es werden 4-5 Unterarten differenziert [5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. STUBBE, M. et al. (2016). Hemiechinus auritus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40607A115174672. http://www.iucnredlist.org/details/40607/0. Downloaded on 15 April 2018.
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 03 April 2017 14:48

Gescheckte Wüstenspitzmaus

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Spitzmausverwandte (SORICOMORPHA)
Familie: Spitzmäuse (Soricidae)
Unterfamilie: Weißzahnspitzmäuse (Crocidurinae)

D LC 650

Gescheckte Wüstenspitzmaus

Diplomesodon pulchellus • The Piebald Shrew • La musaraigne tachetée

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Gescheckte Wüstenspitzmaus (Diplomesodon pulchellus) im Zoo Moskau vertilgt eine Heuschrecke © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Aproximative Verbreitung der Gescheckten Wüstenspitzmaus (Diplomesodon pulchellus)

 

 

 

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Gescheckte Wüstenspitzmaus (Diplomesodon pulchellus) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Gescheckte Wüstenspitzmaus (Diplomesodon pulchellus) im Heimattiergarten Bierer Berg, Schönebeck © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Gescheckte Wüstenspitzmaus (Diplomesodon -pulchellus) mit Jungen im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

Weitere Bilder auf BioLib

Die Gescheckte Wüstenspitzmaus ist eine attraktive Spitzmaus, für die sich qualifizierte Privathalter interessieren, die aber bei uns nur ganz ausnahmsweise in Zoos gezeigt wird. Tierhaltungen zum Thema eurasische Grasländer fokussieren in der Regel auf Huftiere und haben keine für die Besucher zugänglichen Gebäude, sodass die Präsentation dieses Kleinstsäugers in einem zoogeografisch / ökologischen Rahmen schwierig ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Gescheckte Wüstenspitzmaus ist eine mittelgroße Spitzmaus, die eine Kopf-Rumpflänge von 60-72 mm, eine Schwanzlänge von 26-33 mm und ein Gewicht von 7-13 g erreicht. Ihre Füße sind als Anpassung an das Leben auf Sandboden durch einen seitlichen Saum aus steifen Haaren verbreitert. Ihre Färbung weicht von der aller anderen Spitzmäuse ab, indem das feine, graue Rückenfell etwa ab Körpermitte einen längsovalen weißen Fleck von rund 5x20 mm aufweist. Körperunterseite und Füße sind weiß, der fleischfarbene Schwanz ist nur spärlich behaart [1].

Verbreitung

Zentralasien: Kasachstan, Russland, Turkmenistan, Usbekistan [3].

Lebensraum und Lebensweise

Die Gescheckte Wüstenspitzmaus ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Sie besiedelt aride Steppen und Wüsten mit festem oder halbfestem Boden, die z.B. mit dem Fuchsschwanzgewächs Saxaul (Haloxylon) bestanden sind. Als Wohnung benutzt sie meist Nagetierbaue. Sie ernährt sich hauptsächlich von Insekten und deren Larven, gelegentlich fängt sie eine kleine Echse, die sie durch Nackenbiss tötet. Die Fortpflanzung fällt in den Zeitraum Mai bis Oktober. Pro Jahr fallen 1-2 Würfe an, die zumeist aus 4-5 Jungen bestehen. Wenn die Jungen mit ihrer Mutter das Nest verlassen, bilden durch durch Festbeißen an der Schwanzwurzel des Vordertieres eine Karawane [1; 2; 3].

Gefährdung und Schutz

Die Gescheckte Wüstenspitzmaus ist eine natürlicherweise seltene Art. Es gibt aber keine Anhaltspunkte für eine Bestandsabnahme. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurde sie deshalb als nicht-gefährdet eingestuft [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Abgesehen davon, dass sich manche Kleinsäugerhalter für sie interessieren, hat die Gescheckte Wüstenspitzmaus kaum eine unmittelbare Bedeutung für den Menschen.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ganz ausnahmsweise in europäischen Zoos gezeigt, gegenwärtig (2023) gibt es keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für ein Paar und dessen Nachwuchs mindestens 100x50x50 cm (LxBxH) messen. In Österreich und der Schweiz gibt es keine spezifischen Anforderungen.

Taxonomie und Nomenklatur

Diplomesodon ist eine monotypische Gattung. Die Art wurde 1823 von Martin Hinrich Carl LICHTENSTEIN, dem ersten Direktor des Berliner Zoologischen Gartens als "Sorex pulchellus" beschrieben. Die Gattung Diplomesodon wurde 1852 von dem aus Jüterborg stammenden und in Russland tätigen Zoologen Johann Friedrich von BRANDT aufgestellt. Die Art wurde oft als Diplomesodon pulchellum bezeichnet, da aber die griechische Bezeichnung für "Zahn" (δούς) nicht sächlich ist, wir neuerdings für das Artepitheton wieder das originale Maskulinum verwendet. Die Art ist monotypisch [5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. TSYTSULINA, K., FORMOZOV, N. & SHEFTEL, B. (2016). Diplomesodon pulchellum (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41448A115186837. http://www.iucnredlist.org/details/41448/0. Downloaded on 15 April 2018.
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 03 April 2017 14:41

Nord-Weissbrustigel

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Igelverwandte (ERINACEOMORPHA)
Familie: Igel (Erinaceidae)
Unterfamilie: Stacheligel (Erinaceinae)

D LC 650

Nord-Weißbrustigel

Erinaceus roumanicus • The Northern White-breasted Hedgehog • Le hérisson de Roumanie

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Nord-Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus) in der Forschungsstation Cernogolovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Nord-Weißbrustigels (Erinaceus roumanicus)

 

 

 

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Nord-Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Nord-Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus) in der Forschungsstation Cernogolovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

 

Der Nord-Weißbrustigel vertritt in Osteuropa bis Zentralasien den bei uns heimischen Braunbrustigel. Da er diesem sehr stark gleicht, besteht in Mitteleuropa keinerlei Interesse an seiner Haltung.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Nord-Weißbrustigel unterscheidet sich vom westlichen Braunbrustigel durch einen leuchtend weißen Fleck auf der Brustmitte, der sich deutlich von seiner braungrauen ode braunen Umgebung abhebt. Bisweilen ist die Weißfärbung ausgedehnter und kann fast die ganze Unterseite und die Flanken umfassen. Auch kann er helle Flecken am Kopf haben. Ansonsten gibt es relevante Unterschiede zum Braunbrustigel nur im Schädelskelett [2; 3; 6].

Verbreitung

Westliche Paläarktis: Von Ost-Mitteleuropa bis ins westliche Sibirien. Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Estland, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Nord-Weißbrustigel ist ein Kulturfolger, der auf Landwirtschaftsland, in Parks und Gärten häufiger ist, als an Waldrändern oder anderen Lebensräumen, die vom Menschen weniger beeinflusst sind. Er ist ein echter Winterschläfer [1]. Mehr zu diesem Thema unter Braunbrustigel.

Gefährdung und Schutz

Der Nord-Weißbrustigel hat eine weite Verbreitung, ist gebietsweise häufig und es gibt keine Anhaltspunkte für eine Bestandsabnahme. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 wurde er deshalb als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Igel wurden früher in Europa gegessen und es kursieren im Internet allerlei Rezeptvorschäge, wie "Igel im Lehmmantel", die zumeist Sinti, Roma oder anderen im Verbreitungsgebiet des Nord-Weißbrustigels lebenden Völkern zugeschrieben werden, aber nicht allzu ernst genommen werden sollten. Ansonsten sei auf den Braunbrustigel verwiesen.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird selten und ausschließlich in osteuropäischen Ländern gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für 1-2 Tiere eine Mindestfläche von 2 m², für für jedes weitere Tier 1.5 m² zusätzlich an. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 91.06.2022) schreibt für ein Tier ein Gehege von 2 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 1 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für ein Tier 6 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche  um 0.6 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nord-Weissbrustigel wurde bis vor einigen Jahren als Unterart von Erinaceus europaeus angesehen, dann aber aufgrund molekulargenetischer und morphologischer Unterschiede als eigene Art abgetrennt. Es werden 5 Unterarten differenziert [1;5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. AMORI, G., et al. (2016). Erinaceus roumanicus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T136344A115206348. http://www.iucnredlist.org/details/136344/0. Downloaded on 15 April 2018.
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970) 
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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STANHOPE, M. J., WADDELL, V. G., MADSEN, O., DE JONG, W., BLAIR HEDGES, S., CLEVEN, G. C. , KAO, D. & SPRINGER, M. S. (1998)

Molecular evidence for multiple origins of Insectivora and for a new order of endemic African insectivore mammals. 

PNAS 95 (17): 9967–9972. doi: 10.1073/pnas.95.17.9967.

Abstract: 

The traditional views regarding the mammalian order Insectivora are that the group descended from a single common ancestor and that it is comprised of the following families: Soricidae (shrews), Tenrecidae (tenrecs), Solenodontidae (solenodons), Talpidae (moles), Erinaceidae (hedgehogs and gymnures), and Chrysochloridae (golden moles). Here we present a molecular analysis that includes representatives of all six families of insectivores, as well as 37 other taxa representing marsupials, monotremes, and all but two orders of placental mammals. These data come from complete sequences of the mitochondrial 12S rRNA, tRNA-Valine, and 16S rRNA genes (2.6 kb). A wide range of different methods of phylogenetic analysis groups the tenrecs and golden moles (both endemic to Africa) in an all-African superordinal clade comprised of elephants, sirenians, hyracoids, aardvark, and elephant shrews, to the exclusion of the other four remaining families of insectivores. Statistical analyses reject the idea of a monophyletic Insectivora as well as traditional concepts of the insectivore suborder Soricomorpha. These findings are supported by sequence analyses of several nuclear genes presented here: vWF, A2AB, and α-β hemoglobin. These results require that the order Insectivora be partitioned and that the two African families (golden moles and tenrecs) be placed in a new order. The African superordinal clade now includes six orders of placental mammals.

Throughout most of this century, the placental (eutherian) mammals with extant representation have been classified into 18 orders. During this period, the order Insectivora has been among the least stable higher taxa in Eutheria, both in terms of phylogenetic position and taxonomic content. Beginning with Huxley (1) and later embellished by Mathew (2), insectivores have been thought to possess features that rendered them closer to the ancestral stock of mammals. Despite this presumed central position of insectivores in the evolutionary history of mammals, the composition of the group never has been widely agreed on. The prevalent morphological view (3) suggests that the following extant families of “insectivores” descended from a single common ancestor and as such should be those groups that are regarded as the constituents of the order Insectivora (Lipotyphla): Soricidae (shrews), Tenrecidae (tenrecs), Solenodontidae (solenodons), Talpidae (moles), Erinaceidae (hedgehogs and gymnures), and Chrysochloridae (golden moles).

Butler (4) listed six morphological characteristics that, in his opinion, supported a monophyletic Insectivora including (i) absence of cecum; (ii) reduction of pubic symphysis; (iii) maxillary expansion within orbit, displacing palatine; (iv) mobile proboscis; (v) reduction of jugal; and (vi) hemochorial placenta. More recently, MacPhee and Novacek (3) have reviewed the evidence and concluded that characteristics (i) and (ii) support lipotyphlan monophyly, characteristic (iii) possibly does, and (iv–vi), as currently defined, do not, leaving two to three characteristics that, in their opinion, support the order Insectivora.

The six families of insectivores are most often grouped into two clades of subordinal rank: the Erinaceomorpha (hedgehogs) and the Soricomorpha (all other families). Within the Soricomorpha, Butler (4) suggested that the golden moles and tenrecs form a clade and that moles and shrews cluster together, followed by solenodons. MacPhee and Novacek (3), however, proposed three clades of subordinal rank: Chrysochloromorpha (Chrysochloridae), Erinaceomorpha (Erinaceidae), and Soricomorpha (Soricidae, Talpidae, Solenodontidae, and Tenrecidae). This latter organization is based on their view that the Chrysochloridae is “spectacularly autapomorphic.” In their opinion, golden moles show no shared derived traits with the soricomorphs and therefore should be separated from that suborder. This recommendation echoes earlier views regarding the group that have suggested that golden moles are a separate order or suborder (5–7).

A recent molecular study of mammalian phylogeny, which included three insectivore families, demonstrated that golden moles are not part of the Insectivora but instead belong to a clade of endemic African mammals that also includes elephants, hyraxes, sea cows, aardvarks, and elephant shrews (8). Evidence for this now comes from a wide range of disparate molecular loci including the nuclear AQP2, vWF, and A2AB genes as well as the mitochondrial 12S–16S rRNA genes (8, 9). The fossil record of golden moles indicates that the geographic distribution of this group has been restricted to Africa throughout its temporal range (10, 11). The fossil record of tenrecs also suggests an African origin (10, 11). This paleontological record, along with the morphological study of Butler (4), suggests a possible common ancestry for golden moles and tenrecs. However, it also may be that the autapomorphic qualities of golden moles reflect their evolutionary history as a singular distinct lineage of African insectivores, separate from the rest of the order. At present, there is no published molecular phylogenetic perspective on the evolutionary history of the Tenrecidae, there is no molecular study that includes a representative from all families of insectivores, and there are no molecular sequence data (data banks or published accounts) for solenodons.

Here, we report a molecular phylogenetic analysis involving all families of insectivores, using complete sequences of the mitochondrial 12S rRNA, 16S rRNA, and tRNA-Valine genes. These data, along with additional sequences from four disparate nuclear genes, are used to examine the extent of insectivore paraphyly or polyphyly, the conflicting hypotheses regarding the origin of the family Tenrecidae, and the possibility of an African clade of insectivores.

Freigegeben in S
Freitag, 24 Februar 2017 16:27

SPRINGER, M. S., CLEVEN, G. C. et al. (1997)

SPRINGER, M. S., CLEVEN, G. C. , MADSEN, O., DE JONG, W WADDELL, V. G.,  AMRINE, H. M., & STANHOPE, M. J. (1997)

Nature 388: 61-64 (3 July 1997)

Letter to Nature:

The order Insectivora, including living taxa (lipotyphlans) and archaic fossil forms, is central to the question of higher-level relationships among placental mammals1. Beginning with Huxley, it has been argued that insectivores retain many primitive features and are closer to the ancestral stock of mammals than are other living groups. Nevertheless, cladistic analysis suggests that living insectivores, at least, are united by derived anatomical features. Here we analyse DNA sequences from three mitochondrial genes and two nuclear genes to examine relationships of insectivores to other mammals. The representative insectivores are not monophyletic in any of our analyses. Rather, golden moles are included in a clade that contains hyraxes, manatees, elephants, elephant shrews and aardvarks. Members of this group are of presumed African origin. This implies that there was an extensive African radiation from a single common ancestor that gave rise to ecologically divergent adaptive types. 12S ribosomal RNA transversions suggest that the base of this radiation occurred during Africa's window of isolation in the Cretaceous period before land connections were developed with Europe in the early Cenozoic era.

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