Donnerstag, 14 Juni 2018 07:41

Siedlungsraum

 

EUR-10 rust storch
Weissstörche (Ciconia ciconia) in Rust, Burgenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-10 feld
Feld anfangs März - keinerlei Deckung für Wildtiere. Grancy, Kt. Waadt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 10 erinaceus lfeld PD1
Igel (Erinaceus europaeus) in Vorstadtgarten. Liebefeld-Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-10 timmendorf kaninchen
Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) in Stadtpark. Timmendorfer Strand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-10 graureiher basel
Wildlebender Graureiher (Ardea cinerea) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 10 anas acuta tp bern PD1
Wildlebende Spießente (Anas acuta) im Tierpark Dählhölzli Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-10-rauchschwalbe
Rauchschwalbe (Hirundo rustica). Parga, Griechenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-10 moerbisch mehlschwalbe
Mehlschwalbe (Delichon urbicum) in Mörbisch, Burgenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-09 gruen80 teichhuhn
Teichhuhn (Gallinula chloropus) im Siedlungsraum, Grün 80, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-10 stralsund dohle
Dohle (Corvus monedula) in der Stadt. Stralsund © Andreas Filz, Bernburg

 

EUR-10 podarcis yverdon
Mauereidechse (Podarcis muralis) auf Gartenmauer, Yverdon © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-10 bufo liebefeld
Erdkröte (Bufo bufo) in Vorstadtgarten. Liebefeld-Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 10 ichthyosaura lfeld PD1
Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) in Vorstadtgarten. Liebefeld-Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Der Mensch hat auf weite Strecken die natürliche Vegetation Europas eliminiert und für seine Bedürfnisse Forsten, Agrarland und Siedlungsraum geschaffen. Obwohl nicht natürlich, bieten diese Flächen Lebensraum für Wildtiere: In Fichtenforsten finden Arten des borealen Nadelwalds ein Auskommen. Agrarflächen können von Steppenbewohnern besiedelt werden.

Rund die Hälfte unserer Landsäugetiere haben eine mehr oder minder ausgeprägte Bindung an das offene Kulturland, d.h. Ackerland, Wiesen und Weiden. Die zunehmend intensivere Bewirtschaftung hat nicht nur bei der Flora des Agrarraums zu einem Rückgang der Biodiversität geführt, sondern bedroht zunehmend auch die Tierwelt. Säugetiere leiden vorab unter dem Verlust von Deckungsstrukturen. Ackerland ist im Winter z.B. für den Feldhasen kaum noch bewohnbar. In der Schweiz sind 43 der insgesamt 200 Brutvogelarten auf das Kulturland angewiesen. Zwei Drittel davon sind heute akut oder potentiell gefährdet, darunter Rebhuhn, Wachtelkönig, Feldlerche und Braunkehlchen (Saxicola rubetra) [6; 7; 9].

Viele der sogenannte Kulturfolger sind dem Menschen in den Siedlungsraum gefolgt, wo sie in und an Gebäuden, auf Bahntrassen und Ruderalflächen, in Gärten und Parkanlagen vielfältige Lebensräume vorfinden. Entsprechend hoch ist die Biodiversität im Siedlungsraum. Ist die Stadtbebauung relativ locker und sind größere Parkanlagen vorhanden, verläuft die Entwicklung der Biodiversität zweifellos günstiger als in Wirtschaftsforsten oder im Agrarland [8].

Arten, die ihr Areal in jüngerer Zeit in den Siedlungsraum hinein ausgedehnt haben sind z.B. der Rotfuchs, dessen Zahl in der Stadt Zürich auf rund 1'200 Individuen geschätzt wurde, das Wildschwein (in Berlin), der Biber, von dem z. B. auf Berner Stadtgebiet mehrere Paare leben, und die Türkentaube. Im Gefolge des Fuchses hat auch der Dachs die Städte erobert. Selbst im Zentrumsbereich der Städte können sich Wildtiere halten. Erhebungen über die Brutvögel der Stadt Zürich haben im Stadtzentrum Brutnachweise für folgende Arten ergeben (nach Häufigkeit geordnet): Haussperling, Amsel, Buchfink, Grünfink, Star, Blau- und Kohlmeise (Parus caeruleus, P. major), Mönchsgrasmücke, Türkentaube, Mauersegler (Apus apus), Hausrotschwanz, Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Bachstelze (Motacilla alba) und Rabenkrähe. In den Quartieren mit Mehrfamilienhäusern kamen nur zwei weitere Arten dazu, nämlich Elster und Grauschnäpper (Muscicapa striata) [4; 10;11].

Allerdings gibt es auch in der Stadt Risiken. Moderne Gebäude bieten kaum noch Wohnmöglichkeiten für Hausratte, Siebenschläfer, Steinmarder, Fledermäuse, Schleiereulen und Segler. Das Verschwinden der Pferdefuhrwerke hat in Stadtzentren vielfach zum Verschwinden des Haussperlings geführt. Die hohe Katzendichte in den Vorstädten lässt Eidechsen und Blindschleichen keine Chance, und auch Zaunkönige (Troglodytes troglodytes) und Rotkehlchen haben es in den Gärten der Einfamilienhaussiedlungen wegen der vielen Katzen zunehmend schwerer.

Parkanlagen vermitteln den Stadtbewohnern ein Gefühl von Natur. Sofern zur Bepflanzung überwiegend heimische Pflanzen verwendet werden und alte Parkbäume vorhanden sind, bieten sie Lebensraum für viele Tiere. Igel, Spitzmäuse, Eichhörnchen, Siebenschläfer, verschiedene Mäuseartige, Steinmarder und in tieferen Lagen Wildkaninchen sind hier häufig anzutreffen. Von den 30 Fledermausarten der Schweiz konnten 14 auf dem Stadtgebiet von Zürich und 16 in Basel nachgewiesen werden [3; 4].

Schon kleine künstlich angelegte Weiher ziehen Stockenten und Teichhühner an, gelegentlich sogar Eisvögel. Sind sie etwas größer, folgen Zwergtaucher, weitere Entenarten, Rostgans, die invasive Nilgans, Höckerschwan, Graureiher und Blesshuhn.

Unter den Parkanlagen spielt der Lebensraum Zoo für heimische Arten eine herausragende Rolle, wie z.B. die Untersuchungen im Zoo Berlin [1; 2; 5], im Tiergarten Schönbrunn oder in schweizerischen Zoos zeigen. Eine provisorische Abklärung in fünf schweizerischen Zoos (Basel, Bern, Goldau, Langenberg, Zürich) mit einer Gesamtfläche von 177 ha kam auf ein Minimum von 177 Wirbeltierarten, von denen sich 116 mit Sicherheit auch in den Zoos forpflanzten [12].

Durch eine später Im 12 ha großen Zoo Basel durchgeführte, umfangreichere Untersuchung konnten dort 7 Fledermaus- und 18 andere wildlebende Säugetierarten, 96 Arten Vögel, wovon 38 brütend, 2 Reptilien-, 4 Amphibien und 11 Fischarten sowie unter den nicht vollständig erfassten Wirbellosen, 29 Landschnecken-, 12 Heuschrecken, mehr als 277 Käfer-, 130 Webspinnen- und 143 Schmetterlingsarten nachgewiesen werden [3].

Manche wildlebenden Vögel sind im Zoo so augenfällig und häufig, dass sie von den Besuchern als Teil des Tierbestands wahrgenommen werden, so z.B. die Brutkolonien des Kormorans im Zoo Berlin, die des Graureihers (Basel, Bern, Hoyerswerda, Ueckermünde) oder des Weißstorchs (Zoo und Lange Erlen Basel, Münster, Rheine, Zürich). In größeren Mengen auftretende Kormorane und Graureiher können ein Problem darstellen, weil ihr Kot zum Absterben von Bäumen führen kann und weil sie den Zoovögeln das Futter wegfressen.

Zu den unerwünschte Gästen im Zoo gehören der Rotfuchs, dem öfter Flamingos und andere Wasservögel zum Opfer fallen, der invasive Waschbär, Raben bzw. Nebelkrähen, die Gelege von Zoovögeln zerstören oder Küken töten und deshalb in manchen Zoos sporadisch bejagt oder vergrämt werden, sowie die als Überträger von Krankheiten problematischen Stadttauben, Hausmäuse und Wanderratten.

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Literatur:

  1. ANDERS, K. (2002)
  2. ANDERS, K. (2004)
  3. BAUR, B., BILLEN, W. & BURCKHARDT, D. (2008)
  4. INEICHEN, S. & RUCKSTUHL, M. (Hrsg., 2010)
  5. KAISER, M. (2000)
  6. KELLER, V., ZBINDEN, N., SCHMID, H., VOLET, B. (2001)
  7. LACHAT, T., PAULI, D., GONSETH, Y., KLAUS, G., SCHEIDEGGER, C., VITTOZ, P. & WALTER, T. (Red., 2010)
  8. REICHHOLF, J. (2008)
  9. REICHHOLF, J. (2009)
  10. TAUCHER, A. & GEIGER, M. (2020)
  11. WEGGLER, M. et al. (1991)
  12. PRESSETEXT ZOOSCHWEIZ VOM 22.05.2004
  13. TAGBLATT DER STADT ZÜRICH vom 04.10.2016

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:36

Flachseen, Kleingewässer, Feuchtgebiete

Nachstehend werden verschiedene Typen stehender Gewässer vorgestellt, die zu flach oder zu klein sind, um als See zu gelten, ferner unterschiedliche Formen von Feuchtgebieten, also Lebensräumen, die im Übergangsbereich von Wasser und Land liegen.

(9.3) Flachseen
(9.3.1) Steppenseen
(9.3.2) Lacken
(9.3.3) Bodden
(9.4) Kleingewässer
(9.4.1) Kleinseen
(9.4.2) Weiher, Teiche, Sölle und Tümpel
(9.5) Feuchtgebiete
(9.5.1) Sümpfe, Feuchtwiesen, Ried
(9.5.2) Moore
(9.5.3) Salzwiesen und Marschen  
(9.5.4) Ufervegetation von Fließgewässern

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Flachseen

Flachseen sind stehende Gewässer, die weniger als 10 m tief sind und in denen das Wasser nicht geschichtet ist, die also nicht über eine durch eine gleichmäßig kühle Wassertemperatur gekennzeichnete Tiefenzone verfügen. Flachseen können Süß-, Brack- oder Salzwasser enthalten, sie können permanent Wasser führen (Steppenseen) oder aber periodisch austrocknen (Lacken, in Afrika Vleis).

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Steppenseen

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Graugänse (Anser anser) auf dem Neusiedlersee, Burgenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Als Steppenseen bezeichnet man Seen mit sehr flachem Becken und hohen Wasserstandsschwankungen, deren Wasserstand hauptsächlich vom Niederschlag und der Verdunstung abhängt. In Mitteleuropa gibt es Steppenseen nur im Pannonischen Becken, d.h. im Burgenland (Neusiedlersee, Zicksee) und in Ungarn (Plattensee, Kleiner Plattensee, Velencer See). Der Neusiedlersee als größter Steppensee im deutschsprachigen Raum hat eine offene Wasserfläche von 157 km², die von einem Schilfröhricht-Gürtel von weiteren 128 km² umgeben ist. Die Tiefe beträgt im Mittel nur 1 m, maximal 1.8 m.

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Lacken

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Lange Lacke, Burgenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Lacken sind flache, periodisch austrocknende Gewässer. Im europäischen Binnenland gibt es sie nur im österreichischen Seewinkel und in Zentralungarn. Ihr Wasser ist salzhaltig wobei der Gehalt an Salzen - Natriumbikarbonat, Glauber-, Bitter- und Kochsalz - mit zunehmender Verdunstung steigt.

Lange Lacke, 117 m.ü.M., Fläche bis 1000 ha, Tiefe bis 80. cm
        EUR-09-03-02 graugänse langelacke
Graugänse (Anser anser) in der Langen Lacke, Seewinkel, Burgenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Tierwelt: Die Steppenseen, Lacken und ihre unmittelbare Umgebung sind Lebensraum einer vielfältigen Vogelwelt. Säbelschnäbler und Seeregenpfeifer haben hier ihr einziges Brutvorkommen in Österreich. Ferner brüten hier Zwerg- und Schwarzhalstaucher, Rotschenkel, Uferschnepfe und Kiebitz. Im Röhricht leben Rohr- und Zwergdommel. Silber-, Purpur- und Graureiher, Löffler, Graugans, Enten, Möwen und Seeschwalben sowie durchziehende Kampfläufer, Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer und Sandregenpfeifer nutzen die Lacken als Nahrungsrevier.
        
Charakterpflanzen: Schilf, im Randbereich Halophyten, wie die Pannonische Salzaster (Tripolium pannonicum), der Queller (Salicornia europaeas), die Salzmelde (Halimione portulacoides) oder die Salzkresse (Lepidium cartilagidium).

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Bodden

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Höckerschwäne (Cygnus olor) im Übergang Strelasund - Greifswalder Bodden, Mecklenburg-Vorpommern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Bodden sind sehr ausgedehnte, aber sehr flache Küstengewässer an der Ostsee, die mit dem offenen Meer nur durch schmale Flutrinnen in Verbindung stehen. Der Salzgehalt ihres Wassers ist geringer als der der Ostsee und hängt von der Süßwasserzufuhr der einmündende Fließgewässer ab.

Tierwelt: Fluss- und Meerneunauge, Moderlieschen, Ukelei und verschiedene andere Weißfische, Hecht, Lachs, Meerforelle, Stint, Stichlinge, Flussbarsch, Zander und Kaulbarsch kommen in den meisten Bodden vor. Höckerschwäne sind häufig. Rastplatz für Graukranich und Gänse während des Zugs.

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Kleingewässer

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Kleinseen

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Verschiedene Wasservögel auf dem Lenkseeli, Berner Oberland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Als Kleinsee bezeichnen wir hier etwas arbiträr permanente, stehende Gewässer mit einer Fläche von etwa 2-200 ha und einer Tiefe von weniger als 10 m. Von den eigentlichen Seen unterscheiden sie sich durch das Fehlen der Tiefenzone, d.h. Wasserpflanzen könnten im Prinzip den ganzen Seeboden bedecken.

        
Als Beispiele je ein Kleinsee der subalpinen Zone aus dem Berner Oberland, des Mittellandes aus dem Oberschwäbischen Alpenvorland und ein Flachlandsee aus der EUR-09 federsee
Federsee vom Steg aus. Bad Buchau, Baden-Württemberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Norddeutschen Tiefebene:

Lenker See, 1065 m.ü.M., Fläche 2.46 ha, max. Tiefe 2.40 m

Tierwelt: Wichtigste Fischart ist, entsprechend der Höhenstufe, die Bachforelle. Der kleine See und seine unmittelbare Umgebung sind EUR-09 federsee schwan
Höckerschwäne (Cygnus olor) auf dem Federsee © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Brutbiotop von Reiherente, Höckerschwan, Stockente, Blässhuhn, Bachstelze, Bergstelze, Sumpf- und Teichrohrsänger.

Federsee, 578m.ü.M., Fläche 140 ha, max. Tiefe 3.15 m. Ursprünglich ein bis 12 m tiefer Gletscherstausee mit einer Fläche von ca. 30 km². EUR-09 federsee krick
Krickenten-Paar (Anas crecca) auf dem Federsee © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Entstanden durch natürliche Verlandung und zwei Absenkungen in den Jahren 1787/88 und 1809. Der See und die umliegenden ried- und Moorflächen bilden ein Naturschutzgebiet von ca. 2360 ha.

Vegetation: Netzblaualgen (Microcystis), die die Tauchblattpflanzenflora (Ceratophyllum, Myriophyllum, Potamogeton ) weitgehend verdrängt haben, Weiße Seerose (Nymphaea alba), Gelbe Teichrose (Nuphar luteum). Röhricht, Großseggenried, EUR-09 federsee blaess
Blässralle (Fulica atra) auf dem Federsee © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Kalkquellmoor, Übergangsmoor, Feuchtwiesen.

Tierwelt: Typisches Brachsengewässer (Abramis brama) mit Rotauge (Rutilus rutilus ), Rotfeder (Scardinius erthrophthalmus ) Ukelei (Alburnus alburnus ), Karpfen (Cyprinus carpio ), Bartgrundel (Noemacheilus barbatus ), Steinbeißer (Cobitis taenia ), Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis )und Wels (Silurus glanis ), suboptimal für Hecht und Flussbarsch. Invasive Arten: Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva ) und Bisamratte (Ondatra zibethica ). Auf dem See und in den umliegenden Feuchtgebieten wurden 268 Vogelarten nachgewiesen. Der EUR-09-04-01 bederkesaer see
Bederkesaer See, Cuxland, Niedersachsen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Federsee ist der bedeutendste Überwinterungsplatz für die Kornweihe (Circus cyaneus ) im südlichen Mitteleuropa.

        
Bederkesaer See, der größte See der Vier-Seen-Platte (Flögelner, Dahlemer, Halemer, Bederkesaer See) im Cuxland. Ca. 7 m.ü.M., Fläche 200 ha, verlandender Moorsee, max. Tiefe ca. 1 m

Tierwelt: Aal, Barsch, Brachsen, Hecht, Karpfen, Rotfeder, Rotauge, Schlei und Zander. Der See und seine unmittelbare Umgebung sind Brutbiotop von Kormoran, Haubentaucher (Podiceps cristatus), Lachmöwe (Larus ridibundus), Graueiher Höckerschwan, Stockente, Blässhuhn (Fulica atra), Teichhuhn, Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus) etc..

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Weiher, Teiche, Sölle und Tümpel

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Folienteich als Amphibien-Laichbiotop,Auried, Kt. Freiburg © Peter Dollinger
Weiher sind natürliche, zumeist permanente Flachgewässer die nicht über eine Tiefenschicht verfügen und deren Grund daher im Prinzip durchgehend von Wasserpflanzen besiedelt werden kann. Teiche sind vom Menschen künstlich angelegte Kleingewässer, die oft einen regulierbaren Abfluss haben. Im täglichen Leben werden allerdings größere Weiher als "See" bezeichnet, und im Süden des deutschen Sprachraums werden Teiche EUR-9 gebirgsweiher iran asghar mobaraki
Gebirgsweiher im Iran. Bild Asghar Mobaraki
meist "Weiher" genannt. Ein Sonderfall sind die namentlich in Norddeutschland häufigen Sölle, bei denen es sich um kreisrunde oder ovale Miniatur-Toteis-Seen handelt, die EUR-09-04-02 hochgebirgstuempel sidelh
Hochgebirgstümpel, ca. 2400 m.ü.M., Oberaargebiet, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
gelegentlich austrocknen können.

Weiher können, je nach Fischbesatz, wichtige Lebensräume für Amphibien sein.
        
Tümpel sind sehr flache, in allen Höhenlagen vorkommende Kleingewässer, die periodisch austrocknen und deshalb in der Regel frei von Wasserpflanzen und von Fischen sind. Sie entstehen durch Schneeschmelze, starke Niederschläge oder den Austritt von Grundwasser. In Tümpeln leben EUR-09-04-02 torfstich-duedinger
Alter Torfstich. Düdinger Moos, Kt. Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
zahlreiche Wirbellose, darunter viele Kleinkrebschen, deren Eier im eingetrockneten Schlamm konserviert werden und sich erst entwickeln, wenn der Tümpel wieder Wasser führt. Auch Tümpel sind auch wichtige Brutgewässer für Amphibien namtlich für Laubfrosch und Unken.

        
Weitere, ökologisch abweichende Kleingewässer können sich in Kies- oder Lehmgruben (Baggerseen) und Torfstichen bilden. Diese sind oft wichtige Laichgewässer für Amphibien, sind aber ansonsten, wie auch die Hochmoorweiher, meist ziemlich artenarm.

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Feuchtgebiete

Dazu gehören Sumpf, Feuchtwiese, Ried, Flach- und Hochmoor, und die auf der Seite "Laubwald" abgehandelten Bruch- und Auenwälder.

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Sümpfe, Feuchtwiesen, Ried

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Petite Camargue alsacienne bei St. Louis, Oberelsass, ein Feuchtgebiet mit vielen Facetten © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Sümpfe sind durch zeitweise stark vernässte, schlammige Böden mit stehendem Wasser gekennzeichnet, wobei sich, im Gegensatz zum Moor, an der Oberfläche kein Torf ausbildet. Sie sind durch Entwässerung und landwirtschaftliche Nutzung gefährdet. Feuchtwiesen gibt es an nassen Standorten aller Höhenlagen. EUR 09 05 01 auried froschloeffel PD1
Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica) im Auried-Naturschutzgebiet, Kt. Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Sie sind mit die artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Wenn sie nicht bewirtschaftet werden, entwickeln sie sich zu Hochstaudenfluren, Gebüsch und schließlich zu Wald.

        
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Feuchtwiese mit Schottischen Hochlandrindern und Weiher mit Stockenten, Naturschutzgebiet Auried, Kt. Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Das Schilfröhricht oder Ried entwickelt sich im Flachwasser- und Uferrandbereich von Gewässern und an sumpfigen Stellen. Wellenschlag durch Motorboote und erhöhte Stickstoffzufuhr aus der Landwirtschaft setzen den Riedfläche zu. Wird das Ried nicht periodisch gemäht, verbuscht es und wird zu Wald.

Charakterpflanzen: Schilfrohr (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spp.), Igelkolben (Sparganium spp.), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Wasser-Schwaden (Glyceria maxima); aus Kalmus (Acorus calamus), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Schwanenblume (Butomus umbellatus), EUR-09-05-01 fanel
Silberreiher (Casmerodius albus) im Schilf. Naturschutzgebiet Fanel, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Froschlöffel (Alisma spp.), Binsen (Juncus spp.).

Tierwelt: Wasser- und Sumpfspitzmaus (Neomys fodiens, N. anomalus) leben im Uferbereich von Gewässern, in Sümpfen mit ausreichend Deckung und im Röhricht. Die Zwergmaus bewohnt Riedgras- und Seggen- sowie Schilfbestände mit einer Halmdicke bis 7 mm. Der Kranich braucht ausgedehnte Sumpfgebiete. Kiebitz, Rotschenkel, Schafstelze (Motacilla flava) und Wiesenpieper (Anthus pratensis) brüten auf Feuchtwiesen. Typische Vögel des Röhrichts sind Hauben- und Zwergtaucher, Reiher, Löffler, Rohr- und Zwergdommel, Rohrweihe (Circus aeruginosus), Wasserralle (Rallus aquaticus), Rohrschwirl (Locustella luscinioides), Sumpf-, Teich- und Drosselrohrsänger (Acrocephalus palustris, A. scirpaceus, A. arundinaceus), Rohrammer (Emberiza schoeniclus), Beutel- (Remiz pendulinus) und Bartmeise (Panurus biarmicus). Ferner brüten Höckerschwan, Enten, Teich- und Blässhuhn im Schilf oder in der Nähe von Schilfbeständen.

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Moore

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Flachmoor Beerster Wischen, Bederkesa, Niedersachsen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Flachmoore entstehen, wenn ein See verlandet. Ihr Untergrund besteht aus Torf. Sie können als Schilfröhricht, Seggenried oder Bruchwald ausgebildet sein. Wächst die Moosschicht über den Grundwasserspiegel hinaus, entwickelt sich das Flachmoor zum nährstoffärmeren, bodensauren Hochmoor weiter, in dem hauptsächlich Torfmoose (Sphagnum), Wollgras (Eriophorum) und Ericaceen gedeihen. Unabhängig davon können Hochmoore auch in niederschlagsreichen Bergregionen entstehen, wo das Wasser nur EUR-09 hochmoor blindham
Schon stark verwaldete Hochmoor, Blindham, Bayern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
langsam abfließt. Weil Hochmoorpflanzen extreme Spezialisten sind, wie etwa der insektenfressende Sonnentau (Drosera), sind viele von ihnen gefährdet. In Deutschland steht jede zweite Art auf der Roten Liste.

Tierwelt: Flachmoore sind Lebensraum für Feuer- und Alpensalamander, alle heimischen Molche, Unken, Erd- und Kreuzkröte, Laubfrosch und alle Frösche. In Hochmooren leben nur wenige Wirbeltierarten, z.B. die Kreuzotter (Vipera berus), die Wald- oder Mooreidechse (Lacerta vivipara) oder der Wiesenpieper (Anthus pratensis).

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Salzwiesen und Marschen

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Salzwiesen, St. Peter-Ording, Schleswig-Holstein © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Salzwiesen sind an das Watt anschließende, verlandete, aber vom Meer regelmäßig oder gelegentlich überflutete, durch Halophyten geprägte Lebensräume. Wo Salzwiesen bei jeder Flut unter Wasser stehen, gedeihen Schlickgras (Spartina anglica) und Queller (Salicornia europaea). EUR 09 05 03 eidermarsch graugans PD1
Graugänse (Anser anser) auf der Eidermarsch, Schleswig-Holstein © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
In Bereichen, die nur bei Springtiden überflutet werden, wachsen weitere Halophyten, wie Andelgras (Puccinellia maritima), Strand-Sode (Suaeda maritima), Strand-Dreizack (Triglochin maritima) oder Strand-Aster (Tripolium pannonicum). Je seltener ein Bereich vom Merwasser erreicht wird, umso mehr nimmt EUR-09-05-03 marsch eider
Nonnengänse (Branta leucopsis) auf der Eidermarsch, Schleswig-Holstein © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
die Artenvielfalt zu.

        
Marschen sind durch weitere Sedimentation aus Salzwiesen entstandene flache Landschaften ohne natürliche Erhebungen. Sie liegen in etwa auf Meereshöhe, in Deutschland nicht nur direkt an der Nordsee, sondern auch als Flussmarschen entlang der Tideflüsse, namentlich von Rhein, Oder, Elbe, Weser, Eider, Oste und Ems. Viele Marschen wurden zur Landgewinnung oder zum Schutz vor Hochwasser eingedeicht und durch Kanäle entwässert und werden heute als Köge, Groden, Poller oder Polder landwirtschaftlich genutzt.

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Ufervegetation von Fließgewässern

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Der teilweise bestockte Urtenenbach bei Schönbühl, BE © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Fließgewässer jeder Größe werden natürlicherweise von einer Ufervegetation begleitet. Dabei kann es sich um Grasböschungen, Hochstaudenfluren, Niederhecken, Hochhecken, Baumhecken oder den Rand flussbegleitender Auenwälder handeln. Durch die Verzahnung von Land und Wasser entstehen sehr artenreiche Lebensräume, die in Mitteleuropa rund 1'500 Pflanzenarten beherbergen. EUR 9 stadtbach PD
Der renaturierte Stadtbach von Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern
In der Schweiz entspricht dies etwa einem Drittel der Pflanzenarten, obwohl Bachrände rund Auen nur 0.55 % der Landfläche ausmachen. Die Ufervegetation dient als Leitlinien mit guter Deckung für mobile Tiere, Kinderstuben und Verstecke für Fische, Krebse und kleine Wasserlebewesen. Bestockte Ufervegetation ist ein wichtiger Ersatzlebensraum für die in Europa gefährdete Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und weist im Vergleich zur umliegenden Landwirtschaftszone überdurchschnittlich viele Brutvogel-, Kleinsäuger- und Insektenarten auf. Unter den überhängenden Ästen ist die Anzahl der Fische wesentlich höher als an Uferstreifen ohne Bestockung.

Auch viele Pflanzen nutzen den Uferstreifen als Ausbreitungsweg, wobei es sich oft um invasive Neophyten handelt, wie z.B. die Kanadische (Solidago canadensis) und die Spätblühende Goldrute (S. gigantea) oder das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera). Heute ist die Ufervegetation zwar oft zerstört, doch kann sie wieder ihre angestammte Funktion übernehmen, wenn sie entsprechend gestaltet und gepflegt wird. (WEINBERGER, I., 2016)

05.07.2016

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Geschützte Feuchtgebiete - Camargue

Geschützte Feuchtgebiete - Gediz-Delta

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Literatur und Internetquellen

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:30

Gewässer und Feuchtgebiete

(9.0) Allgemeines
(9.1) Seen und Stauhaltungen
(9.2) Fließgewässer
(9.3) Flachseen
(9.4) Kleingewässer
(9.5) Feuchtgebiete

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Allgemeines

EUR 09 00 pochtenfall PD1
Pochtenfall im Suldtal, Berner Oberland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 00 engstlige hohstalden PD1
Die Engstlige, ein frei fließender Alpenfluss, bei Hohstalden, Berner Oberland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 00 mauensee PD1
Mauensee, ein 55 ha großer Kleinsee im Schweizer Mittelland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 00 duedinger moos PD1
Torfstichweiher im Naturschutzgebiet Düdinger Moos, Kanton Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-09-00 fischer bodensee
Berufsfischer auf dem Bodensee - Bild Land Vorarlberg, www.vorarlberg.gv.at

 

EUR-09 altwasser haeftli
Seerosengesellschaft mit Gelber Teichrose (Nuphar lutea) und Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Aare-Altwasser, Naturschutzgebiet Häftli, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-09 alte aare renaturiert
Renaturierter Lauf der alten Aare bei Aarberg, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-09-00 biberfrass niederried
Vom Biber angenagter Stamm am Aarestau Niederried, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 00 aarberg PD1
Biberdurchgängige Fischtreppe zwischen der Alten Aare und dem Stau des Wasserkraftwerkes Aarberg, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-09-00 fischpass ruppoldingen
Fischpass beim Aarekraftwerk Ruppoldingen, Kt. Solothurn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 00 wohlensee schwaene PD1
Höckerschwäne (Cygnus olor) auf dem Wohlensee bei Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 00 chevroux netta PD1
Kolbenente (Netta rufina) mit Jungen auf dem Neuenburgersee bei Chevroux © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 09 00 chevroux cachinnans PD1
Mittelmeer-Silbermöwen (Larus michahellis) auf Mole im Neuenburgersee © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Gewässer und Feuchtgebiete sind Lebensräume einer artenreichen Tierwelt. Nicht nur die Fische, sondern auch alle heimischen Amphibien sind auf sie angewiesen. Im Binnenland leben hier rund ein Viertel der Brutvogelarten, ferner sind einige wenige Reptilien und Säugetiere ans Wasser gebunden. Währenddem für Fische und die aquatische Herpetofauna die Art des Gewässers entscheidend ist, spielt dies für Vögel und namentlich Säugetiere eine Nebenrolle. Wichtiger sind das Nahrungsangebot und das Vorhandensein einer geeigneten Umgebung für die von den Tieren benötigte Infrastruktur.

Die Größe und Zusammensetzung der Fischpopulation eines Gewässers hängen ganz wesentlich vom Nahrungsangebot ab. Im Bodensee lag zwischen 1910 und 1955, d.h. vor der Eutrophierung des Sees, der durchschnittliche Jahresgesamtertrag des Obersees bei etwa 425 Tonnen. In den anschließenden fünfzig Jahren betrug er im Mittel 1138 Tonnen. In den letzten Jahren sank mit sinkendem Nährstoffgehalt auch der Fischereiertrag stetig und lag im Jahr 2006 mit nur noch 617 t wieder auf einem Niveau wie vor dem Beginn der Nährstoffzunahme.

Die Pflanzenwelt der Binnengewässer besteht aus einer Vielzahl von Arten, deren Zusammensetzung je nach Wassertiefe, Strömungsverhältnissen und Verfügbarkeit von Nährstoffen ändert. In Seen lassen sich vom Land gegen das offene Wasser folgende Zonen unterscheiden:

  • Schilfröhricht
  • Schwimmblattflur: Seerosen (Nymphaea, Nuphar), bis ca. 3 m Tiefe
  • Laichkrautzone: Laichkräuter (Potamogeton), Wasserpest (Elodea), Tausendblatt (Myriophyllum), bis ca. 7 m Tiefe
  • Zone der Armleuchteralgen (Chara), bis ca. 20 m Tiefe.

Der Lebensraum Wasser hat sich seit dem 19. Jahrhundert stark verändert. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft wurden viele Feuchtgebiete trockengelegt. Siedlungsabwässer wurden in solchen Mengen ungeklärt in Flüsse und Seen abgeleitet, dass nicht nur das Überleben der Fische, sondern auch die Trinkwasserversorgung gefährdet war, und die Errichtung von Kraftwerken und sonstige wasserbauliche Eingriffe fanden ohne Rücksicht auf die Tierwelt statt. Glücklicherweise hat in den letzten Jahrzehnten ein Umdenken stattgefunden. Es wurden Maßnahmen zum Gewässerschutz ergriffen, deren positive Auswirkungen heute deutlich spürbar sind. In jüngere Zeit wurden auch viele negative Aspekte des Wasserbaus korrigiert. So werden bei Kraftwerken Fischtreppen eingebaut, es werden Flüsse und Bäche renaturiert und zuvor in Rohre verlegte Wiesenbäche werden wieder ans Tageslicht geholt.

Das heißt nun aber nicht, dass alles in Ordnung sei. Restwassermengen in Gebirgsbächen und -flüssen, stark schwankende Wasserführung in Zusammenhang mit Speicherkraftwerken, hormonaktive Stoffe im geklärten Siedlungsabwasser, Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft und Bebauung der See- und Flussufer stellen immer noch Gefahren für die Biodiversität dar.

Es ist daher nach wie vor wichtig, dass einheimische, wasserlebende Zootiere als Botschafter für den Schutz unserer Binnengewässer werben.

Schutzgebiete

Unter der 1971 abgeschlossenen Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung werden insbesondere Lebensräume für Wasser- und Watvögel geschützt, darunter 34 in Deutschland, 22 in Österreich und 11 in der Schweiz. Sie sind auch national geschützt und zumeist auch FFH-Gebiete. Einige Beispiele:

  • Donau-March-Thaya Auen (AT) - seit 1982, 38'500 ha, in Niederösterreich
  • Neusiedlersee und Lacken im Seewinkel (AT) - seit 1982, 44229 ha, im Burgenland
  • Rheindelta (AT) - seit 1982, 2'065 ha, Mündung des Alpenrheins in den Bodensee, Vorarlberg
  • Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft (AT) - seit 1999, 33'985 ha, in Niederösterreich
  • Wollmatinger Ried (DE) - seit 1976, 1'286 ha, am Bodensee, mit Mindelsee, in Baden-Württemberg
  • Niederelbe, Barnkrug – Otterndorf (DE) - seit 1976, 11'760 ha, in Niedersachsen
  • Steinhuder Meer (DE) - seit 1976, 5'730 ha, davon 2'9100 Seefläche, in Niedersachsen
  • Unteres Odertal (DE) - seit 1978, Nationalpark 10'323 ha, Ramsargebiet 5'400 ha, in Brandenburg
  • Unterer Niederrhein (DE) - seit 1983, 25'000 ha, 11 Teilgebiete, in Nordrhein-Westfalen
  • Oberrhein (DE) - seit 2008, 25'117 ha, von Weil-Karlsruhe, Baden-Württemberg
  • Fanel und Chablais de Cudrefin (CH) - seit 1976, 1'155 ha, am Neuenburgersee
  • Bolle die Magadino (CH) -- seit 1982, 663 ha, an der Mündung des Ticino in den Lago Maggiore
  • Les Grangettes (CH) - seit 1990, 6'359 ha, an der Mündung des Rhône in den Genfersee
  • Grande Caiçaie (CH) - seit 1990, 1'705 ha, am Südufer des Neuenburgersees
  • Klingnauer Stausee (CH) - seit 1990, 364 ha, vor dem Zusammenfluss der Aare in den Rhein

Typische Zootiere

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Literatur und Internetquellen

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:27

Wüsten und Halbwüsten

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Allgemeines

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Dsungarische Gobi im Gebiet Takhintal, Blick von den Five Hills aus © Ruth Baumgartner, Gattikon ZH

 

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Dsungarische Gobi im Gebiet Takhintal, Duut Khairkan Richtung Ortschaft Bij © Ruth Baumgartner, Gattikon ZH

 

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Dsungarische Gobi im Gbiet Takhintal, Blick von den Five Hills über den Fluss Bij © Ruth Baumgartner, Gattikon ZH

 

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Hirten in der Südwest-Mongolei hüten außerhalb der Gobi B auf Mongolenponies ihre Schaf- und Ziegenherde © Ruth Baumgartner, Gattikon ZH

 

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Akaziengazelle (Gazella gazella acaciae) im Hai Bar Yotvata-Naturschutzgebiet, Israel © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Arabische Klippschliefer (Procavia capensis jayakari) wildlebend im Breeding Center for Endangered Arabian wildlife, Sharjah, VAR © Klaus Rudloff, Berlin

Südlich anschließend an den Steppengürtel folgt in Zentralasien die Region der winterkalten Wüsten und Halbwüsten. Diese erstreckt sich von Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgistan, Tadschikistan und dem Norden Afghanistans über Teile Chinas bis in die Mongolei. Im Südwesten Asiens befinden sich subtropische Wüsten und Halbwüsten, die von Syrien und Palästina bis nach Nordwestindien reichen und die ganze Arabische Halbinsel bedecken.

Naturgemäß sind Großsäugetiere offener Landschaften besonders anfällig für die Folgen einer nicht nachhaltigen Bejagung, wobei Bestandszusammenbrüche außerordentlich rasch erfolgen können, wie etwa das Beispiel der Saigaantilope zeigt. Der Syrische Wildesel, die Arabische, die Saudi-Gazelle und der Arabische Strauß sind daher ganz ausgestorben, Urwildpferd, und Arabische Oryx haben nur in Menschenobhut überlebt, was ihre Wiederansiedlung in Schutzgebieten erlaubte. Asiatischer Gepard, Onager, Turkmenischer Kulan, Wildkamel und Saiga sind hochbedrohte Tierarten. Auch die verschiedenen Gazellen, Wildschafe und Wildziegen der Region und der Wildyak sind gefährdet.

Wegen der begrenzten Verfügbarkeit von Nahrung und Trinkwasser, um die sie mit den Viehherden der Nomaden konkurrieren, sind die meisten Großsäugerarten gezwungen, Wanderungen zu unternehmen. Klimaveränderungen und menschliche Eingriffe in die Landschaft oder den Wasserhaushalt stellen in diesem Zusammenhang weitere Gefahren dar. Die Vertragsstaaten des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten haben deshalb 2005 beschlossen, einen gemeinsamen Maßnahmenplan zu erarbeiten und umzusetzen, um die Großtierfaune der trockenen Landschaften Eurasiens zu erhalten.

Zoos haben sich in eine Reihe von Schutzprogrammen eingebracht, und die in den Zoos gehaltenen Tiere erfüllen in diesem Zusammenhang eine wichtige Botschafterfunktion.

Typische Zootiere

Steppenfuchs, Goldschakal, Wolf, Honigdachs, StreifenhyäneOman-Wildkatze, Sandkatze, Manul, Karakal, Eurasischer Luchs, Leopard, Schneeleopard, Klippschliefer, Przewalskipferd, Persischer Onager und Turkmenischer Kulan, Dromedar, Trampeltier, Arabische Oryx, Dorkasgazelle, Kropfgazelle, Wildziege, Nubischer Steinbock, Sibirischer Steinbock, Turkmenischer Markhor, Argali, Kleine Wüstenspringmaus), Sinai-Stachelmaus, Fette Sandratte, Goldhamster, Weißschwanzstachelschwein.

Steppenadler, Steinadler, Mönchs-, Gänse-, Schmutz- und Bartgeier, Jungfernkranich Grosstrappe, Wachtelkönig, Feldlerche, Blaukehlchen.

Vierzehenschildkröte, Jemen-Chamäleon, Schleuderschwanz-Agame, Bunter Dornschwanz Wüstenhornviper, Palästinaviper.

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Winterkalte Wüsten und Halbwüsten

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Wüstenlandschaft im Nationalen Dunhuang Yardang-Geopark — in Xinjiang, West-China © Drgkl, übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Blick von der Biluthu-Megadüne über die Baidan-Jaran-Wüste in der Autonomen Region Innere Mongolei Chinas © Sjoerd van Oort, übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Urwildpferde im Kala-Meili-Naturschutzgebiet © Waltraut Zimmermann, Kölner Zoo

 

Die Temperatur der winterkalten Wüsten und Halbwüsten schwankt zwischen etwa -45ºC und 40ºC. Die winterkalten Stein- und Lehmwüsten sind beinahe vegetationslos, die Sandwüsten dagegen ergrünen im Frühjahr. Nach wenigen Wochen verdorren die Gräser und ephemeren Blütenpflanzen und es behaupten sich nur ein paar Xerophyten, darunter zahlreiche Arten von Sträuchern der Gattung Calligonum.

Die Vegetation wird dominiert von Gräsern (Poaceae), Korbblütlern (Asteraceae), Schmetterlingsblütlern (Fabaceae) und Gänsefussgewächsen (Chenopodiaceae). Der Saxaulbusch (Haloxylon) hat in den letzten Jahren gebietsweise abgenommen, da er in nicht nachhaltiger Weise als Brennholz gesammelt wird.

Tierwelt: Langohrigel , Rotfuchs, Steppenfuchs, Goldschakal, Wolf, Streifenhyäne, Manul, Eurasischer Luchs, Schneeleopard, Przewalski-Pferd, Turkmenischer Kulan / Mongolischer Dschiggetai, Trampeltier /Wildkamel, Kropfgazelle, Saiga, Sibirischer Steinbock, Argali, Urial, Pfeifhasen, Tolai-Hase (Lepus tolai), Ziesel (Spermophilus spp.), Murmeltiere (Marmota bobak u. a.), Chinesischer und Mongolischer Zwerghamster, Zwerghamster (Phodopus campbelli, P. roborovskii), Steppenlemminge (Lagurus lagurus, Eolagurus luteus, E. przewalskii), Rennmäuse (Meriones unguiculatus, M. tamariscinus, Rhombomys opimus), Pferdespringer (Allactaga sibirica, A. nataliae, A. bullata, A. elater), Steppenadler, Steinadler, Mönchs- und Bartgeier, Jungfernkranich, etc.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Großes Gobi B-Naturschutzgebiet

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Asiatische Wildesel (Equus h. hemionus) im natürlichen Lebensraum. Gobi B, Mongolei © C. Walzer

 

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Urwildpferde im natürlichen Lebensraum. Gobi B, Mongolei © C. Walzer, Wien

 

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Urwildpferde im Gobi B-Naturschutzgebiet © M. Schönpflug / Kölner Zoo

 

Mongolei, bestehend seit 1975
Fläche: 9'259 km²,
Höhe: grösstenteils 1'000-1'600 m.ü.M., die Gebirge im Osten erreichen beinahe 4'000 m.
Jahresniederschlag: 30 bis 200 mm.
Extreme Temperaturschwankung von über 75ºC im Jahres- und bis 25ºC im Tagesverlauf.

Die "Wüste Gobi" ist streng genommen nur zum kleinsten Teil eine echte Wüste, vielmehr besteht sie hauptsächlich aus Halbwüsten und Wüstensteppen. An Großtieren kommen Wolf, Luchs, Schneeleopard, Asiatischer Halbesel, Kropfgazelle und Sibirischer Steinbock vor. Das Wildkamel (Camelus ferus) ist hier ausgestorben. Es wurden 28 Nagetierarten nachgewiesen. 97 Vogelarten verbringen das ganze Jahr oder Teile des Jahres im Schutzgebiet. Die Reptilienfauna ist unbedeutend; die häufigste Art ist die Gobi-Krötenkopfagame (Phrynocephalus versicolor).

Im Rahmen der International Takhi Group beteiligen sich mehrere Zoos an der Wiedereinbürgerung des Przewalski-Pferdes und der Erforschung der Wildfauna der Gobi B sowie Maßnahmen zu ihrem Schutz.

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Kala-Meili-Naturschutzgebiet

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Kropfgazellenbock (Gazella subgutturosa) im Kala-Meili-Naturschutzgebiet © Waltraut Zimmermann, Kölner Zoo

 

China, im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang
Fläche: 17'000 km²

Das Kala-Meili-Naturschutzgebiet liegt in der Dsungarischen Gobi, südlich der Gobi B. Es beherbergt stabile Bestände an Asiatischen Halbeseln und Kropfgazellen. In den Bergen leben Argalis und Sibirische Steinböcke. Für das Przewalskipferd gibt es ein Wiederansiedlungsprojekt.

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Subtropische Wüsten und Halbwüsten

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Dromedar in der Wüste von Katar © Thomas Althaus, Oltigen

 

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Nubischer Steinbock (Capra nubiana) im natürlichen Lebensraum in der Negev-Wüste bei Mitzpe-Ramon, Israel, auf ca. 900 m.ü.M.. © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Arabische Oryx (Oryx leucoryx) in der Zofar Antelope Farm, Israel © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Syrischer Klippschliefer (Procavia capensis syriaca) im natürlichen Lebensraum im En Gedi-Naturschutzgebiet am Toten Meer © Klaus Rudloff, Berlin

Obwohl in der Übergangszone von Afrika und Eurasien gelegen, sind Fauna und Flora der subtropischen Wüsten und Halbwüsten ziemlich artenarm, was durch die enorme Trockenheit bedingt ist. In Saudi-Arabien liegt die jährliche Niederschlagsmenge bei nur etwa 70 mm, wobei während mehrerer Monate überhaupt kein Regen fällt. Auch hier gibt es enorme Temperaturschwankungen von unter Null bis etwa 50ºC. Die Steinwüsten sind praktisch vegetationslos. In den Sand- und Halbwüsten ist ein bescheidenes Pflanzenwachstum möglich. Zu den spärlichen Bäumen und Strächern der Region gehören Akazien (wie Acacia tortilis, A.raddiana, A. etbaica, A. famesiana), Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), Manna-Tamariske (Tamarix nilotica) und andere Tamariskenarten, Christusdorn (Ziziphus spina-christi), Arabischer Bocksdorn (Lycium arabicum) und Dattelpalme (Phoenix dactylifera). Typische Stauden und Kleinsträucher sind Schafgarben (Achillea fragrantissima), Beifuß (Artemisia sieberi, A. herba-alba, A. judaica, A. monosperma), Goldkamille (Matricaria aurea), Saxaul (Haloxylon persicum), Gänsefuß (Anabasis articulate), Weißer Ginster (Retama raetam) und Steppenraute (Peganum harmala). An Gräsern finden sich u.a. Klettgräser (Aristida spp.), Schwingel (Festuca spp.) und Pfriemengräser (Stipa spp.).

Tierwelt: Wüstenigel (Paraechinus aethiopicus), Goldschakal, Wolf, Rotfuchs, Wüstenfuchs, Sandfuchs, Honigdachs, Indischer Mungo, Ägyptischer Mungo, Weissschwanzmanguste, Kleinfleck-Ginsterkatze, Streifenhyäne, Falbkatze, Sandkatze, Karakal, Leopard, Asiatischer GepardKlippschliefer, Persischer Onager, Dromedar, Arabische Oryx, Dorkas-, Edmi (Gazella gazella) und Kropfgazelle, Wildziege, Nubischer Steinbock, Markhor, Urial, Arabischer Tahr, Kaphase (Lepus capensis), Euphrat-Pferdespringer (Allactaga euphratica), Kleine Wüstenspringmaus, Sinai-Stachelmaus, Rennmäuse (Gerbillus, Meriones), Fette Sandratte, Goldhamster, Weißschwanzstachelschwein, Kaiseradler, Schmutzgeier, Sandflughuhn (Pterocles orientalis), Rennvogel (Cursorius cursor), verschiedene Lerchenarten (z.B. Alaemon alaudipes, Ammomanes cinctura, A. deserti, Calandrella brachydactyla, C. rufescens, Eremophila bilopha, Rhamphocoris clotbey) und Steinschmätzerarten (Oenanthe deserti, Oe. finschii, Oe. moesta), Weißohr-Bülbül, Wüstenrabe (Corvus ruficollis).

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Shaumari-Semireservat

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Arabische Oryx im Shaumari-Semireservat. Ab 1978 wurden Oryx in einem Zuchtgehege vermehrt. 1983 konnten 31 Tiere in das Reservat entlassen werden. © Zoo Zürich

Jordanien
500-600 m.ü.M.

Shaumari ist ein 22 km², eingezäuntes Reservat, in dem verschiedene in Jordanien ausgestorbene Tierarten angesiedelt wurden, wie Arabische Oryx, die zum Teil von Zoos aus dem deutschsprachigen Raum zur Verfügung gestellt wurden, Kropfgazellen und Onager. Im Reservat wurden mehr als 193 Pflanzenarten nachgewiesen. Es ist ein Important Bird Area (JO010), in dem auch Graue Kraniche überwintern.

 

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Literatur und Internetquellen

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:21

Grasländer

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Allgemeines

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Lage der im Text behandelten Nationalparks

 

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Semi-aride Steppe im westlichen Kasachstan © Carole a, übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

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Großtrappen (Otis tarda) im Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel. Foto www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at

 

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"Aueroxen" im Penzezug, Hortobágy Nationalpark © István Sandor

 

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Kropfgazelle (Gazella subgutturosa hilleriana) in der kasachischen Steppe © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Trampeltiere (Camelus ferus f. bactriana) in der kasachischen Steppe bei den Korshengel Waterholes © Klaus Rudloff, Berlin

Im Inneren des Kontinentes, wo der Einfluss des Meeres geringer ist, wird das Klima zunehmend trockener. Anstelle des Waldes entwickelte sich hier ein riesiger Graslandgürtel. Dieser reicht von der Walachischen Tiefebene Bulgariens und Rumäniens über Moldawien, die Ukraine und Russland nach Tibet und bis in die Mongolei.

Im Norden gibt es eine Übergangszone zur Taiga, im Süden schließen Halbwüsten an, etwa im Bereich der Gobi. Eine Exklave ist die durch die Karpaten abgetrennte Puszta des pannonischen Beckens. Ursprünglich eine Waldsteppe, setzte hier ab dem 16. Jahrhundert durch menschliche Einwirkung eine weitere Versteppung der Landschaft ein. Auch das tibetische Hochland hat weitgehend Steppencharakter.

Der Lebensraum Steppe ist mit seiner Tier- und Pflanzenwelt bedroht durch Umwandlung in Ackerland oder Weinberge, Überweidung, illegale Jagd, nicht nachhaltigen Wasserverbrauch, Erdölförderung und Bergbau. Schutzgebiete machen nur einen kleinen Teil der Fläche der Eurasischen Grasländer aus. Die charakteristischen Biozönosen sind, namentlich im europäischen Teil, nur noch in Restbeständen vorhanden. Verschiedene Zoos beteiligen sich deshalb an Projekten zum Schutz von Arten, z. B. dem Przewalskipferd oder dem Wildkamel, oder Gebieten der eurasischen Steppe. Die im Zoo gehaltenen Steppentiere helfen mit, die Naturschutzbotschaft zu vermitteln.

Vegetation und Charakterpflanzen

Die prägenden Pflanzengesellschaften der Steppe bestehen aus Gräsern, darunter Schwingelarten (Festuca spp.), Pfriemen- oder Federgräser (Stipa spp.), Quecken (Agropyron spp.) oder Steppensegge (Carex stenophylla). Dazwischen gedeihen Wucherblumen (Leucanthemum spp.), Kuhschellen (Pulsatilla spp.), Tulpen (Tulipa spp.), Zwergschwertlilien (Iris spp.), Steppendisteln (Carduus spp.) und viele andere Steppenblumen. Man findet daneben vor allem Moose und Flechten, aber auch niedrigere Sträucher wie die Heidekrautgewächse, verschiedene Halophyten auf Salzböden und vereinzelte Waldinseln in günstigen Lagen.

Typische Zootiere

Feldhase, Ziesel, Steppenmurmeltier, Zwergmaus, Mongolische Rennmaus, Steppenlemming, Hamster, Chinesischer Zwerghamster, Mongolischer Zwerghamster, Steppenfuchs, Steppeniltis , Wolf, Steppenkatze, Manul, Przewalskipferd, Kulan, Kiang, Trampeltier, Dromedar, Kropfgazelle, Saiga, Steppenwildschaf, Hausyak, Ungarisches Steppenrind, Zackelschaf, Wollschwein.

Grau-, Silber-, Seiden- und Nachtreiher, Weissstorch, Löffler, Graugans, Streifengans, Rothalsgans, Rebhuhn, Wachtel, Steppenadler, Mönchs-, Gänse-, Schmutz- und Bartgeier, Jungfernkranich, Grauer Kranich, Grosstrappe, Wachtelkönig, Feldlerche, Blaukehlchen.

Vierzehenschildkröte, Wiesenotter.

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Nationalparks und andere Schutzgebietelineblack1px

Puszta

Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel

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Am Rand des Pannonischen Beckens: Grasland bei St. Margarethen, Burgenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Feldhase (Lepus europaeus) im Seewinkel bei Apetlon, Burgenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Österreich, bestehend seit 1993
Höhe 115- ca. 125 m.ü.M., 9'700 ha.

ca. 600 mm Niederschlag / Jahr
Mittlere Monatstemperaturen: min. ca. - 5, max. ca. 20˚C

Die Biotope des Nationalparks sind der Neusiedler See mit seinem Schilfgürtel, periodisch austrocknende Salzlacken, Mähwiesen, Hutweideflächen und kleinflächige Sandlebensräume.

Tierwelt: Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Ziesel, Zwergmaus, Ährenmaus (Mus spicilegus), Feld- und Nordische Wühlmaus (Microtus arvalis, M. oeconimus), Hamster, Feldhase, Fischotter, Rotfuchs, Wildschwein,Rothirsch, Reh. Important Bird Areas AT001 und AT004. Hier brüten u.a. Zwergtaucher, Purpur- (A. purpurea) und Silberreiher, Rohr-  und Zwergdommel, Weißstorch, Löffler, Graugans, Kolbenente, Weihen (Circus aeruginosus, C. pygargus), Grosstrappe, Wachtelkönig, Kleines Sumpfhuhn (Porzana parva), Rohrschwirl (Locustella luscinioides), Blaukehlchen, Mariskensänger (Acrocephalus melanopogon).

 

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Hortobágy-Nationalpark

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Przewalskipferde (Equus ferus przewalskii) im Sommer, Hortobágy-Nationalpark © Vera Warmuth / Kölner Zoo

 

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Przewalskipferde (Equus ferus przewalskii) im Winter, Hortobágy-Nationalpark © Attila Korbely / Kölner Zoo

Ungarn, bestehend seit 1972
Höhe 86-98 m.ü.M., 80'549 ha.
ca. 640 mm Niederschlag / Jahr
Mittlere Monatstemperaturen: min. -6, max. 25˚C

Tierwelt: Die Hortobágy Puszta wird mit Hauspferden, Szilajrindern, Zackelschafen und Wollschweinen beweidet. Im Semireservat Pentezug leben Urwildpferde und Heckrinder.

Die Hortobágy Puszta ist ein Important Bird Area (HU032). Hier brüten u.a. Zwergscharbe (Phalacrocorax pygmeus), Purpur- (Ardea purpurea), Rallen- und Nachtreiher, Zwergdommel, Weißstorch, Löffler, Graugans, Kolbenente,Moorente , Rotfußfalke (Falco vespertinus), Grosstrappe, Zwergsumpfhuhn (Porzana pusilla), Weißbart- (Chlidonias hybridus) und Trauerseeschwalbe (Ch. niger), Schwarzstirnwürger (Lanius minor) und Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola).

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Zentralasiatische Steppen

Altyn Emel-Nationalpark

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Steppenlandschaft im Altyn Emel-Nationalpark © Jjm2311, übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

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Wildpferde (Equus (ferus) przewalskii) im natürlichen Lebensraum. Altyn Emel NP, Kasachstan © Henning Wiesner, Andechs

Kasachstan, bestehend seit 1996
Höhe: 480 - 2'882 m.ü.M., 460'000 ha

Altyn Emel ist gebirgig. In den tieferen Lagen hat es teilweise unterschiedliche Steppentypen, teilweise Wüsten und zu einem kleinen Teil Wald. Wegen der unterschiedlichen Landschaftsformen ist die Pflanzenvielfalt hoch, es wurden 634 Arten Gefäßpflanzen nachgewiesen.

Tierwelt: Die Wirbeltierfauna setzt sich aus 70 Säugetier, 280 Vogel- (wovon 155 Brutvogel-), 25 Reptilien-, 4 Amphibien- und 28 Fischarten zusammen. Unter den Säugetieren befinden sich Steinmarder, Steppeniltis, Fischotter, Turkmenischer Kulan, Kropfgazelle, Argali, sowie eine kleine Gruppe wiedereingeführter Przewalskipferde. In diesem Important Bird Area (KZ101) fallen die zahlreichen Geier (Mönchs-, Gänse-, Schnee-, Schmutz- und Bartgeier), Falken (Saker-, Turm-, Baum- und Rötelfalke) und sonstigen Greifvögel auf, ferner Krauskopfpelikan, Kragentrappe (Chlamydotis undulata), Blauracke und Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos).

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Literatur und Internetquellen

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:17

Mittelmeerraum

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Allgemeines

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Kiefernwald bei San Jordi, Mallorca © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Zedernwachholder (Juniperus oxycedrus), Gonfaron, Massif des Maures, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erodierender Feldweg. Nähe Tizzano, Korsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-06 quercus suber gonfaron
Korkeiche (Quercus suber), Gonfaron, Massif des Maures, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EU-06-medi parga zikade
Singzikade (Cicadidae sp.), Epirus, Griechenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Riesige Ziegenherden fressen die Landschaft kahl. Epirus, Griechenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 06 phoenicopterus pont de gau PD1
Riesige Ziegenherden fressen die Landschaft kahl. Epirus, Griechenland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 06 egretta garzetta pont de gau PD1
Seidenreiher (Egretta garzetta), wildlebend im Parc Ornithologique du Pont de Gau, Les Stes.-Maries-de-la-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR 06 upupa epops st helene PD1
Wiedehopf (Upupa epops) in der Nähe von Les Stes.-Maries-de-la-Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

EUR-06 pelophylax esculentus gonfaron
Wasserfrosch (Pelophylax esculentus) bei Gonfaron, Massif des Maures, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Der Mittelmeerraum ist ein Brennpunkt der Biodiversität. Hier, wo Afrika, Asien und Europa zusammentreffen, gibt es auf einer Landfläche von 2.36 Millionen km² nicht weniger als 25'000 Arten Gefäßpflanzen, davon über die Hälfte endemische. Von den 245 Brutvogelarten sind 47, von den 184 Säugetierarten deren 46 endemisch. Sehr vielfältig ist die Herpetofauna mit 179 Reptilien- und 62 Amphibienarten, wovon 110 bzw 32 endemisch sind.

Die Biodiversität des Mittelmeerraums ist gefährdet. Regelmäßig setzen ihr Waldbrände zu. Diese werden oft absichtlich gelegt mit der Absicht, Bauland zu gewinnen, denn der Bevölkerungsdruck steigt stetig. Innerhalb von 50 Jahren ist die Einwohnerzahl Griechenlands von 8 auf 11, jene Spaniens von 39 auf 46 und die der Türkei von 28 auf 75 Millionen Menschen angewachsen. Es wird davon ausgegangen, dass am Südrand des Mittelmeers die Bevölkerung von 63 Millionen im Jahr 1990 auf 126 Millionen im Jahr 2025 steigen wird. Zu große Viehherden schaden der Pflanzendecke und begünstigen die Erosion des Bodens. Um die mittel- und nordeuropäische Bevölkerung auch während der Winterperiode mit frischem Gemüse und Früchten zu versorgen, wurden riesige Plantagen angelegt, auf denen Kunststoffolien reichlich Verwendung finden. Der Wasserhaushalt der betroffenen Regionen wird dadurch nachhaltig gestört. In Küstennähe überborden Tourismus und Zweitwohnungsbau mit negativen Folgen für die Umwelt. Tourismus und intensive Landwirtschaft machen neue Verkehrsträger erforderlich. Spanien z.B. verfügt dank EU-Fördermitteln heute über ein Netz von carreteras nacionales, autovías und sonstigen, zumeist asphaltierten Straßen, dessen gesamte Länge dem 16-fachen des Erdumfangs entspricht.

Insgesamt ist die Natur im Mittelmeerraum auf nur 4.7 % der Landfläche noch intakt und nur 1.8 % der Fläche sind Schutzgebiete.

Vegetation und Charakterpflanzen

Die auf den Mittelmeerraum einwirkenden Klimaeinflüsse sind sehr unterschiedlich. Vom Westen her wirkt das ausgeglichene atlantische Klima ein, vom Norden ein gemäßigt kühles, vom Osten ein kontinentales und im Süden spürt man den trockenen, subtropischen Wüstengürtel. Dies hat Auswirkungen auf die Vegetation: In Südfrankreich geht die mediterrane Garrigue in atlantische Heidekrautgesellschaften über. Die Wälder Italiens, Sloweniens und Kroatiens setzen sich weitgehend aus laubabwerfenden Baumarten, bzw. in höheren Lagen aus Koniferen zusammen, die auch nördlich der Alpen vorkommen. Im Osten finden wir Florenelemente der innerasiatischen Steppen, und im Süden prägen Palmen und Trockensträucher auf weite Strecken das Bild.

Trotz der klimatischen Unterschiede kann in weiten Bereichen die typische, von immergrünen Hartlaubgewächsen, wie Baumheide (Erica arborea), Myrte (Myrtus communis), Stein-  und Kermeseiche (Quercus coccinea), dominierte Mittelmeervegetation beobachtet werden. Ein weiteres verbindendes Glied ist der Ölbaum. Dieser wurde seit dem Altertum kultiviert und und im ganzen Mittelmeerraum angepflanzt. Auch die Korkeiche, die Echte Pistazie (Pistacia vera), der Johannisbrotbaum und im Süden die Dattelpalme wurden kultiviert und vom Menschen weiterverbreitet.

Typische Zootiere

Nebst den nordafrikanischen Arten und Arten, die auch in Mitteleuropa weit verbreitet sind, kommen im europäischen und asiatischen Teil des Mittelmeerraums vor:

Etruskerspitzmaus, Berberaffe (Gibraltar), Goldschakal, Streifenhyäne, Rohrkatze, Sandkatze, Asiatischer Löwe (heute im Mittelmeerraum ausgestorben), Klippschliefer, Asiatischer Halbesel (heute im Mittelmeerraum nur noch in Semireservaten), Dromedar, Mesopotamischer Damhirsch, Dorkasgazelle, Mittelmeergemse, Bezoarziege, Mufflon, Zypernmufflon, Wildkaninchen, Fette Sandratte, Sinai-und Kreta-Stachelmaus, Wüstenschläfer.

Krauskopfpelikan, Rosapelikan, Kuhreiher, Seidenreiher, RosaflamingoMarmelente, Weißkopf-Ruderente , Mönchsgeier, Gänsegeier, Schmutzgeier, Turteltaube, Wiedehopf, Europäischer Bienenfresser , Alpenkrähe, Girlitz.

Europäische Sumpfschildkröte, Maurische BachschildkröteMaurische und Griechische Landschildkröte, Breitrandschildkröte, Schleuderschwanz-Agame, Mauereidechse, Smaragdeidechsen, Dalmatinische Spitzkopfeidechse, Perleidechse, Äskulapnatter, Treppennatter, Vipernatter, Würfelnatter, Westliche Eidechsennatter, Palästinaviper, Sandotter, Transkaukasische Hornotter, Wiesenotter, Kleinasiatische Bergotter, Spanischer Rippenmolch.

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Macchia, Garrigue, Felsfluren

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Macchia auf der Hochebene von Cauria, Südkorsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Esel in Südkorsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Garrigue bei La Couronne (Martigues, Bouches-du-Rhone) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ruineneidechse (Podarcis sicula) in ihrem natürlichen Lebensraum. Korsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Käfer auf Distel, Südkorsika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Seit dem Altertum wurden die Wälder rund ums Mittelmeer übernutzt. Als Folge davon entwickelten sich degradierte Vegetationsformen, die wir heute als "typisch mediterran" empfinden:

Die Macchia, mit 3-4 m hohen Sträuchern an Lagen mit relativ hoher Luftfeuchte und tiefergründigen Böden. Hier wachsen klein- oder zwergwüchsige Erdbeerbäume (Arbutus unedo), Kreuzdorne (Rhamnus spp.), Baumheiden, Myrten, Stein- und Kermeseiche etc., in deren Geäst meist Schlingpflanzen, wie Immergrünes Geißblatt (Lonicera implexa) oder Waldreben (Clematis spp.) wuchern.

Als Folge von Bränden und weiterer Übernutzung durch Holzentnahme oder starke Beweidung dagradiert die Macchia weiter zur Garrigue, mit bis zu 1 m hohen Kleinsträuchern, wie Rosmarin (Rosmarinus officinalis), Lavendel (Lavandula spp.), Zwergpalme (Chamaerops humilis), Herbst-Seidelbast (Daphne gnidium), Gelbem und Kleinfrüchtigem Affodil (Asphodelus luta, A. aestivus) und Zistrosen (Cistus spp.) sowie diversen Orchideen (Barlia, Ophrys, Orchis, Serapias). auf flachgründigen, trockenen Böden.

Bei weiterer Nutzung und Erosion entstehen offene Felsfluren, in denen sich nur noch anspruchslose, kleinwüchsige Pflanzenarten halten können, darunter besonders viele kleinstrauchige Lippenblütler, z.B. Thymian (Thymus vulgaris) oder Dreiblättriger Salbei (Salvia triloba) sowie im Frühjahr und Herbst blühende Zwiebel- und Knollenpaflanzen.

Tierwelt: Macchie, Garrigue und Felsfluren werden von zahlreichen Reptilienarten bewohnt, darunter Maurische und Griechische Landschildkröte, Breitrandschildkröte, Eidechsen (Lacerta  spp., Podarcis   spp., Timon spp.), Eidechsennatter und Treppennatter.

Nicht nur in Nordafrika und im Nahen Osten, sondern auch in Südeuropa gibt es Gebiete, die natürlicherweise weitgehend baumlos sind: Grassteppen, Steinsteppen am Unterlauf der Flüsse und die Kalkhochebenen.

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Grassteppen

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Im Castro Verde-Biosphären-Reservat © UNESCO. https://en.unesco.org/biosphere/eu-na/castro-verde

Im Süden Portugals, um Castro Verde befindet sich eine 790 km² große, unter Naturschutz stehende, blumenreiche Grassteppe, die sich – durchsetzt mit Waldstücken – im benachbarten, 697 km² großen Naturpark Vale do Guadiana fortsetzt.

Tierwelt: Dieses Grasland bietet Lebensraum für u.a. Grosstrappe, Zwergtrappe (Tetrax tetrax), Wiesenweihe (Circus pygargus), Gleitaar (Elanus caeruleus), Rötelfalke (Falco naumanni), Eurasischer Triel, Spießflughuhn, Blauracke, Grauammer (Emberiza calandra) und Kalanderlerche (Melanocorypha calandra), sowie Überwinterungsmöglichkeiten für den Grauer Kranich. Auch Pardelluchs, Vipernatter und Stülpnasenotter (Vipera latastei) kommen hier vor.

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Steinsteppen

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Réserve Naturelle des Coussouls de Crau zwischen St. Martin und Fos-sur Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Réserve Naturelle des Coussouls de Crau zwischen St. Martin und Fos-sur Mer © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schäfer mit Herde bei St.Martin-de-Crau. Bild www.agglo-accm.fr

Wo Flüsse in ihrem Unterlauf größere Mengen wasserdurchlässigen Geschiebes ablagerten, entstanden Steinsteppen. Im westlichen Teil des europäischen Mittelmeerraums wurden so gut wie alle bis vor etwa einem Jahrhundert durch Bewässerung in Agrarland umgewandelt. Nur eine ist wenigstens teilweise bis heute übrig geblieben: Die östlich der Camargue gelegene, durch die Durance gebildete Crau. Diese umfasste ursprünglich etwa 600 km², die sich bis Ende des 19. Jahrhunderts durch Bewässerung auf 500 km² reduzierten.

Durch weitere Urbarmachung, den Bau von Hafen- und Industrieanlagen, das Anwachsen von Siedlungen und die Einrichtung von Deponien sind heute nur noch etwa 100 km² erhalten geblieben. Diese wurden 2001 unter Schutz gestellt.

Tierwelt: Im Winter und im Frühjahr vor dem Alpaufzug weiden  rund 100'000 Schafe in der Crau. Diese  ist ein Important Bird Area (FR 240) mit einem Umfang von 401 km², indem rund 300 Vogelarten leben. Hier brüten 400-450 Zwergtrappenpaare (Tetrax tetrax), 10 Paare Wiesenweihen (Circus pygargus), 40-50 Paare Rötelfalken (Falco naumanni), ferner Triel, Spießflughuhn, Blauracke, Kalanderlerche (Melanocorypha calandra) und mit rund 1'000 Paaren die Kurzzehenlerche (Calandrella brachydactyla). Sie ist auch Heimat der Perleidechse. Die Bestände der endemischen Crau-Schrecke (Prionotropis rhodanica) haben von 2006-2016 um 70% abgenommen. Seit 2012 gilt die Art als unmittelbar vom Aussterben bedroht.

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Kalkhochebenen

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Schafherde auf dem Causse de la Selle, Hérault, Frankreich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Przewalskipferde auf dem Causse Méjean, Lozère © Ancalagon, übernommen aus Wikimedia Commons unter der GNU Free Documentation-Lizenz 1.2+.

Kalkhochebenen, wie die Causses im französischen Zentralmassiv, gehören zu den Karstlandschaften. Diese sind unabhängig von der Niederschlagsmenge sehr arm an Oberflächenwasser, weil die Niederschläge von dem dominierenden, porösen Kalkstein nicht festgehalten werden, sondern rasch im Boden versickern oder allenfalls in Senken mit tonhaltigem Untergrund abfließen (Dolinen). Dementsprechend ist der Baumbewuchs sehr spärlich und die Landschaft wirkt wüstenartig.

Tierwelt: Die Kalkhochebenen werden mit Schafen beweidet, hauptsächlich Milchschafen der Rasse Lacaune, deren Milch zu Roquefortkäse verarbeitet wird. Sie eignen sich auch für die Haltung von Przewalskipferden in Semireservaten (etwa auf dem Causse Méjean) oder für die Extensivhaltung von Bisons. In den steilen Schluchten, die einzelne Hochebenen voneinander trennen, nisten Mönchs-, Gänse-, Schmutz- und Bartgeier. Auch Perleidechsen kommen in den Causses vor.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Siehe auch: Andere Hochgebirge in Europa , Mittelmeer (mit Unterseiten)

Frankreich

  • Parc National de Port-Cros: Eine der Inseln von Hyères; bestehend seit 1963; Fläche 20 km²
  • Parc National des Cévennes: In der Region Okzitanien; bestehend seit 1970, Fläche 3'213 km²
  • Parc National du Mercantour: In den Seealpen; bestehend seit 1979; Fläche 2'150 km²
  • Parc National des Calanques: An der Küste westlich von Marseille; bestehend seit 2011; Fläche Land 85 km²

Italien  

  • Parco Nazionale dell' Asinara: Auf der Insel Asinara vor Sardinien; bestehend seit 1997; Fläche 52 km². Asinara-Esel.
  • Parco Nazionale del Circeo: Bei Sabaudia zwischen Rom und Neapel; bestehend seit 1934; Fläche 85 km²
  • Parco Nazionale del Gargano: Auf Gargano-Halbinsel in Apulien; bestehend seit 1991; Fläche 1'211 km².
 

Portugal

  • Parque Natural do Vale do Guadiana: In der Provinz Baixo Alentejo; bestehend seit 1995; Fläche 695 km²
  • Biosphärenreservat Castro Verde: In der Provinz Baixo Alentejo; bestehend seit 2017; Fläche 569 km²

Spanien

  • Parque Nacional de Doñana: An der Mündung des Guadalquivir in Andalusien; bestehend seit 1969; Fläche 553 km² und 264 km² Pufferzone
  • Parque Nacional de las Tablas de Daimiel: In der autonomen Region Kastilien-La Mancha; bestehend seit 1973; Fläche 30 km²
  • Parque Nacional de Monfragüe: In der Extremadura; bestehend seit 2007; 178 km²

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Literatur und Internetquellen

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:06

Laubwälder

Als sich am Ende der letzten Eiszeit die Gletscher in die Alpen und nach Skandinavien zurückzogen, entstand in Mitteleuropa eine Taiga mit birkenreichen Föhrenwäldern, die sich erst zu Mischwäldern mit Haseln, Eichen, Ulmen und Linden und danach in den tieferen Lagen zu Laubwäldern weiterentwickelte.

(4.0) Allgemeines
(4.1) Buchenwald
(4.2) Wälder auf Schuttböden
(4.3) Wälder auf feuchtnassen Böden
(4.4) Flussbegleitende Auenwälder
(4.5) Wärmeliebende Laubmischwälder
(4.6) Waldränder und Hecken
(4.7) Heiden

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Allgemeines

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Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) in ihrem natürlichen Lebensraum. Naturschutzgebiet Elfenau, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Im klimatisch günstigen Pfälzerwald gedeihen viele Esskastanien und Hainbuchen. Aufnahme aus dem Wild- und Wanderpark Silz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Noch zur Römerzeit war Germanien, im Gegensatz zum bereits weitgehend entwaldeten Mittelmeergebiet im Wesentlichen von geschlossenem Wald bedeckt, in dem menschliche Siedlungen und Felder Inseln bildeten. Ab dem 7. Jahrhundert wurde der Wald der tieferen Lagen großflächig gerodet. Zahlreiche Ortsnamen wie Reute, Reutte, Reuthe, Reith, Rüti, Rütti, Rott, Walsrode, Wernigerode, Reutlingen, Bayreuth, Rodenkirchen, weisen heute noch auf dies Rodungstätigkeit hin, Schwanden, Schwendt, Schwändi und ähnliche auf Brandrodungen. Bis ins 19. Jahrhundert nahmen die Waldflächen ab, was übrig blieb wurde übernutzt, von den Schutzwäldern in den Alpen einmal abgesehen. Mit dem Österreichischen Reichsforstgesetz von 1852, dem preußische Schutzwaldgesetz von 1875 und dem Eidgenössischen Forstgesetz von 1876 setzte eine Trendwende ein. Heute ist knapp ein Drittel Deutschlands, gut ein Drittel der Schweiz und knapp die Hälfte Österreichs von Wald bedeckt. Dies schließt allerdings die Nadelwälder der montanen Zone ein, die in der Schweiz und vor allem in Österreich einen erheblichen Teil der Waldfläche einnehmen.

Zum Thema "Waldsterben" siehe unter Mittelgebirge.

Vegetation und Charakterpflanzen

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Buchenmischwald im Frühjahr mit Teppich aus Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Steinhölzliwald, Bern-Liebefed © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Großflächiges Gehege für Dam- und Muffelwild in Buchenwald. Wildparadies Cleebronn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Monotoner, artenarmer Fichtenforst, dunkel und daher mit wenig Unterwuchs. Poing, Bayern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Diese Wälder waren vorerst durch Eichen dominiert. Als Folge der Abkühlung des Klimas in der Jungsteinzeit und Bronzezeit wurde die wärmeliebende Eiche größtenteils durch die Buche ersetzt. Dieser Buchenwald erstreckte sich über ein Gebiet mit den Eckpunkten Göteborg – Danzig – Ljubljana – Grenoble – Brest – Bristol – Brüssel.

Die Rotbuche (Fdominiert andere Baumarten und tendiert in tieferen Lagen dazu, reine Bestände zu bilden. Im unteren Montanbereich (800-1000 m.ü.M.) gedeihen dazwischen Weißtannen (Abies alba) und Bergahorn. Im mittleren Montanbereich (1000-1400 m.ü.M.) kommt es zu einer starken Durchdringung auch mit Fichten, Eschen  und Bergulmen.

Andere Baumarten können sich an Spezialstandorten durchsetzen: In wärmeren, kollinen Grenzlagen können sich Eichen-Hagebuchenwälder ausbilden, auf Schuttböden gedeihen vermehrt Ahorne und Linden, in feuchten Mulden Traubenkirsche und Esche, auf Torfböden Bruchwälder und entlang der Flüsse Auenwälder.

Aus forstwirtschaftlichen Gründen wurden auch in den tieferen Lagen viele Laubwälder durch Monokulturen von Fichten oder anderen Koniferen ersetzt, in denen nur wenige Tierarten ein Auskommen finden. Die verbleibenden Laubwälder sind je nach Art der Bewirtschaftung unterschiedlich artenreich. Eigentliche Urwälder gibt es in Mitteleuropa nur wenige. In jüngerer Zeit wird allerdings vermehrt auf einen naturnahen Waldbau geachtet, der nicht nur der Holzproduktion, sondern auch der Erholungsfunktion dient, und in dem die Biodiversität deutlich höher ist, als in den klassischen Wirtschaftswäldern.

Typische Zootiere:

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Amselhahn (Turdus merula) auf Bergahorn, Bad Ragaz, Kt. Graubünden, ca. 510 m.ü.M. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Braunbrustigel, Wolf, Rotfuchs, Marderhund (Ostasien, in Europa eingeführt, Baummarder, Dachs, Fischotter, Wildkatze, Eurasischer LuchsWildschwein, Rothirsch, Sikahirsch (Ostasien, in Europa eingeführt), Europäischer Damhirsch , Europäisches Reh, Sibirisches (Asiatisches) Reh Feldhase, Wildkaninchen, EichhörnchenEuropäischer Biber, Siebenschläfer, Gartenschläfer, Zwergmaus, Schwarzstorch, Baumfalke , Wanderfalke, Haselhuhn, Turteltaube, Sperlingskauz, Uhu, Waldohreule, WaldkauzHabichtskauz,  Schwarzspecht, Sommergoldhähnchen, Erlenzeisig, Grünfink, Buchfink, Kernbeißer, Eichelhäher, Elster.

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Buchenwald

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Reh (Capreolus capreolus)im Könizbergwald, Schweiz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) im natürlichen Lebensraum. Elfenau, Kt. Bern, ca. 510 m.ü.M. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiber (Sitta europaea) auf Rotbuche im natürlichen Naturschutzgebiet Elfenau, Kt. Bern, , ca. 510 m.ü.M. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Wälder mit Buchen als alleiniger oder dominierender Baumart gibt es in Mitteleuropa vom Tiefland bis auf etwa 1000 m.ü.M., darüber sowie in Nordosteuropa folgen Mischwälder. Von Natur aus würde der Buchenwald rund zwei Drittel der Waldfläche Deutschlands einnehmen. Nach der 2. Bundeswaldinventur des BMELV sind aber effektiv nur 15.8 % Buchenwälder mit oder ohne Beimischung anderer Arten. Die Buche wächst sowohl auf sauren wie auch auf kalkreichen Böden.

In den Buchenwäldern finden über 6'000 verschiedenen Tierarten ihren jeweils geeigneten Lebensraum. Je nach Standort, Bodenbeschaffenheit und Klima bilden sich im Buchenwald unterschiedliche Pflanzengesellschaften aus, wie etwa Waldhainsimsen-Buchenwald auf sauren, Waldmeister-Buchenwald auf tiefgründigen oder der Lungenkraut-Buchenwald auf kalkhaltigen Böden. Für Wirbeltiere ist die Zusammensetzung der Flora im Buchenwald ziemlich unerheblich. Wichtiger ist die Altersstruktur der Baumpopulation:

Beim Heranwachsen einer neuen Baumgeneration bieten Jungwuchs und Dickungen Nahrung für insektenfressende Vögel, Rehe und Hasen. Im Stangenholz sinken sowohl Art- als auch Individuenzahl ab und erreichen in ca. 50-jährigen Baumbeständen den tiefsten Wert. Mit steigendem Alter und Stammdurchmesser wird der Wald für Spechte interessant, die hier ihre Nisthöhlen zimmern. Verlassene Spechthöhlen und Faulhöhlen, die sich bei Stammverletzungen oder dem Abbruch von Ästen bilden, werden von anderen höhlenbrütenden Vögel genutzt und dienen als Schlafhöhlen für Kleinsäugetiere.

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Wälder auf Schuttböden

Auf Schutthalden unterhalb von Felswänden kann sich die Buche nur knapp oder gar nicht behaupten, weil der Untergrund ständig in Bewegung ist. Schuttpioniere, wie Sommer- und Winterlinde, Berg- und Spitzahorn, Bergulme und Esche sind hier im Vorteil. Vielfach sind die Bäume bis weit hinauf mir Efeu bewachsen. Je nach Standort dominieren am Boden Moose, Hirschzunge, Lerchensporn, Leberblümchen, Alpendost, Schneehainsimse oder Geißbart.

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Wälder auf feuchtnassen Böden

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Erlenbruch, Darss, Mecklenburg-Vorpommern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Auf Torfböden mit dauernd hohem Grundwasserstand gedeihen Bruchwälder. Diese sind besonders häufig in Norddeutschland (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) und in Nordosteuropa. Die dominierende Art des Erlenbruchwalds ist die Schwarzerle (Alnus glutinosa), beim Birkenbruchwald ist es die Moorbirke (Betula pubescens), vergesellschaftet mit Kiefer oder Bergföhre. Eine Vorstufe der Bruchwälder sind Gebüsche mit Strauchweiden, wie der Grauweide und Ohrweide, sowie Strauchbirke, Lorbeerweide und Gagelstrauch.

Tierwelt: Fischotter, Wildschwein, Biber, Europäische Sumpfschildkröte, Bruch- und Waldwasserläufer (Tringa glareola, T. ochropus). Bruchwälder sind wichtige Lebensräume für Amphibien.

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Flussbegleitende Auenwälder

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Aare-Altwasser mit Weichholz-Aue, Naturschutzgebiet Häftli, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Auwald mit Gießen am Rand der Oberrheinischen Tefebene. Petite Camargue Alsacienne, St. Louis, Oberelsass © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Auenwälder werden mehr oder regelmäßig überschwemmt. An Standorten, die bis zu 4 Monate im Jahr unter Wasser stehen, gedeiht die Weichholzaue mit Grauerle ( Alnus incana), Silberweide (Salix alba) und Schwarzpappel (Populus nigra) als dominierenden Baumarten. An Standorten mit hohem Grundwasserspiegel, die aber nur bei Spitzenhochwassern überschwemmt werden, wächst die Hartholzaue mit Esche (Fraxinus excelsior), Ulme ( Ulmus sp.), Stieleiche (Quercus robur) und Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Durch wasserbauliche Eingriffe und das Anpflanzen exotischer oder standortfremder Bäume sind die mitteleuropäischen Auenwälder bedroht.

Tierwelt: Typische Arten sind Laubfrosch, Teichmolch, Turteltaube, Waldohreule, Grau-, Grün- und Kleinspecht (Picus canus, Picus viridis, Dendrocopos  minor), Wendehals (Jynx torquilla), Pirol (Oriolus oriolus), Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Sprosser (L. luscinia), Gelbspötter (Hippolais icterina), Trauer- und Halsbandschnäpper (Ficedula hypoleuca, F. albicollis), Kleiber (Sitta europaea), Schwanz-, Blau- und Weidenmeise (Aegithalos caudatus, Parus caeruleus, P. montanus).

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Wärmeliebende Laubwälder

Hainbuche (Carpinus betula)
Hainbuche (Carpinus betula) im Pfälzer Wald © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Edelkastanie (Castania sativa)
Edelkastanie (Castania sativa) im Pfälzer Wald © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

An Standorten, die für die Buche zu warm und zu sommertrocken sind, gedeihen Hagebuchen-(Hainbuchen-), Eichen-Hagebuchen-, Trauben- und Flaumeichenwälder (Quercus petraea, Q. pubescens) oder, natürlicherweise nur auf der Alpensüdseite, Kastanien- (Castanea sativa) und Hopfenbuchen-(Ostrya carpinifolia) Mischwälder. Solche Wälder enstehen auch dort, wo der Wald als Niederwald oder Mischwald bewirtschaftet wird, d.h. wo alle oder die meisten Bäume alle 10-30 Jahre als Brennholz geschlagen werden und die Waldverjüngung hauptsächlich durch Stockausschlag erfolgt.

Tierwelt: Ein Charaktervogel für den Eichen- bzw. Eichen-Hagebuchenwald ist der Mittelspecht (Dendrocopos medius), ferner leben hier: Turteltaube, Kuckuck (Cuculus canorus), Wendehals, Grauspecht, Heckenbraunelle (Prunella modularis), Baumpieper (Anthus trivialis), Garten- und Mönchsgrasmücke (Sylvia borin, S. atricapilla), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Waldlaubsänger (Ph. sibilatrix), Garten- und Waldbaumläufer (Certhia brachydactyla, C. familiaris), Kleiber, Wachholderdrossel (Turdus pilaris), Pirol, Goldammer (Emberiza citrinella).

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Waldränder und Hecken

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Artenreicher Waldrand, Naturlandschaft Köniztal, 620 m.ü.M., Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ökologisch wertlos: abrupter Übergang von Fichtenforst zu Wiese anstelle eines gestuften Laubwaldrands. Köniz, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Hecke, Naturschutzgebiet Auried, 491 m.ü.M., Kt. Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eingriffeliger Weissdorn (Crataegus monogyna), Naturschutzgebiet Auried, Kt. Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goldammer (Emberiza citrinella), Auried, 491 m.ü.M., Kt. Freiburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Waldränder

Waldränder sind nicht nur ein ästhetisches Landschaftselement, vielmehr sind sie wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von Arten und bilden eine Brücke zwischen Wald und Kulturland bzw. Steppe. Ein ökologisch wertvoller Waldrand besteht aus einem 15-20 m breiten, stufigen, lockeren und artenreichen Waldmantel, in dem z.B. Eichen, Esche, Ahorne, Wilde Birne, Kirschbaum, Hagebuche, Mehl-, Vogel- und Elsbeere sowie Traubenkirsche gedeihen.

Es folgt ein 5-10 m breiter Strauchgürtel mit Faulbaum, Hasel, Holunder, Kornelkirsche, Liguster, Schneeball, Weiß- und Schwarzdorn, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Heckenkirsche, Berberitze und Hundsrose. Den Übergang zum Grasland bildet ein 5-10 m breiter Krautsaum, der auch - möglichst besonnte - Kleinstrukturen, wie vegetationsfreie Flächen, Ast- und Steinhaufen, Tümpel etc. enthält. Leider entsprechen viele Waldränder nicht diesem Idealbild, das Lebensraum für Igel, Hermelin (Mustela erminea), Haselmaus (Muscardinus avellanarius), Reh, Grünspecht, Grasmücken, Neuntöter (Lanius collurio), Blindschleiche, Zauneidechse (Anguis fragilis) und viele andere Arten bietet.   

Hecken

Hecken entsprechen in etwa dem Strauchgürtel des Waldrandes und idealerweise haben sie beidseits einen Krautsaum. Sie strukturieren das Kulturland und bilden Korridore oder Trittsteine zwischen Waldgebieten. Ökologisch wertvoll sind Hecken, wenn sie eine dichte Schicht aus einheimischen Straucharten bilden, einen hohen Anteil an Dornensträuchern haben und der sie umgebende, nur extensiv bewirtschaftete Krautsaum wenigstens drei Meter breit ist.
       
Häufige Heckensträucher: Pfaffenhütchen (Evonymus europaea), Feldahorn (Acer campestre), Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Liguster (Ligustrum vulgare), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Roter Holunder (Sambucus racemosa), Wolliger Schneeball (Viburnum lantana), Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus), Rotes Geißblatt (Lonicera xylosteum), Salweide (Salix caprea), Hasel (Corylus avellanaria), Hundsrose (Rosa canina), Traubenkirsche (Prunus padus), Schwarzdorn (Prunus spinosa), Weißdorn (Crataegus monogyna), Eberesche (Sorbus aucuparia), Mehlbeere (Sorbus aria).

Tierwelt: In Hecken leben u.a. Spitzmäuse, Igel, Hermelin, Mauswiesel (Mustela nivalis) und verschiedene Kleinnager. Typische Heckenbrüter sind Dorn- (Sylvia communis), Garten und Mönchsgrasmücke, Neuntöter und Goldammer (Emberiza citrinella).

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Heiden

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Wachholderheide, Naturschutzgebiet Tillenberge bei Nordhorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bentheimer Landschafe des Tierparks Nordhorn, Tillenberger Heide © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Königsbrunner Heide bei Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Thymian, Königsbrunner Heide bei Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Heiden auf sauren Böden

Die Heiden Norddeutschlands waren ursprünglich Eichen- oder Buchenwälder auf sandigem Untergrund, deren Böden durch langandauernde Übernutzung verarmten. Auf diesen Flächen siedelten sich Spezialisten wie Heidekräuter (Ericaceen), Besenheide (Calluna vulgaris) und Wacholder (Juniperus communis) an, wodurch es zu einer weiteren Verarmung und Versauerung des Bodens kam.

Vegetation: Es gibt unterschiedliche Heide-Gesellschaften: Die Typische Sandheide mit Besenheide (Calluna vulgaris) und Wacholder (Juniperus communis), die Flechtenreiche Sandheide mit verschiedenen Rentierflechten (Cladonia) und Moosen, die Lehmheide mit Dreizahn (Danthonia decumbens), Seggen (Carex pilulifera), Schwingel (Festuca) und Borstgras (Nardus stricta), die Heidelbeer-Sandheide mit Heidel- (Vaccinium myrtillus) und Preiselbeeren (V. vitis-idaea) und die Feuchte Sandheide mit Pfeifengras (Molinia caerulea), Glocken-Heide (Erica tetralix) und Rasiger Haarsimse (Scirpus cespitosus).

Die Tillenberger Heide wird vom Tierpark Nordhorn gepflegt, der zu diesem Zweck auch eine Herde Bentheimer Landschafe einsetzt.
        
Heiden auf kalkhaltigen Böden

In Süddeutschland entstanden Heiden im Lechtal auf dem Schotter von Gletschermoränen, der nicht durch eine Lössschicht abgedeckt wurde. Der Boden der Lechtalheiden ist kalkhaltig und damit unterscheidet sich die Vegetation deutlich von jener der norddeutschen Heiden. Es finden sich hier unterschiedliche Lebensgemeinschaften, so lichte Schneeheide (Erica carnea)-Kiefernwälder, Magerrasen, Halbtrockenrasen, Auwälder, Moore.
     
Vegetation: 20 Orchideenarten, Enziane (Gentiana), Kugelblumen (Globularia), Flockenblumen (Centaurea), Astern (Aster), Küchenschellen (Pulsatilla), Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Regensburger Zwergginster (Chamaecytisus ratisbonensis), Klebriger Lein (Linum), Akelei (Aquilegia), Silberdistel (Carlina acaulis), etc..

Tierwelt: Vielfältige Insektenfauna, Zauneidechse, Mauereidechse, Blindschleiche, Schlingnatter, Ringelnatter, Kreuzotter, Grasfrosch, Springfrosch, Laubfrosch, Erdkröte, Wechselkröte....

Der Zoo Augsburg beteiligt sich in der Königsbrunner Heide an einem Beweidungsprojekt mit Urwildpferden und Rothirschen.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

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Literatur und Internetquellen

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:32

Mischwälder

 

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Mischwald am Vorarlberger Sulzberg mit Buchen, Ahorn, Eschen Pappeln, Fichten u.a. © Friedrich Böhringer. Veröffentlicht auf Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic-Lizenz

 

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Mischwald im Bialowieza-Nationalpark, Polen © Frank Vassen, European Commission, Unit ENV.D3, Brüssel.Veröffentlicht auf Flickr unter der 2.0 Generic (CC BY 2.0)-Lizenz

 

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Wisente (Bison bonasus) im natürlichen Lebensraum. Bialowieza-Nationalpark © Bernd Schildger, Tierpark Bern

Allgemeines

Zwischen den sommergrünen Laubwäldern und den Nadelwäldern des Nordens befindet sich eine Übergangszone, in der sich Laub- und Nadelholzbestände mosaikartig durchdringen oder wo sich Mischbestände von Laub- und Nadelbäumen gebildet haben. Dasselbe gilt für die übrige Pflanzenwelt und wir finden hier Tiere beider Ökozonen. Ähnliche Mischwälder gibt es auch in der montanen Stufe der mitteleuropäischen Gebirge.

Zum Thema "Waldsterben" siehe unter Mittelgebirge.

Typische Zootiere

Braunbrustigel, BraunbärWolf, Rotfuchs Marderhund (Ostasien, in Europa eingeführt), Europäischer Nerz, Feuerwiesel, Steinmarder, Baummarder, Buntmarder (Ostasien), Dachs, Fischotter, Wildkatze, Eurasischer LuchsWildschwein, Rothirsch, Sikahirsch (Ostasien, in Europa eingeführt), Europäischer Damhirsch, Europäisches Reh, Sibirisches (Asiatisches) Reh, Elch, Wisent, Feldhase, Schneehase, EichhörnchenEuropäischer Biber, Siebenschläfer, Gartenschläfer, Zwergmaus.

Schwarzstorch, Wespenbussard, Wanderfalke, Haselhuhn, Sperlingskauz, Uhu, Waldohreule, Waldkauz, Bartkauz, Habichtskauz, Sperlingskauz, Raufusskauz , Schwarzspecht, Sommergoldhähnchen, Erlenzeisig, Grünfink, Buchfink, Gimpel, Eichelhäher, Elster, Kolkrabe.

Europäische Sumpfschildkröte, Zauneidechse, Ringelnatter, Glattnatter, Kreuzotter, Teichmolch, Kammmolch, Erdkröte, Kreuzkröte, Wechselkröte, Laubfrosch, Rotbauchunke, Wasserfrosch, Seefrosch, Grasfrosch

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

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Weiher im Bialowieza-Nationalpark, Polen © Frank Vassen, European Commission, Unit ENV.D3, Brüssel.Veröffentlicht auf Flickr unter der 2.0 Generic (CC BY 2.0)-Lizenz

 

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Laubfrosch (Hyla arborea) im Bialowieza-Nationalpark, Polen © Frank Vassen, European Commission, Unit ENV.D3, Brüssel.Veröffentlicht auf Flickr unter der 2.0 Generic (CC BY 2.0)-Lizenz

 

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Wisente (Bison bonasus) im Bialowieza-Nationalpark, Polen © Frank Vassen, European Commission, Unit ENV.D3, Brüssel.Veröffentlicht auf Flickr unter der 2.0 Generic (CC BY 2.0)-Lizenz

Bialowieza-Nationalpark

Polen

135 - 197 m.ü.M., 5'316 ha.

Unterschiedliche Waldtypen: Von Linden und Hagebuchen dominierter Laubwald (Tilio-Carpinetum), Eichen-Kiefern-Mischwald, Fichten- und Kiefernwald, Erlenbruch, Niedermoore. Viele Bäume sind über 200 Jahre alt. Ferner vom Menschen geschaffene Lichtungen.

Tierwelt: 59 Säugetierarten, darunter Ostigel (Erinaceus roumanicus), Wolf, Rotfuchs, Dachs, Baummarder, Iltis, Amerikanischer Nerz (Mustela vison), Fischotter, Luchs (Braunbär und Wildkatze fehlen), Wildschwein, Wisent, Rothirsch, Reh, Elch, Feld- und Schneehase, Eichhörnchen, Biber, Gelbhals- (Apodemus flavicollis) und Rötelmaus (Myodes glareolus), Siebenschläfer. Rund 250 Vogelarten (Important Bird Area PL046), wovon rund 180 (im Nationalpark selbst 117) Brutvögel. Darunter, nebst obgenannten "Typischen Zootieren", Schreiadler (Aquila pomarina), Wachtelkönig, Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana), Mittelspecht (Dendrocopos medius), Weißrückenspecht (Dendrocopos leucotos), Dreizehenspecht (Picoides tridactylus), Grauspecht (Picus canus), Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis), Zwergschnäpper (Ficedula parva).

Die Herpetofauna setzt sich aus 7 Reptilien- und 12 Amphibienarten zusammen.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:17

Taiga

Allgemeines

Über die Auswirkungen des sich anbahnenden Klimawandels wird heftig und kontrovers diskutiert. Sicher ist, dass jede größere Veränderung zum Teil drastische Auswirkungen auf die polare und subpolare Flora und Fauna haben wird.

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Borealer Fichten-Kiefernwald am Vänersee, Schweden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Borealer Kiefernwald am Vänersee in Västergötland, Schweden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Elchbulle (Alces alces), Sarek, Norrbotten © naturvardsverket.se

 

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Wolf (Canis lupus) in Schweden © naturvardsverket.se

Vegetation und Charakterpflanzen

An den Tundrengürtel im hohen Norden, wo Bäume bestenfalls in Zwerg- oder Kümmerformen vorkommen, schließt sich der gewaltige Koniferenwald an, der in Skandinavien aus Kiefern und Fichten mit eingestreuten Birken und Espen (Populus tremula), Grau- und Grünerlen (Alnus incana, A. viridis) besteht. Weiter im Osten kommen Tannen (Abies sibirica) und Lärchen (Larix sibirica, Larix gmelinii) sowie die Sibirische Zirbelkiefer (Pinus sibirica) dazu.

Typische Zootiere

Braunbrustigel, BraunbärWolf, Rotfuchs, Polarfuchs, Vielfraß, Europäischer Nerz, Feuerwiesel, Baummarder, Dachs, Fischotter, Eurasischer LuchsNordchina- und Amurleopard Sibirischer Tiger, Schneeleopard, Wildschwein, Rothirsch, Sikahirsche (Ostasien, in Europa eingeführt), Europäisches Reh, Elch, Waldrentier, Wisent, Schneehase, Eichhörnchen, Europäisches Gleithörnchen, Sibirisches Streifenhörnchen, Europäischer Biber, Zwergmaus, Schellente, Zwergsäger, Wanderfalke, Auerhuhn, Birkhuhn, HaselhuhnGerfalke, Grauer Kranich, Raufusskauz, Sperlingskauz, Uhu, Waldohreule, Sperbereule, Bartkauz, Habichtskauz, Schwarzspecht, Erlenzeisig, Buchfink, Gimpel, Fichtenkreuzschnabel, Kolkrabe, Tannenhäher, Elster.

Weitere Tierarten

Taiga-Pfeifhase (Ochotona hyperborea), Rötelmaus (Myodes glareolus), Birkenmaus (Sicista betulina), Waldlemming (Myopus schisticolor), Zobel (Martes zibellina), Sibirisches (Asiatisches) Reh, Waldschnepfe (Scolopax rusticola), Sumpfohreule (Asio flammeus), Bunt-, Klein- (Dendrocopos major, D. minor) und Dreizehenspecht (Picoides tridactylus), Seidenschwanz (Bombycilla garrulus), Hauben- und Weidenmeise (Parus cristatus, P. montanus), Bergfink (Fringilla montifringilla), Birken- und Polarbirkenzeisig (Acanthis flammea, A. hornemanni), Unglückshäher(Perisoreus infaustus) etc.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Tiveden-Nationalpark

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Borealer Kiefernwald, Tiveden-Nationalpark, Schweden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Borealer Kiefernwald, Tiveden-Nationalpark, Schweden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Borealer Kiefernwald bei der Trollkyrka im Tiveden-Nationalpark © Wiglaf, veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

Schweden, Västergötland, Örebro Län. Am Nordwestende des Vättersees.

Gegründet 1983, 1'353 ha, 2017 auf knapp 2'000 ha erweitert. Höhe ca. 180-210 m.ü. M.

Tiveden ist einer der besterhaltenen Koniferenwälder Schwedens, gelegen in einem felsigen Gelände und dominiert von bis zu 200 Jahre alten Kiefern. Innerhalb des Parks befinden sich ca. 30 Kleinseen mit einer Gesamtfläche von 153 ha und etwa 200 ha Moore.

Vegetation: Tiveden weist Elemente der süd- und der nordschwedischen Pflanzenwelt auf. Obwohl in Südschweden gelegen, kommen hier z. B. noch Zwerg- oder Polarbirken (Betula nana) vor.

Tierwelt: Die Dichte von Rotwild und Elch ist tief. Luchs, Biber und seit 2013 Wölfe sowie als ungebetener Gast der nordamerikanische Waschbär kommen vor. Typische Vogelarten sind Sterntaucher (Gavia stellata), Prachttaucher (Gavia arctica), Schellente, Auer- und Haselhuhn, Grauer Kranich, Bartkauz, Raufußkauz, Dreizehenspecht, Kolkrabe, Eichelhäher. Die Herpetofauna ist mit vier Arten, Waldeidechse (Zootoca vivipara), Erdkröte, Grasfrosch und Moorfrosch (Rana arvalis), bescheiden. Dagegen wurden im Park 775 Käferarten nachgewiesen.

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Naturschutzgebiet Sveafallen

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Nadelwald gemischt mit Birken und Weiden, Naturschutzgebiet Sveafallen, Schweden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Borealer Kiefernwald an Kante einer früheren Flussrinne, Naturschutzgebiet Sveafallen, Schweden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gletschermühle im Naturschutzgebiet Sveafallen, Schweden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Schweden, Värmland, Örebro Län, Gemeinde Degerfors.

Gegründet 1974, 88 ha. Höhe ca. 110-200 m. ü. M.

Sveafallen ist vor allem geologisch interessant, weil es hier sehr viele Gletschermühlen und fünf alte, zum Teil durch hohe Felswände begrenzte Stromrinnen gibt. Die kleinsten Gletschermühlen bilden nur kleine, dezimetergroße, schalenförmige Vertiefungen im Fels, während die größten 1 - 4 Meter breit sind und 8 - 10 Meter tief sein können. Bisher hat man über 200 Kessel gefunden, aber jährlich werden weitere entdeckt und von Vegetation und Erde freigelegt.

Vegetation: Die Vegetation besteht aus Nadelwäldern auf felsigem Untergrund, in denen Kiefern vorherrschen. Es gibt auch ein paar waldbewachsene Sumpfgebiete. In einigen Teilen des Gebiets wird der Wald durch gezielte Maßnahmen offengehalten, um eine gute Übersicht und Aussicht über das Gelände zu gewährleisten. Charakteristische Krautpflanzen sind das Felsen-Leimkraut  (Atocion rupestre) und das Kriechende Netzblatt (Goodyera repens) eine Orchidee, die in der Nähe der Gletschermühlen wächst.

Tierwelt: Dürfte zumindest hinsichlich der kleineren Arten ähnlich wie die des 70 km südlich gelegenen Tiveden-Nationalparks sein.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:08

Polareis, Tundra

Allgemeines

Über die Auswirkungen des sich anbahnenden Klimawandels wird heftig und kontrovers diskutiert. Sicher ist, dass jede größere Veränderung zum Teil drastische Auswirkungen auf die nordpolare Fauna haben wird, so auf den Eisbären, Weiß- und Narwal sowie verschiedene Robben.

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Spitzbergen-Rentier (Rangifer tarandus platyrhynchus) im Nordenskiöld-Land-Nationalpark, Svalbard © Haakon Hop, Norsk Polarinstitutt

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Moschusochse (Ovibos moschatus) im Dovrefjell-Nationalpark, Norwegen © Pethr

Die an das Polarmeer anschliessende Tundraregion erstreckt sich in Eurasien über nahezu 3 Millionen km², was mehr als dem Sechsfachen der kombinierten Fläche von Deutschland, Österreich und der Schweiz entspricht. Im Winter ist der Tundraboden gefroren. Im Sommer taut er oberflächlich auf. Darunter befindet sich aber eine 50-100 m dicke Schicht von Permafrostboden.

Vegetation und Charakterpflanzen

Dies und die lange Dauer der Polarnacht bewirken, dass sich die Vegetation der Tundra primär aus Moosen und Flechten zusammensetzt. Daneben hat es Gräser, wie Seggen (Carex), Schwingel (Festuca ovina, F. supina) und Reitgräser (Calamagrostis), mehrjährige Blumen, wie Vergissmeinnicht (Myosotis), Storchenschnabel (Geranium), Ehrenpreis (Veronica) oder Schafgarben (Achillea) und Zwergsträucher, darunter Weiden, Birken, Heidel- und Preiselbeeren und Zwergwachholder.

 Typische Zootiere:

Nebst Robben und Meeresvögeln: Schneehase, Eisbär, Polarwolf, Polarfuchs, Hermelin, Rentier, Moschusochse, Gerfalke, Schneegans, Zwergschneegans, Zwergblässgans, Nonnengans, Ringelgans, Rothalsgans, Zwergschwan, Plüschkopfente, Eiderente, Grauer Kranich, Schneekranich, Regenbrachvogel, Austernfischer, Rotschenkel, Kampfläufer, Goldregenpfeifer, Sandregenpfeifer, Schneeeule.

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Nationalparks und andere Schutzgebiete

Schutzgebiete: Liste (noch zu bearbeiten)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx