Donnerstag, 14 Juni 2018 19:26

MANATI, A. R. (2008)

Handel mit Fellen von Großkatzen und die Abklärung der Unterartenfrage beim Leoparden in Afghanistan.

Dissertation

125 Seiten

Ganzer Text

Universität zu Köln, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Zoologisches Institut
Betreuung: Der Professor Dr. Gunther Nogge
Zoo Köln

Zusammenfassung:

Über insgesamt vier Jahre wurde auf afghanischen Bazaren das Angebot an gefleckten Katzenfellen, insbesondere Leoparden und Schneeleoparden, kontrolliert. Im Jahre 2004 wurden in Kabuler Geschäften insgesamt 28 Leopardenfelle angekauft und 21 zum Durchschnittspreis von 825 $ verkauft. Im selben Jahr wurden 25 Schneeleopardenfelle angekauft und 19 zu einem mittleren Preis von 583 $ weiter verkauft. 2006 wurden schon bei einer einzigen Kontrolle doppelt so viele Leopardenfelle zum Kauf angeboten wie 2004 im ganzen Jahr. Auch die Preise lagen bei einem Mittel von 1037 $ rund 20 % höher als zwei Jahre zuvor. Ebenso lag das Angebot an Schneeleopardenfellen mit 21 höher als 2004 und der Durchschnittspreis betrug 652 $. Im Jahre 2007 lagen alle Werte auf dem Niveau von 2006. Als Kunden treten ausnahmslos Ausländer auf. Die Erhebungen in Mazar-e-Sharif, Kunduz, Takhar und Faiz Abad 2004, 2006 außerdem in Baharak und Ishkashem in der Provinz Badakhshan ergaben, dass es auch dort einen, zwar nicht so umfangreichen, aber regelmäßigen Handel mit gefleckten Katzenfellen gibt. Der interessanteste Fund war der eines Gepardenfelles in Mazar-e-Sharif, dem ersten Nachweis für diese Art seit 35 Jahren. Durch die Erhebungen konnte nachgewiesen werden, dass der Leopard in seinem gesamten afghanischen Verbreitungsgebiet noch existiert. Allerdings lassen sie keine Aussagen über die Größe der Bestände im Freiland und deren Bedrohung durch die Jagd zu. Im Gegensatz dazu liegen für den Schneeleoparden Bestandsschätzungen aus jüngster Zeit vor, wonach insgesamt noch 100 bis 200 Tiere dieser Art in Afghanistan leben sollen. Gibt man diese Zahlen sowie die jährlichen Umsätze an Schneeleopardenfellen auf den Bazaren in eine Existenzgefährdungsanalyse (Population and Habitat Viability Analysis) ein, kommt man zu der alarmierenden Prognose, dass der Schneeleopard in Afghanistan innerhalb von zehn Jahren ausgerottet sein wird. Um die in Afghanistan vorkommenden gefleckten Katzen besser zu schützen, bedarf es erstens eines besseren Vollzugs der bestehenden Gesetze und zweitens einer Bewusstseinskampagne bei den potentiellen Käufern, den in Afghanistan lebenden Ausländern. In einem weiteren Teil dieser Arbeit sollte die Unterartenfrage der Leoparden in Afghanistan geklärt werden. Von den 27 beschriebenen Unterarten sollen vier auf afghanischem Gebiet vorkommen. Aufgrund einer molekularbiologischen Revision der Art kommt in Afghanistan allerdings nur eine einzige Unterart, Panthera pardus saxicolor, vor. Zur Klärung der Unterartenfrage waren die Felle auf den Bazaren vermessen worden. Die Auswertung ergab, dass die Leoparden in Afghanistan zwar die größten ihrer Art sind. Eine weitere Differenzierung nach der Herkunft innerhalb Afghanistans war jedoch nicht möglich. Ebenso fragwürdig erscheint die traditionelle Aufteilung in Unterarten aufgrund der Fellzeichnung. Im Gegensatz zu den publizierten molekularbiologischen Untersuchungen standen hier nicht nur Proben von Zootieren, sondern auch von Wildfängen zur Verfügung. Die eigenen Befunde bestätigen, dass alle Leoparden Irans und Afghanistans derselben Unterart angehören. Lediglich nach Ostafghanistan reicht das Verbreitungsgebiet des indischen Leoparden, Panthera pardus .fusca, hinein. Das Zuchtbuch der Zoopopulation des persischen Leoparden wurde analysiert. Die gesamte Population geht auf wenige Gründertiere zurück, die Mitte der fünfziger Jahre aus Iran und Ende der sechziger Jahre aus Afghanistan importiert wurden. Um Inzucht zu vermeiden, wurden die iranische und die afghanische Linien im Laufe der Zeit vermischt. In allen mehr als hundert heute in den Zoos lebenden persischen Leoparden fließt Blut eines 1968 aus Kabul nach Köln importierten Weibchens. Die Vermischung der beiden Linien wird durch die genetischen Befunde nachträglich gerechtfertigt. Allerdings sollte man die jüngst aus dem Kaukasus in die Zoopopulation importierten Tiere einem genetischen Test unterziehen, bevor sie endgültig in die Population integriert werden.

Abstract:

Over a time of four years the bazars of Afghanistan were surveyed for furs of spotted wild cats, in particular leopards and snowleopards. In 2004 in Kabul a total of 28 furs of leopards were purchased by shopkeepers and 21 sold at an average price of 825 $. In the same year 25 furs of snowleopards were purchased and 19 sold to clients at an average price of 583 $. In 2006 at a single inspection double as many furs of leopards were found to be offered for sale in comparison to the whole year of 2004. Also prices had increased over the two years by 20 % to an average of 1037 $. Similarly the number of furs of snowleopards at 21 pieces was higher than in 2004, and the prices had increased to an average of 652 $. In 2007 numbers and prices were on the same level of 2006. Clients were without any exception foreigners. Surveys in 2004 in Mazar-e-Sharif, Kunduz, Takhar and Faiz Abad, in 2006 additionally in Baharak and Iskashem in the province of Badakhshan, revealed a regular trade in furs of spotted cats, however not as extensive as in Kabul. The most interesting finding was a fur of a cheetah in Mazar-e-Sharif, the first record of this species after 35 years. From the surveys can be concluded that leopards still exist in the whole range of its distribution area in Afghanistan. However they don't allow any conclusion on the population size and its threat by hunting. In contrast to the leopard there exists a recent estimation of the population size of the snowleopard, saying that there are still 100 to 200 snowleopards living in Afghanistan. On the basis of these figures as well as the numbers of furs traded annually a Population and Habitat Viability Analysis was conducted. The result of this analysis is alarming. It has to be assumed that the snowleopard will be extinct in Afghanistan within the next ten years. To improve the protection of spotted cats in Afghanistan it needs both, a better implementation of the existing legislation as well as an awareness campaign among potential clients, i. e. foreigners living in Afghanistan. The second part of this thesis deals with the question of subspecies of leopards in Afghanistan. Out of the 27 subspecies descibed four are believed to exist in Afghanistan. However, according to a molecularbiological revision of the species there occurs only one subspecies in Afghanistan, Panthera pardus saxicolor. To clarify the subspecies question various measures of furs had been taken in the bazars. The results revealed that the leopards in Afghanistan are the biggest of its species. However a further differentiation according to the area of origin within the country was not possible. Also the traditionell differentiation on the basis of colours and patterns on the furs was not possible. In contrast to the molecularbiological investigations published not only samples of zoo animals were available in this study but also samples from the wild. The own results confim that almost all leopards from Afghanistan and Iran belong to one and the same subspecies. Only in the most eastern part of Afghanistan, the Indian leopard, Panthera pardus fusca, can be found. The International Studbook for the Persian Leopard was analysed. The whole population derives from a few founder animals, which were imported in the midth fifties from Iran and in the late sixties from Afghanistan. To avoid inbreeding lateron the Iranian and the Afghan lines were mixed. A female imported in 1968 from Kabul to Cologne is represented in each of the more than 100 today living animals.Mixing the two lines subsequently is justified by the genetic results of this study. Recently acquired animals from the Caucasus, however, should be tested genetically before integrating them into the zoopopulation.

 

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ussprobleme bei Panzernashörnern (Rhinoceros unicornis)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Tiger

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D EN 650

EEPTiger

Panthera tigris • The Tiger • Le tigre

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Sumatratiger (Panthera tigris sumatrae) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Tigers (Panthera tigris)

 

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Malayischer Tiger (Panthera tigris jacksoni) im Zoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malayische Tiger (Panthera tigris jacksoni) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Bengaltiger (Panthera tigris tigris) im Zoo Neu Delhi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) im Zoo Hannover © Rieger, Zoo Hannover

 

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Südchinesicher Tiger (Panthera tigris amoyensis) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Südchinesicher Tiger (Panthera tigris amoyensis) im Shanghai-Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Java-Tiger (Panthera tigris sondaica) im Zoo Budapest, heute ausgestorben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sibirischer Tigerkater (Panthera tigris altaica) mit Jungtieren im Zoo Zürich © Robert Zingg, Zoo Zürich

 

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Sumatra-Tigerin (Panthera tigris sumatrae) mit Nachwuschs in der Wilhelms Stuttgart. Pressefoto Wilhelma

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) in Hagenbecks Tierpark © Tierpark Hagenbeck (Pressefoto)

 

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Sibirischer Tiger räkelt sich im Tierpark Hellabrunn © Lothar Philips, ehemals VZP

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) im Schnee im Tiergarten Schönbrunn © TG Schönbrunn

 

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Vor einem halben Jahrhundert war die Freude groß, wenn eine Tigerin Vierlinge zur Welt brachte. Heute wird die Zucht gebremst, weil es schwierig geworden ist Jungtiere, in eine gute Haltung abzugeben © Zoo Basel

 

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In der thailändischen Sri Racha-Tigerfarm werden die neugeborenen Tiger laktierenden Sauen untergeschoben, die sie dann mit einem Teil ihrer Ferkel aufziehen. Dadurch können die Tigerweibchen gleich wieder gedeckt werden und drei Würfe pro Jahr bringen. Einige halbwüchsige Tiger werden mit ihren Schweinegeschwister als "Happy Family" für die zahlenden Touristen ausgestellt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Weißer Tiger (Panthera tigris) flehmend im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) im Zoo Brünn © Zoo Brünn

 

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Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) badet im Tiergarten Schönbrunn im eiskalten Wasser © Jutta Kirchner / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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2018 im Tierpark Berlin geborene Sumatra-Tiger-Vierlinge (Panthera tigris sumatrae) erkunden erstmals ihr Außengehege © Tierpark Berlin, Pressefoto

 

Briefmarke Tiger
Briefmarke mit Tigermotiv, DDR, 35. Pf.

 

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Gemessen an der Anzahl Klicks auf dieser Seite, ist der Tiger nach dem Löwen und dem Asiatischen Elefanten die populärste Wildtierart. Aufgrund seiner kulturellen Bedeutung und seiner starken Gefährdung ist er von großem zoopädagogischem Interesse. Dass es Erhaltungszuchtprogramme für zwei Unterarten gibt, trägt ebenfalls dazu bei, dass die Art in europäischen Zoos sehr gut vertreten ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Körpergröße der Tiger variiert je nach Unterart beträchtlich. Die Kopf-Rumpflänge reicht von 140-290 cm, die Schulterhöhe von 70-95 cm, die Schwanzlänge von 60-95(-109) cm. Der Sibirische Tiger ist die größte noch lebende Katzenform. Die Inseltiger, d.h. der Sumatra- und die ausgestorbenen Bali- und Javatiger sind die kleinsten Tiger. Beim Sumatratiger wiegen Kater 100-140 kg und Kätzinnen 75-100 kg. Bei Bengaltigern aus Nepal sind die Kater 100, die Kätzinnen 50 kg schwerer. Sibirische Tigerkater können über 300 kg schwer werden. Tiger haben eine gelbliche Iris mit ovalen Pupillen und einen Backenbart, der bei Katern und Inselformen stärker ausgeprägt ist als bei Kätzinnen und Festlandformen. Auch die Fellfärbung variiert regional. Die Grundfarbe der Körperoberseite ist gelbbraun bis rotbraun, Bauch, Innenseiten der Beine und Schwanzunterseite sind weiß und ebenfalls gestreift, wobei sich die weiße Färbung an den Flanken mehr oder weniger hoch hinaufziehen kann. Die Streifung kann enger oder weiter und mehr oder weniger kontrastreich sein. Gelegentlich treten weiße Tiger mit hellblauen Augen und wenig ausgeprägter Streifung auf [6; 7; 17].

Verbreitung

Süd-, Südost- und Ostasien: Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland, Thailand. In Nord-Korea vermutlich ausgestorben. Ausgestorben in Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Irak, Iran, Kambodscha, Kasachstan, Kirgistan, Laos, Nordkorea, Pakistan, Singapur, Südkorea, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Vietnam [5; 20].

Lebensraum und Lebensweise

Tiger besiedeln unterschiedliche Waldtypen vom immergrünen Tropenwald bis zur Taiga, ferner trockenes und feuchtes Grasland, Bambus- und Schilfdschungel. Im Gebirge gehen sie bis auf 4'500 m. Sie sind schlecht kletternde Bodenbewohner und Einzelgänger, die exklusive Territorien für sich beanspruchen. Allerdings kann sich das Territoriums eines Katers mit jenen von bis zu drei Kätzinnen überlappen. Der Raumbedarf ist in der Wildbahn vom Nahrungsangebot abhängig und kann zwischen 20 und 450 km² liegen. Das Beutespektrum ist sehr groß. Es reicht vom 2 kg schweren Kantschils bis zum 1'000 kg schweren Gaurbullen und variiert regional. Generell sind Hirscharten und Wildschweine die Hauptnahrung. Gebietsweise wird auch der Mensch als Beute angesehen [4; 5; 6; 17].

Im Süden des Artareals gibt es keine feste Fortpflanzungszeit, im Norden werden die Welpen meist im Frühling geboren. Nach einer Tragzeit von etwa 103 (98-115) Tagen wirft die Tigerin in einem Dickicht, einer Felsspalte oder einer Höhle 3 (2-6) blinde Junge. Diese haben ein Geburtsgewicht von 786-1'610 g. Sie werden mit 6 Monaten entwöhnt, können aber erst mit 12-18 Monaten selbst Beute machen, wenn die definitiven Eckzähne durchgebrochen und funktionsfähig sind. Mit 18-20 Monaten sind sie selbständig, verlassen aber das Territorium der Mutter meist später, nachdem diese wieder geworfen hat. Geschlechtsreife erreichen sie mit 3-4 Jahren [6; 8; 17].

Gefährdung und Schutz

Um 1900 lebten etwa 100'000 Tiger in einem überwiegend zusammenhängenden Verbreitungsgebiet, das sich vom Schwarzen Meer zur Küste des Pazifischen Ozeans und den Großen Sunda-Inseln über  30 asiatische Länder erstreckte. Heute gibt es im Ganzen schätzungsweise noch 4'500-4'750 wildlebende Tiger. Davon sind 600 Amurtiger, dessen Bestände sich in den letzten Jahren etwas erholt haben, 3'450 Bengaltiger, 150 Malayische und 300 Sumatra-Tiger. Vom Indochinesischen Tiger soll es in Thailand noch ein paar geben, im übrigen Areal ist er ausgestorben [20].

Der Tiger wird als Art seit 1986, letztmals überprüft 2021, als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Die Datenblätter für die einzelnen Unterartblätter wurden 2022 aufgehoben. Zuvor waren der Südchinesische und der Sumatra-Tiger als hoch bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) aufgeführt wesen. Bali-, Java- und Kaspitiger sind im 20. Jahrhundert ausgerottet worden. Der letzte Nachweis eines Balitigers datiert aus den 1930er-Jahren, des Kaspitigers von anfangs der 1970er-Jahren und des Javatigers von 1976 und des Südchinesischen Tigers von 2017 [5; 20].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Unter den verschiedenen Organisationen, die sich um den Schutz des Tigers bemühen, steht „21st Century Tiger“, eine Partnerschaft der Zoologischen Gesellschaft London (Zoo London und Tierpark Whipsnade) mit der britischen Organisation Global Tiger Patrol, der Zoowelt besonders nahe. Von 2002-2004 führte der Europäische Zoo- und Aquarienverband (EAZA) eine Tigerkampagne durch, um Geldmittel für die Unterstützung von Projekten der „21st Century Tiger“ zu sammeln. Diese Kampagne brachte rund 750'000 € ein. 2003 folgte die Australischen Zoos mit einer Kampagne, die über 100'000 Australische Dollars beitrug. Verschiedene Zoos unterstützten „21st Century Tiger“ auch in den folgenden Jahren, und so kamen innerhalb von sechs Jahren insgesamt 1'102'281 € zusammen. Zu diesem globalen Ergebnis trugen Zoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz beinahe ein Fünftel bei.

  • Bis 2017 konnten dank weiterer Zuwendungen über 70 Tigerschutzprojekte mit rund 2.5 Millionen Euro gefördert werden. 2018 fusionierte "21st Century Tiger mit einer Organisation, die sich um den Schutz des Amurleoparden kümmerte, zur WildCats Conservation Alliance. Diese wurde innert kürzester Zeit von Zoos mit über 100'000 € bedacht. Mit der Einführung des Naturschutzfrankens bzw. -euros wurden auch der Walter Zoo in Gossau SG und die Wilhelma Stuttgart in die Lage versetzt, die WildCats Alliance mit namhaften Beiträgen zu unterstützen. 2021 stellten der Walter Zoo 28'000 € und die Wilhelma 18'400 € zur Verfügung.

  • Seit 2004 wurden etwa 2,4 Millionen Hektar Schutzgebiete in der Amur-Region geschaffen. Die Zoos von Köln und Leipzig sind Kooperationen mit dem WWF Deutschland eingegangen, um in diesen Schutzgebieten konkrete Maßnahmen zu finanzieren.

  • Der Zoo Zürich unterstützt seit 2009 den Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand und hat bis 2021 insgesamt 1'523'000 CHF an direkten Beiträgen geleistet. Das Engagement des Zoos dient zwar primär dem Schutz der dort lebenden Elefanten, aber die intensivierte und professionalisierte Wildhut hat auch zu einer deutliche Zunahme der Tigerpopulation geführt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In der Vergangenheit wurden Tiger zur Gewinnung von Trophäen gejagt, die als Teppiche oder Wandschmuck Verwendung fanden. Im internationalen Pelzhandel spielten sie eine geringe Rolle, weil ihr Fell sehr rau und zur Herstellung von Pelzbekleidung ungeeignet ist. Dagegen waren und sind sie sehr wichtig in der traditionellen orientalischen Medizin und ihre Zähne und Krallen sind als Amulette begehrt. Durch die Aufnahme in Anhang I wurde der internationale Handel mit Naturentnahmen verboten. Es gibt aber in Asien nach wie vor einen beträchtlichen illegalen Handel, und es wurden Farmen errichtet, wo Tiger wie am Fließband produziert, den Touristen vorgeführt und schließlich geschlachtet werden [5].

Kulturelle Bedeutung: Naturgemäß ist der Tiger vor allem in seinem asiatischen Verbreitungsgebiet von grosser kultureller Bedeutung. In China ist er eines der 12 Tierkreiszeichen und hat er einen festen Platz in den Tier- und Schwankmärchen, wenn er dort auch keine besonders wichtige oder gar rühmliche Rolle spielt, sowie im Zaubermärchen [12].

Allerdings kann sich der Tiger im chinesischen Märchen auch von einer ganz anderen Seite zeigen. So wird etwa erzählt, wie eine Tigerin zum Dank für Hebammendienste bei einer schweren Geburt der Helferin eine Schwiegertochter ins Haus bringt; dem Mann, der einem verwundeten Tiger beistand, rettet der Tiger das Leben oder hilft ihm bei einem Feldzug; einen Mann, der in eine Tigerhöhle gefallen war und die Jungen fütterte, belohnt die Tigermutter mit Geld [12].

In der bei uns verbreiteten Literatur ist er vor allem bekannt durch seine Rolle als König Shere Khan in Rudyard KIPLINGs Dschungelbüchern [9]. Aber es gibt auch zwei Fabeln von Gotthold Ephraim Lessing, in denen der Tiger eine Hauptrolle spielt:

Haltung

Seit 1967 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB) [20], das für alle noch existierenden Tiger-Unterarten am Zoo Leipzig geführt wird. Es umfasst nebst Tieren unklaren Ursprungs und Unterart-Hybriden 552 lebende Sibirische Tiger in 238 Institutionen, 124 Südchinesische Tiger in 14 Institutionen, 12 Indochinesische Tiger in 4 Institutionen, 79 Malaiische Tiger in 35 Institutionen, 258 Bengaltiger in 45 Institutionen und 334 Sumatratiger in 127 Institutionen. Davon sind 12 Sibirische, 1 Indochinesischer, 51 Bengal- und 13 Sumatratiger Wildfänge [Daten bis November 2022].

Tiger können im Zoo ausnahmsweise ein Alter von 26 Jahren erreichen, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt im Zoo bei 12-18 Jahren [5; 16].

Haltung in europäischen Zoos: Tiger werden in rund 430 Zoos gehalten, von denen sich über 60 im deutschsprachigen Raum befinden. Rund 170 Zoos halten nicht näher bestimmte Tiger oder Unterarthybriden, etwa 190 Zoos haben Sibirische, 60 Sumatranische und 10 Malayische Tiger. Von dem früher häufig gehaltenen, heute in Europa nicht mehr gepflegten Begaltiger waren wohl viele Unterarthybriden (tigris x altaica). Der Südchinesische Tiger war stets selten, die beiden letzten lebten bis 1985 in Zoos der damaligen Sowjetunion. Dasselbe trifft für den Kaspitiger zu, dessen letztes Exemplar bis 1960 in Hagenbecks Tierpark stand, ebenso für den Javatiger, der bis 1976 im Budapester Zoo zu sehen war. Der letzte Hinterindische Tiger dürfte ein Tier im Zoo von Usti nad Labem gewesen sein, das dort bis mindestens 1997 lebte. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 2010 bestehen Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) für den Sibirischen und den Sumatratiger. Diese wurden beide vom Zoo London koordiniert, 2020 wurde das Programm für den sibirischen Tiger vom Tierpark Berlin übernommen.

Wie Tiger gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Tiger ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die auch darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 3; 10 11; 13; 14; 15].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Tiger ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 200 m² Fläche und 3.50 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 100 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 20 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben. Für sibirische Tiger ist kein Innengehege notwendig.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 80 m² und ein Innengehege von 30 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 20 und innen um 15 m² zu erweitern. Für Sibirische Tiger sind anstelle eines Innengehege individuelle Schlafboxen von 2.5 m² anzubieten.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert, dass Tiger mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m² mehr. Für Sibirische Tiger sind anstelle eines Innengeheges isolierte Schlafboxen vorgeschrieben.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Tiger wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Felis tigris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben. Die Rote Liste der IUCN führt 6 noch lebende und 3 im 20. Jahrhundert ausgestorbene Tiger-Unterarten auf. Der Hinterindische Tiger (Panthera tigris corbetti) wurde erst 1968 beschrieben. 2004 wurde von diesem der Malaiische Tiger (Panthera tigris jacksoni) abgespaltet [5].

2014 erschien eine von renommierten Autoren verfasste Studie, die zum Schluss kam, es gäbe nur zwei Tiger-Unterarten, den Inseltiger (Panthera tigris sondaica) und den Festland-Tiger (Panthera tigris tigris), wobei letzterer in zwei "Conservation Units", südliche bzw. nördliche Festland-Tiger unterteilt werden könne [19]. Am 25. Oktober 2018 wurde eine von einem ebenso renommierten Autorenteam verfasster Artikel, der die 2014 verfasste Studie zu Makulatur erklärte und die Existenz und Berechtigung der ursprünglich neun Unterarten, von denen noch sechs leben, bestätigte. Dabei bestätigten sich die bekannten Tatsachen, dass der Sumatratiger (Panthera tigris sumatrae) sich von allen lebenden Festlands-Unterarten genetisch am deutlichsten unterscheidet, dass der Hinterindische Tiger (Panthera tigris corbetti) und der Malayische Tiger (Panthera tigris jacksoni) sogenannte Schwester-Taxa sind, dass der Bengaltiger (Panthera tigris tigris) die früheste und der Amurtiger (Panthera tigris altaica) die späteste Divergenz ausbildete sowie dass der Amurtiger (Panthera tigris altaica) und der Südchinesische Tiger (Panthera tigris amoyensis) enger mit einander verwandt sind, was sich von der möglichen historischen Vermischung und dem Genfluss zwischen isolierten Tigerpopulationen in Ostasien herleitet [18]. Die IUCN anerkennt zur Zeit die Neun-Unterarten-Theorie [5].

Literatur und Internetquellen

  1. ACHENBACH, S. (2002b)
  2. BERGER, H. (1993)
  3. EXNER, C. (1995)
  4. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  5. GOODRICH, J., WIBISONO, H., MIQUELLE, D. et al. (2022). Panthera tigris. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T15955A214862019. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T15955A214862019.en. Accessed on 10 February 2023.
  6. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. KERN, C. (2012)
  9. KIPLING, R. (2003)
  10. KUPFER, F. (1998)
  11. MOORE-JONES, J. (2013) 
  12. NAUMANN, N. (1997)
  13. SCHIMMELPFENNIG, A. (2015)
  14. VOLLRATH, C. (2010)
  15. WANKER-STEMPELL, S. (2006)
  16. WEIGL, R. (2005)
  17. WILSON, D. E. & MITTERMEIER, R.A. eds. (2009-2019)
  18. LIU, Y.-C., SUN, X., DRISCOLL, C., MIQUELLE, D., XU, X., MARTELLI, P., UPHYRKINA, O., SMITH, J., OBRIEN, S. & LUO, S.-J. (2018)
  19. WILTING, A., COURTIO, A., CHRISTIANSEN, P., NIEDBALLA, J., SCHARF A. K., ORLANDO, L., BALKENHOL, N., HOFER, N., KRAMER-SCHADT, S., FICKEL, J. & KITCHENER, A. C. (2015)
  20. MÜLLER, P. (2022). INTERNATIONALES TIGERZUCHTBUCH. 47. Ausgabe, Daten bis 30.11.2022. Hrsg. Zoologischer Garten Leipzig  / Species360.

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