Donnerstag, 14 Juni 2018 07:14

GIACOMETTI, M. (Hrsg., 2006)

Von Königen und Wilderern - Rettung und Wiederansiedlung des Alpensteinbocks.

224 Seiten, illustriert.

Salm Verlag, Wohlen-Bern. ISBN 3-7262-1415-1.

Verlagstext:

m 1800 war er in den Alpen nahezu ausgerottet. Vor hundert Jahren kamen die ersten Steinböcke in die Schweiz: Wilderer brachten – im Auftrag von angesehenen Schweizer Persönlichkeiten – illegal gefangene Kitze aus dem Aostatal nach St. Gallen. Dies war der Beginn der wohl erfolgreichsten Wiederansiedlung einer beinahe ausgerotteten grossen Säugetierart an ihrem angestammten Verbreitungsgebiet.

Die Publikation beschreibt die abenteuerliche Geschichte der Wiederansiedlung des Alpensteinbockes, angefangen mit der Rettung der beinahe ausgestorbenen Wildtierart durch König Vittorio Emanuele II von Savoyen und der legendär gewordenen illegalen Entführungen von Jungtieren aus diesem königlichen Jagdrevier durch italienische Wilderer (notabene im Auftrag der Schweizer Regierung), die die konsequente Zucht von reinblütigen Steinböcken in Gehegen und damit die Grundlage für die spätere Aussetzung der Tiere in den Alpen ermöglichte.

Der Alpensteinbock ist aus unseren Bergen nicht mehr wegzudenken. Nach lange dauernden und aufwendigen Massnahmen ist er heute wieder im gesamten Alpenraum verbreitet.

 

giacometti-biblio

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:08

GEE, E.P. (1967)

Indiens Tierwelt in Gefahr.

Erlebnisse in Indiens Dschungeln und Steppen.

Mit einem Vorwort von B. Grzimek. Aus dem Englischen übersetzt von G. & V. Ziswiler.
184 Seiten, mit 44 teils farbigen Abbildungen

Albert Müller Verlag, Rüschlikon-Zürich, Stuttgart, Wien.

Inhalt:

Vorwort, Karte der wichtigsten Reservate, Einleitung, 20 Kapitel zu einzelnen Tierarten und Reservaten, Liste der wichtigsten Reservate, Literaturverzeichnis, Namen- und Sachregister.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 16:37

Tigersalamander

Ordnung: Schwanzlurche (CAUDATA)
Überfamilie: Salamanderverwandte (Salamandroidea)

Familie: Querzahnmolche (Ambystomatidae)

D LC 650

Tigersalamander

Ambystoma tigrinum / mavortium • The Tiger Salamander La salamandre tigrée

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Gestreifter Tigersalamander (Ambystoma mavortium) im Tierpark Chemnitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung von Ambystoma tigrinum (rot) und A. mavortium (dunkelblau)

 

 

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Gestreifter Tigersalamander (Ambystoma mavortium) im Tierpark Chemnitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Östlicher Tigersalamander (Ambystoma tigrinum) im Tierpark Chemnitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Sonora-Tigersalamander (Ambystoma mavortium stebbinsii) im Arizona Sonora Desert Museum, Tucson © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Die Haltung des Tigersalamanders ist dann von besonderem zoopädagogischem Interesse, wenn zu Vergleichszwecken auch Axolotl oder Pátzcuaro-Salamander gehalten werden. Verglichen mit dem Axolotl wird er aber nicht so häufig gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Erwachsene Tigersalamander werden (15-)19-28(-33) cm lang. Es sind große, kräftige Salamander. Ihr Kopf ist gross mit abgerundeter Schnauze und kleinen, mit Lidern versehenen Augen und fehlenden Ohrdrüsen. Der Körper ist plump, der Schwanz dick, an der Wurzel fast drehrund, im weiteren Verlaufe stärker oder schwächer zusammengedrückt, am Ende ziemlich spitz abgerundet und niemals mit Hautsäumen versehen; die Vorderfüße haben vier, die Hinterfüße fünf freie Zehen. Die Tiere sind sehr unterschiedlich gefärbt und gezeichnet, meist ähnlich wie ein Feuersalamander mit gelber Zeichnung auf schwarzem oder dunkelbraunem Grund [2; 5; 7].

Verbreitung

Nordamerika: Vom südlichen Kanada über die USA bis Nord-Mexiko [3; 4].

Lebensraum und Lebensweise

Anders als der Axolotl macht der Tigersalamander oft eine Metamorphose durch (in der Regel bei tigrinum, während die westlichen (mavortium) Formen sich auch als Larven fortpflanzen können. Die Larven besiedeln tiefe Weiher und Tümpel. Die Erwachsenen leben außerhalb der Paarungszeit an Land. Zur Fortpflanzung besiedeln sie im Frühjahr ruhige Gewässer, wo die Weibchen ihre Eier in Klumpen an Wasserpflanzen ablegen. Die Larven bleiben etwa ein Jahr im Wasser [6; 7].

Gefährdung und Schutz

Nach Beurteilungen aus dem Jahr 2015 gelten die Taxa mavortium und tigrinum mit ihren großen Gesamtpopulationen, der hohen Zahl der Subpopulationen und der weiten Verbreitung nicht als gefährdet [3; 4].

Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise werden Tigersalamander für Ernährungs- oder medizinische Zwecke oder für den lokalen Heimtierhandel gesammelt. Bei den Tieren, die in den internationalen Handel gelangen, dürfte es sich in der Regel um Nachzuchten handeln [4].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Arten werden in rund 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Wie Querzahnmolche gehalten werden (Beispiel): Vivarium im Tierpark Chemnitz, siehe ZOOLEX Gallery.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Tigersalamander wurde 1825 vom amerikanischen Chemiker und Herpetologen Jacob GREEN als "Salamandra tigrina" beschrieben. Bei den Tigersalamandern wurde die ehemalige Unterart A. tigrinum tigrinum zu einer eigenen Art hochgestuft (Östlicher Tigersalamander, A. tigrinum), während die übrigen früheren Unterarten als Westlicher Tigersalamander (A. mavortium, mit fünf Unterarten) zusammengefasst werden [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES IF THE WORLD
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. IUCN SSC Amphibian Specialist Group (2015). Ambystoma mavortium. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T199970A2623523. http://www.iucnredlist.org/details/199970/0. Downloaded on 02 December 2017.
  4. IUCN SSC Amphibian Specialist Group (2015). Ambystoma tigrinum. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T83293207A105179324. http://www.iucnredlist.org/details/83293207/0. Downloaded on 02 December 2017.
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. NIETZKE, G. (1969)
  7. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)

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Freigegeben in Schwanzlurche

Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden - Amphibien und Reptilien der Schweiz.

2., korrigierte Auflage 2014. 336 Seiten, 300 Farbfotografien, über 100 Karten/Grafiken/Tabellen; gebunden, 15,5 x 22,5 cm, 818 g

Verlag Haupt. Bern, Stuttgart, Wien. ISBN: 978-3-258-07874-8

Verlagstext:

Dieser Band stellt alle heimischen Amphibien- und Reptilienarten vor und bietet die nötigen Informationen, um sie zuverlässig zu bestimmen. Die Kapitel zu den einzelnen Arten geben Einblick in ihr sonst meist verborgenes Leben: Wie und wo leben die Tiere, was tun sie im Winter, wo können sie beobachtet werden, worauf sind sie angewiesen, wodurch sind sie gefährdet und - eine zentrale Frage - was können wir tun, um die Arten zu erhalten?

Dabei skizzieren die Autoren Schutzmaßnahmen in der Landschaft, geben aber auch viele Tipps, wie im eigenen Garten die Lebensbedingungen für heimische Amphibien und Reptilien verbessert werden können.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 13:55

Westeuropäischer (Braunbrust-) Igel

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Igelverwandte (ERINACEOMORPHA)
Familie: Igel (Erinaceidae)
Unterfamilie: Stacheligel (Erinaceinae)

D LC 650<

Braunbrustigel, Westeuropäischer Igel

Erinaceus europaeus • The European Hedgehog • Le hérisson commun

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Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), Tierpark Goldau © NTP Goldau

 

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Braunbrustigels (Erinaceus europaeus)

 

 

 

 

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Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) im Natur- und Tierpark Goldau © NTP Goldau

 

 

 

 

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Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

 

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Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

 

Gesner Igel
Aus Conrad Gesners Thierbuch

 

 

 

 

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Schädel eines Braunbrustigels (Erinaceus europaeus) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

 

 

 

Igel Briefmarke
Igelmotiv auf Briefmarke

 

 

 

 

Gzimek Igel Unterschrift
Der Igel war das persönliche Logo von Bernhard Grzimek

 

 

 

 

Mecki Steiff
Mecki-Puppen der Margarethe Steiff GmbH

 

 

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Der Braunbrustigel ist ein einheimischer Kulturfolger, der wildlebend in vielen zoologischen Einrichtungen vorkommt. Manche Zoos päppeln pflegebedürftige Igel auf. Permanent gehalten wird er aber in Mitteleuropa nur selten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Braunbrustigel erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (16-)25-30 cm, eine Schwanzlänge von 25 (12-44) mm und ein Gewicht von etwa 1.5 kg. Die Stacheln sind dunkelbraun mit hellen Spitzen. Der Bauch ist etwas heller, graubraun, ein weißer Brustfleck ist nicht vorhanden. Die Weibchen haben 5 Paar Zitzen [2; 3].

Verbreitung

Europa: Belgien, Dänemark, Deutschland Estland, Finnland; Frankeich; Großbritannien, Irland; Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Luxemburg; Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien, Tschechien [1].

Lebensraum und Lebensweise

Braunbrustigel sind überwiegend nachtaktive, einzeln lebende Bewohner von Parks und Gärten, Laub- und Mischwäldern und gehen im Gebirge bis auf eine Höhe von etwa 2'000 m. Sie ernähren sich von Käfern, Raupen, Würmern und anderen Wirbellosen, Fröschen, Echsen, Schlangen, Kleinsäugern, Vogeleiern, Pilzen und Obst. Sie bauen Nester aus Laub und Gras in Nischen und Höhlen. Pro Jahr wird in der Regel ein Wurf von 4-5 (3-10) blinden Jungen geboren. Diese werden mit 4-6 Wochen entwöhnt und werden mit etwa einem Jahr geschlechtsreif [3; 4].

Der Braunbrustigel ist ein echter Winterschläfer, der sich in Mitteleuropa in sein Winterquartier einwühlt und sich dort einrollt, wenn die Umgebungstempertur unter 15-17ºC absinkt. Während des Winterschlafs atmet er nur noch 5-8 mal, und sein Herz schlägt nur noch 18-22 mal pro Minute. Die Köroertemperatur kann bis auf ungefähr 5ºC (1.5-6ºC) absinken [4].

Obwohl als Kulturfolger in unmittelbarer Nähe zum Menschen lebend, blieb Vieles über die Lebensweise des Igels lange unbekannt. So enthält Conrad GESNERS Beschreibung des Igels aus dem Jahr 1563 [9] mehr Dichtung als Wahheit: "Zweierlei geschlechs deß Igels werden zu unseren zeiten gefunden / der ein hat ein rüssel gleich einer Sauw / wird genannt auf Teutsch Sauwigel: der ander aber ein schneugen wie ein Hund / wird auß der ursach genennt Hundsigel. Sie haben ein unterscheid von den orten her: dann etliche sein wild / werden in den wildnüßen und höltzeren gefunden: etliche aber bey den heüseren. Feißt als ein sauw ist der Igel so er entbestet ist oder geschunden: haben ihre hoden in dem leib / mehren sich nicht auf weiß und form als andere Thier so sie nicht aufsitzen mögen von wegen ihren dörnen / sondern mit auffrechten leib / oder stehend mit ihren beüchen.
Der Igel wohnet in dicken Hegen oder zeünen / und weingärten / vorauß zu Herbst zeit: Winters zeit aber verbergen und verschlieffen sie sich in höle baum / fressen speiß / äpffel unnd ander ding / so sie Sommers zeit zusamen getragen haben / dann sie walcken sich mit ihren dörnen auff die frücht äpffel oder traubenbeer / nemmen nicht mehr dan davon in ihr maul / tragen also die frücht in die holen baum."

Gefährdung und Schutz

Der Braunbrustigel ist eine endemische Art Europas. Er ist hier weit verbreitet und häufig. Er gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Der Braunbrustgel ist eine geschützte Tierart nach Anhang 3 des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Verschiedene Zoos halten temporär pflegebedürftige Igel, rehabilitieren sie und wildern sie wieder aus. Der Natur- und Tierpark Goldau z. B. unterhält eine offizielle Igel-Pflegestation und stellt in diesem Zusammenhang zeitweilig auch Igel aus. Der Walter Zoo Gossau betreibt ebenfalls eine Pflegestation, die pro Jahr etwa 400 Igel aufnimmt, mit angeschlossenem Naturlehrpfad. Der ZooPark Erfurt kam 2018 in die Lage, zwei Igel die sich während eines Volksfestes am Inhalt einer zebrochenen Eierlikörflasche gütlich getan hatten und sturzbetrunken waren, zur Ausnüchterung zu übenehmen [Zooparkfreund 2018(1)]. mehr ...

  • Die Umweltstiftung des Parks Le Pal hat den Bau einer Igel-Pflegestation durch die Organisation ATOUPIC finanziell unterstützt.

Bedeutung für den Menschen

Da Igel bei Gefahr nicht flüchten, sondern sich "einigeln", werden sie häufig Opfer des Straßenverkehrs. Als Kulturfolger machen sie sich oft in Gärten bemerkbar und werden von gut meinenden Leuten behändigt und "gerettet", d.h. ins Haus genommen oder zu einem Zoo oder einer Igelstation gebracht. Dies ist grundsätzlich unzuläßig, es sei denn, das Tier benötige wirklich Hilfe.

Pflegebedürftig sind verletzte oder offensichtlich kranke Igel, eindeutig mutterlose Igelsäuglinge sowie Jungigel, die Ende Oktober das notwendige Winterschlafgewicht von 700 Gramm noch nicht erreicht haben [2]. Wer Igel zur Pflege aufnimmt, muss sich darüber im Klaren sein, dass dies mit sehr viel Aufwand verbunden ist, wie Walter und Christl PODUSCHKA [4] schön beschreiben. Wildlebende Igel sind auch so gut wie immer voll von Flöhen und Zecken und leiden an Lungenwürmern (Capillaria aerophila, Crenosoma striatum) und Darmparasiten (Capillaria erinacei, Capillaria ovoreticulata, Brachylaemus erinacei, Hymenolepis erinacei, Kokzidien), die mit den entsprechenden Medikamenten anzugehen sind. Sie sind auch empfänglich für das durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME) und können, ohne notwendigerweise selbst zu erkranken, ein Reservoir für diese auch für den Menschen gefährliche Krankheit darstellen [6].

Igel, die in menschlicher Obhut überwintert wurden, sollen mindestens auf das Gewicht aufgefüttert werden, das sie vor dem Einwintern hatten und sollen dann ab Mitte April bis spätestens Mitte Mai an einem Abend wieder freigelassen werden, wenn immer möglich und vertretbar am Fundort. Wenn möglich, sollte man nach der Freilassung noch einige Tage abends zufüttern.

Kulturelle Bedeutung: Igel sind Hauptdarsteller des bekannten Grimm-Märchens "Der Hase und der Igel". Christian Morgenstern hat ihnen ein Galgenlied gewidmet. Wilhelm Busch erwähnt den Igel in seinem Naturgeschichtlichen Alphabet: "Trau ja dem Igel nicht, er sticht, - Der Iltis ist auf Mord erpicht." und hat eine alte Fabel in ein Gedicht umgewandelt. Und dann gibt's "noch'n Gedicht" von Heinz Erhardt.

Eine im deutschen Sprachraum sehr populäre Figur ist der Igel "Mecki". Diese Igelpuppe geht auf einen während des Dritten Reiches produzierten Tiertrickfilm zurück und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Maskottchen der Programmzeitschrift Hörzu aufgebaut. Den Namen "Mecki" erhielt sie nach einem Hörzu-Redakteur namens Mecklenburg. Von 1952 bis 1964 erschien jeweils zu Weinachten ein "Mecki"-Bilderbuch im Verlag Hammerich & Lesser. Etwa während desselben Zeitraums wurden zahlreiche "Mecki"-Filme produziert. Auch die Margarethe Steiff GmbH in Giengen (Baden-Württemberg) nahm sich der Figur an und kreierte verschiedene Mecki-Puppen.

Haltung

Das Höchstalter im Zoo wird mit 11 Jahren und 8 Monaten angegeben [7]. Es wurde von einem Männchen erreicht, das in amerikanischen Zoos geboren und gehalten worden war.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird als Teil des Tierbestands in rund 45 Zoos gehalten, von denen sich nur wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für 1-2 Tiere eine Mindestfläche von 2 m², für für jedes weitere Tier 1.5 m² zusätzlich an. In der Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 1.2.2022)ist der einheimische Igel von Anhang 2 ausgenommen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (2022)verlangt für ein Tier 6 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche  um 0.6 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Braunbrustigel wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [1; 3]. Die Art ist monotypisch. Gebietsweise überlappt sich ihr Areal mit dem des Nördlichen Weißbrustigels (E. roumanicus) [8].

Literatur und Internetquellen:

  1. AMORI, G. (2016). Erinaceus europaeus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T29650A2791303. http://www.iucnredlist.org/details/29650/0. Downloaded on 15 May 2018.
  2. FRITZSCHE, H. (1985)
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. PODUSCHKA, W. & CH. (1972)
  6. SCHÖNBÄCHLER, K., HATT, J.-M., SILAGHI, C., MERZ, N., FRAEFEL, C. & BACHOFEN, C. (2019)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019) 
  9. GESSNER, C., FORRER, K. & HEROLD, J. (1563)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 19:31

Nacktnasenwombat

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Wombats oder Plumpbeutler (Vombatidae)

D LC 650

EEPNacktnasenwombat

Vombatus ursinus • The Common Wombat • Le wombat commun

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Nacktnasenwombats (Vombatus ursinus) im Zoo Duisburg © Kuster, Duisburg

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Verbreitung des Nacktnasenwombats (Vombatus ursinus)

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Phillip Island Wildlife Park, Cowes VIC, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Phillip Island Wildlife Park, Cowes VIC, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schlafender Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Australian Wildlife Park, Gosford NSW © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Tasmanischer Nacktnasenwombat (Vombatus u. tasmaniensis) im Erlebniszoo Hannover mit ca. 4-5 Monate altem Jungtier im Beutel © Zoo Hannover

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Ca. 6-7 Monate alter Tasmanischer Nacktnasenwombat (Vombatus u. tasmaniensis) im Erlebniszoo Hannover schaut zum Beutel raus © Zoo Hannover

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2022 geborener, ca. 7 Monate alter Tasmanischer Nacktnasenwombat (Vombatus u. tasmaniensis) im Erlebniszoo Hannover © Zoo Hannover (Pressefoto)

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Ca. 7-8 Monate altes Beuteljunges des Tasmanischen Nacktnasenwombats (Vombatus u. tasmaniensis) im ErlebnisZoo Hannover © Zoo Hannover

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Prager Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

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Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus) im Kontakt mit Besuchern im Birdland Animal Park, Batehaven NSW, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kinderbuch über den Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus)

 

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Wie der Familienname "Plumpbeutler" verrät, sind Wombats massive, schwerfällig wirkende Beuteltiere, denen man ihre Verwandtschaft mit den Kängurus nicht ansieht. Da der Nacktnasenwombat überwiegend nachtaktiv ist, in einem Freigehege nur sporadisch zu sehen und aufgrund seiner Größe in einem Nachttierhaus recht viel Platz beanspruchen würde, wird er in Europa ziemlich selten gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit ihrem plumpen Körper, den kurzen Extremitäten und dem nur als Stummel ausgebildeten Schwanz ähneln Wombats einem Bären. Die Weibchen haben einen Beutel, der nach hinten offen ist, damit er sich beim Graben nicht mit Erde füllt. Darin befindet sich ein Paar Zitzen.  Erwachsene Nacktnasenwombats erreichen ein Gewicht von (19-)22-50 kg und eine Kopf-Rumpflänge von 90-115 cm. Sie unterscheiden sich von ihren Verwandten durch den nackten Nasenspiegel, die kleinen, abgrundeten Ohren und das raue Fell [1; 5].

Verbreitung

Australien: In mehreren Teilarealen im Südosten des Kontinents von Südost-Queensland bis Südost-South Australia, ferner auf Tasmanien sowie Flinders und Maria Island. Auf den andern Inseln der Bass-Strasse kam er früher vor, ist heute aber ausgestorben [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Nacktnasenwombat ist ein territorialer Einzelgänger, der in Feucht- und Trockenwäldern, Küstenbusch und Heidelandschaften vom Meersspiegel bis auf 1'800 m Höhe zuhause ist. Er ist hauptsächlich nachtaktiv und verbringt den Tag meist in ausgedehnten, selbst gegrabenen Erdbauen mit bis zu 20 m langen Gängen und mit Pflanzenmaterial ausgepolsterten Kesseln. Dies hat u.a. damit zu tun, dass er bei Temperaturen über 25ºC seine Körpertemperatur nicht mehr stabil halten kann, währenddem ihm Temperaturen bis zum Gefrierpunkt nichts ausmachen Bei kühlem Wetter weidet er auch tagsüber.Die Territorien haben meist eine Größe von etwa 25 hd (2-82 ha) [1; 3; 5; 8].

Wombats können zwar schwimmen, pflegen aber nicht im Wasser zu baden. Dagegen nehmen sie Staubbäder. Sie ernähren sich hauptsächlich von Süßgräsern, Seggen und Binsen. Die Weibchen haben einen Geschlechtszyklus  von 32-34 Tagen und sind jeweils während 1-4 Tagen empfängnisbereit. Nach einer Tragzeit von ca. 21-22 Tagen kann es daher zu jeder Jahreszeit Nachwuchs geben. Es wird in der Regel ein einzelnes Junges geboren. Dieses wird 6-7 Monate gesäugt und bleibt etwa 17 Monate bei der Mutter. Mit zwei Jahren wird es geschlechtsreif und kann im Freiland ein Alter von 11-15 Jahren, in Menschenobhut von bis zu 30 Jahren erreichen [1; 2; 3; 5].

Gefährdung und Schutz

Der Nacktnasenwombat ist weit verbreitet. Er nutzt die unterschiedlichsten Lebensräume und hat einen stabilen Bestand. Er gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Die auf den Inseln der Bass-Straße beheimatete Nominatform wurde im 19. Jahrhundert auf King Island ausgerotten und verschwand auf Barren Island, Deal Island und Clarke Island um 1910. Bis 2019 galt die Unterart bundesrechtlich als gefährdet (VULNERABLE), wurde dann aber aufgrund einer Neubeurteilung von der Liste gestrichen.

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Der Nacktnasenwombat wird gebietsweise als Schädling für die Landwirtschaft angesehen und seine Bestände werden durch Begasen der Baue, mit Fallen oder duch Abschüsse reduziert. Bei der städtischen Bevölkerung ist die Wahrnehmung eine positivere, wie man aus der Existenz von Kinderbüchern schließen kann.

Haltung

Gehege für Wombats müssen wegen deren Grabtätigkeit mit einem Untergrabschutz versehen sein und können nur minimalistisch gestaltet werden. Wegen ihrer Unverträglich müssen sie in der Regel einzeln gehalten und können nur zur Paarung unter Aufsicht zusammengelassen werden. In Freianlagen ist dagegen die Gemeinschaftshaltung mit Kängurus, Emus und anderen Vögeln möglich [2].

Nach JACKSON soll für ein Paar Wombats eine Gehegefläche von 45 m² nicht unterschritten werden [6].

Haltung in europäischen Zoos: Erstmals wurde in Europa ein Nacktnasenwombat im Jahr 1803 in der Ménagerie des Museum d'Histoire Naturelle zu Paris gezeigt [1]. Die Art war in europäischen Zoos nie besonders häufig und ist gegenwärtig (2023) in acht Zoos zu sehen, von denen sich zwei im deutschsprachigen Raum befinden. Es sind zwei Unterarten vertreten [9]. Für Details siehe Zootierliste.

Das älteste bekannte Individuum in einem Zoo gelangte im Alter von drei Jahren nach Deutschland und wurde danach 27 Jahre und 1 Monat in den Zoos von Hannover, Berlin und Duisburg gehalten [4].

Die erste Nachzucht außerhalb Australiens gelang dem Zoo Halle an der Saale im Jahr 1914. Später wurde die Art auch in Duisburg, Hannover und Neuwied sowie in Zoos außerhalb Deutschlands gezüchtet [2]. Das seit 2004 bestehende Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird vom Zoo Duisburg koordiniert. Im Jahr 2021 umfasste dieses 18 lebende Tiere, mehrheitlich der Unterart tasmaniensis, in 5 Institutionen. 2020/21 gab es vier Geburten und einen Todesfall.

Wie Nacktnasenwombats gehalten werden (Beispiele):

Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Innengehege und ein fakultatives Außengehege eine Mindestfläche von 20 m² vor. Bei der Haltung mehrerer Tiere sollen ebenso viele, möglichst miteinander kombinerbare Gehege vorgesehen werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Paar ein Innen- und ein Außengehege von je 20 m² vor. Für weitere Tiere sin zusätzliche Gehege erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist pro Tier ein Außengehege von 100 und ein Innengehege von 20 erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Vombatus ist eine monospezifische Gattung. Die Art wurde 1797 anhand eines Exemplars von Clarke Island in der Bass-Straße für die Wissenschaft entdeckt und 1800 von George SHAW, einem englischen Arzt und Naturforscher, der als Kustos am Britischen Museum tätig war, unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es werden drei Unterarten anerkannt: die Nominatform von Flinders Island und anderen Inseln in der Bass-Straße, V. u. hirsutus auf dem australischen Festland und V. u. tasmaniensis von Tasmanien. Auf Maria Island vor der Ostküste Tasmaniens gibt es eine Hybridpopulation, weil dort 1970/71 Exemplare der Nominatform angesiedelt wurden [5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. JACKSON, S. M. (2003)
  2. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  3. TAGGART, D. et al. (2016). Vombatus ursinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40556A21958985. http://www.iucnredlist.org/details/40556/0. Downloaded on 24 July 2022.
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  6. ZOO HANNOVER - diverse Pressemitteilungen 2020-2022
  7. GRÜN, V. (2022) Common Wombat - EAZA EEP Biannual Report
  8. THREATENED SPECIES SCIENTIFIC COMMITTEE (2019). Listing Advice Vombatus ursinus ursinus, Common Wombat (Bass Strait)
  9. NIELSEN, F., WINKLER, A., PAPIES, M., HAUSEN, N., HERRMANN, K., LAVOOIJ-VAN LEEUWEN, K.(eds., 2022). EAZA Monotreme and Marsupial Taxon Advisory Group Regional Collection Plan. First edition. EAZA Executive Office, Amsterdam.

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Freigegeben in Kloaken- und Beuteltiere
Montag, 23 Juli 2018 22:59

Elefanten

 

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Einzug des ersten Elefanten in Wien am 7. Mai 1552. Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

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Direktionsgebäude des Zoo Basel aus dem Jahr 1874 mit angebautem Stall © Archiv Zoo Basel

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"Miss Kumbuk" vir dem "Elephanten Stall" im Zoo Basel, ca. 1886 © Archiv Zoo Basel

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Postkarte mit dem "Elephantenhaus in maurischem Stil" aus dem Jahr 1891 als Motiv © Archiv Zoo Basel

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Das 1953 eröffnete Elefantenhaus der Architekten Bräuning, Leu und Düring. Aufnahme aus dem Jahr 1999 © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Innenansicht des 1953 eröffneten Elefantenhauses im Zoo Basel. Aufnahme aus dem Jahr 2012 © Peter Dollinger, Zoo Basel

Der erste Elefant in Mitteleuropa, ein asiatischer Bulle namens "Soliman", wurde 1552 von dem nachmaligen Kaiser Maximilian II. aus Spanien nach Wien gebracht und erst in einer Scheune, danach in der Menagerie von Schloss Ebersdorf untergebracht. Er starb allerdings bereits nach 19 Monaten, was in Anbetracht der damaligen weitgehend nicht vorhandenen Kenntnisse über die Ansprüche von Elefanten und die entsprechend schlechten Haltungsbedingungen nicht verwundert [3].

Traditionell wurden Elefanten bis ins 20. Jahrhundert meist in sogenannten "Dickhäuterhäusern", oft in orientalischem Stil, zusammen mit Nashörnern und Flusspferden untergebracht. Heute wurde dieses Konzept weitgehend aufgegeben und Elefanten werden entweder als einzige Tierart oder aber in Verbindung mit kleineren Tieren aus demselben Lebensraum in einer Anlage gehalten. Angesichts des großen Volumens und der hohen Kosten von Elefantenhäusern ist ihre Nutzungsdauer ziemlich lang.

Der Zoo Berlin errichtete 1859 sein erstes, einfaches Elefantenhaus, in dem u.a. auch Giraffen  untergebracht wurden. 1873 wurde dieses durch ein Dickhäuterhaus, die Elefantenpagode ersetzt, die 70 Jahre lang ihren Dienst tat, bis sie 1943 durch Fliegerbomben zerstört wurde. Das gegenwärtige Elefantenhaus, in dem ursprüglich Afrikanische und Asiatische Elefanten gehalten wurden, wurde 1954 eröffnet, ist also mittlerweile auch gegen 70 Jahre alt, allerdings wurde es 1984-89  umgebaut und seine Freianlagen wurden vergrößert [2]. Nach gegenwärtigem Konzept werden im Zoo nur noch indische Elefanten (Elephas maximus maximus) gehalten und sollen nach einem Umbau im Tierpark Afrikanische Elefanten gehalten werden.

Der Zoo Basel brachte 1886 seinen ersten Elefanten in einem provisorischen Stall im Direktionsgebäude zusammen mit einem Tapir unter. 1891 wurde das "Elephantenhaus in maurischem Stil" erbaut, in dem auch Zebras und später Zwergflusspferde und Panzernashörner gehalten wurden [6]. 1953 wurde ein neues Elefantenhaus bezogen, in dem vorübergehend auch die Panzernashörner ihren Platz fanden und das auch fünf Vitrinen für Kleinsäuger aufwies. Das Haus war allerdings nicht für die Haltung von Bullen eingerichtet. In den 1980er-Jahren wurden daher ein Bullenstall und ein Bullengehege angebaut. 2017, d.h. nach 64 Jahren konnte das Haus durch die fast dreimal größere neue Anlage "Tembea" ersetzt werden [4].

Neuanlagen werden in der Regel so konzipiert, dass auch Elefantenkühe in geschütztem Kontakt betreut werden können. Auf die Präsentation Afrikanischer und Asiatischer Elefanten in unmittelbarer Nachbarschaft wird heute  aus tiermedizinischen Gründen verzichtet: Die beiden Arten sind Träger unterschiedlicher Subtypen des endotheliotropen Elefanten-Herpesvirus (EEHV). Dieses ist bei Afrikanischen elefanten meist unproblematisch,verläuft aber bei jungen Asiatischen Elefanten oft tödlich. Innerhalb des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms gibt es zudem eine gewisse Aufgabenteilung: So hat sich der Zoo Karlsruhe zur Aufgabe gemacht, ein Seniorenheim für alte Asiatische Elefantenkühe zu betreiben, was selbsternannten Tierschützern merkwürdigerweise nicht so recht war [1], und der Zoo Heidelberg hat sich auf Asiatische Jungbullen spezialisiert, die während einiger Jahre gehalten werden, um dann als Zuchtbullen in einen anderen Zoo zu gehen. Das gleiche Konzept ist auch im Erlebniszoo Hannover geplant [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BERLINER MORGENPOST vom 28.05.2019
  2. KLÖS, H.G. & KLÖS, U. (Hrsg., 1990)
  3. KUNZE, G. (2000)
  4. PM ZOO BASEL vom 15.03.2017
  5. PM ZOO HANNOVER vom 08.07.2021
  6. SARASIN, F. (1924)

Die meisten Elefantenanlagen im deutschsprachigen Raum wurden in den letzten Jahren neu- oder umgebaut:

1994: Allwetterzoo Münster: Neubau. 2010 Planung Erweiterung
1995: Zoo Wuppertal: Neubau
1996: Tiergarten Schönbrunn: Wien, Neubau. Technische Details siehe ZOOLEX Gallery
1997: Zoo Hannover: Neubau
1999: Zoo Dresden: Neubau. Technische Details siehe ZOOLEX Gallery
2001: Tierpark Hellabrunn: Teilsanierung Elefantenhaus
2004: Zoo Augsburg: Umbau mit Erweiterung der Aussenanlage

2004: Tierpark Cottbus: Umbau Haus
2004: Zoo Karlsruhe: Umbau
2004: Kölner Zoo: Neubau
2004: Zoo Neunkirchen: Neubau
2005: Tierpark Cottbus: Erweiterung Außenanlage

2005: Zoo Osnabrück: Erweiterung
2006: Zoo Halle: Neubau
2006: Tierpark Hagenbeck, Hamburg: Neubau Haus
2006: Zoo Leipzig: Neu- und Umbauten seit 2001 abgeschlossen
2007: Tierpark Hellabrunn München: Umbau Aussenanlage
2008: Zoo Rostock: Umbau und Erweiterung Aussenanlage. 2013 wird die Haltung aufgegeben
2009: Zoo Berlin: Umbau mit Erweiterung Aussenanlage
2010: Zoo Heidelberg: Eröffnung Neubau. Technische Details siehe ZOOLEX Gallery
2011: Wilhelma Stuttgart: Projektierung für Neubau läuft
2012: Tierpark Hellabrunn: Totalumbau Elefantenhaus begonnen

2013: Allwetterzoo Münster: Eröffnung des erweiterten Elefantenparks
2013: Opel-Zoo Kronberg: Eröffnung Neubau
2013: Zoo Karlsruhe: Eröffnung erweitertes Elefantenhaus
2014: Zoo Zürich: Eröffnung Neubau "Kaeng Krachan"
2014: ZooPark Erfurt: Eröffnung Neubau. Siehe Dornbuschsavanne - die neue Elefantenanlage
2015: Knie's Kinderzoo, Rapperswil: Eroffnung Neubau "Himmapan". Siehe Internetseite Himmapan

2016: Tierpark Hellabrunn: Fertigstellung Totalumbau. Siehe Bautagebuch Elefantenhaus
2017: Zoo Magdeburg Eröffnung Neubau "Africambo". Siehe Internetseite Africambo
2017: Zoo Basel, Eröffnung Eröffnung Neubau "Tembea". Siehe Internetseite Tembea
2018: Zoo Dresden: Umbau Afrikahaus beendet, Außenanlage wird 2019 fertig. Siehe Rundgang Afrikahaus
2019: Zoo Karlsruhe: Neue Außenanlage fertiggestellt. Siehe Pressemitteilung
2019: Wilhelma Stuttgart: Bauvorbereitungen. Baubeginn geplant für 2024
2020: ErlebnisZoo Hannover: Neue Bullenanlage fertiggestellt
2020: Zoo Augsburg: Eröffnung neue  Elefantenanlage
2022: ErlebnisZoo Hannover: Neue Außenanlage für Elefantenkühe fertiggestellt
2022: Tierpark Cottbus: Eröffnung Neubau Elefantenhaus und Außenanlage. Siehe Neues Heim für Cottbuser Elefanten

 

Kurzportraits einiger Anlagen:

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Elefantenpark Zürich, eines der Außengehege © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich

Eröffnung: 2014, Gesamtfläche: 11'000 m², Baukosten: ca. 54 Mio €

Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

Der Elefantenpark umfasst je zwei grosse Innen- und Aussenanlagen für die matrilinearen Gruppen (6 Tiere), eine Aussen- und zwei Innenanlagen für die Bullen (2 Tiere) und über einen Managementtrakt mit einer Quarantänestation. Es stehen verschiedene Wasserstellen (Innen und Aussen) von insgesamt 600 m3 zur Verfügung; eine Glasscheibe ermöglicht es Besuchern, die Tiere beim Schwimmen und Tauchen zu beobachten. Die Tiere werden im geschützten Kontakt („protected contact“) betreut.

Literatur und Internetquellen:

PD/23.07.2018; 17.07.2022

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Elefantenanlage im Opel Zoo © Opel Zoo

Elefantenanlage im Opel-Zoo Kronberg

Eröffnung 2013, Gesamtfläche ca.15'000 m², Baukosten 11.2 Mio €.

Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana)

Anfangsbesatz 1.3 Tiere. Elefantenhaus: Gemeinsame Lauffläche 820 m², drei Boxen für Elefantenkühe zu je 59 m², 2 Boxen für  Elefantenbullen, gesamt 88 m², Bullenkral 202 m², Freigelände Herde 6450 m², dazu Badebecken 260 m² und Sumpfzone 50 m², Freigelände Bulle 1250 m², dazu Badebecken 174 m² und Sumpfzone 18 m² sowie Kral 215 m². Im Haus gibt es auch eine Anlage für Buschschliefer und afrikanische Papageien.

Internetquellen:

PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022

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Elefantenpark im Kölner Zoo, © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Elefantenpark im Kölner Zoo

Eröffnung 2004, Gesamtfläche 20'000 m²

Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

16 asiatische Elefanten leben im Kölner Elefantenpark. Ohne direkten Kontakt zu den Pflegern leben sie hier in ihrem natürlichen Familienverband, angeführt von einer Leitkuh. Von 2006-2020 wurden 12 Jungtiere im Elefantenpark lebend  geboren, von denen eines kurz nach der Geburt gestorben ist.

Internetquellen:

PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022

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Elefantenpark im Zoo Leipzig, Besucherpavillon © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Elefantenpark im Zoo Leipzig

Um- und teilweiser Neubau des Elefantenhauses aus dem Jahr 1926, in dem auch Flusspferde gehalten worden waren. Eröffnung 2002 (Freianlage und Bullenstall) bzw. 2006 (Elefantentempel Ganesha Mandir), Aussengehege 4'600 m², in mehrere Gehege unterteilbar, zusätzlich Bullengehege von ca. 2'000 m². Laufhalle mit Sandboden und Badebecken mit Unterwassereinblick. Die Kühe werden im direkten, die Bullen im geschützten Kontakt gehalten. Ethnographische Ausstellung in Besucherpavillon.

Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

Internetquelle:

PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022

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Elefantenanlage im Zoo Wuppertal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Elefantenanlage im Zoo Wuppertal

Eröffnung 1995, damalige Baukosten 13,2 Mio DM. Aussengehege für Elefantenkühe 2'350 m² mit flachem Planschbecken, Bullengehege 700 m², für Besucher nicht einsehbares Absperrgehege für Bullen 73 m². Innengehege für Kühe 670 m², 4 Boxen zu 36 m², eine fünfte ca. 45 m², Bullengehege 95 m² zusätzlich Absperrstall 50 m². Badebecken mit einem Durchmesser von 9.4 m und einer Tiefe von 1.85m, Wassertemperatur 25ºC. Die Kühe werden im direkten, der Bulle im geschützten Kontakt gehalten. Im Januar 2011 wurde das fünfte und das sechste Jungtier geboren.

Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana)

Literatur:

PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022

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Elefantenanlage im Zoo Heidelberg © Zoo Heidelberg

Anlage für Elefantenbullen im Zoo Heidelberg

      
Eröffnung 2010. Baukosten 3.8 Mio €. Die Anlage ist auf die Haltung von Jungbullen ausgerichtet. Die bestehende Außenanlage 2'000 m² mit Badebecken wurde modifiziert. Neubau Elefantenhaus 500 m² mit beheizter, mit Sandboden versehener "Freilaufhalle", einem Badebecken von 50'000 l Fassungsvermögen, vier Boxen (60, 40 und 30 m² ), zwei davon ebenfalls mit Sandboden, sowie einem Zwangsstand. Vielfältige Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten (Beregnungsanlage, Kunstbaum, Trainingswand). Die Tiere werden im geschützten Kontakt gehalten. Hochstand für die Besucher, interaktive didaktische Tafeln

Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

Technische Details siehe ZOOLEX Gallery

PD/23.01.2013; 23.07.2018; 17.07.2022

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(17.07.2022: 4'737)

Donnerstag, 14 Juni 2018 13:58

Guanako

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)
Familie: Kamele(Camelidae)
Tribus: Neuweltkamele (Lamini)

Red list status Least concern

Guanako

Lama guanicoe • The Guanaco • Le guanaco

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Guanako (Lama guanicoe) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Guanakos; dunkelblau gegenwärtig; rot: bis 1900 ausgestorben. Quellen ERLICH DE JOFFE (1983) und Rote Liste der IUCN

 

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Guanako (Lama guanicoe) im Zoo Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanakofohlen (Lama guanicoe) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Guanako (Lama guanicoe) im Zoo Montpellier © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanako (Lama guanicoe) im Zoo Quilpué, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanako (Lama guanicoe) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Guanakos (Lama guanicoe) im Paignton Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanakos (Lama guanicoe) auf Südamerika-Anlage im Krefelder Zoo. Mitbewohner sind Nandu, Capybara und Flachlandtapir © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanakos (Lama guanicoe) im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanakos (Lama guanicoe) im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanakostute (Lama guanicoe) mit Fohlen im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Zufüttern eines Guanakofohlens (Lama guanicoe) mit der Flasche im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Guanakostute (Lama guanicoe) mit schon großem, aber immer noch säugendem Jungtier im Whipsnade Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Guanako (Lama guanicoe) im Zoo Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

Als Stammform des Lamas ist das Guanako von zoopädagigischem Interesse. Da es sich mit vielen Tierarten vergesellschaften lässt, gehört es zum Standardbesatz vieler "Südamerika-Anlagen", auf denen meist Tiere aus unterschiedlichen Lebensräumen vergesellschaftet werden. Es ist daher sehr häufig in europäischen Zoos zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Guanakos erreichen eine Kopf-Rumpflänge von rund (180-)190-215 cm, eine Schwanzlänge von (15-)23-27 cm, eine Schulterhöhe von 90-130 cm und ein Gewicht von (60-)90-140 kg. Wie alle Kamelartigen haben sie eine gespaltene und sehr bewegliche Oberlippe, einen langen, dünnen Hals, lange schlanke Beine, an den Füßen jeweils nur zwei Zehen, die nicht in Hufen, sondern in gebogenen Nägeln enden, und bindegewebige Sohlenpolster. Der Kopf ist langgestreckter als beim Vikunja. Das wollige und dichte Fell ist oberseits hell- bis rotbraun und unterseits weiß, der Kopf ist meistens schwarz gefärbt. An Halsansatz und Vorderbrust haben die Tiere im Gegensatz zum Vikunja keine Mähne. Die Wollhaare haben einen Durchmesser von nur 14-16 (12-17) μm [5; 11].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Bolivien, Chile, Paraguay, Peru. Eingeführt auf den Falkland-Inseln [1]. Ansiedlungsversuche in Frankreich, 1860 in den Pyrenäen und Vogesen) und Deutschland (1911) sind fehlgeschlagen [12].

Lebensraum und Lebensweise

Die meisten Guanakos leben im Patagonischen Grasland und in der Monte-Strauchsteppe aber kleinere Populationen gibt es auch in anderen Lebensräumen vom Meeresspielgel bis auf 4'500 m Höhe in die Puna, wo sich das Vorkommen mit jenem des Vikunjas überlappt. Sie sind gute Schwimmer und können Meeresarme überqueren, um zu vorgelagerten Inseln zu gelangen [5].

Je nach Region beweiden Guanakos überwiegend Wiesen mit Gräsern, Riedgräsern und Kräutern, oder sie verbeißen Sträucher und Bäume, z.B. Südbuchen (Nothofagus). In höheren Lagen sind die "Vegas" genannten Moorlandschaften wichtige Nahrungsgründe. Die soziale Organisation ist sehr vielfältig: Im Torres del Paine-Nationalpark wurden z.B. Haremsgruppen die aus einem Hengst und im Mittel  7 Stuten und deren Nachwuchs bestehen, Junggesellenverbände von bis zu 135 Hengsten, reine Stutengruppen von bis zu 11 Individuen und im Winter und Frühjahr gemischtgeschlechtliche Gruppen, die im Mittel 22, im Extremfall bis 173 Tiere umfassten, festgestellt [7]. Andere Quellen geben für gemischte Rudel bis zu 500 Tiere an. Hengste leben unter Umständen solitär.

Guanakos sind an sich recht standorttreu, können aber klimabedingt ihre Streifgebiet verlassen.  Territorialität ist deshalb unter Umständen ein saisonales Phänomen [11].

Nach einer Tragzeit von im Mittel 354 (334-368) Tagen wird in der Regel ein einzelnes Fohlen mit einem Geburtsgewicht von 13 (7-15) kg geworfen, selten Zwillinge. Die meisten Geburten fallen im natürlichen Areal in die Monate Mai-Oktober. Die Fohlen werden etwa 6-8 Monate gesäugt. und werden mit 11-15 Monaten vom Hengst aus dem Familienverband vertrieben [8; 11].

Gefährdung und Schutz

Das Guanako gilt aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wegen seiner weiten Verbreitung von rund 1 Million km² und mit einem Bestand von 1.5-2.2 Millionen Tieren als gesichert (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Guanakos sind in ihren Ursprungsländern ein traditionelles Jagdwild und werden oft im Rahmen der Subsistenzwirtschaft illegal getötet. BREHM [2] beschreibt die zu seiner Zeit üblichen Jagdmethoden wie folgt: "Man sucht die weidenden Thiere mit Hülfe guter Hunde in eine Schlucht zu treiben, jagt ihnen dort nach und wirft ihnen den Lasso mit Bolas oder Wurfkugeln um den Hals. Erfahrene Jäger machen sich mit bestem Erfolge die Neugierde der Guanacos zu Nutze, indem sie sich angesichts einer schwachen Herde derselben auf den Boden werfen und durch die oben erwähnten absonderlichen Bewegungen das sonst scheue Wild heranlocken. Nach Darwins Versicherung können sie dann in den meisten Fällen mehrere Schüsse abgeben, weil sich die Thiere dadurch nicht behelligen lassen, die Schüsse vielmehr als zu dem sie fesselnden Spiele gehörig anzusehen scheinen."

Felle von Guanakofohlen gelangen als "Guanaquitos" in den internationalen Pelzhandel und werden meist zu Decken, seltener zu Pelzkleidern verarbeitet. In jüngerer Zeit sind verschiedene Programme zur nachhaltigen Nutzung der Art angelaufen. So wurden von 2003-2015 im chilenischen Teil Feuerlands 23'000 Guanakos für den lokalen Fleischmarkt oder den Export geschlachtet, und in Argentinien werden Guanakos zur Wollgewinnung gefangen, geschoren und wieder laufen gelassen. Zunehmend spielt das Guanako auch eine Rolle als touristische Attraktion [3; 5].

Nebst diversen Produkten und Wissenschaftsmaterial exportierten die Ursprungsländer von 1977-2017 über 100'00 Felle, über 76'000 Pelz- Oder Wollkleider und 5'646 Pelztafeln (hauptsächlich Argentinien, 264 Tonnen Fleisch (Chile) und 25 lebende Wildfänge (Argentinien). Im selben Zeitraum wurden weltweit 527 Nachzuchttiere grenzüberschreitend verschoben. Wichtigste Ausfuhrländer waren Deutschland mit 81 und Großbritannien mit 70 Tieren [3].

Haltung

In manchen Zoos werden Guanakos mit anderen Arten vergesellschaftet, so z.B. mit Nandus, Halsband-Wehrvogel, Mara, Viscacha, Capybara oder Tapir [8].

WEIGL gibt als Höchstalter 33 Jahre und 8 Monate für eine im Bronx-Zoo gehaltene Nachzucht-Stute an [9].

Haltung in europäischen Zoos: Mit 140 Zoohaltungen ist das Guanako in Europa die häufiger anzutreffende Wildform der Neuweltkameliden. Etwa ein Viertel dieser Zoos befinden sich im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Forschung im Zoo: Guanakos sind gelegentlich Gegenstand von Forschung oder forschendem Lernen im Zoo, etwa von Arbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach dem Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für 6 Guanakos ein Außengehege von 300 m² vorhanden sein und soll für jedes weitere Tier die Fläche um 25 m² erweitert werden. Sofern ein Stall angeboten wird, soll die Fläche mindestens 2 m² pro Tier betragen.

Das Säugetiergutachten gibt ferner vor, dass Kameliden  in kleinen Gruppen zu halten sind. Um Aggressionen und Kämpfe zu vermeiden, dürfe nur 1 erwachsenes Männchen pro Gruppe (Einmännchen-Vielweibchen-Gruppe) gehalten werden. Tatsächlich ist aber beim Guanako die soziale Organisation sehr vielfältig. Die Tiere leben in Haremsgruppen, reinen Hengst- oder Stutengruppen, einzeln  und saisonal in gemischtgeschlechtlichen Herden. Die im Gutachten gewählte Formulierung ist also zu apodiktisch, neben Einmännchen-Vielweibchen-Gruppen sind unter Zoobedingungen auch Junggesellengruppen möglich. 

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022)schreibt für 6 Guanakos ein Gehege von 300 m² und für jedes weitere je 50 m² zusätzlich, sowie pro Tier einen Unterstand oder einen Stallplatz von 2 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für 5 Guanakos eine Mindestgehegefläche von 800 m² und für jedes weitere 80 m² zusätzlich. Es ist ein Unterstand mit einer Fläche von 2 m² pro Tier anzubieten.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Guanako wurde 1776 vom deutschen Universalgelehrten Philipp Ludwig STATIUS MÜLLER als "Der Schafdromedar - Camelus Guanicoe" mit dem Vermerk "Vielleicht ist es vom Paca oder Glama nicht viel verschieden, oder wenigstens damit verwandt" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam es in die 1800 vom französische Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellte Gattung Lama und zeitweilig in die heute nicht mehr existierende Gattung Auchenia. Es wurden mehrere Unterarten beschrieben. Heute werden zwei anerkannt [2; 11].

Das Guanako, gilt als eine Stammform der domestizierten Formen Lama und Alpaka, wobei das Lama primär als Lasttier, das Alpaka als Wolllieferant gezüchtet wurde. Ursprünglich wurde angenommen, das Guanako sei die einzige Stammform des Lamas, das Vikunja jene des Alpakas. Später galt das Guanako als alleiniger Ahne beider Haustierformen. Molekularbiologische Untersuchungen deuten aber darauf hin, dass sich in den Haustierformen auch Vikunjablut befindet. In der Annahme, dass das Nördliche Vikunja (Vicugna vicugna mensalis) die hauptsächliche Stammform des Alpakas sei, wurde dieses neuerdings der Gattung Vicugna zugeordnet. Da sich alle vier Kleinkamele kreuzen lassen und die Nachkommen fruchtbar sind, lässt sich die Abstammung der Haustierformen nicht mit letzter Sicherheit nachvollziehen [5; 10; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. BALDI, R.B. et al. (2016). Lama guanicoe. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T11186A18540211. http://www.iucnredlist.org/details/11186/0. Downloaded on 25 May 2018.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. ERLICH DE JOFFE, A. et al. (1983)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. MÜNCHAU, B. (1980)
  7. ORTEGA, I. M. & FRANKLIN, W. L. (1995)
  8. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WHEELER, J. C., CHIKHI, L. & BRUFORD, M. W. (2006)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  12. LONG, J. L. (2003)

SAM(2)
Guanako (Lama guanicoe) im natürlichen Lebensraum. Lauca-Nationalpark, Chile © Thomas Althaus

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Freigegeben in Kamele
Donnerstag, 14 Juni 2018 07:39

Tigeriltis

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)

D VU 650

EEPTigeriltis

Vormela peregusna • The Marbled Polecat • Le putois marbré

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Elias Neideck

 

 

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Approximative Verbreitung des Steppeniltisses (Vormela peregusna)

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Tigeriltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Zoo Magdeburg

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Tigeriltisse (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Briefmarke mit Tigeriltis-Motiv, Kasachstan

 

 

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Der im Freiland gefährdete Steppeniltis gehört wegen seiner auffälligen Färbung, und weil er überwiegend tagaktiv ist, zu den attraktivsten Musteliden. Er eignet sich daher gut als Botschafter für den Schutz der eurasischen Grasländer, einem zunehmend bedrohten Lebensraum. Er ist jedoch in Zoos nur ausnahmsweise zu sehen, obwohl es ein Europäisches Zuchtbuch gibt.

Körperbau und Körperfunktionen

In Größe und Gestalt ähnelt der Tigeriltis dem im selben Gebiet vorkommenden Steppeniltis (Mustela eversmanni), ist aber viel bunter als jener. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 27-32(-48) cm, eine Schwanzlänge von 12-22 cm und ein Gewicht von 350-750 g.  Die Rüden sind im Mittel wenig größer als die Fähen. Der Körper ist langgestreckt und schlank, die Beine sind relativ kurz, und der buschige Schwanz ist ziemlich lang. Das Gesicht hat eine markante schwarz-weiße Maske. Kehle, Halsunterseite, Bauch, Beine und Schwanzspitze sind schwarzbraun. Die Körperoberseite zeigt schwarze und weiße Flecken auf gelb- bis rotbraunem Grund. Der Schwanz ist grau meliert. Die Fähen haben 4 Paar bauchständige und 1 Paar brustständige Zitzen [2; 4].

Verbreitung

Westliche Paläarktis: Von Südosteuropa, über Kleinasien, dem Mittleren Osten, Kaukasus und Zentralasien bis nach Nordchina und in die Mongolei: Afghanistan, Armenien, Aserbeidschan, Bulgarien, China, Georgien, Griechenland, Irak, Iran, Israel, Kasachstan, Libanon, Mongolei, Montenegro, Nord-Mazedonien, Pakistan, Palästina, Rumänien, Russland, Serbien, Syrien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Tigeriltis kommt in Steppen, Halbwüsten und Wüsten vor und geht im Gebirge bis auf eine Höhe von 3'000 m. Er ist ein einzeln oder paarweise lebender, an Trockengebiete mit großen Nagetierpopulationen angepasster Bodenbewohner. Er gräbt in der Regel keine eigenen Baue, sondern nutzt jene von Zieseln oder größeren Rennmausarten. Er ernährt sich vorab von Renn- und Springmäusen, Hamstern, Zieseln und anderen Nagetieren, nimmt aber auch Echsen und Insekten und frisst gelegentlich Früchte [2; 4].

Ranzzeit ist Ende Winter bis ins Frühjahr. Die Embryonalentwicklung dauert 56-63 Tage, die gesamte Trächtigkeit aber wegen verzögerter Einnistung der befruchteten Eizellen in die Gebärmutterwand bis zu 11 Monate. Ein Wurf umfasst 3-4(-8) Welpen. Diese sind bei der Geburt blind und öffnen ihre Augen erst mit 40 Tagen, beginnen aber schon mit 30 Tagen feste Nahrung zu sich zu nehmen [2; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Tigeriltis wird seit 2008, letztmals überprüft 2015, als gefährdet eingestuft, weil die Bestände in den letzten 10 Jahren um mindestens 30% zurückgegangen sind (Rote Liste: VULNERABLE). Dies wahrscheinlich auf Grund des Verlusts von Lebensräumen, die vor allem in Europa und China in Kulturland umgewandelt werden [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Der Tigeriltis ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Im 6'600 km2 großen Naturschutzgebiet Ikh Nart in der Mongolei teilen die Wildtiere ihren Steppen-Lebensraum mit Hirtengemeinschaften und deren Vieh. Seit 2003 beteiligt sich der Denver Zoo an einem Forschungsprogramm über das Verhalten und die Ökologie der dort vorkommenden Raubtiere mit dem Ziel, ihren Schutz zu verbessern. Im Rahmen des Programms werden Anstregungen zur Verminderung der Wilderei unternommen. Davon profitieren verschiedene Arten, darunter der Tigeriltis. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Der Tigeriltis wird, aus welchen Gründen auch immer, in Israel bejagt, nicht aber in seinem übrigen Verbreitungsgebiet [1].

Haltung

Für eine attraktive Haltung sollten Tigeriltisse nicht in Gitterkäfigen, sondern in bepflanzten,  oben offenen, von ca. 1.5 m hohen, glatten Wänden, Glasscheiben oder elektrifizierten Zäunen begrenzten Freianlagen gehalten werden.

Tigeriltisse können im Zoo ein Alter von 8-9 Jahren erreichen [3].

Haltung in europäischen Zoos:
Außerhalb der Staaten der ehemaligen Sowjetunion sind Tigeriltisse in europäischen Zoos nur sehr selten anzutreffen, gegenwärtig (2023) in Mitteleuropa einzig im Zoo Magdeburg. Für Details siehe Zootierliste.

Es gab ein Europäisches Zuchtbuch für den Tigeriltis, das am Zoo Belfast geführt wurde. Dieses wurde 2022 eingestellt, weil die Art in nur noch einem Zoo nachgezogen wurde.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Tigeriltisse in verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 8 m² Fläche und 2.5 m Höhe gehalten werden, wobei die Festlegung einer Höhe bei einem Graslandbewohner nicht viel Sinn macht.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tigeriltisse ein Außengehege mit einer Grundfläche von 12 m² vor. Für zusätzliche Tiere ist jeweils 1 m² mehr erforderlich, was wohl nicht praktikabel ist. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist der Tigeriltis nicht aufgeführt. Als Orientierungshilfen können die Anforderungen für den Iltis herangezogen werden.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Tigeriltis wurde 1770 vom deutsch-baltischen Naturforscher Johann Anton von GÜLDENSTÄDT aus Riga, als "Mustela peregusna" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1884 stellte ihn der Direktor des Naturhistorischen Museums Braunschweig, der Geheime Hofrat Wilhelm August Heinrich BLASIUS in die monotypische Gattung Vormela. Gegenwärtig werden 6 Unterarten anerkannt [4].

Literatur und Internetquellen

  1. ABRAMOV, A.V. et al. (2016). Vormela peregusna. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T29680A45203971. http://www.iucnredlist.org/details/29680/0. Downloaded on 22 June 2018.
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. WEIGL, R. (2005)
  4. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Freigegeben in Marder und Stinktiere
Donnerstag, 14 Juni 2018 15:00

Kaninchenkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Rattenkängurus (Potoroidae)

D VU 650

Kaninchenkänguru

Potorous tridactylus • The Long-nosed Potoroo • Le potoroo à long nez

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Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Verbreitung des Kaninchenkängurus (Potorous tridactylus)

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Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kaninchenkängurus (Potorous tridactylus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus) im Cleland Wildlife Park SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus) im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma, Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

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Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus), Haltung in Innengehege in Dundee's Crocodile Wildlife Park, Murray Bridge SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus), Haltung in Nachttiergehege im Zoo de CERZA, Lisieux © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Kaninchenkängurus (Potorous tridactylus). Abbildung aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol 2. Public Domain

 

Weitere Bilder auf BioLib

Die Rattenkängurus werden heute aufgrund anatomischer Besonderheiten des Schädels und Gebisses als eigene Familie eingestuft. Kaninchenkängurus sind weniger nachtaktiv als andere Rattenkängurus und eignen sich daher für die Haltung in unterschiedlichen Gehegetypen. Das Interesse der Zoos an dieser Art ist aber nicht sehr groß.

Körperbau und Körperfunktionen

Kaninchenkängurus erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 26-41 cm, eine Schwanzlänge von 19-26 cm und ein Körpergewicht von 660 g bis -1.7 kg. Ihr Fell ist auf dem Rücken recht variabel, braun, grau oder rötlich gefärbt mit hellbraunen oder gelben Stippchen. Am Bauch grauer. Die Ohren sind klein und abgerundet. Der Kopf erscheint wegen seiner zugespitzten Schnauze rattenähnlich, desgleichen der nur spärlich behaarte Schwanz, dessen Spitze bei Tieren aus manchen Gebieten weiß ist [4]. Zur besseren Verdauung der Pilznahrung verfügen die Tiere über einen zweihöhligen Magen mit einem größeren Vor- und einem kleineren Nachmagen [2].

Verbreitung

Australien: Das Kaninchenkänguru ist lückenhaft entlang der Küste Ostaustraliens verbreitet (Queensland, New South Wales,Victoria, South Australia), ferner auf Tasmanien und zahlreichen klineren Inseln [4; 5].

Lebensraum und Lebensweise

Kaninchenkängurus sind überwiegend Einzelgänger. Sie bewohnen Gebiete mit Heidevegetation entlang der Küste sowie Buschland und feuchte oder trockene Hartlaubwälder mit sandigen Böden. Männchen nutzen Streifgebiete von etwa 2-19 ha, Weibchen von 1-5 ha. Sie sind auch tagsüber aktiv. Ihre Nahrung besteht zu etwa 90% aus trüffelartigen, also unterirdisch wachsenden Pilzen. Im Übrigen werden diverse Pflanzenteile und Wirbellose gefressen [4; 5].

Mit 38 Tagen hat das Kaninchenkänguru die längste bekannte Tragzeit von allen Beuteltieren. Im Frühjahr und im Spätsommer wird jeweils ein einzelnes Junges geboren, das etwa vier Monate lang im Beutel bleibt. Mit etwa einem Jahr werden die Tiere geschlechtsreif. Im Freiland können sie ein Alter von bis zu sieben Jahren erreichen [4].

Gefährdung und Schutz

Das Kaninchenkänguru ist weit verbreitet, gilt aber mittlerweile als selten, da wegen häufigerer Buschbrände die Bestände  deutlich abnehmen und die Populationen verinseln, und weil der Beutegreiferdruck namentlich durch den Rotfuhs hoch ist. 2016 wurde die Art daher als potenziell gefährdet eingestuft, 2020 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE). Möglicherweise gibt es nur noch 3'000 erwachsene Individuen [5].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die vom Australian Reptile Park gegründete und u. a. vom Zoo Zürich, Zoo Leipzig und Pairi Daiza unterstützte "Aussie Ark" hat 2019 das etwa 400 ha große Barrington Wildlife Sanctuary in Betrieb genommen. Dieses ist raubtiersicher eingezäunt, um die eingesetzten Langnasen-Rattenkängurus uns Tüpfelbeutelmarder vor Rotfüchsen und Hauskatzen zu schützen. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

In der Vergangenheit wurde das Kaninchenkänguru intensiv verfolgt (Abschuss, Fallenfang, Vergiftung), teils, weil es als Schädling an landwirtschaftlichen Kulturen wahrgenommen wurde, teils, um an  sein Fleisch oder Fell zu gelangen [5].

Haltung

Kaninchenkängurus werden meist in verglasten Vitrinen in Tag- oder Nachttierhäusern gehalten, zumindest in Australien aber auch in (begehbaren) Freianlagen. Eine Haltung in von einem Paar ausgehenden Kleingruppen ist möglich, wenn die heranwachsenden Männchen rechtzeitig entfernt werden [2]. Das älteste bekannte Kaninchenkänguru  starb im Alter von 15 Jahren und 1 Monat im Taronga-Zoo von Sydney [3]. Gemeinschaftshaltungen gibt es z.B. mit Koalas und diversen australischen Vögeln.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 25 Zoos gehalten, hauptsächlich in Großbritannien. Im deutschsprachigen Raum ist die Art einzig in Duisburg und Stuttgart zu sehen. Der Bestand in 17 EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 68 beziffert. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL ist ein Außengehege fakultativ. Das Innengehege soll eine Mindestfläche von 8 m² für 1 bis 2 Tiere und 2 m² für jedes weitere Tier messen.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für 1 bis 2 Tiere ein Innengehege von 8 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 2 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis 5 Tiere  ein Innengehege von 16 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 10% zu erhöhen.

Nach JACKSON soll für 1-2 Tiere eine Gehegefläche von 15 m² nicht unterschritten werden, für jedes weitere Tier sollen 5 m² zusätzlich angeboten werden [1].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Kaninchenkänguru wurde 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae als "Didelphis tridactyla" beschrieben. Die Gattungsbezeichung Potorous wurde 1804 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST eingeführt. Zeitweilig wurde tridactylus als Unterart von P. gilberti geführt, gilt aber seit 1996 wieder als eigene Art. Es werden drei Unterarten anerkannt [4].

Literatur und Internetquellen

  1. JACKSON, S. M. (2003)
  2. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  3. WEIGL, R. (2005)
  4. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  5. WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. (2020). Potorous longipes (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T18102A166498043. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-1.RLTS.T18102A166498043.en . Downloaded on 10 April 2020.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx