Donnerstag, 14 Juni 2018 14:09

Barbotin's Harlekinkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten (Bufonidae)

D VU 650 

Barbotin-Harlekinkröte, Pebas-Stummelfuß

Atelopus barbotini The Pebas Stubfoot Toad • Le crapaud harlequin de Barbotin

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Barbotin-Harlekinkröte (Atelopus flavescens = barbotini) im Kölner Zoo © Thomas Ziegler, Köln

 

 

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Approximatives Vorkommen der Barbotin-Harlekinkröte (Atelopus flavescens = barbotini)

 

 

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Barbotin-Harlekinkröte (Atelopus flavescens = barbotini) © Beat Aleret, DGHT-Schweiz

 

 

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Die Barbotin-Harlekinkröte ist eine kleine Krötenart mit unklarem taxonomischem Status, die im Freiland als gefährdet gilt und im Zoo nur selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Barbotin-Harlekinkröten sind kleine Froschlurche. Männchen werden bis knapp 3 cm, Weibchen bis knapp 4 cm lang. Stummelfüße weisen sich dadurch als Vertreter der Krötenfamilie aus, dass ihre Männchen ein Biddersches Organ besitzen. Dabei handelt es sich um einen rudimentären Eierstock. Wenn die im Körperinneren gelegenen Hoden experimentell entfernt werden, entwickelt sich das Biddersche Organ zum funktionstüchtigen Eierstock [3;4].

Verbreitung

Tropisches Südamerika : Französisch Guiana [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Pebas-Stummelfuß ist ein typischer Flachlandbewohner, der in den feuchten Bodenbereichen primärer Regenwälder lebt. Dabei werden Stellen unmittelbar neben Bachläufen bevorzugt. Die Pebas-Stummelfüße paaren sich nach intensiven Regenfällen in fließendem Wasser. Die Laichschnüre haften an Steinen oder Wurzeln [3].

Gefährdung und Schutz

Trotz aller Unklarheiten hinsichtlich Systematik und Verbreitung und zumindest gebietsweiser Häufigkeit wird die Barbotin-Harlekinkröte von der IUCN als Atelopus flavescens auf der Grundlage einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 als gefährdet eingestuft [4].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur ganz wenigen europäischen Einrichtungen gezeigt. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Stummelfüße sind eine artenreiche, neotropische Gattung (Atelopus), aus der gegenwärtig rund 100 Arten bekannt sind und laufend weitere beschrieben werden. Ihre Systematik ist verwirrend. barbotini war 1981 als Unterart von spumarius (Atelopus spumarius barbotini) beschrieben worden und wurde 2005 in den Rang einer Art erhoben. Es wird aber auch angenommen, dass es sich dabei um ein Synonym von Atelopus flavescens oder von Atelopus hoogmoedi nassaui handeln könnte. In der Roten Liste der IUCN wird barbotini als Atelopus flavescens geführt [1; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. HERRMANN H.-J. (2001)
  4. LESCURE, J. et al. (2004). Atelopus flavescens. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T54511A87542009. http://www.iucnredlist.org/details/54511/0. Downloaded on 05 December 2017.

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 14 Juni 2018 14:07

Wasserfrösche

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Eigentliche Frösche (Ranidae)

D LC 650

Wasserfrösche

Rana esculenta = Pelophylax esculentus • The Edible Frog • La grenouille verte
Rana = Pelophylax lessonae • The Pool Frog • La grenouille de Lessona

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Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae, ev. R. lessonae X R. bergeri) in der Radelfinger Au, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung von Wasserfrosch und Kleinem Wasserfrosch (Rana esculenta / lessonae) dunkelblau sowie des Italienischen Wasserfroschs (Rana bergeri) rot

 

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Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) im natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

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Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 115 rana lessonae AG1
Rufender Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

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Wasserfrosch (Rana esculenta) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 016 040 114 rana esculenta Papiliorama PD1
Wasserfrosch (Rana esculenta) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 016 040 116 rana esculenta AG
Rufender Wasserfrosch (Rana esculenta) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 188 rana esculenta papiliorama PD4
Wasserfrosch (Rana esculenta) als freiwilliger Mitbewohner auf der Sumpfschildkröten-Anlage im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 016 040 116 rana esculenta sehen AG3
Auge eines Wasserfroschs (Rana esculenta) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 116 rana esculenta BREHM
"Teichfrosch (Rana esculenta)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887).

 

403 016 040 188 rana esculenta academiedugout
Froschschenkel - Cuisses de grenouille - werden in Europa von Rana esculenta und ridibunda gewonnen. Bild aus Internetauftritt der Académie du Goût

 

403 016 040 188 rana esculenta wilhelm busch
"Wenn einer, der mit Mühe kaum gekrochen ist auf einen Baum schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der." - Wilhelm Busch - Der fliegende Frosch (1894)

 

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Bei den Grün- oder Wasserfröschen handelt es sich um einen Artkomplex, der, nebst weiteren Arten, aus dem Teichfrosch (Rana esculenta), dem Tümpelfrosch (Rana lessonae) und dem Seefrosch (Rana ridibunda) besteht. Diese in Mitteleuropa heimischen Frösche sind aus verschiedenen Gründen von zoopädagogischem Interesse und haben den Vorteil, als tagaktive und an das Wasser gebundene Arten während eines großen Teils des Jahres für das Publikum sicht- und hörbar zu sein.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Teichfrosch erreichen die Weibchen eine Kopf-Rumpf-Länge vom 6-12 cm, die Männchen von 5-10 cm. der Kopf ist zugespitzt, der Körper relativ schlank. Das Auge hat goldgelbe Iris mit dunkler Pigmentierung und einer waagerechte Pupille, das Trommelfell ist deutlich zu sehen. Vom hinteren Augenrand und über das Trommelfell zieht sich eine Drüsenfalte nach hinten, die Flanke und Rücken voneinander trennt. Die Oberseite ist grün  mit kleinen schwarzen Flecken. Auch die Beine sind schwar zgefleckt, wobei die Flecken auf den Hinterbeinen Querbinden bilden können. Auf der Rückenmitte verläuft häufig ein gelber Strich. Der Bauch ist weiß, häufig grau gefleckt. Die Männchen besitzen zwei äußere, leicht gräulich wirkende Schallblasen und während der Paarungszeit eine graue, hornige Brunstschwiele auf dem Daumen.

Tümpelfrösche sind kleiner, Weibchen werden 5-8 cm lang, Männchen 4-7 cm. Die Iris ist goldgelb ohne dunkle Pigmentierung. Die Männchen sind auf dem Rücken ungefleckt, bei den Weibchen sind die Flecken scharf begrenzt. Zur Paarungszeit weisen die Männchen zitronengelbe Partien um die Hüfte und am Kopf auf. Die Weibchen sind in der Leistengegend gelb gefleckt. Die Schallblasen sind weiß [10; 11; 12]

Verbreitung

Europa: Belgien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Estland, Frankreich, Italien, Kroatien, Italy, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Wiederangesiedelt in England, angesiedelt in Spanien [9].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Gut besonnte, stehende Gewässer jeglicher Größe mit dichter Vegetation. Grünfrösche bleiben den ganzen Sommer im Wasser und überwintern im Gewässer oder in dessen unmittelbarer Nähe.

Biologie: Wasserfrösche sind selten weit von Gewässern entfernt anzutreffen, zum Teil überwintern sie gar darin. Die anderen suchen das Gewässer ab März auf. Die Paarungszeit hat ihren Höhepunkt im Mai oder Juni. Die Männchen finden sich dabei zu Rufgemeinschaften zusammen und veranstalten "Froschkonzerte". Bei der Paarung legen die Weibchen mehrere Eiballen ab, die jeweils einige Hundert Eier enthalten, die je nach Temperatur nach 5-23 Tagen zum Schlupf kommen. Nach 8-16 Wochen wandeln sich Ende Juli die ersten Kaulquappen zu Jungfröschen um [6; 7; 10].

Gefährdung und Schutz

Die Arten sind nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 weltweit nicht gefährdet. In Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz Status je nach Region und Art unbekannt, nicht gefährdet bis vom Aussterben bedroht [9].

In Deutschland wird der Teichfrosch national nicht in der Roten Liste geführt, Für den Wasserfrosch fehlt eine genaue Beurteilung. In Österreich wird der Teichfrosch national als potenziell gefährdet eingestuft, der Wasserfrosch als gefährdet. In der Schweiz und in Liechtenstein gilt der Rana esculenta-Komplex als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED), u.a. wegen Konkurrenz durch den eingeschleppten Seefrosch [8; 10].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Wasserfrösche sind nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt, ausgenommen Rana lessonae in Anhang IV.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen von neuen Gewässern. Verhindern der Ausbreitung des Seefrosches im Areal von Wasser- und Kleinem Wasserfrosch.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Der Kleine Wasserfrosch ist in Norwegen akut vom Aussterben bedroht. Es gab nur noch eine Population von 40 Exemplaren. Der Kristiansand Dyreparken wurde deshalb von den Naturschutzbehörden beauftragt, im Hinblick auf ein Wiederansiedlungsprojekt Kleine Wasserfrösche zu züchten und aufzuziehen. 2017 richtete er für diesen Zwecke eine Aufzuchtstation ein. Dabei wurde er vom schwedischen Nachbarzoo Nordens Ark unterstützt. mehr ...

Wasserfrösche profitieren auch von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Wasserfrösche werden seit alters her als Nahrungsmittel genutzt. Heute werden lebende Frösche der Pelophylax-Gruppe überwiegend aus östlichen Ländern nach Mitteleuropa eingeführt. Gemäß der Antwort des Schweizerischen Bundesrates vom 3.2.2010 auf eine parlamentarische Anfrage werden jährlich etwa 450'000 Frösche, vorwiegend aus der Türkei, lebend in die Schweiz importiert und hier geschlachtet. Die Schauermären, wonach den Tieren bei lebendigem Leib die Schenkel ausgerissen werden, sind unzutreffend, vielmehr werden die Frösche, in der Regel nach starker Abkühlung, mittels Scherenschlag enthauptet, danach werden mit einem zweiten Scherenschlag die Hinterbeine abgetrennt. Die gleiche Methode werde, gemäß Bundesrat, auch von ausländischen Schlachtbetrieben angewendet. Vereinzelt werde die Enthauptung der Frösche nach einer Elektrobetäubung durchgeführt. Zusätzlich werden in größerem Umfang tiefgekühlte Produkte von Fröschen aus Südasien eingeführt. Vietnam z.B. vermeldete von 2001-2007 im Jahresmittel die Ausfuhr von 640 Tonnen Schenkeln von Asiatischen Tigerfröschen (Hoplobatrachus tigerinus), was etwa 12 Millionen Tieren pro Jahr entsprechen dürfte [4].

Kulturelle Bedeutung: Frösche, womit in Europa meistens Wasserfrösche gemeint sind, spielen eine wichtige Rolle in zahlreichen Märchen, Sagen, Geschichten, Gedichten, Sprichwörtern etc. und sind Gegenstände darstellender Kunst.

Büdingen und seine "Frääsch"

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Wasserfrösche werden in rund 35 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich über ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe ZootierlisteIn manchen Zoos gibt es wildlebende Populationen.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Früher wurden unter Rana esculenta Grünfrösche subsumiert, die heute verschiedenen Arten zugerechnet werden, einschließlich der nordafrikanischen und mediterranen Formen und zeitweilig des Seefroschs [3]. Etliche Autoren stellen die europäischen Wasserfrösche unter dem vom österreichischen Zoologen Leopold FITZINGER 1843 verliehenen Namen Pelophylax in eine eigene Gattung [1] innerhalb derer mittlerweile (Ende 2017) 26 Arten unterschieden werden. Dabei handelt es sich zum Teil um Komplexe nah verwandter Arten bzw. Mischformen. In der Schweiz sind nur zwei Formen einheimisch: Der Tümpel- oder Kleine Wasserfrosch, Rana lessonae (CAMERANO 1882), und der Teichfrosch, Rana esculenta (LINNAEUS 1758). In Deutschland und Österreich ist der Seefrosch (Rana ridibunda PALLAS, 1771) eine weitere einheimische Art, die gebietsweise in reinen Beständen vorkommt [10].

Der Kleine Wasserfrosch stellt eine eigenständige Art dar, der Teichfrosch jedoch ist ein Hybrid oder Bastard zwischen dem Kleinen Wasserfrosch und dem Seefrosch, Rana ridibunda (PALLAS 1771). Neuerdings wird auf der Grundlage molekularbiologischer Beurteilungen davon ausgegangen, dass an Rana esculenta nicht nur ridibunda und lessonae, sondern weitere eingeschleppte osteuropäische Arten beteiligt sind, und dass in der Schweiz lessonae in erheblichem Ausmaß mit dem Italienischen Wasserfrosch R. bergeri vermischt ist, der ursprüngliche auf der italienischen Halbinsel, Sardinien und Korsika beheimatet ist und dort mit dem nicht-einheimischen Seefrosch eine R. hispanica genannte Hybridpopulation ausgebildet hat [2; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DUBEY, S., LEUENBERGER, J. PERRIN, N. (2014)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. HERRMANN, H. J. (2005)
  8. KÜHNIS, J. (2011)
  9. KUZMIN, S. (2009). Pelophylax lessonae. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T58643A86643256. http://www.iucnredlist.org/details/58643/0. Downloaded on 27 November 2017.
  10. MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
  11. NIETZKE, G. (1969)
  12. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:05

Laubfrosch

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Laubfrösche (Hylidae)
Unterfamilie: Eigentliche Laubfrösche (Hylinae)

D LC 650

Europäischer Laubfrosch

Hyla arborea • The Common Tree Frog • La rainette verte

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Laubfrosch (Hyla arborea) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung europäischer Laubfrösche. Dunkelblau: Hyla arborea; rot: Hyla intermedia; dunkelgrün: Hyla meridionalis

 

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Laubfrosch (Hyla arborea) im Aquatis Lausanne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 007 016 024 hyla arborea goldau PD1
Laubfrösche (Hyla arborea) im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Laubfrosch (Hyla arborea) © Axel Gebauer, Görlitz

 

403 007 016 024 hyla arborea goldau PD
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) im Schauterrarium der Zuchtstation des Natur- und Tierparks Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

403 007 016 024 hyla arborea mariahof goldau PD1
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) im Vivarium Mariahof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 007 016 024 hyla arborea lasauge PD
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) im Birdlife Informationszentrum La Sauge © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 007 016 024 hyla arborea wittenb PD1
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) im Tierpark und Aquarium Wittenberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 007 016 024 hyla arborea erlen PD1
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 007 016 024 hyla arborea erlen PD2
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 007 016 024 hyla arborea BREHM
"Laubfrosch (Hyla arborea)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Mit seinen großen Augen und seinem kurzschnauzigen, runden Kopf entspricht der Laubfrosch dem Kindchenschema und ist beim Publikum entsprechend populär. Als "Wetterfrosch" ist er zoopädagogisch und als regional gefährdete Tierart aus Artenschutzgründen von Interesse. Er wird daher recht oft im Zoo gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Europäische Laubfrösche werden meist 3-5, im Extremfall 6 cm lang. Es sind zierliche Tiere mit stumpfer Schnauze, großen Augen mit waagrechter Pupille, gut sichtbarem Trommelfell, rundlichem Körper und feingliedrigen Extremitäten. Die Zehen haben Haftscheiben, jene der Hinterbeine sind durch Schwimmhäute verbunden. Die Haut ist glatt, auf der Körperoberseite leuchtend laubgrün, seltener grau oder braun. Seitlich zieht sich von der Nase eine breite, dunkle, oft gelb umrandete Linie bis zur Hüfte, wo sie in einer typischen Schlinge endet. Die Unterseite ist einfarbig und hell. Die Männchen verfügen über eine große, kehlständige Schallblase, die Kehle ist bei ihnen gelblich oder bräunlich, bei den Weibchen ist sie weiß [2; 8; 10; 11].

Verbreitung

West-, Mittel- und Osteuropa: Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. In Lettland wiederangesiedelt [6].

Südlich der Alpen, in weiteren Teilen Südeuropas und in Nordeuropa leben die morphologisch und ökologisch sehr ähnlichen Hyla intermedia und Hyla meridionalis.

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Der Laubfrosch ist eine wärmeliebende Art, die in höher gelegenen Regionen des Alpenraums oder der Mittelgebirge fehlt und erst spät im Jahr aktiv wird. Die Laubfrösche verbringen ihr Leben weitgehend an Land. Zum Laichen benötigen sie in größeren Zeitabständen trockenfallende, pflanzenreiche Kleingewässer, vorzugsweise in größeren Feuchtgebieten. Sie besiedeln rasch neu entstandene Gewässer, die sie einige Jahre bewohnen, um dann oft wieder zu verschwinden [8].

Landlebensraum: sonnige Plätze mit dichter Vegetation wie Ufergehölze, Hecken oder gebüschreiche Waldränder, bis zu 1 km vom Laichgewässer entfernt [8].

Biologie: Dank den Haftscheiben an ihren Zehen sind die Laubfrösche ausgezeichnete Kletterer, die hoch in die Bäume hinaufsteigen, wo sie dank ihrer Farbe im Laub gut getarnt sind. Die Nahrung besteht aus Fliegen, Käfern, Schmetterlingen, glatten Raupen etc.. Laichzeit ist hauptsächlich der Monat Mai. Das Weibchen legt 4-10 haselnussgroße Klumpen von 30-80 Eiern ab, meist in der Vegetation am Gewässerrand. Die Larven schlüpfen nach ein bis zwei Wochen. Sie kommen je nach Temperatur nach zwei bis drei Monaten zur Metamorphose. Frisch metamorphosierte Jungtiere haben eine Länge von 11-21 mm. Bereits mit zwei Jahren werden die nun ausgewachsenen Laubfrösche geschlechtsreif. Obwohl sie 6-7 Jahre alt werden können, beteiligen sie sich meistens nur einmal am Laichgeschäft [3; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Trotz abnehmender Bestände gilt der Laubfrosch wegen seiner weiten Verbreitung und des immer noch großen Gesamtbestandes nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 weltweit noch nicht als gefährdet [6]. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist er je nach Region gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht, an vielen Standorten bereits verschwunden. So war z.B. der Laubfrosch in der Nordwestschweiz noch vor einem halben Jahrhundert so häufig, dass man sich an den massenhaft rufenden Männchen störte und die Bestände kurzerhand mit DDT vergiftete. Die Ruhe war dauerhaft. Auch in Muri bei Bern wurde der Laubfrosch zu Beginn der 1960er Jahre durch DDT ausgerottet. In Liechtenstein isr er wegen Einwanderung des Seefroschs gefährdet [4; 7; 8].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Der Laubfrosch fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen neuer Gewässer, Anlegen von Hecken, Vernetzung der Lebensräume. Eventuell Ansiedlung in neuen oder verwaisten Laichgewässern.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

Ferner profitieren Laubfrösche von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien allgemein, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Früher hielt man den Laubfrosch allgemein für einen guten Wetterpropheten und glaubte, dass er Veränderung der Witterung durch Schreien anzeige. Die Tiere wurden auch in mit einem Leiterchen ausgestatteten Laubfroschgläsern gehalten, in der Meinung, dass sie die Leiter hoch stiegen, wenn das Wetter schön würde [3].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 40 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich über die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In einzelnen Zoos gibt es auch wildlebende Populationen.

Wie Laubfrösche gehalten werden (Beispiel):

Zoogestützte Forschung (Beispiel): Das Wiederansiedlungsprojekt des Natur- und Tierparks Goldau wurde wissenschaftlich begleitet [9].

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Laubfrosch wurde von Carl von LINNÉ 1758 als "Rana arborea" beschrieben. 1768 stellte ihn österreichische Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI als Hyla viridis in eine eigene Gattung. Noch im 19. Jahrhundert wurden Hyla intermedia und Hyla meridionalis als eigene Arten abgetrennt [1]. Bis 1995 wurden alle Laubfrösche der Schweiz als Hyla arborea bezeichnet. Dann wurde festgestellt, dass die Laubfrösche des Tessins und der Bündner Südtäler zu Hyla intermedia BOULENGER, 1882 gehören, dem Italienischen Laubfrosch, der zum Mittelmeerlaubfrosch (Hyla meridionalis) überleitet [8].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THR WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. GROSSENBACHER, K. (1974)
  5. HERRMANN, H. J. (2005)
  6. KAYA, U. (2009). Hyla arborea. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T10351A3197528.  http://www.iucnredlist.org/details/10351/0. Downloaded on 10 December 2017.
  7. KÜHNIS, J. (2011)
  8. MEYER, A. et al. (2009)
  9. MEYER, V. (2008)
  10. NIETZKE, G. (1969)
  11. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2001)

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Dienstag, 24 Oktober 2017 14:05

Geburtshelferkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Urfrösche (Archaeobatrachia)
Familie: Scheibenzüngler (Alytidae / Discoglossidae)

D LC 650

Geburtshelferkröte

Alytes obstetricans • The Midwife Toad • Le sonneur accoucheur

403 005 001 002 alytes obstetricans ChrFischer CC BY SA 3.0
Männliche Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) mit frischem Eipaket an seinen Hinterbeinen; südliches Niedersachsen © Christian Fischer, CC BY-SA 3.0

 

 

403 005 001 002 alytes obstetricans map
Approximative Verbreitung der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

 

 

403 005 001 002 alytes obstetricans Kaulquappe Wuppertal
Kaulquappe der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) im Zoo Wuppertal © Zoo Wuppertal

 

 

403 005 001 002 alytes obstetricans Aussetzen Wuppertal
Kaulquappen der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) werden in den Absperrgraben der Wuppertaler Löwenanlage eingesetzt © Zoo Wuppertal

 

 

403 005 001 002 alytes obstetricans BREHM
Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans). Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

 

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Die Geburtshelferkröte ist eine regional gefährdete Amphibienart mit einer für eine einheimische Art einzigartigen Fortpflanzungsstrategie. Sie wäre daher von zoopädagogischem Interesse, weil sie aber praktisch ausschließlich nachtaktiv ist, wird sie in Zoos nur selten gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Geburtshelferkröte wird 35-50 mm lang. Sie hat eine vertikale Schlitzpupille. Ansonsten kann man auf die Beschreibung des alten BREHM zurückgreifen, der sagt, dass sich Geburtshelferkröten auszeichnen "durch gedrungene Krötengestalt, plumpen Leib, kurze, kräftige Glieder, kurze, vierzehige Füße und dicke Schwimmhäute, warzige Drüsenhaut und feiste, am Grunde festgewachsene Zunge". Die Europäische Geburtshelferkröte ist "ein kleines Thier von etwa fünfunddreißig Millimeter Länge, sieht auf der Oberseite bläulich aschgrau, auf der Unterseite schmutzigweiß aus; die Warzen sind dunkler, die in einer vom Auge zum Hinterschenkel verlaufenden Längsreihe stehenden weißlich" [3].

Verbreitung

West- und Mitteleuropa: Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Schweiz, Spanien, eine eingeführte Population in England. Die Art fehlt in Österreich und innerhalb Deutschlands in Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In der Schweiz kommt sie nur nördlich der Alpen vor [2; 5; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Zum Austrocknen neigende, gut besonnte, Tümpel von wenigen Quadratmetern, aber auch größere, fischfreie Weiher mit Flachwasserzonen. Landlebensräume nahe bei Laichgewässer, sonnig, vegetationsarm und mit lockerem Gestein, Sand, Humus oder Lehm [5].

Lebensräume: Wälder, Gärten, Steinbrüche, Sand- und Lehmgruben, Dünen, Felshänge und Mauern [5; 7].

Biologie: Die Geburtshelferkröte ist nachtaktiv. Tagsüber versteckt sie sich unter Baumwurzeln, Geröll, Steinplatten oder in Erdhöhlen. Als einzige heimische Amphibienart paart sich an Land, legt ihre Eier nicht ins Wasser ab und betreibt eine Brutpflege. Bei der Paarung übergibt das Weibchen ihr Eipaket dem Männchen. Dieses kann sich mit weitere Weibchen paaren und auch deren Eier übernehmen. Danach zieht es sich für 20-50 Tage in ein für die Larvenentwicklung geeignetes, feuchtwarmes Versteck zurück. Sind die Eier schlupfreif, begibt es sich ins Wasser, wo die Larven schlüpfen, sofort wegschwimmen und sich verstecken. Danach streift das Männchen die leeren Eihüllen ab, geht wieder an Land und beginnt wieder nach Weibchen zu rufen. Der Ruf erinnert an das Klingeln eines Glöckleins, weshalb die Geburtshelferkröte in Deutschland auch "Glockenfrosch", in der Schweiz "Glögglifrosch" genannt wird [4; 5; 6; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 weltweit nicht gefährdet. In Deutschland je nach Region auf Vorwarnliste, gefährdet, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht oder ausgestorben. In der Schweiz bedroht (ENDANGERED) [2; 5].

Eine Pilzerkrankung, die Chytridiomykose, deren Erreger, Batrachochytrium dendrobatidis (Bd), die keratinisierte Haut der Tiere befällt, wird als eine wichtige Ursache von Bestandesrückgängen bei Amphibien auf mehreren Kontinenten angesehen. In der Schweiz hat die Geburtshelferkröte seit Mitte der 1970er-Jahre massive Bestandesrückgänge erlitten. Eine umfangreiche Untersuchung hat jedoch ergeben, dass diese Rückgänge nicht mit dem Vorhandensein von Bd korreliert sind [8].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Geburtshelferkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen neuer Gewässer und von Kleinstrukturen, wie Trockenmauern.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

Bedeutung für den Menschen

Keine Angaben.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 10 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich die meisten im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

1768 wurde die Art vom Wiener Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI als Bufo obstetricans beschrieben. 1879 wurde sie vom französischen Zoologen Fernand LATASTE in die separate Gattung Alytes gestellt, und den Molekulargenetikern ist es bisher nicht gelungen, dies zu ändern. Damit aber ja nicht alles gleich bleibt, wurde die Gattung 2006 aus der Familie Discoglossidae ausgegliedert und in eine eigene Familie Alytidae gestellt [1]. Die Bezeichnung Discoglossidae - Scheibenzüngler beruht darauf, dass die Zunge eine großflächig am Boden der Maulhöhle festgewachsene Scheibe ist, die nicht herausgeklappt werden kann [4].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THR WORLD
  2. BOSCH, J. et al. (2009). Alytes obstetricans. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2009: http://www.iucnredlist.org/details/55268/0. Downloaded on 12 December 2017.
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. MEYER, A. et al. (2009)
  6. NIETZKE, G. (1969)
  7. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  8. TOBLER, U. (2011)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:03

Coloradokröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Coloradokröte

(Bufo =) Incilius) alvarius • The Colorado River Toad • Le craupaud du désert de Sonora

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Coloradokröte (Bufo alvarius) im Reptilienzoo Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung der Coloradokröte (Bufo alvarius)

 

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Coloradokröte (Bufo alvarius) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Coloradokröte (Bufo alvarius) im Reptilienzoo Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Coloradokröte (Bufo alvarius) im Reptilienzoo Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Coloradokröte (Bufo alvarius) im Tiergarten Friedrichsau, Ulm © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Die im Zoo auch tagsüber recht aktive und wegen ihrer Größe eindrückliche, an aride Lebensräume adaptierte Kröte ist in ihrer Heimat nicht gefährdet, wird aber aus zoopädagogischen Gründen verhältnismäßig oft gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Coloradokröte hat eine relativ glatte, ledrige Haut. Ihre Pupillen sind queroval, die Iris golden, die Parotoiddrüsen groß und nierenförmig. Kennzeichnend für die Art sind die weißlichen Warzen im Mundwinkel. Ausgewachsene Weibchen werden 9-18, bisweilen fast 20 cm groß und 900 g schwer. Männchen sind mit 8-16 cm deutlich kleiner [2; PM Wilhelma].

Verbreitung

Nordamerika: Südwestliche USA (Kalifornien, Neumexiko, Arizona) und Nordwest-Mexiko [4].

Lebensraum und Lebensweise

Grasländer, Halbwüsten und Wüsten von Seehöhe bis auf über 1'600 m sind Lebensraum der Coloradokröten, wo sie etwas Feuchtigkeit aufweisende Stellen, etwa Viehtränken, aufsuchen. Die Tiere sind überwiegend nachtaktiv. Das Rufverhalten der Männchen ist verkümmert. Das Sekret der Coloradokröte ist giftig und wirkt halluzinogen. Waschbären erbeuten die Tiere dadurch gefahrlos, dass sie sie auf den Rücken legen, ihnen mit den Krallen den Bauch aufreißen und nur die Innereien verzehren. In der Trockenzeit graben sich die Kröten ein und schützen sich dabei durch eine Hülle aus Hautschleim. Die Paarung findet nach Regenfällen statt. Große Weibchen legen dann bis zu 8'000 Eier mit einem Durchmesser von 1.6 mm in permanenten oder temporären Wasserstellen ab. Die Kaulquappen ernähren sich von Algen [2; 3; 4; 5]

Gefährdung und Schutz

Die Coloradokröte hat eine ziemlich weite Verbreitung und einen stabilen Bestand. Sie ist nach einer revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 nicht gefährdet [4].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Tiere dieser Art wurden in den letzten Jahren häufig importiert, um Rauschgiftsüchtigen als Drogenersatz zu dienen [5].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 30 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Coloradokröte wurde 1859 als Bufo alvarius beschrieben. Sie wurde danach vier verschiedenen Gattungen zugeteilt: Cranopsis, Ollotis Phrynoidis und zuletzt Incilius. Danach wurde Incilius zeitweilig als Untergattung behandelt, gilt aber heute (2022) wieder als offizielle Bezeichnung, wobei Bufo alvarius nach wie vor anzutreffen ist[1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. HAMMERSON, G. & SANTIS-BARRERA, G. (2004). Incilius alvarius. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T54567A11152901. http://www.iucnredlist.org/details/54567/0. Downloaded on 05 December 2017.
  5. HERRMANN, H. J. (2005)

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 14 Juni 2018 14:03

Afrikanischer Krallenfrosch

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Mittelalte Frösche (Mesobatrachia)
Familie: Zungenlose (Pipidae)

D LC 650

Invasive EU

  Afrikanischer Krallenfrosch

Xenopus laevis • The African Clawed Frog • Le xénope africain

403 014 004 005 xenopus laevis fuessen PD2
Afrikanische Krallenfrösche (Xenopus laevis) im Allgäuer Reptilienzoo, Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Afrikanischen Krallenfroschs (Xenopus laevis). Dunkelblau: Xenopus l. laevis; rot: Xenopus l. sudanensis

 

 

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Albinotischer Afrikanische Krallenfrosch (Xenopus laevis) im Allgäuer Reptilienzoo, Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Afrikanische Krallenfrosch (Xenopus laevis) im Zoo-Aquarium Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Afrikanische Krallenfrösch (Xenopus laevis) "gold", im Inselzoo Altenburg ©Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Afrikanische Krallenfrösch (Xenopus laevis), normalfarben und Lutinos, im Zoo Oppeln © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Als invasive Art, mögliche Ursache für die Verbreitung des viele Amphibienarten bedrohenden Chytridpilzes und wegen seiner ehemaligen Bedeutung für die Schwangerschaftsdiagnostik ist der in seiner Heimat nicht-gefährdete Afrikanische Krallenfrosch von großem zoopädagogischem Interesse. Allerdings wurde er 2022 mit Wirkung ab August 2024 auf der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgeführt und darf danach, wenn es nach der EU-Kommission geht, in Zukunft nicht mehr gehalten werden.

Körperbau und Körperfunktionen

Afrikanische Krallenfrösche erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von (4.5-)8-12(-14.5) cm, wobei die Männchen kleiner bleiben als die Weibchen. Der Körper ist hinten sehr breit, verjüngt sich nach vorne und läuft in einen schmalen Kopf aus. Die kleinen Augen sitzen nicht seitlich, sondern auf der Kopfoberseite. Unterhalb des Auges befindet sich ein kurzer, vermutlich funktionsloser Fühler, der bei älteren Tieren verschwinden kann. Die Zunge ist zurückgebildet. An den Körperseiten befindet sich ein Seitenlinienorgan. Die spitzen, krallenbewehrten Finger der Vorderfüße besitzen keine Schwimmhäute, währenddem die langen Hintergliedmaßen in großen Füßen enden, deren Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind. Die Tiere sind so glatthäutig und schlüpfrig, dass man sie kaum in der Hand halten kann. Die Grundfarbe der Oberseite ist recht variabel, ebenso das Tupfen- oder Fleckenmuster. Die Unterseite ist einfarbig weißlich mit braunen Flecken. Bei gehaltenen Tieren treten oft Farbmutationen auf [2; 3; 4; 5; 6].

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von X. l. laevis umfasst: Angola, Botswana, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Swasiland In Südafrika kommen zwei weitere Arten vor: Xenopus gilli lokal im Südwestkap und Xenopus muelleri im Lowveld unterhalb von 500 m.

X. laevis sudanensis: DR Kongo, Kamerun, Nigeria, Zentralafrikanische Republik.

Der Afrikanische Krallenfrosch wurde in verschiedenen Ländern weltweit eingeführt, so in den USA, Chile, Großbritannien, Frankreich, Indonesien, Portugal, Italien (Sizilien) sowie in anderen Gebieten in Afrika [2; 5; 6; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Afrikanische Krallenfrösche bevorzugen stehende Gewässer, kommen aber auch in Fließgewässern vor. Nach Regenfällen können sie über Land zu einem anderen Gewässer wandern, ansonsten leben sie rein aquatisch. Sie ernähren sich von Kaulquappen anderer Frösche, Fischen, Krebschen, Wasserinsekten, aber auch Aas. Die Beute schnappen die überwiegend dämmerungsaktiven Tiere unter Zuhilfenahme der Hände mit dem Maul. Trocknet das Gewässer aus, graben sie sich im Schlamm ein und können dort bis zu einem Jahr überleben, ohne Nahrung zu sich zu nehmen. Die Weibchen beginnen im Alter von 10-18 Monaten mit der Eiproduktion. Gewöhnlich legen sie 10-15'000 Eier pro Jahr, alle einzeln während eines Amplexes. Die 1.4 mm großen Eier bleiben mit ihrer Gelatine-Umhüllung an Pflanzen, Steinen oder sonstigen festen Strukturen kleben [2; 3; 6].

Gefährdung und Schutz

Der Afrikanische Krallenfrosch ist eine sehr häufige und anpassungsfähige Art, welche auch ein großes Verbreitungsgebiet hat. Er kann verschiedene Lebensräume nutzen und breitet sich auch in neuen Gebieten schnell aus. Dies hat dazu geführt, dass dieser Krallenfrosch an viele neuen Standorten zur invasiven Art wurde. Diese ist logischerweise nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008, letztmals überprüft 2016, nicht gefährdet [7].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Der Afrikanische Krallenfrosch wurde ab den 1930er-Jahren während einiger Jahrzehnte zur Schwangerschaftsdiagnose eingesetzt: Spritzt man einem Krallenfroschweibchen den Urin einer schwangeren Frau, so legt es innerhalb weniger Stunden Eier, womit eine Frühschwangerschaft zuverlässig bestimmt werden konnte. Der Frosch hat sich dadurch weltweit in den Laboratorien verbreitet und ist an vielen Orten auch ausgesetzt worden. Haben sich die Frösche einmal etabliert, ist es schwierig, sie wieder zu eliminieren. Möglicherweise haben die Chytrid-Pilz-Epizootien ihren Ursprung in dieser Art [2; 3; 7].

Die Art wurde 2022 im Rahmen der 3. Ergänzung in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgenommen. Mit Rücksicht auf laufende Forschungsarbeiten wurde das Inkrafttreten auf August 2024 festgelegt [8].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 70 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1802 von dem französischen Zoologen François Marie DAUDIN als "Bufo laevis" beschrieben. Zu seinem heutigen Namen kam sie 1867 durch den Wiener Ichthyologen und Forschungsreisenden Franz STEINDACHNER [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THR WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. NIETZKE, G. (1969)
  5. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  6. PIENAAR, U. DE V. ; PASSMORE, N.I. & CARRUTHERS, V.C. (1976)
  7. IUCN SSC AMPHIBIAN SPECIALIST GROUP (2020). Xenopus laevis. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T110466172A3066881. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T110466172A3066881.en . Downloaded on 19 December 2020.
  8. Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 der Kommission vom 13. Juli 2016 zur Annahme einer Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung ABl. L 189/4 vom 14. Juli 2016.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:03

Erdkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Erdkröte

Bufo bufo • The Common Toad • Le crapaud commun

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Erdkröte (Bufo bufo) im Terrazoo Rheinberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Approximative Verbreitung der Erdkröte (Bufo bufo). NB: die Art geht in Zentralasien noch etwas weiter nach Osten

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Auge einer Erdkröte (Bufo bufo) © Axel Gebauer, Görlitz

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Erdkröten (Bufo bufoI im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Erdkröten (Bufo bufo) in Paarungsstimmung beim Aquazoo Düsseldorf © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

403 002 003 025 bufo bufo amplex aGebauer
Erdkrötenpaar (Bufo bufo) während des Amplex © Axel Gebauer, Görlitz

403 002 003 025 bufo bufo metamorphose AG
Metamorphose bei der Erdkröte – von der Kaulquappe zum Krötchen © Axel Gebauer, Görlitz

403 002 003 025 bufo bufo juv aGebauer
Die metamorphosierten Krötchen begeben sich an Land © Axel Gebauer, Görlitz

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Halbwüchsige Erdkröte (Bufo bufo) Liebefeld-Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

403 002 003 0253 bufo bufo calamita viridis
"Erd-, Wechsel- und Kreuzkröte (Bufo vulgaris, Bufo variabilis und Bufo calamita)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Die Erdkröte ist die in Mitteleuropa am häufigsten vorkommende Krötenart. Aus zoopädagogischen Gründen wird sie recht oft gehalten, kommt aber auch in zahlreichen Zoos wildlebend vor.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Erdkröte erreicht eine Länge von (6-)8-12(-13) cm, wobei die Weibchen deutlich größer sind als die Männchen, die über keine Schallblase verfügen. Sie ist plump gebaut. Der Kopf ist breit mit großen Parotoiddrüsen und schlecht sichtbarem Trommelfell. Die Pupille ist waagrecht-elliptisch, die Iris glänzend orangerot bis golden. Ihr Leib ist mit dicken Warzen bedeckt. Die Färbung ist rotgrau-rotbraun, bisweilen gelblich, olivfarben oder schwärzlich, oft mit undeutlichen dunkleren Flecken. Unterseits licht hellgrau, hellbraun oder weißlich, beim Weibchen mit dunkleren Flecken [3; 4; 8].

Verbreitung

Paläarktis: Weit verbreitet in Europa, Nordafrika, dem Nahen Osten und Zentralasien [1]:

Europa: Albanien, Andorra, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Gibraltar, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
Asien: Kasachstan, Libanon, Syrien.
Nordafrika:Algerien, Marokko, Tunesien.

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Vorzugsweise größere, dauerhafte Weiher und Seeufer mit Schilf und reichlicher Unterwasservegetation. Landlebensraum sind Wälder, im Sommer bis 3 km, im Winter bis 1 km vom Laichgewässer entfernt. Die Erdkröte ist die einzige heimische Amphibienart, die sich regelmäßig in auch von Fischen bewohnten Gewässern fortpflanzt, weil ihr Laich für Fische unbekömmlich ist [3; 8].

Biologie: Erdkröten sind nachtaktiv. Sie ernähren sich von Schnecken, Würmern, Spinnen und Insekten. Tagsüber ziehen sie sich in ihre Schlupfwinkel zurück. Die Überwinterung findet an Land statt. Bereits früh im Jahr ziehen die Kröten während feuchtwarmer Nächte in die Laichgewässer. Die Weibchen bleiben dort aber nur wenige Tage, die Männchen in der Hoffnung auf weitere paarungswillige Weibchen etwas länger. Der Laich wird in langen, mehrere Tausend Eier enthaltenden Schnüren abgesetzt. Die Larven schlüpfen nach 1-2 Wochen, die Metamorphose findet je nach Temperatur nach weiteren 7-16 Wochen statt. Im Tiefland wird die Geschlechtsreife mit 2-3, in höheren Lagen mit 6-8 Jahren erreicht. Das Höchstalter liegt bei etwa 25 Jahren [3; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weitverbreitet, anpassungsfähig und hat einen stabilen Bestand Sie gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als weltweit nicht gefährdet [1]. In Deutschland, Österreich und der Schweiz je nach Region auf Vorwarnliste, verletzlich oder gefährdet, in Liechtenstein gefährdet [7; 8].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Erdkröte ist nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung der Laichgewässer oder deren Ersatz in unmittelbarer Nähe. Bei neu geschaffenen Laichgewässern eventuell Einsetzen von Laich oder Kaulquappen. Schutz der Wanderzüge vor Straßenverkehr.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Erdkröten profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Früher wurden Erdkröten verfolgt, weil sie in unzutreffender Weise als hochgiftig und als Schädlinge an Bienenvölkern angesehen wurden: "Als der Feinde schlimmster tritt der wahnbefangene, mordlustige Mensch auf, welcher gerade die erwachsenen, also fortpflanzungsfähigen Kröten in unverantwortlicher Weise verfolgt, gewiß nicht zu Ehren seiner Bildung oder auch nur seines Verstandes, vielmehr ausschließlich zum Schaden seines Besitzthumes." Heute gelten sie als Nützlinge [4].

Lange galten Kröten auch als Fruchtbarkeitsymbole. Sie sind auch Gegenstand etlicher Märchen und Sagen.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 45 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In manchen Zoos gibt es wildlebende Populationen. 

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Rana bufo" wissenschaftlich beschrieben. 1768 stellte sie der österreichische Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI als "Bufo vulgaris" in ihre heutige Gattung.

Literatur und Internetquellen

  1. AGASYAN, A. et al. (2009). Bufo bufo. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T54596A11159939. http://www.iucnredlist.org/details/54596/0. Downloaded on 05 December 2017.
  2. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  3. AMPHIBIAWEB
  4. BREHM, A. E. (1882-1887)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. HERRMANN, H. J. (2005)
  7. KÜHNIS, J. (2011)
  8. MEYER et al. (2009)

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