Donnerstag, 12 Oktober 2017 08:59

Hoogmoed-Harlekinkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten (Bufonidae)

D VU 650 

Hoogmoed-Harlekinkröte

Atelopus hoogmoedi • The Hoogmoed's Stubfoot Toad • Le crapaud harlequin de Hoogmoed

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Hoogmoed-Harlekinkröte (Atelopus hoogmoedi), Amplex, im Aquazoo Düsseldorf © Sandra Honigs, Aquazoo

 

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Approximative Verbreitung der Hoogmoed-Harlekinkröte (Atelopus hoogmoedii)

 

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Junge Hoogmoed-Harlekinkröte (Atelopus hoogmoedi) im Aquazoo Düsseldorf © Sandra Honigs, Aquazoo

 

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Hoogmoed-Harlekinkröte (Atelopus hoogmoedi) im Aquazoo Düsseldorf © Johannes Pfleiderer, Zoo Leipzig

 

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Orange und Gelbe Farbmorphe von Atelopus hoogmoedi, aufgenommen in den Iwokrama-Bergen, Guyana © Philippe J. R. Kok, übernommen aus Nicolaï et al. (2017) unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International-Lizenz

 

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Die Hoogmoed-Harlekinkröte ist eine kleine Krötenart mit unklarem taxonomischem Status, die im Freiland als gefährdet gilt und im Zoo nur selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Hoogmoed-Harlekinkröten sind kleine Froschlurche. Männchen werden bis knapp 3 cm, Weibchen bis knapp 4 cm lang. Die Zeichnung ist variabbel und es gibt unterschiedliche Farbphasen. Stummelfüße weisen sich dadurch als Vertreter der Krötenfamilie aus, dass ihre Männchen ein Biddersches Organ besitzen. Dabei handelt es sich um einen rudimentären Eierstock. Wenn die im Körperinneren gelegenen Hoden experimentell entfernt werden, entwickelt sich das Biddersche Organ zum funktionstüchtigen Eierstock [3; 4; 5].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: A. s. hoogmoedi findet man möglicherweise in Guyana, Französisch Guiana, Surinam und im nördlichen Brasilien [2].

Lebensraum und Lebensweise

Die Hoogmoed-Harlekinkröte lebt am Boden nicht regelmäßig überschwemmter Primär-Regenwälder und im Falllaub im Uferbereich von Bächen. Die Männchen halten sich in der Regel am Ufer von Bächen auf, die Weibchen hauptsächlich tiefer im Waldesinnern. Die Fortpflanzung findet in rasch fließenden Bächen statt [2; 5]. Untersuchungen in Guyana deuten darauf hin, dass die Art tags und nachts sowohlwährend der Fortpflnzungszeit als auch außerhalb einen hohen Grad an Ortstreue aufweist [5].

Gefährdung und Schutz

Für Atelopus spumarius wurden zwei Unterarten beschrieben (A. s. barbotini und A. s. hoogmoedi), welche beide heute oft als eigene Arten angesehen werden. Bei IUCN werden beide "Unterarten" aber noch unter A. spumarius geführt und werden dort als gefährdet gelistet. Dies deshalb, weil man annimmt, dass die Bestände in den nächsten 10 Jahren wegen Infektionen durch den Chytrid-Pilz um 30 % zurückgehen werden [2].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde nur ganz ausnahmsweise in europäischen Einrichtungen gezeigt und ist heute ganz verschwunden. Für Details siehe Zootierliste

Die Welterstzucht in Menschenobhut gelang im Jahr 2011 dem Aquazoo Düsseldorf [4].

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Stummelfüsse sind eine artenreiche, neotropische Gattung (Atelopus) innerhalb der Krötenartigen, aus der gegenwärtig rund 100 Arten bekannt sind und laufend weitere beschrieben werden. Ihre Systematik ist verwirrend. hoogmoedi war 1974 als Unterart von pulcher (Atelopus pulcher hoogmoedi) aus Französisch Guyana beschrieben worden, wurde 1980 der Art spumarius zugeteilt und wurde 2005 in den Rang einer Art erhoben, die 2012 in zwei Unterarten, hoogmoedi und nassaui, gesplittet wurde. In der Roten Liste der IUCN wird hoogmoedi unter Atelopus spumarius geführt [1; 2].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AZEVEDO-RAMOS, C. et al. (2010) Atelopus spumarius. The IUCN Red List of Threatened Species 2010: e.T54555A11166846. http://www.iucnredlist.org/details/54555/0. Downloaded on 16 May 2016.
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. SCHÜRER, U. (2012)
  5. NICOLAÏ, M.P.J, PORCHETTA, S., BALAKRISHNA, S., BOTHA, D.P. & KOK, P.J.R. (2017)

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:56

Rotbauchunke

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Urfrösche (Archaeobatrachia)
Familie: Unken (Bombinatoridae)

D LC 650

Rotbauchunke

Bombina bombina • The Fire-bellied Toad • Le sonneur à ventre de feu

beginn

403 005 003 001 bombina bombina AxelGebauer2
Rotbauchunke (Bombina bombina), rufendes Männchen © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Approximative Verbreitung der Rotbauchunke (Bombina bombina). Dunkelblau: autochthones Vorkommen; rot: Wiederansiedlungs- und Ansiedlungsgebiete

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina), Auge © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina) im Museum Alexander Koenig, Bonn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina) im Museum Alexander Koenig, Bonn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina), rufendes Männchen © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina), Bauchansicht © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Junge Rotbauchunke (Bombina bombina) in Posthornschnecke (Limnaea stagnalis) © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Als im Terrarium gut zu beobachtende einheimische Art ist die regional gefährdete Rotbauchunke eine gute Botschafterart für Amphibienschutz vor der Haustür. Sie wird daher öfter im Zoo gezeigt, allerdings nicht so häufig wie ihre sehr ähnliche Verwandte aus China.

Körperbau und Körperfunktionen

Rotbauchunken erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 45-55 mm. Männchen und Weibchen sind etwa gleich groß. Mitteleuropäische Tiere bleiben meist etwas kleiner. Kopf und Körper sind abgeflacht, der Körper etwas schlanker als bei der Gelbbauchunke. Die nahe beisammenstehenden Augen haben herzförmige Pupillen mit nach unten gerichteter Spitze. Das Trommelfell ist nicht sichtbar, Parotoiddrüsen fehlen, dagegen befindet sich im Nacken ein paarig angeordneter, bogenförmiger Drüsenkomplex. Die Haut ist mit vielen flachen Warzen mit kleinen schwarzen Hornstacheln besetzt. Die Oberseite ist hell- bis dunkelgrau gefärbt oder bräunlich mit dunklen Flecken, teilweise kommen auch grüne Individuen vor. Die Unterseite weist rote bis orange Flecken auf schwarzem bis dunkelgrauem, mit kleinen weißen Pünktchen durchsetztem Grund auf [4; 6]. Im Gegensatz zur Gelbbauchunke haben männliche Rotbauchunken Schallblasen, und ihr Ruf ist deshalb lauter. Während der Paarungszeit weisen sie dunkle Brunstschwielen an den Unterarmen und den  ersten beiden Fingern auf [5].

Verbreitung

Europa: Weit verbreitet in den tieferen Lagen Mittel- und Ost-/Südosteuropas: Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Kasachstan, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Wiederangesiedelt in Südschweden, angesiedelt in Großbritannien (Surrey) [1; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Im Gegensatz zur Gelbbauchunke bevorzugen Rotbauchunken Gewässer mit reicher Unterwasservegetation. Der Wasserstand der Laichgewässer schwankt saisonal stark. Für eine erfolgreiche Aufzucht ist wichtig, dass sie gut besonnt und fischfrei sind und ausgedehnte Flachwasserzonen aufweisen. Der Landlebensraum kann bis zu 100 m vom Laichgewässer entfernt sein. Benötigt werden genügend Bodenfeuchtigkeit und Versteckmöglichkeiten unter Steinen, Totholz oder im Wurzelbereich von Bäumen oder Sträuchern [3; 4; 5].

Lebensräume: Rotbauchunken leben in offenen, Landschaften wie Steppen, Weiden, Wiesen, Ackerland, Überschwemmungsbereichen in Flussauen, lockeren Wäldern und warmen Waldrändern [3; 4; 5].

Biologie: Rotbauchunken ernähren sich von Regenwürmern, Nacktschnecken und Insekten. Bei Gefahr nehmen sie eine Warnstellung ein, bei der die Extremitäten über den Rücken genommen und der Rücken nach innen gekrümmt wird, sodass die bunte Unterseite sichtbar wird. Während der langen Fortpflanzungszeit von Ende April bis Juli und bisweilen bis August, legen die Weibchen bis zu 300 Eier, die in mehreren Laichbällchen im Gewässer verteilt an Wasserpflanzen geheftet werden. Die Larven schlüpfen nach 2-5 Tagen, die Metamorphose in 11-15 mm große Jungunken erfolgt nach 8-12 Wochen, je nach Wassertemperatur und Nahrungsangebot. Gelegentlich können die spät geschlüpften Larven auch überwintern [3; 4; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weltweit nicht gefährdet. In Deutschland ist sie in neun Bundesländern heimisch und gilt insgesamt als stark gefährdet, in Hamburg und Thüringen ist sie ausgestorben und in Berlin und Niedersachsen vom Aussterben bedroht. In Österreich gilt sie als gefährdet, sie kommt nur vor in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark sowie marginal in Oberösterreich. In der Schweiz ist die Art nicht heimisch [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Rotbauchunke fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen neuer Gewässer, Vernetzung der Lebensräume.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Rotbauchunken profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Verängstigte Unken können ein nach Lauch riechendes Gift ausscheiden, das auch ohne direkte Berührung die Schleimhäute stark reizt, sodass einem z.B. die Augen tränen [5].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich über 40% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Carl von LINNÉ nannte die Art 1761 "Rana bombina". Der österreichische Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI stellte sie 1768 als "Bufo igneus" zu den Kröten. 1820 wurde die Gattungsbezeichnung Bombinator eingeführt, durchgesetzt hat sich aber bis heute der vom Nürnberger Naturforscher und Kupferstecher Jacob STURM 1828 verliehene Gattungsname Bombina [2].

Literatur und Internetquellen

  1. AGASYAN, A. et al. (2009). Bombina bombina. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T2865A9489517. http://www.iucnredlist.org/details/2865/0. Downloaded on 12 December 2017.
  2. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  3. AMPHIBIAWEB
  4. FROSCHNETZ
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. NIETZKE, G. (1969)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 06:54

HESELHAUS, R. (1992)

Tropische Laubfrösche.

2. überarbeitete Auflage. 96 Seiten brosch., mit 4 Zeichnungen im Text und 49 Farbfotos auf 12 Tafeln.
Ulmer Stuttgart. ISBN-10: 3800172461; ISBN-13: 978-3800172467.

Verlagstext:

Die Haltung und Zucht von tropischen Laubfröschen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen und attraktiven Spezialbereich der Terraristik entwickelt. In ihrer Artenvielfalt und angesichts ihrer bemerkenswerten Brut- und Überlebensstrategien sind die Froschlurche ideale Terrarientiere. Entsprechend wurde auch die Neuauflage dieses Buches verbessert und erweitert, insbesondere um Laubfrösche aus Mittel- und Südamerika, die derzeit eine wesentliche Rolle spielen. Ralf Heselhaus stellt insgesamt 52 Arten tropischer Laubfrösche aus allen Kontinenten vor und beschreibt ihre Pflege und Zucht.

Freigegeben in H
Donnerstag, 14 Juni 2018 23:47

NIETZKE, G. (1969/1972)

Die Terrarientiere Band 1. Schwanzlurche, Froschlurche, Schildkröten.

344 S., 4 Farbtafeln, 109 s/w-Tierfotos, 43 technische Abbildungen.

Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.

Das Werk ist mittlerweile verfügbar als 4. neubearbeitete und neugestaltete. Aufllage - Stuttgart (1989; 276 S., 101 Farbfotos, 16 SW-Fotos, 82 Zeichnungen, 19 Tab.; Ln. DM 148, –. – ISBN 3-8001-7178-3.

 

Die Terrarientiere Band 2. Krokodile, Echsen, Schlangen.

Ferner: Pflanzen im Terrarium, Zucht und Aufzucht, Freilandaufenthalt und Überwinterung. 

300 S., 8 Farbtafeln,, 109 s/w Abbildungen

Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart. ISBN 3-8001-7002-7.

 

Freigegeben in N
Donnerstag, 14 Juni 2018 09:47

STEINMANN, F. (2009)

"Further Notes" zu Dendrobates auratus - Die Variabilität des Goldbaumsteigers in Panama.

TERRARIA 4, Nr. 20: 18-32. ISSN-1613-1398.

 

Freigegeben in S
Donnerstag, 14 Juni 2018 21:16

HERRMANN, H.-J. (2001)

Terrarienatlas Bd. 2. Frösche.

1099 Seiten, über 2000 Farbfotos
Mergus Verlag, Melle. ISBN 3-88244-073-2.

Verlagstext:

Der Froschatlas ist derzeit das umfassendste Werk über Frösche. Die berüchtigten knallbunten Pfeilgiftfrösche, beliebten Laubfrösche. skurilen Kröten und viele andere farbenfrohe Froschlurche werden gezeigt und beschrieben. Nicht nur für Terrarianer. Auch der Frosch- und Naturliebhaber wird dauerhafte Freunde an diesem reichhaltig ausgestatteten Band haben. Dieser zweite Band des Terrarien-Atlanten stellt folgende Familien der Froschlurche vor: Echte Kröten (Bufonidae), Baumsteiger (Dendrobatidae), Laubfrösche (Hylidae), Glasfrösche (Centrolenidae), Südfrösche (Leptodactylidae), Australienfrösche (Myobatrachidae), Riedfrösche (Hyperoliidae), Ruderfrösche (Rhacophoridae), Madagaskarfrösche (Manteliiidae), Echte Frösche (Ranidae), Engmaulfrösche (Microhylidae) und Nasengrabfrösche (Nasikabatrachidae). Besonders bemerkenswert sind die 2.000, darunter viele bisher unveröffentlichten Farbfotos. In jahrelanger Kleinarbeit wurden Daten über Lebensweise, ökologische Ansprüche, Fortpflanzungsbiologie und die Pflege vieler Arten zusammengetragen. Es gibt weltweit kein vergleichbares Buch, nirgendwo werden mehr Arten von Froschlurchen in Kurzporträts und Farbfotos vorgestellt.

herrmann-biblio

Freigegeben in H
Donnerstag, 14 Juni 2018 16:27

Grasfrosch

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Eigentliche Frösche (Ranidae)

D LC 650

Grasfrosch

Rana temporaria • The Grass Frog • La grenouille rousse

Der Grasfrosch war Lurch des Jahres 2018

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Grasfrosch (Rana temporaria) © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Approximative Verbreitung des Grasfroschs (Rana temporaria)

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) und Laichballen in Außenweiher des Aquazoos Düsseldorf © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) im Naturlehrgebiet Ettiswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) in der Böhmerheide bei Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Grasfrosch (Rana temporaria) in der Böhmerheide bei Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

403 016 040 225 rana temporaria BREHM
"Thaufrosch (Rana temporaria)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887).

 

 

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Der einheimische Grasfrosch gehört bei uns zu den häufigsten und im Prinzip  nicht gefährdeten Amphibienarten. Er ist in etlichen Zoos zu sehen, allerdings nicht ganz so häufig wie die Wasserfrösche.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Kopf-Rumpflänge des Grasfroschs beträgt 9-10(-11) cm, Männchen sind tendenziell kleiner. Der Kopf ist relativ kurz, die Schnauze abgerundet, das Auge hat eine waagerechte Pupille, das kreisrunde Trommelfell ist sehr deutlich zu sehen. Die Hinterbeine sind eher kurz. Die Schwimmhäute sind mäßig entwickelt. Die Haut ist glatt oder mit kleinen Warzen versehen. Ein schwarzer Streifen verläuft von der Nase über Auge und Trommelfell bis zum Kopfende. Die Beine sind quergestreift.  Ansonsten ist die Färbung sehr variabel, meist braun, mit oder ohne schwarze Punkte. Die Arme der Männchen sind kräftiger als jene der Weibchen. Zur Paarungszeit entwickeln sie auf den ersten Fingern braune oder schwarze Brunstschwielen. Sie haben keine äußeren Schallblasen [8; 9; 10].

Verbreitung

Europa : Albanien, Andorra, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich. Poland, Rumänien, San Marino, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Weißrussland [2; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Als sehr häufige Art kommt der Grasfrosch in Mitteleuropa fast flächendeckend vor und nutzt unterschiedlichste Lebensräume bis auf eine Höhe von über 2700 m. Gemieden werden nur Trockenstandorte und strukturarme, intensiv genutzte Agrarflächen. Als Laichgewässer kommen fast alle Stillgewässer in Frage, sofern sie nicht zu viele Fische aufweisen.

Biologie: Grasfrösche sind überwiegend nachtaktive Landbewohner, die sich, im Gegensatz zu den Wasserfröschen, nicht lautstark gebärden. Erwachsene Grasfrösche kehren zur Fortpflanzung in der Regel in ihr Laichgewässer zurück.  BREHM berichtet dazu: "Er ist der erste von allen Froschlurchen, welcher aus dem Winterschlafe erwacht und zum Vorscheine kommt, paart sich, noch ehe die Gewässer frei vom Eise geworden, und seine Eier sind bereits ausgeschlüpft, bevor ein anderer Verwandter die seinigen gelegt hat; auch seine Larven entwickeln sich schneller als die anderer Frösche, und so wird es ihm möglich, noch in solchen Gegenden dauernd sich anzusiedeln, in denen der Sommer bloß wenige Wochen währt, wie beispielsweise in der Höhe jener Alpenseen." Die  Laichwanderung konzentriert sich meist auf wenige Nächte. Laichzeit ist bei uns hauptsächlich März-April. Das Weibchen legt 650-4'500 schwarze, 1,7-2.8 mm große Eier in großen Ballen ab. Nach der Eiablage verlässt es das Laichgewässer, währenddem die paarungsbereiten Männchen manchmal mehrere Wochen dort verharren. Die Larven schlüpfen auch bei tiefen Temperaturen bereits nach 8-14 Tagen. Sie kommen je nach Temperatur nach sieben bis zwölf Wochen zur Metamorphose. Frisch metamorphosierte Jungtiere haben eine Länge von 10-16 mm. Sie verlassen sofort das Wasser und suchen Landlebensräume auf, wobei sie oft über einen Kilometer zurücklegen. Nach der zweiten oder dritten Überwinterung wandern die inzwischen geschlechtsreifen Tiere zum Laichgewässer, in dem sie auch überwintern, wenn sie es im Herbst erreichen [3; 4; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 weltweit nicht gefährdet [7]. In Deutschland ist der Grasfrosch nicht gefährdet oder auf der Vorwarnliste, außer in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo er als gefährdet gilt. In allen Bundesländern Österreichs gefährdet, in der Schweiz und in Liechtenstein nicht gefährdet (LEAST CONCERN) [6; 8].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Der Grasfrosch ist auch nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Grasfrösche profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Der Grasfrosch wird gebietsweise zur Gewinnung von Froschschenkeln genutzt [4].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 25 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In manchen Zoos gibt es wildlebende Populationen.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Grasfrosch wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem noch heute gültigen Namen beschrieben [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HERRMANN, H. J. (2005)
  6. KÜHNIS, J. (2011)
  7. KUZMIN, S. et al. (2009). Rana temporaria. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T58734A86470817. http://www.iucnredlist.org/details/58734/0. Downloaded on 15 December 2017.
  8. MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
  9. NIETZKE, G. (1969)
  10. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:58

Gelbbauchunke

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Urfrösche (Archaeobatrachia)
Familie: Unken (Bombinatoridae)

D LC 650

Gelbbauchunke

Bombina variegata • The Yellow-bellied Toad • Le sonneur à pieds épais

Die Gelbbauchunke war der Lurch des Jahres 2014

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Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Vivarium Mariahof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Gelbbauchunke (Bombina variegata)

 

 

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Gelbbauchunken (Bombina variegata) im Zoo-Aquarium Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbbauchunken (Bombina variegata) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbbauchunke (Bombina variegata) und Spitzhornschnecke (Limnaea stagnalis) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Opel-Zoo Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

 

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Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gelbbauchunken (Bombina variegata) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Axel Gebauer, ehemals NTP Görlitz

 

 

403 005 003 005 bombina variegata goerlitz aGebauer2
Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Axel Gebauer, ehemals NTP Görlitz

 

 

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Gelbbauchunken (Bombina variegata) im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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"Unke (Bombinator igneus)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Als im Terrarium gut zu beobachtende einheimische Art ist die regional gefährdete Gelbbauchunke eine gute Botschafterart für Amphibienschutz vor der Haustür. Sie wird daher recht häufig im Zoo gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Gelbbauchunken erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 30-50 mm. Männchen und Weibchen sind etwa gleich groß. Kopf und Körper sind abgeflacht, der ist Körper etwas breiter als bei der Rotbauchunke. Die nahe beisammenstehenden Augen haben herzförmige Pupillen mit nach unten gerichteter Spitze. Das Trommelfell ist nicht sichtbar, Parotoiddrüsen fehlen. Die Haut der Oberseite ist mit vielen flachen Warzen mit kleinen schwarzen Hornstacheln besetzt. Sie ist hellgrau, olive- oder lehmfarben gefärbt mit dunkeln Flecken. Die Unterseite ist leuchtend gelb mit schwarzen oder dunkelgrauen Flecken. Finger und Zehen sind dunkel, haben aber oft gelbe Spitzen. Im Gegensatz zur Rotbauchunke haben männliche Gelbbauchunken keine Schallblasen, und ihr Ruf ist deshalb leiser. Während der Paarungszeit weisen sie dunkle Brunstschwielen an den Unterarmen, Fingern und meist auch Zehen auf [7; 8; 9].

Verbreitung

Europa: Weit verbreitet in Mittel und Ost-/ Südost-Europa: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich (bis in den Mittelmeerraum), Griechenland, Italien (in der Po-Ebene und in Venetien), Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn. Fehlt innerhalb Deutschlands in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein. Ausgestorben in Belgien, angesiedelt in Großbritannien [6].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Die Gelbbauchunke benötigt hoch dynamische Lebensräume, wie Flussauen, seichte, gut besonnte, fischfreie Tümpel mit Flachwasserzonen und feinem, lockerem Bodenschlamm, mit Wasser gefüllte Karrengleise etc., wo stets das Risiko des Austrocknens besteht.  Der Landlebensraum mit genügend Bodenfeuchtigkeit und Versteckmöglichkeiten soll nahe beim Laichgewässer liegen [7].

Lebensräume: Die Art besiedelt Laub-, Misch- und Nadelwald, Busch- und Grasland einschließlich Mähwiesen und Weiden, sowie Schwemmebenen in Höhenlagen von 100 bis 2'100 m. In der Schweiz findet man sich reproduzierende Populationen bis auf 1'145 m, Einzeltiere bis auf 1'645 m. Gebietsweise handelt es sich bei der Mehrzahl der Wasserlebensräume um vom Menschen geschaffene Strukturen wie Tümpel oder Pfützen in Kies- und Lehmgruben, auf Baustellen oder in Deponien [4; 6; 7].

Biologie: Während der langen Fortpflanzungszeit von Ende April bis August legen die Weibchen immer wieder bis zu 200 Eier in mehreren Laichbällchen verteilt auf verschiedene Gewässer ab. Die Larven schlüpfen nach 2-10 Tagen, die Metamorphose erfolgt nach 5-10 Wochen, je nach Wassertemperatur und Nahrungsangebot. Die Winterruhe beginnt Ende September / anfangs Oktober und endet, je nach Höhenlage, zwischen März und Mai [2; 7].

BREHM setzt sich ausgiebig mit dem Verhalten der Unke auseinander, wobei die Aussage, dass sie "nur im Nothfalle" vegetationsarme oder -freie Wasserflächen aufsuche, wohl kaum stimmt [4]: "Im Wasser bewegt sich die Unke mit großer Leichtigkeit, obgleich sie hierin mit dem Teichfrosche nicht wetteifern kann; aber auch sie schwimmt ganz vorzüglich und versteht es, besser noch als der Frosch, im Schlamme sich einzuwühlen. Auf dem Lande hüpft sie mit kurzen, rasch sich wiederholenden Sprüngen eilfertig dahin. Ein Hauptzug ihres Wesens scheint unbegrenzte Furchtsamkeit zu sein. Ganz reines Wasser sucht sie nur im Nothfalle auf, eine Wasserfläche hingegen, welche dicht mit Teichlinsen bedeckt ist, sagt ihr aus dem einfachen Grunde besonders zu, weil solche Decke sie auch dem schärfsten Auge trefflich verbirgt... Auf dem festen Lande sucht sie sich durch List vor den Blicken ihrer Gegner zu verbergen: sie duckt sich nämlich, wenn sie nicht rasch genug das sichere Wasser erreichen kann, auf die Erde nieder, und die braune Rückenfärbung wird dann sozusagen von der des Bodens aufgenommen. Beunruhigt man sie, so legt sie ihren Kopf und die Füße über dem gekrümmten Rücken so zusammen, daß die Bauchseite sichtbar wird, sie also eine ganz verschiedene Gestalt gewinnt. In dieser sonderbaren Stellung verweilt sie minutenlang, bis sie die Gefahr vorübergegangen wähnt und sich wiederum in Bewegung setzt" [3].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weltweit nicht gefährdet. In Deutschland je nach Region gefährdet stark gefährdet, vom Aussterben bedroht oder ausgestorben, In Österreich gefährdet, in der Schweiz stark gefährdet (ENDANGERED) [6].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Gelbbauchunke fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen neuer Gewässer, Vernetzung der Lebensräume.

Zoogestütztes Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Der Tiergarten Straubing beteiligt sich seit 2017 an einem Wiederansiedlungs- und Bestandsstützungsprojekt für Gelbbauchunken im Landkreis Dingolfing-Landau in Niederbayern. Es wurden Unkenlarven aus ausgesuchten Gewässern entnommen und in der Technikhalle des Donauaquariums im Tiergarten großgezogen. 2019 erreichten die Tiere Geschlechtsreife und sorgten erstmals für Nachwuchs. Im Juli konnten 500 Jungtiere in zwei eigens dafür angelegten Tümpeln in einer stillgelegten Kiesgrube freigesetzt werden. Im September folgte eine zweite Gruppe bestehend aus etwa 200 Tieren. Durch die Kooperation von Kiesgrubenbetreiber, Tiergarten, Amphibienexperten und Landschaftspflegeverband soll das Kiesgrubengebiet in Zukunft möglichst optimal für die Gelbbauchunke gestaltet werden [10].

  • Auch der Zoo Frankfurt züchtet Gelbbauchunken und stellt sie für Wiederansiedlungen zur Verfügung, so z.B. in einem durch entsprechende Gestaltungsmaßnahmen wiederhergestellten Lebensraum im Naturschutzgebiet „Kaolingrube Ortenberg“ [11].

Gelbbauchunken profitieren auch von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien allgemein, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Verängstigte Unken können ein nach Lauch riechendes Gift ausscheiden, das auch ohne direkte Berührung die Schleimhäute stark reizt, sodass einem z.B. die Augen tränen [5].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 45 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa drei Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In einzelnen Zoos gibt es auch wildlebende Populationen.

Wie Gelbbauchunken gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde von Carl von LINNÉ 1758 als "Rana variegata" beschrieben. Die heute gültige Bezeichnung Bombina variegata wurde 1928 vom Direktor des Forschungsinstitutes und Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main, Robert MERTENS, vergeben [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. GROSSENBACHER, K. (1974)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. KUZMIN, S. et al. (2009). Bombina variegata. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T54451A11148290. http://www.iucnredlist.org/details/54451/0. Downloaded on 13 December 2017.
  7. MEYER, A. et al. (2009)
  8. NIETZKE, G. (1969)
  9. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  10. TIERGARTEN STRAUBING - JAHRESBERICHT 2019
  11. NABU - GRUPPE ORTENBERG

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:15

Wechselkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Wechselkröte

Bufo (= Bufotes) viridis s. l. • The Green Toad • Le craupaud vert

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Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) im Allgäuer Reptilienzoo Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung der Wechselkröte (Bufo = Bufotes viridis) im engeren Sinn

 

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Rufende Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) © Axel Gabauer, Görlitz

 

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Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) im Opel-Zoo Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

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Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) © Axel Gebauer, Görlitz

 

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Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) im Opel-Zoo Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

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Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) im Opel-Zoo Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

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Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) im Allgäuer Reptilienzoo Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Wechselkröten (Bufo (= Bufotes) viridis) im Allgäuer Reptilienzoo Füssen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gut getarnt: Wechselkröten (Bufo (= Bufotes) viridis) im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Auge einer Wechselkröte (Bufo (= Bufotes) viridis) © Axel Gebauer, Görlitz

 

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"Erd-, Wechsel- und Kreuzkröte (Bufo vulgaris, Bufo vatiablis und Bufo calamita)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Die Wechselkröte ist eine kleinere, einheimische, bei uns regional gefährdete oder bereits ausgestorbene Krötenart, die sich aufgrund ihrer Buntheit gut als Botschafter für den Amphibienschutz eignet und die daher relativ häufig in Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Wechselkröte ist ein mittelgroßer Froschlurch, der eine Länge von (5-)7-9(-12) cm erreicht, wobei die Männchen kleiner bleiben als die Weibchen. Ihr Kopf ist breit, die Pupillen sind waagerecht-elliptisch, die Iris zitronengelb bis grünlich mit schwarzen Sprenkeln. Das Trommelfell ist gut sichtbar, die Parotoiddrüsen sind ziemlich flach, seitlich eingebuchtet und daher nierenförmig. Die Männchen haben eine gut entwickelte Schallblase. Auf der Oberseite trägt sie auf gräulichweißem Grund große, unten auf weißem Grund kleinere, grüne Flecken. Südeuropäische Stücke sind weit bunter gezeichnet als mitteleuropäische, ihre Grundfarben ist viel lebhafter, die Flecken schärfer begrenzt und gewöhnlich dunkler umsäumt [3; 4; 6; 7].

Verbreitung

Westliche Paläarktis: Der Artkomplex ist von Spanien und Nordafrika Italien ostwärts bis in den Nahen Osten und Zentralasien, nordwärts bis Südschweden verbreitet [1] : 

Bufotes viridis sensu stricto: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Estland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Kasachstan, Lettland, Litauen, Mazedonien, Malta, Moldawien, Montenegro, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.

Als Bufotes balearicus oder Pseudepidalea balearica bezeichnet werden Populationen in Italien, einschließlich Sardinien, auf Korsika und den Balearen. Auf Sizilien soll es sowohl B. balearicus als auch B. siculus geben.

Als Bufotes boulengeri abgetrennt wurden Populationen in: Ägypten, Algerien, Italien, Libyen, Marokko, Spanien, Tunesien, West-Sahara.

Populationen in folgenden Ländern werden neuerdings einer Bufotes variabilis genannten Art zugeordnet: Armenien, Aserbaidschan, Dänemark, Norddeutschland, Georgien Griechenland, Irak, Iran, Kasachstan, Libanon, Russland, Schweden, Syrien, Türkei, Zypern.

Welcher "Art" die folgenden Bestände zugeordnet werden sollen, ist den Molekulargenetiken noch unklar: Ägypten (Sinai), Israel, Jordanien, Saudi-Arabien.

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Vegetationsarme und fischfreie, seichte Tümpel, vorzugsweise in Kies- und Sandgruben, sowie Steinbrüchen. Der Landlebensraum ist sonnig, offen und trocken mit lockerem Boden und lückiger Vegetation. Ruderalstandorte, Abbauflächen, Brachland, auch Dünen und am Rand von lichten Wäldern [6; 7].

Biologie: Die wärmeliebende Wechselkröte sucht die Laichgewässer meist erst im April auf. Die Weibchen produzieren pro Saison 2'000 bis 12'000 (-15'000) Eier - mehr als jede andere europäische Amphibienart, die sie in 2-4 m langen Schnüren, überwiegend in einer Tiefe von 15-20 cm ablegen. Die 3-5 mm langen Larven schlüpfen nach 3-6 Tagen und wachsen dann innerhalb von 2-3 Monaten auf eine Länge von 4 bis 5 cm heran. Die Geschlechtsreife wird im Alter von vier Jahren erreicht [3; 5; 7].

Die Wechselkröte ist eine äußerst mobile Pionierart sie kann neu entstandene Wasser- und Landlebensräume besiedeln, die bis zu 10 km von ihrem Ursprungsgewässer entfernt liegen [6].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weltweit immer noch relativ häufig und wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als nicht gefährdet eingestuft, obwohl der Populationstrend genrell abnehmend ist [1]. In Hamburg ist sie bereits ausgestorben, in den anderen Bundesländern Deutschlands gefährdet bis vom Aussterben bedroht, desgleichen in Österreich. In der Schweiz kam die Art nur marginal in der Region Basel und auf der Alpensüdseite vor. Nachdem eine im Mendrisiotto wiederangesiedelte Population wieder verschwunden ist, gilt sie seit dem Jahr 2000 als ausgestorben [6; 7].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Wechselkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer und Landlebensräume. Schaffen neuer Biotope  und weiträumige Vernetzung. Zucht in Menschenhand und Wiederansiedlung.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Kölner Zoo: Regionale Erhaltung der Wechselkröte
  • Naturschutz-Tierpark Görlitz: Amphibienschutz in der Oberlausitz
  • Die Wechselkröte ist heute Schwedens am stärksten gefährdeter Froschlurch. Nordens Ark, ein Zoo im Südwesten des Landes, setzt sich seit vielen Jahren für die Erhaltung der Art ein, indem er in einem Steinbruch Laichschnüre einsammelt Wechselkröten aufzieht und Kaulquappen, junge und erwachsene Kröten auswildert. Wiederansiedlungen wurden durchgeführt in Skåne, Blekinge und Gotland, seit 2009 hauptsächlich in zwei Gebieten auf Öland, wo auch Verbesserungen des Lebensraums vorgenommen wurden. 2017 wurden z.B. 4'000 einjährige und erwachsene Kröten ausgewildert. mehr ...

  • 2018 haben die Tierpfleger-Azubis des Tierparks Berlin Wechselkröten, die sich auf eine nahe Baustelle in Lichtenberg verirrt hatten, gerettet. Die Tiere waren in eine Baugrube gefallen und konnten sich nicht mehr selbst daraus befreien. Die evakuierten Amphibien, einschließlich eine große Anzahl an Kaulquappen und Krötenlaich, wurden in die Quarantäne des Tierparks verbracht und danach auf dem weitläufigen, von potenziellen Laichgewässern durchzogenen Tierparkgelände ausgewildert.

Bedeutung für den Menschen

Kröten galten in prähistorischer Zeit und im Altertum als Fruchtbarkeitssymbole. Die Wechselkrötenpopulationen auf den Balearen gehen vermutlich auf aus mythologischen Gründen eingeführte Tiere zurück [3].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 30 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Von 1768 bis 2005 hieß die Art Bufo viridis. Im Zuge der permanenten Reorganisation der Amphibien-Taxonomie während der letzten Jahre wurde sie 2006 in Pseudepidalea viridis umbenannt. 2010 wurden die 16 Arten der Bufo viridis-Gruppe unter dem 1815 von RAFINESQUE verliehenen Namen Bufotes als Untergattung von Bufo definiert. 2011 wurde daraus im Rahmen einer umfangreichen Neuklassifikation der Amphibien eine Gattung. Die Bezeichnung Bufo viridis ist aber nach wie vor oft in Gebrauch, zumal 2014 nordamerikanische Autoren postulierten, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [2].

Die Art B. viridis wird neuerdings als Artkomplex angesehen, zu dem mehrere Arten gehören sollen. Das Ganze wirkt aber etwas unausgegoren, wenn man z.B. bedenkt, dass die Vorkommen von variabilis in Nordwesteuropa und in Osteuropa durch eine Distanz von über 2'000 km Luftlinie getrennt sind, und dass dieses dazwischen liegenden Gebiet durch viridis besiedelt ist...  [1; 2; 8]. 

Literatur und Internetquellen

  1. AGHASYAN, A. et al. (2015). Bufotes viridis. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T155333A86444583. http://www.iucnredlist.org/details/155333/0. Downloaded on 04 December 2017. Ferner Datenblätter über andere Arten der viridis-Gruppe.
  2. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  3. AMPHIBIAWEB
  4. BREHM, A. E. (1882-1887)
  5. HERRMANN, H. J. (2005)
  6. KARCH
  7. MEYER et al. (2009)
  8. PYRON, R. A. & WIENS, J. J. (2011)
  9. TIERPARK BERLIN - PRESSEMITTEILUNG VOM 19.06.2018

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
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Kreuzkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Kreuzkröte

(Bufo =) Epidalea calamita • The Natterjack • Le crapaud calamite

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Kreuzkröte (Bufo calamita) im Opel-Zoo, Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

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Approximative Verbreitung der Kreuzkröte ( Bufo = Epidalea calamita)

 

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Rufende Kreuzkröte (Bufo (= Epidalea) calamita) © Kurt Grossenbacher, Naturhistorisches Museum Bern

 

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Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) in ihrem natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, Görlitz

 

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Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) im Flachwasser © Axel Gebauer, Görlitz

 

403 002 003 028 bufo calamita aGebauer2
Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) in ihrem natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, Görlitz

 

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Rufende Kreuzkröte (Bufo (=Epidalea) calamita) in ihrem natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, Görlitz

 

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"Erd-, Wechsel- und Kreuzkröte (Bufo vulgaris, Bufo variablis und Bufo calamita)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

 

Die Kreuzkröte ist eine kleine, einheimische, bei uns regional gefährdete Krötenart, deren Haltung aus zoopädagogischen Gründen von Interesse ist und die daher in einigen Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Kreuzkröte erreicht (5-)6-7(-8) cm Länge, Der Kopf hat ziemlich große eirunde, flache Parotoiddrüsen. Die Pupille ist waagrecht-elliptisch, die Iris gelbgrün mit schwarzer Netzzeichnung, das Trommelfell schlecht sichtbar. Das Männchen hat eine gut entwickelte Schallblase. Ihre Haut ist warzig, die Warzen oft rötlich. Die Grundfarbe ist oberseits bräunlich, beige oder grau mit unscharfen dunkelbraunen oder olivgrünen Flecken, unten weißlichgrau, auf den Schenkeln und Bauchseiten dunkler gefleckt. Auf der Rückenmitte, bisweilen schon auf der Nase beginnend, verläuft ein warzenloser, hellgelber Längsstreifen [2; 4; 7].

Verbreitung

Europa: Weit verbreitet von der Iberischen Halbinsel quer durch Mitteleuropa bis Dänemark, Südschweden und Baltikum: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ukraine, Weißrussland [3].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Kreuzkröten sind Pioniere und besiedeln mit Vorliebe frisch entstandene Gewässer z.B. in Kies- oder Lehmgruben, auf Baustellen oder in Deponien. Sie benötigen zum Austrocknen neigende, gut besonnte, fischfreie und vegetationsarm Tümpel mit Flachwasserzonen, stellenweise aber mehr als 70 cm Tiefe, etwa in Kiesgruben. Der Landlebensraum ist sonnig, offen und trocken mit lockerem Boden und lückiger Vegetation, nahe beim Laichgewässer [2; 5; 6; 7].

Lebensweise: Kreuzkröten sind nachtaktiv. Im Gegensatz zur Erd- oder zur Wechselkröte hüpfen sie nicht, sondern bewegen sich im Kreuzgang vorwärts. Trotz ihrer kurzen Beine sind sie sehr mobil und Populationen können sich rasch ausbreiten, wenn die Voraussetzungen dazu gegeben sind. Der Ruf der männlichen Kreuzkröten während der Paarungszeit ähnelt dem Gesang der Maulwurfsgrille. Das Weibchen legt die langen Laichschnüre direkt auf den Gewässerboden oder wickelt sie locker um Pflanzen. Die Larven können schon zwei Tage nach der Eiablage schlüpfen. Die Metamorphose erfolgt nach drei Wochen. Mit zwei Jahren werden Kreuzkröten geschlechtsreif. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist tief, aber bei wildlebenden Männchen wurde schon ein Alter von 9 Jahren ermittelt und Weibchen können bis 18 Jahre alt werden [2; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Kreuzkröte hat eine weite Verbreitung und ist global nicht gefährdet. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist sie je nach Region gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht [3; 7].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Kreuzkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer und Landlebensräume. Schaffen neuer Biotope und weiträumige Vernetzung.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Kreuzkröten profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Von Naturschutz-, Herpetologen und Terrarianerkreisen einmal abgesehen, ist das Interesse der Menschen an dieser Art gering. Dementsprechend wird auf ihre Lebensräume wenig Rücksicht genommen, was in Mitteleuropa zu ihrem prekären Erhaltungsstatus geführt hat.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Kreuzkröte war 1768 vom Wiener Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTIi als Bufo calamita beschrieben worden. Ab 2010 wurde im Zuge der permanenten Reorganisation der Amphibien-Taxonomie ihre Gattungszugehörigkeit diskutiert. Das bisherige Synonym Epidalea aus dem Jahr 1864 wurde erst als Untergattung gehandelt und ist heute der offizielle Gattungsname. Die Bezeichnung Bufo calamita ist aber nach wie vor oft in Gebrauch, zumal 2014 nordamerikanische Autoren postulierten , dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BEJA, P. (2009). Epidalea calamita. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T54598A86640094. http://www.iucnredlist.org/details/54598/0. Downloaded on 05 December 2017.
  4. BREHM, A. E. (1882-1887)
  5. GROSSENBACHER, K. (1974)
  6. HERRMANN, H. J. (2005)
  7. MEYER et al. (2009)

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