Mittwoch, 12 August 2020 15:31

Mallorca-Geburtshelferkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Urfrösche (Archaeobatrachia)
Familie: Scheibenzüngler (Alytidae / Discoglossidae)

D EN 650

Mallorca-Geburtshelferkröte

Alytes muletensis • The Majorcan Midwife Toad • L'alyte de Majorque

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Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) im Marineland Mallorca, Costa d'en Blanes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Vorkommen der Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis)

 

 

 

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Vorkommen der Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) nach DODDINGTON & OLIVER (2013), vereinfacht. Dunkelblau: autochthone Vorkommen, dunkelgrün: wiederangesiedelte Populationen; rot: Cova de Muleta,

 

 

 

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Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

 

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Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis), eiertragendes Männchen © Quelle: https://thebestfrogsblog.wordpress.com/2014/08/25/majorcan-midwife-toad-alytes-muletensis/ , keine Angaben zu Autor oder Copyright

 

 

 

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Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis), Gehegebeschilderung im Marineland Mallorca © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Die Mallorca-Geburtshelferkröte ist eine gefährdete Amphibienart, die auf aktiven Schutz in situ und ex situ angewiesen ist. Die Zahl der Zoos, welche die Art halten, ist zwar klein, aber diese sind engagiert und halten zum Teil recht große Bestände.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Mallorca-Geburtshelferkröte ist eine kleine, gedrungene Kröte mit relativ großem Kopf und großen Augen mit vertikaler Schlitzpupille. Männchen werden ca. 35 mm, Weibchen ca. 38 mm lang. Damit sind sie kleiner als unsere einheimische Geburtshelferkröte. Das Gewicht erwachsener Tiere beträgt etwa 10-11 g. Im Vergleich zu anderen Alytes-Arten ist ihre Haut glatt und ist die Ohrdrüse schwach ausgebildet. Die Grundfarbe ist oberseits gelb oder cremefarben mit dunkelgrünen oder braunen Flecken und bisweilen einem schwarzen Dreieck auf dem Kopf. Der Bauch ist weiß [2; 3].

Verbreitung

Mallorca: Heute beschränkt auf ein kleines Areal in der Serra de Tramuntana im Norden der Insel [6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Mallorca-Geburtshelferkröte lebt in Höhenlagen von 10-850 m in Bächen, die in steilen Schluchten verlaufen, einige Bestände auch in vom Menschen gemachten Strukturen wie Wassertrögen auf Viehweiden oder Regenwassertanks. In ihrem natürlichen Lebensraum macht sie keine Winterruhe. Die Nahrung besteht aus Arthropoden aller Art, die sie hauptsächlich nachts fängt. Paarungen fnden im Sommer zwischen Juli und Ende August statt. Gelaicht wird in von den austrocknenden Bächen gebildeten Tümpeln oder anderen stehenden Kleingewässern. Die Gelege umfassen meist 8-12 bis zu 7 mm große Eier. Die Männchen tragen die Gelege, oft von mehr als einem Weibchen, während 3-4 Wochen. Danach kommt es erneut zu Paarung und Eiablage. Die Kaulquappen sind beim Schlupf etwa 18 mm lang und wachsen bis auf eine Länge von 77-88 mm. Die frisch metamophosierten Krötchen habe eine Länge von ca. 20.5 mm. Die Tiere könen ein Alter bis zu 18 Jahre erreichen [2; 3; 4; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Art wurde 2009 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE), weil sie ein kleines Areal von weniger als 20 km² hatte und ohne permanente Schutzanstrengungen in ihrem Bestand weiter abnehmen würde. Im Rahmen einer Neubeurteilung wurde sie 2020 in die Kategorie "stark gefährdet" (ENDANGERED) aufgenommen, weil die Lebensraumqualität und die Bestände weiterhin abnehmen. Zu den Gefährdungsursachen gehören die eingeführte Vipernatter (Natrix maura) als Fressfeind und der ebenfalls eingeführte Iberische Wasserfrosch (Pelophylax perezi) als Konkurrent und Fressfeind sowie wasserbauliche Maßnahmen [7].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Geburtshelferkröte fällt unter Anhang II der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Der Durrell Wildlife Conservation Trust (Jersey Zoo) betrieb während Jahren ein Wiederansiedlungsprogramm, an dem sich auch die Wilhelma Stuttgart beteiligte und durch das mindestens 10 neue Populationen entstanden. Das Programm wurde 2002 eingestellt, nachdem der Krankheitserreger Batrachochytrium dendrobatidis in einzelnen Beständen festgestellt worden war. Gegenwärtig wird ein neues Programm vorbereitet [3; 7].

  • Das Marineland Mallorca in Costa d'en Blanes informiert nicht nur seine Besucher über die gefährdete Art, sondern hat bis 2020 bereits über 1'000 im Park geschlüpfte Tiere für die Wiederansiedlung zur Verfügung gestellt. Von 2017-2019 trug auch der Barcelona Zoo über 220 Nachzuchten zum Wiederansiedluingsprogramm bei [5; 6].

Bedeutung für den Menschen

Zur Erhaltung der Art werden in situ- und ex situ-Massnahmen getroffen. Eine Nutzung findet nicht statt.

Haltung

Die EAZA Amphibian TAG hat 2015 detaillierte Haltungsempfehlungen mit Angaben zu klimatischen Bedingungen und Fütterung herausgegeben. Für die Aufzucht der Kaulquappen ist mit etwa 1 l Wasser pro Individuum zu rechnen. Entsprechende Infrastruktur voausgesetzt, können bis zu 15 metamorphosierte Individuen auf 0.25 m² Fläche gehalten werden, wovon etwa ein Viertel Wasser sein soll. Im Fall einer Winterruhe werden Temperaturen von 8-14ºC angegeben [3; 4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 10 europäischen Einrichtungen gepflegt, auch im Tiergarten Schönbrunn, wo die Nachzucht regelmäßig gelingt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Mallorca-Geburtshelferkröte wurde erst 1979 von den Paläontologen Borja SANCHIZ und Rafel ANDROVER unter dem Namen "Baleaphryne muletensis" als ausgestorbene, subfossile Art erstmals wissenschaftlich beschrieben. Das Artepitheton "muletensis" bezieht sich auf den Fundort des Typus-Exemplars, die Cova de Muleta, eine Höhle in der Nähe von Port de Sóller im Nordwesten Mallorcas. Erst zwei Jahre später wurde festgestellt, dass die Art überlebt hatte, und 1984 wurde sie in die Gattung Alytes gestellt [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIA WEB
  3. EAZA AMPHIBIAN TAG
  4. EUROPÄISCHE REPTILIEN UND AMPHIBIEN
  5. MAJORCA DAILY BULLETIN
  6. MARINELAND MALLORCA
  7. IUCN SSC AMPHIBIAN SPECIALIST GROUP (2020). Alytes muletensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T977A89697685. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T977A89697685.en. Downloaded on 19 December 2020.

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Dienstag, 28 November 2017 22:05

Seefrosch

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Eigentliche Frösche (Ranidae)

D LC 650

Seefrosch

Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus • The Marsh Frog • La grenouille rieuse

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Seefrosch (Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Seefroschs (Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus) - Dunkelblau autochthone, rot eingeführte / eingeschleppte Populationen

 

 

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Seefrosch (Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

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Seefrösche (Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus) im Zoo Budapest © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Rufender Seefrosch (Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

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Seefrosch (Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus) wildlebend in Kasachstan © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Seefrosch (Rana ridibunda = Pelophylax ridibundus) wildlebend im NaturOparC Hunawihr, Elsass © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Tiefgekühlte und wieder aufgetaute Froschchenkel, möglicherweise von einer asiatischen Art. Bild aus Internetauftritt Toupargel

 

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Kamasutra des grenouilles, un bestiaire érotique de Tomi Ungerer. Édition des Musées de Strasbourg (2015)

 

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Bei den Grün- oder Wasserfröschen handelt es sich um einen Artkomplex, der, nebst dem Seefrosch (Rana ridibunda) aus dem Teich-und dem Tümpelfrosch (Rana esculenta / lessonae) sowie weiteren Arten besteht. Diese in Mitteleuropa heimischen Frösche sind aus verschiedenen Gründen von zoopädagogischem Interesse und haben den Vorteil, als tagaktive und an das Wasser gebundene Arten während eines großen Teils des Jahres für das Publikum sicht- und hörbar zu sein

Körperbau und Körperfunktionen

Die Weibchen des Seefroschs erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 12-15 cm, die Männchen von 10 cm. Der Kopf läuft spitz zu, das Auge hat eine goldgelbe Iris mit dunkler Pigmentierung und eine waagerechte Pupille, das kreisrunde Trommelfell ist gut sichtbar, die paarigen äußeren Schallblasen der Männchen sind dunkelgrau. Rücken und Flanken sind durch Drüsenleisten getrennt. Die Beine sind sehr lang und muskulös, die Schwimmhäute an den Hinterfüßen gut ausgebildet, der innere ist Fersenhöcker flach und niedrig. Die Haut ist körnig. Die Grundfarbe der Oberseite ist variabel, grau, grün oder olivfarben, Rücken und Flanken sind dunkelbraun oder olivfarben gefleckt, die Schenkel gebändert. Häufig hat es einen gelben Längsstreifen auf der Rückenmitte. Die Bauchseite ist meist grau marmoriert. Die Männchen haben Brunstschwielen an den Daumen [4; 8; 9; 10].

Verbreitung

Europa: Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Wiederangesiedelt in England, angesiedelt in Spanien. Ausgestorben in Estland; eingeführt in Belgien, Italien, Großbritannien, Schweiz, Spanien.
Asien: Afghanistan, Bahrain, China, Iran, Irak, Kasachstan, Kirgistan, Saudi Arabien, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan [7].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Gut besonnte, stehende Gewässer jeglicher Größe mit dichter Vegetation. Grünfrösche bleiben den ganzen Sommer im Wasser und überwintern im Gewässer oder in dessen unmittelbarer Nähe [8].

Biologie: Bestes Unterscheidungsmerkmal gegenüber den anderen Wasserfröschen ist die Stimme: Der Paarungsruf des Seefroschs ist ein lautes Keckern, das an das Meckern einer Ziege erinnert, währenddem die Wasserfrösche schnarren. Der Seefrosch ist ganzjährig ans Wasser gebunden und verbringt den Winter am Gewässergrund. Im Gegensatz zu anderen Fröschen frisst er auch unter Wasser. Die Paarungszeit hat ihren Höhepunkt im Mai oder Juni. Die Männchen finden sich dabei zu Rufgemeinschaften zusammen und veranstalten "Froschkonzerte". Bei der Paarung legen die Weibchen bis zu 16'000 bräunliche, 1.5-2 mm große Eier in mehreren Eiballen ab, die jeweils einige Hundert Eier enthalten, die je nach Temperatur nach 5-23 Tagen zum Schlupf kommen. Nach 8-16 Wochen wandeln sich Ende Juli die ersten Kaulquappen zu Jungfröschen um [5; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Seefrosch ist nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 weltweit nicht gefährdet. In Deutschland gilt er als gefährdet. In Österreich fehlt er im Vorarlberg, im Tirol gilt er als bedroht. In der Schweiz und in Liechtenstein wurde der Seefrosch eingeschleppt und verhält sich invasiv [6; 7; 8].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Der Seefrosch ist nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen von neuen Gewässern, jedoch Verhindern der Ausbreitung im Areal von Wasser- und Kleinem Wasserfrosch.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Seefrösche profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Wie die anderen Arten des Rana esculenta-Komplexes hat der Seefrosch eine erhebliche wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung.

Büdingen und seine "Frääsch"

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich ein paar wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe ZootierlisteIn manchen Zoos gibt es wildlebende Populationen.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Etliche Autoren stellen die europäischen Wasserfrösche unter dem vom österreichischen Zoologen Leopold FITZINGER 1843 verliehenen Namen Pelophylax in eine eigene Gattung [1] innerhalb derer mittlerweile (2021) 26 Arten unterschieden werden. Dabei handelt es sich zum Teil um Komplexe nah verwandter Arten bzw. Mischformen. Der Teichfrosch ist ein Hybrid oder Bastard zwischen dem Kleinen Wasserfrosch und dem Seefrosch, wobei neuerdings auf der Grundlage molekularbiologischer Beurteilungen davon ausgegangen wird, dass am mitteleuropäischen Artenmix weitere, aus Süd- oder Osteuropa eingeschleppte Formen beteiligt sind. In Deutschland und Österreich gibt es, neben Hybridpopulationen, den Seefrosch gebietsweise in reinen Beständen [2; 3].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. DUBEY, S., LEUENBERGER, J. PERRIN, N. (2014)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HERRMANN, H. J. (2005)
  6. KÜHNIS, J. (2011)
  7. KUZMIN, S. et al. (2009). Pelophylax ridibundus. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T58705A11825745. http://www.iucnredlist.org/details/58705/0. Downloaded on 27 November 2017.
  8. MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
  9. NIETZKE, G. (1969)
  10. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)

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Freitag, 13 Oktober 2017 21:04

Oku-See-Krallenfrosch

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Mittelalte Frösche (Mesobatrachia)
Familie: Zungenlose (Pipidae)

D CR 650

Oku-See-Krallenfrosch

Xenopus longipes • The Lake Oku Clawed Frog • Le xénope du Lac Oku

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Oku-See-Krallenfrosch (Xenopus longipes) im Zoo Anterpen © Peter Janzen, DGHT

 

 

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Lokalisation des Vorkommens des Oku-See-Krallenfroschs (Xenopus longipes)

 

 

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Oku-See-Krallenfrosch (Xenopus longipes) im Zoo Anterpen © Peter Janzen, DGHT

 

 

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Kaulquappe des Oku-See-Krallenfroschs (Xenopus longipes) im Londoner Zoo © Regent's Park Zoo London

 

 

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Der Oku-See-Krallenfrosch ist eine im Freiland stark bedrohte Tierart, die vor wenigen Jahren erstmals unter Zoobedingungen gezüchtet, aber für die bislang keine nachhaltige ex situ-Zucht aufgebaut werden konnte.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Oku-See-Krallenfrosch ist einer der kleinsten Krallenfrösche. Er erreicht nur eine Kopf-Rumpflänge von 32-36 mm bei den Weibchen und von 28-31 mm bei den Männchen. Er ist eine von zwei dodekaploiden Xenopus-Arten, d.h. seine Körperzellen verfügen nicht, wie allgemein üblich, über zwei, sondern über zwölf Chromosomensätze [2].

Verbreitung

Westafrika: Oku-See im Hochland von Kamerun (etwa 2'200 m.ü.M.) mit einer Fläche von nur 243 ha [3].

Lebensraum und Lebensweise

Die Art lebt ausschließlich im Wasser. Der Oku-See, als einziges bekanntes Vorkommen, ist ein flaches, nährstoffarmes Gewässer, das vollständig von Bergregenwald umgeben ist und in dem keine anderen Wirbeltiere leben [3].

Die Gelege umfassen bis zu 300 Eier mit einem Durchmesser von 1.23 mm. Die Kaulquappen schlüpfen nach 2-3 Tagen. Sie erreichen eine maximale Länge von 79 mm bis zur Metamorphose nach 6.5 bis 8 Monaten. Die frisch metamorphosierten Fröschchen haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 19-25 mm. Sexuelle Aktivitäten beginnen im Alter von 5-6 Monaten [4].

Gefährdung und Schutz

Der Oku-See-Krallenfrosch gilt nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2017 als unmittelbar vom Aussterben bedroht, weil er nach gegenwärtigem Wissensstand nur in einer einzigen Population in einem einzigen See vorkommt. Im Moment, wo dort Fische eingesetzt werden, ist mit einer drastischen Bestandsabnahme zu rechnen. Der aktuelle Bestand ist noch groß, jedoch abnehmend, denn seit 2006 kam es jedoch wiederholt zu Massensterben ungeklärter Ursache [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt:

  • Der Amphibienfonds der deutschsprachigen Zooverbände förderte 2017 ein Projekt für den Aufbau einer Aufzuchtstation im Bova Wildlife Conservation Center in Kamerun mit anschließender Wiederauswilderung der Nachzuchttiere in einem geschützten Habitat. Zu den lokalen Partner gehört auch der Limbe Zoo. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Es gibt keine Hinweise auf  eine allfällige Nutzung der Art [3].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ganz ausnahmsweise in europäischen Einrichtungen gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Erhaltungszucht: Die Art wurde im Rahmen des gemeinsamen Zuchtprogramms der Zoos und Privathalter im deutschsprachigen Raum gehalten, konnte aber nicht zur Zucht gebracht werden.

Die Welterstzucht gelang dem Londoner Zoo, wo 2014 zum ersten Mal 13 Larven schlüpften [4].

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde erst 1991 von den Schweizer Forschern Hans Rudolf KOBEL und Catherine LOUMONT wissenschaftlich beschrieben und benannt [1]

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THR WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. IUCN SSC Amphibian Specialist Group. 2017. Xenopus longipes. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T58176A3067255. http://www.iucnredlist.org/details/58176/0. Downloaded on 27 November 2017.
  4. MICHAELS, C. J., TAPLEY, B., HARDING, L., BRYANT, Z., GRANT, S., SUNTER, G., GILL, I., NYINGCHIA, O. & DOHERTY-BONE, T. (2015)

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Donnerstag, 12 Oktober 2017 10:26

Panzerkopfkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Panzerkopfkröte

Bufo (= Ingerophrynus) galeatus • The Bony-heade Toad • Le crapaud à tête osseuse

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Panzerkopfkröte (Bufo (=Ingerophrynus) galeatus) im Tierpark Chemnitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung der Panzerkopfkröte (Bufo (=Ingerophrynus) galeatus)

 

 

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Sich paarende Panzerkopfkröten (Ingerophrynus galeatus) im Kölner Zoo © Thomas Ziegler, Kölner Zoo

 

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Die wegen der an ihrem Schädel befindlichen Knochenleisten Panzerkopfkröte genannte Art ist in ihrer südostasiatischen Heimat nicht gefährdet. In Zoos ist sie nicht häufig zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Von der Größe her entspricht diese Art in etwa der Erdkröte. Die Männchen sind deutlich kleiner als die Weibchen. Typisch sind die hohen Knochenleisten die beidseits von der Nase über dem Auge nach hinten ziehen. Die Schnauze ist kurz und etwas zugespitzt, die Parotoiddrüsen sind klein. Die Körperseiten und Beine sind mit Warzen bedeckt. Die Grundfarbe oberseits ist braun oder braungrau, die Unterseite ist heller [3].

Verbreitung

Südostasien: Südchina (Insel Hainan), wobei diese Population neuerdings als eigene Art (Ingerophrynus ledongensis) betrachtet wird, Kambodscha, Laos, nördliches Vietnam [4; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Panzerkopfkröte besiedelt immergrüne und laubabwerfende Wälder, sie ist vorzugsweise an beschatteten Bächen und Waldtümpeln zu finden. Nachweise gibt es aus Höhenlagen von 250-1'300 m. Über die Fortpflanzung im Freiland ist wenig bekannt. Im Terrarium kommt es nach Beregnung und Temperaturabsenkung zu Paarung und Eiablage. Ein Gelege besteht aus 2'500-3'000 bis 5 mm großen Eiern, die in Schnüren abgelegt werden. Die Larven schwimmen am dritten Tag nach dem Schlupf frei und beginnen ab dem sechsten Tag zu fressen. Sie wurden von HENDRIX et al. (2009) detailliert beschrieben. Die Metamorphose setzt nach 45 Tagen ein [2; 4; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung und vermutlich einen großen Bestand, der nicht oder nur unwesentlich abnimmt. Sie gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2017 nicht als gefährdet [6].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Keine Angaben.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art war 1864 von dem aus Esslingen am Neckar stammenden, am Londoner Natural History Museum tätigen Zoologen Albert Carl Ludwig Gotthilf GÜNTHER als Bufo galeatus beschrieben worden. 142 Jahre lang hieß sie so, bis sie 2006 im Zuge der großen taxonomischen Revision der Froschlurche in die Gattung Ingerophrynus gestellt wurde. 2014 postulierten allerdings nordamerikanische Autoren, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden[1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. GÜNTHER, A. C. L. G. (1864). The Reptiles of British India. London: Ray Society by R. Hardwicke. Seite 421.
  4. HERRMANN, H. J. (2005)
  5. HENDRIX, R., BÖHME, W. & ZIEGLER, T. (2009)
  6. IUCN SSC Amphibian Specialist Group (2017). Ingerophrynus galeatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T54645A113955676. http://www.iucnredlist.org/details/54645/0. Downloaded on 05 December 2017.

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 12 Oktober 2017 10:25

Chinesische Stachelkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae) 

D LC 650

Chinesische Stachelkröte

Bufo gargarizans • The Asiatic Toad • Le crapaud d'Asie

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Chinesische Stachelkröte (Bufo gargarizans) in Handelsbetrieb © Peter Janzen, DGHT

 

 

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Approximative Verbreitung der Chinesischen Stachelkröte (Bufo gargarizans)

 

 

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Chinesische Stachelkröte (Bufo gargarizans) in Stadtpark in Chongqing © Peter Janzen, DGHT

 

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Die in ihrer Heimat nicht gefährdete Chinesische Stachelkröte ähnelt stark unserer Erdkröte, weshalb für Zoos selten ein Anreiz besteht, sie zu zeigen.

Körperbau und Körperfunktionen

Chinesische Stachelkröten werden 56-102 mm lang, wobei die Männchen kleiner bleiben als die Weibchen. Sie ähnelt der Erdkröte, jedoch sind die Warzen auf ihrem Rücken mit Stacheln besetzt und vom Hinterrand des Auges läuft ein schwarzes Band über die Parotoiddrüse bis zu den Flanken [2].

Verbreitung

Ostasien: China, Japan, Nord- und Süd-Korea, Russland (Ostsibirien, Sachalin) [4].

Lebensraum und Lebensweise

Hauptlebensräume der Chinesischen Stachelkröte sind Nadel-, Misch und Laubwälder, Waldlichtungen und Wiesen. Dichter Nadelwald wird gemieden. Sie kommt auch in Überschwemmungsgebieten und auf Agrarland vor und besiedelt Dörfer, Stadtparks und Gärten. Laichbiotope sind Flüsse, Bäche, Weiher und Tümpel [4].

Chinesische Stachelkröten überwintern von September / Oktober bis im Frühjahr an Land oder im Wasser in einer Tiefe von etwa einem Meter. Fortpflanzungszeit ist im April - Mai, in manchen Gebieten bis Ende Juni. Das Gelege besteht aus zwei 1.5 bis 2.3 Meter langen Laichschnüren mit insgesamt 1'200-7'500 Eiern mit einem Durchmesser von 2,1 mm. Die Larven schlüpfen 4-17 Tage nach Eiablage. Sie metamorphosieren nach weiteren 45-66 Tagen im Verlauf des Sommers. Die Kröten werden mit 3-4 Jahren geschlechtsreif [2; 3].

Gefährdung und Schutz

Die Chinesische Stachelkröte hat eine weite Verbreitung, sie ist anpassungsfähig und gebietsweise sehr häufig. Nach einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 gilt sie daher nicht als gefährdet [4].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Fie Chinesische Stachelkröte wird als Versuchstier verwendet und ihre Haut wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Krebsmittel eingesetzt [4].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ganz selten und sporadisch in europäischen Einrichtungen gezeigt. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Chinesische Stachelkröte war 1842 von dem in Südostasien tätigen dänischen Arzt und Naturforscher Theodor Edvard CANTOR als Bufo gargarizans beschrieben worden und heißt erstaunlicherweise heute immer noch so [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. HERRMANN, H. J. (2005)
  4. KUZMIN, S. et al. (2004). Bufo gargarizans. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T54647A11180910. http://www.iucnredlist.org/details/54647/0. Downloaded on 06 December 2017.

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 12 Oktober 2017 10:25

Agakröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Agakröte

Bufo marinus (= Rhinella marina) • The Cane Toad • Le crapaud géant

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Agakröte (Bufo marinus = Rhinella marina) im Zoo Basel © Zoo Basel

 

 

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Approximative Verbreitung der Agakröte (Bufo (=Rhinella) marinus)

 

 

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Agakröte (Bufo marinus = Rhinella marina) im Zoo Zürich © Zoo Zürich

 

 

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Agakröte (Bufo marinus = Rhinella marina) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

 

Als Beispiel für eine potenziell invasive und dann schwer wieder zu eliminierende Tierart ist die sehr große Agakröte von zoopädagogischem Interesse, insbesondere in Zusammenhang mit Australien-Ausstellungen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Aga ist eine sehr große Kröte. Erwachsene haben meist eine Länge von 8.4-15 cm, Weibchen können es bis auf 22.5 cm bringen. Ihr Kopf ist breit, die Pupille queroval, die Iris schwarz und gelb gesprenkelt, das Trommelfell gut sichtbar. Ihre Haut ist von Warzen besetzt, die bei sexuell aktiven Männchen Stacheln tragen. Zur Färbung sagt BREHM: "Unmittelbar nach der Häutung ist das Kleid des sonst häßlichen Thieres ein ansprechendes; später werden alle Farben düster und schmutzig." Die Larven der Aga, welche in der Jugend schwarz aussehen, sind unverhältnismäßig klein im Vergleiche zur Größe der Adulttiere, denn sie haben schon bei einer Länge von zehn Millimeter ihre Metamorphose beendet [2; 3; 4; 5].

Verbreitung

Süd- und Mittelamerika: Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador; Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Peru, Surinam, Trinidad und Tobago, Venezuela, USA (Texas) . In weiteren Ländern und Gebieten eingeführt, so in Antigua und Barbuda, Aruba, Australien, Barbados, Dominikanische Republik, Grenada, Guadeloupe, Guam, Haiti, Jamaika, Japan, Amerikanische Jungferninseln, Martinique, Montserrat, Nördliche Marianen, Papua-Neuguinea, Philippinen, Puerto Rico, Saint Kitts und Nevis, Saint Lucia, Saint Vincent und die Grenadinen, Salomonen, Taiwan, USA (Florida und Hawaii) [6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Agakröte ist sehr anpassungsfähig und besiedelt eine Vielzahl von vorzugsweise feuchten und halbfeuchten Lebensräumen, wie Savannen, lichte Wälder, Agrarland und Gärten. Als ausgesprochener Kulturfolger ist sie oft in Siedlungen und gar im inneren von menschlichen Behausungen anzutreffen. Laichbiotope sind Süßgewässer aller Art und auch Brackwasser [2; 5; 6].

Agakröten sind nachtaktiv. Sie ernähren sich von Insekten, hauptsächlich Ameisen und Termiten, sowie anderen Wirbellosen wie Krabben, Spinnen oder Skorpionen und von kleinen Wirbeltieren. In Siedlungen gehen sie auch an Hunde- oder Katzenfutter und Nahrungsabfälle, ferner sollen sie auch Pflanzen fressen. Sie sind sehr produktiv. Sie legen bis zu 25'000 Eier in Laichschnüren, die nach 2-4 Tagen schlüpfen. Sie wurden zur Bekämpfung des Reiszünslers (Kerkyra cephalonica) nach Australien importiert und freigelassen. Dies erwies sich als ökologischer Fehlschlag: einerseits fressen die Agakröten einheimische Amphibien und tragen so zu deren Gefährdung bei. Andererseits werden sie selbst von Süßwasserkrokodilen gefressen, die in der Folge an dem Krötentoxin sterben. In Teilen des Northern Territory haben Agakröten eine Sterblichkeit von über 70 % bei den Süßwasserkrokodilen verursacht [2; 4; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Agakröte ist in ihrem Ursprungsgebiet nicht gefährdet, und außerhalb ihrer natürlichen Verbreitung ausgesetzte Populationen verhält sie sich oft invasiv. Ihr Gesamtbestand nimmt deshalb zu [2; 6].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Häute der Agakröte werden gegerbt und zur Herstellung von Lederwaren verwendet. Gebietsweise werden die Tiere für edukative oder medizinische Zwecke gesammelt. Obwohl giftig, werden die Eier regional gegessen. Aus Naturschutzsicht sollte die Agakröte wegen ihres invasiven, die einheimische Fauna schädigenden Verhaltens aus allen Gebieten wieder eliminiert werden, die nicht zu ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gehören [2; 4; 5; 6].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 80 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich fast die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Agakröte wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Rana marina" beschrieben. Der sächsische Naturforscher Johann Gottlob Theaenus SCHNEIDER stellte sie 1799 in die Gattung Bufo, und so hieß sie fortan über 200 Jahre lang Bufo marinus, bis sie 2007 in Zusammenhang mit der Entdeckung einer neuen Krötenart in die Gattung Rhinella gestellt wurde. 2014 postulierten allerdings nordamerikanische Autoren, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HERRMANN, H. J. (2005)
  6. SOLIS, F. et al. (2009). Rhinella marina. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T41065A10382424. http://www.iucnredlist.org/details/41065/0. Downloaded on 06 December 2017.
  7. WEBB G., (2009)

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 12 Oktober 2017 10:25

Schwarznarbenkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten (Bufonidae) 

D LC 650

Schwarznarbenkröte

Bufo (= Duttaphrynus) melanostictus • The Black-spectacled Toad • Le crapaud masqué

403 002 003 1 bufo melanostictus landau PD1
Schwarznarbenkröte (Bufo = Duttaphrynus melanostictus) im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Schwarznarbenkröte (Bufo = Duttaphrynus melanostictus). Rot = angesiedelte Populationen

 

 

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Schwarznarbenkröte (Bufo = Duttaphrynus melanostictus) im Tierpark Chemnitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schwarznarbenkröte (Bufo = Duttaphrynus melanostictus) im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Schwarznarbenkröte (Bufo = Duttaphrynus melanostictus) im Tierpark Chemnitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schwarznarbenkröte (Bufo = Duttaphrynus melanostictus) im Tierpark Chemnitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Als Beispiel für eine potenziell invasive und dann schwer wieder zu eliminierende Tierart ist die sehr große Schwarznarbenkröte von zoopädagogischem Interesse, insbesondere in Zusammenhang mit Madagaskar-Ausstellungen.

Körperbau und Körperfunktionen

Schwarznarbenkröten werden um die 12 cm lang, Weibchen können über 15 cm erreichen. Der Kopf weist starke Verknöcherungen auf, welche die Augen umrahmende Leisten bilden. Die Pupille ist queroval, die Iris, dunkel, das Trommelfell gut sichtbar und die Parotoiddrüsen sehr groß. Die Körperoberseite ist mit oft dornigen Warzen versehen, die schwarze Spitzen aufweisen. Die Zehen sind mindestens bis zur Hälfte durch Schwimmhäute verbunden [2; 4].

Verbreitung

Süd- und Südostasien: Bangladesch, Burma, China, Hong Kong, Indien, Indonesien, Kambodscha, Laos, Macao, Malaysien, Nepal, Pakistan, Singapur, Sri Lanka, Taiwan, Thailand, Vietnam.

Die Art wurde auf östlichen Inseln Indonesiens, in Madagaskar und in in Papua Neuguinea eingeführt, wo sie zum Schutz der heimischen Arten wieder eliminiert werden sollte [5].

Lebensraum und Lebensweise

Die Schwarznarbenkröte bewohnt unterschiedliche Habitate, vorzugsweise im Tiefland, sie geht aber auch bis ins Hochgebirge. Dichte Wälder werden gemieden. Sie ist ein Kulturfolger, der auch inmitten von Großstädten in Parks und Gärten anzutreffen ist. Sie ist dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber ruhen die Tiere unter Steinen, Holzstücken, in Höhlen oder Spalten. In Siedlungen versammeln sie sich abends unter Straßenlampen, um die vom Licht angezogenen Insekten zu fangen [2; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Die Schwarznarbenkröte ist eine weit verbreitete Art mit einer großen Gesamtpopulation. Sie ist relativ anpassungsfähig und kommt in verschiedenen Lebensräumen vor, auch in von Menschen veränderten Gebieten. Nach einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 gilt sie daher nicht als gefährdet [5].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

In Nordthailand werden Schwarznarbenkröten gegessen [5].

Haltung

Schwarznarbenkröten werden in halbfeuchten bis feuchten Terrarien mit lockerem Bodensubstrat gehalten. Sie benötigen nur einen kleinen, flachen Wasserbehälter. Paarung und Eiablage lassen sich durch künstliche Beregnung stimulieren [3].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Der sächsische Naturforscher Johann Gottlob Theaenus SCHNEIDER beschrieb die Art 1799 als Bufo melanostictus, und so hieß sie fortan über 200 Jahre lang, bis sie 2006 im Zuge der großen taxonomischen Revision der Froschlurche in die Gattung Duttaphrynus gestellt wurde. 2014 postulierten allerdings nordamerikanische Autoren, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1].

Vermutlich handelt es sich bei der Schwarznarbenkröte um einen Artkomplex, der aus drei verschiedenen Arten besteht [2].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. HERRMANN, H. J. (2005)
  4. NIETZKE, G. (1969)
  5. VAN DIJK, P.P. et al. (2004). Duttaphrynus melanostictus. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T54707A86445591. http://www.iucnredlist.org/details/54707/0. Downloaded on 06 December 2017.

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 12 Oktober 2017 10:25

Rokokokröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D DD 650

Rokokokröte

Rhinella diptycha (= B. paracnemis, R. schneideri) • The Cururu Toad • Le craupaud géant

403 002 003 136 bufo schneideri Reptilium KR1
Rokokokröte (Rhinella diptycha) im Reptilium Landau © Klaus Rudloff, Berlin

 

403 002 003 136 bufo paracnemis map
Approximative Verbreitung der Rokokokröte (Rhinella diptycha)

 

403 002 003 136 bufo schneideri tropiquarium PD2
Rokokokröten (Rhinella diptycha) im Tropiquarium Servion © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rokokokröte (Rhinella diptycha) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

403 002 003 136 bufo schneideri TPB KR3
Rokokokröte (Rhinella diptycha) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

403 002 003 136 bufo schneideri tropiquarium PD1
Rokokokröte (Rhinella diptycha) im Tropiquarium Servion © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 002 003 136 bufo schneideri TPB KR1
Rokokokröten (Rhinella diptycha) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Die Rokokokröte ist eine wegen ihrer Größe sehr eindrückliche Art, die aber im Zoo wesentlich seltener gehalten wird als die beinahe gleich große Agakröte, die als in verschiedenen Weltgegenden invasive Tierart zoopädagogisch mehr hergibt.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Länge bis zu 18 cm bei den Männchen und 25 cm bei den Weibchen ist die Rokokokröte ein wahrer Riese innerhalb der Krötenfamilie, der nur noch von der Kolumbianischen Riesenkröte (Bufo (=Rhaebo) blombergi) übertroffen wird. Der Kopf ist kurz und breit mit ausgeprägten Knochenleisten, die Pupille queroval, die Iris golden und schwarz gepunktet, das Trommelfell deutlich sichtbar und die Parotoiddrüsen groß. Die Haut der Körperoberseite ist dicht mit Warzen besetzt. An den Hinterbeinen befinden sich Tibialdrüsen, die ein milchiges, Bufotoxin enthaltenes Sekret absondern. Schwimmhäute fehlen an den Vorderzehen und sind an den Hinterzehen nur ansatzweise entwickelt. [2].

Verbreitung

Südamerika: Nord-Argentinien, Bolivien, Süd- und Ostbrasilien, Paraguay, Uruguay [3].

Lebensraum und Lebensweise

Die Rokokokröte ist sehr anpassungsfähig und besiedelt eine Vielzahl von Lebensräumen, einschließlich Chaco, Cerrado, und Atlantischem Regenwald. Generell bevorzugt sie relativ trockene, offene Landschaften und findet sich als Kulturfolger auch in Häusern. Die Fortpflanzung erfolgt während der Regenzeit. Das Weibchen legt bis 4 m lange Laichschnüre mit 1.8 mm großen, schwarzen Eiern [2; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weit verbreitet häufig und kommt in mehreren Schutzgebieten vor. Aufgrund von mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilungen aus dem Jahr 2004 wurde Rhinella schneideri als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) in die Rote Liste aufgenommen und Rhinella diptycha landete aufgrund unzureichender Daten in der Kategorie "DATA DEFICIENT". Da R. schneideri mittlerweile als Synonym von  R. diptycha gilt, wurde das entsprechende Datenblatt aus der Liste genommen und die Art wird jetzt als unzureichend dokumentiert klassiert [3; 6].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Da die Rokokokröte auch Bienen frisst, wird sie gebietsweise als vermeintlicher Schädling verfolgt [3].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Nachdem in den letzten Jahren mehrere Zoos die Haltung aufgegeben haben, wird die Art nur noch in rund einem halben Dutzend europäischen Einrichtungen gezeigt. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Rokokokröte hat des Öfteren den Namen gewechselt. Ursprünglich beschrieben wurde sie 1894 von dem Wiener Zoologen Franz WERNER als Bufo schneideri. Mal als Unterart der Agakröte (Bufo marinus) betrachtet, setzte sich lange der von dem aus Bern stammenden und in Brasilien tätigen Arzt und Zoologen Adolfo LUTZ vergeben Name Bufo paracnemis durch. Im Zuge der großen Revision der Amphibien-Taxonomie kam sie 2006 in die Gattung Chaunus, bis sie nur ein Jahr später in Zusammenhang mit der Entdeckung einer neuen Krötenart in die Gattung Rhinella FITZINGER, 1826, gestellt wurde. 2014 postulierten allerdings nordamerikanische Autoren, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1].

Die neueste Entwicklung geht dahin, dass es sich bei R. schneideri um ein Synonym der 1862 von dem amerikanischen Zoologen Edward Drinker COPE aufgrund eines 25 mm langen Individuums beschriebenen Art Bufo diptychus handle, in der Annahme, dass das Typusexemplar COPEs ein Jungtier gewesen sei [1; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. AQUINO, L. (2004). Rhinella schneideri. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T54755A11200129. Downloaded on 04 December 2017.
  4. HERRMANN, H. J. (2005)
  5. LAVILLA, E. O. & BRUSQUETTI, F. (2018)
  6. SCOTT, N., Aquino, L. & ANGULO, A. (2004). Rhinella diptycha. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T54628A11177973. Downloaded on 12 September 2020.

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 12 Oktober 2017 10:25

Zipfelkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Zipfelkröte

(Bufo =) Amietophrynus (= Sclerophrys) superciliaris • The African Giant Toad • Le crapaud géant d'Afrique

403 002 003 174 bufo superciliaris wikimedia
Zipfelkröte (Bufo (= Sclerophrys) cf. superciliaris) aus der Serra do Pingano, Angola © Ernst, R., Lautenschläger, T., Branquima, M. F., and Hölting, M. 2020, https://zse.pensoft.net/article/51997/. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution 4.0 International-Lizenz

 

 

 

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Sehr approximative Verbreitung der Zipfelkröten. Dunkelblau = S. s. superciliaris; mittelblau = S. s. chevalieri; dunkelgrün: S. cf. superciliaris gelb =S. channingi

 

 

 

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Zipfelkröte (Bufo (= Sclerophrys) superciliaris). Zeichnung Gilles Roth, Genf, für CITES-ID-Manual

 

 

 

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Obwohl nach CITES-Anhang I geschützt, gilt die Zipfelkröte nicht als gefährdet. Wegen der hohen mit der Einfuhr und Haltung verbundenen administrativen Umtriebe wird sie nur selten, vorab aus zoopädagogischen Gründen in Zoos gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Zipfelkröte, nicht zu verwechseln mit dem Zipfelkrötenfrosch (Pelobatrachus nasutus), verdankt ihren Namen den auffälligen, zipfelförmigen Auswüchsen über den Augen. Männchen werden 9-13 cm, Weibchen 13 bis über 15 cm lang. Ihre Schnauze ist spitz, das Maul ist kurz, das Trommelfell kaum sichtbar, die Parotoiddrüsen schmal und länglich. Die Haut der Körperoberseite ist glatt oder weist nur kleine Warzen auf. Die Zehen der Vorderfüße haben keine, jene der Hinterfüße nur angedeutete Schwimmhäute. Die Färbung der Oberseite ist gelbbraun, oft mit zwei dunkelbraunen Flecken auf dem Rücken, die Seiten sind rotbraun und die Hinterbeine haben dunkle Querstreifen [4; 5].

Verbreitung

West und Zentralafrika. Es bestehen offensichtlich Lücken in der Kenntnis des Artareals [8; 10]:

  • S. s. superciliaris: Äquatorialguinea, , Guinea, Kamerun, Kongo, Kongo Dem., ev. Zentralafrikanische Republik
  • S. s. chevalieri: Elfenbeinküste, Gabun, Ghana, Liberia, Nigeria, Sierra Leone
  • S. cf. superciliaris: Angola
  • S. channingi: Burundi, Kongo Dem., Ruanda, Uganda

Lebensraum und Lebensweise

Die Zipfelkröte lebt in Primär- und Sekundärwald, aber auch in Buschland und Plantagen, oft in der Nähe von großen Flüssen, wo sie in ruhigen Wasserbereichen ablaicht. Eine feste Paarungszeit gibt es nicht, die Fortpflanzung findet nach längeren Regenfällen statt [2; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weit verbreitet und offenbar häufig. Sie wurde daher aufgrund einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 als nicht gefährdet taxiert [8].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Früher wurden Zipfelkröten für den Heimtierhandel gesammelt und exportiert. Dies ist als Folge der Aufnahme in CITES-Anhang I zumindest offiziell zum Erliegen gekommen [8; 9].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wurde nur ganz selten in europäischen Zoos gezeigt, gegenwärtig (2023) hat es höchstwahrscheinlich keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Zipfelkröte wurde 1888 von dem am British Museum tätigen belgischen Zoologen George Albert BOULENGER als Bufo superciliaris beschrieben und hieß 122 Jahre lang so, bis sie 2006 im Zuge der großen Revision der Amphibien-Taxonomie in die Gattung Amietophrynus gestellt wurde. 2016 vergnügten sich dann aber französische Herpetologen damit, die in Südafrika vorkommende, als Sclerophrys capensis bekannte Krötenart näher anzuschauen und kamen zum Schluss, dass es sich dabei effektiv um die Art Amietophrynus rangeri handle. Da der Gattungsname Sclerophrys bereits 1838 vergeben worden war, wurden als Konsequenz alle Arten der Gattung Amietophrye umgetauft. Allerdings hatten 2014 nordamerikanische Autoren postuliert, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1; 7].

Möglicherweise handelt es sich bei der Zipfelkröte nicht um eine, sondern um einen Komplex von drei Arten [3]. Gegenwärtig werden zwei Unterarten, S. s. superciliaris und S. s. chevalieri von der IUCN akzeptiert, während eine frühere dritte Unterart zu einer vollen Art (S. channingi) aufgewertet wurde [8]. 2020 wurden in Nordangola Zipfelkröten entdeckt, die provisorisch der Art superciliaris zugeschlagen wurden [10].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BAREJ, M. F., SCHMITZ, A., MENEGON, M., HILLERS, A., HINKEL, H., BÖHME, W. & RÖDEL, M. (2011)
  4. BOULENGER, G. A. (1888)
  5. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  6. HERRMANN, H. J. (2005)
  7. OHLER, A. & DUBOIS, A. (2016)
  8. ERNST, R., LAUTENSCHLÄGER, T., FUTURO BRANQUIMA, M. & HÖLTING, M. (2020)

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Freigegeben in Kröten und Stummelfüsse
Donnerstag, 12 Oktober 2017 10:25

Grüne Zwergkröte

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)

Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)

D LC 650

Grüne Zwergkröte

Bufo (Anaxyrus) debilis • The Western Green Toad • Le crapaud vert du Texas

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Grüne Zwergkröte (Bufo = Anaxyrus debilis) im Arizona Sonora Desert Museum © Klaus Rudloff, Berlin

 

403 002 003 052 anaxyrus debilis map
Approximative Verbreitung der Grünen Zwergkröte (Bufo = Anaxyrus debilis)

 

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Grüne Zwergkröte (Bufo = Anaxyrus debilis) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn

 

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Grüne Zwergkröte (Bufo = Anaxyrus debilis) im Arizona Sonora Desert Museum © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Grüne Zwergkröte (Bufo = Anaxyrus debilis) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn

 

 

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Da europäische Zoos sich selten auf nordamerikanische Fauna spezialisieren, ist diese hübsche kleine Kröte hierzulande nur selten zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Grüne Zwergkröte ist aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer Färbung leicht erkennbar. Männchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge bis zu 35 mm, Weibchen sind minim größer. Das Auge ist groß mit querovaler Pupille und grünlicher Iris. Die Parotoiddrüsen sind sehr groß. Die Körperoberseite ist hellgrün mit schwarzen Tupfen oder Streifen, die Beine sind etwas heller, die Unterseite weiß, die Kehle bei Männchen schwärzlich, bei Weibchen gelblich bis weiß [2].

Verbreitung

Nordamerika: Südwestliche USA und Nordwest-Mexiko, von Colorado und Kansas bis Zacatecas und San Luis [3].

Lebensraum und Lebensweise

Semiaride Grasländer, Halbwüsten und Wüsten bis auf eine Höhe von 1'830 m, vorzugsweise mit sandigem Boden, sind Lebensraum der Grünen Zwergkröte. Im Freiland sind die Tiere hauptsächlich dämmerungsaktiv und ruhen tagsüber in selbstgegrabenen Höhlen, unter Grasbüscheln, Steinen, in Felsspalten oder Nagetierbauen. Die Fortpflanzung ist abhängig von Niederschlägen und findet von Ende März bis Juni oder Juli. Gelaicht wird in Viehtränken, Regenpfützen, Wasserstellen in ausgetrockneten Flussbetten und sonstigen temporären Gewässern. Die Eier sind klein, etwa 1 mm im Durchmesser. Sie werden einzeln oder in kurzen Schnüren abgelegt. (Ihre Entwicklung erfolgt sehr schnell, die Metamorphose findet bereits bei einer Larvengröße von 7-11 mm statt [2; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Die Grüne Zwergkröte hat eine weite Verbreitung und vermutlich einen großen Bestand, der nicht oder nur unwesentlich abnimmt. Sie ist gilt daher aufgrund einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2004 nicht als gefährdet [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Grundsätzlich hatten Kröten als Symboltiere der Erdgöttin bei den Azteken eine große kulturelle Bedeutung. Inwieweit dies auf die vorliegende Art zutrifft, ist dem Verfasser nicht bekannt. In Nordamerika befindet sich die Art im Heimtierhandel. Angebote liegen um die 20 USD (Online-Inserate 2017).

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur in wenigen europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art war 1854 von dem aus Mülhausen im Elsass stammenden, in den USA tätigen Zoologen Charles Frédéric GIRARD als Bufo debilis beschrieben worden. 152 Jahre lang hieß sie so, bis sie 2006 im Zuge der großen taxonomischen Revision der Froschlurche in die Gattung Anaxyrus gestellt wurde. 2014 postulierten allerdings nordamerikanische Autoren, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1].

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. HAMMERSON, G. & SANTOS-BARRERA, G. (2004). Anaxyrus debilis. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T54626A11177308. http://www.iucnredlist.org/details. Downloaded on 09 June 2016.
  4. HERRMANN, H. J. (2005)

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