Mittwoch, 23 Dezember 2020 09:15

WINKLER, A. (2003)

Neueste Erkenntnisse zur Biologie, Haltung und Zucht der Fossa (Cryptoprocta ferox).

Der Zoologische Garten (N. F.) 73(5): 296-311.

Zusammenfassung:

Erkenntnisse zur Biologie, Haltung und Zucht der seltenen, im Freiland stark bedrohten Fossa (Cryptoprocta ferox) konnten über 28 Jahre im Zoo Duisburg gesammelt und durch Erfahrungen aus anderen Zoos ergänzt werden. Fossas können sowohl einzeln als auch paarweise gehalten werden, wobei die Gehege großzügig dimensioniert und strukturiert sein sollten, um dem sehr aktiven Verhalten der vornehmlich tagaktiven und kletterfreudigen Tiere gerecht zu werden. Während der streng saisonalen Fortpflanzungszeit paaren sich die Tiere regelmäßig, wobei sich der eigentliche Paarungsakt über ein Stunde erstrecken kann. Nach einer Tragzeit von 53 bis 60 Tagen kommen gewöhnlich 1 bis 4 Jungtiere zur Welt, die eine lange Entwicklungsphase durchlaufen, alleine von der Mutter betreut werden, und erst mit drei Jahren ihre Geschlechtsreife erlangen. Das Höchstalter der Fossa liegt bei über 20 Jahren.

Summary:

Over the past 28 years a profound knowledge on the biology, the general husbandry and the breeding of the rare fossa (Cryptoprocta ferox) was gathered at Zoo Duisburg, with additional information obtained from other zoos. Fossas can be kept either singly or in pairs. Important is to provide a large and well structured exhibit to meet the natural requirements of the very agile fossas, which are largely diurnal in habit, and which live both on the ground and in the trees. Fossas show a clearly defined breeding season, during which the pairs regularly mate on a daily basis. The actual mating can last for well over one hour. Usually 1 to 4 youngsters are born after a gestation period of 53 to 60 days. The young are cared for solely by the mother. The development of the youngsters is very slow. Sexual maturity is reached after three years. The longevity is given as more than 20 years.

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Freitag, 10 April 2020 07:51

REITER, J. & WINKLER, A. (2015)

Fossa Cryptoprocta ferox International Studbook (ISB) 2014.

73 Seiten mit Fotos, Grafiken und Tabellen. © Zoo Duisburg

Introduction (auszugsweise):

The data reported in this studbook are current through 31 December 2014. On that date the historical population was 144.108.61 (313) animals and the living population was 78.58.0 (136) animals in 57 institutions. This latter number includes:
1.1.0 (2) animals in 1 institution in the Asian region;
3.2.0 (5) animals in 1 institution in the African region;
37.24.0 (61) animals in 27 institutions in the European region; and
37.31.0 (68) animals in 28 institutions in the North American region.

Zoo Duisburg not only manages the global population of the fossa but also the European zoo population that started in 1972 with Zoo Basel, Switzerland, as the very first holder. The first offspring in the zoo world was recorded two years later at Montpellier Zoo, France. The species is difficult to breed, so breeding successes were and still are limited and the population only slowly increased since the 1970s. Over the years several animals have been exchanged between Europe and North America to improve the genetics of the respective population.

The first fossa recorded in North America was at the National Zoo in Washington in 1954. However, the species has been exhibited consistently only since 1985, when a male and a female were imported to San Diego from Zoo Basel. This pair produced the first zoo-born fossa in North America in 1989. Since then, over the last 25 years, the North American fossa population has continued to grow in size more rapidly than the European one, not only due to zoo breeding but also due to animals that occasionally came into the managed population from private institutions. Ueno Zoological Garden in Japan started to keep fossas with a pair in 2010, as the only holding institution in the Asian region so far. Five animals are listed for the capital zoo of Antananarivo on Madagascar, where in 2011 the first captive-born fossa could be recorded for this region.

The global captive population of the fossa has potential to develop further, but also faces certain limitations. The age structure is not well-dispersed throughout the various age classes, with some of the latter being regionally empty, nor is there an even sex ratio. Especially concerning is the few number of younger individuals in the population, most notably among the females. This population should thus focus on producing offspring at regular intervals in order to maintain a more even distribution of reproductive age animals to insure further breeding successes in the future. The population must also aim at recruiting new holders to increase the holding capacity and to be able to accommodate further offspring. The gene diversity can only be increased with additional potential founder animals and by equalizing founder representation (by breeding animals with the lowest mean kinships).

There are currently several fossa conservation and research activities taking place. In 2014, a cooperation between the Fossa Fund (initiated in 1994 by Zoo Duisburg in order to support conservation and research activities within the species’ natural habitat on Madagascar) and the German NGO "Chances for Nature" started.

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Dienstag, 28 April 2015 14:42

Fossa-Fonds

Die ausschließlich auf Madagaskar vorkommende Fossa war ursprünglich auf der ganzen Insel weit verbreitet. Der einzelgängerisch lebende, elegante Jäger stellt seinen Beutetieren in den verbliebenen Waldregionen der Insel nach. Der Bestand der Fossa leidet dramatisch unter der kontinuierlichen Lebensraumzerstörung durch den Menschen. In den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten des zentralen Hochlandes fehlen Fossas heutzutage gänzlich. Darüber hinaus sind sie bei den Madagassen als Räuber von Hausgeflügel verhasst und werden bejagt. Aktuelle Schätzungen gehen von einem Bestand unterhalb von 2500 Tieren aus. Die IUCN klassifiziert die Art entsprechend als „gefährdet“ in ihrer Roten Liste und erwartet weiterhin sinkende Bestandszahlen.

Fossa-Fonds zum Schutz des größten Raubtieres auf Madagaskar

Zoo Duisburg und andere

AFR-2015-08 Fossa 2 Zuchtstation Antananarivo
Fossa-Zuchtstation im Zoo von Antananrivo © Chances for Nature

 

 

 

AFR-2015-08 Fossa 3 Freilandforschung
Freilandforschung an der Fossa © Chances for Nature

 

 

 

AFR 2015 08 Fossa GPS transects CfN
GPS-Koordinaten von Fossakot, der entlang von Transekten im Rahmen des Monitorings im verbliebenen Kirindy-Wald (grün: Waldfläche) gefunden wurde © Chances for Nature

 

 

 

AFR-2015-08 Fossa 4 Bildergeschichte
Bildergeschichte für Kinder über die Fossa als Wächter des Waldes © Chances for Nature

 

 

 

AFR-2015-08 Fossa 5 Mobilkino
Das mobile Kino dient der Sensibilisierung für Umweltprobleme © Chances for Nature

 

 

 

AFR-2015-08 Fossa 6 Baumaterial
Madagassen bei der Auswahl von Baumaterialien für die Öko-Öfen © Chances for Nature

 

 

 

AFR-2015-08 Fossa 7 Ofenbau
Bau der ökologischen Öfen © Chances for Nature

 

 

 

AFR 2015 08 Fossa proof chicken den CfN
Im Rahmen des Projekts errichteter fossasicherer Hühnerstall © Chances for Nature

Aufgrund seiner herausragenden Zuchterfolge wurde dem Zoo Duisburg im Jahre 1994 das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Fossa übertragen, mit dem Ziel, eine genetisch intakte Population in Menschenobhut aufzubauen. Sechs Jahre später folgte das Internationale Zuchtbuch. Der derzeitige Weltbestand (Stand: Anfang 2020) in 69 Zoologischen Gärten und Zuchtzentren setzt sich aus knapp 140 Tieren zusammen, die knapp zur Hälfte in Europa, zu etwa zwei Fünfteln in Nordamerika und etwa einem Zehntel in Asien und Madagaskar gehalten werden. Vergleichsweise lebten 1975 gerade einmal acht Tiere in drei Zoos weltweit!

Zeitgleich mit der Errichtung des EEPs startete der so genannte Fossa-Fonds, in den die teilnehmenden Zoologischen Gärten einzahlen, um Naturschutzmaßnahmen auf Madagaskar zu fördern. In- und ex-situ-Projekte – sowohl solche im ursprünglichen Lebensraum  als auch im Zoo – sollten von Anfang an Hand in Hand gehen. Mit Mitteln aus dem Fonds und tatkräftiger Hilfe von Duisburger Pflegern wurde beispielsweise eine Zuchtstation im Zoo der Hauptstadt Madagaskars errichtet.

Etliche wissenschaftliche Arbeiten wurden initiiert und abgeschlossen, um grundlegende und verlässliche Freiland-Daten über eine in ihrer allgemeinen Biologie und Ökologie weitgehend unerforschten Raubtierart zu erheben. Eine im Jahr 2012 abgeschlossene, vom Fossa Fonds mitfinanzierte Doktorarbeit  über die soziale Organisation sowie das einzigartige Paarungsverhalten der Fossa im Freiland erbrachte faszinierende wie alarmierende Erkenntnisse (LÜHRS 2012). Ende 2014 kam schließlich eine Dissertation aus der veterinärmedizinischen Abteilung des Zoo Duisburg zum Abschluss, bei der eine Injektionsnarkose für die Fossa erfolgreich etabliert wurde, die möglichst sicher und komplikationslos ist und sich auch unter Feldbedingungen anwenden lässt (LANGER 2014).

Ungeachtet der Bedeutung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse darf nicht vergessen werden, wie wichtig die Arbeit mit den bedürftigen Menschen vor Ort ist. Aufgrund der fortschreitenden Lebensraumzerstörung und einhergehenden Reduktion der Fossa-Bestände auf Madagaskar sind die Verantwortlichen im Zoo Duisburg daher ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, wo sich der Fossa-Fonds vermehrt in diesen Bereich des Naturschutzes einbringen kann. So entstand 2014 eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem deutschen Verein „Chances for Nature e.V.“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, nachhaltige Konzepte und Ideen zum Schutz von Lebensräumen und biologischer Vielfalt zu entwickeln und diese gemeinsam mit den Menschen vor Ort umzusetzen. Dabei steht das Miteinander von Mensch und Natur im Vordergrund. Die Arbeit des Vereins setzt vor allem solche Konzepte und Ideen um, die es den Menschen vor Ort erlauben, von der biologischen Vielfalt ihrer Heimat und deren Schutz zu profitieren. Dabei sollen die Pflege und der Erhalt einer intakten Umwelt neue Einkommensmöglichkeiten erschließen.

Chances for Nature setzt dort an, wo es der Natur und den Bäumen sprichwörtlich an den Kragen geht: um das Ausmaß illegal gefällter Bäume zur Gewinnung von Holzkohle zu minimieren, die die Madagassen für den Betrieb traditioneller Öfen verwenden, wird in der Region Menabe eine ressourceneffizientere Version eines Ofens propagiert. Menabe liegt im Westen Madagaskars und wartet mit einer einzigartigen Flora und Fauna auf, darunter die Fossa. Im Rahmen von Workshops erlernen Madagassen die Herstellung der Öfen mit Materialien aus der Umgebung.  Im Vorfeld wurde dazu von den Projektleitern eine detaillierte Analyse der Eignung der Böden im Gebiet ausgesuchter Dörfer gemacht und ein Prototyp entwickelt. Einzelne Schritte während des Workshops beinhalten das Suchen und Erkennen von brauchbaren Böden, die Verarbeitung der Rohmaterialien und Mischen derselben, die Herstellung der Einsätze sowie der metallischen Hülle und letztlich ihr Zusammenfügen. Neben einem Zertifikat für die Teilnehmer erhalten die Bürgermeister der Dörfer darüber hinaus die notwendigen Werkzeuge für die Herstellung weiterer Öfen. Die Teilnehmer haben somit die Möglichkeit, das Erlernte weiter anzuwenden.

Während des Workshops wurden verschiedene Dörfer mit einem mobilen Kino besucht und für ihre Umwelt und nachhaltige Ressourcennutzung sensibilisiert. Chances for Nature hatte dafür in der Vergangenheit einen Film in der Landessprache Malagasy erstellt. Der Film spricht zahlreiche Probleme an wie beispielsweise die Brandrodung und zeigt die verheerenden Konsequenzen für Mensch und Natur auf. Er verweist insbesondere auf alternative, nachhaltige Techniken: So erfahren die Zuschauer anhand einer PowerPoint-Präsentation, wie ökologische Öfen hergestellt werden.  Weiterhin wurden zwei Präsentationen über die Fossa erstellt und in den Dörfern gezeigt. Die erste Präsentation zeigt eine Bildergeschichte über die Fossa als Wächter des Waldes. Die Geschichte ist auf mehrere PowerPoint-Folien aufgeteilt und wird als Bildergeschichte mit dem mobilen Kino auf die Leinwand projiziert. Die Kinder im Dorf lesen dann abwechselnd jeweils eine Folie vor und sind so aktiv an der Präsentation beteiligt. Die zweite Präsentation beinhaltet einige Fakten über die Fossa wie Größe, Ernährung sowie Verhalten und stellt gleichzeitig ein Quiz dar. Die vorgetragenen Inhalte werden so interaktiv mit den jeweiligen Dorfbewohnern diskutiert. Der Film, die Präsentationen und das Quiz über die Fossa stoßen grundsätzlich auf große Begeisterung. Der Strom für die Filme und Präsentationen kommt von einem pedalgetriebenen Generator, der mit Mitteln des Fossa-Fonds angeschafft wurden. Zudem werden Umweltcamps für Schulkinder - Projekttitel „Little Rangers“ – durchgeführt, in denen den Kindern die einheimische Fauna und Flora und das Ökosystem nahegebracht, aber auch über dessen Gefährdung und Möglichkeiten, diesen entgegenzuwirken, aufgeklärt wird.

Ein Hauptgrund für die Bejagung der Fossa ist, dass sie oftmals Nutztiere reißt, insbesondere Hühner. Um dem entgegenzuwirken, wurden fossasichere Hühnerställe errichtet die Dorfbewohner in der Hühnerhaltung geschult. Zudem wird so das Einkommen der lokalen Bevölkerung verbessert, die die Hühner unter anderem an die lokale Forstbehörde CNFEREF für die Verpflegung von Touristen verkaufen können.

Der Zoo Duisburg wird im Verbund mit den europäischen Haltern mittels des Fossa-Fonds die Zusammenarbeit mit Chances for Nature zukünftig intensivieren und seinen finanziellen Beitrag leisten, um die vielversprechenden Aktionen ausweiten zu können: Zum Schutz einer Flaggschiffart, die es ohne greifende Schutzmaßnahmen auf Madagaskar und ohne eine Reservezucht in Menschenobhut ansonsten nicht bis ins nächste Jahrhundert schaffen wird.

Text: Dr. Jochen Reiter / Johannes Pfleiderer

Literatur und Internetquellen:

Tierart-Datenblatt: Fossa (Cryptoprocta ferox)

Lebensräume: Madagaskar

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Freitag, 08 Juni 2018 07:23

LANGER, S. (2014)

Etablierung einer Injektionsnarkose mit Ketamin und Medetomidin für die Fossa (Cryproprocta ferox).

Establishment of an anesthesia protocol for the fossa (Cryptoprocta ferox) with the use of ketamine and medetomidine.

Dr. med. vet. Dissertation

129 Seiten

Ganzer Text

Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Leitung: Prof. Dr. Sabine Tacke
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

In dieser Studie wurde erstmals ein modernes, tierart- und tierschutzgerechtes Anästhesie-verfahren für Madagaskars größtes Raubtier, die Fossa (Cryptoprocta ferox), untersucht. Dafür wurden 19 Fossas, davon 13 männliche und 6 weibliche, in vier deutschen zoologischen Einrichtungen und einer Privathaltung mit einer Kombinationsanästhesie aus Medetomidin und Ketamin narkotisiert. Die Untersuchungen wurden unter weitestgehend standardisierten Bedingungen und unter Berücksichtigung möglicher geschlechts- und altersspezifischer Unterschiede durchgeführt. Ursprünglich sollte außerdem eine vergleichbare Anzahl an Fossas im Freiland auf Madagaskar mit Fallen gefangen und ebenso narkotisiert und anschließend mit der Gruppe in Deutschland in menschlicher Obhut verglichen werden. Aufgrund von Restriktionen durch die Behörden auf Madagaskar musste die Fangaktion vor Ort vorzeitig abgebrochen werden, sodass nur ein Fossaweibchen unter Feldbedingungen untersucht werden konnte. Die Fossas in Deutschland wurden mit dem Kescher gefangen und fixiert und erhielten für die jeweils geschätzte Körpermasse eine Dosierung von 0,06 mg/kg Medetomidin und 2 mg/kg Ketamin per Handinjektion in die Oberschenkelmuskulatur. Zehn Tiere waren unter drei Jahre alt und somit noch nicht geschlechtsreif, die übrigen neun waren 4 bis 18 Jahre alt. Die Körpermasse wurde im Durchschnitt um ± 1 kg genau geschätzt, sodass sich eine durchschnittliche Ketamin-Dosis von 2,245 ± 0,248 mg/kg und eine Medetomidin-Dosis von 0,063 ± 0,008 mg/kg ergaben. Die Fossas dieser Studie wiesen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf, wobei die Männchen deutlich größer und schwerer waren als die Weibchen. Die durchschnittliche Körpermasse einer adulten männlichen Fossa betrug 12,34 kg und diejenige eines adulten Weibchens 8,60 kg. Die Einschlafphase verlief bei allen Fossas ruhig, gleichförmig und exzitationslos. Die Zeitspanne zwischen der Injektion der Anästhetika und der Beobachtung eindeutiger erster Anzeichen der Wirkung lag bei allen Tieren unter 10 Minuten. Trat nach 20 Minuten keine zufriedenstellende Anästhesietiefe ein, wurde die Hälfte der applizierten Ketamin-Dosis nachdosiert. Dies war bei drei Tieren der Fall. Allerdings wurden diese auch gewichtsmäßig um über 1 kg unterschätzt, sodass die anfängliche Dosierung nicht ausreichte und 1 mg/kg Ketamin für das Schätzgewicht nachdosiert werden musste. Die durchschnittliche Dauer der Einleitungsphase lag bei 14,42 ± 6,39 Minuten, wobei die drei nachdosierten Tiere zu entsprechend hohen Werten geführt haben. Während der Toleranzphase traten keine Komplikationen oder unerwünschte Nebenwirkungen auf. Die mittlere Dauer der Toleranzphase von 40,16 ± 7,89 Minuten ließ genügend Zeit für allgemeine und weiterführende Diagnostik, Messungen und Probennahmen auch unter Feldbedingungen. In 5-Minuten-Intervallen wurden die Daten der Anästhesieüberwachung notiert. Das klinische Monitoring umfasste dabei die Beurteilung der Schleimhautfarbe und kapillären Rückfüllungszeit, Reflexaktivität, Muskeltonus, Narkosetiefe und Analgesie. Mit Hilfe eines transportablen Narkosemonitors konnten Herzfrequenz, Atemfrequenz, periphere Sauerstoffsättigung und Körperinnentemperatur ständig überwacht werden. Zu Beginn und zum Ende der Toleranzphase wurde jeweils eine venöse Blutprobe mit dem transportablen Blutgasanalysegerät i-STAT® untersucht. Alle Tiere wurden gewogen, allgemein untersucht und erhielten eine Ultraschalluntersuchung von Herz, Nieren, Blase und Geschlechtsorganen. Außerdem wurde venöses Blut für eine hämatologische und biochemische Untersuchung entnommen. Die Toleranzphase wies eine zufriedenstellende Narkosetiefe mit guter Muskelrelaxation auf. Ein chirurgisches Toleranzstadium wurde nicht erreicht. Die Schleimhautfarbe wurde bei sechs Fossas als blass, sonst als rosa beurteilt, die KRZ war stets unter 2 Sekunden. Der Zwischenzehenreflex war stets vollständig erloschen und Lid- und Kornealreflex waren zu Beginn der Narkose im Durchschnitt am wenigsten gedämpft und nach 10 Minuten waren sie bei den meisten Tieren mittel- bis hochgradig gedämpft. Der Kiefertonus war bei fast allen Fossas im gesamten Anästhesieverlauf hochgradig gedämpft und ungefähr die Hälfte der untersuchten Tiere war im gesamten Zeitverlauf intubationsfähig. Allerdings traten unwillkürliche Zuckungen der Muskulatur gerade bei Manipulation bei fast allen Tieren auf. Die Herzfrequenz lag im Mittel bei 110,25 bis 115,94 Schlägen/min, was tendenziell im Vergleich zu den Körpermassen unter Berücksichtigung der Formel: 241 x Mb-0,25 , (Mb = Köpermasse in kg) (Heard 2007) als zu niedrig gewertet werden kann. Eine Bradykardie entsteht meist unter dem Einfluss von α2-Agonisten. Die mittlere Atemfrequenz der Fossas lag bei 25,34 - 34,93 AZ/min und nahm im Verlauf der Anästhesie statistisch hoch signifikant ab (p=0,0001), obwohl zu keinem Zeitpunkt bei keinem Tier eine bedenkliche Atemdepression erzeugt worden ist. Die Sauerstoffsättigung der Fossas lag im Durchschnitt zwischen 88,82 und 92,70% und nahm statistisch signifikant (p=0,016) vom Beginn der Narkose bis zur Antagonisierung zu. Die Körperinnentemperatur fiel im Verlauf der Anästhesie von durchschnittlich 38,70°C zu Beginn auf durchschnittlich 37,95°C am Ende ab.  
Bei keiner Fossa kam es zu kritischen Veränderungen der Blutgase, Elektrolyte oder des Säure-Basen-Status. Auch wenn lediglich venöse Blutproben untersucht worden sind, konnte keine nennenswerte Einschränkung der Atemfunktion und der Ventilation festgestellt werden. Die Fossas zeigten zu Beginn der Anästhesie eine stressbedingte metabolische Azidose mit erniedrigtem HCO3-, kompensatorisch erniedrigtem pCO2 und somit auch erniedrigtem TCO2, die sich im Anästhesieverlauf wieder normalisierte. Außerdem zeigten die Tiere eine Tendenz zur Hyperkaliämie und eine durch Stress und Anästhetika induzierte Hyperglykämie, auch der Hämatokrit nahm im Anästhesieverlauf signifikant ab.
Die Erholungsphase war schnell und komplikationslos nach der Antagonisierung des Medetomidins mit Atipamezol in 5-facher Dosierung des verabreichten Medetomidins. Sieben der 19 Fossas hoben bereits beim Umlagern vom Untersuchungstisch in die Aufwachbox oder bei der Applikation des Antagonisten den Kopf an und im Durchschnitt wurde der Kopf bei allen Fossas nach 2,63 ± 3,04 Minuten angehoben.
Bemerkenswert sind die in dieser Studie festgestellten Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Fossas. Männchen scheinen auf die applizierten Anästhetika deutlich empfindlicher zu reagieren als Weibchen. Nach der Applikation von Ketamin und Medetomidin trat die Wirkung bei männlichen Fossas statistisch signifikant früher ein als bei weiblichen. Die Einschlafphase einer männlichen Fossa insgesamt dauerte im Durchschnitt 11,64 ± 1,39 Minuten und war damit signifikant kürzer als die einer weiblichen Fossa mit 20,46 ± 2,09 Minuten. Die weiblichen Fossas schliefen also langsamer ein als die Männchen und wachten auch schneller wieder auf: Die Weibchen hoben im Durchschnitt den Kopf nach nur 0,60 ± 1,39 Minuten und damit viel früher als die Männchen mit 2,55 ± 1,25 Minuten. Männliche Fossas versuchten durchschnittlich nach 26,38 ± 2,18 Minuten zu laufen, weibliche schon nach 11,47 ± 2,60 Minuten. Außerdem wurde die Narkosetiefe bei den Männchen tendenziell eher als „gut“ und bei den Weibchen eher als „ausreichend“ bewertet.
Die in dieser Studie gewonnenen Daten belegen, dass die Kombination aus dem α2-Agonisten Medetomidin und dem dissoziativen Anästhetikum Ketamin bei der Fossa in der verwendeten Dosierung zu einer verlässlichen, effektiven und teilweise antagonisierbaren Anästhesie führt, die sich besonders für klinische Untersuchungen, bildgebende Diagnostik, Mikrochipimplantation, Blutentnahme, Transporte, kleine chirurgische Eingriffe, Messungen sowie Probennahmen auch unter Feldbedingungen eignet. Diese Kombinationsanästhesie war gekennzeichnet durch eine ruhige Einschlaf- und schnelle Aufwachphase und das Monitoring lieferte die klinische Sicherheit.

Abstract:

With this study a modern species-specific anesthesia protocol was developed for the first time for Madagascar´s largest extant carnivore the fossa (Cryptoprocta ferox). 19 fossas, of which 13 males and 6 females, living at four zoological gardens and with one private holder in Germany were anesthetized with the combination of medetomidine and ketamine. The experiment was carried out under predominantly standardized conditions and possible sex- and age-related differences were taken under consideration. Originally it was planned to trap and anesthetize an according number of animals under field conditions on Madagascar and to compare the results with the group of captive animals. Because of governmental restrictions fossa-trapping on Madagascar had to be cancelled ahead of schedule, resulting in only one female animal being examined under field conditions. The fossas in Germany were net-restrained within their enclosure and subsequently anesthetized by hand-injection into the thigh muscles with 0.06 mg/kg medetomidine and 2 mg/kg ketamine according to the individually estimated body weight. Ten animals were 1-3 years of age and sexual immature, the remaining nine animals were 4 to 18 years old. Body weight estimation was only ranging ± 1kg on average, leading to actual dosages of 0.063 ± 0.008 mg/kg medetomidine and 2.245 ± 0.248 mg/kg ketamine. The fossas within the study group exhibited a distinctive sexual dimorphism with males being considerably larger and heavier than females. The mean body weight of an adult male was 12.34 kg compared to 8.60 kg for an adult female. Induction was smooth, even and without excitations. The period between injection and onset of anesthesia was less than 10 minutes within all animals. Half of the original ketamine dose was additionally administered after 20 minutes, if anesthesia failed to be deep enough. This was necessary for three animals, whose actual body weights had been underestimated by more than 1 kg and thus were markedly underdosed. An additional dose of 1 mg/kg ketamine for the estimated weight had to be administered. Mean induction time was 14.42 ± 6.39 minutes, with those three animals in need of an additional amount being responsible for the correspondent high values. No complications or side effects occurred during tolerance phase. The mean tolerance phase lasted 40.16 ± 7.89 minutes and left enough time for general and further diagnostics, measurements and sample collection also under field conditions. Data of the anesthetic protocol were collected in 5-minutes-intervals. General monitoring included observation of mucous membrane color, evaluation of capillary refill time, reflex activity, muscle relaxation, anesthetic depth and analgesia. Heart rate, respiration rate, peripheral oxygen saturation and body temperature were constantly measured using a transportable patient monitor. A venous blood sample was analyzed by the mobile blood gas analyzer i-STAT® at the beginning and at the end of the tolerance phase. All animals underwent weight measurement, a general examination and an ultrasound examination of the heart and the urogenital system. Moreover, additional venous blood samples were obtained for hematology and biochemical analyses. Anesthetic depth was satisfactory during tolerance phase with good myorelaxation. A surgical depth was not achieved. Mucous membrane color was evaluated as pale in six fossas, but in the remaining 13 it was evaluated as rose and capillary refill time was always under 2 sec. The pedal reflex was always ceased. Palpebral and corneal reflex were least muted at the beginning of anesthesia, after 10 minutes they were moderately to severely diminished. Muscle tone in the jaw was in almost every fossa profoundly damped during the whole anesthetic process and approximately half of the group was intubationable during the full tolerance phase. Minor involuntary arousals occurred in most animals, especially due to manipulation. Mean heart rate was 110.25 to 115.94 bpm, which is by trend too low in relation to the body weights, regarding Heard`s (2007) formula: 241 x Mb-0,25 (Mb = body weight). Bradycardia mostly emerges from the use of alpha-2-agonists. Mean respiration rate was 25.34 – 34.93 breaths/min and decreased statistically significant during anesthesia (p=0.0001), though no critical respiratory depression occurred in any animal. The fossas displayed an average peripheral oxygen saturation between 88.82 and 92.70% that increased statistically significant (p=0.016) from the beginning of the tolerance phase to antagonization. Body temperature decreased during the anesthetic process from mean 38.70°C at the beginning to mean 37.95°C at the end.  
Critical changes in blood gas values, electrolytes or acid-base-status were not observed in any fossa. Although only venous blood samples had been examined, no noteworthy reduction of the function of the respiratory tract or ventilation had been determined. The fossas showed a stress-related metabolic acidosis at the beginning of the tolerance phase, with a decreased HCO3- and a compensatory reduced pCO2 and thus also a reduced TCO2. This metabolic acidosis normalized during the process. Moreover, the animals exhibited a tendency to hyperkalemia, a stress- and anesthetic-related hyperglycemia and the packed cell volume decreased also significantly during the process.
After application of atipamezole at 5-times the dosage of the administered medetomidine recovery was quick and uneventful. 7 of the 19 fossas raised their head already at the time of atipamezole administration or during the relocation from the examination table into the recovery box. Mean head raising occurred after 2.63 ± 3.04 minutes.
The sex-related differences determined in this study are remarkable. Male fossas appear to react more sensitive to the administered anesthetics than females. After the application of medetomidine and ketamine the anesthetic effect occurred statistically significant earlier in males than in females. Mean induction time of a male fossa lasted 11.64 ± 1.39 minutes and was hence statistically significant shorter than the mean induction time of a female fossa with 20.46 ± 2.09 minutes. Thus, females fell asleep more slowly and woke up faster than males. Female mean head raising was after 0.60 ± 1.39 minutes and therefore much earlier than male head raising after 11.47 ± 2.60 minutes. Moreover, anesthetic depth in males was rated tendentially rather “good” and in females rather “adequate”.
The data gained with this study show that the combination of the alpha-2-agonist medetomidine and the dissociative anesthetic ketamine leads to a reliable, effective and partly antagonizable anesthesia in fossas suitable for general examinations, diagnostic imaging, microchip-implantation and sample collection even under field conditions. Medetomidine-ketamine anesthesia was characterized by a smooth onset and quick recovery and the monitoring indicated that the immobilization is physiologically sound.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 16:05

VOGLER, B. (2008)

Zur Reproduktionsbiologie der Fossa (Cryptoprocta ferox).

Dr. med. vet. Dissertation

152 Seite

Ganzer Text

Fachbereich Veterinärmedizin, Frei Universität Berlin
Leitung: Prof. Dr. Leo Brunnberg
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Die Fossa (Cryptoprocta ferox Bennt, 1833) gehört zu der Familie Herpestidae und ist das größte endemische Raubtier Madagaskars. Als einziger natürlicher Feind der großen Lemurenarten spielt sie eine potentiell wichtige Rolle im Räuber-Beute System der Insel. Seit 2002 wird sie auf der roten Liste der bedrohten Tierarten geführt. Die Fossa ist ein monöstrischer Einzelgänger mit einer kurzen Paarungszeit im Frühjahr.
In der vorliegenden Studie sollte die europäische Zoopopulation durch reproduktionsbiologische Parameter beschrieben, saison- und geschlechtsspezifische Unterschiede erfasst und der reproduktive Gesundheitsstatus erhoben werden. Hierzu wurden über den Zeitraum von zwei Jahren 16 männliche und 15 weibliche Fossas aus zehn europäischen Zoos, und somit über 50% des europäischen Zoobestandes, meist zu beiden Saisons – Paarungszeit (PZ) und Nicht-Paarungszeit (NPZ) – untersucht.
Die Körpermaße der Fossa wurden erfasst und der Penis detailliert beschrieben. Kranial des Skrotums wurde eine Erhebung entdeckt, die ultrasonographisch als zweilappige, in der Haut gelegene Drüse identifiziert und angesichts ihrer Lage als Praeskrotaldrüse bezeichnet wurde. Das Hodenvolumen und die Länge des Os penis wurden vermessen und dabei festgestellt, dass beide Größen mit dem Alter zunehmen. Das weibliche Genitale wurde auf das Vorkommen von Os clitoris und Klitorisstacheln untersucht und bei Vorkommen beider Merkmale das entsprechende Tier als maskulinisiert eingestuft. Das Os clitoris wurde aufgrund seiner geringen Größe ultrasonographisch dargestellt und vermessen – die Länge nahm mit dem Alter ab.
Die ultrasonographische Darstellung und Vermessung der inneren Geschlechtsorgane und –drüsen zeigten eine Tendenz zu größeren Volumina in der PZ; bei weiblichen Tieren wurde eine Follikelanbildung auf den Ovarien festgestellt. zu den pathologischen Befunden zählten der unilaterale Kryptorchismus sowie Zysten und schlechte Ausprägung des weiblichen Genitaltrakts.
Die Hormonanalysen spiegelten die ultrasonographischen Befunde wider. Bei der Kothormonanalyse zeigten die Männchen, zwei nicht-trächtige sowie das trächtige Weibchen die höchsten Konzentrationen der gemessenen Sexualhormonmetabolite (Dihydrotestosteron bzw. 5-Progesteron) innerhalb der PZ innerhalb der PZ. Die Werte des trächtigen Weibchens überstiegen dabei die Konzentrationen der nicht-trächtigen um ein vielfaches und blieben bis kurz nach der Geburt auf einem deutlich erhöhten Niveau. Im Kot zweier weiterer nicht-trächtiger Weibchen wurden über den Jahresverlauf keine deutlichen Änderungen der Sexualhormonmetabolite festgestellt. Die Bluthormonanalyse wies bei Männchen höhere Testosteronwerte als bei Weibchen nach; saisonal waren diese Männchen in der PZ und bei Weibchen in der NPZ erhöht. Die bei Weibchen gemessenen Estrogenwerte waren in der PZ erhöht, die Progesteronwerte in der NPZ.
Die spermatologiseh Untersuchung umfasste die Erhebung der klassischen Ejakulat-Parameter sowie die ultrastrukturelle Beschreibung der Fossa-Spermien. Es zeichnete sich eine Tendenz zu höheren Ejakulatvolumina, höherer Motilität und geringerer Spermienkonzentration in der PZ ab. Morphologisch konnten fünf Kopftypen abgegrenzt werden, welche saisonal zu unterschiedlichen prozentualen Anteilen im Ejakulat vorkamen. Im weiteren war in der PZ eine Tendenz zu längeren Spermien festzustellen.
Die Duftstoffanalyse an Fossa-Haaren zeigte saison- und geschlechtsspezifische Duftstoffmuster und es konnten einige geschlechtsspezifische Substanzen identifiziert werden.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:58

STAMMER, S. (2003)

Verhaltensbeobachtungen an Fossas (Cryproprocta ferox) im Zoologischen Garten.

Diplomarbeit

61 Seite

Fachbereich Biologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Leitung: Prof. Dr. Hartmut Greven
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Das Ziel der Arbeit war, die Verhaltensweisen von Cryptoprocta ferox zu beschreiben und zu dokumentieren.
1. Von Mai bis September 2002 wurden einzelne Tiere der Fossa-Zuchtgruppe im Zoo Duisburg beobachtet und ihr Verhalten mit der Videokamera aufgenommen. Von April 2003 bis Juni 2003 wurde ein 8-jähriges Weibchen in Einzelhaltung und während der Paarungszeit in Paarhaltung mit einem adulten Männchen (Alter unbekannt) intensiver beobachtet und ihr Verhalten protokolliert. Außerdem ein 7-jähriges Männchen in Einzelhaltung.
2. Die 46 beobachteten Verhaltensweisen wurden in 11 Gruppen eingeteilt: Sitz- und Ruhepositionen, Standpositionen, Lokomotion, Optische Wahrnehmung, Olfaktorische Wahrnehmung, Ruhen/Schlafen, Komfortverhalten, Markierverhalten, Nahrungsaufnehme, Paarungsverhalten und Jagen/Kämpfen.
3. Als Ergebnisse können festgehalten werden:
Die Aktivität der Fossas wird durch die Fütterungs- und Reinigungszeiten beeinflusst. Cryptoprocta ferox ist im Hinblick auf ihre bevorzugten Aktivitätszeiten Opportunist. Bei rolligen Weibchen tritt zusätzlich ein Verhalten, ähnlich dem Sternal-Markieren auf. Dieses drückt sich durch kraftvolles Reiben mit Hals und Kopf an der Gehegeeinrichtung aus. Das Beknabbern von Ästen geschieht nicht zufällig und ist nicht mit dem Markierverhalten korreliert. Sind die Fossas aggressiv und/oder aufgeregt, stellen sie die Haare des ersten Drittels ihres Schwanzes auf, zusätzlich kann der Schwanz einige Male hin und her peitschen. Das Gesicht einer in menschlicher Obhut aufgewachsenen und gehaltenen Fossa beträgt für adulte Männchen ca. 12 kg und für adulte Weibchen ca. 7 kg.
Die Tiere zeigen in der neuen Zuchtanlage nicht mehr so viele Formen von Bewegungsstereotypen. Bei Männchen kommen diese häufiger vor als bei Weibchen.
Die Tragzeit beträgt bei Cryptoprocta ferox etwa 50 Tage. Die Jungen verlassen ca. 2 Monate nach der Geburt das erste Mal die Wurfbox. Das häufige Umsetzen der Tiere könnte bei den territorial lebenden Fossas Stress auslösen. Daher sollte man überlegen, den Tieren Stammgehege zuzuordnen, von denen aus sie manchmal die Möglichkeit erhalten, über Schieber oder Verbindungstunnel in ein anderes Gehege zu wechseln.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:56

RÖMER, R. (1997)

Aspekte des Verhaltens der Fossa (Cryproprocta ferox)  unter Gefangenschaftsbedingungen.

Diplomarbeit

158 Seiten

Fachbereich Biologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Leitung: Prof. Dr. H. Hemmer
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Ziel der Arbeit war es, das Verhalten von Cyptoptocta ferox unter Gefangenschaftsbedingungen zu untersuchen. Dazu wurden im Zoologischen Garten Frankfurt am Main ein Kater und eine Katze im Alter von zwei Jahren, die im Grzimek-Haus paarweise gehalten werden, in drei Beobachtungsabschnitten (Tag-, Nacht- und 24-Stunden-Beobachtung) von April bis November 1996 beobachtet.

Vergleichende Beobachtungen wurden Anfang September 1996 im Zoologischen Garten Duisburg mit folgenden Tieren durchgeführt: Ein Geschwisterpaar (Kater und Katze) im Alter von einem Jahr, die auch paarweise gehalten werden, eine vierjährige Katze mit 2 Jungtieren im Alter von 3 Monaten, die einzeln gehalten wird und ein 14-jähriger Zuchtkater, der ebenfalls in Einzelhaltung lebt.

Das Verhalten der Tiere wurde in qualitativen Beobachtungsprotokollen festgehalten und zum Teil zusätzlich mit einer Videokamera aufgezeichnet. Das Verhalten der Frankfurter Fossas während der Nachtstunden wurde ausschließlich mit einer Infrarot-Videokamera auf einem Langzeitvideorekorder aufgenommen. Die quantitative Erfassung des Verhaltens wurde in Frankfurt und Duisburg mit einem Beobachtungsbogen vorgenommen und anschließend statistisch ausgewertet.

In der statischen Auswertung wurden die prozentualen Verhaltensanteile am Gesamtverhalten mit Klimafaktoren, Aufenthaltszeiten und anderen prozentualen Verhaltensanteilen korreliert. Verhaltensvergleiche zwischen den Fossas aus dem Frankfurter Zoologischen Garten und der Duisburger Haltung wurden mit einem parameterfreien Testverfahren – dem U-Test nach MANN  WHITNEY – durchgeführt.

Die Aktivitätsgliederung der in Frankfurt gehaltenen Tiere wurde für die drei Beobachtungsphasen getrennt ermittelt und graphisch dargestellt. Der Zusammenhang zwischen Aktivitätsgliederung und Einflüssen tierpflegerischer Maßnahmen auf das Verhalten der Fossa wurde überprüft.
Als Ergebnisse können festgehalten werden. Das soziale Spiel ist bei jüngeren Fossas, die paarweise gehalten werden, vielfältig ausgeprägt. Verfolgungs- oder Jagdspiele können dann beobachtet werden, wenn die Tiere keinen Störungen ausgesetzt sind. Bewegungsstereotypien treten bei Cryptoprocta vermehrt auf, je älter die Tiere werden oder wenn sie in Einzelhaltung leben. Bei jungen Fossas sind Bewegungsstereotypen beim Kater öfter zu beobachten als bei der Katze, auch wenn die Tiere paarweise gehalten werden. Die Stereotypien treten dafür nur kurzzeitig auf. Insgesamt konnten bei Fossas, die paarweise gehalten werden, vor allem mehr soziale Aktivitäten beobachtet werden. Die Frage, ob unter den Haltungsbedingungen im Zoologischen Garten Frankfurt am Main eine erfolgreiche Zucht möglich ist, konnte nicht beantwortet werden.

 

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Dienstag, 19 Juni 2018 15:42

KLOCKENKÄMPER, M. (1988)

Verhaltensbeobachtungen an der Fossa (Cryptoprocta ferox  Bennett 1833).

Diplomarbeit

176 Seite

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn
Leitung: Prof. Dr. H.-M. Zippelius
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine ausführliche Beschreibung des Verhaltens von Cryptoprocta ferox, die eine Ergänzung und Vervollständigung der bisher fragmentarisch oder schwerpunktmäßig vorliegenden Kenntnisse liefern soll.

Im Hinblick auf die umstrittene systematische Zuordnung der Fossa zu den Feliden bzw. zu den Viverriden ist die Bedeutung von Verhaltensbeobachtungen nicht zu unterschätzen. Bedingung für die taxonomische Aussagekraft von Verhaltensweisen annehmen, die bei allen beobachteten Exemplaren in annähernd gleicher Form auftreten und die eine lebenserhaltende bzw. die Überlebenschancen des Erbguts erhöhende Funktion erkennen lassen.

Auf der Grundlage der bestehenden Systematik und damit unter der Voraussetzung, dass innerhalb der Überfamilie der Felidea eine Homologie der Merkmale besteht, sollen die an der Fossa festgestellten Verhaltensmerkmale mit denen der Feliden und der Viverriden verglichen werden. zur Entscheidung, ob Verhaltensmerkmale für taxonomische Folgerungen brauchbar sind, soll der Vergleich mit den als „out-group“ zu betrachtenden Musteliden beitragen. Einer ausführlichen Verhaltensbeschreibung folgt in dieser Arbeit ein Vergleich mit dem Verhalten von Vertretern aus den oben genannten Familien. Anhand einer Tabelle werden Verhaltensähnlichkeiten aufgelistet. Aus dieser Gegenüberstellung geht hervor, dass Ähnlichkeiten, die Cryptoprocta mit den Feliden zeigt, häufig zugleich Ähnlichkeiten mit den Viverriden sind. Gleichermaßen bestehen Übereinstimmungen zu den Musteliden in den Verhaltensmerkmalen, die Cryptoprocta mit den Katzen teilt. Daraus lässt sich schließen, dass das entsprechende Verhaltensmerkmal entweder konvergent zweimal entstanden oder symplesiomorph ist. Nach diesem Vergleich gibt es kein eindeutiges Verhaltensmerkmal, das die Fossa ausschließlich mit den Feliden gemein hat. Dagegen zeigen sich in der Mehrzahl Ähnlichkeiten zwischen Cryptoprocta und den Viverriden. Es gibt einige Verhaltensmerkmale, die Cryptoprocta ausschließlich mit den Viverriden teilt. Dies spricht für eine Synapomophie der Verhaltensmerkmale.

Aufgrund der vorliegenden Verhaltensbeobachtungen und mit der bisherigen Kenntnis über Vertreter der zum Vergleich herangezogenen Familien lässt sich die Fossa anhand ihrer Verhaltensmerkmale innerhalb der bestehenden Systematik den Viverriden zuordnen.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:39

JUNGNICKEL, S. (2002)

Anatomie des Lokomotionsapparates von Cryptoprocta ferox (Viverridae, Ord.: Carnivora) unter biomechanischen Aspekten.

Diplomarbeit

261 Seite

Zoologisches Institut, Universität Karlsruhe
Leitung: Prof. Dr. Norbert Rieder
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Verschiedene Autoren haben immer wieder die Katzenähnlichkeit der Fossa betont, und dargestellt, dass Cryptoprocta eine Zwischenform zwischen dem grundlegenden, urtümlichen Carnivorenbauplan, den die Ginsterkatzen repräsentieren, und dem moderneren Katzenbauplan sei, oder eine Primitivform der Katzen. Dies wurde u.a. an der Gebissformel festgemacht (Fossa: 32 Zähne im Vergleich zu den anderen Viverriden mit 44 Zähnen; die meisten Katzen besitzen nur noch 30 Zähne) (MACDONALD 1995). Andere Autoren jedoch wiesen an den Drüsen und den Zähnen viverridentypische Merkmale nach (nach GRZIMEK 1988).

Wie in dieser Arbeit im Kapitel zur Anatomie gezeigt wurde, stimmen tatsächlich viele der Konstruktionseigenschaften der Fossa mit denen der typischen Feliden überein (als Beschleunigungsspezialisten), doch ist dies auf eine ähnliche Spezialisation der Konstruktionen auf Beschleunigung und Ausnutzung der elastischen Wirbelsäule zurückzuführen, die sich in den anatomischen Merkmalen äußern, und nicht auf gemeinsame Ursprünge.

Gemeinsame Merkmale mit den Feliden sind beispielsweise: das fehlende Nuchalligament, das fehlende Sacrotuberalligament, die starke Muskularisierung des Lokomotionsapparates, und die größeren Freiheitsgrade der Bewegungen, darüber hinaus auch z.B. der einheitliche M. sartorius und das Auftreten eines M. soleus. Doch die Fossa besitzt auch viele arteigene oder viverridentypische Konstruktionseigenschaften: die lange Rumpfwirbelsäule ist mit einer starken Kyphose verbunden, und es treten viele Adaptionen an die kletternde Jagd- und Lebensweise auf, wie der semiplantigrade (bedingt plantigrade) Vorderfuß mit 5 langen Zehen. Wie man bei der Durchsicht der Ergebnisse zur Analyse des Tragsystems der Wirbelsäule erkennt, sind an der Wirbelsäulenkonstruktion  der Fossa keine hochspeziellen Vorrichtungen zu finden, sondern lediglich geringe Abweichungen und Modifikationen der Bauweise anderer Carnivoren. Insgesamt hat die Konstruktion der Fossa viele Parallelen bzw. Ähnlichkeiten zur Bauweise der typischen Katze, wenn auch die Kyphose bei der Fossa viel stärker auffällt und die Vorderbeine verkürzter sind. Darüber hinaus ist auch die Bauchmuskulatur straffer als bei der Katze. Auch die Gangarten unterscheiden sich geringfügig von denen der "typischen" Katzenkonstruktion, da die Fossa im Besonderen auch den Trab und das Vertical Looping beherrscht.

Gemeinsame Merkmale mit anderen Viverriden wie beispielsweise Genetta spec. oder Ichneumon albicauda (TAYLOR 1976) sind der M. glutaeofemoralis profundus (der exklusiv bei Viverriden, zumindest bei Genetta genetta und einigen anderen, auftritt), die lange Wirbelsäule, die relativ kürzeren Vorderbeine sowie das Auftreten des M. soleus. Anhand der auftretenden besonderen Muskel- und Skeletteigenschaften lässt sich die Fossa im Rahmen der Konstruktionsanalyse eindeutig dem Viverriden-Konstruktionstypus bzw. den Viverriden zuordnen.

Sogar einige gemeinsame Merkmale mit den Hyaenidae (SPOOR, BADOUX, 1986, 1989) treten auf: auch bei ihnen fehlt das Nuchalligament, und beispielsweise sind die ventralen äußerlichen Halsmuskeln stark verschmolzen. Gemeinsame Merkmale mit den Konstruktionseigenschaften der Musteliden sind beispielsweise der plantigrade Vorderfuß und die Reduktion der Interspinalligamente bei gleichzeitiger Verstärkung der Interspinalmuskulatur zur Flexibilisierung der Wirbelsäule (Martes). Die Reduktion der Interspinalligamente geht bei Cryptoprocta aber nicht ganz so weit und ist gleichzeitig auch mit einer Verstärkung der Aponeurosen der Interspinalmuskeln verbunden, was in Anbetracht der Körpergröße und des -gewichtsbei der Fossa verständlich wird.

Insgesamt ähnelt die Konstruktion von Cryptoprocta ferox  sowohl dem Feliden- als auch dem Musteliden-Bauplan, dabei sind aber viele der Eigenschaften des Tragsystems besonders aufeinander abgestimmt und optimiert, v.a. im Zusammenhang mit der langen Wirbelsäule, der Körpergröße und der kletternden Jagdweise, die mit großer Muskelkraft verbunden ist. Viele Eigenschaften der Fossa bedingen, dass sie Genetta spec. (Viverrinae) - unter den von TAYLOR (1974, 1976) untersuchten Viverriden- am ähnlichsten ist. Eine Entwicklung des Lokomotionsapparates  von Cryptoprocta selbst zu einer typischen Katzenkonstruktion ist kaum zu erwarten, solange das Tier in seiner Nische weiter existieren kann, d.h. die Wälder und die typischen arborikolen Beutetiere erhalten bleiben, und die Konkurrenz mit ausgewilderten Hauskatzen und Haushunden klein bleibt. Bei der Gebiss- und Kiefer-Konstruktion wäre ein fortschreitender Umbildungsprozess zu einer noch katzenähnlicheren Kiefer-Konstruktion denkbar, da diese für das schnelle Töten der Beute am effektivsten ist. Zudem hat sich Cryptoprocta ferox, die etwa seit dem Tertiär vorhanden ist, seit dieser Zeit kaum verändert (PUSCHMANN 1989, SAVAGE 1978). Dies bestätigt die Annahme, dass die Konstruktionseigenschaften des Lokomotionsapparates der Fossa recht "zeitlos" bzw. erfolgreich genug sind, sofern sich das Tier in der geeigneten Umwelt  aufhält. Da von den Viverriden aber oftmals von Geschlechtsdimorphismus  oder –imitationen berichtet wird (MACDONALD 1995), sind (weitere) Veränderungsvorgänge in dieser Hinsicht denkbar.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 15:28

HAWKINS, C. E. (1998)

Verhalten und Ökologie der Fossa (Cryptoprocta ferox (Carnivora, Viverridae)) in einem trockenen, laubabwerfenden Wald in Westmadagaskar.

Behaviour and ecology of the fossa (Cryptoprocta ferox (Carnivora, Viverridae)) in a dry deciduous forest, western Madagascar.

Dissertation

146 Seiten.

Institute of Biological and Environmental Sciences, University of Aberdeen, Schottland
Leitung: Prof. Dr. Paul Racey
Zoo Duisburg

Abstract:

Several observed aspects of the fossa’s behaviour and ecology were not those predicted according to current theory. This was taken as an indication that the study of mammalogy requires a larger contribution from work on tropical forest mammals. It was further proposed that at least some of the unexpected attributes found in the fossa may be peculiar to species with an extremely low population density relative to body size. In the fossa, the low population density found was in turn attributed to the high proportion of primates in its diet.
None of the reserves in Madagascar were predicted to contain a population of fossas that is likely to be viable. Recommendations were made for a strategy for the conservation of the fossa, specifically to establish larger forest reserves, with a suggested minimum area of at least 2000 km².
Recommendations were made for further research, especially to carry out extensive radio-tracking work and dietary analysis in other areas, allowing investigation of population densities and mating system in other forest types and a generalization of the fossa’s habitat requirements. Captive work and genetic analysis also has the potential to explain many of the questions arising from the present study. Work on other tropical forest carnivores, which is very rare in the literature, is also strongly recommended.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx