Donnerstag, 14 Juni 2018 09:12

PICHLER, CH. L. (2014)

Genetic and Morphological Characterization of a Newly Found Aphanius Population (Cyprinodontidae) from Kaklik, Turkey, and of Populations from Lakes Aci, Burdur and Salda.

Masterarbeit

41 Seiten

Ganzer Text

Institut für Zoologie, Universität Wien
Leitung: Univ.Doz.Dr. Günther Gollmann
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Die Türkei ist Hotspot für Arten der Gattung Aphanius (Cyprinodontidae), die im Süß- und Brackwasser rund um das Mittelmeer, als auch im Nahen Osten vorkommt. Im Besonderen der Seendistrikt, eine Seenlandschaft im Südwesten der Türkei, ist bekannt für die hohe Diversität. Um eine neuentdeckte Aphanius-Population zu charakterisieren, haben wir sowohl genetische als auch morphologische Variation in sechs Populationen untersucht. Insgesamt wurden 209 Individuen folgender Arten miteinbezogen: A. anatoliae und A. splendens, Saldasee, A. sureyanus, Burdursee, A. transgrediens, Lake Aci, A. maeandricus, Quelle in Işıklı, und A. sp. “Kaklik cave”, Kaklik. Im Ganzen wurden vier Methoden verwendet: sechs Mikrosatelliten, der D-loop als mitochondrialer Marker, Amplified Fragment Length Polymorphism (AFLP) und eine geometrisch-morphometrische Methode, um Lateralbilder der Fische zu analysieren.

Alle Methoden zeigten, dass sich die Kaklik population von den Populationen im Seendistrikt abhebt und mit A. maeandricus näher verwandt ist. Die hohe Anzahl von fixierten privaten Fragmenten in A. transgrediens zeigt, dass diese Population von den anderen Seen getrennt ist, aber A. sureyanus am nächsten steht, was der geografischen Ausgangslage entspricht. Die Verwandtschaft der Populationen im Salda- und Burdursee ist komplex: mitochondriale Haplotypen von A. anatoliae können in beiden anderen Populationen gefunden werden, obwohl die Burdurpopulation isoliert ist. Aus der Anzahl der fixierten privaten Fragmente von A. anatoliae schließen wir, dass diese Population der Vorfahre gewesen sein könnte. Aphanius splendens lebt syntop im gleichen See wie A. anatoliae, die genetischen Ergebnisse deuten jedoch auf zwei getrennte Genpools hin.

Abstract:

Turkey is the hotspot for Aphanius, a cyprinodont genus, occurring in brackish and freshwater around the Mediterranean and in the Near East. Especially a region in the southwest of Turkey, also called the Lakes District, is known for its high diversity in this taxon. To characterize a newly found Aphanius population in this region, we studied genetic and morphological variation in six populations. A total number of 209 specimens was included in this study, comprising the following species: A. anatoliae and A. splendens, Lake Salda, A. sureyanus, Lake Burdur, A. transgrediens, Lake Aci, A. maeandricus, Işıklı spring, and A. sp. “Kaklik cave”, Kaklik. Four different methods were used: six microsatellite markers, a mitochondrial marker encoding the d-loop including four out-group species, Amplified Fragment Length Polymorphism (AFLP) and geometric morphometrics for analysing photographs of each specimen.

All methods show that the new population in Kaklik is distinct from the Lakes District populations, but genetically related to A. maeandricus. The high number of fixed private fragments within the AFLP method in A. transgrediens suggests that this population is isolated, but is close to A. sureyanus, representing the geographic situation. The populations in Lakes Salda and Burdur exhibit a complex relationship: mitochondrial haplotypes of A. anatoliae were found in A. splendens and sureyanus, even though A. sureyanus occurs isolated as only species in Lake Burdur. Due to the number of fixed private fragments in A. anatoliae, we suggest that this population was the ancestral population. Aphanius splendens occurs syntopically with A. anatoliae, but genetic results suggest two separated gene pools.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:47

REITER, S. (2010)

Effects of positive reinforcement training on stereotypic behavior in Giraffes (Giraffa camelopardalis).

Masterarbeit

79 Seiten

Ganzer Text

Institut für Naturschutz und Biodiversitätsmanagement, Universität Wien
Leitung: Ao. Prof. Dr. Kurt Kotrschal
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Stereotypien sind ein typisches Zeichen für ein schlechtes mentales Wohlbefinden bei Tieren, die in Gefangenschaft gehalten werden. Sie variieren stark in ihrer Intensität und Ausprägung. Suboptimale Haltung und schlechte Umweltbedingungen können als Grund für schlechtes mentales Wohlbefinden solches Verhalten auslösen, oder – soweit schon vorhanden – verstärken. Tieren in Gefangenschaft fehlt im Normalfall die Möglichkeit die ganze Bandbreite an Verhaltensaspekten ihrer Art auszuleben. Sie müssen zum Beispiel nicht aktiv nach Nahrung oder Geschlechtspartnern suchen oder Fressfeinde vermeiden. Bei den meisten Arten werden arttypische Verhaltensweisen, der Drang ein Territorium zu etablieren oder sich Nahrungsquellen oder bestimmte Gebiete gegen Andere abzusichern von Tierpflegern oder der Anlagenbeschaffenheit eingeschränkt. Diese Einschränkung des normalen Verhaltensspektrums hat oft negative Auswirkungen auf das Verhalten eines Tieres: Probleme im Sozialverhalten, repetitives Verhalten, Langeweile, selbstdestruktives Verhalten etc. können daraus resultieren. Stereotypien sind
verkümmerte Ausdrücke von Verhaltensweisen, die aufgrund der Lebensumstände in Gefangenschaft nicht in ihrer vollen Bandbreite ausgelebt werden können.
Um dieses Fehlen von adäquaten mentalen Stimuli – die für einen stabilen mentalen Zustand notwendig wären – auszugleichen, werden verschiedenste Arten von Enrichment und Training angeboten. Zusätzlich dazu sollten Tiere von ihren Tierpflegern die Möglichkeit erhalten, ihre Umwelt aktiv zu beeinflussen. Dadurch können stereotypes Verhalten, Stress, Angst und aggressives Verhalten reduziert werden (Laule & Desmond, 1993). Diese Studie befasste sich im Detail mit den Effekten von Training mit positiver Verstärkung auf die vier Giraffen im Zoo Schönbrunn, Wien im Jahr 2010. Verschiedene Verhaltensaspekte, hauptsächlich Stereotypien, wurden an Trainingstagen und Nichttrainingstage analysiert. Ich
erwartete dass Stereotypien an Nichttrainingstagen und vor Training intensiver ausgelebt werden. Eine Reduzierung von stereotypem Verhalten wurde als Verbesserung des geistigen Wohlbefindens betrachtet.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Training zwar als Kurzzeiteffekt orale Stereotypien verringert, dafür aber lokomotorische Stereotypien verstärkt. Das Ablecken futterfremder Objekte (Licking) hat sich bei drei der vier Giraffen verringert, während stereotypes Hin- und Herlaufen (Pacing) sich bei drei von vieren verstärkt hat. Vermutlich hat die Art der Durchführung des Trainings einen Stimulus für vermehrte Zungenaktivität geboten, aber im gleichen Moment die Bewegungsfreiheit innerhalb des Stalles so eingeschränkt, dass diese Verschiebung zustande kam. Wetter beeinflusste stereotypes Verhalten zusätzlich: Pacing verstärkte sich an Tagen mit schlechtem Wetter. Der Umzug des jungen Männchens nach Italien führte auch zu Veränderungen des Verhaltens bei der Gruppe: Pacing und Licking reduzierten sich bei zwei Giraffen, während sich bei einer das Licking verstärkte. Veränderungen im Tagesablauf und Reduzierung von Langzeitstress könnten hierfür die Ursache sein. Insgesamt haben Stereotypien nur einen kleinen
Prozentsatz des täglichen Verhaltensspektrums der vier Giraffen ausgemacht.

Abstract:

Stereotypies are a typical sign of poor mental well-being in captive animals and vary broadly in their expression and intensity. Suboptimal housing and environmental factors as a cause of poor mental well-being can induce or enforce such behavior. Animals in captivity usually lack the possibility to display the whole variety of actions that belong to the natural behavioral pattern of their species. For example, they do not have to search for food and mating partners actively and do not have to avoid predators. In most animals, normal activity patterns, the urge to establish a territory or to monopolize food or special areas are reduced either by the facilities or keeper
intervention. This restriction of their normally broad spectrum of activities often has negative effects on the animal’s behavior: problems in social behavior, repetitive behaviors, boredom, selfdestructive behavior etc. can be the result. Stereotypies are expressed as dwarfed attempts to express certain behaviors that can not be shown in that form due to the life conditions in captivity. To compensate for this lack of adequate mental stimulation, which is necessary for a stable state of mind, different kinds of environmental enrichment, training, and the animal’s ability to influence and interact with their environment should be provided by keepers and trainers.
Stereotypic behavior, shyness, stress and aggressive behavior can thus be reduced (Laule & Desmond, 1993). This study took a close look at the effects of positive reinforcement training on the four Giraffes at the Vienna Zoo Schönbrunn in 2010. Several behavioral aspects, mainly stereotypies, were analyzed on training days and non-training-days. I hypothesized that stereotypies would be more intense on non-training-days and before training. A reduction of stereotypy was regarded as an
increase in mental well-being. The results show that training reduced oral stereotypies but triggered locomotor stereotypies as a short time effect: Licking non food objects was reduced in three of the four giraffes, whereas pacing was increased in three of the four. The training setup probably provided stimulus to tongue
2 movement due to treat access but restricted moving attempts inside the indoor enclosure, thus resulting in the shift. Bad weather affected stereotypic behavior negatively by enhancing walking and pacing. The departure of the youngest male also led to changes in the behavioral pattern: pacing and licking were reduced for two giraffes, while licking was increased for one animal. Differences in daily
activity and reduction of long term social stress can be the reasons for this. Overall, stereotypies made up only a minor percentage of the daily behavioral/activity pattern of the four giraffes.

 

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Freitag, 15 Juni 2018 08:39

WEISSENBÖCK, N. (2010)

Thermoregulation of African (Loxodonta africana) and Asian (Elephas maximus) Elephants: Heterothermy as an Adaptation of Living in Hot Climates.

Dissertation

73 Seiten

Ganzer Text

Institut für Zoologie, Universität Wien
Leitung: Univ.-Prof. Dr. Walter Arnold
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Elefanten haben als größte landlebende Säugetiere die kleinste Körperoberfläche im Verhältnis zum Volumen. Dadurch ist der Wärmeaustausch mit der Umgebung so eingeschränkt wie bei keinem anderen Säugetier. In der Kälte kann dies vorteilhaft sein, bei Hitzeexposition jedoch enorme Probleme bereiten. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum Elefanten das Fell verloren und ihre Körperwärme maßgeblich über Veränderungen der Hautdurchblutung regulieren. Während einer Studie zum temperaturregulierenden Verhalten von Afrikanischen Zooelefanten mittels Infrarot-Thermographie konnte ich eine Abnahme der Hauttemperatur, vor allem an den sensiblen Ohren, als Reaktion auf Kälteexposition beobachten. Die effektive
Vasokonstriktion der Hautgefäße scheint es dem Elefanten zu ermöglichen in kühlen Klimaten zu leben, so zum Beispiel in der Subhimalajaregion, wo Asiatische Elefanten bis zur Schneegrenze vordringen, oder in Westafrika, wo nachts Temperaturen unter dem Gefrierpunkt herrschen können. Unter gemäßigten klimatischen Bedingungen konnte an den untersuchten Zooelefanten zahlreich auftretende, unabhängige thermische Fenster an ihrer gesamten Körperoberfläche beobachtet werden. Die Häufigkeit dieser stark vaskularisierten Regionen nahm mit zunehmender Lufttemperatur und Körpergewicht der Tiere zu. Die fein abgestimmte und lokal beschränkbare Veränderung der Hautdurchblutung scheint es dem Tier zu ermöglichen über einen weiten Bereich von Umgebungstemperaturen seine Körperwärme ohne zusätzlichen Energieverbrauch zu regulieren. Ob dies ausreicht auch mit heißen Klimaten zurecht zu kommen, war die zentrale Fragestellung dieser Arbeit. Einige Wüstensäugetiere, so etwa die Kamele, sind in der Lage eine erhöhte Körperkerntemperatur während des Tages zu tolerieren, um dann die überschüssige Wärme während der kühleren Nachtstunden abzugeben. Diese so genannte „adaptive Heterothermie“ reduziert beides, den Wasser- und den Energiebedarf für die evaporative Kühlung. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob diese Anpassung auch bei Elefanten existiert, deren Wärmeabgabe vorrangig durch die enorme Körpergröße eingeschränkt wird. Aufgrund der Schwierigkeiten physiologische Parameter bei Elefanten kontinuierlich über längere Zeiträume zu erfassen, habe ich zuerst an der Entwicklung einer präzisen und zuverlässigen
Methode zur Messung der Körpertemperatur bei Großsäugetieren gearbeitet. Das
entwickelte telemetrische Verfahren konnte erfolgreich an Afrikanischen (Loxodonta africana) und Asiatischen (Elephas maximus) Zooelefanten angewandt werden.
Zur Beantwortung der Kernhypothese dieser Dissertation, habe ich schlussendlich die Körpertemperatur von elf adulten Asiatischen Elefanten in ihrem natürlichen Lebensraum in Thailand über längere Zeiträume erfasst. Dabei zeigte sich, dass Asiatische Elefanten, die einem feuchten und warmen Klima ausgesetzt sind, tatsächlich eine ausgeprägte Heterothermie zeigen, selbst wenn sie mit ausreichend Wasser und Futter versorgt werden. Die gemessene Körpertemperatur erreichte ihr tägliches Maximum kurz vor Sonnenuntergang und zeigte eine tägliche Schwankung, die etwa 2.6 mal so groß war als vom generellen allometrischen Zusammenhang zwischen Körpergröße und der täglichen Variationsbreite bei Säugetieren zu erwarten war. Ich berechnete, dass Elefanten 26.5 MJ Wärme in ihren massigen
Körpern speichern können, was in etwa 10% ihres täglichen Energieverbrauches entspricht. Diese überschüssige Wäre wurde nachts durch eine Erhöhung der thermischen Konduktanz wieder abgegeben. Die Wärmeabgabe nahm während der ersten Nachtstunden umso mehr zu, je höher die maximale Lufttemperatur war. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heterothermie in Elefanten eine adaptive und reguläre Reaktion auf hohe Lufttemperatur ist. Heterothermie ist also keine spezielle Wüstenanpassung, sondern scheint eine grundsätzliche thermophysiologische Reaktion bei Säugetieren zu sein, die an ihre physiologischen
Leistungsgrenzen stoßen.

Abstract:

Being the largest terrestrial animal on earth today, elephants have the smallest surface to volume ratio. Therefore, heat exchange with the environment is greatly restricted, as in no other terrestrial mammal. This may be of considerable advantage in the cold, but disadvantageous during exposure to heat. While studying the thermoregulatory behaviour of African zoo elephants via infrared thermography I observed, as a consequence of cold exposure, a reduction in skin temperature, particularly of the ears. The effective cutaneous vasoconstriction may enable the elephant to cope with low temperatures, e.g. in the sub-Himalayan region,
where Asian elephants travel up to the snow-line, or during the night in West Africa
where temperatures can drop below freezing. Under moderate temperate conditions, however, the studied zoo elephants abundantly showed small, independent thermal windows over their whole body surface. The frequency of these highly vascularised skin areas increased with increasing ambient temperature and body weight. The fine-tuned and locally restricted cutaneous blood flow may enable an animal to regulate its body heat without additional expenditure of energy over a wide area of ambient temperatures. Whether this is sufficient to cope with hot climate conditions was the central question of this thesis. Some desert mammals, such as camels, tolerate elevated core body temperature during the
day and dissipate the excess heat during the cooler night hours. This so-called “adaptive heterothermy” reduces both water and energy requirements for evaporative cooling. In this thesis I investigated whether this response also exists in elephants when primarily large body size constrains heat dissipation.
Owing to the difficulty obtaining physiological parameters continuously from large megaherbivores like elephants, I first had to develop a precise and reliable non-invasive method for determining the body temperature of large-bodied mammals. The telemetric procedure was employed successfully on African (Loxodonta africana) and Asian (Elephas maximus) zoo elephants. Finally, to answer the core hypothesis I measured body temperature over longer periods in eleven adult Asian elephants living in their natural habitat in Thailand. It became clear that Asian elephants exposed to the humid and hot climate, indeed showed pronounced heterothermia, even when supplied with plenty of water and food. Body temperature reached its daily peak before sunset and fluctuated with a daily range 2.6 times larger than expected from allometric relations between body size and daily range of body temperature in mammals. I estimate that elephants can store up to 26.5 MJ heat per day in their huge bodies, equivalent to about 10% of their daily energy expenditure. This heat load was dissipated during the night through an elevated thermal conductance. Heat dissipation increased during the first part of the night with a greater increase on days with higher maximum ambient temperature.
Heterothermy, therefore, is not a special desert adaptation, but rather seems to be a basic thermophysiological reaction of mammals pushed to their physiological limits.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:16

ZEITRÄG, C. (2014)

Vergleich des Sozialverhaltens von Jungtieren der Lemurenarten Lemur catta und Varecia rubra im Tierpark Hellabrunn.

Bachelor's Thesis

43 Seiten

Ganzer Text

Technische Universität München
Leitung: Prof. Dr. Gerstmeier
Tierpark Hellabrunn

Zusammenfassung:

Zwischen 10. August und 12. September wurden vergleichende Beobachtungen zwischen den Lemurenarten Lemur catta und Varecia rubra im Tierpark Hellabrunn durchgeführt. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf das Sozialverhalten der Zwillinge beider Arten und den relativen Abstand der verschiedenen Gruppenmitglieder zu diesen Jungtieren gelegt. Das gesunde Jungtier der Roten Varis Orlando verbrachte 37% weniger Zeit mit sozialen Verhaltensweisen, als die beiden Katta-Zwillinge. Diese tauschten die meiste soziale Interaktion untereinander aus, während Orlando den größten Anteil dieser Verhaltensweisen mit seiner Mutter verbrachte. Zu anderen Gruppenmitgliedern außer der Mutter und dem jeweiligen Zwilling war keine Präferenz erkennbar. Die Jungtiere beider Lemurenarten folgten ihrer Mutter. Orlando zeigte diese Verhaltensweise
ebenfalls mit seinem Vater Cooper, die Katta-Zwillinge beide mit dem jüngsten adulten Männchen und Bruder XL. Das Jungtier B folgte darüber hinaus auch Ludwina und Nick. Bei der Bestimmung der relativen Abstände der Gruppenmitglieder zu den Jungtieren stellte sich heraus, dass sich immer die Mutter und der jeweilige Zwilling in nächster Nähe zu dem Fokustier aufhielten. Bei den Roten Varis war dieser Abstand durchschnittlich etwa einen Meter größer, als bei den Kattas. Die anderen Gruppenmitglieder hielten sich bei beiden Lemurenarten stets über vier Meter von den Fokustieren entfernt auf. Das entwicklungsgestörte Jungtier der Roten Varis Otello verbrachte 5% weniger Zeit mit sozialen Verhaltensweisen, als sein Zwilling und innerhalb seines Sozialkontakts fast 25% weniger Zeit mit seiner Mutter und etwa halb so viel Zeit mit seinem Vater, als Orlando. Bei der sozialen Interaktion mit seiner Mutter machte das „Allogrooming“ 35% mehr aus, als bei seinem Bruder. Mit Cooper trat kein Spielverhalten auf, dafür aber „Allogrooming“ und „Sitzen mit Körperkontakt“, was beides zwischen Orlando und Cooper nicht beobachtet wurde. Bei den relativen Abständen der Gruppenmitglieder zu diesem Jungtier zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zu seinem Bruder.
Abschließend lässt sich sagen, dass die beiden Vertreter der Lemuridae zwar von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, ihr Sozialverhalten sich jedoch im Laufe der Evolution auf Grund der Anpassung der beiden Arten an verschiedene ökologische Nischen stark abgewandelt hat.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:11

LAMETER, K.A. (2015)

Analyse der unterschiedlichen Dominanzstrukturen der Menschenaffen (Hominidae) im Tierpark Hellabrunn.

Bachelor's Thesis

79 Seiten

Ganzer Text

Technische Universität München
Leitung: Prof. Dr. Gerstmeier
Tierpark Hellabrunn

Zusammenfassung:

Diese Bachelorarbeit befasste sich mit den Dominanzstrukturen der Menschenaffenarten. Hierbei konnten folgende Ergebnisse festgestellt werden:
1. Die beobachteten Verhaltensweisen waren bei den jeweiligen Arten und einzelnen Individuen einer Art unterschiedlich stark ausgeprägt.
2. Das Auftreten der Alpha-Tiere unterschied sich zwischen den Arten.
3. Das Sozialleben der Schimpansen unterschied sich deutlich von dem der beiden anderen Menschenaffenarten. Die Schimpansen zeigten insbesondere als einzige Art Allogrooming.
4. Die Orang-Utans ließen am wenigsten Interaktionen beobachten.
5. Die Art der Annäherungen unterschied sich vor allem zwischen den Schimpansen und den beiden anderen Arten.
6. Allen Arten war gemein, dass die jeweilige Gruppe ein Alpha-Männchen und ein Alpha-Weibchen, sowie ein Omega-Weibchen hatte.
7. Der Vergleich von Zoo- und Freilandstudien ist stark durch unterschiedliche Umweltfaktoren belastet.
8. Der Vergleich der Dominanzstrukturen der drei Menschenaffen ist aufgrund der unterschiedlichen Lebens- und Verhaltensweisen schwer möglich.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:43

BICHLMAIER, C. (2014)

Der Einfluss von Zoobesuchern auf Schimpansen (Pan troglodytes) im Tierpark Hellabrunn.

Bachelor's Thesis

49 Seiten

Ganzer Text

Technische Universität München
Leitung: Prof. Dr. Gerstmeier
Tierpark Hellabrunn

Zusammenfassung:

In der vorliegenden Arbeit sollte ermittelt werden, inwieweit Zoobesucher Einfluss auf die Schimpansen im Tierpark Hellabrunn haben. Sie können nämlich entweder Stress für die Tiere bedeuten oder aber auch als Stimulation oder Bereicherung dienen.
Die Tiere dieser Schimpansengruppe reagierten sehr wenig auf die Besucher, damit konnten nicht für alle Affen eindeutige Ergebnisse für die einzelnen Hypothesen ermittelt werden. Sepp, der jüngste Schimpanse, zeigte am meisten besucherorientiertes Verhalten, gefolgt von Willi, dem zweiten männlichen Tier. Die weiblichen Schimpansen schenkten den Besuchern gegenüber deutlich weniger Aufmerksamkeit.
Nur bei Sepp stieg die Anzahl der Interaktionen mit der Anzahl der Besucher.
Es kann nicht für die Gruppe allgemein gesagt werden, ob sich die Tiere bei vielen Besuchern vermehrt vorne oder hinten im Gehege bzw. oben oder unten aufhalten. Hier weichen die Ergebnisse für die einzelnen Tiere stark voneinander ab.
Sepp ist der einzige der Schimpansen, der signifikant stärker auf Kinder reagiert als auf Erwachsene, während die anderen Tiere der Gruppe gleichermaßen auf beide reagieren.
Die Beobachtungen, dass Schimpansen mehr auf Männer, die Objekte tragen, reagieren (COOK, HOSEY, 1995), kann in dieser Arbeit nicht bestätigt werden. Auf Männer und Frauen reagierten die Tiere statistisch in gleichem Maße, obwohl gewisse Tendenzen in Richtung männliche Besucher zu sehen waren. Bezüglich des Tragens von Gegenständen konnte nur für Sepp eine Signifikanz festgestellt werden, und dieser reagierte mehr auf Personen ohne Gegenstand.
Insgesamt können also keine eindeutigen Erkenntnisse formuliert werden, außer dass die Schimpansen im Tierpark Hellabrunn nur in sehr geringem Maße auf Besucher reagieren. Von welchen Eigenschaften das abhängig ist, möglicherweise vom Geschlecht oder Alter, müsste in einer weiteren Arbeit geklärt werden.
Abschließend ist zu sagen, dass wie von Chamove et al. behauptet, die Besucher für die Schimpansen im Tierpark Hellabrunn vermutlich eher als Bereicherung fungieren und eine Stimulation darstellen (CHAMOVE, HOSEY, SCHAETZEL, 1988) anstatt einen negativen Einfluss auszuüben, der die Tiere großem Stress aussetzt.
Dies wird durch das wenige, kaum aggressive, besucherorientierte Verhalten begründet und dadurch, dass sich die Tiere bei großen Menschenmengen nicht zwangsläufig zurückziehen, obwohl sie die Möglichkeit dazu hätten, sondern die Besucher sogar häufig selbst beobachten.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:25

DUTKIEWICZ, V. (2015)

Planung und Durchführung eines Unterrichtsprojekts zur Verhaltensbiologie der Honigbiene am außerschulischen Lernort Tierpark Bochum.

Planning and implementation of a school project regarding the behavior of the honeybee at ‘Tierpark Bochum’ as an example field trip location.

Masterarbeit

64 Seiten & Anhang

Ganzer Text

Ruhruniversität Bochum, AG Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie/
Leitung: Prof. Dr. W. Kirchner
Tierpark Bochum

Zusammenfassung:

Zoos bzw. Tierparks spielen als außerschulische Lernorte im Biologieunterricht eine wichtige Rolle, da sie durch die direkte Auseinandersetzung mit der Natur ein lebendiges Lernen ermöglichen. Damit bieten sie auch die Möglichkeit, Einblicke in Fachbereiche zu erlangen, welche im Klassenraum nicht möglich sind. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die Analyse eines geplanten, durchgeführten und evaluierten Unterrichtsprojekts für die gymnasiale Oberstufe am außerschulischen Lernort Tierpark Bochum zu dem Thema Verhaltensbiologie der Honigbiene.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Honigbiene‘ ist wichtiger denn je. Die Honigbiene, als einer der wichtigsten Bestäuber unserer heimischen Flora, ist in ihrem Bestand durch den Befall der Varroa-Milbe bedroht. Der altersbedingte Rückgang der deutschen Imker sowie die Tendenz zu einer stetig ansteigenden Monokultur, erschweren das Überleben der Honigbiene zusätzlich. Durch die praktische Vermittlung von Inhalten wie der ‚altersabhängigen Arbeitsteilung‘, dem ‚Bienentanz‘, der ‚Nestgenossenerkennung sowie ‚dem Befall durch die Varroa-Milbe‘ werden durch das Unterrichtsprojekt nicht nur curriculare Vorgaben erfüllt, sondern auch das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge gebildet sowie die besondere Verantwortung des Menschen für die Natur gefördert.
Für die Durchführung des Projekts stand ein PKW-Anhänger mit drei Schaubienenvölkern, das Beemobil, zur Verfügung.
Das Projekt wurde mit fünf Schulklassen des Gymnasiums bzw. des Gymnasialzweigs eines Berufskollegs erprobt. Dabei handelte es sich um vier Klasen der Oberstufe und einer, eigentlich nicht in das Konzept passenden, neunten Klasse. Insgesamt haben 101 Schülerinnen und Schüler an dem Projekt teilgenommen.
Die Schülerinnen und Schüler haben das Projekt im Durchschnitt alle sehr positiv bewertet. Durch die Ergebnisse der Evaluation lässt sich erkennen, dass es ihnen viel Spaß gemacht hat und ihnen die jeweiligen Teilaufgaben nahezu gleich gut gefallen haben. Ihren Lernzuwachs haben die Teilnehmer ebenfalls aus subjektiver Sicht als sehr hoch bewertet, dieser wurde jedoch nicht mit einem objektiven Testverfahren gemessen.
Da die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse das Unterrichtsprojekt insgesamt am besten bewertet haben und die meiste Begeisterung sowie Motivation vorwiesen, ist das Projekt, da es zusätzlich auch inhaltlich die Vorgaben des Lehrplans für die Mittelstufe abdeckt, für die Mittelstufe zu empfehlen.

Abstract:

Field trips to zoos represent an important part in Biology classes, since they provide an active learning environment by directly exposing students to nature
So they also give the opportunity to obtain insights in specific  fields, which a teacher  cannot provide in the regular classroom. The thesis at hand deals with the planning, implementation and evaluation of a school project regarding the behavior of the Honeybee (Apis mellifera). The project aims at the highest grades of the German ‘Gymnasium’ and takes the ‘Tierpark Bochum’ as an example field trip location.
The examination of the subject ‘Honeybee’ could not be more important. The Honeybee as one of the most important pollinator of our native flora is threatened by the infestation of Varroa Destructor. A growing monoculture and the decline of the German apiarist threaten the survival of the Honeybee too. The practical teaching of contents such as ‘the division of labor depending on the age’, ‘the dance of the Honeybee’, ‘the recognition of relatives’ and ‘the infestation of Varroa Destructor’ is one part of the project. However, the project does not only serve the curricular requirements, but also promotes the understanding of ecological interdependencies as well as awareness for responsible behavior towards nature.
For the implementation of this school project a truck trailer, called ‘Beemobil’ was provided by the working group ‘Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie’ of the ‘Ruhruniversität Bochum’ under the leadership of Prof. Dr. W. Kirchner. In this truck trailer three little bee colonies were installed for the observation of behavior. The project was tested with four senior high school classes and one junior high school class (9th). In total 101 students took part in the project.
It was valued highly at average by all students. The results of the evaluation show that the participants enjoyed the tasks almost equally well. They have rated their learning respective also as very high from subjective point of view.
The whole project attained high appreciation with students. Learning outcome and enjoyment were equally rated very high. Since the 9th graders rated the project best compared with the other classes and had the most enthusiasm and motivation, the project is recommend for the 9th grade because it also serves the curricular requirements for intermediate grades.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:01

SCHIMMELPFENNIG, A. (2015)

Eingewöhnungs- und Paarbindungsverhalten zweier neuer Sumatratiger im Osnabrücker Zoo.

Behavioural Adaptation and pair bonding behaviour in two new Suamtran tigers at Osnabrück Zoo.

Bachelorarbeit

40 Seiten

Ganzer Text

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Leitung: Dr. Olaf R.P. Bininda-Emonds, PD Dr. Udo Ganslosser/Prof. Dr. Med. Vet. Michael Böer
Zoo Osnabrück

Zusammenfassung:

Es werden Entwicklungs-Prozesse der allmählich-kontinuierlichen Anpassung an ein neues Gehege nach EEP-Transfer sowie an den potentiellen Paarungspartner als Sozialkumpan bei zwei subadulten Sumatratigern in der neuen  Tempelanlage des Osnabrücker Zoos beschrieben. Ethologische Parameter dieser Entwicklungen waren die Häufigkeiten gezeigter stressinduzierter agonistischer inter- und intraspezifischer Verhaltensmuster einerseits sowie soziopositiver  intraspezifischer Aktionen/Interaktionen andererseits. Die Zusammenführung beider Tiger erfolgte erst viele Wochen nach dem Transfer,  als schließlich bei beiden Individuen soziopositives Verhalten häufiger auftraten als Stressinduziertes Verhalten.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:13

THIEMANN, H. (1991)

Zur Problematik der Haltung von Walen in menschlicher Obhut.

Staatsexamensarbeit

151 Seiten.

Fachbereich Biologie, Universität Köln
Leitung: Prof. Dr. Gunther Nogge
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Zur Beurteilung der Problematik der Walhaltung in menschlicher Obhut ist es notwendig, dass Begriffe, die sowohl von der Öffentlichkeit, den Tierschützern, den Haltern von Walen und Delphinen als auch der Wissenschaft verwendet werden, die gleiche Bedeutung haben. Gerade in diesem Bereich ist das nur bedingt der Fall, da grundlegende Begriffe bei allen beteiligten Gruppen verwendet werden.

Eine Ursache dieses Problems ist darin zu sehen, dass die Bewertungskriterien oft nicht messbar, weil nicht quantifizierbar sind. Das äußere Wohlbefinden eines Wals oder Delphins kann die Qualität eines Haltungssystems widerspiegeln. Eine Beurteilung der Qualität beschränkt sich vorrangig auf die Faktoren „Krankheiten“, „Reproduktion“ und „Mortalität“ der Tiere. In diesem Sinne wurden in den vergangenen Jahren in etlichen Bereichen die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen, deren Umsetzung sich darin äußert, dass seit den Anfängen der Walhaltung die anfangs sehr hohe Mortalität gesunken ist. So wurden die Fang- und Transportmethoden in den letzten Jahren deutlich verbessert, die Anforderungen an die Wasserqualität und die Beckenmaße sind bekannt. Das Wissen über die richtige Ernährung ist vorhanden – eine gesunde Ernährung wird wegen der weiterhin zunehmenden Umweltverschmutzung aber immer schwieriger. Die Prävention von Krankheiten ist besser geworden; wenn allerdings eine Krankheit auftritt, endet sie relativ häufig tödlich. Auch das Verhalten von Walen und Delphinen in menschlicher Obhut ist im Gegensatz zu freilebenden Tieren weitestgehend bekannt, wobei die Beschäftigung der Tiere und die Stabilität der Gruppe zwei wesentliche Faktoren für das Wohlergehen der Tiere sind. Gesetzliche Regelungen werden immer umfassender und detaillierter. Dies gilt besonders für Fangquoten und Haltungsbedingungen.

Aus den Erfahrungen der Vergangenheit hat sich ergeben, dass sich die Haltung von Walen und Delphinen heute immer stärker auf wenige, gut adaptierbare Arten beschränkt. In Nordamerika, Ozeanien und Europa zeichnet sich eine Tendenz zum großen und gut ausgebauten Delphinarium ab, das eine „adäquate Haltung“ so gut wie möglich gewährleistet. Dagegen nimmt die Zahl der Freizeitparks ständig ab.

Dennoch wird die Diskussion der Problematik der Walhaltung seit ihrem Beginn bis in die heutige Zeit leidenschaftlich geführt und wird auch in Zukunft weiterhin kontrovers bleiben.

 

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Montag, 11 Mai 2015 09:08

SANDMANN, R. (1973)

Sozialverhalten und Nestbau bei Webervögeln.

Staatsexamensarbeit

Fachbereich Biologie, Gesamthochschule Duisburg
Leitung: Prof. Dr. Ilse Danneel, Dr. Manfred Pietsch
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Aktivitäts- und Ruheperioden sind dem natürlichen Tagesablauf angepasst: Aktivität von 6.30 – 11 Uhr, Ruhepause von 11-15 Uhr. Aktivität 15 – 19 Uhr.

Soziale Auseinandersetzungen im Allgemeinen nur Androhung, Austragung durch Schnabelhiebe.
Auslöser:
a) Verletzung des Individualabstandes
b) Verletzung des Brutreviers
c) Nistmaterial
d) ein bestimmtes Weibchen.
Streit um Futter war nicht zu beobachten.

Soziale Struktur:
Ploceinen sind gesellig. Tiere, deren Neugier- und Erkundungsverhalten besonders stark ausgeprägt ist, exponieren sich durch ihr Verhalten und lösen scharenweise Nachahmung aus.

Balzverhalten:
Einsetzen des Balzverhaltens zu unterschiedlichem Zeitpunkt (vor, während, nach dem Nestbau), zitternde, schwirrende Bewegung von Flügeln und Schwanz als Ausdruck der inneren Disposition, nicht auf ein bestimmtes Weibchen gerichtet. Typischer Balztanz: Rüttelbalz. Mehrfach interspezifisches Balzverhalten.

Nistplatzwahl
Auslösender Schlüsselreiz: senkrechte Wand mit steiler Kante, auch Maschendraht wird als steile Wand empfunden. Dementsprechend Nestbau in der Hauptsache an den Volierenwänden. Bewußtsein für die Gefährdung des Niststandortes als Ergebnis von Erfahrung.

Nistmaterial
Palmfasern stark bevorzugt. Farbwahl bei Bast in der Reihenfolge hellgrün, blaugrün, natur, violett, rot, orange. Ploceinen besitzen offensichtlich die Fähigkeit, Farben und Farbkomponenten wahrzunehmen. Feuchtes gegenüber trockenem Material bevorzugt. Bewußtsein für die Haltbarkeit des Materials entwickelt.

Transport des Nistmaterials
Abreißen der Palmfaser durch Hineinbeißen und Abziehen entlang der Fieder. Dabei läuft der Vogel auf der Fieder entlang. Länge 10 – 30 cm, Dicke 2 – 3 mm. Der Vogel behält die Faser dort im Schnabel, wo er hineinbiß, um sie abzureißen. Kurze Fasern werden in der Mitte gefasst.

Befestigung des Nestes und Nistansatzes
Ansatzpunkte: in Gabeln hängend, auf Gabeln aufliegend, an waagerechten Ästen. Befestigung durch Umwickeln, Durchstecken und Anziehen zum Knoten. Bau des Ansatzes nach dem „Versuch-Irrtum“-Prinzip, jedes Tier macht 3 -6 Ansätze, ehe der endgültige Neststandort feststeht.

Stadien des Nestbaus
generell: 6 Phasen
1. Phase Bau der Ansätze und deren Verbindung zur Schaukel
2. Phase Bau des Ringes
3. Phase Bau des Daches
4. Phase Bau der Brutkammer
5. Phase Bau der Vorkammer
6. Phase Bau der Einflugröhre
Die 2 Phasen des Innenausbaues – inneres Dach und Auskleidung der Brutkammer – waren nicht zu beobachten. Abweichend: häufige Veränderung der Phasenfolge und Überspringen einzelner Stadien. Beherrschung des Nestbaues erweist sich als Erfahrungswissen.

Nestbaubewegungen
Grundprinzip: ein Faserende unter den Fuß klemmen, anderes hängt herab, Kopf zur anderen Seite drehen und von unten Faden heraufholen. Ständiges Wiederholen des Vorganges mit leichter Drehung der Phaser, so daß diese glatt anliegt. 2/3 werden umgewickelt durchgesteckt. Ende wird heraus und fest angezogen. Bau der Ansätze sitzend. Bei der Schaukel hängend. Ausbau von Ring, Dach- und Brutkammer durch „Wegschieben“ und „Durchstecken“ (Technik des Webens).

Rollenverteilung beim Nestbau
Männchen und Weibchen bauen eigenständig Nester bzw. deren Anfangsphase. Männchen übernehmen den Innenausbau ihrer Nester selbst, nicht die Weibchen.

Interspezifische Unterschiede beim Nestbau
Unterschiede bei der Wahl des Niststandortes, der Farbwahl, bei den Nistansätzen, in der Bautechnik, Rollenverteilung sowie Nest- und Reviergröße. Einzelheiten sind der Tabelle auf Seite 75 zu entnehmen.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx