Freitag, 10 Dezember 2021 10:19

FRITSCHI, J. S. (2020)

Prevalence and phylogeny of Chlamydiae and hemotropic mycoplasma species in captive and free-living bats.

Dissertation. 24 Seiten. Universität Zürich, Vetsuisse-Fakultät.

Volltext: https://doi.org/10.5167/uzh-191536

Zusammenfassung:

Fledermäuse sind Wirte einer Vielzahl von Mikroorganismen, jedoch ist nur wenig über das Vorkommen von Chlamydiales und Hämoplasmen bekannt. In dieser Studie wurden 475 in Gefangenschaft und frei lebende Fledermäuse aus der Schweiz, Deutschland und Costa Rica mittels PCR auf Chlamydiales und Hämoplasmen untersucht, um Prävalenz und Phylogenie zu bestimmen.

Das Screening für Chlamydiales ergab eine Prävalenz von 31.4%. Positive Proben stammten von in Gefangenschaft und frei lebenden Fledermäusen aus allen drei Ländern. Die Sequenzierung von 15 Proben ermöglichte den Nachweis von zwei phylogenetisch unterschiedlichen Gruppen. Diese Gruppen teilen Sequenzhomologien mit Chlamydiaceae und mit Chlamydia-like Organismen, einschließlich Rhabdochlamydiaceae bzw. nicht klassifizierten Chlamydiales aus Umweltproben. Die PCR-Analyse auf das Vorkommen von Hämoplasmen ergab eine Prävalenz von 0.7%, nachgewiesen bei frei lebenden Fledermäusen aus Deutschland und Costa Rica. Die phylogenetische Analyse zeigte drei Sequenzen auf, die mit anderen nicht identifizierten Hämoplasmen verwandt waren, welche in Vampirfledermäusen und chilenischen Fledermäusen gefunden wurden.

Fledermäuse stellen daher einen weiteren potenziellen Wirt oder Vektor für neuartige, bisher nicht identifizierte Chlamydiales und Hämoplasmen dar. Sowohl Chlamydiales als auch Hämoplasmen sind nicht auf bestimmte Fledermausarten oder Länder beschränkt, und können in Gefangenschaft und frei lebende Fledermäusen kolonisieren.

Abstract:

Bats are hosts for a variety of microorganisms, however, little is known about the presence of Chlamydiales and hemotropic mycoplasmas. This study investigated 475 captive and free-living bats from Switzerland, Germany, and Costa Rica for Chlamydiales and hemotropic mycoplasmas by PCR to determine the prevalence and phylogeny of these organisms. Screening for Chlamydiales resulted in a total prevalence of 31.4%. Positive samples originated from captive and free-living bats from all three countries. Sequencing of 15 samples allowed the detection of two phylogenetically distinct groups. These groups share sequence identities to Chlamydiaceae, and to Chlamydia-like organisms including Rhabdochlamydiaceae and unclassified Chlamydiales from environmental samples,
respectively.

PCR analysis for the presence of hemotropic mycoplasmas resulted in a total prevalence of 0.7%, comprising free-living bats from Germany and Costa Rica. Phylogenetic analysis revealed three sequences related to other unidentified mycoplasmas found in vampire bats and Chilean bats.

In conclusion, bats represent another potential host or vector for novel, previously unidentified, Chlamydiales and hemotropic mycoplasmas. Both, Chlamydiales and hemotropic mycoplasmas are not restricted to certain bat species or countries and captive and free-living bats can be colonized.

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Montag, 03 April 2017 16:08

Kleines Hasenmaul

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Hasenmaulartige (Noctilionoidea)
Familie: Hasenmäuler (Noctilionidae)

D LC 650

Kleines Hasenmaul

Noctilio albiventris • The Lesser Bulldog Bat • Le petit noctilion

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Kleines Hasenmaul (Noctilio albiventris) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung des Kleinen Hasenmauls (Noctilio albiventris)

 

 

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Kleines Hasenmaul (Noctilio albiventris) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kleines Hasenmaul (Noctilio albiventris) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kleines Hasenmaul (Noctilio albiventris) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Das Kleine Hasenmaul ist wegen seiner spezialisierten Art der Nahrungsbeschaffung von zoopädagogischem Interesse, wird aber in europäischen Zoos nur ausnahmsweise gezeigt, wozu möglicherweise der druchdringende Geruch beiträgt, den die Tiere ausströmen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Männchen des Kleinen Hasenmauls erreichen im Mittel eine Kopf-Rumpflänge von 75 mm und ein Gewicht von 28.7 g, die Weibchen sind etwas kleiner. Die Ohren sind lang und spitz. Der Rücken ist meist braun, bisweilen rotbraun oder hellbraun, die Körperunterseite ist blasser. Der Name Hasenmaul kommt daher, dass die Oberlippe durch eine senkrechte Hautfalte geteilt wird, also eine Hasenscharte bildet [2; 3].

Verbreitung

Süd- und Mittelamerika: Argentinien Belize; Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Mexiko; Nikaragua, Panama; Paraguay; Peru [1].

Lebensraum und Lebensweise

Das Kleine Hasenmaul nutzt unterschiedliche Lebensräume, tritt aber stets in der Nähe von Gewässern auf. Die Tiere schlafen in Baumhöhlen, im Geäst oder in vom Menschen geschaffenen Strukturen. Sie jagen in kleinen Gruppen von 8-15 Individuen. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Schwimmkäfern und anderen Insekten, die sie von der Wasseroberfläche wegfangen. Pro Jahr wird ein einzelnes Junges geboren [1; 2; 3].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung, einen muztmaßlich großen Bestand und kommt in etlichen Schutzgebieten vor. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 wurde sie deshalb als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird wirtschaftlich weder genutzt noch richtet sie Schäden an[1].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in europäischen Zoos nur ausnahmsweise gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Gemäß Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für kleine tropische Fledermäuse eine Grundfläche von mindestens 10 m² bei einer Höhe von 2 m haben. Siehe dazu Kommentare der Tierschutzsachverständigen der Zoos bei Brillenblattnase (Carollia perspicillata).

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 20 Tieren die gleichen Zahlen vor, für jedes weitere sind 0.2 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 20 Tieren eine Grundfläche von 20 m² und eine Höhe von 2.5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 2 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 1  m² pro Tier verlangt wird.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1848 von dem französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Sie wird in die Untergattung Dirias gestellt, und es werden drei Unterarten differenziert [4].

Literatur und Internetquellen

  1. BARQUEZ, R., PEREZ, S., MILLER, B. & DIAZ, M. (2015). Noctilio albiventris. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T14829A22019978. http://www.iucnredlist.org/details/14829/0. Downloaded on 15 April 2018.
  2. EISENBERG, J. F. (1989)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Montag, 03 April 2017 16:03

Gemeiner Vampir

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Hasenmaulartige (Noctilionoidea)
Familie: Blattnasen (Phyllostomidae)
Unterfamilie: Vampirfledermäuse (Desmodontinae)

D LC 650

Gemeiner Vampir

Desmodus rotundus • The Common Vampire Bat • Le vampire commun

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Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus) im Neuen Zoo Posen © Klaus Rudloff Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Gemeinen Vampirs (Desmodus rotundus)

 

 

 

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Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus) im Neuen Zoo Posen © Klaus Rudloff Berlin

 

 

 

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Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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"Vampir (Phyllostoma spectrum)". Abbildung aus BREHMs THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

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Die neuweltlichen Blattnasen sind die einzige Fledermausfamilie von der mehrere Arten regelmäßig und in größerer Zahl in europäischen Zoos gezeigt werden. Geeignet sind insbesondere Arten, die sich auf den Verzehr von Nektar, Früchten oder Blut spezialisiert haben, wie der Blut trinkende Gemeine Vampir, der in Zusammenhang mit der Erzählung von Graf Dracula und anderen Vampirgeschichten auf besonderes Interesse beim Publikum stößt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Gemeine Vampir hat eine Kopf-Rumpflänge von 7.5-9 cm und eine Unteramlänge von 50-63 mm. Das Gewicht variiert stark, je nachdem wieviel Blut ein Tier aufgenommen und noch im Verdauuungstrakt hat. Der Daumen ist sehr lang. Ein Schwanz ist nicht vorhanden. Der Rücken ist graubraun und die Bauchseite etwas blasser [2; 3].

Verbreitung

Süd- und Mittelamerika: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Trinidad und Tobago, Uruguay, Venezuela, marginal in den südwestlichen USA [1; 2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Gemeine Vampir besiedelt unterschiedlichste Lebensräume in den Tropen und Subtropen. Zum Schlafen bildet er kleinere oder größere Kolonien(von 20 bis 5'000 Individuen) in Höhlen, hohlen Bäumen; Bergwerken und unbewohnten Gebäuden. Innerhalb der Kolonie finden sich Weibchen zu kleinen Gruppen zusammen, die soziale Körperpflege betreiben, was mit gegenseitigem Füttern belohnt werden kann. Die Vampire fliegen erst bei völliger Dunkelheit aus, um ihre Blutspender aufzusuchen. Nach einer Tragzeit von 110 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Jungtier geboren [1; 2; 3]

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine sehr weite Verbreitung und mutmaßlich eine großen Bestand, der im Wesentlichen stabil sein dürfte. Sie wurde daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Kulturelle Bedeutung: In Osteuropa gab es schon lange bevor die Vampirfledermäuse entdeckt wurden, zahlreiche Legenden über blutsaugende Wiedergänger, die nach ihrem Tod des nachts aus ihrem Grab herusstiegen und Menschen terrorisierten. Die bekannteste dieser Figuren ist Graf Vlad Drăculea aus Siebenbürgen, der durch den Roman "DRACULA" des irischen Schriftstellers Bram STOKER und die darauf basierenden Verfilmungen weltweit berühmt wurde.

Wirtschaftliche Bedeutung: Als Blutsauger kann der Gemeine Vampir die Tollwut übertragen. Die dadurch entstehenden Verluste im Rindviehbestand werden unterschiedlich bewertet [1; 2].

Haltung

Die Haltung von Gemeinen Vampiren ist nicht sonderlich kompliziert, wenn man eine Quelle für die etwa 20 ml Blut hat, die jedes Tier täglich zu sich nimmt. Das älteste bekannte Tier wurde im Milwaukee Zoo geboren und starb ebendort im Alter von 29 Jahren und 2 Monaten [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ausnahmsweise in europäischen Zoos gezeigt, gegenwärtig (2023) nur im Neuen Zoo Posen. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderugen an Gehege: Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Zahlen entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sind, zuminderst wenn es um große Kolonien geht, aus der Sicht der tierhalterischen Praxis überzogen. Grundsätzlich sollte keine Mindestfläche, sondern nur ein Volumen vorgegeben werden. Das Gutachten’96 gab für kleine Fledermäuse keine Gehegedimensionen an. Es empfiehlt sich, die Beurteilung der Haltung von Kleinfledermäusen darauf abzustellen, ob bei der in einer Haltung gegebenen Besatzdichte Probleme auftreten oder nicht.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06. 2022) schreibt für bis zu 20 Tiereeine Grundfläche von 10 m² bei einer Höhe von 2 m vor, für jedes weitere sind 0.2 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 20 Tieren eine Grundfläche von 20 m² und eine Höhe von 2.5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 2 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 1  m² pro Tier verlangt wird.

 Taxonomie und Nomenklatur

Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, der Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, beschrieb 1810 den Gemeinen Vampir als "Phyllostoma rotundus". Der Forschungsreisende Maximilian Alexander Philipp Prinz zu WIED-NEUWIED begründete 1824 die Gattung Desmodus für eine Art Desmodus rufus, die er in Brasilien entdeckt hatte, bei der sich aber zwei Jahre später herausstellte, dass sie mit rotundus identisch war. Desmodus rotundus ist die einzige noch lebende Art der Gattung. Es werden 7 Unterarten differenziert [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BARQUEZ, R., PEREZ, S., MILLER, B. & DIAZ, M. (2015). Desmodus rotundus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T6510A21979045. http://www.iucnredlist.org/details/6510/0. Downloaded on 15 April 2018.
  2. EISENBERG, J. F. (1989)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 13:40

Brillenblattnase

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Hasenmaulartige (Noctilionoidea)
Familie: Blattnasen (Phyllostomidae)
Unterfamilie: Kurzschwanzblattnasen (Carolliinae)

D LC 650

Brillenblattnase

Carollia perspicillata • The Seba's Short-tailed Bat • Le fer-de-lance à lunettes

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Approximative Verbreitung der Brillenblattnase (Carollia perspicillata)

 

 

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Brillenblattnase (Carollia perspicillata) im Zoo Frankfurt © Michael Leibfritz / Zoo Frankfurt

 

 

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata), normal gefärbtes Tier und Albino im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata), Albino im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Brillenblattnase (Carollia perspicillata) im Parque Estadual do Rio Doce, Brasilien © Prof. Dr. Marco A. R. Mello , übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

 

 

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Die neuweltlichen Blattnasen sind die einzige Fledermausfamilie von der mehrere Arten regelmäßig und in größerer Zahl in europäischen Zoos gezeigt werden. Geeignet sind insbesondere Arten, die sich auf den Verzehr von Nektar, Früchten oder Blut spezialisiert haben, wie die harmlose und daher für begehbare Anlagen geeignete, fruchtfressende Brillenblattnase.

Körperbau und Körperfunktionen

Ihren Namen verdanken die Blattnasen dem charakteristischen Nasenaufsatz, der wie ein Blatt aussieht. Die Kopf-Rumplänge beträgt etwa 5.5 cm, der Schwanz ist 1 cm lang, der Unterarm misst im Mittel 41 mm und das mittlere Gewicht beträgt 17 g für Männchen und 16 g für Weibchen [4].

Verbreitung

Mittel- und Südamerika : Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Saint Kitts und Nevis, Surinam, Trinidad und Tobago [1].

Lebensraum und Lebensweise

Brillenblattnasen schlafen in kleinen Gruppen oder in Kolonien von mehreren hundert Tieren in Fels- oder Baumhöhlen, Tunnels oder unter dem Dach von Häusern. Sie ernähren sich ausschließlich von Früchten, die sie mit Hilfe ihres ausgezeichneten Geruchssinns finden. Zu ihrer Lieblingsnahrung gehören Beeren und Steinfrüchte von Pfeffergewächsen, daneben nehmen sie Nektar und Pollen oder, wenn pflanzliche Nahrung knapp wird, Insekten. Sie wurden auch schon beim Fressen von Guaven, Bananen und wilden Feigen beobachtet. In einem großen Teil ihres Areals bringen die Weibchen nach einer Tragzeit von 115-120 Tagen im Abstand von 115-173 Tagen jeweils ein Junges zur Welt. Dieses ist schon weit entwickelt. Es hat ein Geburtsgewicht von 5 g und hat die Augen bereits geöffnet. Es bleibt während der ersten zwei Lebenswochen praktisch ständig auf der Mutter [1; 2; 3].

Gefährdung und Schutz

Die Brillenblattnase wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet angesehen, da sie weit verbreitet ist, eine große Gesamtpopulation hat, auch in Schutzgebieten vorkommt und vom Menschen modifizierte oder geschaffene Lebensräume nutzen kann. (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird witschaftlich weder genutzt noch richtet sie Schäden an [1].

Haltung

Fledermäuse können Wirte und potenzielle Überträger von auf den Menschen übertragbaren Viren und anderen Krankheitserregern sein. Bei Brillenblattnasen aus deutschen Haltungen wurden z. B. Chlamydien nachgewiesen. Übertragungen quf den Menschen sind aus Zoos allerdings keine bekannt. Auch sonst sind Brillenblattnasen vollkommen harmlos. Sie sind sehr wendig und können dank ihrem Echoortungssystem im dichten Blattwerk und auf engstem Raum manövrieren. Sie werden deshalb gerne freifliegend in für Besucher begehbaren Tropen-oder Nachttierhallen gehalten. Sie sind unter Zoobedingungen recht langlebig. Den Altersrekord hält ein im Henry Doorley Zoo, Omaha, gborenes Weibchen, das dort nach 17 Jahren immer noch am Leben war [4].

Die Art wird in rund 40 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Zahlen entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sind, zuminderst wenn es um große Kolonien geht, aus der Sicht der tierhalterischen Praxis überzogen. Wie die Tierschutzsachverständigen der Zoos festhielten, zeigt die Erfahrung, dass in einem Gehege von 20m³ problemlos 50 Brillenblattnasen gehalten werden können (laut Gutachten dürften es nur 20 sein), und dass ein Raumvolumen von 160m³ für 700 Brillenblattnasen absolut auseichend ist (das Gutachten gibt 292 m³ vor). Grundsätzlich sollte keine Mindestfläche, sondern nur ein Volumen vorgegeben werden. Das Gutachten’96 gab für kleine Fledermäuse keine Gehegedimensionen an. Es empfiehlt sich, die Beurteilung der Haltung von Kleinfledermäusen darauf abzustellen, ob bei der in einer Haltung gegebenen Besatzdichte Probleme auftreten oder nicht.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 20 Tiere eine Grundfläche von 10 m² bei einer Höhe von 2 m vor, für jedes weitere sind 0.2 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 20 Tieren eine Grundfläche von 20 m² und eine Höhe von 2.5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 2 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 1  m² pro Tier verlangt wird.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Vespertilio perspicillata" beschrieben. John Edward GRAY, ein Mitglied der Londoner Zoologischen Gesellschaft stellte sie 1838 in die neue Gattung Carollia [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BARQUEZ, R. et al. (2015). Carollia perspicillata. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T3905A22133716. http://www.iucnredlist.org/details/3905/0. Downloaded on 15 May 2018.
  2. EISENBERG, J. F. (1989)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  6. FRITSCHI, J. S. (2020)

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:45

Blütenfledermaus

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Hasenmaulartige (Noctilionoidea)
Familie: Blattnasen (Phyllostomidae)
Unterfamilie: Blütenfledermäuse (Glossophaginae)

D LC 650

Blütenfledermaus

Glossophaga soricina • The Pallas's Long-tongued Bat • Le glossophage de Pallas

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Blütenfledermaus (Glossophaga soricina) mit ausgestreckter Zunge © Betty Wills, Wikimedia Commons, License CC-BY-SA 4.0

 

 

 

105 008 016 004 glossophaga soricina map
Approximative Verbreitung der Blütenfledermaus (Glossophaga soricina)

 

 

 

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Blütenfledermaus (Glossophaga soricina) im Tiergarten Nürnberg © Carl-Peter Herbolzheimer / Tiergarten Nürnberg

 

 

 

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Blütenfledermaus (Glossophaga soricina) im Tiergarten Nürnberg © Der Sushi / Tiergarten Nürnberg

 

 

 

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Blütenfledermaus (Glossophaga soricina) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn

 

Weitere Bilder auf BioLib

Die neuweltlichen Blattnasen sind die einzige Fledermausfamilie, von der mehrere Arten regelmäßig und in größerer Zahl in europäischen Zoos gezeigt werden. Geeignet sind insbesondere Arten, die sich auf den Verzehr von Nektar, Früchten oder Blut spezialisiert haben, wie die harmlose und daher für begehbare Anlagen geeignete Blütenfledermaus, deren Nahrung hauptsächlich aus Nektar und Pollen besteht.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Kopf-Rumpflänge der Blüten- (oder Blumen-)fledermaus beträgt 54-55 mm, der Schwanz ist 7-8 mm lang, das mittlere Gewicht liegt bei etwa 9.5 g. Die Zunge ist sehr lang und vorne mit bürstenartigen Papillen versehen [2; 3].

Verbreitung

Mittel- und Südamerika, von Mexiko im Norden bis nach Nordargentinien im Süden: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, El Salvador, Französisch Guyana, Grenada, Guyana, Honduras, Jamaika, Kolumbien, Mexiko (Sonora, Tamaulipas), Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Trinidad und Tobago, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die hauptsächlich Nektar fressende Blütenfledermaus sucht ihre Nahrung in Wäldern, auf Landwirtschaftsland und in Gärten und Parks. Sie schläft in natürlichen Höhlen, Tunnels oder Gebäuden, zumeist in großen Kolonien - in einem verlassenen Haus in Brasilien wurden über 2'000 Individuen gezählt - und oft in Gesellschaft von Brillenblattnasen (Carollia perspicillata). Bestimmte Pflanzen haben sich im Laufe der Zeit speziell an die Bestäubung durch Fledermäuse angepasst. Ihre großen Blüten öffnen sich nachts und können von den Tieren leicht angeflogen werden, die im Schwirrflug den süßen Nektar aus den Blüten lecken und diese dabei Bestäuben. Weil Blüten mittels Echoortung nur schwer aufzuspüren sind, orientieren sich die Fledermäuse bei der nächtlichen Nahrungssuche an ultraviolettem Licht, das von den Blüten reflektiert wird und von den an sich farbenblinden Fledermäusen wahrgenommen werden kann. Wenn Nektar knapp ist, werden auch Insekten gefressen. Die Weibchen können pro Jahr 2-3mal ein einzelnes Junges zur Welt bringen [1; 2; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Die Blütenfledermaus wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet angesehen, da sie weit verbreitet ist, eine große Gesamtpopulation hat, auch in Schutzgebieten vorkommt und bis zu einem gewissen Grad auch veränderte Lebensräume nutzen kann. (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird weder genutzt noch richtet sie Schäden an [1].

Haltung

Blütenfledermäuse werden gerne freifliegend in für Besucher begehbaren Tropen-oder Nachttierhallen gehalten. Eine Vergesellschaftung mit vielen anderen Tieren ist möglich. Sie sind unter Zoobedingungen recht langlebig. Den Altersrekord hält ein im Henry Doorley Zoo, Omaha, geborenes Weibchen, das dort nach 17 Jahren immer noch am Leben war [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 10 Zoos gehalten, die sich überwiegend im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Zahlen entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sind, zumindest wenn es um große Kolonien geht, aus der Sicht der tierhalterischen Praxis überzogen. Grundsätzlich sollte keine Mindestfläche, sondern nur ein Volumen vorgegeben werden. Das Gutachten’96 gab für kleine Fledermäuse keine Gehegedimensionen an. Es empfiehlt sich, die Beurteilung der Haltung von Kleinfledermäusen darauf abzustellen, ob bei der in einer Haltung gegebenen Besatzdichte Probleme auftreten oder nicht.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 20 Tiere eine Grundfläche von 10 m² bei einer Höhe von 2 m vor, für jedes weitere sind 0.2 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 20 Tieren eine Grundfläche von 20 m² und eine Höhe von 2.5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 2 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 1 m² pro Tier verlangt wird.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Blütenfledermaus wurde 1766 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Vespertilio soricinus" beschrieben. Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, der Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, stellte sie als Typusart in die von ihm neugeschaffene Gattung Glossophaga. Die Gattung umfasst vier Arten, von G. soricina werden gegenwärtig fünf Unterarten anerkannt [6; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. BARQUEZ, R. et al. (2015). Glossophaga soricina. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T9277A22107768. http://www.iucnredlist.org/details/9277/0. Downloaded on 20 July 2018.
  2. EISENBERG, J. F. (1989)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. PM TIERGARTEN NÜRNBERG
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx