Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Jaguarundi

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Jaguarundi

Puma (Herpailurus) yagouaroundi • The Eyra Cat or Jaguarondi • Le jaguarondi

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo von Mährisch Ostrau / Ostrava © Zoo Ostrava

 

 

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Approximative Verbreitung des Jaguarundis (Puma yagouaroundi)

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Zoo Krefeld © Zoo Krefeld

 

 

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Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Alten Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Farbvariationen von Jaguarundi-Fellen (Puma (Herpailurus) yagouaroundi. Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Mantel aus "Silver Cat"-Fellen, d.h. Jaguarundis (Puma (Herpailurus) yagouaroundi). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Der im Freiland nicht gefährdete Jaguarundi ist eine marderähnliche, einfarbige und daher eher unscheinbare Kleinkatze, die in europäischen Zoos nicht sehr häufig gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Jaguarundi erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 55 (49-83) cm, eine Schulterhöhe von etwa 34 cm, eine  Schwanzlänge von 32 (27-59) cm und ein Gewicht von 3-7.6(-9) kg. BREHM beschreibt ihn als "schlankes, schmächtiges Thier, welches durch seinen gedehnten Körper und seinen langen Schwanz beinahe an die Marder erinnert. Der Kopf ist klein, das Auge mittelgroß, das Ohr abgerundet, die Behaarung kurz, dicht und von schwarzgraubrauner Farbe; die einzelnen Haare aber sind an der Wurzel tiefschwarzgrau und vor der dunkelbraunen Spitze schwarz, weshalb das Thier bald heller, bald dunkler erscheint." Faktisch gibt es allerdings von Fuchsrot bis fast Schwarz unterschiedliche Farbschläge, wobei Junge aus demselben Wurf verschieden gefärbt sein können. Im Gegensatz zu den einfarbigen Erwachsenen sind die Jungtiere gefleckt. Jaguarundis haben eine runde Pupile, die sich kreisförmig zusammenzieht [1; 2; 5; 8].

Verbreitung

Nord-, Mittel- und Südamerika: Mexiko, ganz Mittelamerika, ganz Südamerika mit Ausnahme von Uruguay, wo die Präsenz unsicher ist, und Chile, in den USA (Texas) möglicherweise ausgestorben[2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Jaguarundi besiedelt vom tropischen Regenwald bis zu Wüstengebieten die unterschiedlichsten Lebensräume, einschließlich Kulturland. Er ist überwiegend tagaktiv und gilt als solitär, allerdings gibt es auch Freilandbeobachtungen, wonach mehrere Tiere beisammen angetroffen wurden. Die Tiere bewegen sich überwiegend am Boden fort, schwimmen gut, klettern aber nicht besonders gern. Abhängig vom Nahrungsangebot sind ihre Streifgebiete sehr unterschiedlich groß. Die Angaben reichen von 8.3 km² bis 99 km². Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinnagern, dazu werden Vögel, Reptilien und Frösche gefangen, gelegentlich größere Säugetiere, z.B. Spießhirschkälber, getötet oder Früchte gefressen [2; 5, 8].

Es gibt keine feste Paarungszeit. Nach einer Tragzeit von (70-)72-75 werden meist 2(1-3) Junge in einem Versteck geboren, das sich in einer Baumhöhle, in Gestrüpp oder dichtem Gras befinden kann. Mit etwa 33-40 Tagen nehmen sie erstmals feste Nahrung zu sich. Kätzinnen werden mit 18-30, Kater mit 24-36 Monaten geschlechtsreif [3; 5; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Jaguarundi ist weniger häufig als früher vermutet, gilt aber nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 noch nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel ist durch CITES geregelt bzw. eingeschränkt. Die nord- und mittelamerikanischen Populationen sind in Anhang I, die südamerikanischen in Anhang II aufgeführt.

Bedeutung für den Menschen

In präkolumbianischer Zeit sollen Jaguarundis von den Indios gezähmt und wie Hauskatzen als Mäusevertilger gehalte worden sein [5].

Jaguarundis werden nicht gezielt für Handelszwecke bejagt, geraten aber immer wieder in Fallen, die für andere, für das Pelzgewerbe interessantere Arten aufgestellt wurden. Allenfalls wird ihnen dort nachgestellt, wo sie in Geflügelställe eindringen und Schaden anrichten [3].

Der internationale Handel ist bescheiden. Nebst einigen anderen Teilen und Erzeunissen wurden von 1977-2017 nur 11 exportierte Felle und 300 Felltafeln registriert. Im selben Zeitraum genehmigten die Ursprungsländer die Ausfuhr von 31 lebenden Wildfängen, und 139 Nachzuchttiere wurden grenzüberschreitend transportiert, fast alle ab 1991 und davon 24 aus Brasiliern und 23 aus den Niederlanden [4].

Haltung

Jaguarundis können im Zoo ein Alter von 15 Jahren erreichen [7]. Paar- oder gruppenweise Haltung ist in der Regel problemlos. BREHM berichtet, dass gehalteneJaguarundis zwar der Versuchung nicht widerstehen könnten, Geflügel zu töten. Aber ansonsten *war das Thier sehr zahm, spielte in seiner Jugend mit Katzen und Hunden, mit Pomeranzen und Papier und war besonders einem Affen zugethan, wahrscheinlich, weil dieser es von den lästigen Flöhen befreite. Mit zunehmendem Alter wurde die Eyra unfreundlicher gegen andere Thiere, blieb aber zutraulich und sanft gegen Menschen, falls letztere sie nicht bei dem Fressen störten. Uebrigens machte sie keinen Unterschied zwischen ihren Wärtern und fremden Personen, zeigte auch weder Gedächtnis für empfangene Wohlthaten, noch für erlittene Beleidigungen." [2]

Haltung in europäischen Zoos: Jaguarundis werden in rund 25 Zoos gehalten, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden, wo der Bestandstrend negativ ist. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und auch kein Zuchtbuch für diese Art. Der Bestand in EAZA-Institutionen wird jedoch überwacht. 2021 hielten 19 europäische EAZA-Zoos zusammen 34 Tiere. Der Unterartstatus dieser Tiere ist nicht geklärt.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Jaguarundis verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein, ferner ein unterteilbares Innengehege von 12 m² pro Paar.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Jaguarundis ein Außengehege mit einer Fläche von 40 m² und einer Höhe von 3 m vor. Aus unerfindlichen Gründen ist dies mehr als für den dreimal mehr Körpermasse aufweisenden Luchs. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. In der früheren Fassung der Verordnung wurde für ein Paar ein Gehege mit einer Fläche von 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorgeschrieben. Es muss ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein, das für jedes weitere Tier um 4 m² zu erweitern ist.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Jaguarundis mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 25 m² haben, für jedes weitere Tier 2.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Jaguarundi wurde 1803 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als  "Felis yagouaroundi" beschrieben. Reginald Innes POCOCK vom Londoner Naturhistorischen Museum stellte die Art 1907 in die Gattung Puma. Nach Ingrid WEIGEL von der Zoologischen Staatssammlung München gehört sie seit 1961 in die monotypische Gattung Herpailurus. 2008 kam sie wieder in die Gattung Puma, was aber gegenwärtig von der IUCN abgelehnt wird. Es sind 8 Unterarten anerkannt. Die rote Farbphase wurde lange unter der Bezeichnung Felis eyra als eigene Art angesehen [2; 3; 8; 9].

   

Literatur und Internetquellen<

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CASO, A. et al. (2015). Herpailurus yagouaroundi. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T9948A50653167. http://www.iucnredlist.org/details/9948/0. Downloaded on 18 June 2018.
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. FELID TAG (2021). Herpailurus yagouaroundi MON-P 2020-2021. PPT-Presentation.

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 21 Juni 2018 12:39

Karakal

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Karakal, Wüstenluchs

Caracal caracal • The Caracal • Le caracal, ou lynx du désert

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Karakal (Caracal caracal) im Zoo Tallinn © Maaja Kitsing / Inari Leiman, Tallinn

 

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Approximative Verbreitung desKarakals (Caracal caracal)

 

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Zahmer Südwestafrikanischer Karakal (Caracal caracal damarensis) bei der AfriCat Foundation, Okonjima, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Zoo Zlín-Lešná © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Turkmenischer Karakal (Caracal caracal michaelis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Turkmenische Karakale (Caracal caracal michaelis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Turkmenischer Karakal (Caracal caracal michaelis) im Zoo Dresden © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Junge Südafrikanische Wüstenluchse (Caracal c. caracal) im Tierpark Berlin © Carlos Frey Berlin

 

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Junger Karakal (Caracal caracal) im Zoo Dresden © Archiv Opel-Zoo © Mike Wold, Zoo Dresden

 

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Junge Südafrikanische Wüstenluchse (Caracal c. caracal) im Tierpark Berlin © Carlos Frey Berlin

 

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Indischer Karakal (Caracal caracal schmitzi) im Zoo Neu-Delhi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Pelzfell von Karakal (Caracal caracal). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Briefmarken mit Karakal-Motiv, Somalia

 

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Der Karakal ist ein relativ großer Vertreter der Kleinkatzen und wird wegen seiner Pinselohren und langen Beine zumeist als enger Verwandter der eigentlichen Luchse angesehen, was aber unzutreffend ist. Als Art nicht gefährdet, ist er in Teilen seines Areals selten geworden. Er wirkt auf das Publikum ansprechend und lässt sich so gut als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in seinen Heimatländern einsetzen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Karakal erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 60-75(-105 ?) cm, eine Schulterhöhe von 40-45 cm und eine Schwanzlänge von 19-34 cm. Kater werden 8-20 kg, Kätzinnen 6-16 kg schwer. Er ist, wie BREHM sagt, "ein schönes Thier".  Seine Färbung "ist die eines Wüstenkleides, d.h. ein dunkleres oder helleres Fahlgelb ohne Flecken, welches nur an der Kehle und am Bauche ins Weißliche zieht und auf der Oberlippe durch einen großen schwarzen Fleck sowie durch einen schwarzen Streifen, welcher sich vom Nasenrande zum Auge zieht, und die schwarzen Ohren unterbrochen wird." Entsprechend der weiten Verbreitung der Art ist die Fellfärbung ziemlich variabel. Besonders charakteristisch für den Karakal sind die kräftig ausgeprägten Ohrpinsel [2; 6; 8].

Verbreitung

Der Karakal ist weit verbreitet in Afrika, auf der Arabischen Halbinsel, in Südwest- und Zentralasien.

Afrikanische Unterarten: Ägypten, Algerien, Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Lesotho, Libyen, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Sambia, Senegal, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Tunesien, Uganda, West-Sahara, Zentralafrikanische Republik [1].

Asiatische Unterarten: Afghanistan, Indien, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kenia, Kongo Dem., Kuweit, Libanon, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Karakal bewohnt hauptsächlich Halbwüsten, Trockensteppen und felsiges Gelände, geht aber auch entlang von Wadis bzw. Rivieren in die Wüste, in Trocken- und Feuchtsavannen, Buschland und Dickicht sowie in immergrüne und Gebirgswälder. Sie jagen Mäuseartige und andere Kleinsäuger, Huftiere bis zu einem Gewicht von etwa 50 kg, Vögel, die sie mit einem Sprung auch aus der Luft erbeuten, Schlangen und Echsen, fangen auch Fische und Wirbellose, fressen Aas und nehmen gelegentlich auch Pflanzenmaterial. Die Streifgebiete der einzelnen Tiere variieren je nach Nahrungsverfügbarkeit von etwa 4 bis 1'200 km², Kater haben deutlich größere Streifgebiete als Kätzinnen [1].

Der Karakal hat keine feste Fortpflanzungszeit. Während der Rolligkeit, die 3-6 Tage dauert, paart sich eine Kätzin oft mit mehreren Katern. Nach einer Tragzeit von 68-81 Tagen kommen in einer Erd- oder Baumhöhle meist 2 (1-6) Junge mit einem Gewicht von 200-250 g zur Welt. Diese werden mit 10 Monaten unabhängig und mit 12-15 Monaten geschlechtsreif [8].

Gefährdung und Schutz

Der Karakal ist eine weitverbreitete und relativ häufige Art (vor allem in Süd- und Ostafrika), weshalb sie aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 nicht als gefährdet gilt (Rote Liste: LEAST CONCERN). Über die Entwicklung der Bestände ist allerdings nichts bekannt. In vielen Gegenden Afrikas leidet der Karakal unter der Zerstörung seines Lebensraums (durch sich ausbreitende Agrarflächen und dem Vordringen der Wüste), weshalb die nordafrikanische Population als gefährdet gilt. Dies ist wohl auch die größte Bedrohung in den asiatischen Teilen seines Verbreitungsgebiets, wo der Karakal mittlerweile selten ist [1].

Der internationale Handel mit Exemplaren aus afrikanischen Populationen ist nach CITES Anhang II geregelt, Populationen aus Asien fallen unter Anhang I. Der Karakal ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens.

Bedeutung für den Menschen

In Indien wurde der Karakal wie der Gepard gezähmt und zur Jagd abgerichtet. Wüstenluchse machen sich dadurch unbeliebt, dass sie sich an  Kleinvieh vergreifen, weswegen im südlichen Afrika jährlich einige Tausend von Schaf- und Ziegenzüchtern getötet werden [1].

Von 2001-2017 wurden u.a. zur Ausfuhr genehmigt: 7'924 Jagdtrophäen davon 6'749 aus Südafrika und 1'039 aus Namibia, 1'413 Felle und 1'633 Schädel. Im selben Zeitraum wurden die Ausfuhr von 157 lebenden Wildfängen bewilligt, davon kamen 26 aus Namibia, 74 aus Südafrika und 12 aus Guinea, und weltweit wurde der internationale Transport von 583 Nachzuchttieren erfasst. Davon kamen 560 aus Südafrika [3].

Haltung

Es gibt seit 1994 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das vom National Zoo in Washington DC geführt wird und das im August 2014 238 lebende Tiere in 95 Institutionen umfasste [IZY 52], wobei zu vermuten ist, dass viele Tiere dem Zuchtbuch nicht gemeldet werden, weil es in Europa weder ein Erhaltungszuchtprogramm noch ein regionales Zuchtbuch gibt.

Im Zoo können Karakale gelegentlich ein Alter von 20 Jahren erreichen [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren etwas abgenommen. Heute werden Wüstenluchse noch in rund 80 Zoos gehalten, von denen sich weniger als 10 im deutschsprachigen Raum befinden. Soweit die Unterart überhaupt bekannt ist, handelt es sich um die Nominatform aus Südafrika. Die früher gelegentlich zu sehenden Turkmenischen Karakale (C. c. michaelis) gibt es seit ein paar Jahren nicht mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Forschung im Zoo {Beispiel):  Grundlagenforschung über das Mittel- und Innenohr von Feliden wurde u.a. anhand von Präparaten von Caracal caracal durchgeführt. Dabei wurden Schädelpräparate mittels Mikro-Computertomographie gescannt und die daraus entstandenen zweidimensionalen Scans mit einer Rekonstruktionssoftware bearbeitet, um dreidimensionale Rekonstruktionen der Bestandteile der Ohrregion zu erhalten [4].

Bei den im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Gehegegrößen für Mittelkatzen liegt ein redaktionelles Versehen vor. Der Text, auf den sich die Arbeitsgruppe geeinigt hatte, lautet für den Karakal und die anderen Mittelkatzen wie folgt: „Außengehege 50 m² pro Paar, unterteilt in verbindbare Einzelgehege (Verhältnis 1:1 oder 1:2), für kletternde Arten 2.50 m hoch. Falls für nicht winterharte Arten Außengehege vorgesehen sind, ist zusätzlich ein heizbarer, unterteilbarer Innenraum von 20 m² / 50 m³ pro Paar, erforderlich.“

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Wüstenluchse ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und einer Höhe von 2.5 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Für winterharte Tiere müssen individuelle Schlafboxen von 1.5 m² vorhanden sein, ansonsten ist ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m und für jedes weitere Tier 10 m² zusätzlich vorgeschrieben.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Wüstenluchse mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 15 m² haben, für jedes weitere Tier 1.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Karakal wurde 1776 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Felis caracal" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Caracal erfolgte 1843 durch den John Edward GRAY. Allerdings wurde die Gattungsbezeichnung Felis und zeitweilig Lynx noch sehr lange weitergebraucht.

Allerdings wies schom BREHM [2] auf Unterschiede zwischen dem Karakal und den eigentlichen Luchsen hin: "Die nordischen Luchse, welche vorzugsweise Wälder bewohnen, tragen ein Baum- und Felsenkleid, d.h. ihre allgemeine Färbung ähnelt jener der Stämme und Aeste sowie jener der grauen Felswände des Nordens. Der Karakal ist nur in der Kindheit gefleckt, später aber ganz ungefleckt, und eine derartige Gleichfarbigkeit steht wiederum im vollständigen Einklange mit den Eigenthümlichkeiten seines Wohnkreises; denn ein geflecktes Thier, welches auf dem einfarbigen Sandboden der Wüste dahin schleicht, würde in der hellen Nacht gerade durch seine Fleckenzeichnung leichter sichtbar werden, als durch jenes einfarbige Gewand."

Bis vor wenigen Jahren galt Caracal als eine monotypische Gattung, seit 2006 wird aufgrund molekulargenetischer Beurteilungen auch die Afrikanische Goldkatze als Art der Gattung Caracal angesehen, vielfach wird sie aber nach wie vor Profelis aurata genannt. Vom Wüstenluchs werden gegenwärtig werden 9 Unterarten anerkannt, von denen 2 in Eurasien, die übrigen in Afrika vorkommen [1; 8].

Der Artname Karakal leitet sich aus dem Türkischen „kara kulak“ ab, was für „Schwarzohr“ steht (PM Tierpark Berlin, 24.09.2009). Eine andere Erklärung gibt Alfred BREHM [1], danach soll sich der Name von "Khut el Chala", zu Deutsch "Katze der Einöde", ableiten.

Literatur und Internetquellen

  1. AVGAN, B. et al. (2016). Caracal caracal (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T3847A102424310. http://www.iucnredlist.org/details/3847/0. Downloaded on 18 June 2018.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. ETMAYR, L. (2014)
  5. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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