Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Jaguar

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D NT 650

EEPJaguar

Panthera onca • The Jaguar • Le jaguard

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Jaguarkater (Panthera onca) im Tiergarten Schönbrunn © N. Potensky, Tiergarten Schönbrunn

 

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Approximative Verbreitung des Jaguars (Panthera onca)

 

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Schwarzer Jaguarkater (Panthera onca) im Zoo de Vincennes, Paris © W. Dreier, Berlin

 

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Jaguar (Panthera onca) im Schnee im Tiergarten Schönbrunn © D. Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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Mittelamerikanischer Jaguar (Panthera onca centralis) im Centro de Conservación Santa Ana, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bernunn

 

 

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Jaguarkater (Panthera onca) im Tiergarten Schönbrunn © N. Potensky, Tiergarten Schönbrunn

 

 

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Jaguar (Panthera onca) im Zoo Johannesburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarzer Jaguar (Panthera onca) im ZooParc de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Normalfarbiges und schwarzes Jaguar-Jungtier (Panthera onca) aus demselben Wurf im Zoo Dortmund © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Große Variabilität der Fleckung bei einem Jaguarpaar (Panthera onca) im Zoo Quilpué, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ausgesprochen großfleckiger Jaguar (Panthera onca) im Zoo Quilpué, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jaguar(Panthera onca) im Zoo Las Leyendas, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarzer Jaguar(Panthera onca) in Le Domaine des Fauves, Les Abrets © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jaguare (Panthera onca) bei der Paarung im ZooHalle © Zoo Halle (Pressefoto)

 

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Jaguar (Panthera onca) im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jaguare (Panthera onca) im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bis zum Inkrafttreten von CITES wurden Jaguare in großem Umfang für den Pelzhandel gejagt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern, Aufnahme bei einem Kürschner in Genf

 

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Der Jaguar ist die größte Katzenart und der einzige Vertreter der Gattung Panthera in der Neuen Welt. Er ist zwar "nur" potenziell gefährdet, eignet sich aber bestens als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Mittel- und Südamerika. Er wird daher recht oft in Zoologischen Gärten gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Jaguar erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 112-185 cm, der Schwanz ist im Gegensatz zum Leoparden mit 45-75 cm recht kurz. Erwachsene Kater werden, je nach Region 37-121 kg, Kätzinnen 31-100 kg schwer. Die Gestalt ist gedrungen und massig, der Kopf groß und breit, die Pranken mächtig. Das Fell ist kurz und glatt. Die gold- oder rötlichgelbe Rumpf-Oberseite ist mit großen Rosetten bedeckt, die in der Regel Zentralflecken aufweisen. Auf den übrigen Körperteilen befinden sich schwarze Flecken, Tupfen oder Streifen. Die Grundfarbe von Schnauze, Brust, Bauch und Beininnenseiten ist weiß. Auch die Schwanzspitze ist weiß [5; 11].

Beim Jaguar treten relativ oft Schwärzlinge auf. Im selben Wurf kann es normalfarbige und Schwarze Jungtiere haben. Je nach Lichteinfall kann man auch bei melanistischen Tieren die schwarzen Rosetten im Fell erkennen.

Der Jaguar verfügt über das kräftigste Gebiss aller Katzenarten. Dies und seine massige Gestalt sind mit dem heute in Süd- und Mittelamerika vorkommenden, relativ kleinen Beutetierarten evolutiv nicht zu erklären. Eine Theorie geht daher dahin, dass dies eine Anpassung an die heute ausgestorbene neotropische Großtierfauna sei, auf die der Jaguar traf, als er während einer Eiszeit aus Nordamerika einwanderte. Damals gab es in der von ihm neu besiedelten Region den heutigen Elefanten verwandte Mastodonten und Gomphotherien, Nashörner, bis 6 Tonnen schwere Riesenfaultiere (Megatherium americanum) und Riesengürteltiere (Glyptodontidae) [3].

Verbreitung

Nord-, Mittel- und Südamerika: Südwestliche USA, Mexiko, ganz Mittelamerika, ganz Südamerika mit Ausnahme von Uruguay, wo die Art im 19. Jahrhundert ausgerottet wurde, und Chile [8].

In den USA kam die Art früher bis zum Grand Canyon vor. 1860 wurde in Kalifornien der letzte Jaguar bei Palm Springs erlegt, 1963 der letzte in Arizona. 1969 stellte Arizona die Art unter Schutz, und in den letzten Jahren gab es wiederholt Sichtungen von aus Mexiko eingewanderten Tieren [1; 8].

Lebensraum und Lebensweise

In der Wahl seines Lebensraumes ähnelt der Jaguar dem Tiger, indem er Gebiete mit dichtem Unterwuchs, viel Wasser und ausreichend Beute bevorzugt. Außer im Tiefland-Regenwald und in Sumpfgebieten kommt er aber auch in Grasland, Dornbusch und laubabwerfenden Trockenwäldern vor. Im Gebirge geht er selten bis auf eine Höhe von 2'700-3'000 m [8].

Der Jaguar ist ein Einzelgänger. Er ist ein sehr guter Schwimmer und klettert auch gut, wenn auch weniger gewandt als der Puma. Er kann auch tagsüber bei der Jagd angetroffen werden, ist aber häufiger in der Morgen- und Abenddämmerung oder nachts aktiv. Gejagt wird hauptsächlich am Boden Erbeutet werden Tiere bis Pferde- oder Rindergröße. Die Kiefer sind so stark, dass Jaguare sogar die Panzer von Schildkröten knacken können, um das Innere zu verzehren. Die bevorzugten Beutetiere sind Pekaris und Capybaras. Daneben werden auch Gürteltiere, Boas und Anakondas, Kaimane und Vielzahl kleinerer Wirbeltiere gejagt. Jaguare graben auch Schildkröteneier aus dem Sand [5; 11].

Es gibt keine feste Paarungszeit. Die Kätzinnen sind während 6-17 Tagen in Hitze und können sich während dieser Zeit bis zu 100mal am Tag paaren. Nach einer Tragzeit von 93-105 kommen meist 2 (1-4) blinde Welpen mit einem Geburtsgewicht von 700-900 g zur Welt. Diese öffnen ihre Augen mit 13 Tagen, trinken während10-11 Wochen nur Milch, werden mit 5-6 Monaten völlig entwöhnt und können mit 15-18 Monaten, anfänglich noch im Revier der Mutter, selbständig jagen. Mit 16-24 Monaten suchen sie sich ein eigenes Revier. Kätzinnen werden mit 2-2.5 Jahren, Kater mit 3-4 Jahren geschlechtsreif [11].

Gefährdung und Schutz

Der Jaguar wurde zwar gebietsweise ausgerottet, hat aber immer noch eine weite Verbreitung und ist noch relativ häufig. Wegen Lebensraumverlust und nicht nachhaltiger Bejagung nehmen die Bestände aber ab und er gilt daher seit 2002, letztmals überprüft 2016, als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) [8].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Ferner fällt die Art unter die Anhänge I und II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Der ZooParc de Beauval und der Zoo Chester unterstützen das Projeto Onças do Iguaçu, in dessen Rahmen in der Region des brasilianischen Iguaçu-Nationalparks mittels GPS-Halsbändern, Wildkameras und Kotproben über Jaguare und ihre Beutetiere geforscht wird. Im weiteren wird untersucht, welchen Einfluss die Jaguare auf den Ökotourismus haben und es wird versucht, Tier-Menschkonflikte zu entschärfen. mehr ...
  • Das Papiliorama Kerzers gründete 1989 gemeinsam mit dem Burgers Zoo in Emmen den Internationalen Fonds für den Schutz der Tropischen Natur ITCF und durch diesen in Belize das vorerst nur 31 km² große Shipstern-Naturschutzgebiet. Dieses konnte sukzessive auf 87 km² das erweitert werden, und durch die Sicherung weiterer Waldgebiete vergrößerte sich das von der Stiftung geschützte und bewirtschaftete Areal auf heute rund 400 km². Damit wird Lebensraum für Jaguare erhalten und können diese weitgehend vor illegaler Bejagung geschützt werden. Bislang wurden 29 Jaguare identifiziert, von denen etwa 15 fest im Gebiet wohnen. Der Einsatz des Papilioramas wird mittlerweile durch weitere Zoos (z.B. Walter Zoo in Gossau,  Kölner Zoo, Wilhelma Stuttgart, NaturZoo Rheine) unterstützt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Bis zum Inkrafttreten von CITES im Jahr 1976 waren Pelzfelle von Jaguaren und daraus gefertigte wertvolle Pelzmäntel regelmäßig, in größeren Mengen im internationalen Handel anzutreffen. In den Ursprungsländern werden Jaguare nach wie vor zur Gewinnung von Eckzähnen und anderen Körperteilen gejagt oder von Rinderzüchtern als Schädlinge wahrgenommen und abgeschossen [3].

Von 1977-2017 wurde im Internationalen Handel noch die Ausfuhr von 29 Pelzmäntel, 915 Felle (davon 590 aus Paraguay) und 23 Jagdtrophäen erfasst. Im selben Zeitraum wurden von süd- und mittelamerikanischen Ländern 71 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt und wurden global 656 Nachzuchttiere über Landesgrenzen verschoben, davon 74 aus Deutschland, 49 aus Mexiko, 45 aus den Niederlanden und 39 aus Tschechien [8].

Kulturelle Bedeutung: In präkolumbianischen Kulturen Mittel- und Südamerikas, etwa jener der Maya, der Azteken oder der Olmeken spielte der Jaguar eine große Bedeutung. Er diente z. B. als Symbol der Königsmacht und wurde  als Gottheit verehrt.

Haltung

Jaguare können im Zoo ein Alter von bis zu 28 Jahren erreichen [10]. Beim Umgang mit Jaguaren ist größte Vorsicht geboten, da die Tiere auch ihnen bekannte Menschen angreifen, wenn diese das Gehege betreten. Dabei wird der Eindringling nicht als Beute betrachtet, sondern es handelt sich um einen Akt der Revierverteidigung. 2002 wurde im Tiergarten Schönbrunn eine Tierpflegerin durch Genickbiss getötet, die das Jaguargehege betreten hatte, ohne die Tiere abzuschiebern [7]. Unter Zoobedingungen können relativ kalt gehaltene Jaguare ein Winterfell ähnlich dem der nördlichen Leoparden-Unterarten bekommen.

Haltung in europäischen Zoos: Jaguare werden in rund 100 Zoos gehalten, von denen sich weniger als 10 im deutschsprachigen Raum befinden. Seit 1995 ist der Trend abnehmend. 2011 hielten  47 EAZA-Zoos insgesamt 111 Jagare, 2020 waren es noch 88 Tiere in 42 Haltungen [12]. Für Details siehe Zootierliste.

1998 wurde ein Europäisches Zuchtbuch (ESB) eingerichtet, das mittlerweile in ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) umgewandelt wurde. Dieses wird vom Randers Regnskov koordiniert. 

Forschung im Zoo: Der Jaguar ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [4; 6; 9].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Jaguare ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 100 m² Fläche und 3 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 50 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 15 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² und ein Innengehege von 25 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 15 und innen um 12 m² zu erweitern. Es muss eine Badegelegenheit vorhanden sein.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023), fordert, dass Jaguare mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m². Wie man die paarweise Haltung gewährleistet, wenn man einen Jaguarkater hat, der alle Kätzinnen umbringt, sagt der Verordnungsgeber leider nicht.

Taxonomie und Nomenklatur

Der erste Bericht über einen Jaguar stammte von Amerigo Vespucci, der im Jahre 1500 die "Panther" unter den Tierarten von Venezuela aufzählte. Auf einer Karte von Südamerika war nicht nur ein mähniger Löwe, sondern auch ein gestreifter asiatischer Tiger abgebildet. Auch heute noch wird der Jaguar im spanisch sprechenden Teil Südamerikas "el tigre" genannt. Der Name Jaguar ist aus der Sprache der Tupi-Guaraní-Indianer (yaguará) entliehen und soll bedeuten „Das Raubtier, das im Fliegen jagt“ [3].

Formell wissenschaftlich beschrieben wurde der Jaguar 1758 von Carl von LINNÉ, der ihn als "Felis onca" bezeichnete. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben. Gegenwärtig sind 9 Unterarten anerkannt. Diese sind sich jedoch kaum verschieden. Manche Autoren zweifeln daher die Existenz von Unterarten grundsätzlich an. Andererseits wurde festgestellt, dass es vier, eventuell weitgehend voneinander getrennte Populationen gibt: Mexiko/Guatemala, südliches Mittelamerika, Südamerika nördlich des Amazonas, Südamerika südlich des Amazonas sowie eventuell Kolumbien östlich der Anden. Molekulargenetiker sehen eine nördliche und eine südliche Population getrennt durch den Amazonas [8; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DE LA ROSA, C. & NOCKE, C. C. (2000)
  4. EXNER, C. (1995)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. KUPFER, F. (1998)
  7. OBRECHT, J. (2014)
  8. QUIGLEY, H. et al. (2017). Panthera onca. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T15953A50658693. http://www.iucnredlist.org/details/15953/0. Downloaded on 17 June 2018.
  9. RAHOFER, L. (2015)
  10. WEIGL, R. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  12. JAHRESBERICHTE JAGUAR ESB/EEP 2011/2020

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Nebelparder

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D VU 650

EEPNebelparder

Neofelis nebulosa • The Clouded Leopard • La panthère nébuleuse

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Khao Kheow Open Zoo, Chon Buri, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Nebelparders (Neofelis nebulosa), zum Teil fraglich, ob die Art dort noch vorkommt

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo von Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo Dortmund © Elias Neideck

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Khao Kheow Open Zoo, Chon Buri, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Khao Kheow Open Zoo, Chon Buri, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Christian Kern, Tierpark Berlin

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo Frankfurt © Zoo Frankfurt

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo Dortmund © Zoo Dortmund

 

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Junger Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Carlos Frey, Berlin

 

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Gähnender Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel eines Nebelparders (Neofelis nebulosa) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Der Verfasser im Nebelpardergehege des Kho Kheow Open Zoos in Thailand © Sammy Prugsamatz, Zoological Park Organization of Thailand

 

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Bis zum Inkrafttreten von CITES wurden Nebelparder in relativ geringem Umfang für den internationalen Pelzhandel gejagt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern, Aufnahme bei einem Kürschner in Genf

 

 

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Der im Freiland gefährdete Nebelparder ist die kleinste Großkatze. Er ist stark ans Baumleben angepasst und überwiegend nachtaktiv, und die Verpaarung von Kater und Kätzin ist schwierig, was wohl Gründe dafür sind, dass er seltener in Zoos zu sehen ist als andere Großkatzen

Körperbau und Körperfunktionen

Der Nebelparder erreicht als kleinste Großkatze eine Kopf-Rumpflänge von (69-)75-105 cm, eine Schwanzlänge von (61-)70-90 cm und ein Gewicht von 11-23 kg. Kater werden etwas größer und schwerer als Kätzinnen. Der Kopf ist langgestreckt. Die Eckzähne sind 40 mm lang oder länger. Die Iris ist gelblich, die Pupillen ziehen sich spindelförmig zusammen. Die Extremitäten sind kurz und massiv, mit breiten Tatzen, die mit langen Krallen bewehrt sind. Die Grundfarbe des Fells ist gelblich bis hellgrau. Auf dem Rumpf liegen darauf große, dunkle, unregelmäßig geformte Flecken, die am Rand dunkler sind als nach innen hin. An Beinen und Kopf sind die Flecken kleiner und einfarbig schwarz. An Nacken und Wangen hat es dunkle Längsstreifen und der Schwanz ist dunkel geringelt. Brust und Bauch sind weißlich. Es gibt gelegentlich Schwärzlinge oder fast weiße Individuen [1; 6; 8].

Verbreitung

Südostasien: Bangladesch, Bhutan, Burma, China, Indien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Nepal, Thailand, Vietnam. Ausgestorben in Taiwan [5].

Lebensraum und Lebensweise

Nebelparder sind baumbewohnende Waldtiere, die sich wegen ihrer kurzen Beine am Boden eher ungeschickt fortbewegen. Bevorzugt werden primäre Regenwälder, sie kommen aber auch in Trockenwäldern und Sekundärwäldern vor. Im Himalaya gehen sie bis auf eine Höhe von 3'500 m.  Wie an telemetrierten Tieren festgestellt wurde, sind sie auch tagsüber unterwegs. Sie sind ausgezeichnete Kletterer und können in den Baumkronen Affen, Hörnchen und Vögel fangen und mit dem Kopf voran Baumstämme hinunterklettern. Zum Beutespektrum gehören aber auch bodenlebende Tiere, wie Bartschweine, junge Sambare, Muntjaks und Kantschile [5; 6; 8].

Nach einer Trächtigkeit von 88-95 Tagen werden 2-3 (1-5) etwa 140-170 g schwere Jungtiere geboren. Diese sind bei der Geburt blind, öffnen ihre Augen mit 10-11 Tagen, unternehmen erste Schritte mit 21-22 Tagen, nehmen ab der 7.-10. Woche feste Nahrung zu sich und werden mit 11-14 Wochen entwöhnt. Geschlechtsreife wird mit 20-30 Monaten erreicht [4; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Nebelparder lebt vor allem in tropischen Regenwäldern. Genau dieser Lebensraum wird in Südostasien gegenwärtig am schnellsten durch Abholzung zerstört. Eine weitere Gefahr für den Nebelparder ist die Jagd für den illegalen Handel. Die Gesamtpopulation wird auf 3'700-5'580 erwachsene Tiere geschätzt. Er wird deshalb seit 1886, letztmals überprüft 2020, als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [5].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Die Mitglieder des Erhaltungszuchtprogramms (SSP) des nordamerikanischen Zooverbands engagieren sich seit dem Jahr 2000 für die Verbesserung der Haltungsbedingungen von Nebelpardern in südostasiatischen Zoos und für den Schutz der Art in ihrem natürlichen  Lebensraum. So finanzierte z. B. der Point Defiance Zoo in Tacoma (WA) 2019 zwei Freilandstudien, eine über die Satellitenortung von Nebelpardern auf Borneo und eine zur Erforschung der Bewegungen der Nebelparder im thailändischen Naturschutzgebiet Phu Khiao mittels Bewegungssensorkameras. Diese Studien lieferten entscheidende Informationen zur Erhaltung der Art in den jeweiligen Gebieten. mehr ...
  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. Seit 2016 setzt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behördee Patrouillen aus ausgebildeten lokalen Dorfbewohnern zur Bekämpfung der Wilderei ein, bietet Umweltbildung in den Dorfschulen und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für die Lehrkräfte an, und führte ein dreijähriges Programm zur nachhaltigen Entwicklung der Dorfgemeinschaften im Nakai-Distrikt durch. Von diesen Maßnahmen profitiert u.a. der Nebelparder. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Kulturelle Bedeutung: Früher trugen Krieger in Sarawak mit Federn von Nashornvögeln verzierte Nebelparderfelle, im Glauben, dass sich dadurch die Stärke der Raubkatze auf sie übertrage [8].

Wirtschaftliche Bedeutung: Bis zum Inkrafttreten von CITES im Jahr 1976 waren Pelzfelle von Nebelpardern und daraus gefertigte, wertvolle Pelzmäntel regelmäßig, aber in kleineren Mengen im Pelzhandel anzutreffen. Von 1977-2017 wurde im internationalen Handel aber nur noch der Export von 3 Pelzmänteln und 12 Pelzfellen registriert. In den Ursprungsländern werden Nebelparder nach wie vor zur Gewinnung von Pelzfellen, Knochen für die Zwecke der traditionellen Medizin und Fleisch gejagt und Jungtiere für den Heimtiermarkt gefangen. Im Zeitraum 1977-2017 wurden von den Ursprungsländern 48 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt. Davon kamen 31 aus China. Der letzte Export fand 1999 statt. Im gleichen Zeitraum wurden weltweit 209 Nachzuchttiere international verschoben. Davon kamen 56 aus den USA und je 30 aus China und Thailand [2; 5].

Haltung

Altvater BREHM hat mit gehaltenen Nebelpardern offenbar besonders positive Erfahrungen gemacht. Er schreibt: "Allem Anscheine nach ist der Nebelparder ein so gemüthlicher Gesell, als dies ein Mitglied des Katzengeschlechtes sein kann. Hinsichtlich seiner Größe und Stärke ... zeigt er sich auffallend mild in seinem Wesen. Zwei Stück, welche Raffles besaß, waren außerordentlich behagliche Thiere und zeigten besonders viel Lust zum Spielen. Ihre langen Schwänze, welche sie ganz nach Art unserer Hauskatzen zu bewegen und als Dolmetscher ihrer Seelenstimmung zu gebrauchen verstanden, bildeten den Hauptgegenstand ihrer gegenseitigen Belustigung. Außerdem waren aber auch rollende oder schnell sich bewegende Sachen für sie der höchsten Theilnahme werthe Dinge. Man konnte sie streicheln und liebkosen, ohne befürchten zu müssen, irgend welche Unbill von ihnen zu erleiden; sie erwiederten im Gegentheile die Freundlichkeit, welche man ihnen spendete. Auch befreundeten sie sich mit anderen Thieren; einer von ihnen schloß, als er am Bord des Schiffes sich befand, innige Freundschaft mit einem Hündchen ... und übte seine Spiellust an diesem kleinen Gefährten in höchst rücksichtsvoller Weise aus, indem er ängstlich besorgt war, ihm durch seine bedeutende Stärke nicht zu schaden." [1]

Die erste Zoo-Nachzucht gelang 1963 in Dallas [4], die erste Aufzucht durch die Mutter nur einen Monat später im Frankfurter Zoo [3]. Nebelparder können im Zoo ein Alter von rund 20 Jahren erreichen [7]. Verpaarungen erwachsener Tiere enden oft damit, dass der Kater die Kätzin durch Nackenbiss tötet [8].

Seit 1973 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das gegenwärtig am Turtle Back Zoo in New Jersey geführt wird und, Stand Januar 2017, 398 lebende Tiere in 100 Institutionen umfasste [IZY 52].

Haltung in europäischen Zoos: Nebelparder werden in gegen 50 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Für Nebelparder gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Howlett's Animal Park und stellvertretend durch den Zoo Singapur koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für einen oder ein Paar Nebelparder ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 70 m² Fläche  und 3.50 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 35 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 15 m² pro Tier und eine Höhe von 3.5 m haben.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und ein Innengehege von 20 m² vor, die beide eine Höhe von 2.5 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen und innen um 10 m² zu erweitern.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert, dass Nebelparder mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 200 m² bei 4 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 20 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 4 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m² mehr. Dies ist eine sehr eigenwillige Interpretation des Begriffs "Mindestanforderung", der vermutlich im deutschsprachigen Raum keine einzige Haltung vollumfänglich entspricht.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nebelparder wurde 1821 vom englischen Naturforscher Edward GRIFFITH in seinen "General and Particular Descriptions of the Vertebrated Animals" als "Felis nebulosa" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1867 stellte ihn John Edward GRAY vom British Museum in London in die heute gültige Gattung Neofelis. Diese galt früher als monospezifisch, und die Art wurde in drei Unterarten unterteilt. 2006 wurden die Populationen der Sundainseln wegen morphologischer und molekularbiologischer Unterschiede als eigene Art (Neofelis diardi) abgespaltet. Beim Festland-Nebelparder verbleiben somit noch [5; 8]:

  • Indochina-Nebelparder (Neofelis n. nebulosa) - alle heute in Europa gehaltenen Tiere gehören dieser Unterart an.
  • Nordindischer Nebelparder (Neofelis n. macrosceloides) - war früher ganz selten in Europa zu sehen, so etwa ein Einzeltier im Zoo Frankfurt von 1962-1970.

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. FELLNER, K. (1965)
  4. FONTAINE, P. A. (1965)
  5. GRAY, T., BORAH, J., COUDRAT, C.N.Z. et al. (2021). Neofelis nebulosa. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T14519A198843258. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T14519A198843258.en . Downloaded on 07 October 2021.
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Freigegeben in Katzen
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Asiatische Goldkatze

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
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Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D NT 650

EEPAsiatische Goldkatze

Catopuma temminckii • The Asian Golden Cat • Le chat doré d'Asie

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Heidelberg © Zoo Heidelberg

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Asiatischen Goldkatze (Catopuma temminckii)

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Allwetterzoo Münster © Zoo Münster

 

 

 

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Handaufzucht einer Asiatischen Goldkatze (Catopuma temminckii) im Allwetterzoo Münster © Allwetterzoo (Pressefoto)

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Wuppertal © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Junge Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Wuppertal © Zoo Wuppertal (Pressefoto)

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Bei der Asiatischen Goldkatze verläuft der Haarstrich von Kopf bis zum Schwanz nach hinten. Der umgeklappte Schwanz reicht bis zu den Schulter. Zeichung Peter Dollinger für das CITES Identification Manual.

 

Weitere Bilder auf Biolib

Die Asiatische Goldkatze ist eine in ihrem Ursprungsgebiet potenziell gefährdete, größere Mittelkatze, die als Botschafterart für Natur- und Artenschutz in Südostasien herangezogen werden könnte, die faktisch aber nur in wenigen Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Asiatische Goldkatze erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (66-)75-105 cm, eine Schulterhöhe von rund 56 cm und eine Schwanzlänge von 42-68 cm. Kater werden 12-16 kg, Kätzinnen etwa 8.5 kg schwer. Der Kopf ist mit schwarzen und weißen Flecken oder Streifen gezeichnet. Das Kinn ist weiß, die Rückseite der abgerundeten Ohren schwarz mit einem zentralen, hellen Fleck. Ansonsten ist die Körperoberseite entweder einfarbig grau, gold-, zimt- oder rotbraun, oder mit schwarzen Flecken und Streifen überzogen. Die Unterseite ist heller teilweise auch mit schwarzen Flecken oder Streifen. Relativ häufig gibt es melanistische Exemplare [3; 10].

Verbreitung

Süd- und Südost-Asien: Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Nordost-Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Burma, Nepal, Thailand, Vietnam [4].

Lebensraum und Lebensweise

In ihrem Ursprungsgebiet werden Goldkatzen nur gelegentlich kurz beobachtet und man weiß fast nichts über ihr Leben. Trotzdem genießen sie ob ihrer Wildheit großen Respekt bei den Einheimischen. In Thailand wird die Goldkatze „Sua Fai“ der Feuertiger genannt und gilt dort sogar als Herrscher aller Katzen [PM Zoo Wuppertal, 27.08.2006].

Die Asiatische Goldkatze lebt hauptsächlich in Wäldern, einschließlich tropischen und subtropischen Feuchtwäldern, immergrünen Mischwäldern und laubabwerfenden Trockenwäldern, gelegentlich kommt sie auch in offenen Landschaften vor. Ihre Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis auf 3'900 m. Über ihre Ökologie und Lebensweise ist sehr wenig bekannt, da sie im Freiland fast nicht erforscht ist. Sie ist wahrscheinlich ein Einzelgänger, lebt in individuellen Wohngebieten, die im thailandischen Phu-Khieu-Nationalpark rund 30 (Katzen) bis 50 (Kater) km² groß sind. Sie scheint tagsüber wie in der Nacht aktiv zu sein und überwiegend auf dem Boden zu jagen, ist aber auch ein guter Kletterer [4; 10].

Nach einer Tragzeit von 79-80 Tagen werden 1-3 Junge mit einem Gewicht von rund 250 g geboren. Diese werden mit 2 Jahren geschlechtsreif [3; 10].

Gefährdung und Schutz

Der Wald als hauptsächlicher Lebensraum der Asiatischen Goldkatze schrumpft immer mehr. Auch die Jagd reduziert die Bestände. Daher wird die Art aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED) [4].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. Seit 2016 setzt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behördee Patrouillen aus ausgebildeten lokalen Dorfbewohnern zur Bekämpfung der Wilderei ein, bietet Umweltbildung in den Dorfschulen und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für die Lehrkräfte an, und führte ein dreijähriges Programm zur nachhaltigen Entwicklung der Dorfgemeinschaften im Nakai-Distrikt durch. Von diesen Maßnahmen profitiert u.a. die in Laos nicht häufige Asiatische Goldkatze [4]. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

In allen Ländern ihres Verbreitungsgebiets wird die Asiatische Goldkatze illegal gejagt bzw. in Fallen gefangen. Es mehren sich die Anzeichen, dass ihre Körperteile zunehmend als Ersatz für Tigerteile in der traditionellen Chinesischen Medizin verwendet werden [4].

Weil die Art in Anhang I von CITES aufgeführt ist, ist der legale internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen unbedeutend. Von 2001-2017 wurden z.B. nur 3 Pelzmäntel und 35 Pelzfelle zur Ausfuhr genehmigt, wobei es sich im Wesentlichen um Vorerwerbsexemplare handelte, die bereits in Drittländern waren. Im selben Zeitraum wurden aus Südostasien 10 lebende Wildfänge und weltweit 18 Nachzuchttiere international verschoben [1].

Haltung

Für eine optimale Haltung empfiehlt die EAZA ein Außengehege mit einer Fläche von mindestens 150 m² and einer Mindesthöhe von 2.5 m. Bei der Haltung eines Paars ist ein Abtrenngehege erforderlich, das mit dem Hauptgehege durch zwei Schieber verbunden werden kann. Wichtiger als die Gehegegröße ist jedoch die Einrichtung, die den Katzen gute Bedingungen bieten soll, um zu klettern, sich zu verstecken und in Ruhe zu schlafen. Die Einblicke für das Publikum sollten beschränkt werden, die Katzen sollten jedoch in die Gehegeumgebung hinaussehen können [7].

Im Zoo können Asiatische Goldkatzen ein Alter von über 20 Jahren erreichen. Ein Wildfang starb im Zoo Helsinki mit schätzungsweise 23 Jahren [9]. 2013 glückte im Allwetterzoo Münster weltweit zum ersten Mal die Nachzucht von zwei Jungtieren durch künstliche Besamung [PM Allwetterzoo].

Haltung in europäischen Zoos: Asiatische Goldkatzen werden in nur sehr wenigen Zoos gehalten, darunter in zweien in Deutschland. Für Details siehe Zootierliste. Seit 1993 gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Heidelberger Zoo koordiniert wird. Allerdings lag der Bestand 2021 bei nur noch 12 Tieren und die Zukunft sieht auch nicht glänzend aus, zumal einige der wenigen Programmteilnehmer nur Einzeltiere halten und manche Weibchen schon sehr alt und nicht mehr fruchtbar sind [11].

Forschung im Zoo: Asiatische Goldkatzen sind gelegentlich Gegenstand von veterinärmedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten mit dem Ziel, ihre Haltung zu optimieren [5; 6; 8]. So begann z.B. Im Herbst 2005 der Diplombiologe Tobias EHLERT von der Universität Frankfurt eine mehrjährige Doktorarbeit, in deren Rahmen er das Sozialverhalten und die Aktivitätsverteilung der Goldkatzen im Zoo Heidelberg und im Allwetterzoo Münster studierte. In der Dämmerung waren die Tiere am aktivsten. 45.7% der Zeit verbrachten die Tiere mit Schlafen oder Ruhen, 23.6% mit Laufaktivitäten, davon 3.6% mit stereotypem Hin- und Herlaufen (Pacing). Fastentage erhöhten bei einzelnen Tieren das Aggressionspotential [2].

Mindestanforderungen an Gehege: Bei den im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Gehegegrößen für Mittelkatzen liegt ein redaktionelles Versehen vor. Der Text, auf den sich die Arbeitsgruppe geeinigt hatte, lautet für die Asiatische Goldkatze und die anderen Mittelkatzen wie folgt: „Außengehege 50 m² pro Paar, unterteilt in verbindbare Einzelgehege (Verhältnis 1:1 oder 1:2), für kletternde Arten 2.50 m hoch. Falls für nicht winterharte Arten Außengehege vorgesehen sind, ist zusätzlich ein heizbarer, unterteilbarer Innenraum von 20 m² / 50 m³ pro Paar, erforderlich.“

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Asiatische Goldkatzen ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und einer Höhe von 2.5 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Es ist ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m und für jedes weitere Tier 10 m² zusätzlich vorgeschrieben.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Goldkatzen mindestens paarweise gehalten werden, obwohl sie meistens Einzelgänger sind. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 25 m² haben, für jedes weitere Tier 2.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Asiatische Goldkatze wurde 1827 von dem irischen Zoologen Nicholas Aylward VIGORS und seinem US-amerikanischen Kollegen Thomas HORSFIELD als "Felis temminckii" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Von 1832 bis 1999 wurde sie meistens unter der Gattungsbezeichnug Profelis geführt, gelegentlich als Pardofelis. Seitdem läuft sie mit ihrer Schwesterart badia aus Borneo unter der vom russischen Forschungsreisenden Nikolai Aleksejevitsch SEVERTZOV 1858 vergebenen Gattungsbezeichnung Catopuma [4; 10].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. EHLERT, T. (2013)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. McCARTHY, J. et al. (2015). Catopuma temminckii (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T4038A97165437. http://www.iucnredlist.org/details/4038/0. Downloaded on 18 June 2018.
  5. MOORE-JONES, J. (2013)
  6. NIEMANN, N. (2008)
  7. REICHLER, S. (2018)
  8. WAIBEL, B. (2004)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. REICHLER, S. (2021). Asian Golden Cat (Catopuma temminckii) Report for Felid TAG Mid Year Meeting 2021. PPT. EAZA Amsterdam

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Puma

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Puma

Puma concolor • The Puma, Cougar or Mountain Lion • Le puma

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Puma (Puma concolor im Xcaret-Park, Playa del Carmen, Mexiko © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Pumas (Puma concolor)

 

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Puma (Puma concolor) im Tierpark Hellabrunn © Tierpark Hellabrunn

 

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Puma (Puma concolor) im Siky Parc, Crémines © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor im Xcaret-Park, Playa del Carmen, Mexiko © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma-Jungtier (Puma concolor) in der Tierwelt Herberstein © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor) im Zoo am Meer, Bremerhaven © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor) in der Tierwelt Herberstein © Thomas Lipp, Tierwelt Herberstein

 

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Puma (Puma concolor) im Zoo am Meer, Bremerhaven © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor) im Parken Zoo, Eskilstuna © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Junger Montana-Puma (Puma concolor missoulensis) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Junger Montana-Puma (Puma concolor missoulensis) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Puma (Puma concolor) im Tierpark Dählhölzli, Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Puma (Puma concolor im Xcaret-Park, Playa del Carmen, Mexiko © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mäntel aus Pumafellen (Puma concolor), links naturfarben, rechts mit Gepardenmuster bedruckt. Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

 

Weitere Bilder bei BioLib

Der auch als Berg- oder Silberlöwe genannte Puma ist seit Karl MAYs Zeiten eine Populäre Tierart und daher in vielen Zoos zu sehen. Da er aber als Art nicht gefährdet ist, keine europäischen Zuchtprogramme existieren und sich nur wenige Zoos auf amerikanische Fauna spezialisiert haben, hat sein Vorkommen in europäischen Zoos und namentlch im deutschsprachigen Raum deutlich abgenommen.

Körperbau und Körperfunktionen

Pumas erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 105-160 cm, eine Schulterhöhe von 60-90 cm und eine Schwanzlänge von 60-85 cm. Kätzinnen haben ein Gewicht von 34-48 kg und Kater ein solches von 53-72 kg, bisweilen mehr. Das Fell ist kurz, dicht und ungefleckt, oberseits gelbbraun bis rötlichbraun oder silbergrau, am Schwanzende dunkler, an Kinn, Brust und Bauch weiß, die Schnauzenpartie mit schwarz-weißer Zeichnung. Die Schwanzspitze ist dunkel. Jungtiere sind beigefarben mit kräftigen großen Flecken, die während des ersten Lebensjahrs verblassen, und schwarzer Schwanzspitze. Gelegentlich gibt es auch Schwärzlinge [6].

Jungtiere sind schwärzlich gefleckt und haben tiefschwarze Ohren. Die Fleckung verschwindet mit dem Wechsel des Jungendkleides. Die Fellfarbe der Erwachsenen variiert von gelb- oder rotbraun über rotgrau bis silbergrau. Schwanzspitze, Gesichtszeichnung und Ohren sind schwarz bzw. grauschwarz [6].

Verbreitung

In vielen verschiedenen Lebensräumen in Nord-, Mittel- und Südamerika: von Kanada über die USA und Mexiko bis an die Südspitze von Chile. In Nordamerika ist er aber aus der ganzen östlichen Hälfte verschwunden uns in Uruguay wurde er ausgerottet, wobei ab etwa 1970, nach Zeitungsberichten auch 2014, wieder einzelne Tiere gesichtet wurden [10].

Lebensraum und Lebensweise

Trotz ihres vergleichsweise geringen Körpergewichts sind Pumas in der Lage, große Tiere, wie Wapitis zu überwältigen. Da ihre Kiefer zu schwach sind, um einem erwachsenen Wapiti die Kehle zu durchtrennen, nehmen sie die Pfoten zu Hilfe und brechen dem Wapiti das Genick. Ansonsten reicht das Nahrungsspektrum bis hinab zur Maus. An der Pazifikküste gehören auch Seehunde und Seelöwen, in Florida Alligatoren zu ihrem Beutespektrum [8; 12].

Im Freiland überlappen sich die Territorien der Kater nicht oder nur marginal, dagegegen können mehrere Kätzinnen-Territorien innerhalb eines Katerterritoriums liegen. Der Raumbedarf ist in der Wildbahn vom Nahrungsangebot abhängig und kann für einen Kater zwischen 32 bis über 1'000 km² liegen [4]. Der Puma ist im Prinzip ein Einzelgänger, zeigt aber soziale Verhaltensweisen, die über den Funktionskreis der Fortpflanzung und die Verteidigung des Territoriums hinausgehen: Es besteht innerhalb der Katerterritorien jeweils ein lockeres soziales Netz. Eine in Wyoming durchgeführte Studie ergab, dass es bei erwachsenen Tieren in Abständen von 11-12 Tagen zu sozialen Kontakten kommt und dass die Tiere ihre Beute mit Artgenossen teilen. Entsprechende Beobachtungen machte auch ein Forscherteam im chilenischen Torres del Paine-Nationalpark [14; 15].

Die Fortpflanzung ist an keine Jahrezeit gebunden. In Nordamerika fällt die Ranz aber meist in den Frühling. Nach einer Tragzeit von 92-96 Tagen werden 1-6 Junge geboren [8].

Gefährdung und Schutz

Obwohl die Bestände abnehmen und er vor allem in Nordamerika aus viel Gebieten verschwunden ist, ist der Puma nicht gefährdet, da er noch immer weit verbreitet ist und das größte Verbreitungsgebiet aller landbewohnenden Säugetiere in der westlichen Hemisphäre hat. (Rote Liste: LEAST CONCERN) [10].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Populationen in Zentralamerika (P.c. costaricensis) fallen unter Anhang I.

Bedeutung für den Menschen

Der Puma wurde in weiten Teilen seines Verbreitungsgebiets durch Viehzüchter ausgerottet, um allfällige Verluste in ihren Nutzviehbeständen zu vermeiden. BREHM berichtet dazu: "Die Gauchos, jene tolldreisten Reiter der Steppen oder Pampas von La Plata, finden ein besonderes Vergnügen in der Jagd des Puma, hetzen ihn auf offenem Felde mit großen Hunden und tödten ihn, nachdem letztere ihn gestellt haben, mit ihren Bolas oder Wurfkugeln oder schleudern ihm, indem sie ihm auf ihren flüchtigen Pferden nachsetzen, die niemals fehlende Wurfschlinge um den Hals, bringen ihr Pferd in Galopp und schleifen ihn hinter sich her, bis er erwürgt ist. In Nordamerika wird er gewöhnlich durch die Hunde auf einen Baum gejagt und von dort herabgeschossen. Auch fängt man ihn in Schlagfallen." [3]

In manchen Gebieten wird der Puma legal bejagt [10]. Von 1977-2017 wurden im internationalen Handel Exporte von 9'581 Fellen und 4'636 Jagdtrophäen registriert. Davon kamen 5'466 bzw. 2'504 aus Kanada und 1'241 bzw. 1'996 aus Argentinien. Im selben Zeitraum genehmigten die Ursprungsländer die Ausfuhr von 140 lebenden Wildfängen, ferner wurden weltweit Nachzuchttiere exportiert [5].

Gelegentlich gibt es Zeitungsberichte über Puma-Attacken auf Menschen [z.B. SPIEGEL online vom 20.05.2018, Berliner Zeitung vom 12.11.2013].

Haltung

Der Puma ist zwar an sich ein Einzelgänger, aber im Zoo ist eine paarweise Haltung durchaus möglich, wobei sich manche Kater sogar an der bis zwei Jahre dauernden Jungenaufzucht beteiligen.

Pumas könen im Zoo ein Alter von 23 Jahren erreichen [11].

Haltung in europäischen Zoos: Pumas werden in rund 110 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Dutzend im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Pumas waren früher in Zoos häufiger, in den letzten Jahren hat aber die Zahl der Haltungen nicht mehr abgenommen, obwohl die EAZA empfiehlt, die Art nich anzuschaffen und vorhandene Tiere durch Vertreter seltener Leoparden-Unterarten zu ersetzen.

In Europa gibt es weder ein Zuchtbuch noch ein  Erhaltungszuchtprogramm für den Puma. Bei den meisten gehaltenen Tieren sind weder Herkunft noch Unterart bekannt. Bei einigen wenigen handelt es sich um Montana- (P. c. missoulensis = cougar) oder Chilenische (P. c. puma) Pumas.

Forschung im Zoo: Der Puma ist gelegentlich Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren oder naturwissenschaftliche Grundlagen zu erarbeiten [1; 2]. Grundlagenforschung über das Mittel- und Innenohr von Feliden wurde u.a. anhand von Präparaten von Puma concolor durchgeführt. Dabei wurden Schädelpräparate mittels Mikro-Computertomographie gescannt und die daraus entstandenen zweidimensionalen Scans mit einer Rekonstruktionssoftware bearbeitet, um dreidimensionale Rekonstruktionen der Bestandteile der Ohrregion zu erhalten [7].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Pumas ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 100 m² Fläche und 3 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 50 m² zusätzlich zur Verfügung stehen.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² mit einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für jedes Tier muss eine individuelle Schlafbox von 2.5 m² Fläche vorhanden sein.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023), fordert, dass Pumas mindestens paarweise gehalten werden müssen, was im Fall einer überwiegend solitär lebenden Art wenig Sinn mach, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass ein Wetterschutz mit Einstreu vorhanden sein muss.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Puma wurde 1771 von Carl von LINNÉ als "Felis concolor" beschrieben. Der schottische Naturforscher Sir William JARDINE stellte ihn 1834 in die Gattung Puma, die in der Folge lange als Subgenus angesehen wurde. Der Puma wird zwar auch Berglöwe oder Silberlöwe genannt, aber abgesehen davon, dass das Fell der Erwachsenen einfarbig ist, hat er mit dem Löwen nichts gemein. Vielmehr gehört er zu den Kleinkatzen, wo er neurdings zusammen mit dem Jaguarundi und dem Geprden die Tribus Acinonychini bildet. Das heißt z.B. dass er nicht brüllt wie ein Löwe, sondern  Laute von sich gibt, die - abgesehen von der Lautstärke - denen der Hauskatze ähneln. Auch ist er kein Rudeltier, sondern wie die meisten Katzen ein Einzelgänger [8; 12; 13].

Da der Puma eine extrem weite Verbreitung hat, verwundert es nicht, dass eine Vielzahl an Unterarten beschrieben worden ist. Sowohl bei HALTENORTH & TRENSE [9] als auch bei WILSON & MITTERMEIER [12] sind es nicht weniger als 30. Nach neueren molekular-genetischen Untersuchungen [6] gehören jedoch alle nordamerikanischen Populationen zu einer einzigen Unterart (P. c. cougar), eine weitere gibt es in Mittelamerika (costaricensis) und vier in Südamerika (capricornensis, cabrerae, concolor und puma).

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. AMBROSCH, J. (2009)
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  5. CITES TRADE DATA BASE
  6. CULVER, M,, JOHNSON, W.E., PECON-SLATTERY, J. & O'BRIEN, S. J. (2000)
  7. ETMAYR, L. (2014)
  8. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  9. HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)
  10. NIELSEN, C. et al. (2015). Puma concolor (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T18868A97216466. http://www.iucnredlist.org/details/18868/0. Downloaded on 18 June 2018.
  11. WEIGL, R. (2005)
  12. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  13. >WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  14. ELBROCH, L. M., LEVY, M., LUBEL, M., QUIGLEY, H. & CARAGIULO, A. (2017)
  15. LAGOS, N., SEPÚLVEDA, C., PINO, R., SEGURA, B, GERSTLE, J., GAMBOA, F. & MUÑOZ-DONOSO, C. (2017)

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Jaguarundi

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Jaguarundi

Puma (Herpailurus) yagouaroundi • The Eyra Cat or Jaguarondi • Le jaguarondi

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo von Mährisch Ostrau / Ostrava © Zoo Ostrava

 

 

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Approximative Verbreitung des Jaguarundis (Puma yagouaroundi)

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Zoo Krefeld © Zoo Krefeld

 

 

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Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Alten Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Farbvariationen von Jaguarundi-Fellen (Puma (Herpailurus) yagouaroundi. Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Mantel aus "Silver Cat"-Fellen, d.h. Jaguarundis (Puma (Herpailurus) yagouaroundi). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

Weitere Bilder auf BioLib

Der im Freiland nicht gefährdete Jaguarundi ist eine marderähnliche, einfarbige und daher eher unscheinbare Kleinkatze, die in europäischen Zoos nicht sehr häufig gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Jaguarundi erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 55 (49-83) cm, eine Schulterhöhe von etwa 34 cm, eine  Schwanzlänge von 32 (27-59) cm und ein Gewicht von 3-7.6(-9) kg. BREHM beschreibt ihn als "schlankes, schmächtiges Thier, welches durch seinen gedehnten Körper und seinen langen Schwanz beinahe an die Marder erinnert. Der Kopf ist klein, das Auge mittelgroß, das Ohr abgerundet, die Behaarung kurz, dicht und von schwarzgraubrauner Farbe; die einzelnen Haare aber sind an der Wurzel tiefschwarzgrau und vor der dunkelbraunen Spitze schwarz, weshalb das Thier bald heller, bald dunkler erscheint." Faktisch gibt es allerdings von Fuchsrot bis fast Schwarz unterschiedliche Farbschläge, wobei Junge aus demselben Wurf verschieden gefärbt sein können. Im Gegensatz zu den einfarbigen Erwachsenen sind die Jungtiere gefleckt. Jaguarundis haben eine runde Pupile, die sich kreisförmig zusammenzieht [1; 2; 5; 8].

Verbreitung

Nord-, Mittel- und Südamerika: Mexiko, ganz Mittelamerika, ganz Südamerika mit Ausnahme von Uruguay, wo die Präsenz unsicher ist, und Chile, in den USA (Texas) möglicherweise ausgestorben[2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Jaguarundi besiedelt vom tropischen Regenwald bis zu Wüstengebieten die unterschiedlichsten Lebensräume, einschließlich Kulturland. Er ist überwiegend tagaktiv und gilt als solitär, allerdings gibt es auch Freilandbeobachtungen, wonach mehrere Tiere beisammen angetroffen wurden. Die Tiere bewegen sich überwiegend am Boden fort, schwimmen gut, klettern aber nicht besonders gern. Abhängig vom Nahrungsangebot sind ihre Streifgebiete sehr unterschiedlich groß. Die Angaben reichen von 8.3 km² bis 99 km². Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinnagern, dazu werden Vögel, Reptilien und Frösche gefangen, gelegentlich größere Säugetiere, z.B. Spießhirschkälber, getötet oder Früchte gefressen [2; 5, 8].

Es gibt keine feste Paarungszeit. Nach einer Tragzeit von (70-)72-75 werden meist 2(1-3) Junge in einem Versteck geboren, das sich in einer Baumhöhle, in Gestrüpp oder dichtem Gras befinden kann. Mit etwa 33-40 Tagen nehmen sie erstmals feste Nahrung zu sich. Kätzinnen werden mit 18-30, Kater mit 24-36 Monaten geschlechtsreif [3; 5; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Jaguarundi ist weniger häufig als früher vermutet, gilt aber nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 noch nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel ist durch CITES geregelt bzw. eingeschränkt. Die nord- und mittelamerikanischen Populationen sind in Anhang I, die südamerikanischen in Anhang II aufgeführt.

Bedeutung für den Menschen

In präkolumbianischer Zeit sollen Jaguarundis von den Indios gezähmt und wie Hauskatzen als Mäusevertilger gehalte worden sein [5].

Jaguarundis werden nicht gezielt für Handelszwecke bejagt, geraten aber immer wieder in Fallen, die für andere, für das Pelzgewerbe interessantere Arten aufgestellt wurden. Allenfalls wird ihnen dort nachgestellt, wo sie in Geflügelställe eindringen und Schaden anrichten [3].

Der internationale Handel ist bescheiden. Nebst einigen anderen Teilen und Erzeunissen wurden von 1977-2017 nur 11 exportierte Felle und 300 Felltafeln registriert. Im selben Zeitraum genehmigten die Ursprungsländer die Ausfuhr von 31 lebenden Wildfängen, und 139 Nachzuchttiere wurden grenzüberschreitend transportiert, fast alle ab 1991 und davon 24 aus Brasiliern und 23 aus den Niederlanden [4].

Haltung

Jaguarundis können im Zoo ein Alter von 15 Jahren erreichen [7]. Paar- oder gruppenweise Haltung ist in der Regel problemlos. BREHM berichtet, dass gehalteneJaguarundis zwar der Versuchung nicht widerstehen könnten, Geflügel zu töten. Aber ansonsten *war das Thier sehr zahm, spielte in seiner Jugend mit Katzen und Hunden, mit Pomeranzen und Papier und war besonders einem Affen zugethan, wahrscheinlich, weil dieser es von den lästigen Flöhen befreite. Mit zunehmendem Alter wurde die Eyra unfreundlicher gegen andere Thiere, blieb aber zutraulich und sanft gegen Menschen, falls letztere sie nicht bei dem Fressen störten. Uebrigens machte sie keinen Unterschied zwischen ihren Wärtern und fremden Personen, zeigte auch weder Gedächtnis für empfangene Wohlthaten, noch für erlittene Beleidigungen." [2]

Haltung in europäischen Zoos: Jaguarundis werden in rund 25 Zoos gehalten, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden, wo der Bestandstrend negativ ist. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und auch kein Zuchtbuch für diese Art. Der Bestand in EAZA-Institutionen wird jedoch überwacht. 2021 hielten 19 europäische EAZA-Zoos zusammen 34 Tiere. Der Unterartstatus dieser Tiere ist nicht geklärt.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Jaguarundis verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein, ferner ein unterteilbares Innengehege von 12 m² pro Paar.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Jaguarundis ein Außengehege mit einer Fläche von 40 m² und einer Höhe von 3 m vor. Aus unerfindlichen Gründen ist dies mehr als für den dreimal mehr Körpermasse aufweisenden Luchs. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. In der früheren Fassung der Verordnung wurde für ein Paar ein Gehege mit einer Fläche von 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorgeschrieben. Es muss ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein, das für jedes weitere Tier um 4 m² zu erweitern ist.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Jaguarundis mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 25 m² haben, für jedes weitere Tier 2.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Jaguarundi wurde 1803 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als  "Felis yagouaroundi" beschrieben. Reginald Innes POCOCK vom Londoner Naturhistorischen Museum stellte die Art 1907 in die Gattung Puma. Nach Ingrid WEIGEL von der Zoologischen Staatssammlung München gehört sie seit 1961 in die monotypische Gattung Herpailurus. 2008 kam sie wieder in die Gattung Puma, was aber gegenwärtig von der IUCN abgelehnt wird. Es sind 8 Unterarten anerkannt. Die rote Farbphase wurde lange unter der Bezeichnung Felis eyra als eigene Art angesehen [2; 3; 8; 9].

   

Literatur und Internetquellen<

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CASO, A. et al. (2015). Herpailurus yagouaroundi. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T9948A50653167. http://www.iucnredlist.org/details/9948/0. Downloaded on 18 June 2018.
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. FELID TAG (2021). Herpailurus yagouaroundi MON-P 2020-2021. PPT-Presentation.

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 21 Juni 2018 12:39

Karakal

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Karakal, Wüstenluchs

Caracal caracal • The Caracal • Le caracal, ou lynx du désert

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Karakal (Caracal caracal) im Zoo Tallinn © Maaja Kitsing / Inari Leiman, Tallinn

 

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Approximative Verbreitung desKarakals (Caracal caracal)

 

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Zahmer Südwestafrikanischer Karakal (Caracal caracal damarensis) bei der AfriCat Foundation, Okonjima, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Zoo Zlín-Lešná © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Turkmenischer Karakal (Caracal caracal michaelis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Turkmenische Karakale (Caracal caracal michaelis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Turkmenischer Karakal (Caracal caracal michaelis) im Zoo Dresden © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Junge Südafrikanische Wüstenluchse (Caracal c. caracal) im Tierpark Berlin © Carlos Frey Berlin

 

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Junger Karakal (Caracal caracal) im Zoo Dresden © Archiv Opel-Zoo © Mike Wold, Zoo Dresden

 

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Junge Südafrikanische Wüstenluchse (Caracal c. caracal) im Tierpark Berlin © Carlos Frey Berlin

 

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Indischer Karakal (Caracal caracal schmitzi) im Zoo Neu-Delhi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Pelzfell von Karakal (Caracal caracal). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Briefmarken mit Karakal-Motiv, Somalia

 

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Der Karakal ist ein relativ großer Vertreter der Kleinkatzen und wird wegen seiner Pinselohren und langen Beine zumeist als enger Verwandter der eigentlichen Luchse angesehen, was aber unzutreffend ist. Als Art nicht gefährdet, ist er in Teilen seines Areals selten geworden. Er wirkt auf das Publikum ansprechend und lässt sich so gut als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in seinen Heimatländern einsetzen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Karakal erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 60-75(-105 ?) cm, eine Schulterhöhe von 40-45 cm und eine Schwanzlänge von 19-34 cm. Kater werden 8-20 kg, Kätzinnen 6-16 kg schwer. Er ist, wie BREHM sagt, "ein schönes Thier".  Seine Färbung "ist die eines Wüstenkleides, d.h. ein dunkleres oder helleres Fahlgelb ohne Flecken, welches nur an der Kehle und am Bauche ins Weißliche zieht und auf der Oberlippe durch einen großen schwarzen Fleck sowie durch einen schwarzen Streifen, welcher sich vom Nasenrande zum Auge zieht, und die schwarzen Ohren unterbrochen wird." Entsprechend der weiten Verbreitung der Art ist die Fellfärbung ziemlich variabel. Besonders charakteristisch für den Karakal sind die kräftig ausgeprägten Ohrpinsel [2; 6; 8].

Verbreitung

Der Karakal ist weit verbreitet in Afrika, auf der Arabischen Halbinsel, in Südwest- und Zentralasien.

Afrikanische Unterarten: Ägypten, Algerien, Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Lesotho, Libyen, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Sambia, Senegal, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Tunesien, Uganda, West-Sahara, Zentralafrikanische Republik [1].

Asiatische Unterarten: Afghanistan, Indien, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kenia, Kongo Dem., Kuweit, Libanon, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Karakal bewohnt hauptsächlich Halbwüsten, Trockensteppen und felsiges Gelände, geht aber auch entlang von Wadis bzw. Rivieren in die Wüste, in Trocken- und Feuchtsavannen, Buschland und Dickicht sowie in immergrüne und Gebirgswälder. Sie jagen Mäuseartige und andere Kleinsäuger, Huftiere bis zu einem Gewicht von etwa 50 kg, Vögel, die sie mit einem Sprung auch aus der Luft erbeuten, Schlangen und Echsen, fangen auch Fische und Wirbellose, fressen Aas und nehmen gelegentlich auch Pflanzenmaterial. Die Streifgebiete der einzelnen Tiere variieren je nach Nahrungsverfügbarkeit von etwa 4 bis 1'200 km², Kater haben deutlich größere Streifgebiete als Kätzinnen [1].

Der Karakal hat keine feste Fortpflanzungszeit. Während der Rolligkeit, die 3-6 Tage dauert, paart sich eine Kätzin oft mit mehreren Katern. Nach einer Tragzeit von 68-81 Tagen kommen in einer Erd- oder Baumhöhle meist 2 (1-6) Junge mit einem Gewicht von 200-250 g zur Welt. Diese werden mit 10 Monaten unabhängig und mit 12-15 Monaten geschlechtsreif [8].

Gefährdung und Schutz

Der Karakal ist eine weitverbreitete und relativ häufige Art (vor allem in Süd- und Ostafrika), weshalb sie aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 nicht als gefährdet gilt (Rote Liste: LEAST CONCERN). Über die Entwicklung der Bestände ist allerdings nichts bekannt. In vielen Gegenden Afrikas leidet der Karakal unter der Zerstörung seines Lebensraums (durch sich ausbreitende Agrarflächen und dem Vordringen der Wüste), weshalb die nordafrikanische Population als gefährdet gilt. Dies ist wohl auch die größte Bedrohung in den asiatischen Teilen seines Verbreitungsgebiets, wo der Karakal mittlerweile selten ist [1].

Der internationale Handel mit Exemplaren aus afrikanischen Populationen ist nach CITES Anhang II geregelt, Populationen aus Asien fallen unter Anhang I. Der Karakal ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens.

Bedeutung für den Menschen

In Indien wurde der Karakal wie der Gepard gezähmt und zur Jagd abgerichtet. Wüstenluchse machen sich dadurch unbeliebt, dass sie sich an  Kleinvieh vergreifen, weswegen im südlichen Afrika jährlich einige Tausend von Schaf- und Ziegenzüchtern getötet werden [1].

Von 2001-2017 wurden u.a. zur Ausfuhr genehmigt: 7'924 Jagdtrophäen davon 6'749 aus Südafrika und 1'039 aus Namibia, 1'413 Felle und 1'633 Schädel. Im selben Zeitraum wurden die Ausfuhr von 157 lebenden Wildfängen bewilligt, davon kamen 26 aus Namibia, 74 aus Südafrika und 12 aus Guinea, und weltweit wurde der internationale Transport von 583 Nachzuchttieren erfasst. Davon kamen 560 aus Südafrika [3].

Haltung

Es gibt seit 1994 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das vom National Zoo in Washington DC geführt wird und das im August 2014 238 lebende Tiere in 95 Institutionen umfasste [IZY 52], wobei zu vermuten ist, dass viele Tiere dem Zuchtbuch nicht gemeldet werden, weil es in Europa weder ein Erhaltungszuchtprogramm noch ein regionales Zuchtbuch gibt.

Im Zoo können Karakale gelegentlich ein Alter von 20 Jahren erreichen [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren etwas abgenommen. Heute werden Wüstenluchse noch in rund 80 Zoos gehalten, von denen sich weniger als 10 im deutschsprachigen Raum befinden. Soweit die Unterart überhaupt bekannt ist, handelt es sich um die Nominatform aus Südafrika. Die früher gelegentlich zu sehenden Turkmenischen Karakale (C. c. michaelis) gibt es seit ein paar Jahren nicht mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Forschung im Zoo {Beispiel):  Grundlagenforschung über das Mittel- und Innenohr von Feliden wurde u.a. anhand von Präparaten von Caracal caracal durchgeführt. Dabei wurden Schädelpräparate mittels Mikro-Computertomographie gescannt und die daraus entstandenen zweidimensionalen Scans mit einer Rekonstruktionssoftware bearbeitet, um dreidimensionale Rekonstruktionen der Bestandteile der Ohrregion zu erhalten [4].

Bei den im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Gehegegrößen für Mittelkatzen liegt ein redaktionelles Versehen vor. Der Text, auf den sich die Arbeitsgruppe geeinigt hatte, lautet für den Karakal und die anderen Mittelkatzen wie folgt: „Außengehege 50 m² pro Paar, unterteilt in verbindbare Einzelgehege (Verhältnis 1:1 oder 1:2), für kletternde Arten 2.50 m hoch. Falls für nicht winterharte Arten Außengehege vorgesehen sind, ist zusätzlich ein heizbarer, unterteilbarer Innenraum von 20 m² / 50 m³ pro Paar, erforderlich.“

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Wüstenluchse ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und einer Höhe von 2.5 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Für winterharte Tiere müssen individuelle Schlafboxen von 1.5 m² vorhanden sein, ansonsten ist ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m und für jedes weitere Tier 10 m² zusätzlich vorgeschrieben.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Wüstenluchse mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 15 m² haben, für jedes weitere Tier 1.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Karakal wurde 1776 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Felis caracal" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Caracal erfolgte 1843 durch den John Edward GRAY. Allerdings wurde die Gattungsbezeichnung Felis und zeitweilig Lynx noch sehr lange weitergebraucht.

Allerdings wies schom BREHM [2] auf Unterschiede zwischen dem Karakal und den eigentlichen Luchsen hin: "Die nordischen Luchse, welche vorzugsweise Wälder bewohnen, tragen ein Baum- und Felsenkleid, d.h. ihre allgemeine Färbung ähnelt jener der Stämme und Aeste sowie jener der grauen Felswände des Nordens. Der Karakal ist nur in der Kindheit gefleckt, später aber ganz ungefleckt, und eine derartige Gleichfarbigkeit steht wiederum im vollständigen Einklange mit den Eigenthümlichkeiten seines Wohnkreises; denn ein geflecktes Thier, welches auf dem einfarbigen Sandboden der Wüste dahin schleicht, würde in der hellen Nacht gerade durch seine Fleckenzeichnung leichter sichtbar werden, als durch jenes einfarbige Gewand."

Bis vor wenigen Jahren galt Caracal als eine monotypische Gattung, seit 2006 wird aufgrund molekulargenetischer Beurteilungen auch die Afrikanische Goldkatze als Art der Gattung Caracal angesehen, vielfach wird sie aber nach wie vor Profelis aurata genannt. Vom Wüstenluchs werden gegenwärtig werden 9 Unterarten anerkannt, von denen 2 in Eurasien, die übrigen in Afrika vorkommen [1; 8].

Der Artname Karakal leitet sich aus dem Türkischen „kara kulak“ ab, was für „Schwarzohr“ steht (PM Tierpark Berlin, 24.09.2009). Eine andere Erklärung gibt Alfred BREHM [1], danach soll sich der Name von "Khut el Chala", zu Deutsch "Katze der Einöde", ableiten.

Literatur und Internetquellen

  1. AVGAN, B. et al. (2016). Caracal caracal (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T3847A102424310. http://www.iucnredlist.org/details/3847/0. Downloaded on 18 June 2018.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. ETMAYR, L. (2014)
  5. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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