Donnerstag, 14 Juni 2018 22:42

BERTOLINO, S. (2009)

Das Amerikanische Grauhörnchen: Eine Bedrohung für das einheimische Eichhörnchen.

Wildbiologie International 5/14. Wildtier Schweiz, Zürich.

Auszug:


Die Ansiedlung des Amerikanischen Grauhörnchens in England, Irland und Italien hat in diesen Ländern zu einem dramatischen Rückgang des heimischen Europäischen Eichhörnchens geführt. Grauhörnchen konkurrieren mit der einheimischen Art hauptsächlich um Nahrung. Darüber hinaus können sie aber auch Träger eines Pocken-Virus sein und dieses weiterverbreiten - ein Virus, das bei den roten Eichhörnchen in Grossbritannien eine tödliche Krankheit herbeiführte. Die in Italien vorkommenden Grauhörnchen-Populationen sind bislang die einzigen auf dem Kontinent und stellen deshalb eine Bedrohung für ganz Europa dar. Nach Computer-Modellen dürften sich die Grauhörnchen innerhalb der nächsten 20-30 Jahre von Italien aus nach Frankreich und in die Schweiz ausbreiten und langfristig sogar über einen Grossteil Europas. Dies würde eine ernstzunehmende Gefahr für das Überleben des heimischen Eichhörnchens in seinem gesamten Verbreitungsgebiet bedeuten. Andere Hörnchen-Arten und viele weitere Säugetiere wurden in Europa ebenfalls angesiedelt, mit dem Resultat, dass sie Ökosysteme schädigen. Um dieser Bedrohung zu begegnen, ist eine koordinierte europäische Strategie gegen invasive fremde Arten dringend nötig.

Bezugsquelle: https://shop.wildtier.ch/shop/shop.php?product=201

 

bertolino-biblio

Freigegeben in B
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:59

FRITZ, J. & REITER, A. (2003)

Der Flug des Ibis - Die Rückkehr des heiligen Vogels aus der Arche Noah.

110 Seiten, zahlreiche farbige Illustrationen.
Bibliothek der Provinz. Wien, Linz, Weitra, München. ISBN 3-85252-485-7

Inhalt:

Der Waldrapp wurde von Noahs Arche ausgesandt und brachte Kunde vom nahen Land. In Ägypten wurde er als heiliger Vogel verehrt. Pilgern wies er den Weg nach Mekka. Mit den ersten Bauern, mit ihren Äckern und Weideflächen kam der Waldrapp zu uns.

Er siedelte in Städten, in Burgen, Ruinen und verlassenen Häusern. Von ihm erzählen Sagen und Flurnamen. Selbst für venezianische Karnevalsmasken war er Vorbild. Weil die Waldrappe leckeres Fleisch hatten und leicht zu erlegen waren, sind sie im Mittelalter fast ausgerottet worden. Heute zählt der Waldrapp zu den bedrohtesten Tierarten der Erde. Zoos wurden ihnen zu einer modernen Arche Noah. Jetzt könnten die Vögel mit dem roten nackten Hals und dem langen Schnabel wieder heimisch werden in den Alpen.

Wie das gelingen soll, wo Waldrappe schon frei fliegen und wo noch wilde Waldrappe leben – das erzählen Johannes Fritz, Angelika Reiter und ein Team von Zoologen, Verhaltensforschern und Historikern.

Dazu die schönsten Bilder von einem spannenden Unternehmen: Nach der Art, wie Nobelpreisträger Konrad Lorenz seine Graugänse aufzog, so folgen auch die Waldrappe dem Menschen. Die Waldrappe fliegen hinter Ultraleichtflugzeugen her und lernen so eine neue Zugroute – vom Nordrand der Alpen bis in die südliche Toskana.

 

biblio-fritz

Freigegeben in F
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:57

FRITZ, J. & UNSÖLD, M. (2011)

Artenschutz und Forschung für einen historischen Schweizer Vogel: der Waldrapp im Aufwind.

Wildbiologie - Wildbiologie International 5/17: 16 Seiten.
Hrsg.: Wildtier Schweiz, Winterthurerstrasse 92, CH-8006 Zürich.

Auszug:

Waldrappe sind mit ihrem metallisch glänzenden Gefieder, dem nackten Kopf und dem Federschopf exotisch anmutende Vögel. In früheren Zeiten war diese Ibisart rund um das Mittelmeer verbreitet. In Europa sind ehemalige Brutvorkommen der sozial lebenden Zugvögel primär aus Gebieten nördlich und südlich der Alpen überliefert. Die bewegte Geschichte des Waldrapps ist insbesondere durch die vielfältigen menschlichen Einflüsse geprägt. Der Vogel wurde als heiliger Vogel verehrt und war als Speisevogel begehrt. Er wurde gejagt, verdrängt und vergiftet. Inzwischen sind fast die gesamten Wildbestände erloschen – in Europa bereits im Mittelalter – und die letzten Vorkommen sind trotz intensivem Schutz hochgradig bedroht. 500 Waldrappe gibt es noch an der Atlantikküste Marokkos, ein Restbestand mit drei Vögeln hat in Syrien überlebt. In Gefangenschaft lässt sich der Waldrapp dagegen leicht halten und züchten. Der gute Bruterfolg in Zoohaltungen bildet die Grundlage für Arterhaltungs-, Wiederansiedlungs- und Forschungsprojekte.

 

fritz-biblio

Freigegeben in F
Dienstag, 26 Februar 2013 12:56

FRITZ, J. (2004)

The Scharnstein Project: Establishing a migration tradition with handraised Waldrapp Ibises.

WAZA Magazine Nr. 5: 16-19.

Zusammenfassung:

Waldrappe sind Zugvögel. Jungvögel zeigen eine Zugunruhe etwa 1,5 Monate nach Erlangung der Flugfähigkeit. Die Zugroute und das Zugziel wird als Tradi tion durch einmaliges Fliegen in Begleitung der Eltern erlernt. Jungvögel fl iegen gegebenenfalls auch ohne ihre Eltern los und legen dabei beträchtliche Strecken zurück. Sie haben dabei aber keine entsprechende Richtungspräferenz und kommen in den meisten Fällen um. Die Gründung neuer Zugtraditionen ist daher ein vorrangiges Problem im Rahmen von Wiederansiedlungen. Unser Projekt hat die experimentelle Gründung einer hand aufge zo ge nen Waldrappgruppe zum Ziel, der mit Hilfe von Ultraleicht-Flugzeugen der Weg in ein entsprechendes Wintergebiet gezeigt wird. Die ersten beiden Jahre des Projektes sind erfolgreich verlaufen. Bereits 2003 konnten wir einen Teil der Zugstrecke in ein mittelitalienisches Wintergebiet zurücklegen. Im heurigen Jahr soll mit einer Gruppe von 11 Vögeln die gesamte Strecke erstmals geflogen werden. Die Vögel werden den Winter über weiter betreut und sollen im Frühjahr den Weg ins Sommergebiet selbständig finden. Gelingt das Projekt, sind die methodischen Grundlagen für eine Wiederansiedlung dieses Vogels in Europa und in anderen Bereichen des ursprünglichen Verbreitungsgebietes gegeben. Unser Projekt hat durch verschiedene Filmproduktionen in zwischen einen hohen Bekanntheitsgrad. Die resultierende Popularität ist eine wesentliche Vorarbeit für die potentielle Wiederansiedlung dieser Art in Europa.

fritz-biblio

Freigegeben in F
Dienstag, 26 Februar 2013 12:53

KOTRSCHAL, K. (2004)

The Grünau Project: Establishing a Semi-wild Colony of Waldrapp Ibis.

WAZA Magazine Nr. 5: 12-16.

Zusammenfassung:

In den letzten acht Jahren hat das «Grünau-Projekt» gezeigt, dass es möglich ist, aus Zoo-Nachwuchs eine frei fl iegende und sich fortpfl anzende Waldrapp-Kolonie aufzubauen. Von 1997 bis 2000 bediente man sich der Handaufzucht, die zu auf den Menschen geprägten und folglich handzahmen Vögeln führte. Trotzdem überlebten in den ersten beiden Jahren lediglich 6 von 27 Vögeln. Die meisten fi elen Raubieren zum Opfer oder verschwanden auf ihren Langstreckenflügen. Danach stabilisierte sich die Lage und jetzt werden jährlich weniger als 5% der Population an Raubtiere verloren. Ab 2001 fingen die Vögel der Kolonie mit der Fortpflanzung an.

Die Gruppe wurde in eine grössere Voliere umgesiedelt, die 2000 für den Freifl ug konzipiert wurde und die als Nachtlager und Aufzuchtkolonie dient. Zwischen Mai und August wird nicht mehr gefüttert und die Vögel suchen sich Wirbellose und kleine Wirbeltiere auf frisch gemähten Wiesen 5-10 km nördlich ihrer Kolonie. Ab Spätherbst bis zum Frühling müssen die Vögel voll gefüttert werden. Es handelte sich dabei um ein teures und anspruchsvolles Projekt, aber die wissenschaftlichen Resultate und die für die Rettung der Spezies gewonnenen Erfahrungen lohnten die Mühe. Die Schlussfolgerung ist, dass das ehemalige Ausbreitungsgebiet des Waldrapps in Mitteleuropa das Wiederansiedlungsgebiet erster Wahl sein sollte. Dies bedingt, dass neue angepasste Migrationstraditionen eingeführt werden müssen.

kotrschal-biblio

Freigegeben in K
Donnerstag, 14 Juni 2018 10:17

ZIMMERMANN, W. (2005)

Przewalskipferde auf dem Weg zur Wiedereinbürgerung - Verschiedene Projekte im Vergleich.

Z. Kölner Zoo, 48, Heft 4: 183-209.

Ganzer Artikel als PDF

Zusammenfassung:

Seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts werden Przewalskipferde in Europa mehr und mehr in Semi-Reservaten zur Landschaftspflege eingesetzt. In Asien dagegen kehren sie in ihr ehemaliges Verbreitungsgebiet zurück und sind Anlass für intensive Schutzmaßnahmen, die auch vielen anderen bedrohten Tier- und Pflanzenarten das Überleben sichern. Nicht alle Auswilderungsprojekte sind bislang erfolgreich oder werden erfolgreich sein. Ob sich ein Projekt im Laufe der Zeit positiv entwickelt, kann der Leser selbst in den entsprechenden Webseiten nachlesen. Wenn man nichts mehr zu einem Projekt erfährt, lässt dies eher auf einen Misserfolg schließen. In der Tabelle sind die einzelnen Projekte übersichtlich dargestellt.

Summary:

Since the nineties of last century it became common in Europe to use Przewalski’s horses in landscape management. But they also were reintroduced in their former habitats in Asia where large areas became strictly protected and thus also plants and other animal species profited from. Not all reintroduction attempts were successful so far or ever will be. Whether a project develops positively can easily be checked via the relevant websites. If no news are any more available, this is more likely to show a failure. In the table the various projects are clearly laid out.

 

zimmermann-biblio

Freigegeben in Z
Sonntag, 24 Februar 2013 11:23

Schutz der Sumpfschildkröte

lineblack1px

Gelegepatenschaften für Europäische Sumpfschildkröten im Donau-Auen-Nationalpark

Tiergarten Schönbrunn

11 6 8 1 emys AT
Durch Patenschaft geschütztes Emys-Gelege im Donau-Auen-Nationalpark © TG Schönbrunn

 

 

11 6 8 2 emys AT
Frisch geschlüpfte Europäische Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) im Donau-Auen-Nationalpark © TG Schönbrunn

 

 

11-6-8-4 emys AT
Kennzeichnen einer Sumpfschildkröte © Tiergarten Schönbrunn

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Schildkrötenart. Alle anderen europäischen Schildkröten leben im für sie klimatisch günstigeren Mittelmeerraum. In Österreich ist der Bestand der Sumpfschildkröte stark bedroht. Es gibt nur einen einzigen Bestand von etwa 400 erwachsenen Tieren in den Donau-Auen.

Bereits kurz nach der Gründung des Nationalparks Donau-Auen wurde ein Artenschutzprogramm "Europäische Sumpfschildkröte" ins Leben gerufen. Dieses beinhaltet die Erforschung und die (darauf basierende) Entwicklung von Maßnahmen zum Schutz der letzten heimischen Bestände der Europäischen Sumpfschildkröte. Die aufgefundenen Gelege werden mit Schutzgittern abgedeckt. Sobald sich ein Schlupfloch unter dem Schutzgitter zeigt, wird die verlassenen Gelegehöhle aufgegraben, um festzustellen, wie viele leere Eihüllen sich darin befinden bzw. ob nicht-geschlüpfte Eier verblieben sind. Der Tiergarten Schönbrunn hat dem Nationalpark eine Kooperation angeboten und dabei die Idee der Gelegepatenschaften aufgeworfen. Sämtliche Schutzmaßnahmen und auch deren Koordination bleiben dabei weiterhin in Händen des Nationalparks Donau-Auen. Der Tiergarten hat aufgrund seiner dahingehenden Erfahrung und Infrastruktur den organisatorischen Teil der Patenschaften übernommen. Er sammelt die Spenden und leitet das Geld an das Artenschutzprogramm im Nationalpark weiter. Ferner übernimmt er Gelege zum Ausbrüten, die beschädigt oder ungünstig platziert wurden und versorgt verletzt aufgefundene Tiere. Durch die Präsentation von Sumpfschildkröten schafft er Aufmerksamkeit für das Projekt.

Die Einführung der Patenschaften hat dem Schildkröten-Schutz eine zuvor nie da gewesene Dimension ermöglicht. 2006 wurden nur sieben Gelege dokumentiert und mit Schutzgittern versehen, 2007 waren es bereits  42 Gelege, die von mindestens 30 Weibchen stammten. Es konnte festgestellt werden, dass aus den 18 zuerst geschlüpften Gelegen des Jahres 2007 insgesamt 164 junge Schildkröten die Gelegehöhle Richtung Wasserlebensraum verlassen haben. Die Zahlen stiegen weiter an. 2018 wurden 233 Gelege dokumentiert, 2019 waren es wetterbedingt nur 124 Gelege. Am Brutgeschenen waren mindestens 135 Weibchen beteiligt.

Literatur und Internetquellen:

  1. AU-BLICK 2015 Nr. 39: 1-12
  2. SCHINDLER, M. (2020) JAHRESBERICHT 2019
  3. TIERGARTEN SCHÖNBRUNN: ARTENSCHUTZPROJEKT SUMPFSCHIDKRÖTE

lineblack1px

Die Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte in der Schweiz

zooschweiz

11-6-37-1 emys goldau
Europäische Sumpfschidkröte (Emys orbicularis) im Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

11-6-37-2 emys goldau
Die 2013 eröffnete Die 2013 eröffnete Sumpfschildkrötenanlage im Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

11-6-37-3 emys goldau
Sumpfschildkröten auf ihrer Anlage im Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

11-6-37-4 emys vieille thielle
Der Wiederansiedlungsort, das Naturschutzgebiet Vieille Thielle (Alte Zihl) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

11-6-37-4 emys DavidMarchon
Die Schildkröten wurden unter Mitwirkung von Schulkindern vermessen, gekennzeichnet und besendert © David Marchon

 

Die europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) war früher eine in Mitteleuropa weit verbreitete Art, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in der Schweiz noch an zahlreichen Stellen vorkam [1]. Intensive Bejagung – die Schildkröte galt, wie der Biber als „Fisch“ und konnte so als Fastenspeise genutzt werden – und die Zerstörung ihrer Lebensräume - Weiher, Sümpfe, Langsame Fliessgewässer mit natürlicher Vegetation - haben zum Verschwinden der Sumpfschildkröte in vielen Regionen geführt. So auch bei uns, wobei hier der Rückgang durch extrem harte Winter in den 1880er- und 90er-Jahren beschleunigt wurde. Die Sumpfschildkröte ist das erste Reptil der Schweiz, welches aus diesem Land verschwunden ist [2]. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden aber immer wieder Schildkröten unterschiedlichster Herkunft ausgesetzt. Ab den 1950er-Jahren konnte sich so im Reservat von Moulin-de-Vert (GE) ein permanenter Bestand entwickeln, ebenso im Tessin. Dies hat zu einer Änderung des Status auf der Roten Liste in der Schweiz geführt. Die Sumpfschildkröte gilt nun als "Vom Aussterben bedroht". Gemäss den Kriterien der IUCN sind nun umgehend Massnahmen zum Schutz dieser Art zu treffen, u.a. mittels Schutz bestehender Populationen und mit der Wiederansiedlungen von Tieren.

1999 wurde als Initiative der Schildkrötenschutz- und Auffangstation Chavornay das "Projekt Emys" ausgearbeitet. Damit sollen die Aktivitäten verschiedener Interessengruppen - Behörden, Naturschützer, Wissenschafter und Terrarianer - auf einen gemeinsamen Nenner gebracht und Synergien geschaffen werden. Ziel von "Projekt Emys" ist die Förderung von Feuchtgebieten, die Erhaltung bestehender und die Ansiedlung neuer, überlebensfähiger Sumpfschildkröten-Populationen in verschiedenen geeigneten Gebieten der Schweiz mittels in Menschenobhut gezüchteten Sumpfschildkröten der einheimische Unterart Emys orbicularis orbicularis, Haplotyp IIa.

Das Projekt wird von der KARCH koordiniert. Es vereint verschiedene Partnerorganisationen, kantonale Dienststellen sowie Spezialisten, welche sich die Aufgaben von der Zucht über die Auswilderung bis zum anschliessenden Monitoring teilen. zooschweiz hat einen namhaften Beitrag (50'000 €) an die Testphase des Projekts geleistet und ein Faltblatt herausgegeben, um bei den Zoobesuchern für das Projekt zu werben. Beim Papiliorama Kerzers entstand eine Zuchtstation, und weitere Mitgliedzoos zeigten Sumpfschildkröten in Schauanlagen. Die ersten beiden Schauanlagen, beim Papiliorama Kerzers und dem Natur- und Tierpark Goldau, wurden im Frühsommer 2013 eröffnet. Seit 2016 werden auch im Tierpark Bern  10-20 Junge Schildkröten aufgezogen, und 2021 wurden die ersten Tiere in der Nähe von Genf ausgewildert.

Nachdem im Rahmen des Projekts bereits 2010 und 2011 erste Wiederansiedlungen im zuvor renaturierten Marais de Pré-Bordon in der Gemeinde Jussy im Kanton Genf erfolgt waren, wurden am 21. Mai neun mit Sendern versehene Sumpfschildkröten im Naturschutzgebiet Vieille Thielle in der Gemeinde Cressier (Kanton Neuenburg) ausgesetzt. Weitere Auswilderungen sind im Seeland und im Kanton Tessin sind erfolgt oder geplant. So wurden 2021 18 im Vorjahr im Tierpark Bern geschlüpfte Sumpfschildkröten bei Genf ausgewildert. Dies ist nötig, weil die meisten geeigneten Lebensräume Platz für nur wenige Schildkröten bieten und die Tiere kaum größere Distanzen überwinden können. Bis 2020-2030 sollen daher mehrere Populationen begründet werden, die sich nachhaltig fortpflanzen und auch dem Genotyp entsprechen, der früher in der Schweiz vorhanden war. Die wissenschaftliche Betreuung der Auswilderung wird von der Universität Basel gewährleistet.

Literatur und Internetquellen:

  1. FISCHER-SIGWART, H. (1893)
  2. HOTZ, H.-J. & BROGGI, M. (1982)
  3. PROJEKT - SIGS
  4. SWISSEMYS
  5. TIERPARK BERN: DIE SCHWEIZER SUMPFSCHILKRÖTE KEHRT ZURÜCK

lineblack1px

Wiederansiedlung der Sumpfschildkröte in Hessen

Opel-Zoo Kronberg, Zoo Frankfurt, Tiergarten Nürnberg

301 007 012 001 emys orbicularis Kronberg ArchivOpelZoo
Sich sonnende Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) im Opel-Zoo, Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

 

11 6 6 emys 6 hessen
Im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue am Rhein werden seit 2009 Nachzuchttiere ausgewildert. Bild: AG Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Deutschland stark bedroht; in den Roten Listen einzelner Bundesländer wird sie sogar als „ausgestorben oder verschollen“ eingestuft. Früher wurde sie als Delikatesse bejagt und gehandelt. Selbst in der Fastenzeit war sie begehrt, da sie – wie auch der Biber – als im Wasser schwimmend nicht als Fleisch eingestuft wurde. Heutzutage fehlen ihr die passenden Lebensräume, da geeignete Gewässer trocken gelegt und notwendige Flächen durch den Ausbau des Straßennetzes zerschnitten wurden. Mit dem nicht heimischen Waschbär ist zudem ein neuer Fressfeind aufgetaucht und sie wird von ausgesetzten, nicht heimischen Wasserschildkröten verdrängt.

Um die letzten Bestände der Sumpfschildkröte  in Hessen zu retten und wieder überlebensfähige Bestände aufzubauen, hat eine AG Sumpfschildkröte 1999 ein umfangreiches hessenweites Hilfsprogramm ins Leben gerufen - gerade noch rechtzeitig. Sukzessive verbessert sich die Situation der Sumpfschildkröte in Hessen. Am 4. April 2014 wurde der erste Schlüpfling im Projektgebiet Reinheimer Teich gefunden. Mittlerweile werden Schildkröten auch in anderen gebieten angesiedelt, z.B. an der Fulda bei Schlitz im Vogelsbergkreis [4; 5].

Der Opel-Zoo beteiligt sich seit 2013 an diesen Wiederansiedlungsprojekten und hat dafür extra Anlagen umgebaut, in deren Schutz die jungen Schildkröten heranwachsen können, bis sie groß genug sind, in die Natur entlassen zu werden. Zusätzlich hält er auch Zuchtpaare, deren Nachwuchs in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Sumpfschildkröte ebenfalls in freier Wildbahn wieder angesiedelt wird, namentlich im Bereich des Naturschutzgebiets Kühkopf-Knoblochsaue am Rhein. Bis 2021 konnte der Opel-Zoo 39 Tiere beisteuern. Im Zoo Frankfurt nachgezogene Schildkröten wurden an der renaturierten Nidda ausgewildert. Seit 2020 ist auch der Tiergarten Nürnberg an dem Projekt beteiligt [1; 2; 3].

Literatur und Internetquellen: 

  1. PM OPEL-ZOO vom 16.08.2016
  2. PM TIERGARTEN NÜRNBERG vom 04.09.2021
  3. GIESSENER ALLGEMEINE vom 10.08.2011
  4. ARTENSCHUTZPROJEKT SUMPFSCHILDKRÖTE
  5. REGIERUNGSPRÄSIDIUM GIESSEN: PM vom 23.05.2021 - Sumpfschildkröte erobert ihre Lebensräume Stück für Stück zurück

Zurück zu Übersicht Schildkröten

Zurück zu Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

Weiter zu Gelbtupfen-Höckerschildkröte (Graptemys flavimaculata)

2'484

Sonntag, 24 Februar 2013 11:12

Wiederansiedlung des Feldhamsters

Vom einst in Mitteleuropa weit verbreiteten und häufigen Feldhamster haben nur kleine Restbestände die Auswirkungen der modernen Landwirtschaft überlebt [5]. Weil die verbleibenden Populationen drastisch abnehmen wurde die Art 2020 in der Roten Liste der IUCN als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft. Mehrere Zoos engagieren sich deshalb für ihree Erhaltung, haben Zuchten aufgebaute, Möglichkeiten zur Reservehaltung geschaffen und beteiligen sich an Wiederansiedlungsprojekten.

lineblack1px

Zucht und Wiederansiedlung des Feldhamsters im Rhein-Neckar-Kreis

Zoo Heidelberg

11-6-29-3 feldhamster
Feldhamster (Cricetus cricetus) © Zoo Heidelberg

 

11-6-29-4 feldhamster
Feldhamster (Cricetus cricetus © Zoo Heidelberg

 

11 6 29 6 feldhamster schauanlage
Schauanlage für Feldhamster (Cricetus cricetus im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, VdZ

 

11 6 29 map feldhamster mannheim
Das Areal bei Mannheim, auf dem es noch bzw. wieder Feldhamster gibt oder geben könnte (gelb), ist durch Siedlungen, Bahngleise und den Neckar begrenzt und wird durch drei Autobahnen und mehrere stark frequentierte Verbindungsstrassen fraktioniert. Der Kartenausschnitt stellt eine Fläche von rund 16 km² dar.

Der Feldhamster ist in Baden-Württemberg nur noch sehr selten an wenigen Orten zwischen Heidelberg und Mannheim und bei Lauda-Königshofen im Main-Tauber-Kreis anzutreffen.

Von fünf im Jahr 2002 bekannten und zwei später bestätigten  Feldhamstervorkommen auf dem Gebiet der Stadt Mannheim sind in den Folgejahren vier erloschen, weshalb ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen wurde. Seit März 2004 engagiert sich der Zoo Heidelberg im Schutz dieser einst so häufigen und im Rhein-Neckar Kreis seit fast 2000 Jahren heimischen Art und unterhält mittlerweile weitreichende Kooperationen mit Naturschutzorganisationen sowie der Stadt Mannheim. Auch die Bauern wurden vertraglich in das Artenschutzprogramm mit eingebunden, um die Hamsterpopulation zu erhalten. 2009 verlieh die World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) dem auf 10 Jahre angelegten Feldhamsterprojekt ein Zertifikat für In-Situ Artenschutz und es wird seither mit der Projektnummer 09001geführt. Dadurch wird dem Zoo bescheinigt einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie zu leisten. Zu den Zielen des Projekts gehören die Stabilisierung der letzten Hamsterbestände und die Sicherstellung einer überlebensfähigen Population in der Rhein-Neckar Region.

Der Zoo Heidelberg hat zum Zweck der Wiederansiedlung als erster in Deutschland eine Feldhamsterzucht aufgebaut, die im Jahr 2007 144 Jungtiere, im Jahr 2008 160 Jungtiere erbrachte. Einzelne Tiere wurden an andere Zoos abgegeben, Hauptzweck der Zucht ist aber, Hamster für ein 2002 initiiertes Wiederansiedlungsprogramm der Stadt Mannheim zur Verfügung zu stellen, das als Kompensation für den Verlust von Hamsterlebensraum durch den Bau von Sportanlagen etc. durchzuführen ist. Damit soll eine der beiden letzten Feldhamsterpopulationen Baden-Württembergs gerettet werden. Die Wiederansiedlung begann 2007 mit 46 Tieren und wurde 2008 mit 65 weiteren Tieren fortgesetzt. Der Wiederansiedlungsort befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft von zwei der noch drei autochthonen Reliktvorkommen. Die Zahl der freigelassenen Tiere wurde weiter erhöht, da stets mit Verlusten, namentlich durch den Fuchs, zu rechnen ist. Im ersten Jahr wurden 17 im Ansiedlungsgebiet geborene Jungtiere festgestellt. 2008 konnten bei den regelmässig durchgeführten Kontrollfängen 41 Junghamster mit Lebendfallen gefangen werden. 2017 wurde das Feldhamster-Zentrum im Heidelberger Zoo erweitert, sodass unter verbesserten Haltungsbedingungen auch in den kommenden Jahren jährlich etwa 170 Tiere zur Verfügung gestellt werden können [4; 6; 7].

2015 wurden im Bösfeld rund 350 Hamsterbaue gezählt. Ein Hauptproblem des Projekts besteht darin, dass das Wiederansiedlungsareal im Bösfeld/Kloppenheimerfeld und die autochthonen Relikt-Vorkommen dadurch Bahngleise, Siedlungen und den Nackar begrenzt sind, was eine Dispersion verunmöglicht, und innerhalb des Areals für den Hamster praktisch unüberwindbare Straßen zu einer Verinselung führen, d.h. zu Teilpopulationen, zwischen denen ein genetischer Austausch kaum möglich ist. Um langfristig die genetische Auffrischung dieser "Inselbevölkerungen" möglich zu machen, wurden 2015 zwischen Seckenheim und Edingen-Neckarhausen für rund 100 000 Euro Hamstertunnelunter der Landesstraße L 637 angelegt. Die Reliktpopulation in Suebenheim ist dagegen völlig isoliert [3; 4].

Video: Ist der Feldhamster noch zu retten? SWR-Mediathek: Odysso

PD - 26.06.2016

lineblack1px

Zucht und Wiederansiedlung des Feldhamsters in Hessen

Opel-Zoo Kronberg, Zoo Frankfurt, Zoo Osnabrück, Fasanerie Wiesbaden

11 6 29 10 Auswilderung Opel Zoo
Feldhamster (Cricetus cricetus) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

11 6 29 11 Auswilderung Opel Zoo
Feldhamster (Cricetus cricetus) Transport zum Auswilderungsort © Archiv Opel-Zoo

 

11 6 29 12 Auswilderung Opel Zoo
Feldhamster (Cricetus cricetus) anzusiedeln ist personalintensiv © Archiv Opel-Zoo

 

11 6 29 16 feldhamster opel
Erste Feldhamster-Nachzuchten im Freiland Ende Juli 2022 © UNB Hochtaunuskreis

2018 wurde im Opel-Zoo Kronberg eine auf Initiative und mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Hochtaunuskreises und in Kooperation mit dem hessischen Umweltministerium geführte Auffang- und Zuchtstation für Feldhamster eröffnet. Je fünf Weibchen und Männchen wurden als Anfangsbestand in die Anlage aufgenommen. Ziel ist es, Feldhamster für die Auswilderung zu züchten und bei Bedarf wilde Hamster aufzunehmen. Im Schauraum können sich Besucher über die Ökologie und das Verhalten der Feldhamster sowie deren Bedrohungsstatus informieren und Hamster in selbstgegrabenen Bauen beobachten.

In der Folge gab es jedes Jahr Jungtieren des in seinem Bestand stark bedrohten und streng geschützten Nagers. 2019 wurden vier Weibchen trächtig und warfen insgesamt 18 Junge. 2020 konnten die ersten 25  Nachzuchttiere in der Nähe von Darmstadt ausgewildert werden. 2021 war die Zahl der Jungtiere rekordverdächtig: In der Zuchtanlage im Freigehege wurden 52 Feldhamster geboren und 27 von ihnen wurden im August im im Vordertaunus ausgewildert. Die Auswilderungsfläche wurde unter der Leitung der Unteren Naturschutzbehörde entsprechend vorbereitet. Im Rahmen der „Feldflurarche Hochtaunus“ sorgt eine Streifenbepflanzung mit verschiedenen Pflanzen wie Getreide, Luzerne, Erd- und Himbeeren, Kürbissen und Sonnenblumen nicht nur für Deckung, sondern auch für reichlich Futter für die Feldhamster. Zusätzlich wurden mit Kameras versehene Erdlöcher vorgebohrt, um den Tieren das Anlegen ihrer Baue zu erleichtern. Die restlichen 2021 Jahr geborenen Tiere wurden teilweise in die Zuchtpopulationen aufgenommen, 14 wurden im Frühjahr 2022 im Vordertaunus und 5 weitere in Südhessen bei Darmstadt ausgewildert, Ende August 2022 folgten im Hochtaunuskreis 12 weitere aus dem Opel-Zoo und dem Zoo Osnabrück.

Die Erhöhung der Zuchtaktivitäten war nur durch die Kooperation mit anderen Zoologischen Gärten möglich, wie sie auch bei anderen Tierarten und in anderen Bereichen in den Zoos üblich ist: Damit es in Kronberg Platz für weitere Nachzuchten gab, wurden acht Tiere im Zoo Frankfurt und 20 im Zoo Osnabrück bis zur Auswilderung und später auch Überwinterung weiter versorgt. So wurde im Opel-Zoo Platz für weitere Nachzuchten geschaffen.

PD - aktualisiert 26.10.2022

lineblack1px

Zucht und Wiederansiedlung des Feldhamsters in Niedersachsen

Tierpark Berlin

11 6 29 13 feldhamster berlin
Feldhamster (Cricetus cricetus) Zuchtweibchen mit Nachwuchs in der Feldhamsterstation des Tierparks Berlin © 2022 Tierpark Berlin

 

11 6 29 14 feldhamster berlin
8 Tage alte Feldhamster (Cricetus cricetus) in der Feldhamsterstation des Tierparks Berlin © 2022 Tierpark Berlin

 

11 6 29 15 feldhamster berlin
24 Tage alte Feldhamster (Cricetus cricetus) in der Feldhamsterstation des Tierparks Berlin © 2022 Tierpark Berlin

Mit einer 2022 fertiggestellten Zucht- und Forschungsstation für den Europäischen Feldhamster möchte der Tierpark die Rettung des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters unterstützen. Zukünftig sollen in Berlin geborene Feldhamster auf geeigneten Flächen ausgewildert werden und somit der Ausrottung dieser zunehmend bedrohten Art entgegenwirken. Die Station bietet Platz für über 50 Hamster. Sie ist auf dem Wirtschaftshof gelegen ist und für das allgemeine Publikum nicht einsehbar, sondern nur im Rahmen von Führungen. Ferner sollen hier in Zukunft Verhaltensbeobachtungen durchgeführt werden.

Nachdem sieben ausgewachsene Feldhamster im Mai 2022 die neue Feldhamster-Station bezogen hatten, wurden am 1. August sieben wenige Tage alte Feldhamster im Nest entdeckt. Der Nachwuchs entwickelte sich gut. Die Auswilderung wird vorausichtlich im Frühjahr 2023 im Raum Göttingen stattfinden, wo sich am Nordcampus der Universität eine der letzten verbleibenden Populationen Niedersachsens befindet. Die Berliner Zuchttiere wurden zum Teil aus dieser Population herausgefangen.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der AG Feldhamsterschutz Niedersachsen. Als besonders feldhamsterfreundliche Umgebung gelten Flächen auf denen in regelmäßigen Ackerstreifen beispielsweise die Kleeart Luzerne angebaut wird. Außerdem lassen Landwirte Getreidestreifen nach der Ernte stehen, um dem Feldhamster sowohl Nahrung als auch Deckung zu bieten. Die an dem Projekt teilnehmenden Landwirte bekommen eine Entschädigungszahlung für daraus entstehende Ernteausfälle und den Mehraufwand in der Bewirtschaftung der Flächen.

PD - 16.10.2022

Literatur und Internetquellen:

  1. OPEL ZOO - Pressemitteilungen
  2. MESO - FREIGEHEGE NEWS 41: 15:
  3. TAZ ONLINE
  4. MORGENWEB vom 31.10.2015 
  5. RUMER, B. (2016)
  6. WEINHOLD, U. & KAYSER, A. (2006)
  7. WEINHOLD, U., SANDER, M. & HEIMANN, L. (2012)
  8. ZOO HEIDELBERG - Pressemitteilungen
  9. ZOO OSNABRÜCK - Pressemitteilungen

Zurück zu Übersicht Hasen und Nagetiere

Weiter zu Goldhamster (Mesocricetus auratus)

(1356)

Freigegeben in Mäuse-Verwandte
Sonntag, 24 Februar 2013 11:00

Wiederansiedlung Habichtskauz

lineblack1px

Nachzucht für die Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Deutschland

Tiergarten Nürnberg, Opel-Zoo Kronberg

11 6 23 5 uralkauz nuernbg HM
Junge Habichtskäuze im Tiergarten Nürnberg © Helmut Mägdefrau, TG Nürnberg

 

11 6 23 6 strix uralensis opel
Junger Habichtskauz im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

11 6 23 2021 strix uralensis opel
Die Zootierärztin des Opel-Zoos beim Einsetzen der Habichtskäuze des Jahrgangs 2021 in die Auswilderungsvoliere © Archiv Opel-Zoo

 

11 6 23 2021 strix uralensis opel map
Lage der Auswilderungsorte der Habichtskäuze in Nordbayern

Uralkäuze, die wegen ihrer Färbung auch Habichtskäuze genannt werden, wurden weltweit erstmals bereits 1965 im Tiergarten der Stadt Nürnberg gezüchtet. Auch 2009 gab es im Tiergarten wieder Nachwuchs bei der seltensten Eulenart Deutschlands.  

Im Bayerischen Wald - der westlichsten Spitze ihres Verbreitungsgebietes - war diese Eulenart bis Ende des 19. Jahrhunderts Brutvogel. Auf der tschechischen Seite wurde der letzte Vogel 1926 erlegt. Um die Art wieder heimisch werden zu lassen, läuft seit 1975 ein Projekt zur Wiederansiedelung dieser eindrucksvollen Tierart im Nationalpark Bayerischer Wald. 1995 wurde das Artenschutzprojekt um die tschechische, 2001 um eine österreichische Beteiligung erweitert. 2007 wurde im Biosphärenreservat Wienerwald ein Folgeprojekt gestartet, um eine Verbindung zu den slowenischen Eulen wiederherzustellen. Der Tiergarten hat bis 2018 fünf Käuze an die Zuchtgemeinschaft abgegeben und weitere 32 ausgewildert. Die fast flüggen Vögel werden in großzügigen Volieren gehalten und nach Öffnung nur noch zu Beginn gefüttert - dann müssen die Jungvögel selbst zurechtkommen.

Außerdem hat der Tiergarten Nürnberg maßgeblich eine genetische Untersuchung der Uralkäuze finanziert, um die eingesetzten Blutlinien bei den bisherigen und weiteren Auswilderungen zu überprüfen. So weiß man heute, dass die Eulen in Europa von Skandinavien bis Kroatien kaum Unterschiede aufweisen, aber verglichen mit den Tieren aus Osteuropa und dem Uralgebiet andere Genlinien vertreten. Vor mehr als 30 Jahren wurden demnach auch nach heutigen strengen Gesichtspunkten die richtigen Gründertiere für die Wiederansiedlung ausgewählt.

Ferner unterstützt der Tiergarten Nürnberg die Überachung der ausgewilderten Käuze mit jährlich 5'000 €, um zuverlässige Daten über die Maßnahme zu erhalten und hat 15.000 Euro für genetische Grundlagenforschung zur Verfügung gestellt.

Bereits vor über einem Jahrzehnt stellte der Opel-Zoo in Kronberg junge Habichtskäuze für das erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekt im Nationalpark Bayerischer Wald zur Verfügung. Ab 2017 gab er Jungvögel an ein Auswilderungsprogramm im Naturpark Steinwald in der nordbayerischen Oberpfalz ab, wo der Habichtskauz seit etwa 100 Jahren ausgestorben war. Bis 2021 wurden insgesamt 13 Jungvögel zur Verfügung gestellt. Die Vögel werden zunächst in Volieren vier Wochen lang eingewöhnt, bevor sie dann endgültig über Aus-flugsluken ins Freiland entlassen werden. Etwa zwei Wochen vor der Auswilderung erhalten sie neben dem sonstigen Futter auch lebende Mäuse, um ihr Jagdverhalten zu trainieren. Nach der Auswilderung wird den Käuzen an Futtertischen weiterhin Nahrung angeboten, die teilweise bis in den Dezember hinein regelmäßig angenommen wird.

Das aktuelle Wiederansiedlungsprojekt hat zum Ziel, ein überlebensfähiges Vorkommen des Habichtskauzes in Nordbayern zu etablieren, wobei sich langfristig die Vögel aus beiden Populationen austauschen sollen.

Literatur und Internetquellen:

  1. Pressemitteilung vom 9. Mai 2018 und weitere PM des Tiergartens Nürnberg
  2. Pressemitteilungen 2017/2018/2021 des Opel-Zoos, Kronberg

lineblack1px

Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Österreich

OZO-Mitgliedzoos, Natur- und Tierpark Goldau

11 6 23 2 habichtskauz
Jung Habichtskäuze im Nest. Foto: www.habichtskauz.at

 

11 6 23 3 habichtskauz
Habichtskauz (Strix uralensis) © Richard Zink

 

11 6 23 4 habichtskauz
Stand des Habichtskauz-Projekts bei Schönbrunner Artenschutztagen © Daniel Zupanc

 

11 6 23 9 strix uralensis wien
Habichtskäuze in ihren Transportboxen auf dem Weg zur Aussetzung 2017 © Norbert Potensky, Tiergarten Schönbrunn

 

11 6 23 7 strix uralensis wien
Junger Habichtskauz (Strix uralensis) aus der Auswilderungsaktion 2018 © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

11 6 23 8 strix uralensis wien
Junger Habichtskauz (Strix uralensis) wird für die Auswilderungsaktion 2018 beringt © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

220 002 025 012 strix uralensis wien dZupanc2
Im Tiergarten Schönbrunn wurde 2021 für die Habichtskäuze (Strix uralensis) eine neue Schauvoliere mit einer Grundfläche von 127 m² und einer Höhe bis zu 10 m eröffnet © TG Schönbrunn / Daniel Zupanc

Die sehr geringe Fluchtdistanz des Habichtkauzes im Freiland begünstigte früher die Verfolgung durch den Menschen und dürfte zum Verschwinden der Art beigetragen haben. Außerdem führten forstliche Intensivierung und damit verbunden Habitatverlust zum Aussterben der Brutpopulation in Österreich. Dies ist besonders bedauerlich, weil die alpinen, österreichischen Vorkommen eine essentielle Verbindung zwischen den Populationen im Süden (Slowenien/Italien) und dem Norden (Deutschland/Tschechische Republik) darstellten und durch ihr Fehlen heute der Genfluss in der europäischen Metapopulation unterbrochen ist.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensbedingungen für den Habichtskauz verbessert: der Jagddruck sank und wertvolle Waldlebensräume stehen heute unter Schutz oder werden nachhaltig bewirtschaftet. Daher wurde 2007 vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vet. Med. Universität Wien ein Wiederansiedlungsprojekt unter Leitung von Richard Zink und mit Finanzierung durch EU, Land Niederösterreich und den Österreichischen Bundesforsten gestartet. Neben dem Forstamt der Stadt Wien, dem Biosphärenpark Wienerwald, dem Wildnisgebiet Dürrenstein und des Vereins Eulen- und Greifvogelschutz war die OZO von Beginn an Projektpartner. Voraussetzung für den Schutz der mittlerweile ganzjährig geschonten Vögel ist auch die Unterstützung durch die Grundeigentümer und die Jägerschaft.

Der erste Schritt war der Aufbau eines Zuchtnetzwerks. Dabei konnte von ursprünglich 17, heute mehr als 30 Brutpaaren in Österreichischen Zoos und Zuchtstationen ausgegangen werden. Zur Erweiterung der genetischen Basis wurden neue Blutlinien eingekreuzt, wozu in osteuropäischen Zoos abgegeben Findlinge aus der Wildbahn herangezogen wurden. Die OZO hatte in dieser Angelegenheit eine Vermittlerrolle übernommen.

Die Auswahl der österreichischen Freilassungsorte fiel auf die Schutzgebiete "Biosphärenpark Wienerwald" und "Wildnisgebiet Dürrenstein" die aufgrund ökologisch besonders wertvoller Waldbestände den Neuankömmlingen optimale Überlebensbedingungen bieten.

Seit Beginn des Projekts im Jahr 2009 bis September 2020 wurden 428 Jungkäuze, die in Zoos und Zuchtstationen geschlüpft waren, in den beiden Schutzgebieten „Biosphärenpark Wienerwald“ und „Wildnisgebiet Dürrenstein“ ausgewildert. Bis 2020 trug allein der Tiergarten Schönbrunn 41 Jungkäuze bei, 2021 folgte ein weiterer (PM Tiergarten Schönbrunn vom 18.02.2021, 12.08.2021). Zur Freilassung übersiedeln die jungen Käuzchen gemeinsam mit ihren Eltern an die Freilassungsorte. Dort können sie sich über mehrere Wochen in für sie errichteten Volieren akklimatisieren und ihre Umgebung kennen lernen. Im Spätsommer werden die Käfige geteilt: während die Elterntiere zur Zucht zurückbehalten werden, heben die Jungen lautlos in ihre neue Heimat ab. Ihre Eltern verbleiben noch eine Zeit im Gebiet. Ihre Gegenwart festigt die Ortsbindung der Jungeulen. Bereits im selben Herbst beginnt die Balz. Erstes Ziel ist es kleine Populationskeimzellen rund um die Freilassungsorte zu schaffen.

Im Juni 2011 wurde inmitten des Biosphärenparks Wienerwald in der Krone einer mächtigen Rotbuche erstmals ein kleines Habichtskauz-Kücken gesichtet. Seine Eltern haben im letzten Herbst zusammen gefunden, den kalten Winter gemeinsam überstanden und im Frühling einen Nistplatz ausgewählt. Seine Eltern waren 2009 bzw. 2010 geboren und jeweils im Alter von vier Monaten freigelassen worden. Diese erste erfolgreiche Brut zeigt, dass die Bemühungen, den Habichtskauz in den heimischen Wäldern wiederanzusiedeln, erfolgreich sind. (PM Tiergarten Schönbrunn vom 7.7.2011). Seither wurden über 60 weitere Freilandbruten registriert. Bis 2019 kamen über 170 Jungvögel hoch.

Aktiv beteiligt am Projekt ist die Österreichische Zoo-Organisation (OZO) mit ihren Mitgliedern Tierwelt Herberstein, Alpenzoo Innsbruck, Zoo Salzburg, Zoo Schmiding und Tiergarten Schönbrunn, die die Werbetrommel für das Projekt rühren und zum Teil Zuchtpaare halten, deren Junge sie zur Verfügung stellen. Bis 2020 hat z.B. der Alpenzoo Innsbruck insgesamt 22 junge Habichtskäuze in das Projekt eingebracht. 2022 ist auch der Natur- und Tierpark Goldau in das Projekt eingestiegen<.

Informationstafel © Alpenzoo PDF

Literatur und Internetquellen

  1. www.habichtskauz.at
  2. Diverse Pressemitteilungen der Zoos

Zurück zu Habichtskauz

Freigegeben in Eulen und Schleiereulen
Sonntag, 24 Februar 2013 09:09

Projekte Waldrapp

Verschiedene Projekte zur Erhaltung des Waldrapps

Der Waldrapp ist eine stark bedrohte Art. Als ehemaliges Element der Fauna des Alpen- und Voralpenraums, die vom Zürcher Naturforscher und Stadtarzt Conrad GESNER vor über vier Jahrhunderten beschrieben worden ist, hat der Waldrapp für die Zoos im deutschsprachigen Raum eine besondere Bedeutung. Er wird häufig gehalten und die Zooverbände und individuellen Zoos beteiligen sich überdurchschnittlich stark am in situ-Schutz der Art. Die Nachfolgenden Informationen wurden, abgesehen von kleineren Ergänzungen, zwischen 2014 und 2016 zusammengetragen.

 lineblack1px

Aufbau einer halbwilden Waldrapp-Kolonie in Grünau

11-6-19-1 waldrapp
Zahme Waldrappen (Geronticus eremita) in Grünau © Kurt Kotrschal

Im Rahmen dieses 1997 begonnenen Projekts wurde eine halbwilde Kolonie in Grünau (Salzkammergut) aufgebaut. Vor Beginn der Zugzeit werden die Vögel in einer Voliere eingeschlossen und dann dort während des Winters gefüttert. Im Frühjahr wird die Voliere geöffnet und die Fütterung eingestellt, sodass sich die Vögel in ihrer weiteren Umgebung orientieren und ihre Nahrung selbst finden müssen. Das Projekt wird u.a. vom Alpenzoo Innsbruck und vom Tiergarten Schönbrunn unterstützt [KOTRSCHAL, 2004].

Literatur und Internetquellen:

lineblack1px

Aufbau einer freifliegenden Waldrappkolonie in Burghausen

11-6-19-6 waldrapp-burghausen
Waldrappe auf der Voliere Burghausen. Foto waldrapp-burghausen.de

Im Hinblick auf die Landesgartenschau in Burghausen in 2004 knüpft die Ortsgruppe Burghausen im Bund Naturschutz  2002 erste Kontakte zu der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau. In diesem Jahr gründet Johannes Fritz das Waldrappteam: Ziel ist u. a. die Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa mit Brutgebieten nördlich und Überwinterungsgebieten südlich der Alpen. Die Ortsgruppe arbeitet ab da mit ihm zusammen.

2005 beginnen nahrungsökologische Studien mit einer Waldrapp­gruppe auf dem Brunnen­feld bei Burghausen. 2007 erfogt die erste Handaufzucht von etwa 20 Waldrappen. 2011 brüten ab März erstmals drei Waldrapp-Paare aus einer Zookolonie  in der Voliere auf dem Brunnenfeld. Sie sollen die erstmalig zurückkehrenden Waldrappe aus dem Flugprojekt zur Brut motivieren. Leider kommt kein Waldrapp rechtzeitig zur Brut; umso größer ist die Freude, als völlig überraschend am 28. Juli Goja, ein noch nicht geschlechtsreifes Weibchen des Jahres 2009 in Burghausen ankommt. Später kommen weitere fünf junge Waldrappe selbständig über die Alpen nach Burghausen. Im August beim Rückflug über die Alpen nach Italien führt Goja einen der 2011 von Vogeleltern aufgezogenen Waldrappe mit in das Winterquartier!

2012: Fünf Waldrappe aus einer Zookolonie brüten ab Ende März auf dem Brunnen­feld. Goja, die inzwischen die Strecke schon zweimal allein geflogen ist, kommt wieder als erster Waldrapp am 2. April in Burghausen an, beginnt zu Brüten und zieht drei Küken groß. Später kommen weitere 8 selbständig ziehende Waldrappe aus Italien an, einigen wird mit einem kurzen PKW-Transfer über die höchsten Pässe geholfen.

Ende 2012/13: Mit der Genehmigung des 5-jährigen EU-Life Projektes wird der Waldrapp wieder in Mittel­europa angesiedelt.

Zu diesem Projekt haben verschiedene Zoos Vögel beigesteuert, so der Tierpark Hellabrunn 16 im Jahr 2010 und 8 im Jahr 2011 [ZEHRER, in litt.] oder der Tiergarten Schönbrunn.

 Internetquelle:

lineblack1px

Das EU-LIfe+Biodiversity-Migrationsprojekt

11-6-19-2 waldrapp
im Rahmen des Projektes eingesetztes Ultraleichtflugzeug © Johannes Fritz

 

11 6 19 2 waldrapp seekirchen
Übungsflug bei Seekirchen am Wallersee © waldrappteam.at

 

11 6 19 2 waldrapp alpen
Zweite Etappe eines Alpenüberflugs © waldrappteam.at

 

11 6 19 2 waldrapp venedig
Waldrappe ziehen über Venedig © waldrappteam.at

 

11 6 19 2 waldrapp sangiminiano
In der Toskana: Überflug über San Gimininano © waldrappteam.at

 

11 6 19 2 waldrapp microlight
Waldrappe vom Microlight-Fluggerät aus © waldrappteam.at

 

11 6 19 2 waldrapp orbetello
Das Überwinterungsgebiet im WWF-Reservat "Laguna di Orbetello", wo auch viele Flamingos, Limikolen und Enten überwintern © F.Cianchi

 

11 6 19 2 waldrapp shorty
Waldrapp-Weibchen "Shorty" überwinterte zweimal in der Schweiz © NTP Goldau

 

11 6 19 7 waldrapp 2023
Waldrappe im Flug. Foto: Helena Wehner

 

11 6 19 8 waldrapp 2023
Waldrappe des Jahrgangs 2023 mit ihren Ziehmüttern und dem Fluggerät. Foto: Tiergarten Schönbrunn

VDZ, OZO, zooschweiz und Mitgliedzoos unterstützten während Jahren das "Scharnstein-Projekt" des österreichischen Waldrappteams, bei dem es darum ging, mit Hilfe handaufgezogener Waldrappe und Leichtflugzeugen eine neue Zugroute von Österreich bis in die Toskana zu etablieren (www.waldrappteam.at). Dies würde, im Erfolgsfall, die Wiederansiedlung des Waldrapps in Österreich und Bayern ermöglichen. Der Alpenzoo Innsbruck und der Tiergarten Schönbrunn stellten Jungvögel für dieses Projekt zur Verfügung [FRITZ, J., 2004, FRITZ J. et al. 2003, 2011], in dessen Rahmen acht von Leichtflugzeugen begleitete Migrationen über die Alpen durchgeführt wurden.

Seit dem Frühjahr 2013 hat sich der weltweite Bestand freilebender Waldrappe mit noch intaktem Zugverhalten auf ein einziges Individuum im Mittleren Osten reduziert. Faktisch ist der Waldrapp als Zugvogel somit ausgestorben. Das Projekt des Waldrappteams ist der erste wissenschaftlich fundierte Versuch, eine ausgerottete Zugvogelart wiederanzusiedeln. Ein erfolgreicher Projektverlauf könnte Vorbildcharakter für die Erhaltung und Ansiedlung anderer bedrohter Zugvogelarten haben.

Im August 2013 wurde daher aus dem «Scharnstein-Projekt» ein von der EU gefördertes LIFE+ Biodiversity Projekt mit acht Partnern in Österreich, Italien und Deutschland und weiteren Unterstützern, darunter zooschweiz, OZO und der Natur- und Tierpark Goldau mit dem Ziel, dass der Waldrapp bis 2019 wieder ein heimischer Zugvogel werde. Dabei sollen wieder mehr als 120 Waldrappe zwischen dem nördlichen Alpenvorland und der Toskana migrieren. Nebst der bestehenden Brutkolonie in Burghausen/Bayern wurde 2014 eine weitere Kolonie in Kuchl/Salzburg gegründet und 2017 soll eine dritte in Überlingen/Baden-Württemberg folgen. Ab 2014 sind sechs menschengeleitete Migrationen von den verschiedenen Brutgebieten in das gemeinsame Wintergebiet in der südlichen Toskana (WWF Oasi Laguna di Orbetello) geplant.

Während der zehnjährigen Vorstudie waren rund 60% der Todesfälle (ca. 50 Tiere) auf Abschüsse in Italien zurückzuführen. Aus diesem Grund beinhaltet das Projekt umfangreiche Maßnahmen um Abschüsse nachhaltig zu reduzieren.

Unterstützung wurde sowohl von großen italienischen Jagdverbänden als auch von verschiedenen Artenschutz-Organisationen zugesagt. Es ist davon auszugehen, dass es auch bei anderen bedrohten Zugvogelarten zu ähnlich hohen Verlusten durch Wilderei während der Herbstmigration kommt. Deshalb dienen wirkungsvolle Gegenmaßnahmen nicht nur der Wiederansiedlung der Waldrappe, sondern als ‚Europäischer Mehrwert‘ auch dem Schutz anderer, in zunehmender Zahl bedrohter Zugvogelarten in Europa.

Ein weiterer Schwerpunkt mit ‚Europäischem Mehrwert‘ ist ein umfassendes veterinärmedizinisches Monitoring der Waldrapp-Kolonien. Insbesondere sollen verschiedene Diagnoseverfahren verglichen und kombiniert werden. Ein weiterer Fokus betrifft die Folgen von nicht tödlichen Schrotschussverletzungen und der dadurch verursachten Bleibelastung des Vogels. Dieser Schwerpunkt wird in Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien (insbes. AO Prof. A. Scope) und anderen Partnerinstitutionen durchgeführt.

Alle Waldrappe tragen einen leichten Sender auf dem Rücken, mit dem ihre Position in Intervallen per sms gesendet wird. Seit 2016 werden neue, vom Max-Planck Institut für Ornithologie in Radolfzell (Deutschland) entwickelte, ca. 20 Gramm leichte Solarsender an Waldrappen getestet. Diese bestimmen stündlich die Position und übertragen die Daten einmal täglich auf die Internetplattform Movebank. Dort können Forscher, aber auch alle anderen Interessierten, die Flugbewegungen der betreffenden Waldrappe mitverfolgen. Dies ist insbesondere bei der aktuell stattfindenden Herbstmigration interessant. Eine Animal Tracking App ermöglicht es ab Juni jedem, einzelnen Individuen auch per Smartphone zu folgen.

Vereinzelt haben Waldrappe den Alpenbogen westlich umflogen, um in die Toskana zu gelangen. Ein Vogel, der auf dem Zug den Anschluss an sine Artgenossen verloren hatte, ist in der Schweiz geblieben und hat den Winter 2012/13 allein am Zugersee und den Winter 2014/15 im Aargau verbracht, musste aber beim zweiten Mal wegen eine Kälteeinbruchs im Februar 2015 eingefangen und im Natur- und Tierpark Goldau wieder aufgepäppelt werden. Ein weiteres Weibchen, das auf dem Zug 2015 verschwunden war, schlug sich in der Poebene und im Kanton Tessin selbständig durch, konnte dann aber 17. September 2016 von einer Mitarbeiterin des Waldrappteams eingefangen und in die Quarantänestation des Natur- und Tierparks Goldau gebracht werden [PM Natur- und Tierpark Goldau].

Die erste Projektförderung der EU lief Ende 2019 aus, konnte jedoch für einen zweiten Zeitraum von 2022-28 verlängert werden. Zwischenzeitlich musste das Team Waldrapp notwendige Gelder selbst bereitstellen und hatte dazu bei den europäischen Zoos sowie weiteren möglichen Unterstützern um Hilfe geben. Der Heidelberger Zoo hat neben anderen diesem Ersuchen um Hilfe Folge geleistet [PM Zoo Heidelberg vom 13.12.2019].

2022 übernahm der Tiergarten Schönbrunn die Projekt-Koordination. 2023 wurden die 35 Vögel nicht in die Toskana, sondern nach Andalusien geleitet, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen: Durch die wärmeren Temperaturen im Herbst treten die Vögel ihre Reise in den Süden immer später an. An den Alpenpässen finden sie dann keine geeignete Thermik mehr vor und schaffen es eventuell nicht mehr über die Pässe. Mit Andalusien als Destination würde dieses Problem umgangen [PM Tiergarten Schönbrunn vom 09.08.2023].

Von 2004 bis 2023 wurden 277 Waldrappe durch menschengeführte Migrationen ausgewildert.

 Literatur und Internetquellen:

lineblack1px

Aufbau einer Volierenhaltung in Marokko

11-6-19-3 waldrapp
Waldrapp-Voliere in Ain Tihha-Mezguitem © H. P. Müller

Im Jahr 1999 wurde eine Kooperationsvereinbarung vom Forstwirtschaftsministerium, einem Zookonsortium aus dem deutschsprachigen Raum und anderen Beteiligten unterschrieben, mit dem Ziel, in Ain Tijja-Mezguitem, im Nord-Osten Marokkos, eine Aufzuchtstation einzurichten, dort eine ex situ Waldrapp-Population zu halten und zu züchten, um später dort aufgezogene Vögel freizulassen und eine Waldrapp Population aufzubauen, die imstande ist, in ihrer natürlichen Umgebung zu überleben [MÜLLER, H.P., 2004].

Literatur und Internetquellen:

 lineblack1px

Bestandsstützung in Syrien

11-6-19-4 waldrapp
Waldrappe aus Syrien überwintern in Äthiopien © IAGNBI (International Advisory Group for the Northern Bald Ibis

2009 unterstützten Zoos in der Schweiz und ÖsterreIch ein Projekt zum Schutz der östlichen Population. In diesem Rahmen soll mit Vögeln aus der halbwilden Population in Birecik (Türkei) die einzige bekannte wilde Brutkolonie der östlichen Population in Palmyra (Syrien) verstärkt werden. Parallel dazu laufen Abklärungen in Zusammenhang mit der Migration dieser Population in die Überwinterungsgebiete in Eritrea und Äthiopien.

lineblack1px

Wiederansiedlung in Andalusien

 

Proyecto eremita
Waldrappe in der Freilassungs-Versuchsphase © Proyecto eremita

 

Proyecto eremita 2
Frfeifliegender Waldrapp in Andalusien © Proyecto eremita

Seit 1988 wird der Waldrapp im Rahmen eines Europäischen Erhaltungszuchtprogramms gezüchtet und heute leben  rund 1000 Waldrappe in Zoos. 2003 begann der Zoologisch-Botanische Garten von Jerez in Andalusien Wiederansiedlungsmethoden zu evaluieren. 2004 wiurden die ersten Vögel unter kontrollierten Bedingungen fliegen gelassen und danach wurde eine kleine Kolonie begründet [PROYECTO EREMITA, QUEVEDO et al. 2004]. Vier Jahre später brütete ein ausgewildertes Paar erstmals im Projektgebiet. Heute leben in der Region rund 80 wilde Waldrappen.

Im Opel-Zoo Kronberg konnte die Art im Jahr 2014 erstmals in der im Herbst 2008 eröffneten, begehbaren Freiflugvoliere [KAUFFELS, 2010] nachgezogen werden und auch 2015 gab es wieder Nachwuchs. Die Jungvögel wurden an den Zoologisch-Botanischen Garten Jerez angegeben, der sie auswilderte. Einer der Vögel wurde mit einem kleinen GPS-Sender versehen, damit seine Bewegungen nachvollzogen werden können [MESO Magazin Nr. 32, 1/2016].

Literatur und Internetquellen:

lineblack1px

Literatur und Internetquellen (allgemein):

Zurück zu Waldrapp (Geronticus eremita)

Freigegeben in Ibisse und Löffler
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx