Mittwoch, 02 Mai 2018 14:24

BERTRAM, C. (2003)

Retrospektive Analyse von Datensätzen über Erkrankungen und Todesursachen von Greifvögeln in Zoologischen Gärten unter besonderer Berücksichtigung ihrer Haltung.

Dr. med. vet. Dissertation

218 Seiten

Ganzer Text

Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universtiät Gießen
Betreuer: Prof. Dr. E.F. Kaleta
Neun zoologische Institutionen in Deutschland und Österreich

Zusammenfassung:

In dieser Arbeit werden 457 Erkrankungsprotokolle und 421 Sektionsprotokolle aus neun verschiedenen Institutionen in Deutschland und Österreich, die umfangreichere Greifvogelbestände haben, ausgewertet. Das Material stammt aus einem Zeitraum von 1980 bis 1997.

Zunächst erfolgt eine Sichtung der Literatur nach biologischen, anatomischen und physiologischen Besonderheiten von Greifvögeln sowie den in der Literatur beschriebenen Erkrankungen der Ordnung Falconiformes. Nach einer Beschreibung des vorliegenden Materials, wobei neben den vorliegenden Arten auch ausführlich auf die Haltung der Vögel in den einzelnen Institutionen eingegangen wird, werden die Befunde ausgewertet. Dabei wird im besonderen Maße auf einen möglichen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und den Haltungsformen der erkrankten Vögel eingegangen.

Das Untersuchungsmaterial wurde zunächst nach topographischen Gesichtspunkten und dann nach infektiösen und nicht infektiösen Ursachen für Krankheit und Tod eingeteilt. Dabei überwog mit 64 % der Anteil an Befunden mit nicht infektiösen Krankheits- oder Todesursachen. Bei weiteren neun Prozent wurde zwar kein Erreger nachgewiesen, aber es bestand der Verdacht auf einen infektiösen Hintergrund einer Erkrankung, so daß diese Befunde mit zu den infektiösen Befunden gezählt wurden.

Der überwiegende Teil der infektiösen Ursachen war durch bakterielle Erkrankungen sowie parasitäre Nachweise dominiert. Viruserkrankungen (Erkrankungen durch Herpes, Paramyxo- oder Pockenviren) wurden nur vereinzelt nachgewiesen und auch mykologische Erkrankungen (Aspergillose, Soor) waren nur mit vier Prozent im Untersuchungsmaterial vertreten. Da die meisten nachgewiesenen Erreger nur fakultativ pathogen waren, wurde hier ein möglicher Zusammenhang mit der Haltung (Fütterungspraxis, Immunsuppression durch Streß) in Erwägung gezogen. Die hohe Bedeutung, die der Tuberkulose in der Literatur beigemessen wird, konnte im vorliegenden Material nicht bestätigt werden (n=11).

Die nicht infektiösen Befunde wurden unterteilt in durch die Unterbringung, durch die Umweltgestaltung, durch die soziale Haltung und durch die Ernährung beeinflußte Erkrankungen sowie sonstige Erkrankungen.

Durch die Unterbringung beeinflußte Erkrankungen waren vor allem Traumata (n=74) und Ballenerkrankungen (n=85). Während Traumata sowohl in der Voliere als auch bei falknerisch gehaltenen Vögeln auftraten, waren Bumblefoot zum Großteil bei falknerisch gehaltenen Tieren festzustellen. Bei diesen Tieren waren auch häufig Sekundärinfektionen mit Staphylokokken zu diagnostizieren.

Die Umweltgestaltung spielte in Form von Erfrierungen und Anthrakose in den meisten Fällen nur eine Rolle als Nebenbefund der Sektion. Abnormes Verhalten, welches durch die soziale Haltung der Tiere ausgelöst wurde, war dagegen bei 12 % der Vögel (n=107) des Untersuchungsmaterials der Hauptgrund für die Behandlung oder die Sektion. Dabei standen vor allem Probleme im Rahmen von Vergesellschaftungen verschiedener Greifvogelarten im Vordergrund.

Sechs Prozent der untersuchten Tiere (n=55) wiesen Anzeichen eines Nährstoffmangels auf. Mögliche Zusammenhänge mit Fütterungsbestandteilen und der Fütterungspraxis werden erörtert. Arteriosklerose (n=22) und Gicht (n=39) wurden im Vergleich zu Literaturangaben weniger häufig nachgewiesen, dabei ist aber die unterschiedlich ausgeprägte weiterführende Diagnostik der einzelnen Institutionen zu berücksichtigen.

Bei 17 % der Greifvögel (n=149) des Untersuchungsmaterials wurden Erkrankungen festgestellt, bei denen kein direkter Zusammenhang zur Haltung festzustellen war. Dazu gehörten Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (n=58) und der Leber (n=22), Legenot (n=4), Tumoren (n=25), Augenerkrankungen (n=21) sowie altersbedingte Todesfälle (n=19). Bei insgesamt sieben Prozent der Tiere (n=63) konnte die Erkrankungs- bzw. Todesursache nicht festgestellt werden.

Abschließend wird auf die Problematik von nicht homogen bearbeitetem Material bei der Auswertung von Untersuchungen bei erkrankten und sezierten Vögeln und die oft mangelhafte Anamnese bezüglich der Haltung der Vögel eingegangen sowie der Empfehlung eines einheitlichen Untersuchungs- bzw. Sektionsprotokolls. Eine Erweiterung des 1995 von VILLFORTH erstellten Untersuchungsprotokolls bezüglich Haltung und Anamnese wird vorgestellt.

Ein regelmäßiges Gesundheitsmonitoring der gesunden Greifvögel fehlt zwischen 1980 und 1997 in allen Institutionen.

Abstract:

In this thesis 457 disease reports and 421 dissection reports of nine different zoological institutions in Germany and Austria, which have a lot of different birds of prey, are evaluated. The material dates from 1980 to 1997.

First of all the literature is reviewed for the biological, anatomical and physical characteristics of birds of prey as well as common diseases of the order Falconiformes. The evaluated material is described with regard to the bird species and also to their maintenance conditions in the individual institutions. After this description the clinical and pathological records are evaluated with regard to a possible correlation between the diagnosed diseases and the keeping conditions of the birds.

At the beginning the material was examined on the basis of topographic criteria. After that it was divided in cases with infectious and non infectious causes of morbidity and mortality. 64 % of the disease and dissection records mention no infectious causes. Further on there were 9 % in which no infectious agents were discovered, but there has been a suspected infectious background of the disease so that these records have been counted to the infectious cases.

Most of the infectious cases have been caused by bacteria as well as parasites. Only a small number of virus diseases (caused by herpesvirus, paramyxovirus or poxvirus) were isolated and also mycologic diseases (apergillosis, thrush) were only represented with 4 % in the investigated material. Most of the diagnosed infectious agents were facultative pathogenic so that a possible correlation between the diseases and the keeping conditions (feeding practice, immunodeficiency due to stress) was considered. In the literature tuberculosis is frequently mentioned of great importance. This point could not be confirmed in the examined material.

The non infectious cases were divided into diseases caused by the physical keeping conditions, by the environmental structure, by the social keeping conditions and the feeding practices as well as other diseases.

Traumata (n= 74) and bumblefoot diseases (n=85) were the diseases most likely caused by the physical keeping conditions. While trauma was diagnosed in birds living in caged birds as well as in birds living in a falconry, bumblefoots were mainly diagnosed in birds living in a falconry. In these conditions secondary infections with staphylococci were often diagnosed.

Diseases caused by the environmental design (frostbite, anthracosis) have been in most cases a secondary result. Abnormal behaviour, which has been caused by the social keeping conditions of the animals, has been in 12 % of the birds (n=107) of the investigation material the main reason for the treatment or the dissection. In this context the problems are often caused by the socialization of different species of birds of prey.

6 % of the examined birds showed signs of nutritional deficiencies (n=55). Possible correlations with food components and feeding practice are discussed. Arteriosclerosis (n=22) and gout (n=39) were less frequently seen as mentioned in the literature. But the different diagnostic procedures in the individual institutions must be considered.

The diseases of 17 % of the examined birds (n=149) have had no direct correlation to the keeping conditions. These have been diseases concerning the heart or the cardiovascular system (n=58), the liver (n=22), egg binding (n=4), neoplasia (n=25), ophthalmic disorders (n=21) as well as death caused by old age (n=19). In 6 % of the animals (n=63) the cause of the death and/or the disease could not be determined.

Finally the problems associated with limited homogenicity of the evaluated material of disease and dissection records are discussed. The case histories are often incomplete with respect to keeping conditions. Therefore a standardized investigation and dissection report is recommended. An extended investigation report concerning keeping conditions and case history first introduced by VILLFORTH (1995) is presented.

A regular monitoring of the healthy birds of prey is missing between 1980 and 1997 in all institutions.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 19:48

ZIMMERMANN, N. (2011)

Erkrankungen der oberen Atemwege bei Orang-Utans (Pongo abelii, Pongo pygmaeus) in Menschenhand: Prävalenz in 20 Europäischen Zoos und mögliche prädisponierende Faktoren.

Vet. med. Diss.

Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich, Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere (Prof. J. M. Hatt, Dr. H. P. Steinmetz)
Zoo Zürich und andere

Volltext (PDF)

Zusammenfassung:

Orang-Utans (Pongo abelii, P. pygmaeus) in Zoos zeigen häufig chronische Erkrankungen der oberen Atemwege, deren Ursache noch unbekannt ist. In dieser Studie wurde die Prävalenz von Atemwegserkrankungen bei Orang-Utans in europäischen Zoos bestimmt (201 Tiere in 20 Zoos) und prädisponierende Faktoren wurden untersucht. Borneo Orang-Utans (P. pygmaeus) zeigten signifikant öfter chronische Atemwegssymptome (13.8% der Tiere) als Sumatra Orang-Utans (P. abelii; 3.6%) und männliche Tiere öfter (15.8%) als weibliche (3.9%). Handaufgezogene Tiere entwickelten öfter Kehlsackinfektionen (21%) als durch ihre Eltern aufgezogene (5%). Oft waren erkrankte Tiere auch untereinander verwandt. Keine der untersuchten Umweltbedingungen (Gehegegrösse, -struktur, Klima, Menschenkontakt) hatte einen signifikanten Einfluss auf die Prävalenz der Erkrankungen. Individuelle Faktoren scheinen daher in der Pathogenese von Atemwegserkrankungen bei Orang-Utans von grösserer Bedeutung zu sein als die Umgebungsbedingungen in den Zoos. Um diese Erkrankungen in einem frühen und noch therapierbaren Stadium festzustellen, sollten insbesondere Borneo Orang-Utans, männliche und handaufgezogene Tiere, sowie Tiere mit erkrankten verwandten Tieren medizinisch genau überwacht werden.

Abstract:

Chronic upper respiratory tract diseases are severe problems in captive orangutans (Pongo abelii, P. pygmaeus), but the etiology and pathogenesis are unknown. This study recorded the prevalence of such diseases in captive European orangutans (201 animals; 20 zoos) and investigated possible predisposing factors. Bornean orangutans (P. pygmaeus) showed chronic respiratory signs (13.8% of all animals) significantly more often than Sumatran (P. abelii; 3.6%), and male animals more often (15.8%) than females (3.9%). Hand-reared animals developed more air sacculitis (21%) than parent-reared animals (5%). Diseased animals were more often genetically related to animals with respiratory diseases (93%) than to healthy animals (54%). None of the environmental conditions investigated (enclosure size and structure, climate, human contact) had a significant effect on disease prevalence. The present results suggest a higher importance of individual factors, including inheritance, for the development of upper respiratory tract diseases than environmental conditions. Bornean, male and hand-reared orangutans and animals related to diseased animals need increased medical surveillance for an early detection of respiratory diseases at a possibly still curable stage. Apes, laryngeal sac, common cold, infection, housing conditions.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx