Donnerstag, 14 Juni 2018 08:39

WEBER, Th. (1995)

Einfluß des Ausscheidungs- und Markierungsverhaltens von Przewalskipferden (Equus przewalskii) auf Weide- und Gehegenutzung.

Diplomarbeit

65 Seiten

Fachbereich Biologie, Universität zu Köln
Leitung: Prof. Dr. G. Nogge
Zoo Köln

Zusammenfassung:

Im Frühjahr und Sommer 1994 wurden vier Przewalskipferdhengst-Gruppen unterschiedlichen Alters hinsichlich ihres Sozial- und Ausscheidungs-/ Markierungsverhaltens beobachtet. Auf Gehegeskizzen wurden die Stellen eingezeichnet, wo gekotet oder geharnt wurde und, falls daraufhin ein anderer Hengst überkotete oder -harnte, wurde dies entsprechend gekennzeichnet. Des weiteren sind in 5 Minuten-Abständen in den Gehegeskizzen die Orte eingetragen worden, an denen die Hengste sich zu diesem Zeitpunkt während vorher festgelegter Aktivitäten gerade aufhielten. Ergänzt wurden diese Aufzeichnungen furch die Notierung der nächsten Nachbarschaften in einem Scan-Protokollblatt, die zu den 5 Minuten-Scans beobachtet wurden. In Protokollblättern wurden zudem repulsive und meidende Verhaltensweisen festgehalten, die für die eventuelle Bestimmung der Rangordnung herangezogen wurden. Ein anderes Protokollblatt diente dazu, die unterschiedlichen Muster des Markierungsverhaltens einzutragen, sobald diese auftraten, und wie andere Henste reagierten.

Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur das Alter ein Einfluss auf die Rangposition hat, sondern möglicherweise auch physische und individuelle Charaktereigenschaften. Im Gegensatz zu Literaturangaben kam bei den Przewalskipferdhengsten z.B. soziale Hautpflege zwischen allen Gruppenmitgliedern vor, ebenso beteiligten sich die ranghöchsten Hengste am Spiel mit anderen. Die positiven sozialen Beziehungen der Tiere untereinander waren unterschiedlich stark ausgeprägt, wobei sich z.T. deutliche Vorlieben zwischen bestimmten Hengsten und hierbei vor allem zwischen Halbgeschwistern abzeichneten, die allerdings bereits von Geburt an zusammen aufgewachsen sind.

Es bestätigte sich, dass sich das Markierungsverhalten mit zunehmenden Alter entwickelt. Jedoch hat auch die Rangposition einen entscheidenden Einfluss auf die Ausprägung des Markierungsverhaltens, wie vor allem die Ergebnisse aus Anholt und Neuwied zeigen. Przewalskipferdhengste meiden Ausscheidungsgebiete während des Grasens nicht. Verstärkt habe ich die Tiere beim Fressen in solchen Bereichen beobachtet, teilweise präferierten sie dies sogar. Weidemuster, wie sie bei Hauspferden zu sehen sind, bilden sich auch auf Weiden, die von Przewalskipferdhengsten beweidet werden, wie sich in Kern zeigt.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:26

GROSS, D. (1995) [GROß]

Einfluss des Hengstes auf das Sozialverhalten der Stuten bei Przewalskipferden (Equus przewalskii).

Diplomarbeit

135 Seiten

Math.-Nat. Fakultät, Universität zu Köln
Leitung: Prof. Dr. G. Nogge
Zoo Köln, Zoo Leipzig

Zusammenfassung:

Przewalskipferdstuten lebten unter natürlichen Bedingungen vermutlich in ganzjährigen Haremsverbänden. Für den Zusammenhalt solcher Gruppen spielt nach verschiedenen Autoren der Hengst eine entscheidende Rolle. Er übernimmt zudem Schutzfunktion und zeichnet sich durch erhöhte Wachsamkeit aus. Aus Platzgründen wird in Zoologischen Gärten aber die Haltung reiner Stutengruppen angestrebt. Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss des Hengstes auf die Sozialstruktur der Stuten bei Przewalskipferden näher zu untersuchen, um Aussagen über mögliche Auswirkungen dieser vermutlich unnatürlichen Haltungsform auf das Verhalten der Pferde machen zu können.

Dafür wurden Rang- und Bindungsverhältnisse sowie Gruppenzusammenhalt und Wachsamkeit in drei Przewalskigruppen unter verschiedenen Bedingungen untersucht. Die Untersuchungsgruppen befanden sich im Kölner und Leipziger Zoo und im Wisentgehege Springe. In Köln und Leipzig wurde jeweils im Verlauf der Beobachtungszeit ein Hengst in eine vormals reine Stutengruppe (sieben Stuten pro Gruppe) eingesetzt. Die Springer Gruppe bestand während der gesamten Beobachtungszeit aus 14 Stuten ohne Hengst und bewohnte ein deutlich größeres Gehege als die beiden anderen Gruppen.

Die Beobachtungsabschnitte vor und nach Hinzugeben des Hengstes wurden getrennt betrachtet und verglichen. Außerdem wurde zwischen Fortpflanzungszeit und Nicht-Fortpflanzungszeit unterschieden und das Verhalten in der reinen Stutengruppen mit dem in den Haremsgruppen verglichen.

Für die Untersuchung des Gruppenzusammenhaltes wurden Gruppendurchmesser, Untergruppenbildung und Abstände vom ersten Nachbarn 10 m bis 50 m bzw.> 50 m betrachtet. Die Rangordung wurde über alle und über ausgewählte, "ranganzeigende" Verhaltensweisen (Angehen, Beissen, Beißdrohen, Jagen, Verdrängen) bestimmt. Zur Ermittlung von Bindungsverhältnissen wurden erste Nachbarschaften 1 Pferdelänge und die sog. "bindungsanzeigenden" Verhaltensweisen (Nachfolgen, Soziale Fellpflege und Zusammensein) herangezogen. Die Wachsamkeit wurde an der Häufigkeit von Schauen und Sichern festgemacht.

Die Untersuchungen führten zu folgenden Ergebnissen: Auch hengstlose Gruppen spalteten sich nicht dauerhaft in kleinere Untergruppen auf, sondern kamen besonders zum Ruhen und während der (geklumpten) Fütterungen zusammen. Ansonsten war ihr Zusammenahlt aber relativ lose, und es bestand kein nennenswerter Unterschied in der Stärke des Gruppenzusammenhaltes zwischen Fortpflanzungszeit (FZ) und Nicht-Fortpflanzungszeit (NFZ). Nach Ankunft eines Hengstes wurde der Zusammenhalt der betreffenden Gruppen (Köln und Leipzig) zunächst merklich stärker, nahm aber in der NFZ, trotz weiterer Anwesenheit des Hengstes, wieder deutlich ab. Beide Hengste trieben die Stuten auserhalb der FZ deutlich seltener zusammen als in der FZ. die geklumpte Fütterung der Pferde schien in allen Gruppen eine wesentliche Rolle für den Gruppenzusammenhalt zu spielen. In den drei Gruppen bestand eine mehr oder weniger klare Rangordnung, bei der die oberen und unteren Plätze besonders deutlich und stabil, die mittleren oftmals nicht genau zu erkennen waren. Ebenso bestanden in allen Gruppen zwischen bestimmten Pferden deutliche Bindungen, von denen vor allem die stärkeren über die Beobachtungszeit stabil waren. Nach dem Einsetzen eines Hengstes (Köln und Leipzig) wurden weder auffallende Änderungen in der Rangordnung noch in den Bindungsverhältnissen der Stuten beobachtet. Beide Hengste nahmen zunächst sehr hohe Ränge ein, bei späteren Beobachtungen (NFZ) belegten sie dagegen nur noch mittlere Plätze. Allerdings dominierten sie auch dann noch alle Stuten beim Treiben und waren subjektiv betrachtet immer noch ranghoch. Ein Einfluss des Hengstes auf die Häufigkeit agonistischer oder nicht-agonistischer Interaktionen zwischen den Stuten war ebensowenig festzustellen wie ein Einfluss der Fortpflanzungssaison.

Die Wachsamkeit der Stuten (Köln) war bei Anwesenheit eines Hengstes vermindert, die Häufigkeit des Schauens der ganzen Gruppe dagegen nicht. In Köln übernahm der Hengst einen größeren Anteil an der Gesamthäufigkeit des Schauens als die Stuten. Der Leipziger Hengst schaute wider Erwarten nicht häufiger als die Stuten. Unterschiede in der Wachsamkeit zwischen FZ und NFZ bestanden weder in der reinen Stutengruppe noch in den Gruppen mit Hengst.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx