WEBER, S. (2009)
Aktivitäts - und Assoziationsmuster subadulter Tiere einer Dschelada-Gruppe
Bachelorarbeit
Karl-Franzens-Universität Graz
Tierwelt Herberstein
Zusammenfassung:
Im Zeitraum Mai bis September 20 09 wurden im Rahmen einer Bachelorarbeit Verhaltensbeobachtungen bei den Dscheladas in der Tierwelt Herberstein durchgeführt. Es wurde erforscht, wie die subadulten jungen Tiere ihren Tag verbringen und zu welchen Gruppenmitgliedern sie den meisten Kontakt pflegen. Die Dscheladas eigenen sich dafür sehr gut, da sie komplizierte Gruppenzusammensetzungen aufweisen. Die Gruppen bestehen aus einem Männchen und seinem Harem (Weibchen) mit den Jungtieren. Sie gehören zur Unterfamilie der Backentaschenaffen und sind eng mit den Pavianen verwandt. Es konnte in der Studie gezeigt werden, dass die Individuen den größten Teil pro Tag mit Fressen verbringen. Die anderen Verhaltensweisen nehmen im Gegensatz dazu nur sehr wenig Zeit in Anspruch. Das umgangssprachliche „Lausen“, auch „Grooming“ oder „soziale Fellpflege“ genannt, ist bei den Dscheladas sehr wichtig , um den Zusammenhalt innerhalb des Harems zu gewährleisten . Die jungen Dscheladas „ lausen “ deshalb auch häufiger andere Artgenossen und weniger sich selbst. Die subadulten Weibchen „lausen“ am häufigsten Mitglieder des Harems, zu dem sie selbst gehören, die Männchen „lausen“ sich hingegen am häufigsten gegenseitig, was daran liegt, dass Weibchen immer in der Gruppe bleiben, in der sie geboren wurden und die Männchen sogenannte „Junggesellentruppen“ bilden, bevor sie einen eigenen Harem haben.
Spiel
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Entwicklung der Dscheladas ist - wie auch beim Menschen - das Spielen. Die jungen Dscheladas spielen lieber mit anderen Artgenossen als alleine und die subadulte Männchen spielen dabei lieber mit anderen Männchen. Der Grund dafür, dass Männchen lieber untereinander sind, ist der, dass sie spätere Kämpfe durch das Spiel trainieren können.
Kontakt
Die jungen Weibchen Asmara und Samira haben den meisten Kontakt mit dem eigenen Harem im Gegenteil zu den Männchen . Wer aber mit wem am liebsten Kontakt hat ist vo n Tier zu Tier unterschiedlich und hängt vom Alter ab.
Generell ist zu sagen, dass sich im Verhalten die jungen Männchen von den Weibchen nur gering voneinander unterscheide n und die Gruppenmitglieder, mit denen sie am meisten Kontakt haben, ebenfalls variieren.
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FRUHMANN, M. (2009)
Spielverhalten bei jungen Dscheladas (Theropithecus gelada) – Die Bedeutung von Alter, Geschlecht und Verwandtschaft.
Diplomarbeit
Karl-Franzens-Universität Graz
Tierwelt Herberstein
Zusammenfassung:
Im Jahr 2007 wurden im Rahmen einer Masterarbeit Ve rhaltensbeobachtungen an der Dscheladagruppe der Tierwelt Herberstein durchgeführt um näheres über das Spielverhalten dieser Art zu erfahren. Spiel ist nicht nur bei Menschenkindern, sondern bei vielen verschiedenen Tierarten bekannt. Auf den ersten Blick sieht Spielen wie reiner Spaß und Zeitvertreib aus, es hat jedoch ernsthafte Hintergründe. Je nachdem welche Anforderungen das Erwachsenenleben an ein Tier stellt, werden die passenden Fähigkeiten trainiert.
So zeigte sich, dass die jungen Dschelada-Männchen Kampfspiele präferieren, welche sie auf spätere, ernste Auseinandersetzungen mit anderen Männchen vorbereiten. Junge Dschelada-Weibchen hingegen spielen lieber alleine oder beschäftigen sich mit der sozialen Fellpflege, welche auch unter dem Begriff „lausen“ bekannt ist. Die Weibchen bleiben, im Gegensatz zu den Männchen, auch als Erwachsene in ihrer Geburtsgruppe und bilden den sozialen Kern, der durch regelmäßige gegenseitige Fellpflege gestärkt wir. Im Allgemeinen nimmt die tägliche Zeit, die für Spielen aufgewendet wird, mit steigendem Alter ab und kommt bei Erwachsenen so gut wir gar nicht mehr vor.
Beim gemeinsamen, so genannten „sozialen“ Spiel wird die Partnerwahl ebenfalls nicht dem Zufall überlassen. Die Männchen bleiben am liebsten unter sich, da sie das Kämpfen so am besten trainieren können. Auch das gegenseitige Vertrauen spielt eine große Rolle. Schließlich muss man sicher gehen können, dass aus dem Spaß nicht plötzlich Ernst wird. So zeigte sich, dass sich jene Partner, die sehr viel miteinander spielen, generell oft nebeneinander aufhalten und ihr Vertrauen immer wie der durch gegenseitige freundschaftliche Berührungen stärken. Verwandtschaft scheint bei der Partnerwahl keine Rolle zu spielen.
Das vielfältig gezeigte Spielrepertoir der jungen Dscheladas in der Tierwelt Herberstein belegen eine gesunde Entwicklung durch optimale Haltungsbedingungen und eine gut funktionierende Gruppenzusammensetzung.
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SPIVAK, H. (1968)
Ausdrucksformen und soziale Beziehungen in einer Dschelada-Gruppe (Theropithecus gelada) im Zoo.
Phil. II-Dissertation
139 Seiten
Tierpsychologische Abteilung der Universität Zürich
Leitung: Prof. Dr. H. Hediger
Zoo Zürich
Zusammenfassung:
Eine Dscheladagruppe (Theropithecus gelada) wurde im Zürcher Zoo vom 21.4.1958 bis Ende Juni 1963 systematisch beobachtet und bis Oktober 1967 periodisch kontrolliert. Sie bestand zu Beginn der Untersuchung aus einem adulten Männchen und vier adulten Weibchen und Ende Juni 1963 aus einem adulten Männchen, fünf adulten Weibchen, einem 4 1/2 jährigem Weibchen und zwei Jungen. Während eines Jahres wurde auch die dortige Gruppe Papio hamadryas beobachtet, um Vergleiche ziehen zu können.
- Die in der Dscheladagruppe vorkommenden Ausdrucksbewegungen und ihre Bedeutung werden erstmals in den Einzelheiten beschrieben und mit denjenigen anderer Arten verglichen.
- Die Situationen, die Aggressionen auslösen, werden dargestellt. Die Reaktion des Männchens entscheidet hauptsächlich über den Erfolg eines Weibchens, durch Aggressionen ein anderes Weibchen vom Männchen zu vertreiben. Bei Auseinandersetzungen der Weibchen in andern Situationen reagiert das Männchen, indem es entweder das drohende bezw. angreifende Weibchen seinerseits bedroht, verfolgt oder beisst, seine Erregung an einem Ersatzobjekt abreagiert, das drohende oder das bedrohte Weibchen besteigt oder deckt. Ein brünstiges Weibchen wird vom Männchen vorwiegend gedeckt oder bestiegen und nicht verfolgt; ein nicht brünstiges dagegen wird hauptsächlich verfolgt und nicht bestiegen, nachdem es ein anderes Weibchen bedroht bezw. angegriffen hat.
- Bei der Eingliederung eines neuen Weibchens, Weibchen C, in die Gruppe wird das Verhalten von C und zwei anderen Weibchen in Anwesenheit und Abwesenheit des Männchens beschrieben. Das besonders aggressive Verhalten von C in Abwesenheit des Männchens wird damit erklärt, dass die vorher durch das Männchen unterdrückte Aggressivität von C in seiner Abwesenheit explosionsartig frei wurde. Die durch das aggressive Verhalten von C gestaute Aggressivität der beiden andern Weibchen wirkt sich bei der Wiedervereinigung der drei Weibchen mit dem Männchen und den restlichen Weibchen in zahlreichen Drohungen und Angriffen gegen das nun durch das Männchen eingeschüchterte Weibchen C aus.
- Das Vorkommen und die Bedeutung des grooming bei unseren Dscheladas wird dargestellt. Grooming dient nicht nur der Fellsäuberung, sondern steht im Zusammenhang mit sexuellem Verhalten und spielt eine wichtige Rolle im Kontaktverhalten. Es kann der Verhinderung von Aggressionen dienen und wird von einem der Weibchen, Weibchen J, als Mittel verwendet, ein anderes Weibchen von J's Jungen abzulenken. Brunst eins Weibchens beeinflusst die Häufigkeit, mit der es das Männchen groomt, da nach der Kopulation das Männchen vom Weibchen gegroomt wird. Der Vergleich zwischen Häufigkeit des grooming und Aggressionen unter den Weibchen ergab, dass bei zahlreichen Aggressionen in den meisten Fällen grooming auf wenige groom-Perioden, die vom aggressiven Weibchen eingeleitet werden, beschränkt wird. Es besteht eine spezielle groom-Beziehung zwischen bestimmten Weibchen.
- Nach der Geburt eines Jungen in der Gruppe verteidigte nicht das Männchen, sondern das Alpha Weibchen A die Mutter J bezw. das Junge M, wenn ein anderes Weibchen dieselben bedrohte oder angriff. Nach der Geburt der Jungen B und S übernahm das Männchen die Funktion der Verteidigung von Mutter und Jungem. Die Reaktion der Mutter auf die Berührung ihres Jungen durch ein anderes Weibchen zeigt die Ranghöhe der Mutter an. Ein dem andern unterlegenes Weibchen sucht die Nähe des Männchens auf oder holt sein Junges zu sich; ein überlegenes dagegen bedroht das unterlegene.
Es kam häufig vor, dass die an der Spitze der Rangordnung nach Aggressionen stehenden beiden Weibchen eine ihnen unterlegene Mutter bedrohten, wenn sie mit ihrem eigenen Jungen spielte oder es zu sich holte. - Bei den Dschelada Weibchen wird eine Rangordnung nach Überlegenheit in Aggressionen in der Zeit vom 18.6.1959 bis zum 18.7.1959 (Phase 1) und in der Zeit vom 1.3.1962 bis zum 28.3.1962 (Phase 2)aufgestellt. Das Weibchen, das in Phase 1 die Alphastellung innehatte, stand in Phase 2 an zweiter Stelle und das frühere Beta Weibchen an der Spitze der Hierarchie.
- Für die gleichen Zeiträume wurde eine Rangordnung der Weibchen nac hAufenthalt beim Männchen aufgestellt. Der Aufenthalt beim Männchen ist abhängig von der Initiative des Männchens, von der initiative eins Weibchens, vom Erfolg eines Weibchens, ein anderes vom Männchen zu vertreiben und von der Brunst eines Weibchens.
In Phase 1 hielt sich dasjenige Weibchen, das die grösste Initiative entfaltete und brünstig war, nämlich A, am häufigsten beim Männchen auf. Das Männchen groomte selber Weibchen G am häufigsten und dieses Weibchen stand an zweiter Stelle der Rangordnung nach Aufenthalt beim Männchen. Das trächtige Weibchen K groomte das Männchen in dieser Zeit überhaupt nciht.
In Phase 2 standen die beiden neuen Weibchen D und H an erster und zweiter STelle der Rangordnung nach Aufenthalt beim Männchen. Das Männchen bevorzugte D, indem es dieses Weibchen entweder selber groomte oder zum grooming aufforderte. Eine grössere eigene Initiative enfaltete nur H. Beide Weibchen D und H waren brünstig. - Ein Vergleich der beiden Rangordnungen nach Überlegenheit in Aggressionen und Aufenthalt beim Männchen in Phase 1 zeigt Übereinstimmung der beiden Rangordnungen nur für das Alpha Weibchen.
In Phase 2 besteht überhaupt keine Übereinstimmung der beiden Rangordnungen. Die beiden neuen Weibchen, die an der Spitze der Rangordnung nach Aufenthalt beim Männchen standen, bildeten das Hauptziel der Aggressionen der Weibchen K und A. - Im Oktober 1964 hatte sich die Richtung der Aggressionen umgekehrt. H und D bedrohten, verfolgten und bissen nun K und A. Aus der Umkehr in der Richtung der Aggressionen schliessen wir, dass bei unseren Dscheladas jedem Weibchen eine gewisse Aggressivität angeboren ist. Die soziale Umwelt, bezw. psychologische Faktoren, bestimmen, ob sie zum Ausdruck kommen kann.
- Unsere Beobachtungen ergaben, dass Besteigen und Präsentieren in verschiedenen Situationen unterschiedliche Bedeutung haben. Besteigen drückt nur dann Überlegenheit aus, wenn es anstelle einer feindlichen Reaktion erfolgt. Vor grooming dagegen ist Besteigen eine Kontaktform. Durch Präsentieren vor grooming zeigt ein überlegenes Weibchen dem unterlegenen seine friedliche Absicht an. Wir halten daher Besteigen und Päsentieren als Rangkriterien nicht geeignet.
- Bei unseren Dschelada Weibchen besteht die Tendenz, dass das in Aggressionen überlegene Weibchen häufiger die Initiative zum grooming ergreift als das unterlegene.
- Das Vorrecht mit einem fremden, unter 2 Monate alten Jungen in Beziehung zu treten, ohne von einem andern Weibchen bedroht zu werden, hat das allen anderen Weibchen in Aggressionen überlegene Weibchen.
- Das Vertreiben eines andern Weibchens ohne Aggressionen ist ein Rangkriterium. Das unterlegene Weibchen weicht beim blossen Nahen eins überlegenen zurück.
- Es kommt vor, dass ein an einer Auseinandersetzung unbeteiligtes Weibchen das aggressive Weibchen bedroht bezw. angreift. Damit demonstriert das unbeteiligte Weibchen seine Überlegenheit über das aggressive Weibchen, und ich betrachte dieses Verhalten als ein Rangkriterium.
Es sei hervorgehoben, dass unsere Untersuchungen im Zoo gemacht wurden. Aus Vergleichen des Verhaltens gefangener Primaten mit demjenigen freilebender geht hervor, dass aggressive und sexuelle Verhaltensweisen in Gefangenschaft viel häufiger auftreten als im Freileben. Untersuchungen an freilebenden Dschadas werden zeigen, inwieweit die von uns beobachteten Verhaltensweisen auch im Freien vorkommen.
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