Donnerstag, 14 Juni 2018 08:55

WEBER, S. (2009)

Aktivitäts - und Assoziationsmuster subadulter Tiere einer Dschelada-Gruppe

Bachelorarbeit

Karl-Franzens-Universität Graz
Tierwelt Herberstein

Zusammenfassung mit Fotos

Zusammenfassung:

Im Zeitraum Mai bis September  20 09 wurden im Rahmen  einer Bachelorarbeit  Verhaltensbeobachtungen bei den Dscheladas  in der Tierwelt Herberstein durchgeführt. Es wurde erforscht, wie die  subadulten jungen Tiere ihren Tag verbringen und zu welchen  Gruppenmitgliedern sie den meisten Kontakt pflegen. Die Dscheladas eigenen sich dafür sehr gut, da sie komplizierte Gruppenzusammensetzungen aufweisen. Die Gruppen bestehen aus  einem Männchen und seinem Harem (Weibchen) mit den Jungtieren. Sie gehören zur  Unterfamilie der Backentaschenaffen  und sind eng mit den Pavianen verwandt. Es konnte in der Studie gezeigt werden, dass die Individuen den größten Teil pro Tag mit  Fressen verbringen.  Die anderen Verhaltensweisen nehmen im Gegensatz dazu nur sehr wenig Zeit in  Anspruch. Das umgangssprachliche „Lausen“, auch  „Grooming“ oder „soziale Fellpflege“ genannt, ist  bei  den Dscheladas sehr wichtig , um den Zusammenhalt innerhalb des  Harems zu gewährleisten . Die jungen Dscheladas  „ lausen “ deshalb auch häufiger andere Artgenossen und weniger sich selbst. Die subadulten Weibchen  „lausen“ am häufigsten Mitglieder des Harems, zu dem sie selbst gehören, die  Männchen „lausen“ sich hingegen am häufigsten gegenseitig, was daran liegt, dass Weibchen immer in der Gruppe bleiben, in der  sie geboren wurden und die Männchen sogenannte  „Junggesellentruppen“ bilden, bevor sie  einen eigenen Harem haben.

Spiel
Ein weiterer wichtiger Punkt  in der Entwicklung der Dscheladas ist  - wie  auch beim Menschen - das Spielen. Die jungen Dscheladas spielen lieber mit anderen Artgenossen als  alleine und die subadulte Männchen spielen dabei  lieber mit anderen  Männchen. Der Grund  dafür, dass Männchen lieber untereinander sind, ist der, dass sie spätere Kämpfe durch das Spiel trainieren können. 

Kontakt
Die jungen Weibchen  Asmara und Samira  haben den meisten Kontakt mit dem  eigenen  Harem  im Gegenteil zu den  Männchen . Wer aber mit wem am liebsten Kontakt hat ist vo n  Tier zu Tier unterschiedlich und hängt vom Alter ab.

Generell ist zu sagen, dass sich im Verhalten die  jungen Männchen  von den  Weibchen  nur  gering voneinander unterscheide n und die Gruppenmitglieder, mit denen sie am meisten  Kontakt haben, ebenfalls variieren.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:36

FRUHMANN, M. (2009)

Spielverhalten bei jungen Dscheladas (Theropithecus gelada) – Die Bedeutung von Alter, Geschlecht und Verwandtschaft.

Diplomarbeit

Karl-Franzens-Universität Graz
Tierwelt Herberstein

Zusammenfassung mit Fotos

Zusammenfassung:

Im Jahr 2007 wurden im Rahmen einer Masterarbeit Ve rhaltensbeobachtungen an der  Dscheladagruppe der Tierwelt Herberstein durchgeführt um näheres über das Spielverhalten dieser Art zu erfahren. Spiel ist nicht nur bei Menschenkindern, sondern bei vielen verschiedenen Tierarten bekannt. Auf den ersten Blick sieht Spielen wie reiner Spaß und Zeitvertreib aus, es hat jedoch ernsthafte Hintergründe. Je nachdem welche Anforderungen das Erwachsenenleben an ein Tier stellt, werden die passenden Fähigkeiten trainiert. 

So zeigte sich, dass die jungen Dschelada-Männchen Kampfspiele präferieren, welche sie auf  spätere, ernste Auseinandersetzungen mit anderen Männchen vorbereiten. Junge Dschelada-Weibchen hingegen spielen lieber alleine oder beschäftigen sich mit der sozialen Fellpflege,  welche auch unter dem Begriff „lausen“ bekannt ist. Die Weibchen bleiben, im Gegensatz zu den Männchen, auch als Erwachsene in ihrer Geburtsgruppe und bilden den sozialen Kern, der durch regelmäßige gegenseitige Fellpflege gestärkt wir. Im Allgemeinen nimmt die tägliche Zeit, die für Spielen aufgewendet wird, mit steigendem Alter ab und kommt bei Erwachsenen so gut wir gar nicht mehr vor. 

Beim gemeinsamen, so genannten „sozialen“ Spiel wird die Partnerwahl ebenfalls nicht dem Zufall überlassen. Die Männchen bleiben am liebsten unter sich, da sie das Kämpfen so am  besten trainieren können. Auch das gegenseitige Vertrauen spielt eine große Rolle.  Schließlich muss man sicher gehen können, dass aus dem Spaß nicht plötzlich Ernst wird. So zeigte sich, dass sich jene Partner, die sehr viel  miteinander spielen, generell oft nebeneinander aufhalten und ihr Vertrauen immer wie der durch gegenseitige  freundschaftliche Berührungen stärken. Verwandtschaft scheint bei der Partnerwahl keine  Rolle zu spielen. 

Das vielfältig gezeigte Spielrepertoir der jungen Dscheladas in der Tierwelt Herberstein belegen eine gesunde Entwicklung durch optimale Haltungsbedingungen und eine gut funktionierende Gruppenzusammensetzung. 

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:34

SPIVAK, H. (1968)

Ausdrucksformen und soziale Beziehungen in einer Dschelada-Gruppe (Theropithecus gelada) im Zoo.

Phil. II-Dissertation

139 Seiten

Tierpsychologische Abteilung der Universität Zürich
Leitung: Prof. Dr. H. Hediger
Zoo Zürich

Zusammenfassung:

Eine Dscheladagruppe (Theropithecus gelada) wurde im Zürcher Zoo vom 21.4.1958 bis Ende Juni 1963 systematisch beobachtet und bis Oktober 1967 periodisch kontrolliert. Sie bestand zu Beginn der Untersuchung aus einem adulten Männchen und vier adulten Weibchen und Ende Juni 1963 aus einem adulten Männchen, fünf adulten Weibchen, einem 4 1/2 jährigem Weibchen und zwei Jungen. Während eines Jahres wurde auch die dortige Gruppe Papio hamadryas beobachtet, um Vergleiche ziehen zu können.

  1. Die in der Dscheladagruppe vorkommenden Ausdrucksbewegungen und ihre Bedeutung werden erstmals in den Einzelheiten beschrieben und mit denjenigen anderer Arten verglichen.
  2. Die Situationen, die Aggressionen auslösen, werden dargestellt. Die Reaktion des Männchens entscheidet hauptsächlich über den Erfolg eines Weibchens, durch Aggressionen ein anderes Weibchen vom Männchen zu vertreiben. Bei Auseinandersetzungen der Weibchen in andern Situationen reagiert das Männchen, indem es entweder das drohende bezw. angreifende Weibchen seinerseits bedroht, verfolgt oder beisst, seine Erregung an einem Ersatzobjekt abreagiert, das drohende oder das bedrohte Weibchen besteigt oder deckt. Ein brünstiges Weibchen wird vom Männchen vorwiegend gedeckt oder bestiegen und nicht verfolgt; ein nicht brünstiges dagegen wird hauptsächlich verfolgt und nicht bestiegen, nachdem es ein anderes Weibchen bedroht bezw. angegriffen hat.
  3. Bei der Eingliederung eines neuen Weibchens, Weibchen C, in die Gruppe wird das Verhalten von C und zwei anderen Weibchen in Anwesenheit und Abwesenheit des Männchens beschrieben. Das besonders aggressive Verhalten von C in Abwesenheit des Männchens wird damit erklärt, dass die vorher durch das Männchen unterdrückte Aggressivität von C in seiner Abwesenheit explosionsartig frei wurde. Die durch das aggressive Verhalten von C gestaute Aggressivität der beiden andern Weibchen wirkt sich bei der Wiedervereinigung der drei Weibchen mit dem Männchen und den restlichen Weibchen in zahlreichen Drohungen und Angriffen gegen das nun durch das Männchen eingeschüchterte Weibchen C aus.
  4. Das Vorkommen und die Bedeutung des grooming bei unseren Dscheladas wird dargestellt. Grooming dient nicht nur der Fellsäuberung, sondern steht im Zusammenhang mit sexuellem Verhalten und spielt eine wichtige Rolle im Kontaktverhalten. Es kann der Verhinderung von Aggressionen dienen und wird von einem der Weibchen, Weibchen J, als Mittel verwendet, ein anderes Weibchen von J's Jungen abzulenken. Brunst eins Weibchens beeinflusst die Häufigkeit, mit der es das Männchen groomt, da nach der Kopulation das Männchen vom Weibchen gegroomt wird. Der Vergleich zwischen Häufigkeit des grooming und Aggressionen unter den Weibchen ergab, dass bei zahlreichen Aggressionen in den meisten Fällen grooming auf wenige groom-Perioden, die vom aggressiven Weibchen eingeleitet werden, beschränkt wird. Es besteht eine spezielle groom-Beziehung zwischen bestimmten Weibchen.
  5. Nach der Geburt eines Jungen in der Gruppe verteidigte nicht das Männchen, sondern das Alpha Weibchen A die Mutter J bezw. das Junge M, wenn ein anderes Weibchen dieselben bedrohte oder angriff. Nach der Geburt der Jungen B und S übernahm das Männchen die Funktion  der Verteidigung von Mutter und Jungem. Die Reaktion der Mutter auf die Berührung ihres Jungen durch ein anderes Weibchen zeigt die Ranghöhe der Mutter an. Ein dem andern unterlegenes Weibchen sucht die Nähe des Männchens auf oder holt sein Junges zu sich; ein überlegenes dagegen bedroht das unterlegene.
    Es kam häufig vor, dass die an der Spitze der Rangordnung nach Aggressionen stehenden beiden Weibchen eine ihnen unterlegene Mutter bedrohten, wenn sie mit ihrem eigenen Jungen spielte oder es zu sich holte.
  6. Bei den Dschelada Weibchen wird eine Rangordnung nach Überlegenheit in Aggressionen in der Zeit vom 18.6.1959 bis zum 18.7.1959 (Phase 1) und in der Zeit vom 1.3.1962 bis zum 28.3.1962 (Phase 2)aufgestellt. Das Weibchen, das in Phase 1 die Alphastellung innehatte, stand in Phase 2 an zweiter Stelle und das frühere Beta Weibchen an der Spitze der Hierarchie.
  7. Für die gleichen Zeiträume wurde eine Rangordnung der Weibchen nac hAufenthalt beim Männchen aufgestellt. Der Aufenthalt beim Männchen ist abhängig von der Initiative des Männchens, von der initiative eins Weibchens, vom Erfolg eines Weibchens, ein anderes vom Männchen zu vertreiben und von der Brunst eines Weibchens.
    In Phase 1 hielt sich dasjenige Weibchen, das die grösste Initiative entfaltete und brünstig war, nämlich A, am häufigsten beim Männchen auf. Das Männchen groomte selber Weibchen G am häufigsten und dieses Weibchen stand an zweiter Stelle der Rangordnung nach Aufenthalt beim Männchen. Das trächtige Weibchen K groomte das Männchen in dieser Zeit überhaupt nciht.
    In Phase 2 standen die beiden neuen Weibchen D und H an erster und zweiter STelle der Rangordnung nach Aufenthalt beim Männchen. Das Männchen bevorzugte D, indem es dieses Weibchen entweder selber groomte oder zum grooming aufforderte. Eine grössere eigene Initiative enfaltete nur H. Beide Weibchen D und H waren brünstig.
  8. Ein Vergleich der beiden Rangordnungen nach Überlegenheit in Aggressionen und Aufenthalt beim Männchen in Phase 1 zeigt Übereinstimmung der beiden Rangordnungen nur für das Alpha Weibchen.
    In Phase 2 besteht überhaupt keine Übereinstimmung der beiden Rangordnungen. Die beiden neuen Weibchen, die an der Spitze der Rangordnung nach Aufenthalt beim Männchen standen, bildeten das Hauptziel der Aggressionen der Weibchen K und A.
  9. Im Oktober 1964 hatte sich die Richtung der Aggressionen umgekehrt. H und D bedrohten, verfolgten und bissen nun K und A. Aus der Umkehr in der Richtung der Aggressionen schliessen wir, dass bei unseren Dscheladas jedem Weibchen eine gewisse Aggressivität angeboren ist. Die soziale Umwelt, bezw. psychologische Faktoren, bestimmen, ob sie zum Ausdruck kommen kann.
  10. Unsere Beobachtungen ergaben, dass Besteigen und Präsentieren in verschiedenen Situationen unterschiedliche Bedeutung haben. Besteigen drückt nur dann Überlegenheit aus, wenn es anstelle einer feindlichen Reaktion erfolgt. Vor grooming dagegen ist Besteigen eine Kontaktform. Durch Präsentieren vor grooming zeigt ein überlegenes Weibchen dem unterlegenen seine friedliche Absicht an. Wir halten daher Besteigen und Päsentieren als Rangkriterien nicht geeignet.
  11. Bei unseren Dschelada Weibchen besteht die Tendenz, dass das in Aggressionen überlegene Weibchen häufiger die Initiative zum grooming ergreift als das unterlegene.
  12. Das Vorrecht mit einem fremden, unter 2 Monate alten Jungen in Beziehung zu treten, ohne von einem andern Weibchen bedroht zu werden, hat das allen anderen Weibchen in Aggressionen überlegene Weibchen.
  13. Das Vertreiben eines andern Weibchens ohne Aggressionen ist ein Rangkriterium. Das unterlegene Weibchen weicht beim blossen Nahen eins überlegenen zurück.
  14. Es kommt vor, dass ein an einer Auseinandersetzung unbeteiligtes Weibchen das aggressive Weibchen bedroht bezw. angreift. Damit demonstriert das unbeteiligte Weibchen seine Überlegenheit über das aggressive Weibchen, und ich betrachte dieses Verhalten als ein Rangkriterium.

Es sei hervorgehoben, dass unsere Untersuchungen im Zoo gemacht wurden. Aus Vergleichen des Verhaltens gefangener Primaten mit demjenigen freilebender geht hervor, dass aggressive und sexuelle Verhaltensweisen in Gefangenschaft viel häufiger auftreten als im Freileben. Untersuchungen an freilebenden Dschadas werden zeigen, inwieweit die von uns beobachteten Verhaltensweisen auch im Freien vorkommen.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx