Donnerstag, 14 Juni 2018 15:31

SCHNEIDER, Chr. (2016)

Innovation, Neophobie und Dominanz einer Erdmännchen-Gruppe (Suricata suricatta) im Zoo Heidelberg.

Wissenschaftliche Arbeit für das Lehramt am Gymnasium im Hauptfach Biologie

52 + 6 Seiten

Fakultät für Biowissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Leitung: Prof. Dr. Thomas Braunbeck und Dr. Vanessa Schmitt
Zoo Heidelberg

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Innovationen und kreatives Denken sind in Zeiten des Klimawandels sowie zunehmender Zerstörung der Umwelt von besonderem Interesse. Bei der Frage nach der Anpassungsfähigkeit von Tieren an eine sich schnell veränderte Umwelt sind innovative Fähigkeiten ein zentraler Forschungsschwerpunkt. Innovation ermöglicht die Nutzung neuer Ressourcen und stellt einen wichtigen Aspekt der phänotypischen Plastizität dar. Viele Studien zu diesem Thema zeigten bereits eine zwischen- und innerartliche Variation von innovativen Fähigkeiten. Fragen nach den Gründen für diese Unterschiede und den beeinflussenden Faktoren von Innovation bleiben jedoch Gegenstand der aktuellen Forschung.

Die vorliegende Arbeit untersuchte Innovation, Dominanzstruktur und Neophobieeigenschaften einer Erdmännchen-Gruppe (N = 6) im Zoo Heidelberg und prüfte einen möglichen Zusammenhang von Dominanz und Neophobie mit dem Innovationserfolg. Es wurde vermutet, dass Erdmännchen im Vergleich zu anderen Tierarten nicht neophob sind. Weiterhin wurde ein negativer Zusammenhang sowohl zwischen Neophobie und Innovation als auch zwischen Dominanz und Innovation erwartet. Außerdem wurde angenommen, dass erfolgreiche Individuen im Laufe der Versuche einen Lerneffekt zeigen. Die Innovationsfähigkeit wurde dabei anhand des Problemlöseerfolgs an einer multifunktionalen Puzzlebox getestet. Die Tiere mussten neuartige Probleme in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen lösen, um an das Futter in der Box zu gelangen. Zur Untersuchung der Dominanzstruktur wurde das Auftreten aggressiver und submissiver Verhaltensweisen mittels Focal Sampling aufgenommen und anschließend zu einem Dominanzindex verrechnet. Die Neophobie wurde mit einem von Greenberg entworfenen Test untersucht, bei dem die Latenzzeit bis zum erneuten Beginn der Nahrungsaufnahme neben einem neuartigen Objekt im Vergleich ohne ein solches gemessen wird.

Es bestätigte sich, dass Erdmännchen im Vergleich zu anderen Tierarten des Zoos (z.B. Raben) nicht neophob sind. Weiterhin zeigten sich die Erdmännchen im Vergleich zu freilebenden Tieren sehr innovativ: 50 % der Tiere lösten alle drei Schwierigkeitsstufen und zeigten bei wiederholtem Lösen eine signifikante zeitliche und methodische Effizienz. Dieser Lerneffekt beruhte auf systematischem Ausprobieren (Trial-and-Error-Methode). Dies unterstützt die These, dass Tiere in Gefangenschaft innovativer sind als ihre wilden Artgenossen. Weder Neophobie noch Dominanz erwiesen sich als signifikante Innovationsprädiktoren. Da auch bei frei lebenden Erdmännchen kein Zusammenhang mit der Neophobie entdeckt wurde, lässt sich vermuten, dass dieser Faktor bei Erdmännchen allgemein nur eine untergeordnete Rolle spielt. In Übereinstimmung mit einer Großzahl von Studien waren auch in dieser Arbeit nicht die dominanten Tiere die erfolgreichsten Problemlöser, sondern die Tiere von mittlerem Rang. Allerdings zeigten die Tiere der niedrigen Dominanzkategorie die schlechtesten Ergebnisse, sodass auch Subdominanz alleine keinen zuverlässigen Faktor für Innovation darstellt. Implikationen für Praxis und Forschung werden diskutiert.

Diese Arbeit untersuchte erstmals Innovation bei Erdmännchen in Gefangenschaft. Für sinnvolle Rückschlüsse auf Erdmännchen im Freiland sind weitere vergleichende Studien mit größeren Stichproben notwendig.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 08:27

HEIMANN, K. (2014)

Das Verhalten der Rothschildgiraffe- Insbesondere subadulter Tiere verschiedener Altersklassen- mit besonderer Beachtung des Dominanzverhaltens.

The behaviour of the Rothschild giraffe- in particular subadulter animals of different age- with special attention to the dominance behaviour.

Masterarbeit

68 Seiten

Ganzer Text

Fakultät für Biologie und Biotechnologie, Ruhr-Universität Bochum
Erstgutachter: Prof. Dr. Herlitze
Zweitgutachter: Prof. Dr. Tollrian
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen

Zusammenfassung:

Die Giraffenbullen der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen leben in einer festen Rangordnung, die jedem Individuum bekannt ist und von ihm respektiert wird. An der Spitze der Hierarchie steht Zuchtbulle Kito, der seine Dominanz größenteils ohne physische Kontakte untermauert. Das bloße Drohen seinerseits führt zu submissivem Verhalten bei den anderen Giraffen. Die Jungbullen hingegen suchen häufig den direkten Kontakt untereinander in Form von „Sparring“ oder „Necking“. Beide Verhaltensweisen sind harmlose Kampfformen, die ausschließlich der Bildung einer Rangordnung dienen. Der Dreijährige Jungbulle Hans ist der einzige Bulle, der seinen Vater Kito in regelmäßigen Abständen im „Sparring“ herausfordert. Die Abstände zwischen diesen Auseinandersetzungen werden dabei tendenziell kürzer, aber die Dauer der Dispute dafür länger. Diese Ergebnisse zeigen, dass Hans mit steigendem Lebensalter immer mutiger wird und dass er immer häufiger und intensiver seine Kräfte austesten will. Die körperlichen Voraussetzungen der beiden Giraffenbullen sind jedoch zurzeit so unterschiedlich, dass Hans keine Chance hat, sich im Sparring gegen seinen Vater zu behaupten. Hans erkennt seine derzeitige körperliche Unterlegenheit und zieht sich aus den Situationen zurück. Diese körperliche Ungleichheit wird jedoch im Laufe der Zeit verschwinden und dann besteht permanent die Gefahr, dass aus dem harmlosen „Sparring“ ein ernsthafter Kampf wird. Damit dieser Fall nicht eintritt, ist ein Zoo gezwungen rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Junge Giraffenbullen werden dementsprechend zum eigenen Schutz und zum Wohl der Gruppe in andere Zoos vermittelt. Ein Ziel dieser Studie war es, den Zeitpunkt zu bestimmen, bis zu dem ein Jungbulle spätestens an einen anderen Zoo abgegeben werden muss. Als Gradmesser hierfür dient die Ausbildung von Verhaltensweisen männlicher Dominanz. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass ein bestimmter Zeitpunkt für die Vermittlung der Tiere nicht definiert werden kann. Die Ausprägung von Verhaltensweisen männlicher Dominanz nimmt zwar eindeutig mit steigendem Lebensalter zu, jedoch scheinen auch andere Faktoren wie das Vorhandensein einer Konkurrenzsituation (brünstige Kuh) oder auch die Gruppenzusammensetzung eine wichtige Rolle zu spielen. Die Vermittlung der Jungbullen erfolgt zurzeit vornehmlich vor dem Eintritt der Geschlechtsreife. Dass diese jedoch nicht als starre Grenze für ein harmonisches Zusammenleben innerhalb einer Giraffenh angesehen werden darf, konnte in dieser Studie gezeigt werden.

Abstract:

The giraffe bulls of the ZOOM Gelsenkirchen live in a certain hierarchy, which is known to each member of the herd and is respected by each of them. Breeding bull Kito stands at the top of the hierarchy, who frequently underpins his dominance without physical contact. Kito only has to threaten and the other giraffes react with submissive behaviour. On the other hand the young bulls often seek direct contact with each other in the form of "sparring" or "necking". Both types of behaviour are harmless forms of struggle solely for the purpose of forming a hierarchy. The three-year-old Hans is the only one who periodically challenges his father in “sparring”. On the one hand the distances between these conflicts become shorter, but on the other hand the duration of these disputes becomes longer. These results show that Hans with increasing age is becoming more courageous and that he wants to test his strength more and more. However, the physical conditions of the two giraffe bulls are currently so different that Hans has no chance to win against his father in “sparring”. Hans recognizes his present physical inferiority and withdraws from the conflict situations. But one day there will be no more physical difference between the two and then there will be a permanent risk that the harmless "sparring" turns into a serious fight. The zoo is forced to take countermeasures in time to prevent these fights. Because of that young giraffe bulls mustl be placed in other zoos. This is necessary for their own protection and for the wellbeing of the group. One aim of this study was to determine the time at which a young bull should be taken to another zoo at the latest. The time for a decision ist he shaping of male dominance behaviour. But the results of the study show that it is impossible to define a certain date for the transfer of the young bulls to other zoos. The expression of male dominance behaviour increases clearly with age, but other factors such as the presence of a competitive situation (rutting cow) or the group composition seem to play an important role, too. Usually the transfer of young bulls takes place before sexual maturity occurs. However this study shows that sexual maturity does not necessarily hinder a peaceful coexistence within group of bulls.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx