Dienstag, 16 Mai 2023 09:41

HUSSNER, A. & HEILIGTAG, S. (2013)

Pistia stratiotes L. (Araceae), die Muschelblume, im Gebiet der unteren Erft (Nordrhein-Westfalen): Ausbreitungstendenz und Problempotenzial.

Veröff. Bochumer Bot. Ver. 5(1): 1-6.

Zusammenfassung:

2008 konnte erstmals in der Erft ein überwinterndes Vorkommen von Pistia stratiotes beobachtet werden, dass sich seitdem immer weiter ausbreitet, in der Erft und in angrenzenden Gewässern dichte Massenbestände ausbildet und die Gewässeroberfläche teilweise vollständig bedeckt. Die Bestände blühen reichlich von Juni bis in den November hinein und bilden viele Samen aus, die eine hohe Keimungsrate aufweisen. Aufgrund der bereits bestehenden Problematik der Beschattung ganzer Nebengewässer und Seitenarme und des durch die Verdriftung von Pflanzen und Samen in den Rhein bestehenden hohen Ausbreitungspotenzials der Art für den Rhein und angrenzende Gewässer erscheint ein Management der Art notwendig.

Abstract:

The Water Lettuce, Pistia stratiotes L. (Araceae) in the lower Erft region in North-Rhine Westphalia: Dispersal ability and ecosystem impact.

In 2008, an overwintering population of Pistia stratiotes has been observed for the first time in the river Erft in North-Rhine Westphalia. The species spreads quickly and forms dense monospecific populations within the stream network. The flowering period starts in June and ends in November, producing numerous and highly viable seeds. Due to the already existing problems caused by shade effects of dense Pistia populations as well as the high number of downstream drifting plants and seeds, particularly into the river Rhine, management strategies are needed in order to minimize the negative impact of this species on these river ecosystems.

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On the occurrence of three non-native cichlid species including the first record of a feral population of Pelmatolapia (Tilapia) mariae (Boulenger, 1899) in Europe.

Royal Society Open Science 4(5). Published:21 June 2017. https://doi.org/10.1098/rsos.170160

Abstract:

Thermally influenced freshwater systems provide suitable conditions for non-native species of tropical and subtropical origin to survive and form proliferating populations beyond their native ranges. In Germany, non-native convict cichlids (Amatitlania nigrofasciata) and tilapia (Oreochromis sp.) have established populations in the Gillbach, a small stream that receives warm water discharge from a local power plant. Here, we report on the discovery of spotted tilapia (Pelmatolapia mariae) in the Gillbach, the first record of a reproducing population of this species in Europe. It has been hypothesized that Oreochromis sp. in the Gillbach are descendants of aquaculture escapees and our mtDNA analysis found both O. mossambicus and O. niloticus maternal lineages, which are commonly used for hybrids in aquaculture. Convict cichlids and spotted tilapia were most probably introduced into the Gillbach by aquarium hobbyists. Despite their high invasiveness worldwide, we argue that all three cichlid species are unlikely to spread and persist permanently beyond the thermally influenced range of the Gillbach river system. However, convict cichlids from the Gillbach are known to host both native and non-native fish parasites and thus, non-native cichlids may constitute threats to the native fish fauna. We therefore strongly recommend continuous monitoring of the Gillbach and similar systems.

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Montag, 24 Oktober 2022 09:31

KOZIOL, M. (2020)

Die Maare der Vulkaneifel und ihre Entstehung.

Boschüre, 52 Seiten, durchgehend farbig illustriert. Hrsg. Natur- und Geopark Culkaneifel GmbH.

Einleitung:

Die Maare sind wohl die bekanntesten Wahrzeichen der Vulkaneifel. Die kreisrunden Seen in tiefem bis azurfarbenem Blau, umrahmt vom Grün bewaldeter Hänge, sind die ausdrucksstarken „Augen“, die dem sanft über die Landschaft gleitenden Ballonfahrer entgegenstrahlen und zahlreiche Postkarten zieren.

Aus der Vogelperspektive zeichnen sich die einstigen Krater deutlich ab. Neben den 12 wassergefüllten Maarseen werden noch viele mehr erkennbar: einige verlanden derzeit und beherbergen Hochmoore, andere sind bereits völlig trocken und nur noch als kreisförmige Senke erkennbar. 77 Maare sind in der Vulkaneifel bisher nachgewiesen.

Die Maare der Vulkaneifel sind teilweise sehr alt, wie etwa das Eckfelder Maar. Es entstand vor ca. 44 Millionen Jahren in einer ersten Phase vulkanischer Aktivität in der Eifel. Eine zweite Phase setzte vor etwa einer Million Jahren ein, sie endete mit dem jüngsten Ausbruch, dem Ulmener Maar, vor gerade einmal 10'900 Jahren. In der Vulkaneifel wurden bisher 350 Ausbruchszentren gezählt, davon etwa 270 aus der jüngeren Phase. Hierzu zählen neben den eifeltypischen Maaren auch die Vulkankegel.

Maare gibt es nicht nur in der Eifel, sie sind ein weltweit auftretendes Phänomen. Die Ursachen für ihre Entstehung und ihr besonderes Aussehen sind in den geologischen Besonderheiten ihres Untergrunds zu finden.

Für vulkanische Aktivitäten ist zunächst flüssige, aufsteigende Gesteinsschmelze aus dem Erdinneren verantwortlich: Magma.
Dies geschieht in der Regel an allen Randzonen, wo mächtige tektonische Platten aufeinander treffen (Kontinentaldrift). Nicht
an Plattengrenzen gebunden sind Hotspots, die durch thermische Anomalien im unteren Erdmantel verursacht werden. Hierzu gehört die Eifel und die Anomalie nennt sich Eifelplume, eine heiße Zone im Oberen Erdmantel, die bis in 50 - 60 km unter die Eifel reicht.

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Donnerstag, 15 September 2022 10:18

HECKEL, J.-O. (2021)

Das Westliche Haselhuhn - Abgesang auf einen Endemiten des westlichen Europa.

ZGAP-Mitteilungen 2021-1: 35-39.

Summary:

The Western hazel grouse (Tetrastes bonasia rhenana) is morphologically, genetically and ecologically distinct. In most areas of its original distribution range it also differs with regard to its habitat preference from all other subspecies of hazel grouse worldwide. About 100 years ago the taxon was still widely distributed and locally common in low mountain ranges across western Central Europe. In recent times small numbers remained only in the southern Vosges Mountains. During intensive searches in early 2020 only evidence of one single individual could be found. Coupled with numerous further unsuccessful or only partly successful searches in the southern Vosges in recent years this is clear evidence that the Western hazel grouse has already become functionally extinct. Habitat loss and high densities of ungulates and mesopredators appear to be the main causes in its last stronghold. Only a combination of in situ- and ex situ-measures could have saved this taxon. However, unfortunately, by now it is most probably even too late for the establishment of a conservation breeding program as due to the extremely low number of Western hazel grouse left. Furthermore, respective requests to the French authorities for the legal collection of eggs for artificial breeding of a founder population was negatively decided upon. Therefore, in conclusion, Western hazel grouse seems doomed to extirpation in the southern Vosges Mountains and consequently also globally.

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Samstag, 18 Juni 2022 16:11

BRANDES, F. & WARTLICK, M. (2022)

Wiederansiedlung der Moorente am Steinhuder Meer - ein Rückblick auf 8 Jahre Auswilderung.

WildTierZeit 01/2022: 4-8.

Es wird ein Überblick über die Auswilderung von 798 Moorenten am Steinhuder Meer im Zeitraum 2011-2019 gegeben. Die Auswilderungsmethoden werden dargestellt und diemit den verschiedenen Methoden gemachten Erfahrungen werden diskutiert.

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Donnerstag, 12 Mai 2022 14:11

KÖGLER, J. (2021)

Bestandsmonitoring einheimischer Nutztierrassen in Zoologischen Gärten als Basis für eine ex-situ in-vivo Erhaltungsstrategie.

Monitoring regional livestock breeds in zoological gardens as basis for an ex-situ in-vivo conservation strategy.

Zool. Garten N.F. 89 (2021) 57-66.

Zusammenfassung:

Fast alle Zoologischen Gärten halten neben Wildtierarten auch Nutztierrassen als Teil der tiergenetischen Vielfalt, des kulturell-gesellschaftlichen Erbes und zum Zwecke der öffentlichen Bildung. Doch anders als bei Wildtierarten gibt es bislang kein überbetrieblich verankertes Bestandsmonitoring und Management der Nutztierpopulationen mit der Zielsetzung, den Beitrag von Zoos zur Erhaltung bedrohter Nutztierrassen mithilfe einer zoospezifischen ex-situ in-vivo Erhaltungsstrategie zu erhöhen. Der vorliegende Bericht erfasst und bewertet daher die Nutztierbestände, speziell die der fünf Großtierarten der 56 deutschen Mitglieder des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V. Demnach hielten im Jahr 2020 insgesamt 45 VdZ-Zoos 74 einheimische Nutztierrassen. Darunter waren 27 Zoos mit 569 Individuen aus 29 einheimischen Großtierrassen. Das entspricht 38 % der gesamten Großtierrassen-Vielfalt Deutschlands. Im Durchschnitt hält jeder Zoo neun Individuen und zwei Rassen. Weiterhin halten VdZ-Zoos 54 % aller einheimischen Großtierrassen aus der Gefährdungskategorie Erhaltungspopulation (ERH) und 56 % aller Rassen aus der Gefähr - dungskategorie Beobachtungspopulation (BEO), vgl. (BLE, 2019). 12 der 27 Zoos haben 263 Herdbuchtieren aus 24 Rassen im Bestand. Basierend auf dem Bestandsmonitoring werden Empfehlungen erarbeitet, um den Effekt von Zoos auf die ex-situ in-vivo Erhaltung bedrohter einheimischer Großtierrassen zu optimieren.

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Donnerstag, 30 Dezember 2021 13:46

SCHREIBER, A., MONTADERT, M. (Hrsg., 2019).

Westliches Haselhuhn. Biologie, Status und Perspektiven einer Erhaltungszucht.

Neustadt (Weinstraße), POLLICHIA. ISBN: 978-3-925754-64-7.

Volltext: https://www.zobodat.at/pdf/Mitt-Pollichia_SB_2019_0001-0232.pdf

Einleitung zu den Schlussfolgerungen:

Die Abschlussdiskussion des Symposiums am 3.12.2017 behandelte vier Themen zum Problemkreis „Erhaltungszucht als Baustein eines Artenhilfsprogramms für das Westliche Haselhuhn“. Vor deren nachstehender Zusammenfassung sei betont, dass weitere Aspekte des Schutzes des Westlichen Haselhuhns nur am Rande Gegenstand dieser Tagung oder der Diskussion waren, etwa Schutzmaßnahmen im Freiland oder die Frage nach der notwendigen Validierung gemeldeter Nachweise dieser schwierig zu kartierenden Art. Dennoch sind natürlich verlässliche und stimmige Nachweisdaten relevant, um Gründerindividuen (oder Gelege) zum Einrichten eines Zuchtprogramms zu finden.

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Montag, 12 Juli 2021 13:28

HELD, A. & KRUMM, F. (2018)

Sikahirsch: Management einer eingeführten Grosswildart.

Schweiz Z Forstwes 169 (2018) 2: 115-117. doi: 10.3188/szf.2018.0110

Zusammenfassung:

Verschiedene exotische Tierarten wurden in der Vergangenheit zu jagdlichen Zwecken nach Europa eingeführt und in Wildgehegen gehalten. In den Wirren des 2. Weltkriegs wurden dann viele Gehege zerstört oder aufgegeben, und die Tiere entkamen in die Freiheit. Vor allem Sikahirsche konnten sich seither etablieren und ausbreiten, mit teilweise gravierenden Folgen für die Artenvielfalt und die Waldwirt-schaft. Am Beispiel der Population im Klettgau (Süddeutschland) und im Südranden (Schweiz) wird dargestellt, welche Lösungen gefunden wurden, um die Bestände auf ein erträgliches Mass zu reduzieren. Dabei zeigt sich, dass unterschiedliche Jagdmodelle zum Erfolg führen können. In Irland hingegen, wo sich der Sikahirsch ebenfalls sehr stark verbreiten konnte, müssen Lösungen erst noch gefunden werden. 

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Dienstag, 09 März 2021 12:26

PEGEL, M., THOR G. et al. (2000)

Rehwildprojekt Borgerhau: Untersuchungen zur Ökologie einer freilebenden Rehwildpopulation.

Wildforschung in Baden-Württemberg Band 5.

143 Seiten. Hrsg: Staatlichen Lehr-und Versuchsanstalt AulendorfWildforschungsstelle

Volltext: https://fortbildung-lazbw.lgl-bw.de/lazbw/webbasys/download/Shop/Rehwildbericht%20Borgerhau.pdf

Kitzrate und frühe Kitzsterblichkeit(Zitat aus Zusammenfassung)

Pro  im  Herbst  vorhandener  adulter  Geiß  wurden im Mittel 1,44 Kitze beobachtet. Diese Kitzrate  schwankte  witterungsbedingt in den einzelnen Jahren zwischen 0,93 und 1,63. Auf den gesamten Untersuchungszeitraum  bezogen wurden  am 1. September 14%  der Geißen  ohne Kitz festgestellt, 31%  hatten ein Kitz, 52% zwei Kitze und 3% drei Kitze. Die  frühe Kitzsterblichkeit (Geburt bis  1. September)  wurde nach  zwei Methoden  eingeschätzt (nach  ergleich zwischen potentieller und realisierter Kitzrate sowie nach der  Wiederbeobachtungsrate markierter Kitze). Es ergaben sich die Werte 24%  bzw. 22% als Mittel für den Untersuchungszeitraum. Markierte Kitze unterlagen keiner erhöhten Sterblichkeit.

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Sonntag, 18 Oktober 2020 08:54

RENTERÍA-SOLÍS, Z. (2015)

Vorkommenden Krankheitsfälle bei freilebenden Waschbären (Procyon lotor) aus ruralen und urbanen Populationen in Nord-Ost Deutschland.

Vet. Med. Diss. FU Berlin

94 Seiten. ISBN: 978-3-86387-630-2

Zusammenfassung:

Seit seiner ersten, 1934 erfolgten, Einbürgerung ist der Nordamerikanische Waschbär (Proyon lotor) eine invasive Tierart in Deutschland. Waschbären sind in Deutschland weit verbreitet, können aber in zwei Hauptpopulationen differenziert werden: Eine im Zentrum (Hessen), eine andere im nordöstlichen Landesteil (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg). In Nordamerika gilt der Waschbär als bekannter Überträger von Infektionserregern wie Tollwut, Staupe oder dem zoonotischen Nematoden Baylisascaris procyonis. Aber trotz ihrer 70 Jahre währenden, erfolgreichen Einbürgerung gibt es wenig Kenntnis zu Infektionskrankheiten bei Waschbären in Deutschland. Um zu untersuchen, welche Krankheiten oder Krankheitserreger bei diesen Tieren vorkommen, wurden zwei Teilpopulationen in Nordostdeutschland ausgewählt: eine in einem ländlichen Waldgebiet (Müritz Nationalpark (MNP), Mecklenburg-Vorpommern), ein urbane im Großraum Berlin. Insgesamt wurden 240 Verkehrsopfer, jagdlich erlegte oder eingeschläferte Waschbären untersucht: 100 aus dem MNP (2007 bis 2011) und 140 aus Berlin (2011-2013). Tierkörpersektionen, histologische, mikrobiologische und molekularbiologische Untersuchungen von ausgewählten Erregern wurden mit diesen Tieren durchgeführt.

Die Ergebnisse sind in vier wissenschaftlichen Artikeln veröffentlicht: Artikel I: In vorangegangenen Studien histologisch entdeckte Parasitenzysten im Zungengewebe von Waschbären wurden untersucht und ihre Artzugehörigkeit identifiziert. Mesozerkarien konnten aus neun Tieren vom MNP und einem Tier aus Berlin isoliert und mittels PCR als Alaria alata in identifiziert werden. In histologischen Untersuchungen wurden A. alata Mesozerkarien nur in Zungengewebe detektiert, jedoch nicht in anderen Organen. Das deutet darauf hin, dass Waschbären für diesen Trematoden als paratenische Wirte auftreten. Die höhere Anzahl positiver A. alata Fälle im MNP im Vergleich zu Berlin läßt sich durch Unterschiede in der Nahrungszusammensetzung erklären, da den Waschbären im MNP häufiger Zwischenwirte von A. alata, wie Amphibien, zur Verfügung stehen als den urbanen Waschbären. Es konnte hier gezeigt werden, dass eine neueingebürgerte Art wie der Waschbär das Wirtsspektrum endemischer Parasiten erweitern kann. Artikel II: Der zweite Artikel aus diesem Projekt beschreibt Sarcoptesräude in urbanen Waschbären mit drei Fällen aus Berlin und zwei Fällen aus Kassel. Makroskopische Hautläsionen, histo-pathologische Befunde und die Morphologie der Milben werden beschrieben. Um den möglichen Ursprung der Infektionen zu finden, wurden neun Mikrosatellitenmarker für die Genotypisierung der von Waschbären isolierten Milben verwendet, um sie mit S. scabiei von Füchsen, Wildschweinen und Gämsen zu vergleichen. Die Milben der Waschbären lagen in einem Cluster mit S. scabiei von Füchsen, was für einem Infektionsursprung aus Füchsen spricht. Diese Ergebnisse deuten auf eine zwischenartliche Übertragung von S. scabiei zwischen urbanen Füchsen und Waschbären hin. Artikel III: Der erste große Staupeausbruch von Waschbären in Deutschland wird in diesem Artikel beschrieben, der im Winter 2012/2013 im Großraum Berlin stattfand. Während dieser Zeit, wurden im Rahmen dieser Doktorarbeit 97 Waschbärkadaver gesammelt. Histologische, immunhistochemische und RT-PCR Untersuchungen wurden mit Organproben durchgeführt und 74 Tiere als Staupe-positiv bestätigt. Zusätzlich erfolgten phylogenetische Analysen des Hämagglutiningens von Staupevirusisolaten aus vier dieser Waschbären. Alle diese Virusisolate lagen im phylogenetischen Cluster der „Europe“-Linie und sind eng verwandt zu Isolaten von Füchsen aus Deutschland und Hunden aus Ungarn. Diese Ergebnisse lassen eine Übertragung zwischen Waschbären und anderen Fleischfressern vermuten, in diesem Fall Füchsen oder möglicherweise auch einem ungeimpften Hund. Artikel IV: Dieser Artikel beinhaltet die Untersuchungen aller 240 Waschbären der gesamten Studie. Neben Sektionen und histo-pathologischen Untersuchungen wurden Organproben auf ausgewählte Krankheitserreger, die beim Waschbären beschrieben wurden, untersucht. Diese umfassen die zoonotischen Nematoden Baylisascaris procyonis, Trichinella spp., Tollwutvirus, Canines Adenovirus 1 (CAV-1), Suis herpesvirus 1 (SuHV 1, Aujeszkysche Krankheit), Parvovirus (PV), Canines Staupevirus (CDV) sowie Leptospira spp.. Makroskopische Befunde waren meist traumatischen Verletzungen, die in direktem Zusammenhang mit der Todesursache standen. Histologische Untersuchungen wiesen bei 65,6% der Waschbären entzündliche Läsionen auf, wobei Magen-Darm-Trakt, Leber, Milz und Lymphknoten am stärksten betroffen waren. Bei Berliner Waschbären fanden sich häufiger virale oder bakterielle Pathogene: CDV, PV, oder Leptospira spp., während Tiere aus dem MNP am häufigsten parasitäre Infektionen aufwiesen. In keinem der untersuchten Waschbären fanden sich weder B. procyonis oder Trichinella spp. noch Tollwutvirus, CAV-1, oder SuHv-1. Die Unterschiede im Pathogenvorkommen könnten durch die unterschiedlichen Habitate erklärt werden. Für urbane Waschbären kann es durch zersiedelte Habitat, reduzierte Streifgebietsgrößen, reiches Angebot sowohl anthropogener Nahrungsquellen als auch Zufluchtsorte zu erhöhten inner- als auch zwischenartlichen Kontaktraten kommen, die eine Pathogenübertragung erleichtern – nicht nur zwischen Waschbären als auch zwischen Waschbären und anderen urbanen Wildtieren sowie Haustieren oder auch Menschen. Im Unterschied dazu scheinen im MNP ideale Habitate und große Streifgebiete, verschiedenartige Futterressourcen, inklusive zahlreicher Zwischenwirte auf der einen Seite und seltene zwischenartliche Kontakte auf der anderen Seite zu einem geringerem Pathogenspektrum aber mit Schwerpunkt auf Parasiten zu führen.

Generell deuten die geringen Zahlen von Infektionskrankheiten bei Waschbären im Nordosten Deutschlands daraufhin, dass die Waschbären gegenwärtig keine herausragende Rolle in der Verbreitung oder Übertragung von Pathogenen zu spielen scheinen. Dennoch sollte, gerade aufgrund der Tatsache, dass Waschbären menschliche Siedlungen intensiver nutzen können als andere Wildtiere, die potenzielle Übertragung von Krankheitserregern nicht außer Acht gelassen werden und im Interesse des Gesundheitswesens urbane Waschbären kontinuierlich untersucht werden.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx