Hormonphysiologische und ethologische Untersuchung am Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi Thomas, 1908).

Zool. Garten N.F. 84, 45-60.

Abstract:

Currently seven animal species worldwide are managed in Global Species Management Programs (GSMPs). Since 2013 the Goodfellow's tree kangaroo (Dendrolagus goodfellowi) is the first marsupial in this group of species. The primary goal of the GSMP is to enhance the sustainability of the captive population. Reproductive cycles of seven female Goodfellow-tree kangaroo's kept in German zoos were studied during a period of 23 weeks. Faecal samples and behavioural data were collected in order to identify oestrous specific behaviour. Faecal hormone metabolites were analysed using an enzyme-immunoassay for 4-Pregnen-20α-ol-3-one (trivial name: 20α-Progesterone). Faecal hormone metabolites indicated reproductive activity in all females studied, even in a 19 year old individual. The average oestrous cycle was 54.3 ± 1.6 days. During oestrus periods females showed significantly more pouch licking behaviour (p < 0,01), while the breeding male had significantly more interest in females (p < 0,05) indicated by sniffling and vocalization (sound: clicking/“chitching”). Finally this study demonstrates that the applicability of faecal hormone analysis is an adequate method for reproductive monitoring in Goodfellow's tree kangaroos.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 07:50

SCHREINER, C. (2014)

Hormonphysiologische Untersuchung zur Fortpflanzung des Goodfellow-Baumkängurus (Dendrolagus goodfellowi).

Physiological investigation of reproductive hormones in Goodfellow´s tree kangaroos (Dendrolagus goodfellowi).

Master - Thesis

75 Seiten

AG Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie, Prof. Dr. W.H. Kirchner
Unter der Mitarbeit von:
Dr. W. Dreßen; Zoo Krefeld gGmbH
Prof. Dr. F. Schwarzenberger; Department für Biomedizinische Wissenschaften – Physiologie, Pathophysiologie und Experimentelle Endokrinologie, Veterinärmedizinische Universität, 1210 Vienna, Austria
Ruhr-Universität Bochum
Zoo Krefeld

Zusammenfassung:

Weltweit werden aktuell sieben Tierarten in sogenannten GSMP-Zuchtbüchern (Global Species Management Programs) geführt. Zu diesen Arten zählt seit 2012 als erstes Beuteltier auch das Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi). Um die Fortpflanzung dieser Tiere besser zu beleuchten, wurden alle sieben in deutschen Zoos gehaltenen weiblichen Goodfellow-Baumkängurus hinsichtlich des Zyklus ihrer Geschlechtshormone untersucht. Es wurde ein ELISA für 4-Pregnen-20α-ol-3-on (Trivialname: 20α-Progesteron) angewendet, um die Konzentrationen der Progesteronmetaboliten im Kot über einen Zeitraum von 23 Wochen zu untersuchen. Parallel wurden Verhaltensbeobachtungen durchgeführt, um Aussagen zu treffen, ob sich Eisprungphasen durch Verhaltensweisen der Tiere erkennen lassen. Es konnte gezeigt werden, dass zum Zeitpunkt der Studie alle in deutschen Zoos gehaltenen adulten weiblichen Goodfellow-Baumkängurus einen aktiven reproduktiven Zyklus hatten. Darunter fiel auch ein 19 Jahre altes Tier. Als mittlere Zyklusdauer wurde ein Zeitraum von 54,3 ± 1,6 Tagen ermittelt. Weibliche Tiere zeigten in der Phase des Eisprunges signifikant mehr Beutelpflege (p < 0,01), während das einzig beobachtete Männchen in der Phase des Eisprunges signifikant mehr sexuelles Interesse an den Weibchen zeigte (p < 0,05). Diese Studie belegt die Anwendbarkeit des ELISA-Testverfahrens bei Goodfellow-Baumkängurus als geeignetes Mittel für die Überwachung des reproduktiven Zyklus.

Abstract:

Currently seven animal species worldwide are managed in Global Species Management Programs (GSMPs). Since 2013 the Goodfellow’s tree kangaroo (Dendrolagus goodfellowi) is the first marsupial in this group of species. The primary goal of the GSMP is to enhance the sustainability of the captive population. Reproductive cycles of seven female Goodfellow-tree kangaroo’s kept in German zoos were studied during a period of 23 weeks. Faecal samples and behavioural data were collected in order to identify oestrous specific behaviour. Faecal hormone metabolites were analysed using an enzyme-immunoassay for 4-Pregnen-20α-ol-3-one (trivial name: 20α-Progesterone). Faecal hormone metabolites indicated reproductive activity in all females studied, even in a 19 year old individual. The average oestrous cycle was 54.3 ± 1.6 days. During oestrus periods females showed significantly more pouch licking behaviour (p < 0,01), while the breeding male had significantly more interest in females (p < 0,05) indicated by sniffling and vocalization (sound: clicking/”chitching”). Finally this study demonstrates that the applicability of faecal hormone analysis is an adequate method for reproductive monitoring in Goodfellow´s tree kangaroos.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:25

Goodfellow-Baumkänguru

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D EN 650

EEPGoodfellow-Baumkänguru

Dendrolagus goodfellowi • The Goodfellow's Tree Kangaroo • Le dendrolague de Goodfellow

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo von Melbourne VIC © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Verbreitung in Europa gehaltener Baumkängurus. Blau: D. goodfellowi, rot: matschiei

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Dortmund © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Duisburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Duisburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Rostock © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Gehegebeschilderung für Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Tierpark Berlin © 2021 Tierpark Berlin

 

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Gehegebeschilderung für Goodfellow-Baumkänguru (Dendrolagus goodfellowi) im Zoo de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Das Goodfellow-Baumkänguru ist eine auffällige Erscheinung und eignet sich daher gut als Botschafter für Natur- und Artenschutz in Neuguinea. Selbst ist es stark gefährdet, weshalb die Zoos ein Erhaltungszuchtprogramm betreiben. Wegen seiner arborikolen Lebensweise ist es auch von zoopädagogischem Interesse, wird aber in Europa nicht häufig gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Goodfellows ist eine kleinere Baumkänguru-Art ohne markanten Geschlechtsdimorphismus. Beide Geschlechter sind in etwa gleich groß. Die Kopf-Rumpflänge beträgt etwa 56-64(-85) cm und die Schwanzlänge von 58-76(-86) cm, Männchen sind mit 8-9.5 kg im Mittel etwas schwerer als die 7-8.5 kg wiegenden Weibchen. Das kontrastreiche Fell ist kurz und dicht. Mitten auf dem Rücken befindet sich ein Haarwirbel. Oberseits ist die Farbe rot- bis kastanienbraun mit zwei hellen Längsstreifen vom Nacken bis zum Schwanzansatz. Der Schwanz ist auf der Oberseite bräunlich, bisweilen mit einer wenig ausgeprägten gelblichen Ringelzeichnung. Kehle, Bauch, Teile von Armen und Beinen und die Unterseite des Schwanzes sind cremefarben bis gelblich [1; 9].

Verbreitung

Neuguinea: Indonesien (Irian Jaya) und Papua-Neuguinea, in mittleren Lagen der zentralen Kordillere sowie (pulcherrimus) in den Torricelli Mountains im Nordwesten Papua-Neuguineas. Eine eingeführte Population gibt es auf Neubritannien [2].

Lebensraum und Lebensweise

Ursprünglich in Regenwäldern vom Tiefland bis auf eine Höhe von 2'860 m verbreitet, ist das Goodfellow-Baumkänguru aus dem aus dem dichter vom Menschen besiedelten Tiefland weitgehend verschwunden und findet sich heute in der Hügel- und montanen Zone in Höhenlagen ab 680 m. Über sein Sozialverhalten im Freiland ist wenig bekannt. Vermutlich lebt es paarweise oder in kleinen Gruppen. Es ernährt sich am Boden oder auf Bäumen von Blättern verschiedener Bäume und Büsche, Schlingpflanzen und Farnen und bisweilen von Früchten [3; 9].

Baumkängurus ruhen am Boden oder auf Bäumen mit nach hinten gerichtetem bzw. hängendem Schwanz und mit angehobenen oder aufgesetzten Vorderbeinen [3]. Nach einer Trächtigkeit von etwa 45 Tagen wird in der Regel ein einzelnes Junges geboren. Dieses bleibt 8-10 Monate im Beutel, wird mit etwa 12 Monaten entwöhnt und begleitet die Mutter noch 2-3 weitere Monate. Das Weibchen wird wieder brünstig, sobald das Junge den Beutel verlassen hat. Männchen und Weibchen erreichen mit etwa 2 Jahren Geschlechtsreife [1; 9]. Durch eine an deutschen Zoos durchgeführte Forschungsarbeit konnte gezeigt werden, dass Weibchen noch im Alter von 19 Jahren einen aktiven Zyklus haben und dass dieser im Mittel etwa 54 Tage dauert [4].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat ein eingeschränktes Verbreitungsgebiet und die Bestände nehmen ab. Seit 1994, letztmals überprüft 2016, wird sie als bedroht eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [2].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Zum Schutz der bedrohten Baumkängurus tragen unter anderem die Gründung von Nationalparks mit Rangern und die umfassende Information der heimischen Bevölkerung über die Zusammenhänge des Naturschutzes bei. Für die lokale Bevölkerung im Regenwald Neuguineas sind Baumkängurus ein wichtiger Fleischlieferant. Die Einrichtung von Farmen, die andere Tiere, namentlich Hauskaninchen und Hühner, als alternative Fleischquellen züchten, schafft direkte Abhilfe für dieses Problem. Jedes Jahr fließen Spendengelder des Krefelder und anderer Zoos an dieses Schutzprojekt vor Ort, das von der Tenkile Conservation Alliance in den Toricelli Mountains betrieben wird und sich u.a. auf Dendrolagus (goodfellowi) pulcherrimus bezieht. (PM Krefelder Zoo, 29.05.2008).

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Das Goodfellow-Baumkänguru wird in Neuguinea traditionell zur Fleischgewinnung erlegt und innerhalb des Landes für "kulturelle Zwecke" gehandelt [3].

Haltung

Goodfellow-Baumkängurus sollten in Gehegen mit ausreichend Klettermöglichkeiten und erhöht angebrachten Futterstellen bei einer Temperatur von 18-22ºC und einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 50% untergebracht werden [1]. Meist werden sie paarweise oder als Trios gehalten. Eine Vergesellschaftung mit Schnabeligeln, Neuguinea-Filandern, Klein- oder Rattenkängurus sowie  Flughunden ist möglich. Von der Gemeinschaftshaltung mit Vögeln wird wegen der Gefahr einer Übertragung von Aviärer Tuberkulose abgeraten.

Das Goodfellow-Baumkänguru gelangte erst 1961 in einen Zoo, nämlich in jenen von Adelaide [7]. Seit 1987 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das am Melbourne Zoo geführt wird. Die ältesten, von WEIGL erfassten  Goodfellow-Baumkängurus starben im australischen Currumbin Sanctuary bzw. dem San Antonio Zoo im Alter von jeweils über 23 Jahren. In der Natur werden sie etwa 8 Jahre alt [1; 8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art gelangte 1963 erstmals nach Europa, als der Londoner Zoo 1.2 Tiere erhielt [7]. Heute (2022) wird sie in rund einem Dutzend Zoos gehalten, von denen sich etwa fünf im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP, seit 1990), das vor einiger Zeit in ein globales Programm (GSMP) integriert wurde, wird vom Krefelder Zoo koordiniert. Es umfasste Ende 2020 27 Tiere in 12 Zoos. Das dazu gehörende Internationale Zuchtbuch wird am Melbourne Zoo geführt. Es umfasst 56 Tiere in 23 Zoos [IZY 52, Daten bis Januar 2018].

Forschung im Zoo: Unter Beteiligung zahlreicher Zoos wurde eine umfangreiche Arbeit über das Ruheverhalten verschiedener Känguru-Arten, darunter Dendrolagus goodfellowi, durchgeführt [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt ein fakultatives Außengehege mit einer Mindestfläche von 40 m² für ein Paar und 10 m² für jedes weitere Tier an. Das Innengehege soll 16 m² groß und 3 m hoch sein, und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 8 m² zu erhöhen.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für 1- 2 Tiere je ein Innen- und ein Außengehege von 16 m²/40m³ vor. Für jedes weitere Tier sind die Grundflächen um jeweils 4 m² zu erhöhen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für ein Paar ein Außen- und ein Innengehege von je 20 m²/60 m³. Für jedes weitere Tier ist die Fläche außen wie innen um 2 m² zu erhöhen.

Nach JACKSON soll für 2 Tiere eine Gehegefläche von 40 m² nicht unterschritten werden [2], andernorts wird eine Mindestdimension von 18 m² bei 3 m Höhe zitiert [1].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Goodfellow-Baumkänguru wurde 1908 von Michael Rogers Oldfield THOMAS, einem englischen Zoologen, der am British Museum tätig war, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Zeitweilig wurde es als Unterart des Matschie-Baumkängurus angesehen, aber 1990 wurde sein Artstatus bestätigt. Es wurden drei Unterarten anerkannt: D. g. goodfellowi und D. g. buergersi, beide stark gefährdet, wobei es zweifelhaft, ob es wirklich Unterarten sind, und das vom Aussterben bedrohte D. g. pulcherrimus, das von manchen Autoren als eigene Art angesehen wird. Die in Europa gehaltenen Tiere werden der Unterart buergersi zugerechnet [1; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. DOMINIQUE, D. (2007)
  2. JACKSON, S. M. (2003)
  3. LEARY, T. et al. (2016). Dendrolagus goodfellowi. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6429A21957524. http://www.iucnredlist.org/details/6429/0. Downloaded on 15 June 2018.
  4. SCHREINER, C. (2014)
  5. SCHREINER, C., SCHWARZENBERGER, F., KIRCHNER, W.H. & DRESSEN, W. (2015)
  6. SCHÜRER, U. (1978)
  7. SCHÜRER, U. (2019)
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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