Donnerstag, 14 Juni 2018 07:49

TRABER, S. (2004)

Raumnutzung und Aktivität bei Roten Varis (Varecia variegata rubra) und Weisskopfmakis (Eulemur fulvus albifrons) im Kleinaffenhaus und der Masoala-Halle des Zoo Zürich.

Diplomarbeit
Anthropologisches Institut der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit Zoo Zürich

Zusammenfassung (Artikel im Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Anthropologie 10(2):73-74.):

Ich habe das Aktivitätsbudget, den Aktivitätsrhythmus, die Raumnutzung und das Rufverhalten, besonders den „roar/shriek“-Chor, von Roten Varis (Varecia variegata rubra) im Zoo Zürich, vor und nach dem Umzug in eine naturnahe Umgebung, untersucht. Das Ziel war herauszufinden, ob die Tiere sich in den beiden Gehegen (Kleinaffenhaus und Masoala-Halle) unterschiedlich verhalten würden. Allfällige Veränderungen sollten Aufschluss darüber geben, ob eine solche Änderung des Geheges auch ein „natürlicheres“ Verhalten der Tiere zur Folge hat. Hinsichtlich des „roar/shriek“-Chores wollte ich herausfinden, ob dieser tatsächlich der Positionsmarkierung zwischen verschiedenen Primatengruppen dient. Zusätzlich habe ich in der Halle auch eine Gruppe Weisskopfmakis (Eulemur fulvus albifrons) bezüglich ihres Aktivitätsrhythmuses untersucht. Ich habe versucht zu klären, ob Rote Varis grundsätzlich und Weisskopfmakis auch in Gefangenschaft kathemeral sind. Dazu habe ich eine Gruppe von vier adulten Roten Varis, im Kleinaffenhaus von März bis Mai während 91 Stunden und in der Masoala-Halle von Juni bis September während 103 Stunden beobachtet. Die Weisskopfmakigruppe bestand aus drei adulten Tieren, die ich zwischen Juni und September während 92 Stunden beobachtet habe. Die Zeiten waren bei beiden Tierarten möglichst gleichmässig über den Tag und die Nacht verteilt.

Bei den Roten Varis habe ich signifikante Unterschiede im Verhalten zwischen den beiden Gehegen festgestellt: Die Tiere waren zwar in beiden Gehegen tagaktiv, jedoch hatten sie im Kleinaffenhaus, zusätzlich zum „Aktivitätspeak“ am Abend, einen „Peak“ am Morgen, der in der Masoala-Halle fehlte. Im Aktivitätsbudget waren die auffälligsten Veränderungen die Abnahme der Fellpflege und die Zunahme der Lokomotion in der Halle. Die Ruffrequenz war im Kleinaffenhaus grösser als in der Masoala-Halle, zudem korrelierten dort, im Gegensatz zur Halle, die Rufe mit der Aktivität. Im Kleinaffenhaus nutzten die Roten Varis nur knapp die Hälfte des vorhandenen Platzes, in der Masoala-Halle hingegen fast zwei Drittel, zudem hielten die Tiere dort auch grössere Abstände zueinander ein.

Das Verhalten der Roten Varis hat sich in der Masoala-Halle zum positiven verändert, denn die Tiere bewegten sich mehr und verbrachten weniger Zeit mit Fellpflege, was wahrscheinlich auf die interessantere Umgebung zurückzuführen ist. Dies ist wohl auch der Grund dafür, dass sich die Raumnutzung verbessert hat. Das Verhalten im neuen Gehege stellt eine Annäherung an das Verhalten von frei lebenden Varis dar und stimmt mit ähnlichen Studien an Zootieren überein. Die Veränderungen bezüglich des „roar/shriek“-Chores deuten darauf hin, dass er tatsächlich der Positionsmarkierung dient.

Wie die Varis waren auch die Weisskopfmakis in der Masoala-Halle tagaktiv. Dies muss aber nicht bedeuten, dass diese beiden Arten auch im Freiland tagaktiv sind, denn es ist gut möglich, dass einige Umstände in der Masoala-Halle, zum Beispiel die Lichtverhältnisse, eine nächtliche Aktivität unterdrückten.

 

traber-biblio

Freigegeben in T

Aktivitätsbudgets von Rothschildgiraffen (Giraffa camelopardalis rothschildi  Lydekker, 1903) in der „Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen“.

Activity budgets of Rothschild's Giraffes (Giraffa camelopardalis rothschildi  Lydekker, 1903) in the “Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen”-

Der Zoologische Garten 84, 1–2: 61–74

Zusammenfassung:

Vom 01.06. bis zum 04.09.2014 wurde eine Zuchtgruppe von Rothschildgiraffen (Giraffa camelopardalis rothschildi) bestehend aus einem Bullen, vier Kühen und fünf Jungbullen in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen beobachtet und von sechs Fokustieren (Zuchtbulle, drei Kühe, zwei Jungbullen) ein Aktivitätsbudget erstellt, wobei der prozentuale Anteil folgender Aktivitäten an der Beobachtungszeit Berücksichtigung fand: Nahrungsaufnahme (die Tiere erhielten vorwiegend Laub, Äste und Luzerneheu ad libitum), Wiederkäuen, Lokomotion, inter- und intrasexuelle Interaktionen, Beobachten der Umgebung sowie Stereotypien. Darüber hinaus konnte das Aktivitätsbudget einer Kuh vor und nach der Geburt ihres Kalbes verglichen werden. Die Aktivitätsbudgets der fünf Fokustiere variierten erheblich; dies ist im Wesentlichen auf Alter und Geschlecht der Tiere zurückzuführen. Durchschnittlich verbrachten die Fokustiere 48% des Tages mit der Nahrungsaufnahme (78% dieser Zeit wurden auf das Fressen von frischem Laub verwendet), 24% mit Wiederkäuen, 10% mit Lokomotion, 9% mit dem Beobachten der Umgebung und 6% mit Interaktionen. Stereotypien wurden nur bei den Kühen beobachtet und zwar Pacing bei drei von vier Kühen, Zungenspiele bei zwei Kühen. Nach der Geburt ihres Kalbes verbrachte eine Kuh mehr Zeit mit der Nahrungsaufnahme und Lokomotion, jedoch weniger Zeit mit dem Beobachten der Umgebung als vor der Geburt. Wahrscheinlich waren auch die oralen Stereotypien reduziert.

 

schüssler-biblio

Freigegeben in S
Donnerstag, 14 Juni 2018 09:20

LERNBAß; E.M. (2010) (LERNBASS)

Chronoethologische Studie an den Koalas im Tiergarten Schönbrunn.

Diplomarbeit

74 Seiten

Ganzer Text

Karl-Franzens Universität Graz
Leitung: Dr. Annette Krop-Benesch, Univ.-Prof. Dr. Carl Crailshein
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Chronoethologische Studie an den Koalas im Tiergarten Schönbrunn?; Elisabeth Maria Lernbaß; Koalas sind in europäischen Zoos selten, da sie als problematische Art gelten. Sie sind sehr anfällig für eine Reihe von Krankheiten und Stress. Deshalb gibt es diverse Methoden, um das Wohlbefinden von Koalas in Zoos zu bewerten, doch keine davon ist zufriedenstellend. Es sind Methoden zu bevorzugen, die einen direkten Kontakt mit den Tieren ausschließen. Eine solche Methode stellt die Chronoethologie dar. Sie analysiert die Aktivitätsrhythmik der Tiere im Tagesverlauf. Ein reduziertes Wohlbefinden der Tiere spiegelt sich folglich in deren Verhaltensmuster wider. Diese Studie beruht auf der Dissertation ?Chronoethological assessment of well-being and husbandry in captive koalas? (Benesch, 2007). Im Rahmen dieser Untersuchung wurden die Koalas des Tiergartens Schönbrunn, Mirra Li und Bilyarra, 2004 und 2005 bereits beobachtet. Die Beobachtungen im Rahmen dieser Studie fanden 2007 und 2008 statt. Dazu wurde das Verhalten der Tiere mit Hilfe von 24-Stunden-Zeitraffer-Videos über mehrere Monate kontinuierlich aufgezeichnet. Die Daten aus 2004 und 2005 wurden für Vergleiche herangezogen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sich die Aktivitätsmuster von Mirra Li und Bilyarra im Lauf der Jahre verändert haben. Ein Grund dafür könnte die 2005 vorgenommene Umstellung des Wiegezeitpunktes von 10:15 auf 16:00 sein. Bilyarra ruht nun vom frühen Vormittag bis zum nachmittäglichen Wiegen und auch Mirra Li weist Ruheperioden am Vormittag und um die Mittagszeit auf. Beide Tiere reagieren zudem stark auf die nachmittägliche Fütterung. Die ursprünglich sehr unstrukturierte Aktivitätsrhythmik des Weibchens weist jetzt leichte Tendenzen einer Musterbildung auf. Durch die Orientierung des Koalas an der täglichen Pflegerroutine ergibt sich außerdem für alle untersuchten Verhaltensweisen eine 24-Stunden-Periodik, deren Signifikanz im Lauf der Jahre zunimmt. Das ist als positiv zu bewerten.

Abstract:

Chronoethological study on koalas at the Vienna Zoo?; Elisabeth Maria Lernbaß; Koalas are attractive zoo animals but their husbandry is problematic because they are prone to diseases and stress. There are several methods to analyse the well-being of zoo koalas but none of them is satisfying. Methods without having direct contact with the animals should be preferred. One of these methods are chronoethological studies. They can help to find out the general activity pattern of an animal and to recognise deviations in its behaviour which can be indicators of sickness or stressing conditions. This study is based on the dissertation ?Chronoethological assessment of well-being and husbandry in captive koalas? (Benesch, 2007) which contains results of observations on the two Viennese koalas, Mirra Li and Bilyarra, in 2004 and 2005. This study was conducted in 2007 and 2008 and the dates were compared with that of 2004 and 2005. To gain the activity patterns, the behaviour of the koalas was continuously assessed by infrared video over several months. The results show that the rhythms of Mirra Li and Bilyarra have changed over the years probably because of the altered weighing time from 10:15 to 16:00 in 2005. Daily weighing is a popular method to check the physiological condition of zoo koalas and it should take place in the afternoon when most koalas are active. Bilyarra now rests from the early morning until the weighing time and also Mirra Li shows resting periods in the morning and around midday. Furthermore both koalas react strongly to the feeding which follows the weighing at 16:00. The primarily very atypical activity rhythm of the female now shows slight tendencies of a pattern and because of the influence of the keepers its behaviour has a 24-hour-periodicity. The significance of this periodicity increases over the years and this is an advantage for the animal.

 

lernbass-biblio

Freigegeben in L
Donnerstag, 14 Juni 2018 09:25

KANDLER, C. (2010)

Analyse des nächtlichen Verhaltens von Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) in Menschenobhut unter Anwendung chronoethologischer Methoden.

Analyses of the nocturnal behavior of African elephants (Loxodonta africana) in captivity with chronoethological methods.

Dissertation

147 Seiten

Neurobiologie Circadianer Rhythmen, Prof. Dr. G. Fleissner
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Opel-Zoo Kronberg

Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek Frankfurt leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.

GOOGLE Books

Zusammenfassung:

Elefanten sind die größten landlebenden Säugetiere und werden schon seit Jahrhunderten in Menschenobhut gehalten. In der heutigen Zeit liegt der Schwerpunkt der Elefantenhaltung auf dem Unterbringen dieser anspruchsvollen Tiere in verhaltensgerechten Bedingungen, die auch das Wohlbefinden der Tiere berücksichtigen. Es mangelt jedoch an langfristigen Studien, die Veränderungen im Verhalten und im Wohlbefinden von Elefanten in Menschenobhut erforschen. Vor allem das nächtliche Verhalten fand bisher wenig Beachtung, obwohl Studien im natürlichen Lebensraum als auch in Menschenobhut zeigen, dass Elefanten den größten Teil der Nacht aktiv sind. Die vorliegende Studie konzentriert sich daher auf eine langfristige Überwachung des nächtlichen Verhaltens von Afrikanischen Elefanten und stellt, unter Anwendung chronoethologischer Methoden, die haltungsbedingten Einflüsse auf das Verhaltensmuster dar. Es wurden insgesamt 16 Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) mit Zeitraffer-Videoaufnahmen überwacht, im Opel-Zoo in Kronberg 600 Nächte, im Tiergarten Schönbrunn in Wien 300 Nächte und im Wuppertaler Zoo 70 Nächte. Dies ergibt bei einer Erfassungszeit von jeweils 16:00 Uhr bis 8:00 Uhr für alle Elefanten zusammen eine Summe von 64.320 Stunden Verhaltensregistrierung. Es konnte nachgewiesen werden, dass das nächtliche Verhalten von Elefanten durch die Haltungsbedingungen beeinflusst wird. Drei Haltungssysteme konnten zum ersten Mal in einer Studie direkt miteinander verglichen und Unterschiede aufgezeigt werden. Auch eine saisonale Abhängigkeit des nächtlichen Verhaltens konnte beobachtet werden. Es stellte sich heraus, dass Elefanten im Winter mehr und früher schlafen als im Sommer. Dies muss im nächtlichen Management berücksichtigt werden. Soziale Kontakte beeinflussen das nächtliche Verhalten ebenfalls. Es konnte erstmals beschrieben werden, dass Elefanten sich gegenseitig aus dem „Schlaf im Liegen“ aufwecken und dieses „Aufwecken“ einen Einfluss auf die Schlafdauer im Liegen hat. Die Verfügbarkeit von Nahrung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Es konnte gezeigt werden, wie Elefanten zu unterschiedlichen Zeiten der Nacht auf zusätzliche Futtergaben reagieren und dass sie zu bestimmten Zeiten durch das zusätzliche Nahrungsangebot gestört werden. Unter Anwendung chronoethologischer Methoden konnte herausgearbeitet werden, dass Störungen im nächtlichen Verhaltensmuster durch vermehrtes „Weben“ erhöhte „Lokomotion“ und Reduzierung des Schlafverhaltens angezeigt werden. Beim Auftreten von Krankheiten mit Schmerzen wird die schmerzende Stelle gekühlt, indem sie mit z.B. Matsch beworfen wird. Die in dieser Studie dargestellten Einflüsse auf das nächtliche Verhalten von Afrikanischen Elefanten wurden vorher noch nicht beschrieben oder systematisch untersucht. Sie stellen wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Haltung und das Management von Elefanten dar, sowohl im Hinblick auf eine weitere Optimierung als auch in Bezug auf die Beurteilung ihres Wohlbefindens.

Abstract:

Elephants are the biggest mammals living on land and they live in captivity for hundreds of years. In this day and age the focus in elephant husbandry is on keeping conditions which fulfil the behavioral needs of elephants and consider animal welfare. There is a lack of studies in which elephants in captivity were observed over a longer period of time to see changes in behavior and animal welfare. Especially there is only little research about the nocturnal behavior, even though studies in the wild and captivity show that elephants are active most of the time during night. This study has the focus on a long time observation of nocturnal behavior of captive African Elephants. The aim of the study was to analyze the influence of keeping conditions on the time pattern behavior, based on the use of chronoethological methods. In total 16 African Elephants (Loxodonta africana) were observed with time-lapse video recordings, in the Opel-Zoo for 600 nights, in the Vienna zoo 300 nights and in the zoo Wuppertal 70 nights. The monitoring lasts from 16:00 to 8:00 (16 h per night) and for all elephants together 64.320 hours of behavioral recordings.
With this long time study it was possible to show the influences of husbandry conditions on the nocturnal behavior of African elephants in captivity. Three different keeping conditions could be compared directly in one study for the first time and differences in behavior could be shown. Also a seasonal dependency was shown in the elephant nocturnal behavior. Elephants sleep more and earlier in winter than in summer. It is necessary to keep this in mind for a better husbandry. Furthermore the sleep of elephants is influenced through social contacts. Elephants wake the other herd members when they lie down for sleep and this has influence on the duration of sleep in a lying position. The availability of food is an important factor too. It was possible to show how elephants react on additional food given at variable times during night and that they feel disturbed at certain times within the night. Disturbances in the nocturnal time pattern were indicated on the one hand by an increase of the behavioral categories “weaving” and “locomotion” and on the other hand by a decrease in sleep. In addition elephants increase to throw things on their body when they are ill and have pain.
The influences on the nocturnal time pattern were not described or systematically studied prior to that study. Important conclusions for husbandry and better keeping conditions in future could be drawn from this study, as well as for evaluation of elephant well-being.

 

kandler-biblio

Freigegeben in K
Donnerstag, 14 Juni 2018 09:04

SCHUBERT, C. (2006)

Bedeutung chronoethologischer Erkenntnisse und Methoden zur Beurteilung des Wohlbefindens und der artgerechten Haltung von Elchen (Alces alces) in Menschenobhut.

Importance of chronoethological findings an methods to evaluate welfare orientated animal husbandry of Moose (Alces alces) in captivity.

Dissertation

307 Seiten, 154 Abb. und Anhang mit weiteren Abb.

Neurobiologie Circadianer Rhythmen, Prof. Dr. G. Fleissner
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Opel-Zoo Kronberg

Voller Text

Zusammenfassung:

Elche stellen eine Problemart in der Zootierhaltung dar. Sie erreichen im Zoo entgegen dem Trend, dass Tiere in Menschenobhut älter werden als ihre frei lebenden Artgenossen, meist weniger als die Hälfte des biologisch möglichen alters. Besonders schwierig gestaltet sich die adäquate Fütterung, da die Tiere sehr stark von der Gabe frischer Laubäsung abhängen und die Fütterung mit Ersatzfuttermitteln, wie z.B. Heu, langfristig nicht erfolgversprechend ist. Zudem sind die Tiere sehr anfällig für Parasiten und eine von Schafen übertragene Viruserkrankung (Bösartiges Katarrhalfieber). Ihr hoher Platzbedarf und das Problem der innerartlichen Aggression machen die Haltung dieser größten Hirschart zusätzlich kompliziert. In dieser Arbeit wird die Methode der angewandten Chronoethologie in der Zootierhaltung vorgestellt, die sich die von der Inneren Uhr gesteuerten Verhaltensrhythmen einer Tierart zur Beurteilung ihres Wohlbefindens und ihrer Haltungsbedingungen in der künstlichen Zooumwelt zu Nutze macht. Der Besitz einer Inneren Uhr stellt in der hochgradig rhythmisch organisierten Umwelt einen Selektionsvorteil im Sinne einer frühzeitigen Anpassung an wiederkehrende Umweltbedingungen dar. Die Innere Uhr ist so alt wie das Leben selbst, genetisch fixiert, über Zeitgeberreize mit ihrer Umwelt synchronisiert und regelt die Lebensvorgänge von Organismen auf allen organisatorischen Ebenen, auch auf der Ebene des Verhaltens. Ist der normale Verhaltensrhythmus einer Tierart bzw. eines Individuums bekannt, ist es möglich, aus Abweichungen von der Norm auf Störungen des Organismus – auf Unwohlsein – zu schließen. Anhand des Vergleiches von drei Elchhaltungen mit jeweils zwei Tieren, die unter verschiedenen Bedingungen gehalten wurden, konnte mit Hilfe zeitgeraffter Videoaufzeichnungen und dem Einsatz eines Speichertelemetriesystems die folgenden Faktoren als einflussreich auf das Verhaltensmuster von Elchen in Menschenobhut identifiziert werden.

Die nächtliche Aufstallung von Elchen ist aufgrund des Raum- und Reizmangels in den Boxen ein erheblicher Eingriff in das natürliche, gleichmäßig über den Tag und Nacht verteilte Verhaltensmuster der Tiere. Außerdem sind sie in ihrem Verhalten hochgradig vom täglichen Ablauf des Pflegeralltages im Zoo beeinflusst. Feste Fütterungszeiten können einen starken Zeitgeberreiz darstellen, den die Elche in den beiden naturfernen Haltungen stärker zu antizipieren scheinen als den Zeitgeber „Licht“. Größe und vor allem Strukturierung des Außengeheges haben einen Einfluss auf dessen zeitliche und räumliche Nutzung. Abschüssige Gehegeteile können die unerwünschte Verhaltensweise Grasen fördern. In unseren mitteleuropäischen Breiten leiden die Elche im Sommer unter Hitzestress, was sich in verringerter Aktivität widerspiegelt. Ein hohes Besucheraufkommen kann die Tiere ebenfalls in ihrem Verhalten beeinflussen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass sich der Elch schnell an die Zoogegebenheiten und viele Besucher gewöhnt.

Durch den Vergleich der verschiedenen Haltungsbedingungen konnte in der vorliegenden Arbeit Vorschläge zur Verbesserung der Haltung von Elchen in Menschenobhut und zu ihrem zeitlichen Management gemacht werden. Der Elch hat sich aufgrund des für Wiederkäuer typischen, sehr geregelten Verhaltensrhythmus aus alternierenden Aktivitäts- und Ruhephasen, der auch unter den verschiedenen Haltungsbedingungen prinzipiell bestehen beleibt, als sehr gut geeignetes Modelltier für die Anwendbarkeit der Methode der Angewandten Chronoethologie in der Zootierhaltung herausgestellt. Abweichungen von der Norm können leicht erkannt werden. Änderungen im Verhaltensmuster in Form erhöhter lokomotorischer Aktivität lassen bei den untersuchten Tieren auf Unwohlsein (Krankheit, Abweichungen von der täglichen Routine, unterbundenes Brunftverhalten) schließen und können im Sinne eines chronoethologischen Paradigmas als eine indikative Verhaltensweise gewertet werden. Das Ziel einer vollständig automatisierten Verhaltenserfassungs- und Auswertung mittels Bewegungsmeldern soll im restringierten Raum der Elchbox in einem weiteren Projekt verwirklicht werden, um damit Tierpflegern, Zooveterinären und Verantwortlichen ein gut handhabbares Mittel zur objektiven und langfristigen Beurteilung des Wohlbefindens ihrer Schützlinge zur Verfügung stellen zu können.

Abstract:

Moose are problem animals in zoo management. They only reach half of their biological possible age in zoos, contrary to the trend that zoo animals in captivity get older than their wild living conspecifics. Extremely difficult is an adequate feeding. The animals depend on feeding with fresh leaves and feeding with substitute feed like hay is not promising. Furthermore moose are prone to parasites and to a virus infection passed by sheep (bovine malignant catarrhal fever). Her need for large enclosures and intraspecific aggression makes it difficult to keep them in a zoo.

In this study the method of applied chronoethology in zoo husbandry is introduced.
Applied chronothology uses the activity rhythms of behavior of an animal which are regulated by the internal clock to evaluate animal welfare in zoo husbandry.
If the normal activity rhythm of animal behavior is known it is possible to see deviations and they suggest disturbances or discomfort. In this study three different Moose husbandries with two animals in each case were observed with time lapse video recordings and a telemetric monitoring system. Following factors could be identified as important for the behavioral activity pattern of moose in zoos.

The penning system during night is a massive intervention on the natural, equally pattern during night and day. Furthermore the moose are strongly influenced by the daily routine of the keepers. Fixed feeding times are probably a zeitgeber stimulation and this was more anticipated in the keeping systems with distance from nature than the zeitgeber light. Dimensions and structure of the outdoor enclosure have influence on the spatio-temporal use. Inclined parts in the enclosure probably help the animals to browse grass, which is not wanted. In our Central European latitude the moose suffer during hot times, which is reflected by a reduced activity.
A high frequency of visitors also influences the behavior of the animals. But it was shown, that moose are habituated fast to zoo conditions and many visitors.

Because of the comparison of different husbandry systems in this study it was possible to make suggestions to optimize husbandry conditions of moose in zoos and to their optimal timely management.

The moose turned out to be a good model for the use of the method of applied chronoethology in zoo husbandry, because they have a very controlled rhythm of a ruminant animal. Their behavioral pattern shows alternating phases of activity and resting, also in differnet husbandry conditions. It was easy to point out abnormalities from theier normal behavioral pattern. Changes in the behavioral pattern, like increased locomotion, allows the conclusion that the observed animals feel unwell (diseases, changes in daily routine, prevented rut). For the purpose of a chronoethological paradigm increased locomotion could be ssen as an indicative behavior. The aim is to develop an automatic system to record and evaluate behavior. In the restricted area of a moose box it should be possible with motion detectors. In a further study an automatic system should be developed as a tool to help keepers, veterinarians and people in authority to evaluate the welfare of their animals.

 

schubert-biblio

Freigegeben in S
Donnerstag, 14 Juni 2018 07:22

LUEDICKE, T. (2005)

Chronoethologie und Environmental Enrichment in der Tiergartenbiologie und die Anwendung in der Haltung des Karpatischen Luches (Lynx lynx carpathicus).

Chronoethology and environmental enrichment in zoos and the use in husbandry of Carpathian Lynxes (Lynx lynx carpathicus).

Diplomarbeit

95 Seiten

Neurobiologie Circadianer Rhythmen, Prof. Dr. G. Fleissner
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Opel-Zoo Kronberg

Zusammenfassung:

Das Ziel der Diplomarbeit war es die Nutzung des Geheges in Verbindung mit dem Aktivitätsrhythmus von Luchsen in Menschenobhut und die Bedeutung chronoethologischer Methoden. Insgesamt vier adulte Luchse (1.3) im Opel-Zoo wurden kontinuierlich über 61 Tage beobachtet.
Die Aktivitätsrhythmen wurden über 24 Stunden registriert, mittels direkter Beobachtungen und indirekt über infrarot Zeitraffer-Videoaufnahmen. Ein Ziel war es die Phase der erhöhten Aktivität der Luchse in auf den Tag zu verschieben. Durch die Anwendung von Maßnahmen zum environmental enrichment sollte das typische Verhalten von Luchsen bereichern. Der Einfluss von externen Faktoren (Besucher, Pfleger, Wetter) wurde ebenfalls untersucht. Im ersten Teil der Studie wurden die circadianen Rhythmen der Luchse aufgenommen und im zweiten Teil wurden die Fütterungszeiten von morgens auf nachmittags verlegt. Die Hypothese war, dass die Tiere ebenfalls ihre Aktivitätsphase verlagern und die Besucher somit eine größere Chance hätten die Luchse auch zu sehen. Im letzten Teil der Studie wurden Maßnahmen zum environmental enrichment angewendet und ausgewertet.

Ein Vergleich der verschiedenen Verhaltenskategorien zeigte, dass die Tiere sich über einen 24 Stunden Tag im Verhalten gleichen. Eine erhöhte Aktivität vor der Fütterung war bei allen Luchsen gleich und kann als Antizipation der Fütterung bezeichnet werden. Das Tagesmuster im Verhalten änderte sich mit der Verschiebung der Fütterungszeiten. Die Luchse verschoben nicht nur einen Teil ihrer Aktivität in den Tag kurz vor der Fütterung, sondern teilten ihren nächtlichen Aktivitätspeak des vorher monopasischen Rhythmus in zwei Aktivitätspeaks, einen höheren in den frühen Morgenstunden und einen zweiten kleineren am Nachmittag. Dieser biphasische Rhythmus ist typisch für diurnale Tiere. Die tägliche Fütterung gilt vermutlich als Zeitgeber. Environmental enrichment wurde durch die Anwendung von fressbaren und nicht fressbaren Gegenständen erreicht. Die Tiere hatten dadurch mehr Möglichkeiten zum Erkunden und zeigten mehr Komfortverhalten. Außerdem hatten die Luchse mehr Möglichkeiten ihr Jagdverhalten auszuleben. Die Ergebnisse zeigen, dass das die angebotenen enrichment Maßnahmen die artspezifischen Verhaltensmuster bereichern. Es konnten auch individuelle Unterschiede in der Reaktion auf die enrichment Maßnahmen beobachtet werden. Das hin und herlaufen sowie Aggressionen zwischen den Tieren konnten durch die Maßnahmen bei manchen Tieren reduziert werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen wie hilfreich die Anwendung chronoethologischer Methoden für das Wohlbefinden und die Haltung im Zoo ist. Angewandte Chronobiologie und „environmental enrichment“ können zusammen einen enormen Beitrag leisten, zur Verbesserung der Haltung und zur Verbesserung des Wohlbefindens für das einzelne Individuum.

Abstract:

The objective of the Diplomarbeit was to examine the use of the enclosure in relation to the activity rhythm of lynxes in captivity by the means of chronoethological methods. A total of four adult lynxes (1.3) were continuously observed in Georg von Opel-Freigehege für Tierforschung e.V. over 61 days. The 24 hour activity rhythms of the animals were registered in direct observation and indirectly with the support of infrared-time-lapse-videorecording. One aim was to try to shift the phase of higher activity of lynxes into daytime hours. By providing environmental enrichment for the lynxes, species-specific behavior patterns were supposed to be enhanced. The influence on the behavior by external factors (visitors, keepers, climate) was examined.
In the first part of the study the circadian rhythms of the animals were recorded. Then in the second part the feeding time was shifted from morning to afternoon. It has been hypothesized that the activity of the animals would then also shift and visitors would have higher chance to see the animals. Environmental enrichment was provided and evaluated on a regular basis in the last part of the study.
The relation of the different behavioral components displayed by the animals over the 24 hour day was relatively similar. An increase of activity prior to feeding was observed in all animals and identified as food-anticipatory activity. The daily pattern of behavior change with shifting the feeding time. The animals not only shifted a part of their activity into daytime hours prior to feeding, they also split up (i.e. splitting) the single peak of nocturnal activity of the previous monophase rhythm into one higher peak in the early daytime hours and one lower peak in the afternoon, i.e. a biphase rhythm that is typical for diurnal species. The scheduled once-a-day feeding probably functioned as a Zeitgeber
Enrichment was probably by applying consumable and non-consumable items. The animals had more opportunities to display exploratory and comfort behaviors; they also had opportunities to show predatory behavior patterns of food acquisition. The results demonstrate that the provided enrichment enhanced species-specific behavior patterns in the majority of all opportunities. Individual differences of behaviors as response to enrichment was observed. Pacing and inter-individual aggression were also reduced in some animals.
The results show important the application of chronoethological methods can be for the welfare of animals in zoo husbandry, and that applied chronoethology and environmental enrichment together can make an enormous contribution to zoo biology. Zoo husbandry can be improved for a species in general and individual in particular.

 

luedicke-biblio

Freigegeben in L
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx