Donnerstag, 14 Juni 2018 08:32

WEBERSBERGER, J. (2015)

Vergleichende Verhaltensbeobachtungen an Roloway-Meerkatzen (Cercopithecus roloway) im Tierpark Hellabrunn

Bachelorarbeit

66 Seiten

Technische Universität München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt
Betreuung: Prof. Dr. Gerstmeier
Tierpark Hellabrunn

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Im Zeitraum von 10.07.2015 bis 16.08.2015 wurden allgemeine Verhaltensbeobachtungen an den beiden Roloway-Meerkatzen Amelie und Fabiola im Tierpark Hellabrunn durchgeführt. Untersuchungsschwerpunkte waren hierbei die Gehegeausnutzung und bestimmte definierte Verhaltenskategorien. Zudem wurde ein Vergleich mit einem anderen Gehegesystem und den darin gezeigten Verhaltensmustern angestellt, das die Meerkatzen während einer Untersuchung durch WEGENER (2014) bewohnten.
Sowohl im Innengehege als auch im Außengehege bevorzugten Amelie und Fabiola generell die höheren Ebenen des Klettergerüsts. Auch im Upper Guinean Forest ist diese tagaktive Meerkatzenart hauptsächlich im Kronenbereich des Urwaldes vorzufinden, während sie den Boden grundsätzlich meidet (FRÄDRICH & FRÄDRICH 1973). Im Tierpark Hellabrunn wird das Futter am Boden nahe der Glasscheibe zum Besucherraum angeboten, weshalb die Tiere hier häufiger als vermutet wurde am Boden anzutreffen waren und auch bei der Nahrungsaufnahme am Boden sitzend oder stehend beobachtet werden konnten. Die als „Dauerfresser“ (TYLINEK & BERGER 1984) bezeichneten Tiere wendeten zur Annäherung an die Futterstelle viel Zeit auf und unterbrachen diese Tätigkeit häufig, um die Umgebung nach möglichen Fressfeinden abzusuchen. Eine Präsentation der Nahrung auf einer in die Ebenen integrierten Plattform würde hier eine Verbesserung darstellen, zumal dies auch dem Ort der Nahrungssuche innerhalb ihres natürlichen Lebensraums entspräche. Im Vergleich mit WEGENER (2014) zeigte sich, dass den Tieren im Innengehege bedeutend mehr Bewegungsfreiraum innerhalb des Klettergerüsts zur Verfügung stand. Dieser wurde durch Amelie und Fabiola auch vermehrt ausgenützt, was sich in einer erhöhten Aktivitätsrate beider Meerkatzen wiederspiegelte. Das Käfigsystem bestehend aus Innen- und Außengehege, in dem sich die Tiere während der Beobachtungsphase 2015 befanden, schneidet somit im Vergleich insgesamt besser ab als das Gehege im Urwaldhaus. Diese Bewertung wurde auch durch die Tierpfleger im Tierpark Hellabrunn bestätigt. Bei Amelie zeigte sich zudem im Innengehege auch ein spezifisches Aktivitätsmuster. Sie war am Nachmittag aktiver als am Vormittag, während Fabiola einen ausgewogeneren Verhaltensrhythmus über den Tag verteilt aufwies. Im Außengehege wählte Amelie die sonnigere Nachmittagszeit für vermehrtes Ruhen und zeigte am Vormittag eine gesteigerte Aktivitätsrate, was auch auf Fabiola zutrifft. Grundsätzlich legten die Tiere im Außengehege ein agileres Verhalten an den Tag als drinnen. Trotz dieser Aspekte konnten die Tiere ihrer Beschreibung in der Literatur, in der sie als eine sehr lebhafte Art innerhalb der Gattung der Merkatzen (TYLINEK & BERGER 1984) beschrieben werden, aufgrund der hohen Anteile an Ruheelemente im Verhalten nicht gerecht werden. Auch fehlten typische Verhaltensweisen wie Sprünge zwischen den Ebenen des Klettergerüsts oder ausdauernde Kletterpartien gänzlich. Durch die Untersuchungen konnten individuelle Unterschiede im Verhalten ermittelt werden, weshalb Fabiola zudem als ruhigerer Affe zu bezeichnen ist.
Abschließend lässt sich sagen, dass sich das Verhalten der in menschlicher Obhut gehaltenen Tiere im Vergleich zu ihren Artgenossen in freier Wildbahn unterscheidet. Jedoch wurde durch die Umsiedelung von Amelie und Fabiola in das Gehegesystem nahe dem Orang-Utan-Paradies ein wichtiger Schritt hinsichtlich einer an die Bedürfnisse der Tiere angepassten Haltung getan, was sich auch im Verhalten der Meerkatzen wiederspiegelte.

 

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