Donnerstag, 14 Juni 2018 08:24

HENKEL, F.-W. & SCHMIDT, W. (2010)

Taschenatlas Wirbellose für das Terrarium. 180 Gliederfüßer und Schnecken im Porträt.

192 S., 182 Farbfotos, kart.; Verlag Ulmer, Stuttgart. ISBN 978-3-8001-5156-1.

Verlagsinformation:

Kompaktes Nachschlagewerk mit 180 Porträts von Stab-, Gespenst- und Heuschrecken, Grillen, Gottesanbeterinnen, Käfern, Wanzen, Schaben, Schmetterlingen, Termiten und Ameisen, Spinnentieren wie Vogelspinnen, Skorpionen und anderen, Hundert-, Tausend- oder Schnurfüßern, Schnecken und Krebstieren. Enthält die wichtigsten Informationen zu Aussehen, Haltungsanforderungen und Nachzucht.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 10:29

MEßMER, E. (1981) [MESSMER]

Beobachtungen zur Biologie der Schnee-Eule (Nyctea scandiaca) und des Kirgisenuhus (Bubo b. hemachalanus).

Wissenschaftliche Arbeit zum Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien

ca 118 Seiten

Zoologisches Institut, Universität Heidelberg, Abteilung Wirbeltiermorphologie
Betreuung: Prof. Dr. H.P. Moeller
Zoo Heidelberg

Zusammenfassung: siehe hier

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 17:28

SCHRIER, A.M. & STOLLNITZ, F. (eds., 1974)

Behavior of Nonhuman Primates: Modern Research Trends. Vol. 5.

394 Seiten. Academic Press, New York, London. ISBN 0-12-629105-5 (v.5).
Als GOOGLE-e-book verfügbar

Im Inhalt: DOYLE, G. A. Chapter IV: Behavior of Prosimians: 155-354.


Description

Behavior of Nonhuman Primates: Modern Research Trends, Volume 5 is a collection of papers on research trends in the study of the various aspects of primate behavior. Chapters in the book discuss topics on the history of the study of cognitive processes in primates; ways in which visual stimuli in monkeys are perceived, stored in memory, and retrieved; and behavior of prosimians. The book will be of value to primatologists, psychologists, and zoologists.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 06:35

MATSCHEI, Ch. (2012)

Böcke, Takine und Moschusochsen.

366 Seiten, zahlreiche Abbildungen.
Filander Verlag, Erlangen. ISBN 978-3-930831-86-9.

Inhalt:

Die vorliegende Monographie stellt eine umfangreiche Zusammenstellung zum Thema der Böcke, Takine und Moschusochsen dar. Neben Beiträgen zur Entwicklungsgeschichte und Systematik sind alle Arten und Unterarten in ihrer Verbreitung, ihren Naturbeständen, ihrer Morphologie und Anatomie, ihrer Ethologie und auch der Reproduktionsbiologie umfassend beschrieben. Zudem sind sämtliche Formen erstmals durch Abbildungen miteinander vergleichbar.

Neben den einzelnen Monographien gibt der Autor einen Überblick zur Haltung in Tiergärten, der natürlichen und künstlichen Aufzucht in Menschenobhut, stellt ausgewählte Erkrankungen vor und befasst sich mit der Domestikationsgeschichte der Wildziegen und Wildschafe.

 

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Mammals of Africa.

6 Bände, 3500 Seiten. Bloomsbury Publishing. ISBN  9781408122570.

Mammals of Africa (MoA) is a series of six volumes which describes, in detail, every currently recognized species of African land mammal. This is the first time that such extensive coverage has ever been attempted, and the volumes incorporate the very latest information and detailed discussion of the morphology, distribution, biology and evolution (including reference to fossil and molecular data) of Africa's mammals. With 1,160 species and 16 orders, Africa has the greatest diversity and abundance of mammals in the world. The reasons for this and the mechanisms behind their evolution are given special attention in the series.
Each volume follows the same format, with detailed profiles of every species and higher taxa. The series includes some 660 colour illustrations by Jonathan Kingdon and his many drawings highlight details of morphology and behaviour of the species concerned. Diagrams, schematic details and line drawings of skulls and jaws are by Jonathan Kingdon and Meredith Happold. Every species also includes a detailed distribution map. Extensive references alert readers to more detailed information.

Volume I: Introductory Chapters and Afrotheria (352 pages)
Volume II: Primates (560 pages)
Volume III: Rodents, Hares and Rabbits (784 pages)
Volume IV: Hedgehogs, Shrews and Bats (800 pages)
Volume V: Carnivores, Pangolins, Equids and Rhinoceroses (560 pages)
Volume VI: Pigs, Hippopotamuses, Chevrotain, Giraffes, Deer and Bovids (704 pages)

Geflecktes Rüsselhündchen (Rhynchocyon cirnei)
Band I: 285-286.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:20

Haarnasenwombat

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Wombats oder Plumpbeutler (Vombatidae)

D NT 650

Südlicher Haarnasenwombat

Lasiorhinus latifrons • The Southern Hairy-nosed Wombat • Le wombat à nez poilu du sud

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Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) ehemals im Zoo Basel @ Zoo Basel

 

 

102 011 001 003 lasiorhinus latifrons map
Verbreitung des Südlichen Haarnasenwombats (Lasiorhinus latifrons)

 

 

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Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Haarnasenwombats (Lasiorhinus latifrons) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) ehemals im Zoo Basel @ Zoo Basel

 

 

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Haarnasenwombat-Gehege im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

102 011 001 003 lasiorhinus latifrons skull
Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons), Schädel im Zoologischen Museum Cambridge © Emőke Dénes. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz.

 

 

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Kinderbuch über den Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons)

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Haarnasenwombats waren früher gelegentlich in europäischen Zoos zu sehen. Sie waren zum Teil recht ausdauernde Pfleglinge, es kam aber zu keiner Zucht, und sie werden seit über 40 Jahren nicht mehr gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit ihrem plumpen Körper, den kurzen Extremitäten und dem nur als Stummel ausgebildeten Schwanz ähneln Wombats einem Bären. Die Weibchen haben in ihrem nach hinten offenen Beutel ein Paar Zitzen.  Erwachsene Südliche Haarnasenwombats erreichen ein Gewicht von 17.5-36 kg, eine Kopf-Rumpflänge von 84-111 cm und eine Schwanzlänge von 2.5-6 cm. Sie unterscheiden sich vom Nacktnasenwombat durch das Fehlen eines nackten Nasenspiegels, die deutlich größeren, zugespitzten Ohren und das seidige, weiche Fell [1; 5].

Verbreitung

Australien: Im Süden der Bundesstaaten New South Wales, South Australia und Western Australia, besonders häufig in der Salzbuschsteppe der Nullarbor-Ebene [6].

Lebensraum und Lebensweise

Haarnasenwombats besiedeln halbtrockenes Grasland, offene Ebenen, Busch, Savanne und offenen Trockenwald. Sie sind sozialer als der Nacktnasenwombat und bilden Kolonien, die in ausgedehnten Bausystemen leben. Sie sind langlebig (über 15 Jahre im Freiland) und haben eine tiefe Fortpflanzungsrate, die auch von der Niederschlagsmenge abhängig ist. Nach der Paarung bildet sich aus dem Prostatatsekret des Männchens ein gelatinöser Zapfen, der den Muttermund verschließt und eine erneute Befruchtung verhindert. Nach einer Tragzeit von 21 Tagen wird aufs Mal ein Junges geboren, das 6-7 Monate im Beutel bleibt und mit etwa einem Jahr entwöhnt wird. Die Geschlechtsreife tritt mit etwa drei Jahren ein [TAGGART et al., 2008, cit. in 3;5].

Wombats können nicht schwitzen. Haarnasenwombats beginnen zu speicheln, wenn es ihnen zu warm wird, sodass Unterkiefer, Hals und Brust durchnässt und durch Verdunstung gekühlt werden [2].

Alfred BREHM [1] hielt von den geistigen Fähigkeiten der Wombats nicht eben viel. Er schreibt dazu: "Der Wombat sieht noch unbehülflicher aus, als er ist. Seine Bewegungen sind langsam, aber stätig und kräftig. Ein so stumpfsinniger und gleichgültiger Gesell, wie er ist, läßt sich nicht leicht aus seiner Ruhe bringen. Er geht seinen Weg gerade und unaufhaltsam fort, ohne vor irgend einem Hindernisse zurückzuschrecken. Die Eingebornen erzählen, daß er bei seinen nächtlichen Streifereien oft wie ein rollender Stein in Flüsse falle, an deren Ufern er trabt, dann aber, ohne sich beirren zu lassen, in der einmal genommenen Richtung auf dem Boden des Flußbettes fortlaufe, bis er irgendwo wieder freies Land gewinne, auf dem er dann mit einer Gleichgültigkeit seinen Weg fortsetze, als hätte es niemals ein Hindernis für ihn gegeben. Gefangene, welche ich beobachtete, lassen mir solche Erzählungen durchaus nicht so unglaublich erscheinen, als man meinen möchte.

Es hält wirklich schwer, einen Wombat irgendwie zu erregen, obgleich man ihn unter Umständen erzürnen kann. So viel ist sicher, daß man ihn einen Trotzkopf ohne gleichen nennen muß, falls man es nicht vorziehen will, seine Beharrlichkeit zu rühmen. Was er sich einmal vorgenommen hat, versucht er, aller Schwierigkeit ungeachtet, auszuführen. Eine Höhle, welche er einmal begonnen, gräbt er mit Ruhe eines Weltweisen hundertmal wieder aus, wenn man sie ihm verstopft. Die australischen Ansiedler sagen, daß er höchst friedlich wäre und sich, ohne Unruhe oder Aerger zu verrathen, vom Boden aufnehmen und wegtragen ließe, dagegen ein nicht zu unterschätzender Gegner würde, wenn ihm plötzlich einmal der Gedanke an Abwehr durch seinen Querkopf schösse, weil er dann wüthend und in gefährlicher Weise um sich beiße. Ich kann diese Angabe bestätigen. Gefangene, welche ich pflegte, benahmen sich nicht anders. Namentlich wenn man ihnen die Füße zusammenschnürte oder sie auch nur an den Füßen packte, zeigten sie sich sehr erbost und bissen,wenn ihnen die Sache zu arg wurde, sehr boshaft zu."

Gefährdung und Schutz

Der Südliche Haarnasenwombat ist relativ weit verbreitet und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Er galt daher nicht als gefährdet. Weil aber viele Populationen fragmentiert und möglicherweise längerfristig nicht überlebensfähig sind, wurde er 2016 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [6].

Der internationaler Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Der Haarnasenwombat wird gebietsweise als Schädling für die Landwirtschaft angesehen und seine Bestände werden reduziert [6]. Bei der städtischen Bevölkerung ist die Wahrnehmung eine positivere, wie man aus der Existenz von Kinderbüchern schließen kann.

Haltung

Gehege für Wombats müssen wegen deren Grabtätigkeit mit einem Untergrabschutz versehen sein und können nur minimalistisch gestaltet werden. Haarnasenwombats sind nicht so unverträglich wie Nacktnasenwombats und können paarweise oder in Kleingruppen gehalten werden. In Freianlagen ist auch die Gemeinschaftshaltung mit Kängurus, Emus und anderen Vögeln möglich [3].

Das älteste bekannte Individuum wurde 1975 im Brookfield-Zoo, Chicago, geboren und  erreichte ein Alter von 34.5 Jahren. Ein in Queensland gehalteners Tier wurde etwa 30 Jahre alt [4; AZA Regional Studbook].

Haltung in europäischen Zoos: Seit Ende der 1970er Jahre gab es in Europa keine Haarnasenwombats mehr. Erst 2018 konnte der Longleat Sarai Park wieder ein Paar importieren, von dem 2021 noch ein Tier lebte. Nach dem 2. Weltkrieg wurden im deutschsprachigen Raum drei Paare Haarnasenwombats gehalten: im Zoo Berlin (1963-79), in Duisburg (1967- mindestens 1970) (www.zootierliste.de) sowie im Zoo Basel. Letzterer erhielt seine Tiere 1956. Das Weibchen starb 1975 nach 19-jähriger, das Männchen 1976 nach 20-jähriger Haltungsdauer [JB Zoo Basel, Int.Zoo Yearb.].

Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Innengehege und ein fakultatives Außengehege eine Mindestfläche von 20 m² vor. Bei der Haltung mehrerer Tiere sollen ebenso viele, möglichst miteinander kombinerbare Gehege vorgesehen werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Paar ein Innen- und ein Außengehege von je 20 m² vor. Für weitere Tiere sind zusätzliche Gehege zu stellen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist pro Tier ein Außengehege von 100 und ein Innengehege von 20 erforderlich.

Nach JACKSON soll für ein Paar Wombats eine Gehegefläche von 45 m² nicht unterschritten werden [6].

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1845 von Sir Richard OWEN, einem der hervorragendsten Naturforscher des viktorianischen Zeitalters, aufgrund eines einzelnen Schädels als "Phascolomys latifrons" beschrieben. Sie ist monotypisch. Die Umbenennung der Gattung zu Lasiorhinus erfolgte 1863 durch John Edward GRAY vom Britischen Museum [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. JACKSON, S. M. (2003)
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  6. WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. 2016. Lasiorhinus latifrons. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40555A21959203. http://www.iucnredlist.org/details/40555/0. Downloaded on 07 September 2016.

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Donnerstag, 14 Juni 2018 09:20

Beutelteufel

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Raubbeutlerartige<
(DASYUROMORPHIA)
Familie: Raubbeutler (Dasyuridae)
Unterfamilie: Beutelmarder (Dasyurinae)

D EN 650

EEPBeutelteufel

Sarcophilus harrisii • The Tasmanian Devil • Le diable de Tasmanie

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) ehemals im Zoo Basel © Zoo Basel

 

 

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Verbreitung des Beutelteufels (Sarcophilus harrisii) auf Tasmanien und vorgelagerten Inseln. Rot = Ansiedlung auf Maria Island

 

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Aktuelle Verbreitung des Beutelteufels (Sarcophilus harrisii) und potenzielle Wiederansedlungsgebiete auf dem australischen Festland

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Currumbin Wildlife Sanctuary, Queensland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Zoo Kopenhagen © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Zoo Kopenhagen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Zoo Kopenhagen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Zoo Kopenhagen © Elias Neideck

 

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gehege für Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Currumbin Wildlife Sanctuary, Queensland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gehege für Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Currumbin Wildlife Sanctuary, Queensland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) im Prager Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Der Tasmanische Teufel "TAZ" aus der Zeichentrickfilm-Serie "Looney Tunes" der WARNER Bros.

 

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Der Beutelteufel ist der größte noch lebende Raubbeutler. Er ist in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdet und in europäischen Zoos, die sich um den Aufbau eine Erhaltungszuchtprogramms bemühen, nur selten zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von etwa 50 cm, einer Schwanzlänge von 25 cm und einem Gewicht von 7-9 kg ist der  Beutelteufel der größte noch lebende Raubbeutler. Sein Kopf ist breit, der Hals dick und die Ohren sind gerundet. Die Großzehe fehlt oder ist nur rudimentär vorhanden. Er ist schwarz oder schwarzbraun gefärbt mit weißen Abzeichen an Brust, Kruppe und Schwanzwurzel. Bei Aufregung färben sich die Ohren rot. Der Beutel ist ein hufeisenfömiger, nach hinten geöffneter Hautwall. Die Weibchen haben vier Zitzen [3; 5; 13].

Verbreitung

Australien: Auf dem australischen Festland ist die Art bereits vor einigen hundert Jahren ausgestorben, wohl als Folge der Konkurrenz durch den von den Aborigines eingeführten Dingo. Heute nur noch auf der 64'030 km² großen Insel Tasmanien, dem vorgelagerten 99 km² großen Robbins Island sowie, angesiedelt, Maria Island [4].

Lebensraum und Lebensweise

Mit Ausnahme der höchsten Berggipfel besiedelt der Beutelteufel alle Lebensräume Tasmaniens. Bevorzugt werden offenes Waldland und Wald-Grasland Mosaike. Feuchte Eukalyptuswälder werden eher gemieden [4; 10].

Beutelteufel sind nachtaktiv. Tagsüber ruhen sie in Unterschlüpfen oder Höhlen, die sie sich zum Teil selbst bauen. Erwachsene Beutelteufel halten währen ihrer aktiven Phase eine Individualdistanz ein, suchen aber beim Schlafen und Ruhen Artgenossen zum Kontaktliegen auf. Die Beute, kleine bis mittelgroße Säuger, wie Wombats oder Wallabies, oder Vögel wird durch Bisse in die Kopfregion getötet. Zur Nahrungsaufnahme suchen Beutelteufel einen geschützten Ort auf. Beim Fressen werden sehr stark die Vorderpfoten zu Hilfe genommen. Paarungszeit ist im April-Mai. Nach einer Tragzeit von 31 Tagen werden 2-4 zunächst nur 12 mm lange Junge geboren, die während etwa 105 Tagen im Beutel bleiben. Die Jungen saugen über 8 Monate. Bis zu einem Alter von 21 Wochen werden die Jungen an den Zitzen transportiert, später auf dem Rücken. Bei Gefahr suchen die Jungen bei der Mutter Schutz. Beutelteufel erreichen  im Freiland ein Alter von 5-8 Jahren. Im Zoo (Rotterdam) wurden das älteste Tier 13 Jahre alt [5; 6, 12; 13].

Beutelteufel sind weitaus weniger aggressiv und mürrisch, als ihnen zugeschrieben wird. GRZIMEK [3] bricht eine Lanze für sie: "Die kleinen Teufel, die sie (Mary Roberts) aufzog, waren reizend anhänglich, verspielt und lustig. Sogar wildgefangene Erwachsene ließen sich so zähmen, dass man gut mit ihnen umgehen konnte. Die Tiere waren sehr sauber, liebten es zu baden und zu sonnen. Sie brauchten die Vorderpfoten, um das Gesicht zu waschen, legten beide zu einer becherartigen Vertiefung zusammen, leckten sie gründlich und rieben sie dann über den Kopf."

Gefährdung und Schutz

Innerhalb von zehn Jahren (1997-2006) hat der Bestand des Beutelteufels um 60% abgenommen, Schuld daran ist eine Tumorerkrankung, die Devil Facial Tumour Disease (DFTD), die stets tödlich verläuft. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Bestandsabnahme fortsetzt. Zusätzlich fallen bis über 2'200 Teufel pro Jahr dem Straßenverkehr zum Opfer und von Schafzüchtern werden immer noch welche als Schädlinge eliminiert. Die Art ist daher seit 2008 als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) eingestuft [4].

Zwecks Aufbau einer tumorfreien Reservepopulation setzten die tasmanischen Behörden 2012/13 auf dem bislang von Beutelteufeln unbewohnten, 116 km² grossen Maria Island 28 Beutelteufel aus. Die Ansiedlung war erfolgreich: Bis 2016 hatten sich die Tiere bereits auf 100 Stück vermehrt. In anderer Hinsicht lief die Sache aber schief: Die Idee war, dass die Beutelteufel sich von den zahlreichen, schon früher auf der Insel ausgesetzten Rotbauchfilandern (Thylogale billardierii), Forester-Riesenkängurus und Bennettwallabies, deren Zahl bis dahin durch Abschüsse limitiert werden musste, ernähren sollten. Leider entdeckten die Teufel eine einfachere Nahrungsquelle: die rund 3'000 Brutpaare umfassenden Zwergpinguin-Kolonien, die sie bis 2021 vollständig ausrotteten. Auch die in Höhlen brütenden Kurzschwanz-Sturmtaucher (Puffinus tenuirostris) wurden von ihnen dezimiert, und die an sich bodenbrütenden Hühnergänse begannen auf Bäumen zu nisten, um ihre Verluste in Grenzen zu halten [10; 11].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Der Beutelteufel ist der einzige Wirt des Bandwurms Dasyurotaenia robusta, der heute als gefährdet gilt und nicht überleben wird, wenn der Beutelteufel aussterben sollte.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Wiederansiedlung des Beutelteufels auf dem australischen Festland: Der Zoo Zürich engagiert sich für den Schutz des auf dem australischen Festland ausgestorbenen Beutelteufels, indem er seit 2017 die Zucht dieser Art (sowie des Tüpfelbeutelmarders) bei seinem australischen Naturschutzpartner Australian Reptile Park unterstützt. Bis 2021 hat er bereits 100'000 CHF in dieses Projekt investiert. 2020 konnten im Rahmen des Projekts erstmals 11 Beutelteufel im Barrington Tops-Nationalpark in New South Wales ausgewildert werden [14].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Weil Beutelteufel auch Lämmer töten und fressen, wurden sie in der Vergangenheit intensiv verfolgt, d.h. abgeschossen oder vergiftet, bis in die 1990er-Jahre bisweilen mehr als 5'000 Tiere pro Jahr.

Kulturelle Bedeutung: In der Zeichentrickfilm-Serie "Looney Tunes" der WARNER Bros. ist der Tasmanische Teufel "TAZ" der etwas dümmliche Gegenspieler des Hasen "Bugs Bunny". Auf die Kritik der tasmanischen Regierung, dass WARNER Bros mit der Trickfilfigur Millionen scheffle, währenddem die Tierart ihrem Untergang entgegen gehe, reagierte die Firma schließlich dadurch, dass sie begann, Forschungsarbeiten und Schutzmaßnahmen gegen die Devil Facial Tumour Disease (DFTD) finanziell zu unterstützen [Sydney Morning Herald vom 20. Juni 2006].

Haltung

Eine Vergesellschaftung mit Grauen und Roten Riesenkängurus wurde im Zoo Pairi Daiza praktiziert.

Haltung in europäischen Zoos: Früher im deutschen Sprachraum in etwa 10 Zoos, zuletzt in Duisburg und Köln, in ganz Europa gegen 20. 2012 Neuanfang mit Importtieren in Kopenhagen, wo es mehrmals zu Nachzuchten kam, die an andere Zoos verteilt wurden, und weiteren Importen aus Tasmanien. 2023 war die Art wieder mit gegen 20 Tieren in fünf Zoos vertreten. Für Details siehe Zootierliste.

Zucht: Im Kölner Zoo wurden Beutelteufel bereits in den 1870er Jahren gehalten und 1883 kam es gar zur Geburt von zwei Jungtieren, über deren Aufzucht und Verbleib allerdings nichts bekannt ist [1]. Im April 1958 wurde im Zoo Basel ein junger Beutelteufel geboren, der aber nur etwa zwei Wochen überlebte [8]. Die Basler Tiere waren 1957 importiert worden. Sie starben 1962 nach rund fünf Jahren Haltungsdauer an tumorartigen Erkrankungen, der Rüde an einem Plattenepithelkarzinom und die Fähe an einem bösartigen Nierenmarkblastom (90. JB Zoo Basel). Erfolgreiche Europäische Erstzucht 1971 im Zoo Neuwied, danach erfolgreiche Zuchten auch in Duisburg, Köln und Kopenhagen [2; 7].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt vor, dass jedem Tier außen und innen mindestens je 20 m² zur Verfügung zu stellen sind. Als Mindestgehegegröße seien 40 m² vorzuhalten, die bei Bedarf unterteilt werden können. In Österreich (Stand 2023) ist die Haltung eines Paars in einer Außenanlage von ebenfalls 40 m² verpflichtend. Beutelteufel dürfen aber ganzjährig im Freigehege gehalten werden, sofern ein frostfreier und wettergeschützter Unterschlupfraum zur Verfügung steht. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Paar ein unterteilbares Außengehege von mindestens  20 m² und eine unterteilbare Stallfläche von 6 m² vor.

Fakt ist, dass Beutelteufel in Tasmanien unter denselben Klimabedingungen leben, wie Bennettkängurus, für die das BMEL-Gutachten lediglich einen Unterstand vorsieht. Die Forderung nach einem Innengehege von 40 m² zusätzlich zum Außengehege ist daher unbegründet. Beim Außengehege ist die Strukturierung wohl wichtiger als die Fläche an sich. Im Kölner Zoo wurden in den 1980er Jahren Beutelteufel in einem räumlich aufgeteilten System von je 4 Innen- und Außenkäfigen zu 250 x 180 x 250 cm, in denen die Tiere frei zirkulieren konnten, erfolgreich gehalten und gezüchtet [7]. Das entsprach einem Gesamt-Raumangebot von 36 m².

Taxonomie und Nomenklatur

1808 beschrieb der britische Kolonialbeamte George Prideaux Robert HARRIS den Beutelteufel als "Didelphys ursina", wobei dieser Name allerdings bereits durch den Nacktnasenwombat belegt war. Die Gattung Sarcophilus, der auch noch drei fossile Arten angehören, wurde 1837 vom Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, aufgestellt. 1841 bezeichnete der französische Geologe und Botaniker Pierre BOITARD die Art als "Ursus harrisii". 1912 wurde die Artbezeichnung harrisii mit dem von CUVIER vergebenen Gattungsnamen kombiniert [1; 13]

Literatur und Internetquellen:

  1. BECKER, R. (2016)
  2. GEWALT, W. (1980)  
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. HAWKINS, C.E. et al. (2008). Sarcophilus harrisii. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T40540A10331066. http://www.iucnredlist.org/details/40540/0. Downloaded on 14 May 2018.
  5. JACKSON, S. M. (2003)
  6. KÄSTNER, K. (1978)
  7. KÜHME, W. (1983)
  8. LANG, E. M. (1958)    
  9. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  10. THALMANN, S., PECK, S., WISE, P., POTTS, J. M., CLARKE, J. & RICHLEY, J. (2015)
  11. THE GUARDIAN vom 21.06.2021
  12. WEIGL, R. (2005)
  13. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  14. ZOO ZÜRICH - WEBSITE UND PM VOM 06.11.2020

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Donnerstag, 14 Juni 2018 14:17

SUPERINA, M. (2010)

Biologie und Haltung von Gürteltieren (Dasypodidae).

Dr. med.vet. Dissertation

Universität Zürich, Klinik für Andrologie und Gynäkologie (Direktor ad Interim: Prof. Dr. Ueli Braun),
Leitung: Prof. Dr. Ewald Isenbügel, Abteilung für Zoo-, Heim- und Wildtiere und Zoo Zürich
Zusammenarbeit mit verschiedenen weiteren Zoos

247 Seiten, 37 Tabellen, Anhang (Fragebogen), umfangreiche Bibliographie.

Volltext (PDF)

Zusammenfassung:

Die   vorliegende Arbeit beurteilt die derzeitige Praxis der Haltung von Gürteltieren in Menschenobhut.

Der einführende Teil der Dissertation basiert auf der Literatur, Gesprächen mit Forschern  und  eigenen  Beobachtungen.  Er  gibt  Auskunft  über  die  Evolution,  die  Taxonomie  und  die  Biologie  der 21  heute  bekannten  Gürteltier-Arten sowie über verschiedene Aspekte der Haltung in Menschenobhut. Es werden Informationen  zur  adäquaten  Gehegegrösse und  -einrichtung, zur  Ernährung  und Reproduktion in Menschenobhut vermittelt. Besonderen Wert wird auf die veterinärmedizinischen  Aspekte der Gürteltier-Haltung  gelegt:  Tabellen  zur Hämatologie  und  Blutchemie,  Hinweise  zum  Handling  und  zu  geeigneten  Blutentnahmetechniken sowie eine Zusammenstellung  der häufigsten Erkrankungen   und   deren  Therapien sollen dem Zootierarzt bei   der Untersuchung und Behandlung von Gürteltieren behilflich sein.

Auf  die  Einführung  folgen  die  Resultate  einer  Umfrage,  mit  welcher  die  aktuellen  Haltungsbedingungen  von  Gürteltieren  in  Menschenobhut  erfasst wurden.  Mittels  eines  Fragebogens  wurden  Auskünfte  eingeholt  über  die gehaltenen  Arten,  Gehegegrössen,  Fütterung,  Reproduktion,  Ethologie  und  die   aufgetretenen   Erkrankungen  und  Todesursachen.  Die  Analyse   der Umfrage zeigt, dass grosse Defizite in der Haltung von Gürteltieren bestehen, welche  sich  negativ  auf  die Reproduktionsleistung und  die  Gesundheit  der  Tiere auswirken oder Fehlverhalten auslösen können. Aufgrund der geringen Datenmenge  ist jedoch keine gesicherte  Aussage  darüber möglich,  welche  Faktoren für die Auslösung der Stereotypien bzw. für die  mangelnden Zuchterfolge verantwortlich sind. 

In der Diskussion wird versucht, die Ursache der in der Hälfte der Haltungen festgestellten Fehlverhalten zu erörtern.  Vorschläge  zum  behavioral  enrichment,  zur  Verbesserung  der  Haltung  und  Fütterung  und  Ideen  zur  Präsentation  sollen  einen  Beitrag  zur  Steigerung  der  Publikumsattraktivität  von Gürteltieren in Zoologischen Gärten leisten. Ein  Vergleich  der  heute  üblichen  Haltungsformen  mit  den  Auflagen  der  Schweizer  Gesetzgebung  und  den  Richtlinien  des  Schweizer  Tierschutzes.

Summary:

This thesis analyses the current conditions of armadillos in captivity.

The  introduction  is  based  on  literature,  conversations  with  scientists  and  personal observations. It informs about evolution, taxonomy and biology of the 21  known  species  of  armadillos  and  the  different  aspects  of  the  care  and  maintenance   in   captivity   and   contains   information   about   the   adequate  enclosure  size  and  its  equipment,  the  nutrition  and  reproduction  of  captive  armadillos.  Comments  on  their  handling  and  on  suitable  blood  sampling  techniques, hematological parameters and a compilation of the most common diseases  and  their  therapies  should  help  the  zoo  veterinarian  when  taking care of armadillos.

This first part is followed by the results of a survey made in zoological gardens that  keep  armadillos. The  zoos  were   asked   for  information  about maintenance,  nutrition,  reproduction, ethology  as  well  as  the  diagnosed  pathologies  and  causes  of  death  of  their  armadillos. The  analysis  of  this survey   demonstrates  that   there  are  serious  deficits  in  the   care   and  maintenance   of   armadillos  which  have  a  negative   influence  on  their reproduction and health and cause stereotypes. Because of the poor data we can’t put a finger to the factors responsible for the stereotypes and the lack of reproductive success. The  possible  reasons  for  the  appearance  of stereotypes  in  50%  of  the  zoos are  discussed.  A  few  recommendations for  the  behavioral  enrichment,  the improvement of the maintenance and nutrition and ideas for their presentation to the visitor are meant to increase the attractiveness of armadillo exhibits.

A  comparison  of  the  usual  conditions  in which  armadillos are  kept  with  the  Swiss   legislation   and   the   guidelines   of  the   Swiss   Society   of   Animals’  Protection  shows  clearly  that  it  is  not  justifiable  to  keep  armadillos  under  the current  conditions.  The  animals  are  held  in  too  small  exhibits  with  poor  distraction,  fed  inappropriately  and  suffer  from  pathologies  related  to  their  maintenance in captivity. Only a few zoos have breeding programs, and those are rarely successful. The  maintenance  of  armadillos  can  only  be acceptable  if  efforts  are  made  to improve their living conditions and to elaborate diets according to the need of each  species.  To  reach  this  goal  it is recommended  to  intensify  the  field studies and the investigation on captive armadillos.  

 

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Dienstag, 19 September 2017 07:37

Weissrüsselbär

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Kleinbären (Procyonidae)

D LC 650

Weißrüsselbär

Nasua narica • The Central American Coati • Le coati à nez blanc

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Weißrüsselbär (Nasua narica) wildlebend beim Lago Arenal, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Weißrüsselbären (Nasua narica)

 

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Weißrüsselbär (Nasua narica) im Tierpark Nordhorn © Franz Frieling, TP Nordhorn

 

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Weißrüsselbär (Nasua narica) im Parque Zoológico Simón Bolívar in San José, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißrüsselbär (Nasua narica) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Weißrüsselbär (Nasua narica) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Weißrüsselbären (Nasua narica) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Weißrüsselbär (Nasua narica) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Weißrüsselbären (Nasua narica) sind extrem gute Kletterer, hier im Tierpark Nordhorn © Franz Frieling, TP Nordhorn

 

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Weißrüsselbären (Nasua narica) kommen auch relativ dicke Baumsämme hoch, wie hier im Carara-Nationalpark, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißrüsselbären (Nasua narica) sind Kulturfolger, hier strolcht einer mitten am Tag durch die Hotel-Anlage Punta Leona in Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißrüsselbär (Nasua narica) im Manuel-Antonio-Nationalpark, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißrüsselbär (Nasua narica) im Manuel-Antonio-Nationalpark, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Halbwüchsiger Weißrüsselbär (Nasua narica) im Tierpark Nordhorn © Franz Frieling, TP Nordhorn

 

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Schädel eines Weißrüssel-Nasenbären (Nasua narica) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

Weitere Bilder bei BioLib.cz

Der Weißrüsselbär ist selbst nicht bzw. nur regional gefährdet, ist aber als tagaktive, soziale und sehr geschäftige Tierart ein ein ausgezeichneter Botschafter für Naturschutz in Mittelamerika. Gegenwärtig ist er in europäischen Zoos noch viel seltener als der Rote Nasenbär. Dies könnte aber wegen der Invasiv-Verordnung der EU ändern.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Weißrüsselbär erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 43-68 cm und eine Schwanzlänge von 42-68 cm. Das Gewicht liegt zwischen 3.5 und 5.6 kg. Männchen sind rund 20% größer und schwerer als Weibchen. Der Körper ist gestreckt und schlank, fast marderähnlich, der Hals kurz, der Kopf lang mit spitzer Schnauze. Der dicht behaarte Schwanz wird oft aufrecht getragen. Die Beine sind kurz und  kräftig, mit breiten Tatzen und nackten Sohlen. Das auffälligste Merkmal ist die namengebende Nase. Sie verlängert sich rüsselartig weit über das Maul hinaus und hat scharfkantig aufgeworfene Ränder. Die Ohren sind kurz und abgerundet, die Augen mäßig groß, die fünf fast ganz verwachsenen Zehen mit langen und spitzigen, aber wenig gebogenen Krallen bewehrt. Das Gebiß ähnelt dem der Waschbären; die Zähne sind jedoch etwas schmaler und schmächtiger [2; 6; 9].

Vom Südamerikanischen Nasenbären unterscheidet sich der Weißrüsselbär hauptsächlich durch seine Fellfarbe. Diese ist graubraun, an Schnauze, Kehle und Bauch weißlich und an den Füßen fast schwarz. Der Schwanz ist nur undeutlich geringelt [6; 7].

Verbreitung

Nord- und Mittelamerika : Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nordwest-Kolumbien, Mexiko (ohne Niederkalifornien), Nikaragua, Panama, südwestliche USA (Arizona, New Mexico, Texas) [3; 9].

Lebensraum und Lebensweise

Der Weißrüsselnasenbär besiedelt Feucht- und Trockenwälder, Galeriewälder sowie Savannen (Chapparales) vom Tiefland bis gegen 2'900 m Höhe. In Grasland oder Wüste kommt er nur selten vor. Er ist überwiegend tagaktiv. Ältere Männchen leben solitär, ansonsten findet man Weißrüsselbären in Gruppen von bis zu 30 Tieren, wobei sich Weibchen auf die Geburt hin und während der ersten Phase der Jungenaufzucht absondern. Die Tiere kommunizieren innerhalb der Gruppe durch zirpende Laute. Auch olfaktorische Markierungen dienen der innerartlichen Kommunikation, namentlich während der Paarungszeit. Nasenbären sind gewandte Kletterer, die Baumstämme kopfvoran hinunterklettern können. Sie drehen dabei die Hinterfüße nach außen und rückwärts und klemmen sich mit ihnen fest an den Stamm an [1; 2; 3; 9].

Auf der Insel Barro Colorado in Panama, wo die Weißrüsselbären ausgiebig studiert wurden, stellte man bei einer Dichte von 51.5 Tieren/km² eine mittlere Gruppengröße von 15.3 (6-26) fest. Zur Nahrungssuche waren aber im Mittel nur 7.2 Tiere gemeinsam unterwegs. Die Gruppen hatten sich teilwese überlappende Streifgebiete von 33 ha. Junge Männchen, welche die Gruppe verließen, wanderten nicht gleich ab, sondern hielten sich zumindest zeitweilig immer noch im Streifgebiet der Gruppe auf [5].

Weißrüsselbären sind Allesfresser, die sich vorab von Insekten und Früchten ernähren, aber auch kleine Echsen, Nager und gelegentlich Vögel fangen, die sie durch Kopfbiss töten, und Aas oder Siedlungsabfälle zu sich nehmen. Etwa 90% ihrer Nahrung finden sie auf dem Boden, den sie mit ihren Nasen systematisch absuchen, was den größeren Teil des Tages in Anspruch nimmt. Zur Deckung ihre Nahrungsbedarfs benötigen die Gruppen  Streifgebiete von 33 ha im tropischen Regenwald Panamas bis 1'350 ha in den Trockengebieten Arizonas [5; 6; 9].

Weißrüsselbären haben eine kurze Paarungszeit, während der die solitären Männchen die Weibchenrudel aufsuchen. In den USA fällt die Paarungszeit auf April, in Panama auf Januar. Kurz vor der Geburt, die nach einer Tragzeit von 70-77 Tagen stattfindet, sondern sich die trächtigen Weibchen ab und bauen ein Baumnest, in dem sie ihre 3-4 (1-7) etwa 100-180 g schweren Jungen gebären. Diese werden etwa 4 Monate gesäugt. Mit 24 (21-28) Tagen sind sie bereits gut zufuß und verlassen das Nest, mit 4 Wochen können sie klettern. Weibchen paaren sich im Freiland erstmals mit 22 Monaten, Männchen mit 34 Monaten, kommen aber in diesem Alter selten zur Fortpflanzung, weil sie gegen ältere Geschlechtsgenossen keine Chance haben [6; 7; 8; 9].

Gefährdung und Schutz

Die Bestandstendenz ist abnehmend, und lokal ist der Weißrüsselbär wegen Bejagung und Habitatverlust gefährdet oder wurde gar ausgerottet. Andererseits kommt er auch in zahlreichen Nationalparks und sonstigen Schutzgebieten vor. Insgesamt wird er aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 noch nicht als gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt mit Ausnahme der honduranischen Population, die unter Anhang III fällt. Das unsinnige Verbot von Erwerb und Abgabe, Haltung, Zucht, Aufzucht, Transport und Freilassen von  Nasenbären nach Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 betreffend invasive Arten gilt nicht für den Weißrüsselbären.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Weißrüsselbär wird in fast seinem ganzen Verbreitungsgebiet zur Gewinnung von Fell und Fleisch gejagt [3]. Wie BREHM feststellte, wird das Fleisch "nicht allein von den Eingeborenen, sondern auch von den Europäern gern gegessen. Junge Nasenbären liefern, namentlich wenn sie fett sind, einen vortrefflichen Braten, und auch das Fleisch der Alten ist immer noch wohlschmeckend. Aus dem Fell verfertigen die Indianer kleine Beutel." [2]

Haltung im Zoo

Weißrüsselbären können im Zoo ein Alter von 26-27 Jahren erreichen [8]. Eine Vergesellschaftung mit größeren Säugetieren ist möglich, so wurden im z.B. Tierpark Nordhorn Weißrüsselbären zusammen mit Bisons und Halsbandpekaris gehalten.

Haltung in europäischen Zoos:
 Die Art wird in über 30 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Das durch die Invasiv-Verordnung der EU im Prinzip für den Roten Nasenbären geltende Haltungsverbot hat in jüngster Zeit in Deutschland und Österreich zu einer Zunahme der Weißrüsselbärhaltungen geführt: Von den gegenwärtig (2023) 10 Haltungen bestehen 2 seit 2014, 1 seit 2018, 2 seit 2019, 2 seit 2020, 2 seit 2021 und 1 seit 2022. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Nasenbären gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo (Beispiel): Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde das Ruhe- und Schlafverhalten des Weißrüsselbären untersucht und mit dem verwandter Arten verglichen [3].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für ein Paar Weißrüsselbären mindestens eine Fläche von 30 m² aufweisen. Für jedes weitere Adulttier kommen 2 m² zur Basisfläche dazu. Falls oben geschlossen, soll die Höhe mindestens 3 m betragen. Das Innengehege, sofern erforderlich, soll bei einer Höhe von 2.5 m für ein Paar eine Fläche von 6 m² haben und für jedes weitere Adulttier 3 m² mehr.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 30 m² vor mit einer Höhe von mindestens 3 m. Für das Innengehege ist eine Basisfläche von 20 m² und eine Höhe von 3 m vorgeschrieben. Für jedes weitere Tier kommen außen und innen je 3 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Außengehege von 40 m², für jedes weitere Adulttier sind 4 m² zusätzlich erforderlich. Ein Innengehege ist nicht notwendig, wenn ein entsprechender Wetterschutz geboten wird.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Weißrüsselbär wurde erstmals 1766 von Carl von LINNÉ unter der Bezeichnung "Viverra narica", also als Schleichkatze, wissenschaftlich beschrieben. Die Gattung Nasua wurde 1780 vom Tübinger Professor Gottlieb Conrad Christian STORR aufgestellt, und Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, der Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, stellte narica 1803 in diese Gattung. Über die Verwandtschaftsverhältnisse der Nasenbärarten herrschte lange Unsicherheit. BREHM spricht vom Nasenbären  als Nasua narica und vom Weißrüßelbären als Nasua leucorhyncha und gibt als Verbreitung des Einen Ostbrasilien und des Anderen Nordbrasilien an. Heute gelten die südamerikanischen Formen als Nasua nasua und die in Nord- und Mittelamerika als Nasua narica [9].

Es werden vier Unterarten anerkannt:

  • Nasua n. narica vom südlichen Mexiko bis Kolumbien
  • Nasua n. molaris in den USA und im nördlichen Mexiko
  • Nasua n. nelsoni auf der vor Yucatan gelegenen Cozumel-Insel Mexikos und
  • Nasua n. yucatanensis auf der Halbinsel Yucatan selbst.

Der Cozumel-Weißrüsselbär wurde in der Vergangenheit oft als eigene Art angesehen [2; 6; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CUARÓN, A.D. et al. (2016). Nasua narica. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41683A45216060. http://www.iucnredlist.org/details/41683/0. Downloaded on 21 June 2018.
  4. DIETERMANN, A. (1996)
  5. GOMPPER, M. E. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Weissrüsselbär, Weissrüssel-Nasenbär

Donnerstag, 14 Juni 2018 13:40

Brillenblattnase

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Fledertiere (CHIROPTERA)
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Überfamilie: Hasenmaulartige (Noctilionoidea)
Familie: Blattnasen (Phyllostomidae)
Unterfamilie: Kurzschwanzblattnasen (Carolliinae)

D LC 650

Brillenblattnase

Carollia perspicillata • The Seba's Short-tailed Bat • Le fer-de-lance à lunettes

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Approximative Verbreitung der Brillenblattnase (Carollia perspicillata)

 

 

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Brillenblattnase (Carollia perspicillata) im Zoo Frankfurt © Michael Leibfritz / Zoo Frankfurt

 

 

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata), normal gefärbtes Tier und Albino im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata), Albino im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Brillenblattnasen (Carollia perspicillata) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Brillenblattnase (Carollia perspicillata) im Parque Estadual do Rio Doce, Brasilien © Prof. Dr. Marco A. R. Mello , übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

Die neuweltlichen Blattnasen sind die einzige Fledermausfamilie von der mehrere Arten regelmäßig und in größerer Zahl in europäischen Zoos gezeigt werden. Geeignet sind insbesondere Arten, die sich auf den Verzehr von Nektar, Früchten oder Blut spezialisiert haben, wie die harmlose und daher für begehbare Anlagen geeignete, fruchtfressende Brillenblattnase.

Körperbau und Körperfunktionen

Ihren Namen verdanken die Blattnasen dem charakteristischen Nasenaufsatz, der wie ein Blatt aussieht. Die Kopf-Rumplänge beträgt etwa 5.5 cm, der Schwanz ist 1 cm lang, der Unterarm misst im Mittel 41 mm und das mittlere Gewicht beträgt 17 g für Männchen und 16 g für Weibchen [4].

Verbreitung

Mittel- und Südamerika : Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Saint Kitts und Nevis, Surinam, Trinidad und Tobago [1].

Lebensraum und Lebensweise

Brillenblattnasen schlafen in kleinen Gruppen oder in Kolonien von mehreren hundert Tieren in Fels- oder Baumhöhlen, Tunnels oder unter dem Dach von Häusern. Sie ernähren sich ausschließlich von Früchten, die sie mit Hilfe ihres ausgezeichneten Geruchssinns finden. Zu ihrer Lieblingsnahrung gehören Beeren und Steinfrüchte von Pfeffergewächsen, daneben nehmen sie Nektar und Pollen oder, wenn pflanzliche Nahrung knapp wird, Insekten. Sie wurden auch schon beim Fressen von Guaven, Bananen und wilden Feigen beobachtet. In einem großen Teil ihres Areals bringen die Weibchen nach einer Tragzeit von 115-120 Tagen im Abstand von 115-173 Tagen jeweils ein Junges zur Welt. Dieses ist schon weit entwickelt. Es hat ein Geburtsgewicht von 5 g und hat die Augen bereits geöffnet. Es bleibt während der ersten zwei Lebenswochen praktisch ständig auf der Mutter [1; 2; 3].

Gefährdung und Schutz

Die Brillenblattnase wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet angesehen, da sie weit verbreitet ist, eine große Gesamtpopulation hat, auch in Schutzgebieten vorkommt und vom Menschen modifizierte oder geschaffene Lebensräume nutzen kann. (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird witschaftlich weder genutzt noch richtet sie Schäden an [1].

Haltung

Fledermäuse können Wirte und potenzielle Überträger von auf den Menschen übertragbaren Viren und anderen Krankheitserregern sein. Bei Brillenblattnasen aus deutschen Haltungen wurden z. B. Chlamydien nachgewiesen. Übertragungen quf den Menschen sind aus Zoos allerdings keine bekannt. Auch sonst sind Brillenblattnasen vollkommen harmlos. Sie sind sehr wendig und können dank ihrem Echoortungssystem im dichten Blattwerk und auf engstem Raum manövrieren. Sie werden deshalb gerne freifliegend in für Besucher begehbaren Tropen-oder Nachttierhallen gehalten. Sie sind unter Zoobedingungen recht langlebig. Den Altersrekord hält ein im Henry Doorley Zoo, Omaha, gborenes Weibchen, das dort nach 17 Jahren immer noch am Leben war [4].

Die Art wird in rund 40 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Zahlen entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sind, zuminderst wenn es um große Kolonien geht, aus der Sicht der tierhalterischen Praxis überzogen. Wie die Tierschutzsachverständigen der Zoos festhielten, zeigt die Erfahrung, dass in einem Gehege von 20m³ problemlos 50 Brillenblattnasen gehalten werden können (laut Gutachten dürften es nur 20 sein), und dass ein Raumvolumen von 160m³ für 700 Brillenblattnasen absolut auseichend ist (das Gutachten gibt 292 m³ vor). Grundsätzlich sollte keine Mindestfläche, sondern nur ein Volumen vorgegeben werden. Das Gutachten’96 gab für kleine Fledermäuse keine Gehegedimensionen an. Es empfiehlt sich, die Beurteilung der Haltung von Kleinfledermäusen darauf abzustellen, ob bei der in einer Haltung gegebenen Besatzdichte Probleme auftreten oder nicht.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 20 Tiere eine Grundfläche von 10 m² bei einer Höhe von 2 m vor, für jedes weitere sind 0.2 m² zusätzliche Fläche erforderlich. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für bis zu 20 Tieren eine Grundfläche von 20 m² und eine Höhe von 2.5 m erforderlich, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 2 m² zu erhöhen. Letzteres ist unsinnig, nachdem für die ersten 20 nur eine Fläche von 1  m² pro Tier verlangt wird.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Vespertilio perspicillata" beschrieben. John Edward GRAY, ein Mitglied der Londoner Zoologischen Gesellschaft stellte sie 1838 in die neue Gattung Carollia [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BARQUEZ, R. et al. (2015). Carollia perspicillata. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T3905A22133716. http://www.iucnredlist.org/details/3905/0. Downloaded on 15 May 2018.
  2. EISENBERG, J. F. (1989)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  6. FRITSCHI, J. S. (2020)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx