Montag, 23 Oktober 2017 12:24

Zwerggleitbeutler

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Kuskusse und Gleitbeutler (Phalangeriformes)
Familie: Zwerggleitbeutler (Acrobatidae)

D LC 650

Zwerggleitbeutler

Acrobates pygmaeus • The Feathertail Glider • L'acrobate pygmée

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus) im ZooPark Erfurt © Anja Lannes, Erfurt

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Zwerggleitbeutler. Dunkelblau: Acrobates pygmaeus und A. frontallis. Gelb: nur A. frontalis

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus) im ZooPark Erfurt © Anja Lannes, Erfurt

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus) im Neuen Zoo Posen © Elias Neideck

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus). Bild aus AUSTRALIAN ACADEMY OF SCIENCE (2018): Discovering Biodiversity

 

 

 

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Zwerggleitbeutler (Acrobates pygmaeus). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. I. Public Domain.

 

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Der Zwerggleitbeutler ist das kleinste Beuteltier. Es handelt sich um eine lebhafte, in Gruppen lebende und daher attraktive Art, die sich gut als Botschafter für die Erhaltung der Biodiversität in Australien eignet. Da sie nachtaktiv ist, kann sie effektiv nur in einem Nachttierhaus gezeigt werden, was die Möglichkeiten für ihre Präsentation einschränkt.

Körperbau und Körperfunktionen

Zwerggleitbeutler sind mit einer Kopf-Rumpfläng von 5-7(-8) cm, einem etwa gleich langen Schwanz und einem Gewicht von 8-12(-18.5) g die kleinsten Beuteltiere. Männchen sind im Mittel etwa 10% größer als Weibchen. Hinsichtlich Größe spielt bei ihnen (nicht bei den Weibchen!) die Bergmannsche Regel: Tiere aus dem tropischen Norden sind kleiner als solche  aus dem gemäßigten Süden. Zwerggleitbeutler haben ein weiches, graubraunes Fell mit einer hellgrauen bis cremefarbenen Bauchseite. Die Schwanzhaare sind kurz, steif und federartig angeordnet. Die Flughaut spannt sich vom Handgelenk bis zu den Fußknöcheln. Sie ist bei weitem nicht so breit wie etwa bei den Flughörnchen und hat am Rand fransenartige Haare. Die Weibchen haben vier Zitzen [2; 4; 6].

Verbreitung

Australien: Im Osten und Südosten von Australien sowie auf der Fraser-Insel. [5].

Lebensraum und Lebensweise

Zwerggleitbeutler besiedeln geschlossene und offene Wälder, Savannen und Heiden vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von mindestens 1'200 m. Sie sind nachtaktiv und verbringen den Tag in größeren Gruppen in Verstecken wie Baumhöhlen oder selbst gebauten Nestern. Sie ernähren sich von Insekten, Würmern, Früchten und Nektar. Bei kühlen Temperaturen können sie in eine Kältestarre verfallen, wobei die Körpertemperatur auf 2ºC abfallen kann. Die Weibchen können jährlich 2 Würfe von 3-4 Jungen haben und unmittelbar nach der Geburt wieder gedeckt werden, wobei die Embryonen eine Keimruhe durchmachen. Die Jungtiere bleiben 50-65 Tage im Beutel, werden mit 90-100 Tagen entwöhnt, erreichen mit 6-8 Monaten Geschlechtsreife und können im Freiland ein ein Alter von 3-5 Jahren erreichen [1; 3; 4; 6].

Gefährdung und Schutz

Der Zwerggleitbeutler gehört aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht zu den gefährdeten Arten, da er relativ weit verbreitet ist, wahrscheinlich eine große Gesamtpopulation hat und auch in Schutzgebieten vorkommt (Rote Liste: LEAST CONCERN). Diese Beurteilung schliesst Acrobates frontalis ein [1].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Zwerggleitbeutler leben oft in nächster Nähe des Menschen, weil sie aber nachtaktiv sind und keinen Schaden anrichten, sondern sich nur von Insekten und Blütennektar ernähren, bleiben sie meistens unbemerkt. Leider gilt dies nicht für die Hauskatzen, von denen sich manche darauf eingestellt haben, die nur mäusegroßen Beuteltierchen zu fangen [2].

Haltung

Zwerggleitbeutler werden rasch zahm. Wer sich als Pfleger in das Gehege begibt, sollte vor dem Verlassen seine Taschen kontrollieren [4].

Der älteste bekannte Zwerggleitbeutler in einem Zoo wurde im Taronga-Zoo in Sydney geboren und starb im San Diego Zoo im Alter von 8 Jahren und 9 Monaten [5].

Haltung in europäischen Zoos: Der ganze europäische Bestand geht auf Tiere zurück, die der Zoo Posen 1999 vomTaronga-Zoo in Sydney erhielt. Die Art wird in rund einem Dutzend Zoos gehalten, darunter einzelnen im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Der Text des  Säugetiergutachtens 2014 des BMEL ist unklar, da die Gruppengröße nicht definiert wird. Zudem gibt es keine Grundlage für eine lineare Erhöhung der Raummaße um 10% pro weiteres Tier. Langjährige Praxiserfahrung zeigt, dass in einem Kubikmeter problemlos eine Gruppe von 15 der nur 10-14 Gramm schweren Zwerggleitbeutlern gehalten werden kann. Folgende Formulierung wäre zweckdienlich: Für die Haltung von Gruppen bis zu 15 Zwerggleitbeutlern beiderlei Geschlechts eignen sich Behälter ab einer Grundfläche von 1 m² und einer Höhe von 1 m. Für weitere Tiere sind Flächen- und Raummaße angemessen zu erhöhen.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz und die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs enthalten keine Vorschriften für Acrobates pygmaeus.

Nach JACKSON soll für ein Paar Tiere eine Gehegevolumen von 1 m³ werden, für jedes weitere Tier soll 1 m² Bodenfläche zusätzlich angeboten werden, für jedes weitere Tier 0.09 m³ mehr [3].

Taxonomie und Nomenklatur

Acrobates pygmaeus wurde 1794 von dem englischen Zoologen und Botaniker George SHAW im Rahmen seines Werks "Zoology of New Holland" als "Didelphis pygmaea" beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Acrobates geht auf den französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST (1818) zurück. Bis vor wenigen Jahren wurde Acrobates als monotypische Gattung angesehen. Seit 2012 gilt die früher als Unterart angesehene Form A. frontalis als eigenständige Art, was aber z.B. im Rahmen der Roten Liste der IUCN nicht nachvollzogen wurde [6].

Literatur und Internetquellen

  1. DICKMAN, C. et al. (2016). Acrobates pygmaeus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40584A21963834. http://www.iucnredlist.org/details/40584/0. Downloaded on 15 June 2018.
  2. GRZIMEK, B. (1966)
  3. JACKSON, S. M. (2003)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:19

Koala

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Koalas (Phascolarctidae)

D VU 650

EEPKoala

Phascolarctos cinereus • The Koala • Le koala

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Vivtoria-Koala (Phascolarctos cinereus victor) in der Urimbirra Wildlife Experience, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Koalas (Phascolarctos cinereus)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus cinereus) im Zoo Zürich © Albert Schmidmeister / Zoo Zürich (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus), Weibchen im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus victor) im Phillip Island Wildlife Park, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala mit Nachzucht (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Duisburg © Zoo-Archiv Duisburg

 

 

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Hand eines Koalas (Phascolarctos cinereus) im Caversham Wildlife Park, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Beutel eines Koalas (Phascolarctos cinereus) mit Jungtier im Caversham Wildlife Park, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus adustus) im Zoo Duisburg © Zoo Archiv Duisburg

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus) im Besucherkontakt im Yanchep-Nationalpark, Westaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Koala (Phascolarctos cinereus victor) im Besucherkontakt in der Urimbirra Wildlife Experience, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Gähnender Koala (Phascolarctos cinereus sdustus) im Zoo Duisburg © Zoo-Archiv Duisburg

 

 

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Skelett des Koalas (Phascolarctos cinereus) © CLIFF. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

 

 

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Plüschkoala. www.savethekoalashop.com

 

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Koalas sehen aus wie lebende Teddybären. Sie werden deswegen als niedlich empfunden und sind neben den Kängurus die bekanntesten und populärsten Beuteltiere. Der Bestand der Koalas im Freiland gilt als gefährdet und die im Zoo gehaltenen Tiere eignen sich bestens als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Australien. Wegen ihrer nur mit viel Aufwand zu befriedigenden Ernährungsweise ist aber die Zahl der Haltungen in Europa limitiert.

Körperbau und Körperfunktionen

Bei den in Europa fast ausschließlich gepflegten Queensland-Koalas aus dem Nordosten Australiens erreichen die Männchen ein mittleres Gewicht von ca. 6.5, die Weibchen von ca. 4.1 kg. Die an ein kühleres Klima angepassten Koalas aus dem Süden und Südosten Australiens werden im Mittel ca. 12.0 bzw. 8.5 kg schwer, was die Bergmannsche Regel bestätigt. Die Augen sind klein, die Ohren groß und pelzig und die Nase vorstehend und schwarz. Die Pfoten der Vorderbeine sind als Greifhände ausgebildet, bei denen Daumen und Zeigefinger opponierbar sind. Die 2. und 3. Zehe der Hinterfüße sind miteinander verwachsen und dienen als Putzkralle. Der Schwanz ist rückgebildet. Um ihre Blätternahrung aufschließen zu können, verfügen die Koalas über einen 1.8-2.5 m langen Blinddarm. Die Männchen haben Duftdrüsen auf der Brust. In der nach vorne offenen Bauchtasche der Weibchen befinden sich zwei Zitzen [3; 4; 9]. 

Verbreitung

Östliches Australien von Südaustralien bis Queensland. Eingeführte Populationen auf mindestens 12 Inseln vor Australien (u.a. Kangaroo Island, French Island Phillip Island, Magnetic Island) sowie in der Gegend von Adelaide und entlang dem Murray River [10]. 

Lebensraum und Lebensweise

Der Koala ist ein baumlebender Blattfresser, der sich überwiegend von Eukalyptus-Blättern ernährt und daher ausschließlich in geschlossenen und offenen Wäldern vorkommt, die von Eucalyptus-Arten dominiert sind. Koalas sind Einzelgänger, wobei sich ihre je nach Waldtyp sehr unterschiedlich großen Streifgebiete überlappen. Sie  sind nicht streng nachtaktiv, aber bei den meisten Individuen findet ein größerer Teil der Aktivität während der Dämmerungs- und Nachtstunden statt. Die Weibchen gebären in Abständen von zwei bis drei Jahren jeweils ein einzelnes Jungtier, sehr selten Zwillinge. Die Trächtigkeit dauert ca. 33 Tage, die Neugeborenen wiegen etwa 1.0 Gramm. In Australien fallen die meisten Geburten in den Zeitraum Oktober-Mai. Die Jungen werden mit ca. 18 Monaten geschlechtsreif [1; 10]. 

Gefährdung und Schutz

Bis in die 1930er Jahre wurden Koalas zu Millionen für die Pelzindustrie getötet, bis diese Jagd offiziell verboten wurde. Als Folge der durch den Klimawandel bedingten erhöhten Trockenheit in Inlandregionen Australiens und aufgrund anhaltender Lebensraumzerstörung durch Abholzung großflächiger Eukalyptuswälder hat der Bestand der Koalas jedoch auch in den letzten Jahrzehnten weiter abgenommen. Heute leben schätzungsweise deutlich weniger als 500.000 Koalas in ganz Australien. Da erwartet wird, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, wurde die Art 1996 als gefährdet taxiert (Rote Liste: VULNERABLE) [10].

Koalas können Träger eines Retrovirus (KoRV) sein. Dieses ist das bislang einzig bekannte Retrovirus bei Tieren, das in das Erbgut von Keimzellen eindringen  kann und danach von Generation zu Generation weitervererbt wird. Das Virus löst das AIDS-ähnliche „Koala Immune Deficiency Syndrome“ (KIDS) aus. Im Norden Australiens ist das Virus schon weit verbreitet; im Süden und auf Inseln in der Nähe des australischen Festlands tritt es bisher noch selten auf. Auch in Zoos hat es dadurch bedingte Todesfälle gegeben [13; 14]

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Australische Organisationen, die Koalaschutz und entsprechende Freilandforschung betreiben, wie das International Koala Centre of Excellence oder die Australian Koala Foundation erhalten regelmäßige finanzielle Unterstützung von verschiedenen europäischen Zoos. 2018-2020 waren dies: Zoo Antwerpen, Beauval Zoo, Lissabon Zoo, Longleat Safari, Park Madrid Zoo & Aquarium und Tiergarten Schönbrunn.

  • Die verheerenden Waldbrände, die von Juni 2019 bis März 2020 einen großen Teil der Wälder entlang der Ostküste Australiens zerstörten, haben dem Koalabestand stark zugesetzt. Im Dezember 2019 wurde davon ausgegangen, dass 30% des Bestands in  New South Wales den Bränden zum Opfer gefallen war. Australische Zoos haben zahlreiche Koalas aufgenommen, gepflegt und, soweit möglich, wieder freigelassen. Sie haben Nothilfe-Fonds eingerichtet, und zahlreiche Zoos weltweit haben für den Schutz der Koalas und anderer betroffener Arten Geld gesammelt. Der San Diego Zoo allein konnte 500'000 USD beitragen [11; 12].

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Gegen Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Koalas in großem Stil zur Pelzgewinnung bejagt. Allein im Jahr 1924 wurden über 2 Millionen Pelzfelle exportiert. Erst in den 1930er Jahren, als die Bestände bereits stark dezimiert und vielfach erloschen waren, wurde der Koala überall unter Schutz gestellt [3; 10].

Positive Wahrnehmung: Koalas zeigen tagsüber zumeist eine geringe Aktivität. Trotzdem ist, wie im Rahmen eines Forschungsprojekts im Zoo Duisburg festgestellt wurde, ihr Wirkung auf Kinder und Jugendliche grundlegend positiv. Jüngere Kinder assoziieren die Koalas mit Kuscheltieren, bei älteren gewinnen ihre Exotik und das Interesse an ihrer Lebensart an Bedeutung. Für Jugendliche wird die durch ihre optische Erscheinung hervorgerufene Sympathie durch ihren Seltenheitswert gesteigert. Das Interesse der Jugendlichen liegt überwiegend in den Schutzmaßnahmen, die für den Koala getroffen wurden und in seiner Lebensart [2]

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Der erste lebende Koala gelangte 1880 nach Europa, wo er 14 Monate im Londoner Zoo lebte. Weitere Tiere folgten 1881 und 1882. Auch diese überlebten nur wenige Wochen oder Monate. Dasselbe traf wegen der mangelnden Futterqualität auch für jene Koalas zu, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Europa, 1920 erstmalig auch nach Amerika eingeführt wurden. Australien erließ deshalb in den 1930er Jahren ein vorläufiges Ausfuhrverbot. 1937 kam es im Adelaide Zoo erstmals zur Zucht.

Außerhalb Australiens konnten erfolgreiche Haltungen und Zuchten ab 1959 aufgebaut werden, vorerst in den USA, wo im Zoo von San Diego über 100 Jungtiere (bis 2018) erfolgreich aufgezogen und größtenteils an andere Zoos in verschiedenen Ländern als Leihgaben der australischen Umweltbehörde abgegeben wurden. Nach Deutschland gelangten die ersten Tiere 1994 in den Zoo Duisburg und, auf sechs Monate befristet, in den Tierpark Berlin. Die erste erfolgreiche Aufzucht in Europa gelang im Jahr 1995 im Zoo Duisburg, wo seither regelmäßige Zuchterfolge zu verzeichnen sind. In Österreich und der Schweiz kam es 2020 erstmals zu einer Nachzucht. Nach wie vor sind alle Koalas in Zoos außerhalb Australiens Eigentum der australischen Regierung [8; WINKLER in litt. 2018]. Seit 1996 gibt es ein Internationales Zuchtbuch, das am Healesville Sancturay in Australien geführt wird. Dieses umfasste, Stand August 2017, 163 lebende Individuen in 20 Einrichtungen [IZY 52].

Koalas fressen ausschließlich Eukalyptusblätter, pro Tag ca. 1 kg. Ursprünglich musste dieses Futter für die Koalas in europäischen Zoos aus den USA eingeflogen oder von einer Eukalyptusfarm in Südengland bezogen werde. 2002 hat dann der Zoo Duisburg in Folientunneln eine eigene Eukalyptusplantage eingerichtet, in der 18 verschiedene Eukalyptusarten gezogen werden, die zumindest in der Wachstumsphase während der Sommermonate ausreichend Nahrung für die Koalas bieten. Auch andere Koala-haltenden Zoos in Europa unterhalten mittlerweile ihre eigenen Eukalyptusplantagen. Der Zoo Zürich wird von einer wenige Kilometer entfernten spezialisierten Gärtnerei beliefert, die 4-5'000 Bäume in 30 Sorten angepflanzt hat. Von diesen werden aktuell 18 verfüttert. Bei der täglichen Fütterung werdenr bis zu vier verschiedene Eukalyptusarten gleichzeitig angeboten. Zur Gesundheitskontrolle werden die Koalas regelmäßig gewogen, wozu eine Flachwaage mit fest montierter Astgabel oder, bei Jungtieren, mit einer Stoffpuppe dient. Unter den heutigen Bedingungen erreichen Koalas im Zoo zumeist ein Lebensalter von 12 - 14 Jahren, in Einzelfällen von über 22 Jahren (im Freiland liegen die Altersrekorde bei 16 – 18 Jahren) und züchten regelmäßig. In Duisburg wurden von 1995 bis 2018 fast 30 Jungtiere erfolgreich aufgezogen und an andere Zoos abgegeben [7; 8; 14; WINKLER in litt. 2018].

Am 31.12.2019 umfasste das vom Zoo Duisburg koordinierte Europäische Erhaltungszuchtprogamm (EEP) 62 lebende Tiere in 14 Zoos, zwei davon außerhalb Europas. Bis 2023 stieg die Zahl der Haltungen in Europa auf 13, von denen 11 Zuchterfolge verzeichnen konnten. In Deutschland gab es 3, in Österreich und der Schweiz je eine Haltung. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Koalas gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: Die Haltung von Koalas ist sehr aufwändig und streng reglementiert. Die in amerikanischen und europäischen Zoos gehaltenen Queensland-Koalas werden im Namen der australischen Regierung vom San Diego Zoo verwaltet, in einem vom Zoo Duisburg koordinierten EEP geführt und nur im Rahmen von Leihverträgen, in denen auch die Haltungsbedingungen definiert sind, an andere Zoos überstellt. Die Anforderungen im Rahmen des Säugetiergutachtens 2014 des BMEL sind deshalb redundant. 

Die Tierschutzorganisationen forderten übrigens für Koalas eine Fläche von 25 m² je Tier bei einer Raumhöhe von 4 m und begründeten dies mit einem Verweis auf JACKSON (2003). Wenn man allerdings bei JACKSON nachliest, steht dort auf Seite 152: "An area of at least 2 x 2 x 2 m with two or three forks and cross branches is adequate for one or two koalas." Merke: es lohnt sich bisweilen, bei Referenzen selbst noch mal nachzulesen.

Forschung im Zoo: Koalas sind beliebte Zootiere, doch ihre Haltung ist problematisch. Neben ihrer Spezialisierung auf Eukalyptusblätter als einzige Nahrung gelten sie als anfällig für Stress und Krankheiten. Aus diesem Grund hat insbesondere in europäischen Zoos die Überwachung ihres Wohlbefindens eine hohe Priorität. Stressoren werden nach Möglichkeit ausgeschlossen. Stresssignale bei Koalas sind jedoch eher vage, und traditionelle Kontrollmethoden wie regelmäßiges Wiegen können selbst als Störung auf den Koala wirken und so das Wohlbefinden vermindern. Im Hinblick auf eine Optimierung der Haltungsbedingungen wurden deshalb chronoethologische Untersuchungen durchgeführt [1; 5; 6].

Taxonomie und Nomenklatur

Zu dieser Familie gehört nur eine Art, die traditionell in drei Unterarten aufgeteilt wurde: den Queensland-Koala (Phascolarctos cinereus adustus), den Neusüdwales-Koala (Phascolarctos cinereus cinereus) sowie den Viktoria-Koala (Phascolarctos cinereus victor).  Heute wird gemeinhin nur noch zwischen einer nördlichen und eine südlichen Unterart unterschieden oder es werden gar keine Unterarten anerkannt [9]. In Europa hält ein Zoo die Unterart victor, alle anderen adustus.

Literatur und Internetquellen:

  1. BENESCH, A. R. (2007)
  2. GREGOR-BÄHR, S. (1999)
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. JACKSON, S. M. (2003)
  5. LERNBASS, E.M. (2010)
  6. THOMAS, S. (2001)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WINKLER, A. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  10. WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. (2016). Phascolarctos cinereus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T16892A21960344. http://www.iucnredlist.org/details/16892/0. Downloaded on 14 May 2018.
  11. NEWSWEEK vom 17.01.2020
  12. THE GUARDIAN VOM 27.12.2019
  13. TSANGARAS, K., SIRACUSA, M., NIKOLAIDIS, N., ISHIDA, Y., CUI, P., VIELGRADER, H,, HELGEN, K., ROCA, A., GREENWOOD, A.D. (2014)
  14. ZOO ZÜRICH

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Tüpfelbeutelmarder

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Raubbeutlerartige (DASYUROMORPHIA)
Familie: Raubbeutler (Dasyuridae)
Unterfamilie: Beutelmarder (Dasyurinae)

D EN 650

EEPTüpfelbeutelmarder

Dasyurus viverrinus • The Eastern Quoll • Le chat marsupial moucheté

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Approximative Verbreitung des Riesenbeutelmarders (Dasyurus maculatus)

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) der schwarzbraunen Farbmorphe im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Tüpfelbeutelmarderweibchen (Dasyurus viverrinus) mit Jungen im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus), helle Farbmorphe, im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus), helle Farbmorphe, im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoo Leipzig - Zoopressefoto

 

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Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Auswilderung eines Tüpfelbeutelmarders (Dasyurus viverrinus) im Borderee-Nationalpark © Zoo Zürich (Pressefoto)

 

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Die beiden Farbmorphen des Tüpfelbeutelmarders (Dasyurus viverrinus). Illustration aus GOULD, J. (1863). The Mammals of Australia, Vol. 1. Public Domain

 

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Der gegenwärtige Bestand des in seiner Heimat stark gefährdeten Tüpfelbeutelmarders in Europa ist erst wenige Jahre alt und geht auf Tiere zurück, die der Leipziger Zoo 2011 aus Australien importierte.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Tüpfelbeutelmarder zeigt einen ausgeprägten Sexualdimorphismus. Rüden erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 32-45 cm, eine Schwanzlänge von 20-28(-30) cm und ein Gewicht von 0.9-1.9 kg, Fähen eine Kopf-Rumpflänge von 28-40 cm, eine Schwanzlänge von 17-21 cm und ein Gewicht von 0.7-1.1 kg. Die erste Zehe fehlt. Es gibt zwei Farbmorphen: Das Fell ist entweder hellbraun oder, seltener, schwarzbraun mit weißen Flecken. Der Schwanz ist ungefleckt [2; 6].

Verbreitung

Australien: Tasmanien und Bruny Island. Auf dem australischen Festland heute ausgestorben, früher im Südosten in den Bundesstaaten New South Wales, Victoria und South Australia weit verbreitet [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Tüpfelmarder besiedelt unterschiedliche Lebensräume wie z.B. Regenwälder der gemäßigten Zone, Trockenwälder, Heiden, Busch und Gebirgsregionen. Er ist ein überwiegend nachtaktiver Einzelgänger [1].

In der Wildbahn ernähren sich die Tiere hauptsächlich von Insekten und anderen Arthropoden, nehmen aber auch Würmer, Frösche, Echse, Vögel und kleinere Säugetieren bis zu ihrer eigenen Körpergröße. Daneben fressen sie auch Pflanzenmaterial, wie Beeren, Früchte, Gräser [3].

Der Sexualzyklus der Weibchen beträgt 34-37 Tage, der Östrus dauert 5 Tage, die Trächtigkeit 19-24 Tage. Pro Wurf werden bis zu 30 Junge geboren, von denen aber zwangsläufig 24 kurz nach der Geburt sterben, weil nur 6 Zitzen vorhanden sind. Diese verlassen mit 91 Tagen den Beutel definitiv, werden mit 135-140 Tagen entwöhnt und mit 12 Monaten geschlechtsreif. Die Fortpflanzung ist auf die ersten beiden Jahre beschränkt. Die Lebenserwartung in der Wildbahn liegt bei etwa drei bis maximal fünf Jahren [3; PM Zoo Leipzig vom 19.10.2011].

Gefährdung und Schutz

Der Tüpfelbeutelmarder ist zwar in Tasmanien noch relativ häufig und weit verbreitet. Auf dem Australischen Festland ist die Art jedoch Mitte der 1960er-Jahre ausgestorben; die Gründe dafür sind noch nicht klar. Konkurrenz und Prädation durch verwilderte Hauskatzen und Rotfuchs dürften eine Rolle gespielt haben. Der Rotfuchs, der 2000 in Tasmanien eingeführt wurde, könnte auch dort eine Gefahr für die überlebenden Bestände des Tüpfelbeutelmarders sein. Da der Bestand während der letzten zehn Jahre um mehr als 50% abgenommen hat, wurde die Art 2016 als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Gegenwärtig läuft ein Programm des WWF Australien mit dem Ziel, die Art im Booderee-Nationalpark bei Jervis Bay (NSW) wiederanzusiedeln. 2018 wurden die ersten 20 Tiere ausgewildert, 2019 folgten 40 weitere [7].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiel):

  • Wiederansiedlung des Tüpfelbeutelmarders auf dem australischen Festland: Der Zoo Zürich engagiert sich für den Schutz des auf dem Festland ausgestorbenen Tüpfelbeutelmarders. Der Zoo unterstützt seit 2017 die Zucht dieser Art (sowie des Beutelteufels) bei seinem australischen Naturschutzpartner Australian Reptile Park und hat bis 2021 bereits 100'000 CHF in dieses Projekt investiert. 2019 konnten erstmals 20 Tüpfelbeutelmarder in dem an der Jervis-Bucht gelegenen, 63 km² großen Boorderee-Nationalpark in New South Wales freigesetzt werden. Die Parkverwaltung versucht, den Fuchsbestand möglichst kurz zu halten und damit die Überlebenschancen der Beutelmarder zu erhöhen.

  • Die vom Australian Reptile Park gegründete und u. a. vom Zoo Zürich, Zoo Leipzig und Pairi Daiza unterstützte "Aussie Ark" hat 2019 das etwa 400 ha große Barrington Wildlife Sanctuary in Betrieb genommen. Dieses ist raubtiersicher eingezäunt, um die eingesetzten Langnasen-Rattenkängurus uns Tüpfelbeutelmarder vor Rotfüchsen und Hauskatzen zu schützen. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Als vermeintlicher Schädling wurde der Tüpfelbeutelmarder - und wird er zum Teil heute noch - illegal vergiftet oder mit Fallen gefangen [1].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: 1829 gelangte der erste Tüpfelbeutelmarder in den Londoner Zoo. Bis 1971 folgten 19 weitere, von denen die meisten nur kurz lebten. Auch der Kölner und der Hannoveraner Zoo konnten im 19. Jahrhundert während jeweils kürzerer Zeit die Art zeigen. Die europäische Erstzucht gelang 1976 im Zoo Neuwied.

Im Frühjahr 2011 erhielt der Leipziger Zoo die damals einzigen Quolls außerhalb Australiens. Bereits im Sommer 2011 kam es zur Geburt von sechs Jungtieren, die erfolgreich aufgezogen werden konnten. Dies war seit mehr als 35 Jahren die erste Nachzucht in Europa. Weitere Geburten folgten, und die Nachzuchttiere wurden auf Zoos in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Lettland, Tschechien und Ungarn verteilt. Alle in Europa gehaltenen Tüpfelbeutelmarder gehen auf die Leipziger Zucht zurück. Im Sommer 2022 gab es drei Haltungen, neun weitere Zoos hatten die aufwändige Haltung dieser kurzlebigen Art wieder aufgegeben, im Sommer 2023 meldete die Zootierliste wieder neun Haltungen. seit 2023 gibt es ein "New Style EEP", das vom Zoo Leipzig koordiniert wird

Den Altersrekord hält nach WEIGL ein 1877 im Londoner Zoo geborenes Weibchen, das dort im Alter von 6 Jahren und 10 Monaten starb [5].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL enthält keine Angaben für Beutelmarder. Im Gutachten von 1996 werden Innengehege von 2-8 m² „je nach Art“ vorgegeben, was bedeutet, dass für Tüpfelbeutelmarder 6-8 m² erforderlich sind. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) regelt das Halten von Beutelmardern nicht. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) schreibt eine Grundfläche von 10 m²/Paar vor sowie eine Raumhöhe von 2 m.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1800 von dem englischen Zoologen und Botaniker George SHAW als "Didelphis pygmaea" erstmals wissenschaftlich beschrieben und später in die von Prof. Étienne Geoffroy SAINT-HILAIRE, dem ersten Direktor der 1794 eröffneten Menagerie des Jardin des Plantes von Paris, bereits 1796 aufgestellte Gattung Dasyurus gestellt. Es sind keine Unterarten anerkannt [6].

Literatur und Internetquellen:

  1. BURBIDGE, A.A. & WOINARSKI, J. (2016). Dasyurus viverrinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6296A21947190. http://www.iucnredlist.org/details/6296/0. Downloaded on 09 July 2018.
  2. GRZIMEK, B. (1966)
  3. JACKSON, S. M. (2003)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. WWF AUSTRALIEN

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Kowari

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Raubbeutlerartige (DASYUROMORPHIA)
Familie: Raubbeutler (Dasyuridae)
Unterfamilie: Beutelmarder (Dasyurinae)

D VU 650

EEPKowari, Doppelkammbeutelmaus

Dasyuroides byrnei • The Kowari or Double-crested Marsupial Rat • Le kowari

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Kowari (Daysuroides byrnei) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Kowaris (Daysuroides byrnei)

 

 

 

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Kowari-Weibchen (Daysuroides byrnei) mit Jungen im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Kowari (Daysuroides byrnei) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Kowari (Daysuroides byrnei) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Außerhalb Australiens werden nur ganz wenige Raubbeutler gehalten, darunter der Kowari, der aber trotz Europäischem Zuchtbuch nur selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Kowaris erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 14.5-18 cm und eine Schwanzlänge von 13-14(-16) cm. Männchen werden 85-175 g schwer, Weibchen 70-140 Gramm. Es sind kräftig gebaute, kurzbeinige Tiere mit schmalen Füßen, bei denen die erste Zehe fehlt. Der Schwanz ist kaum verdickt, er trägt in seiner hinteren Hälfte oben und unten eine schwarze Haarbürste [1; 8].

Verbreitung

Australien: Südöstliches Queensland und Nördliches Südaustralien [3].

Lebensraum und Lebensweise

Kowaris besiedeln Steinwüsten mit wenig Pflanzenwuchs oder Trockensteppen. Sie scheinen weitgehend nachtaktiv und solitär zu sein, wobei sich die einige Quadratkilometer großen Streifgebiete mehrerer Tiere überlappen. Den Tag verbringen sie hauptsächlich in selbst gegrabenen oder von anderen Tiere übernommenen Bauen. Sie ernähren sich von Insekten und anderen Arthropoden sowie von kleinen Wirbeltieren, namentlich Echsen. Der Sexualzyklus der Weibchen dauert 60 Tage. Nach einer Tragzeit von 30-35 werden im Mittel 5 Junge geboren, die im Alter von 70-78 Tagen den Beutel definitiv verlassen, mit 100-120 Tagen entwöhnt werden und mit 8-9 Monaten Geschlechtsreife erlangen. Sie werden im Freiland bis zu sechs Jahre alt [2; 4; 8].

Gefährdung und Schutz

Diese Art ist selten, und die Bestände sind klein und zerstreut und im Allgemeinen eher abnehmend. Außerdem gibt es große Populationsschwankungen. Deshalb wird der Kowari aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [3].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Haltung

Kowaris erreichen unter Zoobedingungen ein Alter von 8 Jahren [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wirdgegenwärtig (2023) in nur noch 6 Zoos gehalten, von denen sich drei im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Für den Kowari gibt es ein Europäisches Zuchtbuch. Dieses wurde am Zoo von Posen und wird seit 2020 an der Wilhelma Stuttgart geführt. Der Bestand lag 2022 bei 40 Tieren, Tendenz abnehmend.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kowari ist eine der interessantesten Tierarten, die als Folge der sogenannten Horn-Expedition nach Zentralaustralien entdeckt wurden. Diese vom Land- und Bergwerksbesitzer William Austin HORN finanzierte Expedition der damals drei australischen Universitäten war die erste naturwissenschaftliche Studienreise ins Innere Australiens. Sie fand von Mai bis August 1894 statt und wurde durch weitere Forschungsreisen des Expeditionsleiters, Sir Walter Baldwin SPENCER, ergänzt. Als Beförderungsmittel dienten Dromedare. Die Forschungstätigkeit SPENCERs, dessen Interesse hauptsächlich den Aborigines galt und der auch das Parietalauge bei Echsen entdeckt hatte, führte zur Entdeckung mehrerer Kleinbeutler- und Mausarten sowie diverser Fische. Die wissenschaftliche Beschreibung des Kowaris veröffentlichte SPENCER 1896, wobei er die Art nach P. M. BYRNE benannte, dem ersten Europäer, der - im Jahr 1895 - Kowaris gefangen hatte. Dasyuroides ist eine monotypische Gattung. Zeitweilig wurde sie in die Gattung Dasycercus integriert. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wurde sie jedoch als Schwestertaxon von Dasycercus wiederhergestellt [5; 6; 8].

Literatur und Internetquellen:

  1. GRZIMEK, B. (1966)
  2. JACKSON, S. M. (2003)
  3. MCKNIGHT, M., CANTY, P., BRANDLE, R., ROBINSON, T. & WATSON, M. (2008). Dasyuroides byrnei. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T6265A12592863. http://www.iucnredlist.org/details/6265/0. Downloaded on 15 January 2018.
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. SPENCER, B. (ed., 1896)
  6. TROUGHTON, E. (1967)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Nordopossum

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Beutelrattenartige (DIDELPHIMORPHIA)

Familie: Beutelratten (Didelphidae)
Unterfamile: Eigentliche Beutelratten (Didelphinae)

D LC 650

Nordopossum

Didelphis virginiana • The Common Opossum • L'opossum commun

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Nordopossums (Didelphis virginiana)

 

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Schielendes Nordopossum (Didelphis virginiana) "Heidi" im Zoo Leipzig. Die Ursache für das Schielen dürfte das Übergewicht gewesen sein, mit dem "Heidi" aus Amerika ankam © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Papiliorama-Nocturama Kerzers © Archiv Papiliorama

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) am Futternapf im Zoo Los Angeles © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossums (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Los Angeles Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) auf dem Rücken schlafend im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Gehege für Nordopossums (Didelphis virginiana) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Skelett des Nordopossums (Didelphis virginiana) © CLIFF. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

 

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Als nicht gefährdete, aus Nordamerika stammende, nachtaktive Art mit natürlicherweise geringer Lebenserwartung und unter Zoobedingungen bescheidener Nachzuchtrate ist das Nordopossum für die wenigsten Zoos von Interesse und wurde daher in Europa stets nur in geringer Zahl gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Nordopossums erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 32-47 cm und eine Schwanzlänge von 24-47 cm. Das Gewicht liegt zwischen 0.57 und 2.4 kg. Das struppige Fell weist zwei Farbmorphen, schwarz uns grau, auf, es gibt aber auch Mischformen. Zwischen den langen Grannenhaaren ist die gelbliche Unterwolle mehr oder weniger gut sichtbar. Das Gesicht ist hauptsächlich weiß, meist mit drei schwarzen Streifen. An der Schnauze befinden sich lange Tasthaare. Die langen, häutigen Ohren werden beim Schlafen eingefaltet und sehen beim Erwachen zerknittert aus, gewinnen aber rasch wieder ihre Elastizität. Der lange Schwanz ist nackt und als Greifschwanz ausgebildet. Der wissenschaftliche Name "Didelphis" weist darauf hin, dass Gebärmutter und Scheide paarig angelegt sind. Der Beutel ist groß und öffnet sich nach vorne [3; 5; 7].

Verbreitung

Nord- und Mittelamerika: Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kanada, Mexiko, Nikaragua, USA.

Das Nordopossum ist dasjenige Beuteltier, das sich am weitesten nach Norden vorgewagt hat. Von Britisch Kolumbien bis Südkalifornien und von Ontario über den Osten und das Zentrum der USA nach Mexiko und weiter bis Costa Rica ist es weit verbreitet. Ab Mexiko überlappt sich seine Verbreitung mit der des Südopossums (Didelphis marsupialis). Insgesamt werden heute sechs Didelphis-Arten unterschieden, deren südliche Verbreitungsgrenze in Nordost-Argentinien liegt [3; 4; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Das Nordopossum bevorzugt feuchte Lebensräume wie Wald und Busch am Rand von Gewässern. Es ist aber anpassungsfähig und geht auch in relativ trockene Gebiete sowie in Vorstadtgärten und Parks. Es ist ein überwiegend dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger, der sich hauptsächlich von tierischer Kost, wie Wirbellosen, Amphibien, Echsen, Kleinsäugern, Vogeleiern und Aas ernährt, aber auch Früchte und zartes Grün zu sich nimmt [3; 5]

Nordopossums werden bereits mit etwa 6 (Weibchen) bis 9 Monaten (Männchen) fortpflanzungsfähig. Nach einer Tragzeit von nur 12 Tagen werden bis zu 15 Junge geboren, bisweilen mehr. Bedingt durch die Anzahl Zitzen können aber höchstens 13 aufgezogen werden. Das Intervall zwischen zwei Geburten beträgt etwa vier Monate. Andererseits haben Opossums eine hohe Jungendsterblichkeit und im Vergleich zu anderen Säugetieren ähnlicher Größe eine sehr kurze Lebenserwartung bei den Erwachsenen. Im Freiland werden nur wenige Tiere älter als zwei Jahre [1; 2; 3].

Das Nordopossum ist Wirt für mindestens 24 Arten Endo- und 13 Arten Ektoparasiten, darunter die nur bei Opossums vorkommenden Milben Ornithonyssus wernecki und Didelphilichus serrifer. Die Tiere erkranken auch häufig an Staphylokokken, die bei ihnen besonders an Ohren, Beinen und Schwanz Hautnekrosen verursachen und die auf den Menschen übertragen werden können [5; 8].

Gefährdung und Schutz

Das Nordopossum wird nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet eingestuft, weil es weit verbreitet ist und wahrscheinlich eine große Gesamtpopulation hat. Weder die Bejagung noch sich ausweitende Siedlungen scheinen einen negativen Einfluss auf die Bestände zu haben [4].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise werden Opossums wegen ihres Fells oder für Nahrungszwecke gejagt, oder sie werden als Schädlinge wahrgenommen und bekämpft [4].

Haltung

Nordopossums sind ungesellig. Um Beißereien zu vermeiden, werden sie meist einzeln gehalten. Vergesellschaftungen mit anderen Arten sind möglich: Im Arche Noah Zoo in Braunschweig wurden sie mit Fleckenskunks und Ursons vergesellschaftet, im Papiliorama Kerzers mit Tieflandpakas, Zweizehenfaultieren und Greifstachlern.

Das Höchstalter im Zoo wird mit "über 4 ¾ Jahre" angegeben [5], was möglicherweise zu hoch gegriffen ist. Nach WEIGL [6] starb nämlich das älteste bekannte Opossum im Alter von 4 Jahren und 2 Monaten im Zoo von Rotterdam. Auch das berühmte schielende Opossum "Heidi" des Leipziger Zoos zeigte bereits mit dreieinhalb Jahren deutliche Symptome von Vergreisung, wie allgemeine Schwäche und Arthrosen. Um dem Tier Leiden und Schmerzen zu ersparen, entschloss man sich, es trotz seiner Popularität einzuschläfern.

Haltung in europäischen Zoos: Der Londoner Zoo hielt die Art bereits 1829. 1852 kam es zu einer Geburt, allerdings gelang die Aufzucht nicht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeigten auch die Zoos von Frankfurt, Berlin und Leipzig Nordopossums. Heute werden sie nur selten in europäischen Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgeschlagenen Maße. Sowohl im Gutachten’96 wie im LANA-Gutachten wird von nur 4 m² Grundfläche ausgegangen. FRITZ [2] gibt sogar an, dass 3m² für die Haltung von 1.2 Tieren ausreichend seien, wenn jedes Tier eine eigene Schlafbox habe. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos halten die im Säugetiergutachten 2014 vorgegebene Grundfläche von 6 m² trotzdem für angemessen, aus Gründen der Praktikabilität und der nicht vorhandenen Notwendigkeit sollte aber die Gehegehöhe auf 2 m beschränkt werden. Dies entspricht auch den in der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 2018) vorgegebenen Dimensionen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs fordert für ein Paar eine Grundfläche von 10 m² und eine Höhe von 2.5 m.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Nordopossum wurde 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [7].

Literatur und Internetquellen:

  1. FELDHAMER, G. A., THOMPSON, B. C. & CHAPMAN, J. A. (2003)
  2. FRITZ, H. I. (1971)
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. PÉREZ-HERNANDEZ, R., LEW, D. & SOLARI, S. (2016). Didelphis virginiana. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40502A22176259. http://www.iucnredlist.org/details/40502/0. Downloaded on 15 January 2018.
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. ANIMAL DIVERSITY WEB

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx