Donnerstag, 14 Juni 2018 15:51

HANDL, B. (2009)

Vergleichende Studie an frei lebenden und im Zoo gehaltenen Bienenfressern (Merops apiaster).

Diplomarbeit

49 S. : Ill., graph. Darst.

Universität Wien, Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuer: Helmut Kratochvil
Tiergarten Schönbrunn Wien

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Eine frei lebende Bienenfresserkolonie (Merops apiaster) im Burgenland und Bienenfresser im Zoo Schönbrunn wurden über mehrere Wochen zu verschiedenen Tageszeiten und bei verschiedenen Wetterbedingungen beobachtet. Schwerpunkt der Beobachtungen war das Ausmaß an Aktivitäten und Interaktionen der Bienenfresser. Besonderes Augemerk wurde auf die Beobachtung des Verhaltens bei Ereignissen gelegt, die von den Bienenfressern als Störungen empfunden wurden. Sowohl die frei lebenden Bienenfresser als auch jene im Zoo reagierten sehr empfindlich auf Störungen. Selbst bei oft wiederkehrenden Ereignissen zeigten die Bienenfresser immer größte Vorsicht. Die Bienenfresser der Kolonie im Burgenland zogen während der Beobachtungszeit Junge auf, deshalb wurden die Fütterungsfrequenz und die Auswirkung von Störungen beobachtet und ausgewertet. Neben dem Wetter spielten Turmfalken, die sich in der gleichen Brutwand aufhielten, eine wesentliche Rolle. Das Auftauchen von Falken führte zu Warnrufen und danach zu einer temporären Unterbrechung der Fütterung der Jungen. Obwohl nach diesen Unterbrechungen höhere Fütterungsaktivitäten als im Beobachtungsdurchschnitt folgten, konnte ein Zusammenhang zwischen der Anzahl von Warnrufen und dem Durchschnittswert der Fütterungsaktivitäten der betreffenden Beobachtungseinheiten nachgewiesen werden.  Die Reaktionen der Bienenfresser auf Störungen durch Falken waren überaus differenziert. Die Dauer der Unterbrechung der Fütterung der Jungen richtete sich danach, ob ein Falke die Wand anflog, verließ oder durchflog. Selbst bei Anwesenheit eines Falken in der Brutwand beobachteten die Bienenfresser genau, wie aufmerksam der Falke war und wagten sich bei offensichtlicher Passivität des Falken nach längerer Zeit wieder zu ihren Bruthöhlen. Die Bienenfresser im Zoo zeigten weniger Aktivitäten als erwartet und praktisch keine Interaktionen mit Mitbewohnern. Auch bei geeignetem Wetter nutzten sie die Außenanlage nur selten. Mit der Vergrößerung der Anzahl der im Zoo gehaltenen Bienenfresser stiegen die Aktivitäten deutlich an. Die Verhaltensunterschiede zwischen den im Zoo gehaltenen und frei lebenden Bienenfresser werden vor allem auf die vergleichsweise geringe Populationsgröße sowie die Größe (hier vor allem Höhe), die Gestaltung des Geheges und die Eingewöhnungsphase zurückgeführt.

 

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Donnerstag, 14 Juni 2018 12:24

DÖRLER, D. (2010)

Vergleichende Studie der Rufe von freilebenden und im Tiergarten gehaltenen Europäischen Bienenfressern (Merops apiaster).

Diplomarbeit

43 Seiten

Ganzer Text

Universität Wien, Institut für Zoologie
Leitung: Ao. Univ. Prof. Dr. Helmut Kratochvil
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Der europäische Bienenfresser (Merops apiaster) war schon oft Gegenstand von Untersuchungen, da er in Kolonien brütet und daher leicht zu beobachten ist. Besonders sein Sozialleben, allen voran das  Helfertum, seine besondere Nistweise und seine facettenreiche Kommunikation waren Themen von Studien an diesen Vögeln. Merops apiaster ist ein auch in Österreich vorkommender Vogel. Eine Brutkolonie im nördlichen Burgenland und eine im Tiergarten Schönbrunn gehaltene Kolonie waren Studienobjekt meiner Arbeit, bei der ich Unterschiede zwischen Zoo bzw. Volierenhaltung und freilebenden Vögeln in ihrer  Vokalisation untersucht habe. Um einen Vergleich mit anderen in Volieren gehaltenen Vögeln machen zu können, habe ich die Weißstirnspintgruppe, die ebenfalls im Tiergarten Schönbrunn gehalten wird, in die Untersuchung miteinbezogen. Besonderes Augenmerk legte ich auf Minimalfrequenz, Maximalfrequenz, Frequenzmodulation, Dauer der Rufe und der Zeit bis zum Erreichen der Maximalfrequenz, sowie die Anzahl der einzelnen Rufe. Am auffälligsten war, dass bei Merops apiaster im Freiland zahlreiche Bettelrufe festgestellt werden konnten, bei den Tieren im Zoo dagegen keine. Die Vögel im Tiergarten gaben auch  signifikant weniger Rufe von sich als die Tiere aus dem Burgenland. Selbst Merops bullockoides in der anderen Voliere vokalisierte signifikant öfter als Merops apiaster in Schönbrunn. Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte in der Störungsanfälligkeit des europäischen Bienenfressers liegen. Im Freiland war die Kolonie vor dem Eindringen durch Menschen geschützt. Störungen gab es lediglich durch andere Tiere (z.B. Falken oder Krähen) oder durch laute landwirtschaftliche Maschinen in der Nähe der Kolonie. Im Tiergarten waren der vorbeifahrende Besucherzug, eine Baustelle in direkter Nachbarschaft zur Voliere, sowie die Besucher selbst Störungsfaktoren. Eine Erklärung für den Unterschied zu Merops bullockoides dürfte durch die großzügigere Gestaltung der Weißstirnspint-Voliere begründet sein. Die Vögel haben mehr Raum nach oben, um sich verstecken zu können. Die Voliere bietet zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten und mehr Platz zum Fliegen. Auch die Vergesellschaftung der Bienenfresser in ihrem Gehege mit anderen Tieren könnte ein Grund für die Verschiedenheit der Rufe sein, da eine der Vogelarten im 42 selben Frequenzbereich ruft und Merops apiaster ausweichen muss, um nicht von den Artgenossen überhört zu werden.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx