Montag, 23 Oktober 2017 12:19

Kowari

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Raubbeutlerartige (DASYUROMORPHIA)
Familie: Raubbeutler (Dasyuridae)
Unterfamilie: Beutelmarder (Dasyurinae)

D VU 650

EEPKowari, Doppelkammbeutelmaus

Dasyuroides byrnei • The Kowari or Double-crested Marsupial Rat • Le kowari

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Kowari (Daysuroides byrnei) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Kowaris (Daysuroides byrnei)

 

 

 

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Kowari-Weibchen (Daysuroides byrnei) mit Jungen im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Kowari (Daysuroides byrnei) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Kowari (Daysuroides byrnei) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Außerhalb Australiens werden nur ganz wenige Raubbeutler gehalten, darunter der Kowari, der aber trotz Europäischem Zuchtbuch nur selten gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Kowaris erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 14.5-18 cm und eine Schwanzlänge von 13-14(-16) cm. Männchen werden 85-175 g schwer, Weibchen 70-140 Gramm. Es sind kräftig gebaute, kurzbeinige Tiere mit schmalen Füßen, bei denen die erste Zehe fehlt. Der Schwanz ist kaum verdickt, er trägt in seiner hinteren Hälfte oben und unten eine schwarze Haarbürste [1; 8].

Verbreitung

Australien: Südöstliches Queensland und Nördliches Südaustralien [3].

Lebensraum und Lebensweise

Kowaris besiedeln Steinwüsten mit wenig Pflanzenwuchs oder Trockensteppen. Sie scheinen weitgehend nachtaktiv und solitär zu sein, wobei sich die einige Quadratkilometer großen Streifgebiete mehrerer Tiere überlappen. Den Tag verbringen sie hauptsächlich in selbst gegrabenen oder von anderen Tiere übernommenen Bauen. Sie ernähren sich von Insekten und anderen Arthropoden sowie von kleinen Wirbeltieren, namentlich Echsen. Der Sexualzyklus der Weibchen dauert 60 Tage. Nach einer Tragzeit von 30-35 werden im Mittel 5 Junge geboren, die im Alter von 70-78 Tagen den Beutel definitiv verlassen, mit 100-120 Tagen entwöhnt werden und mit 8-9 Monaten Geschlechtsreife erlangen. Sie werden im Freiland bis zu sechs Jahre alt [2; 4; 8].

Gefährdung und Schutz

Diese Art ist selten, und die Bestände sind klein und zerstreut und im Allgemeinen eher abnehmend. Außerdem gibt es große Populationsschwankungen. Deshalb wird der Kowari aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [3].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Haltung

Kowaris erreichen unter Zoobedingungen ein Alter von 8 Jahren [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wirdgegenwärtig (2023) in nur noch 6 Zoos gehalten, von denen sich drei im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Für den Kowari gibt es ein Europäisches Zuchtbuch. Dieses wurde am Zoo von Posen und wird seit 2020 an der Wilhelma Stuttgart geführt. Der Bestand lag 2022 bei 40 Tieren, Tendenz abnehmend.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kowari ist eine der interessantesten Tierarten, die als Folge der sogenannten Horn-Expedition nach Zentralaustralien entdeckt wurden. Diese vom Land- und Bergwerksbesitzer William Austin HORN finanzierte Expedition der damals drei australischen Universitäten war die erste naturwissenschaftliche Studienreise ins Innere Australiens. Sie fand von Mai bis August 1894 statt und wurde durch weitere Forschungsreisen des Expeditionsleiters, Sir Walter Baldwin SPENCER, ergänzt. Als Beförderungsmittel dienten Dromedare. Die Forschungstätigkeit SPENCERs, dessen Interesse hauptsächlich den Aborigines galt und der auch das Parietalauge bei Echsen entdeckt hatte, führte zur Entdeckung mehrerer Kleinbeutler- und Mausarten sowie diverser Fische. Die wissenschaftliche Beschreibung des Kowaris veröffentlichte SPENCER 1896, wobei er die Art nach P. M. BYRNE benannte, dem ersten Europäer, der - im Jahr 1895 - Kowaris gefangen hatte. Dasyuroides ist eine monotypische Gattung. Zeitweilig wurde sie in die Gattung Dasycercus integriert. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wurde sie jedoch als Schwestertaxon von Dasycercus wiederhergestellt [5; 6; 8].

Literatur und Internetquellen:

  1. GRZIMEK, B. (1966)
  2. JACKSON, S. M. (2003)
  3. MCKNIGHT, M., CANTY, P., BRANDLE, R., ROBINSON, T. & WATSON, M. (2008). Dasyuroides byrnei. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T6265A12592863. http://www.iucnredlist.org/details/6265/0. Downloaded on 15 January 2018.
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. SPENCER, B. (ed., 1896)
  6. TROUGHTON, E. (1967)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:19

Nordopossum

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Beutelrattenartige (DIDELPHIMORPHIA)

Familie: Beutelratten (Didelphidae)
Unterfamile: Eigentliche Beutelratten (Didelphinae)

D LC 650

Nordopossum

Didelphis virginiana • The Common Opossum • L'opossum commun

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Nordopossums (Didelphis virginiana)

 

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Schielendes Nordopossum (Didelphis virginiana) "Heidi" im Zoo Leipzig. Die Ursache für das Schielen dürfte das Übergewicht gewesen sein, mit dem "Heidi" aus Amerika ankam © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Papiliorama-Nocturama Kerzers © Archiv Papiliorama

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) am Futternapf im Zoo Los Angeles © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossums (Didelphis virginiana) im Ree Park Safari, Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) im Los Angeles Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Nordopossum (Didelphis virginiana) auf dem Rücken schlafend im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Gehege für Nordopossums (Didelphis virginiana) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Skelett des Nordopossums (Didelphis virginiana) © CLIFF. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

 

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Als nicht gefährdete, aus Nordamerika stammende, nachtaktive Art mit natürlicherweise geringer Lebenserwartung und unter Zoobedingungen bescheidener Nachzuchtrate ist das Nordopossum für die wenigsten Zoos von Interesse und wurde daher in Europa stets nur in geringer Zahl gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Nordopossums erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 32-47 cm und eine Schwanzlänge von 24-47 cm. Das Gewicht liegt zwischen 0.57 und 2.4 kg. Das struppige Fell weist zwei Farbmorphen, schwarz uns grau, auf, es gibt aber auch Mischformen. Zwischen den langen Grannenhaaren ist die gelbliche Unterwolle mehr oder weniger gut sichtbar. Das Gesicht ist hauptsächlich weiß, meist mit drei schwarzen Streifen. An der Schnauze befinden sich lange Tasthaare. Die langen, häutigen Ohren werden beim Schlafen eingefaltet und sehen beim Erwachen zerknittert aus, gewinnen aber rasch wieder ihre Elastizität. Der lange Schwanz ist nackt und als Greifschwanz ausgebildet. Der wissenschaftliche Name "Didelphis" weist darauf hin, dass Gebärmutter und Scheide paarig angelegt sind. Der Beutel ist groß und öffnet sich nach vorne [3; 5; 7].

Verbreitung

Nord- und Mittelamerika: Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kanada, Mexiko, Nikaragua, USA.

Das Nordopossum ist dasjenige Beuteltier, das sich am weitesten nach Norden vorgewagt hat. Von Britisch Kolumbien bis Südkalifornien und von Ontario über den Osten und das Zentrum der USA nach Mexiko und weiter bis Costa Rica ist es weit verbreitet. Ab Mexiko überlappt sich seine Verbreitung mit der des Südopossums (Didelphis marsupialis). Insgesamt werden heute sechs Didelphis-Arten unterschieden, deren südliche Verbreitungsgrenze in Nordost-Argentinien liegt [3; 4; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Das Nordopossum bevorzugt feuchte Lebensräume wie Wald und Busch am Rand von Gewässern. Es ist aber anpassungsfähig und geht auch in relativ trockene Gebiete sowie in Vorstadtgärten und Parks. Es ist ein überwiegend dämmerungs- und nachtaktiver Einzelgänger, der sich hauptsächlich von tierischer Kost, wie Wirbellosen, Amphibien, Echsen, Kleinsäugern, Vogeleiern und Aas ernährt, aber auch Früchte und zartes Grün zu sich nimmt [3; 5]

Nordopossums werden bereits mit etwa 6 (Weibchen) bis 9 Monaten (Männchen) fortpflanzungsfähig. Nach einer Tragzeit von nur 12 Tagen werden bis zu 15 Junge geboren, bisweilen mehr. Bedingt durch die Anzahl Zitzen können aber höchstens 13 aufgezogen werden. Das Intervall zwischen zwei Geburten beträgt etwa vier Monate. Andererseits haben Opossums eine hohe Jungendsterblichkeit und im Vergleich zu anderen Säugetieren ähnlicher Größe eine sehr kurze Lebenserwartung bei den Erwachsenen. Im Freiland werden nur wenige Tiere älter als zwei Jahre [1; 2; 3].

Das Nordopossum ist Wirt für mindestens 24 Arten Endo- und 13 Arten Ektoparasiten, darunter die nur bei Opossums vorkommenden Milben Ornithonyssus wernecki und Didelphilichus serrifer. Die Tiere erkranken auch häufig an Staphylokokken, die bei ihnen besonders an Ohren, Beinen und Schwanz Hautnekrosen verursachen und die auf den Menschen übertragen werden können [5; 8].

Gefährdung und Schutz

Das Nordopossum wird nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet eingestuft, weil es weit verbreitet ist und wahrscheinlich eine große Gesamtpopulation hat. Weder die Bejagung noch sich ausweitende Siedlungen scheinen einen negativen Einfluss auf die Bestände zu haben [4].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise werden Opossums wegen ihres Fells oder für Nahrungszwecke gejagt, oder sie werden als Schädlinge wahrgenommen und bekämpft [4].

Haltung

Nordopossums sind ungesellig. Um Beißereien zu vermeiden, werden sie meist einzeln gehalten. Vergesellschaftungen mit anderen Arten sind möglich: Im Arche Noah Zoo in Braunschweig wurden sie mit Fleckenskunks und Ursons vergesellschaftet, im Papiliorama Kerzers mit Tieflandpakas, Zweizehenfaultieren und Greifstachlern.

Das Höchstalter im Zoo wird mit "über 4 ¾ Jahre" angegeben [5], was möglicherweise zu hoch gegriffen ist. Nach WEIGL [6] starb nämlich das älteste bekannte Opossum im Alter von 4 Jahren und 2 Monaten im Zoo von Rotterdam. Auch das berühmte schielende Opossum "Heidi" des Leipziger Zoos zeigte bereits mit dreieinhalb Jahren deutliche Symptome von Vergreisung, wie allgemeine Schwäche und Arthrosen. Um dem Tier Leiden und Schmerzen zu ersparen, entschloss man sich, es trotz seiner Popularität einzuschläfern.

Haltung in europäischen Zoos: Der Londoner Zoo hielt die Art bereits 1829. 1852 kam es zu einer Geburt, allerdings gelang die Aufzucht nicht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeigten auch die Zoos von Frankfurt, Berlin und Leipzig Nordopossums. Heute werden sie nur selten in europäischen Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgeschlagenen Maße. Sowohl im Gutachten’96 wie im LANA-Gutachten wird von nur 4 m² Grundfläche ausgegangen. FRITZ [2] gibt sogar an, dass 3m² für die Haltung von 1.2 Tieren ausreichend seien, wenn jedes Tier eine eigene Schlafbox habe. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos halten die im Säugetiergutachten 2014 vorgegebene Grundfläche von 6 m² trotzdem für angemessen, aus Gründen der Praktikabilität und der nicht vorhandenen Notwendigkeit sollte aber die Gehegehöhe auf 2 m beschränkt werden. Dies entspricht auch den in der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 2018) vorgegebenen Dimensionen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs fordert für ein Paar eine Grundfläche von 10 m² und eine Höhe von 2.5 m.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Nordopossum wurde 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [7].

Literatur und Internetquellen:

  1. FELDHAMER, G. A., THOMPSON, B. C. & CHAPMAN, J. A. (2003)
  2. FRITZ, H. I. (1971)
  3. GRZIMEK, B. (1966)
  4. PÉREZ-HERNANDEZ, R., LEW, D. & SOLARI, S. (2016). Didelphis virginiana. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40502A22176259. http://www.iucnredlist.org/details/40502/0. Downloaded on 15 January 2018.
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. ANIMAL DIVERSITY WEB

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx