Sonntag, 24 Februar 2013 11:23

Schutz der Sumpfschildkröte

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Gelegepatenschaften für Europäische Sumpfschildkröten im Donau-Auen-Nationalpark

Tiergarten Schönbrunn

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Durch Patenschaft geschütztes Emys-Gelege im Donau-Auen-Nationalpark © TG Schönbrunn

 

 

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Frisch geschlüpfte Europäische Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) im Donau-Auen-Nationalpark © TG Schönbrunn

 

 

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Kennzeichnen einer Sumpfschildkröte © Tiergarten Schönbrunn

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Schildkrötenart. Alle anderen europäischen Schildkröten leben im für sie klimatisch günstigeren Mittelmeerraum. In Österreich ist der Bestand der Sumpfschildkröte stark bedroht. Es gibt nur einen einzigen Bestand von etwa 400 erwachsenen Tieren in den Donau-Auen.

Bereits kurz nach der Gründung des Nationalparks Donau-Auen wurde ein Artenschutzprogramm "Europäische Sumpfschildkröte" ins Leben gerufen. Dieses beinhaltet die Erforschung und die (darauf basierende) Entwicklung von Maßnahmen zum Schutz der letzten heimischen Bestände der Europäischen Sumpfschildkröte. Die aufgefundenen Gelege werden mit Schutzgittern abgedeckt. Sobald sich ein Schlupfloch unter dem Schutzgitter zeigt, wird die verlassenen Gelegehöhle aufgegraben, um festzustellen, wie viele leere Eihüllen sich darin befinden bzw. ob nicht-geschlüpfte Eier verblieben sind. Der Tiergarten Schönbrunn hat dem Nationalpark eine Kooperation angeboten und dabei die Idee der Gelegepatenschaften aufgeworfen. Sämtliche Schutzmaßnahmen und auch deren Koordination bleiben dabei weiterhin in Händen des Nationalparks Donau-Auen. Der Tiergarten hat aufgrund seiner dahingehenden Erfahrung und Infrastruktur den organisatorischen Teil der Patenschaften übernommen. Er sammelt die Spenden und leitet das Geld an das Artenschutzprogramm im Nationalpark weiter. Ferner übernimmt er Gelege zum Ausbrüten, die beschädigt oder ungünstig platziert wurden und versorgt verletzt aufgefundene Tiere. Durch die Präsentation von Sumpfschildkröten schafft er Aufmerksamkeit für das Projekt.

Die Einführung der Patenschaften hat dem Schildkröten-Schutz eine zuvor nie da gewesene Dimension ermöglicht. 2006 wurden nur sieben Gelege dokumentiert und mit Schutzgittern versehen, 2007 waren es bereits  42 Gelege, die von mindestens 30 Weibchen stammten. Es konnte festgestellt werden, dass aus den 18 zuerst geschlüpften Gelegen des Jahres 2007 insgesamt 164 junge Schildkröten die Gelegehöhle Richtung Wasserlebensraum verlassen haben. Die Zahlen stiegen weiter an. 2018 wurden 233 Gelege dokumentiert, 2019 waren es wetterbedingt nur 124 Gelege. Am Brutgeschenen waren mindestens 135 Weibchen beteiligt.

Literatur und Internetquellen:

  1. AU-BLICK 2015 Nr. 39: 1-12
  2. SCHINDLER, M. (2020) JAHRESBERICHT 2019
  3. TIERGARTEN SCHÖNBRUNN: ARTENSCHUTZPROJEKT SUMPFSCHIDKRÖTE

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Die Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte in der Schweiz

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Europäische Sumpfschidkröte (Emys orbicularis) im Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Die 2013 eröffnete Die 2013 eröffnete Sumpfschildkrötenanlage im Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Sumpfschildkröten auf ihrer Anlage im Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Der Wiederansiedlungsort, das Naturschutzgebiet Vieille Thielle (Alte Zihl) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Die Schildkröten wurden unter Mitwirkung von Schulkindern vermessen, gekennzeichnet und besendert © David Marchon

 

Die europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) war früher eine in Mitteleuropa weit verbreitete Art, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in der Schweiz noch an zahlreichen Stellen vorkam [1]. Intensive Bejagung – die Schildkröte galt, wie der Biber als „Fisch“ und konnte so als Fastenspeise genutzt werden – und die Zerstörung ihrer Lebensräume - Weiher, Sümpfe, Langsame Fliessgewässer mit natürlicher Vegetation - haben zum Verschwinden der Sumpfschildkröte in vielen Regionen geführt. So auch bei uns, wobei hier der Rückgang durch extrem harte Winter in den 1880er- und 90er-Jahren beschleunigt wurde. Die Sumpfschildkröte ist das erste Reptil der Schweiz, welches aus diesem Land verschwunden ist [2]. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden aber immer wieder Schildkröten unterschiedlichster Herkunft ausgesetzt. Ab den 1950er-Jahren konnte sich so im Reservat von Moulin-de-Vert (GE) ein permanenter Bestand entwickeln, ebenso im Tessin. Dies hat zu einer Änderung des Status auf der Roten Liste in der Schweiz geführt. Die Sumpfschildkröte gilt nun als "Vom Aussterben bedroht". Gemäss den Kriterien der IUCN sind nun umgehend Massnahmen zum Schutz dieser Art zu treffen, u.a. mittels Schutz bestehender Populationen und mit der Wiederansiedlungen von Tieren.

1999 wurde als Initiative der Schildkrötenschutz- und Auffangstation Chavornay das "Projekt Emys" ausgearbeitet. Damit sollen die Aktivitäten verschiedener Interessengruppen - Behörden, Naturschützer, Wissenschafter und Terrarianer - auf einen gemeinsamen Nenner gebracht und Synergien geschaffen werden. Ziel von "Projekt Emys" ist die Förderung von Feuchtgebieten, die Erhaltung bestehender und die Ansiedlung neuer, überlebensfähiger Sumpfschildkröten-Populationen in verschiedenen geeigneten Gebieten der Schweiz mittels in Menschenobhut gezüchteten Sumpfschildkröten der einheimische Unterart Emys orbicularis orbicularis, Haplotyp IIa.

Das Projekt wird von der KARCH koordiniert. Es vereint verschiedene Partnerorganisationen, kantonale Dienststellen sowie Spezialisten, welche sich die Aufgaben von der Zucht über die Auswilderung bis zum anschliessenden Monitoring teilen. zooschweiz hat einen namhaften Beitrag (50'000 €) an die Testphase des Projekts geleistet und ein Faltblatt herausgegeben, um bei den Zoobesuchern für das Projekt zu werben. Beim Papiliorama Kerzers entstand eine Zuchtstation, und weitere Mitgliedzoos zeigten Sumpfschildkröten in Schauanlagen. Die ersten beiden Schauanlagen, beim Papiliorama Kerzers und dem Natur- und Tierpark Goldau, wurden im Frühsommer 2013 eröffnet. Seit 2016 werden auch im Tierpark Bern  10-20 Junge Schildkröten aufgezogen, und 2021 wurden die ersten Tiere in der Nähe von Genf ausgewildert.

Nachdem im Rahmen des Projekts bereits 2010 und 2011 erste Wiederansiedlungen im zuvor renaturierten Marais de Pré-Bordon in der Gemeinde Jussy im Kanton Genf erfolgt waren, wurden am 21. Mai neun mit Sendern versehene Sumpfschildkröten im Naturschutzgebiet Vieille Thielle in der Gemeinde Cressier (Kanton Neuenburg) ausgesetzt. Weitere Auswilderungen sind im Seeland und im Kanton Tessin sind erfolgt oder geplant. So wurden 2021 18 im Vorjahr im Tierpark Bern geschlüpfte Sumpfschildkröten bei Genf ausgewildert. Dies ist nötig, weil die meisten geeigneten Lebensräume Platz für nur wenige Schildkröten bieten und die Tiere kaum größere Distanzen überwinden können. Bis 2020-2030 sollen daher mehrere Populationen begründet werden, die sich nachhaltig fortpflanzen und auch dem Genotyp entsprechen, der früher in der Schweiz vorhanden war. Die wissenschaftliche Betreuung der Auswilderung wird von der Universität Basel gewährleistet.

Literatur und Internetquellen:

  1. FISCHER-SIGWART, H. (1893)
  2. HOTZ, H.-J. & BROGGI, M. (1982)
  3. PROJEKT - SIGS
  4. SWISSEMYS
  5. TIERPARK BERN: DIE SCHWEIZER SUMPFSCHILKRÖTE KEHRT ZURÜCK

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Wiederansiedlung der Sumpfschildkröte in Hessen

Opel-Zoo Kronberg, Zoo Frankfurt, Tiergarten Nürnberg

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Sich sonnende Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) im Opel-Zoo, Kronberg © Martin Becker, Opel-Zoo

 

 

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Im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue am Rhein werden seit 2009 Nachzuchttiere ausgewildert. Bild: AG Sumpfschildkröte

Die Europäische Sumpfschildkröte ist in Deutschland stark bedroht; in den Roten Listen einzelner Bundesländer wird sie sogar als „ausgestorben oder verschollen“ eingestuft. Früher wurde sie als Delikatesse bejagt und gehandelt. Selbst in der Fastenzeit war sie begehrt, da sie – wie auch der Biber – als im Wasser schwimmend nicht als Fleisch eingestuft wurde. Heutzutage fehlen ihr die passenden Lebensräume, da geeignete Gewässer trocken gelegt und notwendige Flächen durch den Ausbau des Straßennetzes zerschnitten wurden. Mit dem nicht heimischen Waschbär ist zudem ein neuer Fressfeind aufgetaucht und sie wird von ausgesetzten, nicht heimischen Wasserschildkröten verdrängt.

Um die letzten Bestände der Sumpfschildkröte  in Hessen zu retten und wieder überlebensfähige Bestände aufzubauen, hat eine AG Sumpfschildkröte 1999 ein umfangreiches hessenweites Hilfsprogramm ins Leben gerufen - gerade noch rechtzeitig. Sukzessive verbessert sich die Situation der Sumpfschildkröte in Hessen. Am 4. April 2014 wurde der erste Schlüpfling im Projektgebiet Reinheimer Teich gefunden. Mittlerweile werden Schildkröten auch in anderen gebieten angesiedelt, z.B. an der Fulda bei Schlitz im Vogelsbergkreis [4; 5].

Der Opel-Zoo beteiligt sich seit 2013 an diesen Wiederansiedlungsprojekten und hat dafür extra Anlagen umgebaut, in deren Schutz die jungen Schildkröten heranwachsen können, bis sie groß genug sind, in die Natur entlassen zu werden. Zusätzlich hält er auch Zuchtpaare, deren Nachwuchs in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Sumpfschildkröte ebenfalls in freier Wildbahn wieder angesiedelt wird, namentlich im Bereich des Naturschutzgebiets Kühkopf-Knoblochsaue am Rhein. Bis 2021 konnte der Opel-Zoo 39 Tiere beisteuern. Im Zoo Frankfurt nachgezogene Schildkröten wurden an der renaturierten Nidda ausgewildert. Seit 2020 ist auch der Tiergarten Nürnberg an dem Projekt beteiligt [1; 2; 3].

Literatur und Internetquellen: 

  1. PM OPEL-ZOO vom 16.08.2016
  2. PM TIERGARTEN NÜRNBERG vom 04.09.2021
  3. GIESSENER ALLGEMEINE vom 10.08.2011
  4. ARTENSCHUTZPROJEKT SUMPFSCHILDKRÖTE
  5. REGIERUNGSPRÄSIDIUM GIESSEN: PM vom 23.05.2021 - Sumpfschildkröte erobert ihre Lebensräume Stück für Stück zurück

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Sonntag, 24 Februar 2013 11:18

Feldprojekt: Großer Ameisenbär

Erforschung der Ökologie und des Verhaltens Großer Ameisenbären im brasilianischen Pantanal als Grundlage für zukünftige Artenschutzprojekte

Zoo Dortmund      

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Große Ameisenbären tragen ihre Jungtiere bis zu 7 Monaten auf dem Rücken © Lydia Möcklinghoff
Der Große Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla) ist eine Charakterart Südamerikas mit (außergewöhnlichem) Format. Er ist ein wichtiger Botschafter für den Schutz der brasilianischen Natur. Umso überraschender ist es, dass nur wenig über das Leben des Großen Ameisenbären in freier Wildbahn bekannt ist. Es gibt bis heute fast keine Studien. Die Populationen brechen jedoch vielerorts zusammen. Ohne Forschung ist ein effizienter Schutz kaum möglich.

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Das Pantanal ist zeichnet sich durch zahlreiche Süßwasser- und Salzwasserseen aus. Dazwischen liegen Waldgebiete und Savannen © Lydia Möcklinghoff
Deshalb steht der Große Ameisenbär seit 2009 im Zentrum dieser Studie zur Säugetier-Biodiversität im brasilianischen Pantanal. Das Pantanal ist eines der größten Binnenfeuchtgebiete der Welt. Das Mosaik aus Seen, offenen Savannen, Schwemmland und Galeriewäldern nimmt im Herzen Südamerikas eine Fläche der Größe Großbritanniens ein. Mit der Vielzahl an Lebensräumen stellt es, trotz der fortschreitenden Zerstörung durch den Menschen, immer noch ein kaum vergleichbares Naturparadies dar. Das Studiengebiet liegt im Süden des brasilianischen Pantanals, auf der nachhaltig bewirtschafteten Rinderfarm “Fazenda Barranco Alto“ an den Ufern des Rio Negro im Bundesstaat Mato Grosso do Sul (19° 34' 40"S  56° 09' 08"W).

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Ein Großer Ameisenbäre bei dem kaum erforschten Verhalten des Markierens von Bäumen © Lydia Möcklinghoff
Der Große Ameisenbär

Große Ameisenbären (Myrmecophaga tridactyla) sind Einzelgänger, nur die Mütter tragen ihren Nachwuchs bis zu neun Monate auf ihrem Rücken. Die spezialisierten Tiere ernähren sich ausschließlich von Ameisen und Termiten, die sie mit ihrer langen, klebrigen Zunge auflecken. Auf der Roten Liste der IUCN wird der Große Ameisenbär als gefährdet aufgeführt. In Uruguay und Teilen Mittelamerikas gilt er bereits als ausgestorben. Besonders die Zerstörung des Lebensraums, aber auch der Straßenverkehr machen dem eher langsamen Tier zu schaffen.

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Die Fazenda Barranco Alto ist am Fluss Rio Negro gelegen © Lydia Möcklinghoff
Das Projekt

In einer deutsch/brasilianischen Kooperation mit Veterinärmedizinern und Biologen setzen wir das erste und aktuell einzige mehrjährige Forschungsprojekt zu Ökologie und Verhalten des Großen Ameisenbären um. Diese langjährige Arbeit in Südamerika wird finanzielle und fachliche Unterstützung des Dortmunder Zoos und des Kölner Zoos möglich.

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Im Projektgebiet gelangen verschiedene Erstsichtungen, hier die Pampaskatze oder Colocolo © Lydia Möcklinghoff
Mittlerweile liegt eine umfangreiche Datenbasis und große Expertise vor. Basis der Datenerhebung ist eine Kamerafallenstudie zu Aktivitäts- und Bewegungsmustern terrestrischer Säugetiere. Kamerafallen lösen automatisch aus wenn sie Körperwärme und Bewegung registrieren. Es gelangen bereits einige regionale Erstsichtungen (z.B. von der Pampaskatze (Leopardus colocolo). Es soll dabei vor allem den Einfluss von Landnutzung auf die Tiere untersucht werden.

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Manchmal trifft man auch zwei Große Ameisenbären zusammen an © Lydia Möcklinghoff
Durch Kamerafallen und Verhaltensbeobachtungen kann aber auch mehr vom unbekannten Leben Großer Ameisenbären in freier Wildbahn in Erfahrung gebracht werden. Ein Fotoregister der “ansässigen“ Individuen wurde angelegt. Erstmalig konnte beobachtet werden, dass weibliche Ameisenbären jährlich Nachwuchs bekommen. Es konnte gezeigt werden, dass die meisten Individuen in stabilen, sich gegenseitig überlappenden Streifgebieten leben. Ein nie zuvor beobachtetes indirektes Kommunikationssystem wurde entdeckt, bei dem Große Ameisenbären Informationen mithilfe von Duftmarken austauschen.

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Kamerafallen, für Ameisenbären aufgestellt, erfassen auch andere Bewohner des Pantanals, hier der Jaguar © Lydia Möcklinghoff
Nächste Schritte

In Zusammenarbeit mit Veterinärmedizinern des Projeto Tamandua wird aktuell an der nächsten Projektphase gearbeitet. Große Ameisenbären im Studiengebiet sollen mit Sendehalsbändern ausgestattet werden. . Mithilfe dieser Halsbänder können die Bewegungsmuster der Ameisenbären über ein Jahr verfolgt werden (die aktuellen Positionen werden sogar live im Internet angezeigt).

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Auch das seltene Riesengürteltier ist im Untersuchungsgebiet heimisch © Lydia Möcklinghoff
Diese Daten sind entscheidend um dringend nötige Schutzkonzepte für die Art und ihren Lebensraum zu entwickeln. Da es bisher noch keine zufriedenstellend funktionierenden Sendehalsbänder für Ameisenbären mit einer doch eher ungewöhnlichen Morphologie existieren, werden diese momentan in einer Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Technikern entwickelt.

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Telemetrie von Ameisenbären © Lydia Möcklinghoff
Die Akteure

Verantwortlich für das Projekt ist  Dipl. Biol. Lydia Möcklinghoff. Sie erforscht den Großen Ameisenbären seit über zehn Jahren in unterschiedlichen Gebieten seiner Verbreitung. Aktuell promoviert sie am Zoologischen Forschungsmuseum Koenig in Bonn und kooperiert in Brasilien mit der Staatlichen Universität Mato Grosso. Ihr Studiengebiet ist die Farm vom Diplom Biologen Lucas Leuzinger „Fazenda Barranco Alto“ im südlichen Pantanal, auf der verschiedene Forschungsprojekte angesiedelt sind. Gediendson de Araujo, Veterinärmediziner im dortigen Jaguar-Forschungsprojekt, leitet die für die Besenderung nötigen Einfangaktionen. Physiologische Proben werden durch die Wissenschaftler des Projeto Tamanduá (www.tamandua.org) analysiert.

IS - 22.11.2016

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Sonntag, 24 Februar 2013 11:13

WAPCA

Die Roloway-Meerkatze - Flaggschiff der West African Primate Conservation Action

Die West African Primate Conservation Action (WAPCA) ist eine Initiative europäischer Zoos, der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschuz (ZGAP) und ihrer französischen Partnerorganisation Conservation des Espèces et des Populations Animales (CEPA).

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Junge Roloway-Meerkatze © Zoo Heidelberg

 

 

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Roloway-Meerkatze © Zoo Heidelberg

 

Quellen:

Tierart-Datenblatt:
Diana-Meerkatzen

Lebensraum:
Westafrikanischer Regenwald

Die Roloway-Meerkatze (Cercopithecus diana roloway) ist ein Bewohner des westafrikanischen "Upper Guinean Forest", der einst in einem breiten Waldgürtel von Sierra Leone nach Ghana verlief und ein sicherer Rückzugshort für seine zahlreichen tierischen Bewohner darstellte. Die Abholzung weiter Teile des Gebiets führte in der Vergangenheit jedoch zu einem schrittweisen Verlust mehrerer Millionen Hektar und bedroht nun die Existenz des Ökosystems Regenwald als Ganzes. Doch noch immer beheimatet der Upper Guinean Forest eine Unmenge an unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten und gilt deshalb als einer der weltweit 25 Biodiversitäts-Hotspots, die sich durch eine bemerkenswerte Artenvielfalt auszuzeichnen vermögen.

Auf Grund von Bejagung und Zerstörung ihres Lebensraumes sind viele der ausschließlich in diesem Teil des westafrikanischen Regenwaldes vorkommenden Arten mittlerweile selten geworden oder schon ausgerottet. Auch die im Zoo Heidelberg gezeigte Roloway-Meerkatze musste immense Bestandseinbußen verkraften. Ihr Zustand ist inzwischen kritisch. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken und ein baldiges Erlöschen wildlebender Populationen zu verhindern, wurde im Jahre 2001 das Artenschutzprogramm West African Primate Conservation Action (WAPCA) ins Leben gerufen, das sich seither dem Schutz der Primatenarten dieses sensiblen Lebensraums verschrieben hat. Durch eine bessere Ausbildung der Wildhüter vor Ort und Schulungen der Bevölkerung zur nachhaltigen Nutzung des Regenwaldes, gelang bereits ein wichtiger Schritt in diese Richtung hin zur Eindämmung der Wilderei.

Innerhalb des westafrikanischen Regenwaldes wird der Roloway-Meerkatze auf Grund ihrer Attraktivität und Verwundbarkeit eine Sonderstellung als Flaggschiffart zuteil, versinnbildlicht sie als solche doch wie keine andere Spezies das Schutzbedürfnis ihres gesamten Ökosystems, wodurch sie einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung einer Vielzahl von (weniger prominenten) Tierarten leistet.

Der Tiergarten Heidelberg koordiniert das Artenschutzprogramm WAPCA und ist neben dem Zoo Duisburg der einzige Zoo Deutschlands, der diese Primatenart hält und auch regelmäßig züchtet.

 

Mehr Platz für die Weißscheitelmangaben im EPBC Accra

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Weißscheitelmangabe (Cercocebus atys lunulatus) mit im Endangered Primate Breeding Centre geborenem Jungtier © WAPCA

 

 

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Mitglieder und Unterstützer der WAPCA © WAPCA

 

 

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Jungerwachsene Weißscheitelmangabe (Cercocebus a. lunulatus) wurde vom Zoo Landau an das Endangered Primate Breeding Centre in Ghana geschickt © Zoo Landau (Pressefoto)

 

Quellen:

Tierart-Datenblatt: Weißscheitelmangabe

Lebensraum:
Westafrikanischer Regenwald

Eine zweite ausschließlich in Ghana und der Elfenbeinküste beheimatete und bedrohte Affenart ist die Weißscheitelmangabe, die ebenfalls in einigen Europäischen Zoos gehalten wird.

Die Populationen der Weißscheitelmangabe (Cercocebus atys lunulatus) sind in den letzten Jahrzehnten stark gesunken und die Art ist aus dem grössten Teil ihres Verbreitungsgebiets verschwunden. Aufgrund von Holzschlag und Waldrodungen sind nur noch ca. 20 % der Waldflächen vorhanden, wo sich diese Mangabe aufhält. In den verbliebenen Flächen werden die Tiere ausserdem aufgrund ihres Fleisches gejagd (Bushmeat). Die Weißscheitelmangabe kommt heute meist nur noch in Gebieten vor, die staatlich geschützt werden. Um die Art zu erhalten, braucht es eine Intervention in den Gebieten mit natürlichen Mangaben-Populationen sowie einer überlebensfähigen Population in Gefangenschaft, für den Fall dass natürlichen Population aussterben. Da der verbliebene Lebensraum stark fragmentiert ist, ist es unwahrscheinlich, dass sich diese Art ohne Umsiedlungen von existierenden Populationen oder Wiedereinführungen von Tieren erholen kann. Es ist somit notwendig, dass die genetische Diversität und das natürliche Verhalten bei den Tieren in Gefangenschaft erhalten werden kann.

Die zahlenmässig grösste Haltung an Weißscheitelmangaben in menschlicher Obhut(über 23 % der Weltpopulation) befindet sich im Endangered Primate Breeding Centre in Ghana. Diese Einrichtung wird durch WAPCA in Zusammenarbeit mit der Wildlife Division der Ghana Forestry Commission geführt. Alle Individuen von gefährdeten Arten im Centre sind auch im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) eingegliedert, und es werden regelmäßig Tiere zwischen Ghana und Eurpäischen EEP Institutionen ausgetauscht. Das Breeding Centre ist derzeit die einzige Quelle, um dem Weißscheitelmangaben EEP neues Blut zuzuführen.
Häufig finden konfiszierte Tiere ihren Weg zum Breeding Centre. Auch kam es seit dessen Eröffnung im Jahr 2005 zu einigen Geburten. Nachdem aus Platzgründen keine Tiere mehr aufgenommen werden konnten, wurden Mittel gesammelt, um ein 3’000m2 grosses Areal im angrenzenden Wald einzuzäunen, welches dann weitere Weißscheitelmangaben beherbergen kann. Durch das naturnahe Gehege sollen auch die natürlichen Verhaltensweisen erhalten und gefördert werden. Ein Beobachtungsturm soll zudem dazu dienen, den Ghanaischen Erwachsenen und Kindern die Tiere zu zeigen und näher zu bringen, in der Absicht, sie für die Bedeutung des Umweltschutzes zu sensibilisieren. Im Juli 2018 wurde dank einer Spende des Woburn Safariparks das Sammelziel erreicht und die Bauarbeiten konnten begonnen werden

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Sonntag, 24 Februar 2013 11:12

Wiederansiedlung des Feldhamsters

Vom einst in Mitteleuropa weit verbreiteten und häufigen Feldhamster haben nur kleine Restbestände die Auswirkungen der modernen Landwirtschaft überlebt [5]. Weil die verbleibenden Populationen drastisch abnehmen wurde die Art 2020 in der Roten Liste der IUCN als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft. Mehrere Zoos engagieren sich deshalb für ihree Erhaltung, haben Zuchten aufgebaute, Möglichkeiten zur Reservehaltung geschaffen und beteiligen sich an Wiederansiedlungsprojekten.

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Zucht und Wiederansiedlung des Feldhamsters im Rhein-Neckar-Kreis

Zoo Heidelberg

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Feldhamster (Cricetus cricetus) © Zoo Heidelberg

 

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Feldhamster (Cricetus cricetus © Zoo Heidelberg

 

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Schauanlage für Feldhamster (Cricetus cricetus im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, VdZ

 

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Das Areal bei Mannheim, auf dem es noch bzw. wieder Feldhamster gibt oder geben könnte (gelb), ist durch Siedlungen, Bahngleise und den Neckar begrenzt und wird durch drei Autobahnen und mehrere stark frequentierte Verbindungsstrassen fraktioniert. Der Kartenausschnitt stellt eine Fläche von rund 16 km² dar.

Der Feldhamster ist in Baden-Württemberg nur noch sehr selten an wenigen Orten zwischen Heidelberg und Mannheim und bei Lauda-Königshofen im Main-Tauber-Kreis anzutreffen.

Von fünf im Jahr 2002 bekannten und zwei später bestätigten  Feldhamstervorkommen auf dem Gebiet der Stadt Mannheim sind in den Folgejahren vier erloschen, weshalb ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen wurde. Seit März 2004 engagiert sich der Zoo Heidelberg im Schutz dieser einst so häufigen und im Rhein-Neckar Kreis seit fast 2000 Jahren heimischen Art und unterhält mittlerweile weitreichende Kooperationen mit Naturschutzorganisationen sowie der Stadt Mannheim. Auch die Bauern wurden vertraglich in das Artenschutzprogramm mit eingebunden, um die Hamsterpopulation zu erhalten. 2009 verlieh die World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) dem auf 10 Jahre angelegten Feldhamsterprojekt ein Zertifikat für In-Situ Artenschutz und es wird seither mit der Projektnummer 09001geführt. Dadurch wird dem Zoo bescheinigt einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der Welt-Zoo-Naturschutz-Strategie zu leisten. Zu den Zielen des Projekts gehören die Stabilisierung der letzten Hamsterbestände und die Sicherstellung einer überlebensfähigen Population in der Rhein-Neckar Region.

Der Zoo Heidelberg hat zum Zweck der Wiederansiedlung als erster in Deutschland eine Feldhamsterzucht aufgebaut, die im Jahr 2007 144 Jungtiere, im Jahr 2008 160 Jungtiere erbrachte. Einzelne Tiere wurden an andere Zoos abgegeben, Hauptzweck der Zucht ist aber, Hamster für ein 2002 initiiertes Wiederansiedlungsprogramm der Stadt Mannheim zur Verfügung zu stellen, das als Kompensation für den Verlust von Hamsterlebensraum durch den Bau von Sportanlagen etc. durchzuführen ist. Damit soll eine der beiden letzten Feldhamsterpopulationen Baden-Württembergs gerettet werden. Die Wiederansiedlung begann 2007 mit 46 Tieren und wurde 2008 mit 65 weiteren Tieren fortgesetzt. Der Wiederansiedlungsort befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft von zwei der noch drei autochthonen Reliktvorkommen. Die Zahl der freigelassenen Tiere wurde weiter erhöht, da stets mit Verlusten, namentlich durch den Fuchs, zu rechnen ist. Im ersten Jahr wurden 17 im Ansiedlungsgebiet geborene Jungtiere festgestellt. 2008 konnten bei den regelmässig durchgeführten Kontrollfängen 41 Junghamster mit Lebendfallen gefangen werden. 2017 wurde das Feldhamster-Zentrum im Heidelberger Zoo erweitert, sodass unter verbesserten Haltungsbedingungen auch in den kommenden Jahren jährlich etwa 170 Tiere zur Verfügung gestellt werden können [4; 6; 7].

2015 wurden im Bösfeld rund 350 Hamsterbaue gezählt. Ein Hauptproblem des Projekts besteht darin, dass das Wiederansiedlungsareal im Bösfeld/Kloppenheimerfeld und die autochthonen Relikt-Vorkommen dadurch Bahngleise, Siedlungen und den Nackar begrenzt sind, was eine Dispersion verunmöglicht, und innerhalb des Areals für den Hamster praktisch unüberwindbare Straßen zu einer Verinselung führen, d.h. zu Teilpopulationen, zwischen denen ein genetischer Austausch kaum möglich ist. Um langfristig die genetische Auffrischung dieser "Inselbevölkerungen" möglich zu machen, wurden 2015 zwischen Seckenheim und Edingen-Neckarhausen für rund 100 000 Euro Hamstertunnelunter der Landesstraße L 637 angelegt. Die Reliktpopulation in Suebenheim ist dagegen völlig isoliert [3; 4].

Video: Ist der Feldhamster noch zu retten? SWR-Mediathek: Odysso

PD - 26.06.2016

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Zucht und Wiederansiedlung des Feldhamsters in Hessen

Opel-Zoo Kronberg, Zoo Frankfurt, Zoo Osnabrück, Fasanerie Wiesbaden

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Feldhamster (Cricetus cricetus) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Feldhamster (Cricetus cricetus) Transport zum Auswilderungsort © Archiv Opel-Zoo

 

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Feldhamster (Cricetus cricetus) anzusiedeln ist personalintensiv © Archiv Opel-Zoo

 

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Erste Feldhamster-Nachzuchten im Freiland Ende Juli 2022 © UNB Hochtaunuskreis

2018 wurde im Opel-Zoo Kronberg eine auf Initiative und mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Hochtaunuskreises und in Kooperation mit dem hessischen Umweltministerium geführte Auffang- und Zuchtstation für Feldhamster eröffnet. Je fünf Weibchen und Männchen wurden als Anfangsbestand in die Anlage aufgenommen. Ziel ist es, Feldhamster für die Auswilderung zu züchten und bei Bedarf wilde Hamster aufzunehmen. Im Schauraum können sich Besucher über die Ökologie und das Verhalten der Feldhamster sowie deren Bedrohungsstatus informieren und Hamster in selbstgegrabenen Bauen beobachten.

In der Folge gab es jedes Jahr Jungtieren des in seinem Bestand stark bedrohten und streng geschützten Nagers. 2019 wurden vier Weibchen trächtig und warfen insgesamt 18 Junge. 2020 konnten die ersten 25  Nachzuchttiere in der Nähe von Darmstadt ausgewildert werden. 2021 war die Zahl der Jungtiere rekordverdächtig: In der Zuchtanlage im Freigehege wurden 52 Feldhamster geboren und 27 von ihnen wurden im August im im Vordertaunus ausgewildert. Die Auswilderungsfläche wurde unter der Leitung der Unteren Naturschutzbehörde entsprechend vorbereitet. Im Rahmen der „Feldflurarche Hochtaunus“ sorgt eine Streifenbepflanzung mit verschiedenen Pflanzen wie Getreide, Luzerne, Erd- und Himbeeren, Kürbissen und Sonnenblumen nicht nur für Deckung, sondern auch für reichlich Futter für die Feldhamster. Zusätzlich wurden mit Kameras versehene Erdlöcher vorgebohrt, um den Tieren das Anlegen ihrer Baue zu erleichtern. Die restlichen 2021 Jahr geborenen Tiere wurden teilweise in die Zuchtpopulationen aufgenommen, 14 wurden im Frühjahr 2022 im Vordertaunus und 5 weitere in Südhessen bei Darmstadt ausgewildert, Ende August 2022 folgten im Hochtaunuskreis 12 weitere aus dem Opel-Zoo und dem Zoo Osnabrück.

Die Erhöhung der Zuchtaktivitäten war nur durch die Kooperation mit anderen Zoologischen Gärten möglich, wie sie auch bei anderen Tierarten und in anderen Bereichen in den Zoos üblich ist: Damit es in Kronberg Platz für weitere Nachzuchten gab, wurden acht Tiere im Zoo Frankfurt und 20 im Zoo Osnabrück bis zur Auswilderung und später auch Überwinterung weiter versorgt. So wurde im Opel-Zoo Platz für weitere Nachzuchten geschaffen.

PD - aktualisiert 26.10.2022

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Zucht und Wiederansiedlung des Feldhamsters in Niedersachsen

Tierpark Berlin

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Feldhamster (Cricetus cricetus) Zuchtweibchen mit Nachwuchs in der Feldhamsterstation des Tierparks Berlin © 2022 Tierpark Berlin

 

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8 Tage alte Feldhamster (Cricetus cricetus) in der Feldhamsterstation des Tierparks Berlin © 2022 Tierpark Berlin

 

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24 Tage alte Feldhamster (Cricetus cricetus) in der Feldhamsterstation des Tierparks Berlin © 2022 Tierpark Berlin

Mit einer 2022 fertiggestellten Zucht- und Forschungsstation für den Europäischen Feldhamster möchte der Tierpark die Rettung des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters unterstützen. Zukünftig sollen in Berlin geborene Feldhamster auf geeigneten Flächen ausgewildert werden und somit der Ausrottung dieser zunehmend bedrohten Art entgegenwirken. Die Station bietet Platz für über 50 Hamster. Sie ist auf dem Wirtschaftshof gelegen ist und für das allgemeine Publikum nicht einsehbar, sondern nur im Rahmen von Führungen. Ferner sollen hier in Zukunft Verhaltensbeobachtungen durchgeführt werden.

Nachdem sieben ausgewachsene Feldhamster im Mai 2022 die neue Feldhamster-Station bezogen hatten, wurden am 1. August sieben wenige Tage alte Feldhamster im Nest entdeckt. Der Nachwuchs entwickelte sich gut. Die Auswilderung wird vorausichtlich im Frühjahr 2023 im Raum Göttingen stattfinden, wo sich am Nordcampus der Universität eine der letzten verbleibenden Populationen Niedersachsens befindet. Die Berliner Zuchttiere wurden zum Teil aus dieser Population herausgefangen.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der AG Feldhamsterschutz Niedersachsen. Als besonders feldhamsterfreundliche Umgebung gelten Flächen auf denen in regelmäßigen Ackerstreifen beispielsweise die Kleeart Luzerne angebaut wird. Außerdem lassen Landwirte Getreidestreifen nach der Ernte stehen, um dem Feldhamster sowohl Nahrung als auch Deckung zu bieten. Die an dem Projekt teilnehmenden Landwirte bekommen eine Entschädigungszahlung für daraus entstehende Ernteausfälle und den Mehraufwand in der Bewirtschaftung der Flächen.

PD - 16.10.2022

Literatur und Internetquellen:

  1. OPEL ZOO - Pressemitteilungen
  2. MESO - FREIGEHEGE NEWS 41: 15:
  3. TAZ ONLINE
  4. MORGENWEB vom 31.10.2015 
  5. RUMER, B. (2016)
  6. WEINHOLD, U. & KAYSER, A. (2006)
  7. WEINHOLD, U., SANDER, M. & HEIMANN, L. (2012)
  8. ZOO HEIDELBERG - Pressemitteilungen
  9. ZOO OSNABRÜCK - Pressemitteilungen

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Sonntag, 24 Februar 2013 11:11

Feldprojekt - Afrikanischer Elefant

Auf Artniveau wird der Afrikanische Elefant als gefährdet angesehen. Es gibt aber erhebliche regionale Unterschiede: die zentralafrikanischen Bestände gelten als stark gefährdet (ENDANGERED), die Populationen West- und Ostafrikas als gefährdet (VULNERABLE) und jene im südlichen Afrika als nicht gefährdet (LEAST CONCERN). Nebst der nicht-nachhaltigen Elfenbeinjagd tragen Mensch-Elefantkonflikte und die zunehmende Verinselung des Artareals zur Gefährdung bei.

Bau eines Elefantenkorridors von Lewa zum Mount Kenya

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Elefant kreuzt Straße © Lewa Conservancy

 

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Der "Mount Kenya Underpass" führt unter einer dicht befahrenen Straße durch © Lewa Conservancy

 

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Der "Mount Kenya Underpass" wird von den Elefanten fleißig benützt © Lewa Conservancy

 

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Situationsplan

Das Lewa Wildlife Conservancy ist ein 250 km² großes Reservat im Norden Kenias und zugleich UNESCO Weltnaturerbe. Der Zoo Zürich engagiert sich zusammen mit verschiedenen Stiftungen an Projekten zur Minderung des Mensch-Wildtier Konfliktes. Mithilfe von Schutzzäunen wird ein problemloses Nebeneinander von Landwirtschaft und Wildtierschutzgebieten sichergestellt. Von 1998-2019 hat der Zoo Zürich das Schutzgebiet mit 2'565'000 CHF unterstützt.

Ein Projekt, das vom Zoo Zürich gefördert wurde, ist der Bau eines 90'000 US$ teuren Elefanten-Korridors, der vom Mount Kenya Trust und dem Lewa Conservancy gemeinsam mit anderen lokalen Partnern realisiert wurde. Es handelt sich um eine 14 Kilometer lange eingezäunte Schneise, welche die historischen Elefantenwanderungen durch das Lewa Wildlife Conservancy zwischen den Wäldern an den Hängen des Mount Kenya Nationalparks und den im Norden gelegenen Savannen-Reservaten der Samburu-Ebene wieder ermöglicht. Dank dem Korridor wird einerseits der genetische Austausch zwischen den zusehends isolierten Herden gesichert. Andererseits hilft der Korridor mit, den Konflikt zwischen Kleinbauern und Elefanten zu entschärfen, die die Felder der Bauern plünderten. Die Elefanten haben den Korridor, der sie entlang einem Flussbett und mittels einer Unterführung unter einer Nationalstraße hindurch führt, schnell angenommen.

Da in der Unterführung eine Fotofalle installiert ist, konnte festgestellt werden, dass der Korridor im Jahr 2012 384mal, 2013 698mal und 2014 gar 1'069mal von Elefanten - Bullen oder Familiengruppen - benützt worden war. 2018 waren es 774 registrierte Fälle. Eine weitere Unterführung zur Unterquerung einer zweiten Straße wurde 2017 gebaut, ferner wurde stellenweise der Zaun verstärkt.

Literatur und Internetquellen:

  1. Lewa Wildlife Conservancy
  2. Lewa Wildlife Conservancy, Annual Report 2014. 24 Seiten
  3. Mount Kenya Elephant Corridor Final Report Prepared for Zurich Zoo 
  4. Mount Kenya Trust  
  5. Zoo Zürich

Tierart-Datenblatt: Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana)

Lebensraum: Ostafrika, hier Dornsavanne

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Sonntag, 24 Februar 2013 11:10

Swasiland-Projekt des Kölner Zoos

Das Swasiland-Projekt - Schutz von Flusspferden, Nilkrokodilen und Nashörnern

Kölner Zoo

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Erwachsenes Nilkrokodil-Weibchen beim Fressen eines Nguni-Hausrinds © Kölner Zoo

 

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Nilkrokodil im Flachwasser des Stausees im Mlilwane Reservats © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ein flacher See inmitten der Ananas-Pflanzungen des Mittellands von Swasiland, nahe Manzini © Kölner Zoo

 

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Flusspferd-Trampelpfad, der von einem Zuckerrohrfeld in den angrenzenden Galeriewald führt © Kölner Zoo

 

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Im Hlane-Nationalpark wiederangesiedeltes Breitmaulnashorn (Ceratothrium simum) in der Suhle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schädel von gewilderten Nashörnern im Mkhaya-Wildschutzgebiet © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Von "BIg Game Parks" aufgefundene und konfiszierte Drahtschlingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Am 28. Mai 2010 eröffnete der Kölner Zoo den Hippodom, in dessen großer Erlebnishalle und ausgedehnten Beckenbereichen Zoobesucher eine subtropische, afrikanische Flusslandschaft aus faszinierenden Perspektiven zu sehen bekommen. Über ein in-situ Projekt können nun die Besuchern eine weitere Vorstellung von den faszinierenden, aber auch nicht unproblematischen Flaggschiffarten, dem Flusspferd und dem Nilkrokodil und ihrem Lebensraum bekommen. Das Swasiland-Projekt des Kölner Zoos wurde am November 2009 mit der Unterzeichnung eines Memorandums offiziell ins Leben gerufen.

Das Königreich Swasiland, heute offiziell Eswatini genannt,  ist der zweitkleinste Staat Afrikas und ist von der Republik Südafrika und Mosambik umgeben. Trotz dieser kleinen Fläche finden sich hier vier Klimazonen Afrikas. Swasiland gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von weniger als einem Euro pro Tag. 

In den tiefer liegenden Gebieten von Swasiland lebten früher größere Populationen von Flusspferden und Nilkrokodilen. Die Ankunft der Europäer brachte Veränderungen mit sich, wie Schusswaffen und Zäune. Lebensräume und Tierwelt von Swasiland litten stark unter den neuen Siedlern. Obwohl die Zahl der Krokodilemerklich sank, blieb ihre Gesamtpopulation in den Wasserläufen überlebensfähig. Flusspferde starben jedoch während der 1940er Jahre aus. Es dauerte bis 1970, bis sich eine kleine Gruppe von vagabundierenden Flusspferden am Komati-Fluss etablieren konnte. Seitdem hat Big Game Parks (BGP), eine Organisation der Familie Reilly, die offizielle Naturschutzarbeit in Swasiland betreibt und mit der der Kölner Zoo kooperiert, systematisch daran gearbeitet, wieder überlebensfähige Populationen von Flusspferden in geschützten Gebieten und außerhalb des Parks anzusiedeln.

Mit dem steigenden Nutzpflanzenanbau und vermehrten Siedlungen an den Ufern der Flüsse kommen jedes Jahr zunehmend Menschen in einen Konflikt mit Krokodilen und Nilpferden, indem diese Menschen anfallen oder große Schäden anrichten. Da man Wildtierpopulationen nicht ausrotten will, muss man die Tiere fangen und umsiedeln, wenn sie wahrscheinlich weiter Schäden oder Gefahren verursachen werden. Die wenigen vorhandenen Fallen sind alt und nicht ideal, um die Tiere einzufangen. Mit Hilfe des Kölner Zoos sollen daher 10 Krokodilfallen gebaut werden. Zusätzlich soll eine Flusspferd- Transportkiste gebaut werden. Um den Fang und den Transport von Krokodilen und Flusspferden zu verbessern, wird ein Mehrzweck-Anhänger, der das Gewicht eines erwachsenen Flusspferdbullen in seiner Kiste tragen kann, benötigt.

Dazu gehört auch eine Heckklappen-Laderampe mit Rollen und Zügen, und eine elektrische Winde, die mit einer Fahrzeugbatterie betrieben werden kann, um sicheres Laden und Abladen der Kiste zu erleichtern. Die Dimensionen der Ladefläche müssen geeignet sein, auch vier Krokodilfallen zu tragen. Ersatzrad und Hubwagen sowie große Räder für Einsatz in grobem Terrain sind nötig. Ebenso ein Luftdruckbremsensystem für den Hänger und zwei zusätzliche Allrad-Fahrzeuge.

In den 1960er Jahren lebten in Afrika noch rund 100.000 Spitzmaulnashörner.Bevölkerungswachstum und Wilderei sorgten für einen dramatischen Rückgang um 98 Prozent.Von 2013-2017 erreichte die Wilderei mit jährlich 1'200-1'350 getöteteten Nashörnern ihren Höhepunkt. Die meisten Tiere wurden in Südafrika gewildert, und auch in Eswatini ist der Bestand der wiederangesiedelten Spitz- und Breitmaulnashörner potenziell stark gefährdet. Mit Unterstützung des Kölner Zoos begegnet die nationale Naturschutzbehörde Big Game Parks der Wilderei mit effektiven Anti­-Wilderer­-Patrouillen. Außerdem steht der Kölner Zoo seinem Partner beim Management der Tiere beratend zur Seite.

Der Kölner Zoo unterstützt das Mensch-Tier-Konflikt-Projekt und den Nashornschutz in Swasiland jährlich mit 25.000 $ sowie zusätzlich mit Geldern, die er als Spenden einnimmt. Dafür gibt es eine entsprechende Informationstafel und einen Spendentrichter am Ausgang des "Hippodom", der afrikanischen Flusslandschaft im Kölner Zoo. Hier wird das Projekt vorgestellt, nachdem die Besucher die Tiere, Flusspferde und-Nilkrokodile, im "Hippodom" kennen gelernt haben.

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Sonntag, 24 Februar 2013 11:00

Wiederansiedlung Habichtskauz

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Nachzucht für die Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Deutschland

Tiergarten Nürnberg, Opel-Zoo Kronberg

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Junge Habichtskäuze im Tiergarten Nürnberg © Helmut Mägdefrau, TG Nürnberg

 

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Junger Habichtskauz im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Die Zootierärztin des Opel-Zoos beim Einsetzen der Habichtskäuze des Jahrgangs 2021 in die Auswilderungsvoliere © Archiv Opel-Zoo

 

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Lage der Auswilderungsorte der Habichtskäuze in Nordbayern

Uralkäuze, die wegen ihrer Färbung auch Habichtskäuze genannt werden, wurden weltweit erstmals bereits 1965 im Tiergarten der Stadt Nürnberg gezüchtet. Auch 2009 gab es im Tiergarten wieder Nachwuchs bei der seltensten Eulenart Deutschlands.  

Im Bayerischen Wald - der westlichsten Spitze ihres Verbreitungsgebietes - war diese Eulenart bis Ende des 19. Jahrhunderts Brutvogel. Auf der tschechischen Seite wurde der letzte Vogel 1926 erlegt. Um die Art wieder heimisch werden zu lassen, läuft seit 1975 ein Projekt zur Wiederansiedelung dieser eindrucksvollen Tierart im Nationalpark Bayerischer Wald. 1995 wurde das Artenschutzprojekt um die tschechische, 2001 um eine österreichische Beteiligung erweitert. 2007 wurde im Biosphärenreservat Wienerwald ein Folgeprojekt gestartet, um eine Verbindung zu den slowenischen Eulen wiederherzustellen. Der Tiergarten hat bis 2018 fünf Käuze an die Zuchtgemeinschaft abgegeben und weitere 32 ausgewildert. Die fast flüggen Vögel werden in großzügigen Volieren gehalten und nach Öffnung nur noch zu Beginn gefüttert - dann müssen die Jungvögel selbst zurechtkommen.

Außerdem hat der Tiergarten Nürnberg maßgeblich eine genetische Untersuchung der Uralkäuze finanziert, um die eingesetzten Blutlinien bei den bisherigen und weiteren Auswilderungen zu überprüfen. So weiß man heute, dass die Eulen in Europa von Skandinavien bis Kroatien kaum Unterschiede aufweisen, aber verglichen mit den Tieren aus Osteuropa und dem Uralgebiet andere Genlinien vertreten. Vor mehr als 30 Jahren wurden demnach auch nach heutigen strengen Gesichtspunkten die richtigen Gründertiere für die Wiederansiedlung ausgewählt.

Ferner unterstützt der Tiergarten Nürnberg die Überachung der ausgewilderten Käuze mit jährlich 5'000 €, um zuverlässige Daten über die Maßnahme zu erhalten und hat 15.000 Euro für genetische Grundlagenforschung zur Verfügung gestellt.

Bereits vor über einem Jahrzehnt stellte der Opel-Zoo in Kronberg junge Habichtskäuze für das erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekt im Nationalpark Bayerischer Wald zur Verfügung. Ab 2017 gab er Jungvögel an ein Auswilderungsprogramm im Naturpark Steinwald in der nordbayerischen Oberpfalz ab, wo der Habichtskauz seit etwa 100 Jahren ausgestorben war. Bis 2021 wurden insgesamt 13 Jungvögel zur Verfügung gestellt. Die Vögel werden zunächst in Volieren vier Wochen lang eingewöhnt, bevor sie dann endgültig über Aus-flugsluken ins Freiland entlassen werden. Etwa zwei Wochen vor der Auswilderung erhalten sie neben dem sonstigen Futter auch lebende Mäuse, um ihr Jagdverhalten zu trainieren. Nach der Auswilderung wird den Käuzen an Futtertischen weiterhin Nahrung angeboten, die teilweise bis in den Dezember hinein regelmäßig angenommen wird.

Das aktuelle Wiederansiedlungsprojekt hat zum Ziel, ein überlebensfähiges Vorkommen des Habichtskauzes in Nordbayern zu etablieren, wobei sich langfristig die Vögel aus beiden Populationen austauschen sollen.

Literatur und Internetquellen:

  1. Pressemitteilung vom 9. Mai 2018 und weitere PM des Tiergartens Nürnberg
  2. Pressemitteilungen 2017/2018/2021 des Opel-Zoos, Kronberg

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Wiederansiedlung des Habichtskauzes in Österreich

OZO-Mitgliedzoos, Natur- und Tierpark Goldau

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Jung Habichtskäuze im Nest. Foto: www.habichtskauz.at

 

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Habichtskauz (Strix uralensis) © Richard Zink

 

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Stand des Habichtskauz-Projekts bei Schönbrunner Artenschutztagen © Daniel Zupanc

 

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Habichtskäuze in ihren Transportboxen auf dem Weg zur Aussetzung 2017 © Norbert Potensky, Tiergarten Schönbrunn

 

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Junger Habichtskauz (Strix uralensis) aus der Auswilderungsaktion 2018 © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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Junger Habichtskauz (Strix uralensis) wird für die Auswilderungsaktion 2018 beringt © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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Im Tiergarten Schönbrunn wurde 2021 für die Habichtskäuze (Strix uralensis) eine neue Schauvoliere mit einer Grundfläche von 127 m² und einer Höhe bis zu 10 m eröffnet © TG Schönbrunn / Daniel Zupanc

Die sehr geringe Fluchtdistanz des Habichtkauzes im Freiland begünstigte früher die Verfolgung durch den Menschen und dürfte zum Verschwinden der Art beigetragen haben. Außerdem führten forstliche Intensivierung und damit verbunden Habitatverlust zum Aussterben der Brutpopulation in Österreich. Dies ist besonders bedauerlich, weil die alpinen, österreichischen Vorkommen eine essentielle Verbindung zwischen den Populationen im Süden (Slowenien/Italien) und dem Norden (Deutschland/Tschechische Republik) darstellten und durch ihr Fehlen heute der Genfluss in der europäischen Metapopulation unterbrochen ist.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensbedingungen für den Habichtskauz verbessert: der Jagddruck sank und wertvolle Waldlebensräume stehen heute unter Schutz oder werden nachhaltig bewirtschaftet. Daher wurde 2007 vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vet. Med. Universität Wien ein Wiederansiedlungsprojekt unter Leitung von Richard Zink und mit Finanzierung durch EU, Land Niederösterreich und den Österreichischen Bundesforsten gestartet. Neben dem Forstamt der Stadt Wien, dem Biosphärenpark Wienerwald, dem Wildnisgebiet Dürrenstein und des Vereins Eulen- und Greifvogelschutz war die OZO von Beginn an Projektpartner. Voraussetzung für den Schutz der mittlerweile ganzjährig geschonten Vögel ist auch die Unterstützung durch die Grundeigentümer und die Jägerschaft.

Der erste Schritt war der Aufbau eines Zuchtnetzwerks. Dabei konnte von ursprünglich 17, heute mehr als 30 Brutpaaren in Österreichischen Zoos und Zuchtstationen ausgegangen werden. Zur Erweiterung der genetischen Basis wurden neue Blutlinien eingekreuzt, wozu in osteuropäischen Zoos abgegeben Findlinge aus der Wildbahn herangezogen wurden. Die OZO hatte in dieser Angelegenheit eine Vermittlerrolle übernommen.

Die Auswahl der österreichischen Freilassungsorte fiel auf die Schutzgebiete "Biosphärenpark Wienerwald" und "Wildnisgebiet Dürrenstein" die aufgrund ökologisch besonders wertvoller Waldbestände den Neuankömmlingen optimale Überlebensbedingungen bieten.

Seit Beginn des Projekts im Jahr 2009 bis September 2020 wurden 428 Jungkäuze, die in Zoos und Zuchtstationen geschlüpft waren, in den beiden Schutzgebieten „Biosphärenpark Wienerwald“ und „Wildnisgebiet Dürrenstein“ ausgewildert. Bis 2020 trug allein der Tiergarten Schönbrunn 41 Jungkäuze bei, 2021 folgte ein weiterer (PM Tiergarten Schönbrunn vom 18.02.2021, 12.08.2021). Zur Freilassung übersiedeln die jungen Käuzchen gemeinsam mit ihren Eltern an die Freilassungsorte. Dort können sie sich über mehrere Wochen in für sie errichteten Volieren akklimatisieren und ihre Umgebung kennen lernen. Im Spätsommer werden die Käfige geteilt: während die Elterntiere zur Zucht zurückbehalten werden, heben die Jungen lautlos in ihre neue Heimat ab. Ihre Eltern verbleiben noch eine Zeit im Gebiet. Ihre Gegenwart festigt die Ortsbindung der Jungeulen. Bereits im selben Herbst beginnt die Balz. Erstes Ziel ist es kleine Populationskeimzellen rund um die Freilassungsorte zu schaffen.

Im Juni 2011 wurde inmitten des Biosphärenparks Wienerwald in der Krone einer mächtigen Rotbuche erstmals ein kleines Habichtskauz-Kücken gesichtet. Seine Eltern haben im letzten Herbst zusammen gefunden, den kalten Winter gemeinsam überstanden und im Frühling einen Nistplatz ausgewählt. Seine Eltern waren 2009 bzw. 2010 geboren und jeweils im Alter von vier Monaten freigelassen worden. Diese erste erfolgreiche Brut zeigt, dass die Bemühungen, den Habichtskauz in den heimischen Wäldern wiederanzusiedeln, erfolgreich sind. (PM Tiergarten Schönbrunn vom 7.7.2011). Seither wurden über 60 weitere Freilandbruten registriert. Bis 2019 kamen über 170 Jungvögel hoch.

Aktiv beteiligt am Projekt ist die Österreichische Zoo-Organisation (OZO) mit ihren Mitgliedern Tierwelt Herberstein, Alpenzoo Innsbruck, Zoo Salzburg, Zoo Schmiding und Tiergarten Schönbrunn, die die Werbetrommel für das Projekt rühren und zum Teil Zuchtpaare halten, deren Junge sie zur Verfügung stellen. Bis 2020 hat z.B. der Alpenzoo Innsbruck insgesamt 22 junge Habichtskäuze in das Projekt eingebracht. 2022 ist auch der Natur- und Tierpark Goldau in das Projekt eingestiegen<.

Informationstafel © Alpenzoo PDF

Literatur und Internetquellen

  1. www.habichtskauz.at
  2. Diverse Pressemitteilungen der Zoos

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Freigegeben in Eulen und Schleiereulen
Sonntag, 24 Februar 2013 10:59

Feldprojekt Asiatischer Elefant

Schutz des Asiatischen Elefanten in Thailand

Zoo Zürich

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Wilde Elefanten im Kaeng Krachan-Nationalpark. © Audley Travels

 

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Im Kaeng Krachan-Nationalpark © Department of National Parks, Thailand

 

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Beobachtungsposten an der Grenze des Nationalparks © Zoo Zürich

 

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Motorisierte Rangerpatrouille begegnet Elefantenbullen © Cordula Galeffi, Zoo Zürich (Pressefoto)

Für die langfristige Erhaltung bedrohter Tierarten ist es entscheidend, dass die Lebensräume dieser Tiere in der Wildnis und die dort noch vorhandenen Restpopulationen besser geschützt und erhalten werden. In diesem Zusammenhang setzt der Zoo Zürich auf die Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen, die mit ihrem Knowhow und Personal in den entsprechenden Gebieten garantieren können, dass die Schutzmaßnahmen bestmöglich umgesetzt werden. Mitte April 2010 hat der Zoo Zürich einen zweiten Vertrag mit einer der weltgrößten Naturschutzorganisationen, der Wildlife Conservation Society (WCS), zum Schutz des Asiatischen Elefanten unterzeichnet. Die Wildlife Conservation Society ist aus der New York Zoological Society hervorgegangen, die einerseits die fünf Zoos von New York betreibt, andererseits Naturschutzprojekte in 64 Ländern betreut. Der Zoo Zürich arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich mit der WCS in Madagaskar zusammen.

Das vom Zoo Zürich mitunterstützte Schutzprogramm für Elefanten umfasst Maßnahmen zur Erhaltung der wilden Elefanten im thailändischen Nationalpark Kaeng Krachan, insbesondere die Verhinderung von Konflikten zwischen den wilden Elefanten und den Bauern an der Grenze des Nationalparks. Im Kaeng Krachan Nationalpark und den umliegenden Waldreservaten soll der Elefant langfristig überleben können. Dazu wird ein Bestandes-Monitoring aufgebaut. Die traditionellen Wanderrouten der Elefanten zwischen den Schutzgebieten sollen geschützt und wo möglich, Korridore für die Wanderung wieder hergestellt werden. Der seit 1981 bestehenden Kaeng Krachan ist mit einer Fläche von über 2914 km² der größte thailändische Nationalpark. Er liegt 200 km südwestlich von Bangkok an der Grenze zu Burma.

Beim Ziel, den Konflikt zwischen Bauern und den Elefanten, die in Ananas- und Bananenplantagen eindringen, zu entsch$rfen, lassen der Bau von Schutzzäunen kombiniert mit Wachposten, aber auch die  Sensibilisierung und das wohlwollende Engagement der lokalen Bevölkerung erste Erfolge erkennen.

Von 2009-2021 hat der Zoo Zürich 1'523'000 CHF an direkten Beiträgen an das Projekt geleistet.

Zusammen mit der «Stop poaching» Stiftung unterstützt der Zoo Zürich das nördlich von Kaeng Krachan gelegene Huai Kha Khaeng-Reservat in seinem Bestreben, die Wilderei zu unterbinden. Der Zoo h ermöglicht dies vor allem durch die Ausbildung von Rangern. Ranger-Patrouillen in den Parks sind essenziell, um die Wilderei in Schach zu halten. 2020 war diesbezüglich ein sehr erfolgreiches Jahr. Es gab weder bei den Elefanten noch bei den Tigern gewilderte Tiere. Zudem wurden mithilfe von Fotofallen 79 Tiger identifiziert, ein neuer Rekord. Dies ist vor allem der guten Arbeit der Ranger zu verdanken. Sie patrouillierten im Jahr 2020 20'000 km im Naturschutzgebiet. Dabei zerstörten sie 13 Camps, nahmen 11 Wilderer fest und stellten 9 Waffen sicher.

 Quellen:

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Freigegeben in Afrotheria
Sonntag, 24 Februar 2013 09:09

Projekte Waldrapp

Verschiedene Projekte zur Erhaltung des Waldrapps

Der Waldrapp ist eine stark bedrohte Art. Als ehemaliges Element der Fauna des Alpen- und Voralpenraums, die vom Zürcher Naturforscher und Stadtarzt Conrad GESNER vor über vier Jahrhunderten beschrieben worden ist, hat der Waldrapp für die Zoos im deutschsprachigen Raum eine besondere Bedeutung. Er wird häufig gehalten und die Zooverbände und individuellen Zoos beteiligen sich überdurchschnittlich stark am in situ-Schutz der Art. Die Nachfolgenden Informationen wurden, abgesehen von kleineren Ergänzungen, zwischen 2014 und 2016 zusammengetragen.

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Aufbau einer halbwilden Waldrapp-Kolonie in Grünau

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Zahme Waldrappen (Geronticus eremita) in Grünau © Kurt Kotrschal

Im Rahmen dieses 1997 begonnenen Projekts wurde eine halbwilde Kolonie in Grünau (Salzkammergut) aufgebaut. Vor Beginn der Zugzeit werden die Vögel in einer Voliere eingeschlossen und dann dort während des Winters gefüttert. Im Frühjahr wird die Voliere geöffnet und die Fütterung eingestellt, sodass sich die Vögel in ihrer weiteren Umgebung orientieren und ihre Nahrung selbst finden müssen. Das Projekt wird u.a. vom Alpenzoo Innsbruck und vom Tiergarten Schönbrunn unterstützt [KOTRSCHAL, 2004].

Literatur und Internetquellen:

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Aufbau einer freifliegenden Waldrappkolonie in Burghausen

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Waldrappe auf der Voliere Burghausen. Foto waldrapp-burghausen.de

Im Hinblick auf die Landesgartenschau in Burghausen in 2004 knüpft die Ortsgruppe Burghausen im Bund Naturschutz  2002 erste Kontakte zu der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau. In diesem Jahr gründet Johannes Fritz das Waldrappteam: Ziel ist u. a. die Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa mit Brutgebieten nördlich und Überwinterungsgebieten südlich der Alpen. Die Ortsgruppe arbeitet ab da mit ihm zusammen.

2005 beginnen nahrungsökologische Studien mit einer Waldrapp­gruppe auf dem Brunnen­feld bei Burghausen. 2007 erfogt die erste Handaufzucht von etwa 20 Waldrappen. 2011 brüten ab März erstmals drei Waldrapp-Paare aus einer Zookolonie  in der Voliere auf dem Brunnenfeld. Sie sollen die erstmalig zurückkehrenden Waldrappe aus dem Flugprojekt zur Brut motivieren. Leider kommt kein Waldrapp rechtzeitig zur Brut; umso größer ist die Freude, als völlig überraschend am 28. Juli Goja, ein noch nicht geschlechtsreifes Weibchen des Jahres 2009 in Burghausen ankommt. Später kommen weitere fünf junge Waldrappe selbständig über die Alpen nach Burghausen. Im August beim Rückflug über die Alpen nach Italien führt Goja einen der 2011 von Vogeleltern aufgezogenen Waldrappe mit in das Winterquartier!

2012: Fünf Waldrappe aus einer Zookolonie brüten ab Ende März auf dem Brunnen­feld. Goja, die inzwischen die Strecke schon zweimal allein geflogen ist, kommt wieder als erster Waldrapp am 2. April in Burghausen an, beginnt zu Brüten und zieht drei Küken groß. Später kommen weitere 8 selbständig ziehende Waldrappe aus Italien an, einigen wird mit einem kurzen PKW-Transfer über die höchsten Pässe geholfen.

Ende 2012/13: Mit der Genehmigung des 5-jährigen EU-Life Projektes wird der Waldrapp wieder in Mittel­europa angesiedelt.

Zu diesem Projekt haben verschiedene Zoos Vögel beigesteuert, so der Tierpark Hellabrunn 16 im Jahr 2010 und 8 im Jahr 2011 [ZEHRER, in litt.] oder der Tiergarten Schönbrunn.

 Internetquelle:

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Das EU-LIfe+Biodiversity-Migrationsprojekt

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im Rahmen des Projektes eingesetztes Ultraleichtflugzeug © Johannes Fritz

 

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Übungsflug bei Seekirchen am Wallersee © waldrappteam.at

 

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Zweite Etappe eines Alpenüberflugs © waldrappteam.at

 

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Waldrappe ziehen über Venedig © waldrappteam.at

 

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In der Toskana: Überflug über San Gimininano © waldrappteam.at

 

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Waldrappe vom Microlight-Fluggerät aus © waldrappteam.at

 

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Das Überwinterungsgebiet im WWF-Reservat "Laguna di Orbetello", wo auch viele Flamingos, Limikolen und Enten überwintern © F.Cianchi

 

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Waldrapp-Weibchen "Shorty" überwinterte zweimal in der Schweiz © NTP Goldau

 

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Waldrappe im Flug. Foto: Helena Wehner

 

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Waldrappe des Jahrgangs 2023 mit ihren Ziehmüttern und dem Fluggerät. Foto: Tiergarten Schönbrunn

VDZ, OZO, zooschweiz und Mitgliedzoos unterstützten während Jahren das "Scharnstein-Projekt" des österreichischen Waldrappteams, bei dem es darum ging, mit Hilfe handaufgezogener Waldrappe und Leichtflugzeugen eine neue Zugroute von Österreich bis in die Toskana zu etablieren (www.waldrappteam.at). Dies würde, im Erfolgsfall, die Wiederansiedlung des Waldrapps in Österreich und Bayern ermöglichen. Der Alpenzoo Innsbruck und der Tiergarten Schönbrunn stellten Jungvögel für dieses Projekt zur Verfügung [FRITZ, J., 2004, FRITZ J. et al. 2003, 2011], in dessen Rahmen acht von Leichtflugzeugen begleitete Migrationen über die Alpen durchgeführt wurden.

Seit dem Frühjahr 2013 hat sich der weltweite Bestand freilebender Waldrappe mit noch intaktem Zugverhalten auf ein einziges Individuum im Mittleren Osten reduziert. Faktisch ist der Waldrapp als Zugvogel somit ausgestorben. Das Projekt des Waldrappteams ist der erste wissenschaftlich fundierte Versuch, eine ausgerottete Zugvogelart wiederanzusiedeln. Ein erfolgreicher Projektverlauf könnte Vorbildcharakter für die Erhaltung und Ansiedlung anderer bedrohter Zugvogelarten haben.

Im August 2013 wurde daher aus dem «Scharnstein-Projekt» ein von der EU gefördertes LIFE+ Biodiversity Projekt mit acht Partnern in Österreich, Italien und Deutschland und weiteren Unterstützern, darunter zooschweiz, OZO und der Natur- und Tierpark Goldau mit dem Ziel, dass der Waldrapp bis 2019 wieder ein heimischer Zugvogel werde. Dabei sollen wieder mehr als 120 Waldrappe zwischen dem nördlichen Alpenvorland und der Toskana migrieren. Nebst der bestehenden Brutkolonie in Burghausen/Bayern wurde 2014 eine weitere Kolonie in Kuchl/Salzburg gegründet und 2017 soll eine dritte in Überlingen/Baden-Württemberg folgen. Ab 2014 sind sechs menschengeleitete Migrationen von den verschiedenen Brutgebieten in das gemeinsame Wintergebiet in der südlichen Toskana (WWF Oasi Laguna di Orbetello) geplant.

Während der zehnjährigen Vorstudie waren rund 60% der Todesfälle (ca. 50 Tiere) auf Abschüsse in Italien zurückzuführen. Aus diesem Grund beinhaltet das Projekt umfangreiche Maßnahmen um Abschüsse nachhaltig zu reduzieren.

Unterstützung wurde sowohl von großen italienischen Jagdverbänden als auch von verschiedenen Artenschutz-Organisationen zugesagt. Es ist davon auszugehen, dass es auch bei anderen bedrohten Zugvogelarten zu ähnlich hohen Verlusten durch Wilderei während der Herbstmigration kommt. Deshalb dienen wirkungsvolle Gegenmaßnahmen nicht nur der Wiederansiedlung der Waldrappe, sondern als ‚Europäischer Mehrwert‘ auch dem Schutz anderer, in zunehmender Zahl bedrohter Zugvogelarten in Europa.

Ein weiterer Schwerpunkt mit ‚Europäischem Mehrwert‘ ist ein umfassendes veterinärmedizinisches Monitoring der Waldrapp-Kolonien. Insbesondere sollen verschiedene Diagnoseverfahren verglichen und kombiniert werden. Ein weiterer Fokus betrifft die Folgen von nicht tödlichen Schrotschussverletzungen und der dadurch verursachten Bleibelastung des Vogels. Dieser Schwerpunkt wird in Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien (insbes. AO Prof. A. Scope) und anderen Partnerinstitutionen durchgeführt.

Alle Waldrappe tragen einen leichten Sender auf dem Rücken, mit dem ihre Position in Intervallen per sms gesendet wird. Seit 2016 werden neue, vom Max-Planck Institut für Ornithologie in Radolfzell (Deutschland) entwickelte, ca. 20 Gramm leichte Solarsender an Waldrappen getestet. Diese bestimmen stündlich die Position und übertragen die Daten einmal täglich auf die Internetplattform Movebank. Dort können Forscher, aber auch alle anderen Interessierten, die Flugbewegungen der betreffenden Waldrappe mitverfolgen. Dies ist insbesondere bei der aktuell stattfindenden Herbstmigration interessant. Eine Animal Tracking App ermöglicht es ab Juni jedem, einzelnen Individuen auch per Smartphone zu folgen.

Vereinzelt haben Waldrappe den Alpenbogen westlich umflogen, um in die Toskana zu gelangen. Ein Vogel, der auf dem Zug den Anschluss an sine Artgenossen verloren hatte, ist in der Schweiz geblieben und hat den Winter 2012/13 allein am Zugersee und den Winter 2014/15 im Aargau verbracht, musste aber beim zweiten Mal wegen eine Kälteeinbruchs im Februar 2015 eingefangen und im Natur- und Tierpark Goldau wieder aufgepäppelt werden. Ein weiteres Weibchen, das auf dem Zug 2015 verschwunden war, schlug sich in der Poebene und im Kanton Tessin selbständig durch, konnte dann aber 17. September 2016 von einer Mitarbeiterin des Waldrappteams eingefangen und in die Quarantänestation des Natur- und Tierparks Goldau gebracht werden [PM Natur- und Tierpark Goldau].

Die erste Projektförderung der EU lief Ende 2019 aus, konnte jedoch für einen zweiten Zeitraum von 2022-28 verlängert werden. Zwischenzeitlich musste das Team Waldrapp notwendige Gelder selbst bereitstellen und hatte dazu bei den europäischen Zoos sowie weiteren möglichen Unterstützern um Hilfe geben. Der Heidelberger Zoo hat neben anderen diesem Ersuchen um Hilfe Folge geleistet [PM Zoo Heidelberg vom 13.12.2019].

2022 übernahm der Tiergarten Schönbrunn die Projekt-Koordination. 2023 wurden die 35 Vögel nicht in die Toskana, sondern nach Andalusien geleitet, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen: Durch die wärmeren Temperaturen im Herbst treten die Vögel ihre Reise in den Süden immer später an. An den Alpenpässen finden sie dann keine geeignete Thermik mehr vor und schaffen es eventuell nicht mehr über die Pässe. Mit Andalusien als Destination würde dieses Problem umgangen [PM Tiergarten Schönbrunn vom 09.08.2023].

Von 2004 bis 2023 wurden 277 Waldrappe durch menschengeführte Migrationen ausgewildert.

 Literatur und Internetquellen:

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Aufbau einer Volierenhaltung in Marokko

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Waldrapp-Voliere in Ain Tihha-Mezguitem © H. P. Müller

Im Jahr 1999 wurde eine Kooperationsvereinbarung vom Forstwirtschaftsministerium, einem Zookonsortium aus dem deutschsprachigen Raum und anderen Beteiligten unterschrieben, mit dem Ziel, in Ain Tijja-Mezguitem, im Nord-Osten Marokkos, eine Aufzuchtstation einzurichten, dort eine ex situ Waldrapp-Population zu halten und zu züchten, um später dort aufgezogene Vögel freizulassen und eine Waldrapp Population aufzubauen, die imstande ist, in ihrer natürlichen Umgebung zu überleben [MÜLLER, H.P., 2004].

Literatur und Internetquellen:

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Bestandsstützung in Syrien

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Waldrappe aus Syrien überwintern in Äthiopien © IAGNBI (International Advisory Group for the Northern Bald Ibis

2009 unterstützten Zoos in der Schweiz und ÖsterreIch ein Projekt zum Schutz der östlichen Population. In diesem Rahmen soll mit Vögeln aus der halbwilden Population in Birecik (Türkei) die einzige bekannte wilde Brutkolonie der östlichen Population in Palmyra (Syrien) verstärkt werden. Parallel dazu laufen Abklärungen in Zusammenhang mit der Migration dieser Population in die Überwinterungsgebiete in Eritrea und Äthiopien.

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Wiederansiedlung in Andalusien

 

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Waldrappe in der Freilassungs-Versuchsphase © Proyecto eremita

 

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Frfeifliegender Waldrapp in Andalusien © Proyecto eremita

Seit 1988 wird der Waldrapp im Rahmen eines Europäischen Erhaltungszuchtprogramms gezüchtet und heute leben  rund 1000 Waldrappe in Zoos. 2003 begann der Zoologisch-Botanische Garten von Jerez in Andalusien Wiederansiedlungsmethoden zu evaluieren. 2004 wiurden die ersten Vögel unter kontrollierten Bedingungen fliegen gelassen und danach wurde eine kleine Kolonie begründet [PROYECTO EREMITA, QUEVEDO et al. 2004]. Vier Jahre später brütete ein ausgewildertes Paar erstmals im Projektgebiet. Heute leben in der Region rund 80 wilde Waldrappen.

Im Opel-Zoo Kronberg konnte die Art im Jahr 2014 erstmals in der im Herbst 2008 eröffneten, begehbaren Freiflugvoliere [KAUFFELS, 2010] nachgezogen werden und auch 2015 gab es wieder Nachwuchs. Die Jungvögel wurden an den Zoologisch-Botanischen Garten Jerez angegeben, der sie auswilderte. Einer der Vögel wurde mit einem kleinen GPS-Sender versehen, damit seine Bewegungen nachvollzogen werden können [MESO Magazin Nr. 32, 1/2016].

Literatur und Internetquellen:

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Literatur und Internetquellen (allgemein):

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Freigegeben in Ibisse und Löffler
Sonntag, 24 Februar 2013 09:07

Schneeleoparden-Schutzprojekte

Trotz eines 1,9 Millionen km² großen Verbreitungsgebietes leben heutzutage nur noch etwa 4'000 bis 5'000 Schneeleoparden  in freier Wildbahn. Die Tiere werden vor allem wegen ihres Fells gejagt, es werden jedoch auch andere Körperteile wie z.B. Knochen für medizinische Zwecke verwendet. Lebensraumverlust und die Tötung durch Bauern, deren Vieh durch die Raubtiere gerissen wird, stellen für die Schneeleoparden eine grosse Bedrohung dar.

Der 1981 gegründete Snow Leopard Trust (www.snowleopard.org) mit Sitz in Seattle hat sich die Erforschung und den Schutz dieser Großkatze auf die Fahne geschrieben und führt in China, Indien, Kirgisistan, der Mongolei und Pakistan erfolgreich Projekte zum Schutz wildlebender Schneeleoparden durch. Er ist weltweit die größte Organisation, die sich ausschließlich dem Schutz von Schneeleoparden im zentralasiatischen Hochland widmet. Ziele sind die Schaffung von Schutzgebieten in Zusammenarbeit mit Regierungen, Umweltbildung und Einbezug lokaler Gemeinden sowie die wissenschaftliche Erforschung der Tiere zur Optimierung von Schutzmaßnahmen. Diese Projekte kommen natürlich nicht nur Schneeleoparden zugute, sondern nebenbei auch den jeweiligen Ökosystemen mit all ihren schützenswerten Pflanzen- und Tierarten.

Zahlreiche Partnerorganisationen unterstützen den Snow Leopard Trust regelmäßig, Über 100 davon sind Zoologische Gärten oder zooverwandte Organisationen in Nordamerika und Europa, darunter der Zoo Basel, Zoo Dresden, Zoo Krefeld und  Zoo Magdeburg. Andere Zoos leisten Beiträge über andere Kanäle.

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Unterstützung von Bildungsmaßnahmen des Snow Leopard Trust

Zoo Magdeburg

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Kinder in Indien lernen über Schneeleoparden - Photo Snow Leppard Trust
Seit zwanzig Jahren hat die Haltung und erfolgreiche Zucht von Schneeleoparden im Magdeburger Zoo Tradition. Insgesamt erblickten in dieser Zeit 12 Jungtiere das Licht der Welt, die alle im Familienverband aufwuchsen. Der Zoo Magdeburg unterstützt zudem seit 2008 mit einer jährlichen Spende von US$ 10.000 das Natural Partnership Program des Snow Leopard Trust.

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Dr. George Schaller an einem Workshop in Indien - Photo: Snow Leopard Trust
Die finanzielle Unterstützung des Magdeburger Zoos ermöglicht die Durchführung von diversen Umweltbildungsprojekten im nordindischen Spiti Valley (Himachal Pradesh Region): Ein Kinderbuch über Schneeleoparden sowie Lehrmaterial für Lehrer wurde entworfen, gedruckt und verteilt. Zudem werden jährlich für etwa 40 Lehrer und 500 Jugendliche mitten im Lebensraum der Schneeleoparden Workshops in Zeltcamps durchgeführt.

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Installation im Zoo Magdeburg © Julia Kögler, Zoo Magdeburg
In diesen Seminaren vermitteln lokale Mitarbeiter des Snow Leopard Trust Wissenswertes über die Tiere und ihres Schutz, wodurch zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden. Um auch die Besucher des Magdeburger Zoos über das Projekt zu informieren, wurde an dem Gehege der Schneeleoparden eine speziell angefertigte Schneeleoparden-Figur installiert. Gleichzeitig machen Informationstafeln über die Bedrohung der Art aufmerksam und informieren darüber, wie sich jeder Einzelne für den Schutz der Tiere einsetzen kann.

Literatur und Internetquellen:

http://www.snowleopard.org

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Mithilfe bei der Unterstützung der Landbevölkerung durch den Snow Leopard Trust

Zoo Basel

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Knuddel-Schneeleopard © http://www.snowleopard.org
Um durch Schneeleoparden verursachte Schäden für die Landbevölkerung zu mildern, sind im Rahmen des Programms verschiedene Massnahmen getroffen worden,, wie z.B. die Schaffung einer Vieh-Versicherung für die lokalen Bauern, an der (Stand 2014) 260 Familien teilnehmen, eines Impfprogramms für 2500 Rindviehbestände oder alternative Verdienstmöglichkeiten. So vertreibt der Snow Leopard Trust Produkte, die von der lokalen Bevölkerung hergestellt wurden. An diesem „Snow Leopard Enterprises handicraft program“ beteiligen sich 350 Familien, und während des Zeitraums 2005 bis 2014 konnte für SAS-2015-05 Irbis Basel 2
Kamel-Strickwolle © http://www.snowleopard.org
diese ein Einkommen von über einer Million US-Dollars generiert werden.

Der Zoologische Garten Basel ist einer der Abnehmer des Programms und verkauft eine Auswahl der Produkte im Zolli-Shop.

Literatur und Internetquellen:

http://www.snowleopard.org

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Schneeleopardenschutz in Kirgistan

Zoo Zürich

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NABU-Ranger Gruppa Bars. Foto: NABU
In Kirgistan leben nur noch schätzungsweise 250 Schneeleoparden, die unter illegaler Bejagung leiden. Die deutsche Naturschutzorganisation NABU hat deshalb die Anti-Wilderer-Einheit Gruppa Bars geschaffen. Er bekämpft Wilderer und den illegalen Handel, und betreibt ein Rehabilitationszentrum für verletzte Wildtiere, um diese – wenn möglich – später wieder auswildern zu können. Mit seiner Umweltbildung leistet er wichtige Aufklärungsarbeit bei Viehhirten, in Schulen und des gesamten Bevölkerung.

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Dshamilja mir 2014 geborenem Jungtier © Cordula Galeffi, Zoo Zürich
Der Zoo Zürich züchtet seit Jahren im Rahmen des Europäischen Erhaltungszucht-Programmes (EEP) Schneeleoparden. Er engagierte sich massgeblich an der Etablierung dieses Erhaltungszuchtprogrammes in den europäischen Zoos. 2001 übernahm der Zoo den ersten von Gruppa Bars beschlangnahmten Schneeleoparden aus Kirgistan. Es war ein Weibchen, das als Jungtier von Wilderern in einer Falle gefangen und dabei an einem Hinterfuss verletzt worden war. 112 007 002 006 panthera uncia ZRH ZRH
Schneeleoparden (Panthera uncia) im Zoo Zürich © Zoo Zürich (Pressefoto)
Da das Bein nicht mehr gebrauchen war, bestand keine Möglichkeit, das Tier  wieder ausuwildern. Nach vorübergehender Unterbringung in einem deutschen Wildpark kam "Dshamilja" im Herbst 2001 nach Zürich und wurde in das Zuchtprogramm integriert. Bis 2014 brachte Sie fünfmal ein einzelnes Jungtier und einmal Zwillinge zur Welt. Zudem unterstützt der Zoo Zürich das Schutzprogramm des NABU finanziell und bezahlt aus seinem Naturschutzfonds  den Einsatz von Wildhütern in Kirgistan und der Mongolei.

Literatur und Internetquellen:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/schneeleopard/

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Tierart-Datenblatt: Schneeleopard (Panthera (Uncia) uncia)

Lebensraum: Zentralasiatische Gebirge

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Freigegeben in Katzen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx