Montag, 12 Juli 2021 13:22

HAVELKA, P. (1995)

Auswilderung, Gefangenschaftsvermehrung und Erhaltung bedrohter Tierarten -  eine Aufgabe des Naturschutzes.

Carolinea, Beiheft 9.
Staatl. Mus. f. Naturkde. Karlsruhe & Naturwiss. Ver. Karlsruhe e.V

Die historische Zeit ist gekennzeichnet durch einen zunehmenden Verlust der vom Men­schen unbeeinflussten Lebensräume. Insbesondere in den letzten hundert Jahren wird dies von einer bisher unbekannten Form des Verlustes an Tier- und Pflanzenarten lokal und weltweit begleitet. Diesen Trend zu stoppen ist das Anliegen vieler. Die Erhaltung und der Schutz der natürlichen Lebensräume ist dabei die Basis für ein langfristiges Hilfskonzept. Oft ist dies jedoch nicht einfach und es stellt sich die Frage, ob es wünschenswert ist, im Ausgleich für den Verlust an natürlichen Lebensräumen künstliche Biotope bereitzustellen. Die Schlagworte „Natur aus zweiter Hand“ sind wohl allen bestens bekannt.

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Mittwoch, 17 Februar 2021 10:30

Etruskerspitzmaus

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Spitzmausverwandte (SORICOMORPHA)
Familie: Spitzmäuse (Soricidae)
Unterfamilie: Weißzahnspitzmäuse (Crocidurinae)

D LC 650

Etruskerspitzmaus

Suncus etruscus • The Etruscan, or White-toothed, Pygmy Shrew • La musaraigne étrusque

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Zoo Dresden © Zoo Dresden

 

 

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Approximative Verbreitung der Etruskerspitzmaus (Suncusetruscus). Dunkelblau: autochthone Verbreitung; rot: eingeführte Populationen

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Zoo Dresden © Zoo Dresden

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus) in Privathaltung frisst Schwarzkäferlarve (Zophobas morio) © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Schädel der Sibirischen Etruskerspitzmaus (Suncus etruscus bactrianus Stroganov, 1958). News of the Siberian Branch of the Academy of Sciences of the USSR 1: 123-125.

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

 

 

Die Etruskerspitzmaus ist das kleinste bodenlebende Säugetier der Erde - nur die Hummelfledermaus ist vergleichbar klein. Das macht sie interessant für die Zoopädagogik. Deswegen wird sie in einigen europäischen Zoos gezeigt, obwohl ihre geringe Lebenserwartung und rasche Generationenfolge die Haltung etwas mühsam machen.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflängen von 33-50 mm, einer Schwanzlängen von 21-30 mm und einem Körpergewicht von 1.2 bis 2.7 g ist die Etruskerspitzmaus das kleinste Säugetier. Nur die erst 1973 entdeckte thailändische Hummelfledermaus (Craseonycteris thonglongyai) ist ähnlich klein. Unsere Zwergspitzmaus (Sorex minutus) ist deutlich größer und etwa doppelt so schwer. Die Etruskerspitzmaus hat weiße Zähne, nach Moschus duftende Flankendrüsen, Wimperhaare am Schwanz und ein kurzes, weiches Fell, das am Rücken rauchgrau und ohne scharfe Trennlinie am Bauch silbergrau gefärbt ist [3; 4; 5; 8].

Verbreitung

Unzusammenhängende Verbreitung in
Europa: Albanien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Malta, Montenegro, Nord-Mazedonien, Portugal, Schweiz (nur Sotto Ceneri im Kanton Tessin), Slowenien, Spanien, Türkei, Zypern. Eventuell auch Andorra, Armenien, Gibraltar, Monaco.
Asien: Afghanistan, Bahrain, Bhutan, China, Indien, Irak, Iran, Israel, Jemen. Jordanien, Laos, Libanon, Libyen, Malaysia, Myanmar, Nepal, Oman, Pakistan, Sri Lanka, Syrien, Tadschikistan, Thailand, Turkmenistan, Vietnam. Eventuell auch Brunei, Indonesien, Kuwait, Usbekistan
Afrika: Ägypten, Algerien, Äthiopien, Guinea, Marokko, Nigeria, Tunesien.

Eingeführte Populationen in Madagaskar und auf den Kanarischen Inseln [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Etruskerspitzmaus kommt vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von etwa 3'000 m vor. Sie besiedelt im Mittelmeerraum Gärten, Felder, Olivenhaine, Weinberge, offene Wälder, Macchia und Garrigue, wo sie ihre Nester vorzugsweise in Trockenmauern und Ruinen, auch in Schutt und Geröllhaufen baut. Sie ist überwiegend nachtaktiv. Sie macht keinen Winterschlaf, kann aber häufig in Tagschlaflethargie oder einen Torpor fallen, der ein Überleben für etwa einen Tag ohne Nahrungszufuhr möglich macht. Sie ernährt sich von Insekten, Spinnen und kleinen Eidechsen. Nach einer Tragzeit von 27-28 Tagen bringen die Weibchen 4 (2-6) Junge mit einem Geburtsgewicht von 0.2 g zur Welt, die 19-21 Tage gesäugt werden, in der Regel erstmals nach dem ersten Winter. Ein Weibchen kann im Lauf ihres Lebens bis zu 6 Würfe bringen [1; 3; 4; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat ist vermutlich nicht sehr häufig, hat aber eine weite Verbreitung und kommt in einer Reihe von Schutzgebieten vor. Sie wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft [1]. Die Etruskerspitzmaus dürfte das seltenste Säugetier der Schweiz sein. Der Erstnachweis erfolgte 1895 in der Nähe von Lugano, der zweite erst 2011 bei Vacallo oberhalb Chiasso [2].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Etruskerspitzmaus führt ein in der Regel vom Menschen völlig unbeachtetes Leben.

Haltung

Eine im Zoo Frankfurt geborene Etruskerspitzmaus erreichte ein Alter von 3 Jahren und 3 Monaten [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 15 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Die meisten Haltungen sind erst wenige Jahre alt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für ein Paar und dessen Nachwuchs mindestens 100x50x50 cm (LxBxH) messen, was aber wohl keine Mindestanforderung im eigentlichen Sinn darstellt. In Österreich und der Schweiz gibt es keine spezifischen Anforderungen.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Etruskerspitzmaus wurde 1822 von Paolo SAVI, einem italienischen Geologen und Ornithologen aus Pisa, als "Sorex etruscus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde sie der 1832 vom Theologen und Naturwissenschafter Christian Gottfried EHRENBERG aus Delitzsch geschaffenen Gattung Suncus zugeteilt. Im HANDBOOK werden 7 Unterarten aufgeführt, einschließlich madagascariensis, bei der es sich aber um eine vom Menschen eingeführt Population handelt. In Europa kommt die Nominatform vor [4; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. AULARGNIER, S. et al. (2017). Suncus etruscus. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T90389138A22288134. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-2.RLTS.T90389138A22288134.en . Downloaded on 17 February 2021.
  2. GO:RUMA] - Etruskerspitzmaus
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Samstag, 06 Februar 2021 09:06

KLEIMAN, D. G. & RYLANDS, A. B. (eds., 2002)

Lion Tamarins: Biology and Conservation.

422 Seiten
Smithsonian Institution PressWashington, DC. ISBN 1588340724.

Volltext (PDF): https://www.researchgate.net/publication/272492239_History_of_LT_Research_and_Conservation

Buchbesprechung (BRAIN, P. F.):

An entire volume devoted to the genus Leontopithecus that includes four of the most charismatic South American primates namely the Golden lion tamarin ( L. rosalia); Black lion tamarin (L. chrysopygus); Golden-headed lion tamarin ( L. chrysomelas) and the Black-faced lion tamarin ( L. caissara)! This book, with its 48 contributors, essentially arose out of a series of meetings discussing lion tamarin research and conservation held in Belo Horizonte, Brazil in 1997. The volume is divided into three sections, each with a series of commissioned chapters. Section 1 is devoted to ‘The history and Status of the Lion Tamarins’ and deals with issues such as the discovery of these primates; the phenomenon of their declines within their Brazilian localities in the early 1960s and the variety of conservation initiatives undertaken on them up to 2001. The statuses of these animals in both the wild and captivity are also presented. Section 1 also considers how 1968 changes in Brazilian law recognizing the role of Non-Governmental Organizations (NGOs) has resulted in “…empowerment of activities supporting biodiversity conservation, protected areas preservation and management and endangered species recovery…” The section also discusses captive breeding programmes and their potential benefits but warns that the prognoses for the four species are very different (the Golden lion tamarin, having a well-established, genetically diverse population, is certainly in the best situation). Section 2 ‘The Biology of Lion Tamarins’ considers, amongst other issues, genetic studies on these primates; their mating systems and their reproductive biology (“Critical, both for the effective management of a captive breeding program and for the assessment of the viability and future status of wild populations.”). The section also deals with behavioural ecology considerations (e.g. time budgets and the use of space); mating systems and group dynamics; infant care (lion tamarin mothers are more involved in infant transport than are other callitrichid primates and there is a greater level of provisioning to infants) and the different kinds of communication employed by these small primates. Diseases (infective but also congenital, dental and stress) are also considered. Section 3 is devoted to ‘Conservation and Management of Lion Tamarins in the Wild’ and considers reintroduction and translocation studies; the impact of pre-release environments and post-release management on reintroduced Golden lion tamarins; metapopulation management in the conservation of Black lion tamarins; in situ conservation education in relation to these animals as well as challenges for the future.

This is an impressive volume. Callitrichid enthusiasts will be pleased to have all this currently scattered information in a single book. On another level, however, the volume provides a graphic account of the range of scientific studies and other initiatives (including education and political change) needed to undertake effective conservation of complex animals such as these primates. It also, very effectively, illustrates the benefits associated with carrying out much of the work in the country of origin. It is worth reminding ourselves that a substantial number of primate species are predominantly found in only four countries, all with substantial problems

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Management of reintroduced lions in small, fenced reserves in South Africa:an assessment and guidelines.

South African Journal of Wildlife Research 43(2): 138–154.

Volltext (PDF)

Zusammenfassung:

Managers of African lions (Panthera leo) on reserves where they have been reintroduced increasingly face challenges associated with ecological regulation, genetic degradation and increased susceptibility to catastrophic events. The Lion Management Forum (LiMF) was formed in 2010 to define these challenges and explore possible solutions with the view to developing appropriate management guidelines. LiMF bases its recommendations on the ecologically sound premise that managers should, as far as possible, mimic natural processes that have broken down in reserves, using proactive rather than reactive methods, i.e. management should focus on causal mechanisms as opposed to reacting to symptoms. Specifically, efforts should be made to reduce population growth and thus reduce the number of excess lions in the system; disease threats should be reduced through testing and vaccination whenever animals are translocated; and genetic integrity should be monitored. The latter is particularly important, as most of these reserves are relatively small (typically<1000 km2). An adaptive management framework is needed to implement the guidelines developed here on reserves across the country, with regional nodes addressing more local genetic issues, within an overall national plan. Ongoing monitoring and scientific assessment of behavioural, population and systemic responses of lion populations and responsive modification of the guidelines, should improve management of lions on small reserves in South Africa. This approach will provide a template for evidence-based conservation management of other threatened species. Ultimately ‘National Norms and Standards’ must be established and a ‘National Action Plan’ for lions in South Africa developed.

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Lessons from the introduces Black rhino population in Pilanesberg National Park.

Pachyderm 26: 40-51

Volltext (PDF)

Einleitung:

Due to the drastic decline in black rhino numbers, several rhino range states took steps to translocate rhino to secure areas with suitable habitat within their former range. The aim was to build-up remaining black rhino numbers as rapidly as possible, to preserve their genetic diversity in the long tern, and to provide the biggest possible buffer against future potential poaching losses.

However the re-introductions and management of these new populations has not been entirely straightforward. The translocation process needed to be perfected and new problems arose in the introduced populations which required careful consideration.

The black rhino in Pilanesberg National Park South Africa is an introduced population which, through intensive and ongoing monitoring, has improved our understanding of rhino population characteristics currently influencing the conservation goals for black rhino.

Pilanesberg National Park was proclaimed in 1979. It covers 550km2  of rocky hills and broad alluvial valleys in a weathered alkaline volcano. The summer rainfall averages 637mm annually. Black rhino introductions occurred in several stages, beginning in 1981, and involved 24 animals in total. By the start of 1996, the population had grown to 42 animals, and in June that year Pilanesberg became a donor reserve when nine black rhino were translocated to Madikwe Game Reserve. This paper summarises the history and characteristics of the Pilanesberg population up to this stage.

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A Note on the Reestablishment of the Cheetah Population in the Pilanesberg National Park, South Africa.

African Journal of Wildlife Research 49: 12-15. DOI: 10.3957/056.049.0012.

Volltext (PDF)

Einleitung:

The establishment of protected areas is recognized as a means to conserve large mammal species, and cheetah (Acinonyx jubatus) conservation is well served by these protected areas. In South Africa, if not in one of the larger national parks (>10 000 km2) or free-roaming in the northern provinces, populations of cheetahs occur in medium-sized reserves and form part of a managed metapopulation where periodic transfers of individuals occur between them to retain genetic integrity. The Pilanesberg National Park is one such reserve within the managed metapopulation. Here, we firstly document the reproductive success of a single reintroduced female cheetah and, secondly, discuss the population’s recovery in the context of the managed metapopulation.

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New observations of the ‘extinct’ Barbary sheep Ammotragus lervia ornata in Egypt.

Oryx 36 (3): 301-304.

Abstract:

The Barbary sheep or aoudad Ammotragus lervia is widely distributed in the mountains of the Sahara and North Africa. The 2000 IUCN Red List assessment of the Egyptian subspecies A. l. ornata categorized this taxon as Extinct in the Wild. We present new evidence, collected during 1997–2000, that this subspecies is extant in both the extreme south-east and south-west of Egypt, and reassess the status of captive aoudad in Egypt. We recommend that the category of A. l. ornata on the IUCN Red List be changed to Critically Endangered, that conservation of wild aoudad in Egypt be prioritized, and that the subspecific status of both the wild and be reassessed.

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Montag, 02 November 2020 22:38

DOLLINGER, P. (Hrsg., 2008)

Was ist ein guter Zoo?

Verh.-Ber. 3. Rigi-Symposium – Goldau-Rigi, 28.02. – 01.03.2008. WAZA, Bern. 73 Seiten.

Editorial:

„Was ist ein guter Zoo?“ – diese scheinbar einfache Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn ein Zoo ist kein einfaches Ding: Er ist, im Sinne der Definition HEDIGERS (1973), gleichzeitig Freizeiteinrichtung, Lernort, Forschungsstätte und Naturschutzzentrum. Er hat demzufolge verschiedene Anspruchsgruppen, die unterschiedlichste Anforderungen stellen und, wie DAGMAR SCHRATTER ausführt, an eine Beurteilung unterschiedlichste Kriterien anlegen. Der Versuch, Zoos miteinander zu vergleichen und ein Ranking zu erstellen, wie er von HERMAN REICHENBACH dargestellt wird, kann immer nur aus einer Perspektive – im Falle des „grossen Stern-Tests“ jener des Besuchers – erfolgen und reflektiert viel eher Wahrnehmungen als die effektive Qualität, die ja massgeblich geprägt ist von Installationen hinter den Kulissen und Aktivitäten, die für Aussenstehende kaum wahrnehmbar sind. Der Versuch, die Qualität der Tierhaltung aus Besuchersicht zu beurteilen, wie er vom Schweizer Tierschutz kürzlich gemacht wurde, muss deshalb letztlich scheitern. Dazu bedarf es eines Akkreditierungsverfahrens mit Inspektion aller Teile der Einrichtung und Einblick in die Dokumentation, wie es etwa jenes der AZA, das von CORNELIA KETZ-RILEY vorgestellt wird.

Aber auch ohne Akkreditierung durch einen Zooverband haben Zoos die Möglichkeit, ihre Qualität zu überprüfen und eine Standortbestimmung vorzunehmen. CLAUDIO TEMPORAL und WERNER EBERT zeigen auf, wie das zu bewerkstelligen ist, und FRANK BRANDSTÄTTER, SASCHA GUT & MATTHIAS SCHLÄPFER sowie HENNING WIESNER liefern konkrete Beispiele dazu. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang der Beitrag von CHRISTIAN STAUFFER & ANNA BAUMANN, weil er zeigt, wie ein sinnvolles Benchmarking zwischen so verschiedenen Institutionen wie dem Zoo Zürich mit seinen aufwändigen Anlagen für exotische Tiere (Stichwort Masoala-Regenwald), und dem Wildpark Langenberg, der nur heimische Arten zeigt, gemacht werden kann.

Ethischen Gesichtspunkten sowie Fragen des Tierschutzes und des Artenschutzes kommt in Diskussionen um die Güte eines Zoos eine besondere Bedeutung zu. JÖRG LUY diskutiert Fehlintuitionen, denen man in diesem Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit schenken sollte, und JÖRG ADLER betont die Wichtigkeit des Artenschutz-Engagements anhand von Beispielen aus dem Allwetterzoo Münster.

„Am Golde hängt doch alles“ seufzt nicht nur Gretchen in GOETHES Faust, sondern auch mancher Zoodirektor. Nicht wegen des literarischen Bezuges von Faust zu Leipzig, sondern weil seine Institution in den letzten Jahren die wohl rasanteste Entwicklung in Deutschland durchmachte, ist der Leipziger Zoodirektor JÖRG JUNHOLD geradezu prädestiniert, den Zoo als Wirtschaftsunternehmen zu analysieren und die Rolle des Zoodirektors als Unternehmer zu diskutieren. Gesunde Finanzen und ein nachhaltiges Wirtschaften sind zweifellos Kernelemente für die Güte eines Zoos.

In diesem Zusammenhang ist auch auf die Studie von ROBERT BARMETTLER über die Bedeutung des Natur- und Tierparks Goldau als Wirtschaftsunternehmen hinzuweisen, die im Vorjahr an der Zoo-Marketing-Konferenz in Südafrika vorgestellt wurde.

Warum stellt sich die Frage „Was ist ein guter Zoo?“ überhaupt? Darauf fällt die Antwort nicht schwer: Weil es viele schlechte Zoos gibt. „Zoo“ ist weder ein klar definierter noch ein geschützter Begriff und daher auch keine Garantie für Qualität. Jeder, der Tiere hält, und sei es zum Verkauf, kann sich „Zoo“ nennen. Im Sinne der Definition der Richtlinie 1999/22/EG des Rates über die Haltung von Wildtieren in Zoos gibt es weltweit geschätzte 12-15'000 Einrichtungen, die als „Zoo“ gelten würden. Von diesen sind lediglich etwa 1'500 in Zoo- und Aquarienvereinigungen organisiert, d.h. erheben einen Anspruch, der über das blosse Hobby oder das Geldverdienen hinausgeht. Die grosse Mehrheit der nicht organisierten Zoos strebt also weder hoch gesteckten Ziele an, noch vermag ihre Tierhaltung höheren Ansprüchen zu genügen. Dieser Umstand beschädigt natürlich das Image der Zoos insgesamt, auch der guten, und schreit geradezu nach einer Abgrenzung.

Viele Zoos, namentlich im angelsächsischen Sprachraum, haben deshalb die Flucht angetreten: Sie nennen sich nicht mehr „Zoos“ sondern Sanctuaries, Bio Parks, Conservation Parks, oder firmieren unter etwelchen Fantasiebezeichnungen, was ein gemeinsames Marketing zugunsten der Einrichtung „Zoo“ nicht gerade erleichtert - und offenbar auch beim Publikum nicht überall gut angekommen ist. Zumindest heisst der im „Conservation Park“ umbenannte New Yorker Bronx Zoo heute wieder Bronx Zoo.

Im deutschsprachigen Raum verlief die Entwicklung etwas anders. Nur wenige Einrichtungen haben ein “grünes” Element in ihren Namen eingebaut (Görlitz, Rheine). Die große Mehrzahl hat ihren Namen – formell oder nur für Marketingzwecke – vom schwerfälligen “Zoologischen Garten” in “Zoo” abgeändert (Augsburg, Basel, Berlin, Dresden, Halle, Hannover, Hoyerswerda, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Rostock, Saarbrücken, Salzburg, Zürich), von “Waldzoo” (Osnabrück), “Kleinzoo” (Hof) oder “Babyzoo” (Wingst) zu „Zoo“ gewechselt, oder aus dem “Tiergarten” (Heidelberg, Landau, Neunkirchen, Nürnberg), “Tierpark” (Dortmund, Eberswalde, Krefeld), “Vogelpark” (Schmiding), „Freigehege für Tierforschung“ (Kronberg) oder den “Tiergrotten“ (Bremerhaven) einen “Zoo“ gemacht. Ein paar andere haben ihren traditionellen Namen behalten, aber verweisen beim Marketing unmittelbar auf den Begriff „Zoo“ (Aachener Tierpark – Euregio Zoo, Tiergarten Schönbrunn – Vienna Zoo, Haus des Meeres – Aqua-Terra Zoo, Tierpark Hellabrunn – der Zoo der Stadt München, Natur- und Tierpark Goldau – der Zoo der Zentralschweiz). Einige (Duisburg) haben sich schon immer „Zoo“ genannt und manche verwenden „Zoo“ in Wortkombinationen (Allwetterzoo Münster, Alpenzoo Innsbruck, Aquazoo Düsseldorf). Dies hat dazu geführt, dass im deutschen Sprachgebrauch der Begriff „Zoo“ hauptsächlich mit den grossen, im VDZ organisierten Zoos assoziiert wird, also mit Institutionen, die ihre Tätigkeit an der Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie ausrichten und somit für eine gewisse Qualität bürgen.

Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aussage von BJÖRN ENCKE, die Organisation der Zoos sei hinsichtlich Marketing anachronistisch, durchaus auch im deutschen Sprachraum zutrifft. Dass die Zoos ein „Konzern ohne Kommunikation“ sind, ist aber nur zum Teil den Zooverbänden anzulasten. Manche von diesen könnten zwar durchaus mehr und besser kommunizieren, dass aber die Botschaften der Verbände nicht gehört werden, hat mehr mit dem Verhalten der einzelnen Zoos zu tun. Hand aufs Herz, welcher Zoo im deutschsprachigen Raum zeigt im Eingangsbereich seines Internetauftritts die Logos von WAZA, EAZA, VDZ, OZO oder zooschweiz mit Links zu den entsprechenden Webseiten? Das sind nur ganz wenige (Aachen, Görlitz, Kronberg, Leipzig, Rostock, sowie Tallinn). Dafür findet man Links zu Rundfunkanstalten, Sparkassen, Kindermoden, Elektrizitätswerken, Lebensmittel-Grossverteilern, Hotels, Wohnbaugenossenschaften und Städtischen Kehrichtbeseitigungsbetrieben….

Währenddem sicher alle Urs Eberhard beipflichten werden, wenn er vom Nutzen von Labels aus Marketing-Sicht spricht, ist die tatsächliche Verwendung von Labels in der Zoowelt eine Katastrophe. Dass jeder Zoo ein Alleinstellungsmerkmal braucht und daher auch sein eigenes Logo pflegt, ist verständlich. Diese Notwendigkeit besteht aber für Zooverbände nicht. Es erstaunt deshalb etwas, dass sich bisher erst zooschweiz und OZO zu einem „Umbrella Branding“ unter WAZA entschlossen haben. Auch dass für jede Kampagne, jede Kooperation und viele Projekte eigene Logos geschaffen werden, stärkt das Label „Zoo“ nicht gerade.

Die Frage, was ein guter Zoo sei, von verschiedenen Standpunkten her anzugehen, wie es auf der Rigi der Brauch ist, war zielführend. Nach ausgiebiger Diskussion konnten sich die Teilnehmer auf eine kurze und prägnante Antwort einigen. Dies war möglich, weil die Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie einen umfangreichen Katalog von Empfehlungen enthält, die sich direkt an Zoos und Aquarien richten. Wenn die Zoos diesen Empfehlungen nachleben, werden sie das Ziel erreichen, gute Zoos zu sein.

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DOLLINGER, P. Editorial HTML
- Teilnehmer PDF
- Medientext PDF
- Ergebnisse PDF
EBERHARD, U. Nutzen von Labels aus Marketing-Sicht PDF
REICHENBACH, H. Was ist ein guter Zoo: Aussensicht PDF
ENCKE, B. Vermittlungsfehler – Konzern ohne Kommunikation PDF
SCHRATTER, D. Was ist ein guter Zoo: Innensicht PDF
KETZ-RILEY- C.J. Akkreditierung bei der AZA PDF
TEMPORAL, C. Qualitätssysteme PDF
EBERT, W. Nachhaltigkeit als Messgrösse für Zooqualität PDF
LUY, J. Zooqualität und Ethik PDF
ADLER, J. Der Zoo, eine Naturschutzorganisation PDF
JUNHOLD, J. Der Zoo, ein Wirtschaftsunternehmen PDF
BAUMANN & STAUFFER System von Qualitätsindikatoren für Zoo und Wildpark PDF
BRANDSTÄTTER, F. Qualitätsmessung mit Besucher-Befragung im Zoo Dortmund PDF
GUT & SCHLÄPFER Qualitätsmessung durch die Fachhochschule Basel PDF
WIESNER, H. Zoo-Qualität durch Innovation im Münchener Tierpark Hellabrunn PDF
Ganzer Band (mittlere Druckqualität) PDF

dollinger-biblio

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Freitag, 30 Oktober 2020 08:47

YANG H., XIE B., ZHAO, G .et al. (2020).

Elusive cats in our backyards: persistence of the North Chinese leopard (Panthera pardus japonensis) in a human-dominated landscape in central China.

Integrative Zoology 00: 1–17.
https://www.researchgate.net/publication/343802258_Elusive_cats_in_our_backyards_persistence_of_the_North_Chinese_leopard_Panthera_pardus_japonensis_in_a_human-dominated_landscape_in_central_China

Abstract:


The North Chinese leopard (Panthera pardus japonensis), the least‐known big cat, disappeared in most historical range for decades, following the development of modern civilization. Unfortunately, we have scarce knowledge about the status of this big cat so far, apart from anecdotal reports. In this study, we investigated density, distribution and habitat use of leopard, the apex predator, in a complex forest landscape in the Loess Plateau. We used a camera‐trapping network to obtain population estimates for leopards over two years through spatially explicit capture‐recapture models (SECR). Our results, based on maximum likelihood and Bayesian / MCMC methods, reveal that the largest wild population of the leopard was found widely distributed in remnant forests in central Loess plateau. The population is increasing in our study area, and the density of leopards (1.70 (SE = 0.48)‐2.40 (SE = 0.67) / 100 km²) is higher than other areas of China. According to the analysis of two seasonal occupancy models, prey species drive partially the leopard habitat use, predicting that the big cat thrives from the recovery of prey community*. However, human disturbances, especially oil wells, seems to have negative impacts on the habitat use of leopards. Specifically, it is necessary to joint efforts by the government and researchers to improve human disturbances management and prey species population density, as well as strengthen the investment in research on the North China Leopard, which could all further strengthen protection ability and ensure the long‐term survival of this species.

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*The leopard prey species include the Siberian roe deer (Capreolus pygargus), the wild boar (Sus scrofa), as well as some small mammals such as the Asian badger (Meles leucurus) and the Tolai hare (Lepus tolai).

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Freitag, 31 Juli 2020 10:02

WOLFRAM, G. & MIKSCHI, E. (2007)

Rote Liste der Fische (Pisces) Österreichs.

In: Zulka, K. P. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs, Teil 2. Grüne Reihe des Lebensministeriums Band 14/2. Böhlau-Verlag, Wien, Köln, Weimar.

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit folgt den Richtlinien zur Fortschreibung der Roten Liste gefährdeter Tiere Österreichs (Zulka et al. 2001). Die aktuelle Checkliste der Fische Österreichs umfasst 84 Taxa. Im Vergleich zur letzten Roten Liste (Spindler et al. 1997) wurden einige Taxa aufgrund aktueller nomenklatorischer und taxonomischer Entwicklungen, auf die gesondert eingegangen wird, neu aufgenommen. Zwei Taxa werden als weltweit ausgestorben (Kategorie EX; Extinct) beurteilt, fünf Taxa sind regional ausgestorben (Kategorie RE; Regionally Extinct). In der Gefährdungs-kategorie „Critically Endangered“ (CR, vom Aussterben bedroht) finden sich sechs Ar-ten, 18 in der Kategorie „Endangered“ (EN; stark gefährdet) und 15 in der Kategorie „Vulnerable“ (VU; gefährdet). Neun Arten stehen auf der Vorwarnliste (Kategorie NT; Near Threatened), 17 weitere Arten, also rund ein Fünftel der aufgenommenen Taxa, sind in Österreich der Kategorie „Least Concern“ (LC; nicht gefährdet) zugeordnet. Für drei Taxa mit äußerst unsicherer taxonomischer Situation reicht die Datenlage für eine Einstufung nicht aus (Kategorie DD; Data Deficient). Bei weiteren neun in die Checkliste aufgenommenen Arten handelt es sich um überregional verbreitete und reproduzierende Neozoen, die explizit nicht in die Beurteilung im Rahmen der Roten Liste einbezogen werden (Kategorie NE; Not Evaluated). Aufgrund geänderter Definitionen der Gefährdungskategorien ist die vorliegende Arbeit mit der Roten Liste von Spindler et al. (1997) nur bedingt vergleichbar. Die meisten Unterschiede der Gefährdungseinstufung sind auf methodische Änderungen oder eine geänderte Datenlage zurückzuführen.


Volltext: http://www.dws-hydro-oekologie.at/wp-content/uploads/wolfram_mikschi_2007_rotelistefische.pdf

wolfram-biblio

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx