Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Asiatische Goldkatze

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D NT 650

EEPAsiatische Goldkatze

Catopuma temminckii • The Asian Golden Cat • Le chat doré d'Asie

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Heidelberg © Zoo Heidelberg

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Asiatischen Goldkatze (Catopuma temminckii)

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Allwetterzoo Münster © Zoo Münster

 

 

 

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Handaufzucht einer Asiatischen Goldkatze (Catopuma temminckii) im Allwetterzoo Münster © Allwetterzoo (Pressefoto)

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Wuppertal © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Peking © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Junge Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Zoo Wuppertal © Zoo Wuppertal (Pressefoto)

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

 

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Asiatische Goldkatze (Catopuma temminckii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Bei der Asiatischen Goldkatze verläuft der Haarstrich von Kopf bis zum Schwanz nach hinten. Der umgeklappte Schwanz reicht bis zu den Schulter. Zeichung Peter Dollinger für das CITES Identification Manual.

 

Weitere Bilder auf Biolib

Die Asiatische Goldkatze ist eine in ihrem Ursprungsgebiet potenziell gefährdete, größere Mittelkatze, die als Botschafterart für Natur- und Artenschutz in Südostasien herangezogen werden könnte, die faktisch aber nur in wenigen Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Asiatische Goldkatze erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (66-)75-105 cm, eine Schulterhöhe von rund 56 cm und eine Schwanzlänge von 42-68 cm. Kater werden 12-16 kg, Kätzinnen etwa 8.5 kg schwer. Der Kopf ist mit schwarzen und weißen Flecken oder Streifen gezeichnet. Das Kinn ist weiß, die Rückseite der abgerundeten Ohren schwarz mit einem zentralen, hellen Fleck. Ansonsten ist die Körperoberseite entweder einfarbig grau, gold-, zimt- oder rotbraun, oder mit schwarzen Flecken und Streifen überzogen. Die Unterseite ist heller teilweise auch mit schwarzen Flecken oder Streifen. Relativ häufig gibt es melanistische Exemplare [3; 10].

Verbreitung

Süd- und Südost-Asien: Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Nordost-Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Burma, Nepal, Thailand, Vietnam [4].

Lebensraum und Lebensweise

In ihrem Ursprungsgebiet werden Goldkatzen nur gelegentlich kurz beobachtet und man weiß fast nichts über ihr Leben. Trotzdem genießen sie ob ihrer Wildheit großen Respekt bei den Einheimischen. In Thailand wird die Goldkatze „Sua Fai“ der Feuertiger genannt und gilt dort sogar als Herrscher aller Katzen [PM Zoo Wuppertal, 27.08.2006].

Die Asiatische Goldkatze lebt hauptsächlich in Wäldern, einschließlich tropischen und subtropischen Feuchtwäldern, immergrünen Mischwäldern und laubabwerfenden Trockenwäldern, gelegentlich kommt sie auch in offenen Landschaften vor. Ihre Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis auf 3'900 m. Über ihre Ökologie und Lebensweise ist sehr wenig bekannt, da sie im Freiland fast nicht erforscht ist. Sie ist wahrscheinlich ein Einzelgänger, lebt in individuellen Wohngebieten, die im thailandischen Phu-Khieu-Nationalpark rund 30 (Katzen) bis 50 (Kater) km² groß sind. Sie scheint tagsüber wie in der Nacht aktiv zu sein und überwiegend auf dem Boden zu jagen, ist aber auch ein guter Kletterer [4; 10].

Nach einer Tragzeit von 79-80 Tagen werden 1-3 Junge mit einem Gewicht von rund 250 g geboren. Diese werden mit 2 Jahren geschlechtsreif [3; 10].

Gefährdung und Schutz

Der Wald als hauptsächlicher Lebensraum der Asiatischen Goldkatze schrumpft immer mehr. Auch die Jagd reduziert die Bestände. Daher wird die Art aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED) [4].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. Seit 2016 setzt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behördee Patrouillen aus ausgebildeten lokalen Dorfbewohnern zur Bekämpfung der Wilderei ein, bietet Umweltbildung in den Dorfschulen und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für die Lehrkräfte an, und führte ein dreijähriges Programm zur nachhaltigen Entwicklung der Dorfgemeinschaften im Nakai-Distrikt durch. Von diesen Maßnahmen profitiert u.a. die in Laos nicht häufige Asiatische Goldkatze [4]. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

In allen Ländern ihres Verbreitungsgebiets wird die Asiatische Goldkatze illegal gejagt bzw. in Fallen gefangen. Es mehren sich die Anzeichen, dass ihre Körperteile zunehmend als Ersatz für Tigerteile in der traditionellen Chinesischen Medizin verwendet werden [4].

Weil die Art in Anhang I von CITES aufgeführt ist, ist der legale internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen unbedeutend. Von 2001-2017 wurden z.B. nur 3 Pelzmäntel und 35 Pelzfelle zur Ausfuhr genehmigt, wobei es sich im Wesentlichen um Vorerwerbsexemplare handelte, die bereits in Drittländern waren. Im selben Zeitraum wurden aus Südostasien 10 lebende Wildfänge und weltweit 18 Nachzuchttiere international verschoben [1].

Haltung

Für eine optimale Haltung empfiehlt die EAZA ein Außengehege mit einer Fläche von mindestens 150 m² and einer Mindesthöhe von 2.5 m. Bei der Haltung eines Paars ist ein Abtrenngehege erforderlich, das mit dem Hauptgehege durch zwei Schieber verbunden werden kann. Wichtiger als die Gehegegröße ist jedoch die Einrichtung, die den Katzen gute Bedingungen bieten soll, um zu klettern, sich zu verstecken und in Ruhe zu schlafen. Die Einblicke für das Publikum sollten beschränkt werden, die Katzen sollten jedoch in die Gehegeumgebung hinaussehen können [7].

Im Zoo können Asiatische Goldkatzen ein Alter von über 20 Jahren erreichen. Ein Wildfang starb im Zoo Helsinki mit schätzungsweise 23 Jahren [9]. 2013 glückte im Allwetterzoo Münster weltweit zum ersten Mal die Nachzucht von zwei Jungtieren durch künstliche Besamung [PM Allwetterzoo].

Haltung in europäischen Zoos: Asiatische Goldkatzen werden in nur sehr wenigen Zoos gehalten, darunter in zweien in Deutschland. Für Details siehe Zootierliste. Seit 1993 gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Heidelberger Zoo koordiniert wird. Allerdings lag der Bestand 2021 bei nur noch 12 Tieren und die Zukunft sieht auch nicht glänzend aus, zumal einige der wenigen Programmteilnehmer nur Einzeltiere halten und manche Weibchen schon sehr alt und nicht mehr fruchtbar sind [11].

Forschung im Zoo: Asiatische Goldkatzen sind gelegentlich Gegenstand von veterinärmedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten mit dem Ziel, ihre Haltung zu optimieren [5; 6; 8]. So begann z.B. Im Herbst 2005 der Diplombiologe Tobias EHLERT von der Universität Frankfurt eine mehrjährige Doktorarbeit, in deren Rahmen er das Sozialverhalten und die Aktivitätsverteilung der Goldkatzen im Zoo Heidelberg und im Allwetterzoo Münster studierte. In der Dämmerung waren die Tiere am aktivsten. 45.7% der Zeit verbrachten die Tiere mit Schlafen oder Ruhen, 23.6% mit Laufaktivitäten, davon 3.6% mit stereotypem Hin- und Herlaufen (Pacing). Fastentage erhöhten bei einzelnen Tieren das Aggressionspotential [2].

Mindestanforderungen an Gehege: Bei den im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Gehegegrößen für Mittelkatzen liegt ein redaktionelles Versehen vor. Der Text, auf den sich die Arbeitsgruppe geeinigt hatte, lautet für die Asiatische Goldkatze und die anderen Mittelkatzen wie folgt: „Außengehege 50 m² pro Paar, unterteilt in verbindbare Einzelgehege (Verhältnis 1:1 oder 1:2), für kletternde Arten 2.50 m hoch. Falls für nicht winterharte Arten Außengehege vorgesehen sind, ist zusätzlich ein heizbarer, unterteilbarer Innenraum von 20 m² / 50 m³ pro Paar, erforderlich.“

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Asiatische Goldkatzen ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und einer Höhe von 2.5 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Es ist ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m und für jedes weitere Tier 10 m² zusätzlich vorgeschrieben.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Goldkatzen mindestens paarweise gehalten werden, obwohl sie meistens Einzelgänger sind. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 25 m² haben, für jedes weitere Tier 2.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Asiatische Goldkatze wurde 1827 von dem irischen Zoologen Nicholas Aylward VIGORS und seinem US-amerikanischen Kollegen Thomas HORSFIELD als "Felis temminckii" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Von 1832 bis 1999 wurde sie meistens unter der Gattungsbezeichnug Profelis geführt, gelegentlich als Pardofelis. Seitdem läuft sie mit ihrer Schwesterart badia aus Borneo unter der vom russischen Forschungsreisenden Nikolai Aleksejevitsch SEVERTZOV 1858 vergebenen Gattungsbezeichnung Catopuma [4; 10].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. EHLERT, T. (2013)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. McCARTHY, J. et al. (2015). Catopuma temminckii (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T4038A97165437. http://www.iucnredlist.org/details/4038/0. Downloaded on 18 June 2018.
  5. MOORE-JONES, J. (2013)
  6. NIEMANN, N. (2008)
  7. REICHLER, S. (2018)
  8. WAIBEL, B. (2004)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. REICHLER, S. (2021). Asian Golden Cat (Catopuma temminckii) Report for Felid TAG Mid Year Meeting 2021. PPT. EAZA Amsterdam

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Puma

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Puma

Puma concolor • The Puma, Cougar or Mountain Lion • Le puma

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Puma (Puma concolor im Xcaret-Park, Playa del Carmen, Mexiko © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Pumas (Puma concolor)

 

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Puma (Puma concolor) im Tierpark Hellabrunn © Tierpark Hellabrunn

 

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Puma (Puma concolor) im Siky Parc, Crémines © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor im Xcaret-Park, Playa del Carmen, Mexiko © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma-Jungtier (Puma concolor) in der Tierwelt Herberstein © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor) im Zoo am Meer, Bremerhaven © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor) in der Tierwelt Herberstein © Thomas Lipp, Tierwelt Herberstein

 

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Puma (Puma concolor) im Zoo am Meer, Bremerhaven © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Puma (Puma concolor) im Parken Zoo, Eskilstuna © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Junger Montana-Puma (Puma concolor missoulensis) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Junger Montana-Puma (Puma concolor missoulensis) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Puma (Puma concolor) im Tierpark Dählhölzli, Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Puma (Puma concolor im Xcaret-Park, Playa del Carmen, Mexiko © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mäntel aus Pumafellen (Puma concolor), links naturfarben, rechts mit Gepardenmuster bedruckt. Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

 

Weitere Bilder bei BioLib

Der auch als Berg- oder Silberlöwe genannte Puma ist seit Karl MAYs Zeiten eine Populäre Tierart und daher in vielen Zoos zu sehen. Da er aber als Art nicht gefährdet ist, keine europäischen Zuchtprogramme existieren und sich nur wenige Zoos auf amerikanische Fauna spezialisiert haben, hat sein Vorkommen in europäischen Zoos und namentlch im deutschsprachigen Raum deutlich abgenommen.

Körperbau und Körperfunktionen

Pumas erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 105-160 cm, eine Schulterhöhe von 60-90 cm und eine Schwanzlänge von 60-85 cm. Kätzinnen haben ein Gewicht von 34-48 kg und Kater ein solches von 53-72 kg, bisweilen mehr. Das Fell ist kurz, dicht und ungefleckt, oberseits gelbbraun bis rötlichbraun oder silbergrau, am Schwanzende dunkler, an Kinn, Brust und Bauch weiß, die Schnauzenpartie mit schwarz-weißer Zeichnung. Die Schwanzspitze ist dunkel. Jungtiere sind beigefarben mit kräftigen großen Flecken, die während des ersten Lebensjahrs verblassen, und schwarzer Schwanzspitze. Gelegentlich gibt es auch Schwärzlinge [6].

Jungtiere sind schwärzlich gefleckt und haben tiefschwarze Ohren. Die Fleckung verschwindet mit dem Wechsel des Jungendkleides. Die Fellfarbe der Erwachsenen variiert von gelb- oder rotbraun über rotgrau bis silbergrau. Schwanzspitze, Gesichtszeichnung und Ohren sind schwarz bzw. grauschwarz [6].

Verbreitung

In vielen verschiedenen Lebensräumen in Nord-, Mittel- und Südamerika: von Kanada über die USA und Mexiko bis an die Südspitze von Chile. In Nordamerika ist er aber aus der ganzen östlichen Hälfte verschwunden uns in Uruguay wurde er ausgerottet, wobei ab etwa 1970, nach Zeitungsberichten auch 2014, wieder einzelne Tiere gesichtet wurden [10].

Lebensraum und Lebensweise

Trotz ihres vergleichsweise geringen Körpergewichts sind Pumas in der Lage, große Tiere, wie Wapitis zu überwältigen. Da ihre Kiefer zu schwach sind, um einem erwachsenen Wapiti die Kehle zu durchtrennen, nehmen sie die Pfoten zu Hilfe und brechen dem Wapiti das Genick. Ansonsten reicht das Nahrungsspektrum bis hinab zur Maus. An der Pazifikküste gehören auch Seehunde und Seelöwen, in Florida Alligatoren zu ihrem Beutespektrum [8; 12].

Im Freiland überlappen sich die Territorien der Kater nicht oder nur marginal, dagegegen können mehrere Kätzinnen-Territorien innerhalb eines Katerterritoriums liegen. Der Raumbedarf ist in der Wildbahn vom Nahrungsangebot abhängig und kann für einen Kater zwischen 32 bis über 1'000 km² liegen [4]. Der Puma ist im Prinzip ein Einzelgänger, zeigt aber soziale Verhaltensweisen, die über den Funktionskreis der Fortpflanzung und die Verteidigung des Territoriums hinausgehen: Es besteht innerhalb der Katerterritorien jeweils ein lockeres soziales Netz. Eine in Wyoming durchgeführte Studie ergab, dass es bei erwachsenen Tieren in Abständen von 11-12 Tagen zu sozialen Kontakten kommt und dass die Tiere ihre Beute mit Artgenossen teilen. Entsprechende Beobachtungen machte auch ein Forscherteam im chilenischen Torres del Paine-Nationalpark [14; 15].

Die Fortpflanzung ist an keine Jahrezeit gebunden. In Nordamerika fällt die Ranz aber meist in den Frühling. Nach einer Tragzeit von 92-96 Tagen werden 1-6 Junge geboren [8].

Gefährdung und Schutz

Obwohl die Bestände abnehmen und er vor allem in Nordamerika aus viel Gebieten verschwunden ist, ist der Puma nicht gefährdet, da er noch immer weit verbreitet ist und das größte Verbreitungsgebiet aller landbewohnenden Säugetiere in der westlichen Hemisphäre hat. (Rote Liste: LEAST CONCERN) [10].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Populationen in Zentralamerika (P.c. costaricensis) fallen unter Anhang I.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die ecuadorianische Umweltschutzorganisation Jocotoco betreibt das 4'000 ha große Tapichalaca-Naturschutzgebiet. Dieses liegt zwischen dem Podocarpus- und dem Yacuri-Naionalpark und ist ein wichtiger Korridor für den Puma und andere Wildtiere. Der Zoologisch-Botanische Garten Wilhelma unterstützt die Bestrebungen Jocotocos zum Schutz des Lebensraums und hat für den Kauf von Regenwaldfläche seit 2019 über 250'000 € aufgewendet (Stand Juli 2022, Internetseite der Wilhelma]

Bedeutung für den Menschen

Der Puma wurde in weiten Teilen seines Verbreitungsgebiets durch Viehzüchter ausgerottet, um allfällige Verluste in ihren Nutzviehbeständen zu vermeiden. BREHM berichtet dazu: "Die Gauchos, jene tolldreisten Reiter der Steppen oder Pampas von La Plata, finden ein besonderes Vergnügen in der Jagd des Puma, hetzen ihn auf offenem Felde mit großen Hunden und tödten ihn, nachdem letztere ihn gestellt haben, mit ihren Bolas oder Wurfkugeln oder schleudern ihm, indem sie ihm auf ihren flüchtigen Pferden nachsetzen, die niemals fehlende Wurfschlinge um den Hals, bringen ihr Pferd in Galopp und schleifen ihn hinter sich her, bis er erwürgt ist. In Nordamerika wird er gewöhnlich durch die Hunde auf einen Baum gejagt und von dort herabgeschossen. Auch fängt man ihn in Schlagfallen." [3]

In manchen Gebieten wird der Puma legal bejagt [10]. Von 1977-2017 wurden im internationalen Handel Exporte von 9'581 Fellen und 4'636 Jagdtrophäen registriert. Davon kamen 5'466 bzw. 2'504 aus Kanada und 1'241 bzw. 1'996 aus Argentinien. Im selben Zeitraum genehmigten die Ursprungsländer die Ausfuhr von 140 lebenden Wildfängen, ferner wurden weltweit Nachzuchttiere exportiert [5].

Gelegentlich gibt es Zeitungsberichte über Puma-Attacken auf Menschen [z.B. SPIEGEL online vom 20.05.2018, Berliner Zeitung vom 12.11.2013].

Haltung

Der Puma ist zwar an sich ein Einzelgänger, aber im Zoo ist eine paarweise Haltung durchaus möglich, wobei sich manche Kater sogar an der bis zwei Jahre dauernden Jungenaufzucht beteiligen.

Pumas könen im Zoo ein Alter von 23 Jahren erreichen [11].

Haltung in europäischen Zoos: Pumas werden in rund 110 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Dutzend im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Pumas waren früher in Zoos häufiger, in den letzten Jahren hat aber die Zahl der Haltungen nicht mehr abgenommen, obwohl die EAZA empfiehlt, die Art nich anzuschaffen und vorhandene Tiere durch Vertreter seltener Leoparden-Unterarten zu ersetzen.

In Europa gibt es weder ein Zuchtbuch noch ein  Erhaltungszuchtprogramm für den Puma. Bei den meisten gehaltenen Tieren sind weder Herkunft noch Unterart bekannt. Bei einigen wenigen handelt es sich um Montana- (P. c. missoulensis = cougar) oder Chilenische (P. c. puma) Pumas.

Forschung im Zoo: Der Puma ist gelegentlich Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren oder naturwissenschaftliche Grundlagen zu erarbeiten [1; 2]. Grundlagenforschung über das Mittel- und Innenohr von Feliden wurde u.a. anhand von Präparaten von Puma concolor durchgeführt. Dabei wurden Schädelpräparate mittels Mikro-Computertomographie gescannt und die daraus entstandenen zweidimensionalen Scans mit einer Rekonstruktionssoftware bearbeitet, um dreidimensionale Rekonstruktionen der Bestandteile der Ohrregion zu erhalten [7].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Pumas ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 100 m² Fläche und 3 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 50 m² zusätzlich zur Verfügung stehen.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² mit einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für jedes Tier muss eine individuelle Schlafbox von 2.5 m² Fläche vorhanden sein.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023), fordert, dass Pumas mindestens paarweise gehalten werden müssen, was im Fall einer überwiegend solitär lebenden Art wenig Sinn mach, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass ein Wetterschutz mit Einstreu vorhanden sein muss.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Puma wurde 1771 von Carl von LINNÉ als "Felis concolor" beschrieben. Der schottische Naturforscher Sir William JARDINE stellte ihn 1834 in die Gattung Puma, die in der Folge lange als Subgenus angesehen wurde. Der Puma wird zwar auch Berglöwe oder Silberlöwe genannt, aber abgesehen davon, dass das Fell der Erwachsenen einfarbig ist, hat er mit dem Löwen nichts gemein. Vielmehr gehört er zu den Kleinkatzen, wo er neurdings zusammen mit dem Jaguarundi und dem Geprden die Tribus Acinonychini bildet. Das heißt z.B. dass er nicht brüllt wie ein Löwe, sondern  Laute von sich gibt, die - abgesehen von der Lautstärke - denen der Hauskatze ähneln. Auch ist er kein Rudeltier, sondern wie die meisten Katzen ein Einzelgänger [8; 12; 13].

Da der Puma eine extrem weite Verbreitung hat, verwundert es nicht, dass eine Vielzahl an Unterarten beschrieben worden ist. Sowohl bei HALTENORTH & TRENSE [9] als auch bei WILSON & MITTERMEIER [12] sind es nicht weniger als 30. Nach neueren molekular-genetischen Untersuchungen [6] gehören jedoch alle nordamerikanischen Populationen zu einer einzigen Unterart (P. c. cougar), eine weitere gibt es in Mittelamerika (costaricensis) und vier in Südamerika (capricornensis, cabrerae, concolor und puma).

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. AMBROSCH, J. (2009)
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  5. CITES TRADE DATA BASE
  6. CULVER, M,, JOHNSON, W.E., PECON-SLATTERY, J. & O'BRIEN, S. J. (2000)
  7. ETMAYR, L. (2014)
  8. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  9. HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)
  10. NIELSEN, C. et al. (2015). Puma concolor (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T18868A97216466. http://www.iucnredlist.org/details/18868/0. Downloaded on 18 June 2018.
  11. WEIGL, R. (2005)
  12. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  13. >WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  14. ELBROCH, L. M., LEVY, M., LUBEL, M., QUIGLEY, H. & CARAGIULO, A. (2017)
  15. LAGOS, N., SEPÚLVEDA, C., PINO, R., SEGURA, B, GERSTLE, J., GAMBOA, F. & MUÑOZ-DONOSO, C. (2017)

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Jaguarundi

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Jaguarundi

Puma (Herpailurus) yagouaroundi • The Eyra Cat or Jaguarondi • Le jaguarondi

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo von Mährisch Ostrau / Ostrava © Zoo Ostrava

 

 

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Approximative Verbreitung des Jaguarundis (Puma yagouaroundi)

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

112 007 001 031 Puma yagouaroundi TPB KR1
Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jaguarundi (Puma yagouaroundi) im Zoo Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Zoo Krefeld © Zoo Krefeld

 

 

112 007 001 031 puma yagouaroundi posen alt wDreier1
Jaguarundi (Puma (Herpailurus) yagouaroundi) im Alten Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Farbvariationen von Jaguarundi-Fellen (Puma (Herpailurus) yagouaroundi. Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Mantel aus "Silver Cat"-Fellen, d.h. Jaguarundis (Puma (Herpailurus) yagouaroundi). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

Weitere Bilder auf BioLib

Der im Freiland nicht gefährdete Jaguarundi ist eine marderähnliche, einfarbige und daher eher unscheinbare Kleinkatze, die in europäischen Zoos nicht sehr häufig gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Jaguarundi erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 55 (49-83) cm, eine Schulterhöhe von etwa 34 cm, eine  Schwanzlänge von 32 (27-59) cm und ein Gewicht von 3-7.6(-9) kg. BREHM beschreibt ihn als "schlankes, schmächtiges Thier, welches durch seinen gedehnten Körper und seinen langen Schwanz beinahe an die Marder erinnert. Der Kopf ist klein, das Auge mittelgroß, das Ohr abgerundet, die Behaarung kurz, dicht und von schwarzgraubrauner Farbe; die einzelnen Haare aber sind an der Wurzel tiefschwarzgrau und vor der dunkelbraunen Spitze schwarz, weshalb das Thier bald heller, bald dunkler erscheint." Faktisch gibt es allerdings von Fuchsrot bis fast Schwarz unterschiedliche Farbschläge, wobei Junge aus demselben Wurf verschieden gefärbt sein können. Im Gegensatz zu den einfarbigen Erwachsenen sind die Jungtiere gefleckt. Jaguarundis haben eine runde Pupile, die sich kreisförmig zusammenzieht [1; 2; 5; 8].

Verbreitung

Nord-, Mittel- und Südamerika: Mexiko, ganz Mittelamerika, ganz Südamerika mit Ausnahme von Uruguay, wo die Präsenz unsicher ist, und Chile, in den USA (Texas) möglicherweise ausgestorben[2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Jaguarundi besiedelt vom tropischen Regenwald bis zu Wüstengebieten die unterschiedlichsten Lebensräume, einschließlich Kulturland. Er ist überwiegend tagaktiv und gilt als solitär, allerdings gibt es auch Freilandbeobachtungen, wonach mehrere Tiere beisammen angetroffen wurden. Die Tiere bewegen sich überwiegend am Boden fort, schwimmen gut, klettern aber nicht besonders gern. Abhängig vom Nahrungsangebot sind ihre Streifgebiete sehr unterschiedlich groß. Die Angaben reichen von 8.3 km² bis 99 km². Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinnagern, dazu werden Vögel, Reptilien und Frösche gefangen, gelegentlich größere Säugetiere, z.B. Spießhirschkälber, getötet oder Früchte gefressen [2; 5, 8].

Es gibt keine feste Paarungszeit. Nach einer Tragzeit von (70-)72-75 werden meist 2(1-3) Junge in einem Versteck geboren, das sich in einer Baumhöhle, in Gestrüpp oder dichtem Gras befinden kann. Mit etwa 33-40 Tagen nehmen sie erstmals feste Nahrung zu sich. Kätzinnen werden mit 18-30, Kater mit 24-36 Monaten geschlechtsreif [3; 5; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Jaguarundi ist weniger häufig als früher vermutet, gilt aber nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 noch nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2].

Der internationale Handel ist durch CITES geregelt bzw. eingeschränkt. Die nord- und mittelamerikanischen Populationen sind in Anhang I, die südamerikanischen in Anhang II aufgeführt.

Bedeutung für den Menschen

In präkolumbianischer Zeit sollen Jaguarundis von den Indios gezähmt und wie Hauskatzen als Mäusevertilger gehalte worden sein [5].

Jaguarundis werden nicht gezielt für Handelszwecke bejagt, geraten aber immer wieder in Fallen, die für andere, für das Pelzgewerbe interessantere Arten aufgestellt wurden. Allenfalls wird ihnen dort nachgestellt, wo sie in Geflügelställe eindringen und Schaden anrichten [3].

Der internationale Handel ist bescheiden. Nebst einigen anderen Teilen und Erzeunissen wurden von 1977-2017 nur 11 exportierte Felle und 300 Felltafeln registriert. Im selben Zeitraum genehmigten die Ursprungsländer die Ausfuhr von 31 lebenden Wildfängen, und 139 Nachzuchttiere wurden grenzüberschreitend transportiert, fast alle ab 1991 und davon 24 aus Brasiliern und 23 aus den Niederlanden [4].

Haltung

Jaguarundis können im Zoo ein Alter von 15 Jahren erreichen [7]. Paar- oder gruppenweise Haltung ist in der Regel problemlos. BREHM berichtet, dass gehalteneJaguarundis zwar der Versuchung nicht widerstehen könnten, Geflügel zu töten. Aber ansonsten *war das Thier sehr zahm, spielte in seiner Jugend mit Katzen und Hunden, mit Pomeranzen und Papier und war besonders einem Affen zugethan, wahrscheinlich, weil dieser es von den lästigen Flöhen befreite. Mit zunehmendem Alter wurde die Eyra unfreundlicher gegen andere Thiere, blieb aber zutraulich und sanft gegen Menschen, falls letztere sie nicht bei dem Fressen störten. Uebrigens machte sie keinen Unterschied zwischen ihren Wärtern und fremden Personen, zeigte auch weder Gedächtnis für empfangene Wohlthaten, noch für erlittene Beleidigungen." [2]

Haltung in europäischen Zoos: Jaguarundis werden in rund 25 Zoos gehalten, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden, wo der Bestandstrend negativ ist. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und auch kein Zuchtbuch für diese Art. Der Bestand in EAZA-Institutionen wird jedoch überwacht. 2021 hielten 19 europäische EAZA-Zoos zusammen 34 Tiere. Der Unterartstatus dieser Tiere ist nicht geklärt.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Jaguarundis verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein, ferner ein unterteilbares Innengehege von 12 m² pro Paar.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Jaguarundis ein Außengehege mit einer Fläche von 40 m² und einer Höhe von 3 m vor. Aus unerfindlichen Gründen ist dies mehr als für den dreimal mehr Körpermasse aufweisenden Luchs. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. In der früheren Fassung der Verordnung wurde für ein Paar ein Gehege mit einer Fläche von 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorgeschrieben. Es muss ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein, das für jedes weitere Tier um 4 m² zu erweitern ist.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Jaguarundis mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 25 m² haben, für jedes weitere Tier 2.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Jaguarundi wurde 1803 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als  "Felis yagouaroundi" beschrieben. Reginald Innes POCOCK vom Londoner Naturhistorischen Museum stellte die Art 1907 in die Gattung Puma. Nach Ingrid WEIGEL von der Zoologischen Staatssammlung München gehört sie seit 1961 in die monotypische Gattung Herpailurus. 2008 kam sie wieder in die Gattung Puma, was aber gegenwärtig von der IUCN abgelehnt wird. Es sind 8 Unterarten anerkannt. Die rote Farbphase wurde lange unter der Bezeichnung Felis eyra als eigene Art angesehen [2; 3; 8; 9].

   

Literatur und Internetquellen<

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CASO, A. et al. (2015). Herpailurus yagouaroundi. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T9948A50653167. http://www.iucnredlist.org/details/9948/0. Downloaded on 18 June 2018.
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. FELID TAG (2021). Herpailurus yagouaroundi MON-P 2020-2021. PPT-Presentation.

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:39

Zwergtigerkatze

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D VU 650

EEPZwergtigerkatze

Leopardus tigrinus (mit L. guttulus) • The Little Spotted Cat or Little Tiger Cat • Le chat-tigre ou l'oncille

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Dortmund © Frank Brandstätter, Zoo Dortmund

 

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Approximative Verbreitung der Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus)

 

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Zwergtigerkatzen (Leopardus tigrinus) im Zoo Dortmund © Frank Brandstätter, Zoo Dortmund

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Londoner Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Dortmund © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Mülhausen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Zwergtigerkatze (Leopardus tigrinus) im Zoo Prag © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Tigerkatzenfelle, Details. Links Mato Grosso-Tyo, rechts Ceara-Typ © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mantel aus Zwergtigerkatzenfellen "Ceara Type". Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

Weitere Bilder auf Biolib

Die Zwergtigerkatze wird auch Ozelotkatze, Oncille oder Tigrillo genannt. Sie gilt als gefährdet, lebt in etwa im selben Areal wie Ozelot und Margay und ist von den drei Arten die kleinste. in Europäischen Zoos ist sie nur selten zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Zwergtigerkatze gehört mit einer Kopf-Rumpflänge von (38-)30-55 cm, einer Schwanzlänge von (22-)25-40 cm und einem Gewicht von 1.5-3.5 kg zu den kleinsten Vertretern der Ozelotverwandtschaft. Das Fell ist kurz, aber nicht so plüschartig wie das der Margay. Es gibt keinen Haarwirbel in der Nacken- oder Schultergegend, d.h. der Haarstrich verläuft vom Kopf an gegen hinten, dies im Unterschied zu Margay und Ozelot. Die Ringflecken sind meist kleiner und die Schwanzringe schmaler als bei der Margay. Schwärzlinge kommen relativ oft vor [4; 7].

Verbreitung

Süd- und Mittelamerika: Südliche Zwergtigerkatze (Leopardus (tigrinus) guttulus): Argentinien, Brasilien, Paraguay; Nördliche Zwergtigerkatzen: Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Nikaragua (?), Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Venezuela [5]

Lebensraum und Lebensweise

Die Zwergtigerkatze kann ausgezeichnet klettern, lebt aber überwiegend am Boden, da die meisten ihrer Beutetiere terrestrisch sind. Dadurch werden Konflikte mit der sympatrischen, aber überwiegend baumbewohnenden Langschwanzkatze (Leopardus wiedii) vermieden. In Teilen ihres Verbreitungsgebiets ist die Zwergtigerkatze nacht- oder dämmerungsaktiv, in anderen scheint sie überwiegend tagsüber unterwegs zu sein. Es wird vermutet, dass die Tagaktivität eine Strategie ist, um dem überlegenen, seinerseits nachtaktiven Ozelot (Leopardus pardalis) auszuweichen [1].

Über die Ernährung im Freiland ist wenig bekannt. Offensichtlich werden Mäuse, Spitzmäuse, Beutelratten, Vögel, Echsen und Insekten gefressen. Nach einer Tragzeit von 62-76 Tagen werden meist1-2 Junge geboren. Diese öffnen ihre Augen mit etwa 17 Tagen und nehmen mit 8 Wochen festes Futter an [4; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Zwergtigerkatze hat eine sehr weite Verbreitung, aber die Bestandsdichte ist gering und das effektive Vorkommen lückenhaft. Da zudem die Bestände abnehmen, wurde sie und die von der IUCN als eigene Art gewertete Form guttulus aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [5].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Wenn guttulus als eigene Art angesehen wird und die CITES-Anhänge nicht angepasst werden, ist sie theoretisch nach Anhang II zu behandeln.

Bedeutung für den Menschen

Felle der Zwergtigerkatze spielten früher unter Bezeichnungen wie "Leopard Cats", "Mineiros", "Orientales", "Pintados", "Bahia-Katzen", "Ceara-Katzen", "Mato Grosso-Katzen" oder "Ozelotkatzen" eine größere Rolle im internationalen Pelzhandel. Von 1977-1988 wurden rund 350'000 Felle gehandelt. ab dann waren es bis 2007 noch 83 Stück, danach keine mehr. Von 1977-2017 wurden aus den Ursprungsländern lediglich 3 lebende Wildfänge exportiert. Im selben Zeitraum wurden weltweit 29 Nachzuchttiere international verschoben, darunter 10 aus Brasilien [2; 3].

Haltung

Im Zoo können Zwergtigerkatzen ein Alter von rund 22 Jahren erreichen [8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2023) in nur 5 Zoos gehalten, von denen sich 3 in Deutschland befinden. Soweit die Unterart bekannt ist, handelt es sich um Tier der (Unter-)art guttulus. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1996 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Prager Zoo geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Zwergtigerkatzen verbindbare Außengehege von 10 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein. Das Innengehege soll eine Fläche von 10 m² haben und unterteilbar sein.

In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist die Zwergtigerkatze nicht erwähnt. Es steht zu vermuten, dass für 1-2 Tiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Fläche von je 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein muss. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 4 m², innen um 3 m² zu erweitern. Da es sich um eine auch in den Tropen vorkommende Art handelt, wäre auch eine reine Innenhaltung zulässig.

Auch in der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Zwergtigerkatze nicht aufgeführt. Es ist anzunehmen, dass sie mindestens paarweise gehalten werden muss, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 15 m² haben muss und für jedes weitere Tier 1.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Es wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, von denen heute noch vier anerkannt werden:

  • L. t. tigrinus: Südamerika nördlich des Amazonas
  • L. t. guttulus: Südamerika südlich des Amazonas
  • L. t. oncilla: Mittelamerika (Costa Rica)
  • L. t. pardinoides: Anden von Kolumbien bis Bolivien

Aufgrund einer molekulargenetischen Beurteilung aus dem Jahr 2013 wird guttulus als eigene Art gewertet, was in der Roten Liste der IUCN übernommen wurde. Wenn man die Molekulargenetiker weiter gewähren lässt, könnte es noch ein paar weitere neue Arten geben ... [5; 7; 8].

   

Literatur und Internetquellen

  1. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DOLLINGER, P. (1983) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. PAYAN, E. & DE OLIVEIRA, T. (2016). Leopardus tigrinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T54012637A50653881. http://www.iucnredlist.org/details/54012637/0. Downloaded on 18 June 2018.
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E.  & REEDER, D. M.  (2005)

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 21 Juni 2018 12:39

Karakal

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

Karakal, Wüstenluchs

Caracal caracal • The Caracal • Le caracal, ou lynx du désert

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Karakal (Caracal caracal) im Zoo Tallinn © Maaja Kitsing / Inari Leiman, Tallinn

 

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Approximative Verbreitung desKarakals (Caracal caracal)

 

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Zahmer Südwestafrikanischer Karakal (Caracal caracal damarensis) bei der AfriCat Foundation, Okonjima, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Karakal (Caracal caracal) im Zoo Zlín-Lešná © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Turkmenischer Karakal (Caracal caracal michaelis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Turkmenische Karakale (Caracal caracal michaelis) im Neuen Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Turkmenischer Karakal (Caracal caracal michaelis) im Zoo Dresden © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Junge Südafrikanische Wüstenluchse (Caracal c. caracal) im Tierpark Berlin © Carlos Frey Berlin

 

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Junger Karakal (Caracal caracal) im Zoo Dresden © Archiv Opel-Zoo © Mike Wold, Zoo Dresden

 

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Junge Südafrikanische Wüstenluchse (Caracal c. caracal) im Tierpark Berlin © Carlos Frey Berlin

 

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Indischer Karakal (Caracal caracal schmitzi) im Zoo Neu-Delhi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Pelzfell von Karakal (Caracal caracal). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Briefmarken mit Karakal-Motiv, Somalia

 

Weitere Bilder auf Biolib

Der Karakal ist ein relativ großer Vertreter der Kleinkatzen und wird wegen seiner Pinselohren und langen Beine zumeist als enger Verwandter der eigentlichen Luchse angesehen, was aber unzutreffend ist. Als Art nicht gefährdet, ist er in Teilen seines Areals selten geworden. Er wirkt auf das Publikum ansprechend und lässt sich so gut als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in seinen Heimatländern einsetzen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Karakal erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 60-75(-105 ?) cm, eine Schulterhöhe von 40-45 cm und eine Schwanzlänge von 19-34 cm. Kater werden 8-20 kg, Kätzinnen 6-16 kg schwer. Er ist, wie BREHM sagt, "ein schönes Thier".  Seine Färbung "ist die eines Wüstenkleides, d.h. ein dunkleres oder helleres Fahlgelb ohne Flecken, welches nur an der Kehle und am Bauche ins Weißliche zieht und auf der Oberlippe durch einen großen schwarzen Fleck sowie durch einen schwarzen Streifen, welcher sich vom Nasenrande zum Auge zieht, und die schwarzen Ohren unterbrochen wird." Entsprechend der weiten Verbreitung der Art ist die Fellfärbung ziemlich variabel. Besonders charakteristisch für den Karakal sind die kräftig ausgeprägten Ohrpinsel [2; 6; 8].

Verbreitung

Der Karakal ist weit verbreitet in Afrika, auf der Arabischen Halbinsel, in Südwest- und Zentralasien.

Afrikanische Unterarten: Ägypten, Algerien, Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Lesotho, Libyen, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Sambia, Senegal, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Tunesien, Uganda, West-Sahara, Zentralafrikanische Republik [1].

Asiatische Unterarten: Afghanistan, Indien, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kenia, Kongo Dem., Kuweit, Libanon, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Karakal bewohnt hauptsächlich Halbwüsten, Trockensteppen und felsiges Gelände, geht aber auch entlang von Wadis bzw. Rivieren in die Wüste, in Trocken- und Feuchtsavannen, Buschland und Dickicht sowie in immergrüne und Gebirgswälder. Sie jagen Mäuseartige und andere Kleinsäuger, Huftiere bis zu einem Gewicht von etwa 50 kg, Vögel, die sie mit einem Sprung auch aus der Luft erbeuten, Schlangen und Echsen, fangen auch Fische und Wirbellose, fressen Aas und nehmen gelegentlich auch Pflanzenmaterial. Die Streifgebiete der einzelnen Tiere variieren je nach Nahrungsverfügbarkeit von etwa 4 bis 1'200 km², Kater haben deutlich größere Streifgebiete als Kätzinnen [1].

Der Karakal hat keine feste Fortpflanzungszeit. Während der Rolligkeit, die 3-6 Tage dauert, paart sich eine Kätzin oft mit mehreren Katern. Nach einer Tragzeit von 68-81 Tagen kommen in einer Erd- oder Baumhöhle meist 2 (1-6) Junge mit einem Gewicht von 200-250 g zur Welt. Diese werden mit 10 Monaten unabhängig und mit 12-15 Monaten geschlechtsreif [8].

Gefährdung und Schutz

Der Karakal ist eine weitverbreitete und relativ häufige Art (vor allem in Süd- und Ostafrika), weshalb sie aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 nicht als gefährdet gilt (Rote Liste: LEAST CONCERN). Über die Entwicklung der Bestände ist allerdings nichts bekannt. In vielen Gegenden Afrikas leidet der Karakal unter der Zerstörung seines Lebensraums (durch sich ausbreitende Agrarflächen und dem Vordringen der Wüste), weshalb die nordafrikanische Population als gefährdet gilt. Dies ist wohl auch die größte Bedrohung in den asiatischen Teilen seines Verbreitungsgebiets, wo der Karakal mittlerweile selten ist [1].

Der internationale Handel mit Exemplaren aus afrikanischen Populationen ist nach CITES Anhang II geregelt, Populationen aus Asien fallen unter Anhang I. Der Karakal ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens.

Bedeutung für den Menschen

In Indien wurde der Karakal wie der Gepard gezähmt und zur Jagd abgerichtet. Wüstenluchse machen sich dadurch unbeliebt, dass sie sich an  Kleinvieh vergreifen, weswegen im südlichen Afrika jährlich einige Tausend von Schaf- und Ziegenzüchtern getötet werden [1].

Von 2001-2017 wurden u.a. zur Ausfuhr genehmigt: 7'924 Jagdtrophäen davon 6'749 aus Südafrika und 1'039 aus Namibia, 1'413 Felle und 1'633 Schädel. Im selben Zeitraum wurden die Ausfuhr von 157 lebenden Wildfängen bewilligt, davon kamen 26 aus Namibia, 74 aus Südafrika und 12 aus Guinea, und weltweit wurde der internationale Transport von 583 Nachzuchttieren erfasst. Davon kamen 560 aus Südafrika [3].

Haltung

Es gibt seit 1994 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das vom National Zoo in Washington DC geführt wird und das im August 2014 238 lebende Tiere in 95 Institutionen umfasste [IZY 52], wobei zu vermuten ist, dass viele Tiere dem Zuchtbuch nicht gemeldet werden, weil es in Europa weder ein Erhaltungszuchtprogramm noch ein regionales Zuchtbuch gibt.

Im Zoo können Karakale gelegentlich ein Alter von 20 Jahren erreichen [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren etwas abgenommen. Heute werden Wüstenluchse noch in rund 80 Zoos gehalten, von denen sich weniger als 10 im deutschsprachigen Raum befinden. Soweit die Unterart überhaupt bekannt ist, handelt es sich um die Nominatform aus Südafrika. Die früher gelegentlich zu sehenden Turkmenischen Karakale (C. c. michaelis) gibt es seit ein paar Jahren nicht mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Forschung im Zoo {Beispiel):  Grundlagenforschung über das Mittel- und Innenohr von Feliden wurde u.a. anhand von Präparaten von Caracal caracal durchgeführt. Dabei wurden Schädelpräparate mittels Mikro-Computertomographie gescannt und die daraus entstandenen zweidimensionalen Scans mit einer Rekonstruktionssoftware bearbeitet, um dreidimensionale Rekonstruktionen der Bestandteile der Ohrregion zu erhalten [4].

Bei den im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgegebenen Gehegegrößen für Mittelkatzen liegt ein redaktionelles Versehen vor. Der Text, auf den sich die Arbeitsgruppe geeinigt hatte, lautet für den Karakal und die anderen Mittelkatzen wie folgt: „Außengehege 50 m² pro Paar, unterteilt in verbindbare Einzelgehege (Verhältnis 1:1 oder 1:2), für kletternde Arten 2.50 m hoch. Falls für nicht winterharte Arten Außengehege vorgesehen sind, ist zusätzlich ein heizbarer, unterteilbarer Innenraum von 20 m² / 50 m³ pro Paar, erforderlich.“

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Wüstenluchse ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und einer Höhe von 2.5 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Für winterharte Tiere müssen individuelle Schlafboxen von 1.5 m² vorhanden sein, ansonsten ist ein Innengehege von 20 m² mit einer Höhe von 2.5 m und für jedes weitere Tier 10 m² zusätzlich vorgeschrieben.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Wüstenluchse mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 5 m² zusätzlich erforderlich. Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 15 m² haben, für jedes weitere Tier 1.5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Karakal wurde 1776 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Felis caracal" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Caracal erfolgte 1843 durch den John Edward GRAY. Allerdings wurde die Gattungsbezeichnung Felis und zeitweilig Lynx noch sehr lange weitergebraucht.

Allerdings wies schom BREHM [2] auf Unterschiede zwischen dem Karakal und den eigentlichen Luchsen hin: "Die nordischen Luchse, welche vorzugsweise Wälder bewohnen, tragen ein Baum- und Felsenkleid, d.h. ihre allgemeine Färbung ähnelt jener der Stämme und Aeste sowie jener der grauen Felswände des Nordens. Der Karakal ist nur in der Kindheit gefleckt, später aber ganz ungefleckt, und eine derartige Gleichfarbigkeit steht wiederum im vollständigen Einklange mit den Eigenthümlichkeiten seines Wohnkreises; denn ein geflecktes Thier, welches auf dem einfarbigen Sandboden der Wüste dahin schleicht, würde in der hellen Nacht gerade durch seine Fleckenzeichnung leichter sichtbar werden, als durch jenes einfarbige Gewand."

Bis vor wenigen Jahren galt Caracal als eine monotypische Gattung, seit 2006 wird aufgrund molekulargenetischer Beurteilungen auch die Afrikanische Goldkatze als Art der Gattung Caracal angesehen, vielfach wird sie aber nach wie vor Profelis aurata genannt. Vom Wüstenluchs werden gegenwärtig werden 9 Unterarten anerkannt, von denen 2 in Eurasien, die übrigen in Afrika vorkommen [1; 8].

Der Artname Karakal leitet sich aus dem Türkischen „kara kulak“ ab, was für „Schwarzohr“ steht (PM Tierpark Berlin, 24.09.2009). Eine andere Erklärung gibt Alfred BREHM [1], danach soll sich der Name von "Khut el Chala", zu Deutsch "Katze der Einöde", ableiten.

Literatur und Internetquellen

  1. AVGAN, B. et al. (2016). Caracal caracal (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T3847A102424310. http://www.iucnredlist.org/details/3847/0. Downloaded on 18 June 2018.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. ETMAYR, L. (2014)
  5. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Freigegeben in Katzen
Montag, 23 Oktober 2017 12:37

Erdmännchen

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Mangusten (Herpestidae)

D LC 650

Erdmännchen

Suricata suricatta • The Slender-tailed Meerkat • La suricate<

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Melbourne Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Erdmännchens (Suricata suricatta)

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Zoologisch-Botanischen Garten Mülhausen im Elsass © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Tierpark Perleberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Werribee Ooen Zoo, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) auf Wachtposten in der Tatzmania Löffingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Parc Merveilleux, Luxemburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Tiergarten Worms © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Zoo Landau © Zooschule Landau

 

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Junge Erdmännchen (Suricata suricatta) im Zoo Heidelberg © Heidrun Knigge, Zoo Heidelberg

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Zoo Pretoria © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Erdmännchen (Suricata suricatta) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / Tiergarten Schönbrunn

 

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Erdmännchen (Suricata suricatta) im Kölner Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schädel eines Erdmännchens (Suricata suricatta)in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Das hochsoziale und tagaktive Erdmännchen hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Zootiere gemausert. Sein Sozialverhalten macht es für die Zoopädagogik interessant und dank seiner Popularität beim allgemeinen Publikum ist es, obwohl selbst nicht gefährdet, ein ausgezeichneter Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in den Trockengebieten im südlichen Afrika.

Körperbau und Körperfunktionen

Erdmännchen haben eine Kopf-Rumpflänge von 450-550 mm, eine Schwanzlänge von 200-240 mm, und wiegen im Freiland, wo das Nahrungsangebot eher knapp ist, 620-900 Gramm. Der Kopf ist rund, die Schnauze spitz mit schwarzem Nasenspiegel, die schwarzen Ohrmuscheln sind klein, gerundet und können gschlossen werden. Der Unterleib ist kräftiger als der Oberkörper, die Extremitäten sind schlank, der kurzbehaarte Schwanz ist dünn. Vorder- und Hinterfüße haben je vier Zehen, jene der Vorderfüße sind mit langen Krallen bestückt.Die Fellfarbe ist rehbraun bis silbergrau, Kehle und z.T. Kopf sind heller, um die Augen liegen schwarze Flecken. Der Rumpf ist mit dunkeln, unregelmäßigen Querbändern bedeckt, der Schwanz hat eine schwarze Spitze. Die Weibchen haben drei Paar Zitzen [8; 13; 14].

Verbreitung

Südliches Afrika: Südwest-Angola, Botswana, Namibia, Südafrika, möglicherweise Lesotho [1].

Lebensraum und Lebensweise

Erdmännchen besiedeln aride und semiaride, offene Landschaften mit kurzem Gras, Büschen und spärlichem Baumbewuchs, wie Namib, Kalahari, Karoo und Highveld. Sie leben in großen, matriarchalisch organisierten Gruppen von bis zu 40 Tieren beiderlei Geschlechts, die ein höchst interessantes Sozialverhalten zeigen. Das dominante Weibchen bestimmt, wo die Gruppe lebt und in der Regel bekommt auch nur dieses Weibchen  Nachwuchs. Der Vater ist höchstwahrscheinlich jeweils das ranghöchste Männchen. Bei der Nahrungssuche übernimmt oft ein Mitglied der Gruppe eine Wächterfunktion. Es steht aufrecht auf einem Stein, Termitenhügel, Baumstrunk oder Ast und sucht die Umgebung und den Himmel nach potenziellen Feinden ab ein. Als solche spielen namentlich eine Rolle: Raubadler, Gaukler, Heller Singhabicht (Melierax canorus), Kapkobra und Schabrackenschakal. Dabei gibt es ständig Pieptöne von sich, sodass der Rest der Gruppe weiß, dass die Wache auf Posten ist, und sich voll der Nahrungssuche widmen kann. Die Nahrung besteht aus Käfern, Käferlarven, Skorpionen, Geckos und andere Reptilien, sowie Vogelgelegen [1; 8; 13].

Ein Weibchen bringt nach einer Tragzeit von jeweils etwa 70 Tagen pro Jahr 1-2(-3) Würfe von meist 3-7 Jungen mit einem Geburtsgewicht von 25-36 g. Die Jungen werden in der unterirdischen Schlafhöhle geboren. Sie sind Nesthocker, kommen also nackt und blind zur Welt und bleiben die ersten Wochen in der Kinderstube. Während dieser Zeit geht die Mutter zwar mit der Gruppe auf Nahrungsssuche, es bleibt aber immer ein erwachsenes Tier als Babysitter beim Bau. Andere Weibchen aus der Gruppe können die Mutter auch als Ammen bei der Aufzucht unterstützen. Zum Säugen legt sich die Mutter anfänglich über die Jungen, ab der 3. Woche legt sie sich auf den Rücken und später säugt sie sie im Sitzen. Mit 7-9 Wochen werden sie entwöhnt. Mit etwa 3-4 Monaten sind sie von der Mutter unabhängig. Zu diesem Zeitpunkt leben noch etwa 70% aller geborenen Jungtiere. Wenn geschlechtsreife Erdmännchen die Gruppe verlassen, geschieht dies bei den Männchen freiwillig, die Weibchen werden von der Mutter vertrieben [8; 13; 14].

Gefährdung und Schutz

Das Erdmännchen hat eine weite Verbreitung im südlichen Afrika und kommt in vielen Schutzgebieten vor. Es gilt deshalb nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Die Art wird nicht bejagt. Sie ist ein Virus-Reservoir für die Tollwut [1].

Kulturelle Bedeutung: "Billy das Erdmännchen" ist eine der Hauptcharakteren des computeranimierten Trickfilms "Konferenz der Tiere". Die Erdmännchen "Jan und Henry" sind Figuren, die im Kinderkanal von ARD und ZDF eine Rolle spielen.

Haltung

Erdmännchen werden auch im Zoo in Gruppen gehalten. Allerdings sind die Gruppen kleiner, umfassen meist zwischen 4 und 10 Tieren und bestehen in der Regel aus deutlich mehr Männchen als Weibchen. Da Erdmännchen in Familienclans leben, ist die Ergänzung einer Gruppe durch neue Tiere kaum möglich. Beste Voraussetzung für einen solchen Neuanfang ist eine Zuchtgruppe, die aus drei verwandten Männchen und nur einem Weibchen aus einem anderen Zoo besteht. Dieses Weibchen wird schließlich das Oberhaupt der wachsenden Sippe. Es wählt sich einen Partner, die anderen Männchen helfen bei der Aufzucht der Jungen [PM Zoo Halle vom 15.09.2016].

Eine Gemeinschaftshaltung mit anderen Arten ist möglich, SVABIK führt Vergesellschaftungen mit 46 Arten an, darunter auch eher unpassende wie Gorillas und Dianameerkatzen im Amsterdamer Zoo [15]. Nicht bewährt hat sich die Vergesellschaftung mit Löwen in Schwerin. In Nürnberg werden Erdmännchen in einem großen Gehege zusammen mit Fuchsmangusten gehalten.  Im Zoo Basel erwies sich eine Vergesellschaftung mit Borstenhörnchen, die andernorts mit Erfolg praktiziert wird, als problematisch, wohl weil die Borstenhörnchengruppe anfänglich zu klein war.

Gehaltene Erdmännchen neigen dazu, zu verfetten, was bei der Zuteilung der Futterrationen zu berücksichtigen ist. Im Zoo können sie ein Alter von 17-18 Jahren erreichen [12].

Haltung in europäischen Zoos:
 Es vergeht kein Jahr, ohne dass in mindestens einem europäischen Zoo eine neue Erdmännchenanlage gebaut wird. Gegenwärtig (2023) liegt die Zahl der Haltungen bei etwa 610 (60 mehr als 2021), im deutschsprachigen Raum bei gegen 140.  Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und kein Zuchtbuch für Erdmännchen.

Wie Erdmännchen gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Das Erdmännchen ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [2; 3; 4; 5; 6; 7; 9; 10; 11].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 liegt der Flächenbedarf für ein Paar bei 12 m². Für jedes weitere Adulttier sollen mindestens 2 m² zusätzlich angeboten werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 6 Tieren ein Außengehege mit einer Grundfläche von 20 m² und ein Innengehege von 10 m² vor, für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um jeweils 2 m² zu erweitern. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für ein Paar ein Außengehege von 16 m² und ein Innengehege von 8 m². Für jedes weitere Adulttier sind diese Flächen um 1.6 bzw. 0.8 m² zu erweitern. Auch eine ganzjährige Haltung in der Außenanlage ist möglich, wenn jederzeit Zugang zu Schlafboxen mit einer Mindesttemperatur von 15ºC besteht.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Erdmännchen wurde 1776 thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER  als "Viverra suricatta" beschrieben. Der französische Zoologe Anselme Gaëtan DESMAREST, Professor an der Veterinärhochschule von Maison d'Alfort, stellte es 1804 als Suricata suricatta in eine eigenene Gattung. Suricata ist eine monospezifische Gattung von der drei Unterarten beschrieben sind [13]:

  • Suricata s. suricatta - Kalahari, Karoo, Highveld
  • Suricata s. iona - Südwest-Angola
  • Suricata s. marjoriae - Damaraland, Nambib, Skelettküste

Literatur und Internetquellen

  1. JORDAN, N.R. & DO LINH SAN, E. 2015. Suricata suricatta. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41624A45209377. http://www.iucnredlist.org/details/41624/0. Downloaded on 19 June 2018.
  2. HABICHER, A. (2004)
  3. HABICHER, A. (2009)
  4. HELMLINGER, S. (2014)
  5. JEZYSCHEK, M. (2012)
  6. KALDEN, N.K. (2009)
  7. KRATZER, C. (2013)  
  8. MILLS, G & HES, L. (1999)
  9. NIENHAUS, Y. (2009)
  10. SCHNEIDER, Chr. (2016)
  11. STADLER A. (2005)
  12. WEIGL, R. (2005)
  13. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  14. HINTON, H. E. & DUNN, A. M. S. (1967)
  15. SVÁBIK, K. (rev. 2020)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:35

Nasenbär

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Kleinbären (Procyonidae)

D LC 650

Invasive EU

  Nasenbär

Nasua nasua • The South American Coati •Le coati roux

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Nasenbär (Nasua nasua) im Zoo Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Nasenbären (Nasua nasua)

 

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Nasenbär (Nasua nasua) im Zoologisch-Botanischen Garten Budapest © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär (Nasua nasua) im ZooStralsund © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär (Nasua nasua) in La Planète Sauvage © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär-Trio (Nasua nasua) im Tierpark Perleberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Nasenbär (Nasua nasua) im Erlebniszoo Hannover © Zoo Hannover (Pressefoto)

 

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Nasenbär (Nasua nasua) im Arche Noah-Zoo Grömitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbärenanlage mit Elektroabsoerrung im Arche Noah-Zoo Grömitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär (Nasua nasta) im Zoo du Tertre Rouge, La Flèche © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kommentierte Nasenbärenfütterung im Tierpark Hagenbeck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär (Nasua nasua) im Zoo Lille © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär (Nasua nasua montana) im Zoo Las Leyendas, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär (Nasua nasua) im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nasenbär (Nasua nasua) im Raritätenzoo Ebbs © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Nasenbären (Nasua nasua) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Das 450 m² große Außengehege der 2015 eröffneten Nasenbären-Anlage des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der Nasenbär ist selbst nicht gefährdet, ist aber als tagaktive, soziale und sehr geschäftige Tierart ein ausgezeichneter Botschafter für Naturschutz in Südamerika. Gegenwärtig ist er nach dem Waschbär die zweithäufigste Kleinbärenart in europäischen Zoos. Falls die Invasiv-Verordnung der EU durchgesetzt wird, könnte es eine Verschiebung zugunsten des Weißrüsselbären geben.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Nasenbär erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 43-58 cm und eine Schwanzlänge von 42-55 cm. Das Gewicht liegt zwischen 2 und 7.2 kg. Männchen sind größer und schwerer als Weibchen. Der Körper ist gestreckt und schlank, fast marderähnlich, der Hals kurz, der Kopf lang mit spitzer, schwarz gefärbter Schnauze. Der dicht behaarte Schwanz wird oft aufrecht getragen. Die Beine sind kurz und  kräftig, mit breiten Tatzen und nackten Sohlen. Das auffälligste Merkmal ist die namengebende Nase. Sie verlängert sich rüsselartig weit über das Maul hinaus und hat scharfkantig aufgeworfene Ränder. Die Ohren sind kurz und abgerundet, die Augen mäßig groß, die fünf fast ganz verwachsenen Zehen mit langen und spitzigen, aber wenig gebogenen Krallen bewehrt. Das Gebiß ähnelt dem der Waschbären; die Zähne sind jedoch etwas schmaler und schmächtiger [2; 5; 8].

Vom nord- und mittelamerikanischen Weißrüsselbären unterscheidet sich der Nasenbär  hauptsächlich durch seine Fellfarbe. Diese variiert von orange- über zimt- und rot- bis zu dunkelbraun, auch an den Beinen. Die Ringelzeichnung des Schwanzes ist meist deutlich ausgeprägt und es sind weiße oder gelbliche Abzeichen an Kopf und eventuell Kehle vorhanden [8; 12].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ekuador, Französisch Guiana, Guyana, Kolumbien, Paraguay, Peru, Surinam, Uruguay, Venezuela und eingeführte Populationen auf den Juan Fernández-Inseln vor Chile sowie auf Mallorca [5].

Lebensraum und Lebensweise

Der Nasenbär besiedelt unterschiedliche Lebensräume wie tropische Regen- und Nebelwälder, Galeriewälder, Chaco seco, Cerrado und Chapparales vom Tiefland bis auf 2'500 m Höhe. Weibchen bilden Trupps, die mit den Jungen 30-65 Tiere umfassen können, alte Männchen leben solitär [5; 12].

Nasenbären sind Allesfresser, die sich vorab von Früchten, Wirbellosen, wie Skorpionen, Tausendfüßern, Spinnen, Krebsen, Käfern und deren Larven, sowie von Früchten ernähren, aber auch Fische, kleine Echsen, Nager und gelegentlich Vögel fangen, die sie durch Kopfbiss töten, und Aas oder Siedlungsabfälle zu sich nehmen. Um Stacheln oder nesselnde Haare zu entfernen, werden Wirbellose mit den Vorderpfoten im Laub hin- und her gerollt. Zur Deckung ihre Nahrungsbedarfs benötigen die Gruppen  Streifgebiete, die z,B. im Atlantischen Regenwald etwa 500 h messen [5; 8; 12].

Beim Klettern umarmen die Nasenbären den Stamm mit ihren starken Armen, krallen sich in die Rinde und sind mit wenigen Zügen oben. Abwärts geht es genauso schnell. Dabei rutschen Nasenbären nicht mit dem Hinterteil zuerst den Baumstamm wieder herunter, sondern klettern mit dem Kopf voran hinab. Dazu können sie die Gelenke ihrer Vorder- und Hinterpfoten besonders gut dehnen und haben so festen Halt.

Die 3-4 (1-7) Jungen kommen 74-77 Tage nach der Paarung zur Welt. Die Jungtiere wiegen dann gerade mal 150 Gramm und haben Augen und Ohren verschlossen. Erst nach einigen Tagen können sie sehen und hören. Mehrere Wochen bleibt die Mutter mit ihren Kindern in einem Nest in den Bäumen. Dann schließen sich alle gemeinsam wieder der großen Bande an [8; 12].

Gefährdung und Schutz

Die Bestandestendenz ist lokal abnehmend, aber allgemein ist der Nasenbär noch häufig und gilt deswegen und wegen seiner weiten Verbreitung aufgrund einer Beurteilung us dem Jahr 2015  nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [35].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt, ausgenommen für die uruguayische, als Nasua n. solitaria bezeichnete Population, die unter Anhang III fällt (effektiv heißt die in Uruguay vorkommende Unterart Nasua n. spadica). Erwerb und Abgabe, Haltung, Zucht, Aufzucht, Transport und Freilassen von  Nasenbären sind nach Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 betreffend invasive Arten verboten. Anlass dafür ist die Existenz einer Population auf Mallorca, die sich seit 2004 etabliert hat und mangels Konkurrenten oder Fressfeinden anwächst. Weshalb man aber deswegen die Haltung einer tropisch-subtropischen Art bis hinauf zum Polarkreis verbieten muss, ist nicht nachzuvollziehen [1]. Währenddem die deutschen Behörden das Verbot durchsetzen wollen, macht es den Anschein, dass dies in Frankreich nicht der Fall ist.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Nasenbär wird zur Gewinnung von Fell und Fleisch gejagt [5]. Wie BREHM feststellte, wird das Fleisch von Nasenbären "nicht allein von den Eingeborenen, sondern auch von den Europäern gern gegessen. Junge Nasenbären liefern, namentlich wenn sie fett sind, einen vortrefflichen Braten, und auch das Fleisch der Alten ist immer noch wohlschmeckend. Aus dem Fell verfertigen die Indianer kleine Beutel." [3]

Haltung im Zoo

Eine Gemeinschaftshaltung mit Gehaubten Kapuzineraffen erwies sich als unproblematisch und kann empfohlen werden [13]. Im Zoo Zürich werden Nasenbären in einer entsprechend strukturierten Anlage seit Jahren gemeinsam mit Brillenbären  gehalten [6]. Im Zoo Schwerin wurden sie mit Rückenstreifen-Kapuzinern (Sapajus libidinosus) und Halsbandpekaris, seit 2020 Chaco-Pekaris vergesellschaftet [14]. Im Zoo von Los Angeles verletzten die Nasenbären dagegen die mit ihnen vergesellschafteten Klammeraffen (Ateles sp.) [15]. Eine Vergesellschaftung von Nasenbären und Schwarzen Brüllaffen erwies sich als unproblematisch, ebenso eine mit Flachlandtapiren, die von den Nasenbären bisweilen als Klettergeräte und Ruheplätze behandelt wurden, was sie aber nicht zu stören schien. Nasenbären können mit geunden, erwachsenen Großen Maras zusammengehalten werden, töten und fressen aber Jungtiere und vergriffen sich in einem Fall an einem verletzten erwachsenen Tier. Ein im Zoo von Adleiade durchgeführter Versuch, Nasenbären zusammen mit Hausmeerschweinchen zu halten, missglückte, was eigentlich erwartet werden konnte. Als keine gute Idee erwies sich eine Gemeinschaftshaltung mit Waldhunden im Twycross Zoo, wo ein Nasenbär von den Hunden getötet wurde [16].

Die Welterstzucht in einem Zoo gelang 1866 im Zoo Hannover [ZTL]. Nasenbären können im Zoo ein Alter von 23-24 Jahren erreichen [11].

Haltung in europäischen Zoos: Der Nasenbär ist seit 2017 auf der 2. Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgeführt und darf, wenn es nach der EU-Kommission geht, in Zukunft nicht mehr gehalten werden. Gegenwärtig (2023) ist er in etwa 420 Zoos anzutreffen. Währenddem in Deutschland die Zahl der Haltungen abgenommen hat und die Nasenbären teilweise durch Weißrüsselbären ersetzt wurden, sind es insgesamt deutlich mehr als vor vier Jahren. Von diesen befinden sich rund 105 im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Nasenbären gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Nasenbär ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren, insbesondere auch bei Gemeinschaftshaltung mit anderen Arten, wie dem Brillenbären. Durch eine der Arbeiten konnte der in der Harnblase parasitierende Haarwurm Capillaria plica nachgewiesen werden [2; 4; 6; 9].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für ein Paar Nasenbären mindestens eine Fläche von 30 m² aufweisen. Für jedes weitere Adulttier kommen 2 m² zur Basisfläche dazu. Falls oben geschlossen, soll die Höhe mindestens 3 m betragen. Das Innengehege, soll bei einer Höhe von 2.5 m für ein Paar eine Fläche von 6 m² haben und für jedes weitere Adulttier 3 m² mehr.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 30 m² vor mit einer Höhe von mindestens 3 m. Für das Innengehege ist eine Basisfläche von 20 m² und eine Höhe von 3 m vorgeschrieben. Für jedes weitere Tier kommen außen und innen je 3 m² zur Basisflächen dazu.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Außengehege von 40 m² vorgeschrieben, für jedes weitere Adulttier sind 4 m² zusätzlich erforderlich. In der kalten Jahreszeit sind die Tiere in geheizten Innengehegen, in denen die Temperatur über 15°C liegen muss, zu halten. Kommentar dazu: Im Norden Uruguays, also am Südrand des Artareals, betragen die monatlichen Minimaltemperaturen von Mai bis November im Mittel zwischen 9 und 14ºC.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nasenbär wurde 1766 von Carl von LINNÉ unter der Bezeichnung "Viverra nasua", also als Schleichkatze, beschrieben. 1780 stellte sie der Tübinger Professor Gottlieb Conrad Christian STORR in die neue Gattung Nasua. Über die Verwandtschaftsverhältnisse der Nasenbärarten herrschte lange Unsicherheit. So fasste der Zürcher Zoologe Heinrich Rudolf SCHINZ die solitär lebenden Männchen und die in Gruppen lebenden Weibchen als unterschiedliche Arten auf, die er "Nasua solitaria" bzw. "Nasua sociabilis" nannte. BREHM spricht vom Nasenbären  als Nasua narica und vom Weißrüßelbären als Nasua leucorhyncha und gibt als Verbreitung des Einen Ostbrasilien und des Anderen Nordbrasilien an. Heute gelten die südamerikanischen Formen als Nasua nasua, von der gegenwärtig 12 Unterarten anerkannt werden, und die in Nord- und Mittelamerika als narica [3; 7; 12].

Literatur und Internetquellen

  1. ALIEN SPECIES OF UNION CONCERN
  2. AMBROSCH, J. (2009)
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. DIETERMANN, A. (1996)
  5. EMMONS, L. & HELGEN, K. (2016). Nasua nasua. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41684A45216227. http://www.iucnredlist.org/details/41684/0. Downloaded on 21 June 2018.
  6. FAIVRE, C. (1995)
  7. GOMPPER, M. E. & DECKER, D. M. (1998)
  8. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  9. MOSTERT, N. (2014)
  10. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  11. WEIGL, R. (2005)
  12. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  13. ZIEGLER, T. (2002)
  14. ZOO SCHWERIN - PM vom 24.02.2017 und 09.11.2020
  15. PROBST, C. (2008)
  16. SVÁBIK, K. (rev. 2020a)

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Montag, 23 Oktober 2017 12:34

Kleiner Panda

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Katzenbären (Ailuridae)

D EN 650

EEPKleiner Panda

Ailurus fulgens • The Red, or Lesser, Panda • Le petit panda

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Zoo Karlsruhe © Clemens Becker, Zoo Karlsruhe

 

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Approximative Verbreitung des Kleinen Pandas (Ailurus fulgens)

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Zoo Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) mit Jungtier im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / Tiergarten Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Kleine Panda-Welpen (Ailurus f. fulgens) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im ErlebnisZoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus fulgens) im Parc animalier de Branféré, Le Guerno © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Kleiner Panda (Ailurus f.fulgens) im Zoo des Minières, Doué-la-Fontaine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kleiner Panda (Ailurus fulgens) im Tierpark Kleve © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Zoo Melaka, Malaysia © Peter Dollibger, Zoo Office Bern

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Zoo Melaka, Maaysia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Zoo Duisburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani) im Tama-Zoo, Tokyo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Westlicher Kleiner Panda (Ailurus f. fulgens) im Zoo d'Amnéville © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Anlage für Kleine Pandas (Ailurus f. fulgens) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Kleiner Panda (Ailurus fulgens) auf Briefmarke, DDR, 10 Pf.

 

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Der Kleine oder Rote Panda ist eine stark gefährdete, attraktive Tierarrt, die aufgrund ihrer systematischen Stellung, ihres Lebenweise und ihres Körperbaus auch zoopädagogisch interessant ist. Gefördert durch ein internationales Zuchtbuch und regionale Zuchtprogramme hat der Zoobestand über die Jahre deutlich zugenommen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Kleine Panda erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 51-73 und eine Schwanzlänge von 28-49 cm. Das Gewicht beträgt 4.5-5.5 (3-6) kg. Der Kopf ist außergewöhnlich rund, mit kurzer, spitzer Schnauze, mittelgroßen, zugespitzten Ohren, kleinen Augen mit brauner Iris und schwarzem Nasenspiegel. Das Gebiss umfasst 38 Zähne. Die Beine sind kurz und stämmig, die Zehen mit scharfen, teilweise rückziehbaren Krallen versehen und die Hand- und Fußsohlen wollig behaart. Die Weibchen haben vier Paar Zitzen. Das Fell ist lang und weich mit sehr dichter Unterwolle. Das Gesicht ist weiß, beidseits mit einem dunkeln  Fleck, der vom Auge nach unten zieht. Der obere Teil des Kopfes ist meist deutlich heller rot als der Körper, die Vorderseite der Ohren ist weiß. Die Körperoberseite ist rostrot bis kastanienbraun, die Hinterseite der Ohren, die Hals- und Körperunterseite und die Extremitäten sind schwarz. Der Schwanz ist lang und buschig mit dunkeln Ringen und dunkler bis schwarzer Spitze. Jungtiere sind anfänglich oberseits blass rostrot, unterseits hell graubraun gefärbt. Die östliche Unterart ist etwas größer, schwerer (6.5-7.5 kg) und dunkler gefärbt als die westliche [4; 7; 10; 12].

Verbreitung

Süd- und Südostasien: Bhutan, China, Indien, Laos, Myanmar und Nepal im Himalaya und den östlich anschließenden Gebirgen [3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kleine Panda ist gut an eine kühle und feuchte Umgebung angepasst. Er lebt in Mischwäldern der Hügel- und subalpinen Zone mit dichtem Bambus-Unterwuchs in Höhenlagen von 1'500-4'800 m. Im Sommer kann er bis zur Schneegrenze auf 5'000 m hinaufsteigen. Die Tiere leben einzeln oder als Mutterfamilien. Sie sind überwiegend nachaktiv, ruhen und schlafen auf Bäumen auf Astgabeln oder in Baumhöhlen und kommen zur Nahrungssuche herunter [4; 10; 12].

Die Nahrung besteht zu 80-90% aus Pflanzenmaterial, hauptsächlich Bambusblättern, aber auch Schösslingen, Gräsern, Früchten, Beeren, Blüten, Wurzeln und Flechten, je nach Verfügbarkeit. In geringem Umfang werden auch Wirbellose, Kleinnager, Jungvögel und Vogeleier gefressen. Zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs benötigen die Tiere Streifgebiete, die meist in der Größenordnung von 1 km² liegen und innerhalb derer sie täglich Strecken von etwa 200-500 m zurücklegen. Anscheinend verhalten sich vor allem männliche Tiere territorial [4; 10; 12].

Die Ranz beginnt im Januar und dauert bis im März. Die meist 2 (1-4) Jungen kommen 114-145 (90-158) Tage nach der Paarung in einer von der Mutter ausgepolsterten Baumhöhle oder Felsspalte zur Welt. Die unterschiedlich langen Tragzeiten dürften durch eine individuell variable Keimruhe bedingt sein. Die Jungtiere wiegen etwa 110-200 Gramm und haben Augen und Ohren verschlossen. Ihre Entwicklung verläuft langsam. Sie öffnen die Augen mit etwa 18 Tagen, sind aber erst mit rund 40 Tagen voll sehtüchtig. Die Zähne beginnen ab dem 23.-25. Tag durchzubrechen. Mit 65-90 Tagen wird die Wurfhöhle erstmals verlassen. Feste Nahrung wird ab 115-130 Tagen aufgenommen. Die Jungen werden wahrscheinlich etwa 5 Monate lang gesäugt [4; 7; 10; 12].

Fressfeindes sind in erster Linie der Schneeleopard (Uncia uncia) und der Buntmarder (Martes flavigula)

Gefährdung und Schutz

Der Kleine Panda leidet hauptsächlich unter Lebensraumverlust und gebietsweise unter Wilderei. In Sikkim trägt das Wachstum des Tourismus zum Rückgang der Pandas bei, dies wegen des Straßenbaus und erhöhten Bedarfs an Feuerholz.  Er galt daher als gefährdet. Da sein Bestand innerhalb der letzten 18 Jahre um mehr als die Hälfte abgenommen hat, wurde er 2015 als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Bestandesschätzungen sind schwierig. Die Gesamtpopulation dürfte irgendwo zwischen 8'000 und 15'000 Individuen liegen [3]

Der internationale Handel wird nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) und manche seiner Mitgliedzoos unterstützten längerfristig ein Projekt des WWF das sich seit 1999 für den überregionalen Schutz des Kleinen Pandas in der östlichen Himalayaregion in Nepal und Bhutan einsetzt. 2005 wurde dieses Engagement auch auf den indischen Bundesstaat Sikkim, der zwischen Nepal und Bhutan liegt, ausgeweitet [14]. mehr...  

  • Zahlreiche Zoos, darunter der Naturschutz-Tierpark Görlitz, der ErlebnisZoo Hannover und der Zoo Leipzig fördern regelmäßig die Schutzbemühungen des Red Panda Networks für den Roten Panda in Nepal. Aufklärungs- und Bildungsarbeit, die Ausbildung von lokalen Rangern zum Schutz der Roten Pandas, Erforschung des Lebensraums sowie genetische Untersuchungen sollen den Roten Panda in West-Nepal nachhaltig erhalten. mehr ...

  • Seit 2013 gibt es einen Global Species Management Plan, dessen Feldarbeit von rund 50 europäischen Zoos unterstützt wird.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In Bhutan und Nepal werden die Kleinen Pandas gejagt, weil ihr weicher Pelz gelegentlich zu Mützen verarbeitet wird. In China, wo der Kleine Panda "Hun Ho", zu Deutsch "Feuerfuchs", genannt wird, ist der Jagddruck relativ hoch. Die Chinesen verwenden den Schwanz und die Schwanzhaare für Staubwedel und Pinsel. Gebietsweise wird das Fleisch gegessen oder Körperteile werden in der traditionellen Volksmedizin verwendet. Der illegale Fang für den lokalen oder nationalen Heimtiermarkt scheint zuzunehmen [3].

Der legale internationale Handel mit der Natur entnommenen Exemplaren ist unbedeutend. Von 2001-2017 wurden lediglich aus China vier lebende und ein totes Tier registriert. Im selben Zeitraum wurden weltweit 156 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigste Ausfuhrländer waren Japan mit 34, Kanada mit 22, Neuseeland mit 18 und Südafrika mit 10 Tieren [1].

Haltung im Zoo

Seit 1979 gibr es ein Internationales Zuchtbuch, das am Blijdorp-Zoo in Rotterdam geführt wird, und in dem im März 2017 insgesamt 1010 lebende Tiere in 349 Institutionen registriert waren. Davon waren etwa zwei Drittel Westliche und ein Drittel Östliche Kleine Pandas [IZY 52].

Im Zoo können kleine Pandas ein Alter von über 19 Jahren erreichen [11]. Kleine Pandas werden gelegentlich mit Chinesischen Muntjaks vergesellschaftet. Es ist aber schon vorgekommen, dass sie einen jungen Muntjak getötet und gefressen haben.

Obwohl Kleine Pandas Einzelgänger sind, ist eine gemeinsame Haltung von Paaren, ev.zeitweilig Trios, oder von gemeinsam aufgezogenen Geschwistern möglich. Allerdings kann es bei sozial unterlegenen Weibchen zu verminderter Fruchtbarkeit oder zu zeitweiligem stellenweisem Haarverlust kommen. Für eine optimale Haltung sollten Gehege mindestens 80 m² gross und teilweise mit Gräsern bepflanzt sein. Sie sollten geeignete Kletterstrukturen und mehr Schlafboxen aufweisen, als sich Tiere im Gehege befinden. Sie sollten schattig sein, damit die Umgebungstemperatur möglichst nicht über 24ºC steigt. In warmen Klimazonen werden kühle Schlafboxen, gekühlte Innengehege oder Benebelungsanlagen empfohlen. Werden mehrere Paare gehalten, sollten die Gehege etwas voneinander entfernt und durch Sichtbarrieren getrennt sein, Nach Möglichkeit sollten die Tiere täglich 200 g frischen Bambus erhalten [7; 10; 13].

Haltung in europäischen Zoos:
Die Art wird in rund 190 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Es handelt sich durchwegs um Westliche Kleine Pandas, die Haltung der östlichen Unterart, die nur in wenigen Zoos, z.B. Duisburg, zu sehen war, ist in Europa 2010 augelaufen Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1985 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESP), das am Zoo Rotterdam geführt wurde und 2003 in ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) überführt wurde. 2013 hat die Beratergruppe für kleine Fleischfresser der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben, die 2015 überarbeitet wurden. Der florierende Bestand besteht zu 100% aus Nachzuchten, die auf 28 Gründertiere zurückgehen. Mittlerweile besteht die Tendenz, die Nachzucht zu drosseln [10; 15].

Wie Kleine Pandas gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Kleine Panda ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [2; 5; 6; 8; 13].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für ein Paar mindestens eine Fläche von 30 m² aufweisen. Für jedes weitere Tier oder Paar ist ein zusätzliches Gehege bereit zu stellen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 20 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 4 m² dazu. Weshalb für diese winterharte Art zusätzlich ein Innengehege von 16 m² vorgeschrieben ist, ist nicht nachzuvollziehen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs< (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Außengehege von 40 m² erforderlich, für jedes weitere 4 m² zusätzlich. Die Tiere dürfen ganzjährig im Freien gehalten werden, wenn ein entsprechender Wetterschutz geboten wird.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kleine Panda wurde 1823 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Der eigentliche „Entdecker“ für die Wissenschaft war aber der englische General Thomas HARDWICKE, der schon 1821 in Darjeeling das Manuskript zu seinem Artikel Description of a new genus of the class Mammalia, from the Himalaya chain of hills between Nepal and the Snowy Mountains schrieb, diesen aber erst 1827, also vier Jahre nach Cuvier publizierte [14].

Zur Gattung Ailurus gehört  nur eine Art, von der zwei Unterarten anerkannt werden:

  • Westlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens fulgens)
  • Östlicher Kleiner Panda (Ailurus fulgens styani)

Die "Splitter" unter den Taxonomen wollen diese als selbständige Art behandelt haben, was sich aber nicht durchgesetzt hat. Zeitweilig wurden Riesen- und Kleiner Panda zu Familie Ailuridae zusammengefasst, oder diese wurden als Unterfamilie der Kleinbären angesehen. Heute wird der Riesenpanda den Großbären zugeordnet, und der verbleibende Kleine Panda wird als einziger Vertreter der Familie der Katzenbären angesehen [3; 12; 14].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. DIETERMANN, A. (1996)  
  3. GLATSTON, A. et al. (2015). Ailurus fulgens (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T714A110023718. http://www.iucnredlist.org/details/714/0. Downloaded on 21 June 2018.
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HUFSCHMIDT, C. (2011) 
  6. KELLER, R. (1977)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. REISER, N. (2013)
  9. SICKS, F. (2012)
  10. WEERMAN, J. (2015)
  11. WEIGL, R. (2005)
  12. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  13. ZIDAR, J. (2008)
  14. ZIEGLER, S., GEBAUER, A., MELISCH, R., SHARMA, B.K., GHOSE, P.S., CHAKRABORTY, R. et al. (2010)
  15. EAZA (2022). Long-term Management Plkan for the Red Panda.

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Montag, 23 Oktober 2017 12:34

Eisbär

Überordnung: LAURASIATHERIA<
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Eigentliche Bären (Ursinae)

D VU 650

Video Zoo Tallin  |  Video Tierpark Hellabrunn  | Video Zoo am Meer Bremerhaven

EEPEisbär

Ursus maritimus • The Polar Bear • L'ours polaire

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Eisbären (Ursus maritimus) im Schnee im Tiergarten Schönbrunn @ Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Approximative Verbreitung des Eisbären (Ursus maritimus)

 

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Eisbärin (Ursus maritimus) mit Jungtier in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen @ ZOOm Gelsenkirchen

 

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Eisbärenmann (Ursus maritimus) in Kolmårdens Djurpark @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eisbär (Ursus maritimus) im Zoo du Tertre Rouge, La Flèche @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eisbärin "Giovanna" (Ursus maritimus) mit Jungtier im Tierpark Hellabrunn @ Marc Müller / Tierpark Hellabrunn

 

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Wanderroute der vom Tiergarten Schönbrunn gesponsorten, von einem Jährling begleiteten Eisbärin "4Ocean". Stand August 2018. Quelle: https://polarbearsinternational.org/polar-bears/tracking/

 

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Junger Eisbär (Ursus maritimus) im Tierpark Berlin @ TP Berlin

 

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Eisbärenzwillinge sind immer beschäftigt © Zoo Rostock

 

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Eisbärjungtier (Ursus maritimus) "Fiete" im Zoo Rostock © Zoo Rostock

 

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Eisbärjungtier (Ursus maritimus) "Fritz" mit Mutter im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Eisbärin (Ursus maritimus) "Tonja" mit vier Monate altem Jungtier "Hertha" im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Eisbär (Ursus maritimus) mit Hautveränderungen, 1996 im Ueno Zoo, Tokyo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nur einer von drei Eisbären (Ursus maritimus) des Ueno Zoos zeigte Hautveränderungen. 2011 wurde die 1928 erbaute Anlage durch eine dreimal größere ersetzt und der Bestand auf 1.1 reduziert. Diese sind gut im Fell © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eisbären (Ursus maritimus) im ErlebnisZoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Tauchender Eisbär Ursus maritimus) im Maryland Zoo, Baltimore © Maryland Zoo

 

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Tauchender Eisbär Ursus maritimus) im Zoo am Meer, Bremerhaven, fängt unter Wasser (toten) Fisch © Zoo am Meer

 

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Eisbärmutter (Ursus maritimus) mit Jungtieren im Tiergarten Nürnberg @ Tiergarten Nürnberg

 

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Eisbären (Ursus maritimus) "Flocke" und "Rasputin" schmusen im Marineland Antibes © Tiergarten Nürnberg

 

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Eisbären (Ursus maritimus) im Schnee, Tiergarten Nürnberg © Helmut Mägdefrau, Nürnberg

 

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Eisbär auf der neuen Anlage im Tierpark Hellabrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eisbärin (Ursus maritimus) mit Jungtier im Kölner Zoo (1971) @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eisbären (Ursus maritimus) in Gruppenhaltung im Kölner Zoo (1984) @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eisbär (Ursus maritimus) in Großgehege mit elektrifiziertem Außenzaun im Safari de Peaugres @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schönbrunner Eisbären (Ursus maritimus) spielen im Schnee © Tiergarten Schönbrunn / Josef Gelernter

 

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3 Monate alter Eisbär (Ursus maritimus) im Februar 2020 im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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3 Monate alter Eisbär (Ursus maritimus) im Februar 2020 im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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Eisbären (Ursus maritimus) spielen im Wasser im Tierpark Berlin @ Tierpark Berlin

 

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Briefmarke mit Eisbärenmotiv, Polen, 1.00 zl., Zoo Warschau 19878

 

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Eisbär Knut als Naturschutzbotschafter auf Briefmarke BR Deutschland, Sondermarke, 55+25 cts., 2008

 

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Tanzender Eisbär (Ursus maritimus) aus grünem Serpentin im Océanopolis Brest. Künstler: Noah Kelly Nunavut @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der Eisbär gehört mit zu den populärsten Zootieren und gleichzeitig zu jenen Arten, der Haltung von Tierrechtlern und manchen Tierschützern am stärksten bekämpft wird. Er ist ein ausgezeichneter Botschafter für den Klimaschutz. Heue wird er sehr viel seltener gehalten als früher, im Gegenzug wurden das Platzangebot und die Haltungsbedingungen in den meisten verbleibenden Haltungen massiv verbessert.

Körperbau und Körperfunktionen

Männliche Eisbären erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 240-250(-302) cm und ein Gewicht von 300-400(-800) kg, weibliche werden 160-210 cm lang und 180-250(-500) kg schwer. Der Schwanz ist 7-12 cm, mit Endhaaren bis 22 cm lang. Der Kopf ist schmal und länglich, die Ohren sind kurz und rund, der Hals ist länger als bei anderen Bären, der Körper lang mit tiefer Schulter- und stark entwickelter Hinterpartie. Das Fell ist weiß bis gelblich- oder gräulich-weiß, die Haut dunkel, Nasenspiegel und Lippen sind schwarz. Der Pelz ist dicht und wasserundurchlässig, die Haare sind hohl, was ihre Isolationsfähigkeit erhöht. Die dichte Unterwolle ist ebenfalls weiß bis gelblich. Das Unterhaut-Fettgewebe ist stark entwickelt und die Fußsohlen sind weitgehend dicht mit Haaren besetzt. Die Zehen sind zur Hälfte durch Spannhäute verbunden, die Krallen sind schwarz, dunkelbraun oder grau, vorne 25-58 mm, hinten 24-42 mm lang [2; 8; 22].

Verbreitung

Nordpolargebiet: Alaska, Kanada, Grönland, Norwegen mit Svalbard und Jan Mayen, Russland, gelegentlich Island [2].

Lebensraum und Lebensweise

Die Küsten, die angrenzenden Landpartien, die Packeiszone sowie Treibeisfelder bilden den hauptsächlichen Lebensraum des Eisbären, der auf Nahrungssuche aber auch weiter ins Inland gehen und dabei in Siedlungen eindringen kann. Eisbären leben einzeln oder in Mutterfamilien. Bei größeren Kadavern, etwa von Walen, oder auf Abfallhalden können sich auch mehrere Tiere zusammenfinden. Sie sind langsame, aber ausdauernde Schwimmer und legen an Land weite Strecken zurück. Sie ernähren sich hauptsächlich von Robben, Aas, Siedlungsabfällen, im Sommer auch von Gras, Kräutern und Beeren. Wichtigste Beutetiere sind Ringelrobben (Pusa hispida), Bartrobben (Erignathus barbatus) und Sattelrobben (Pagophilus groenlandicus), gelegentlich werden auch Walrosse (Odobenus rosmarus), Belugas (Delphinapterus leucas) und Rentiere (Rangifer tarandus) geschlagen oder Fische und Vögel gefangen [8; 22].

Weibliche Eisbären werden mit 4-5 Jahren geschlechtsreif, männliche mit 6 Jahren. Die Paarungszeit fällt auf Ende März bis anfangs Juni. Durch die Paarung kommt es zum Eisprung. Die gesamte Trächtigkeit, einschließlich Keimruhe, dauert 195-265 Tage. Im Spätherbst, wenn die Embryonalentwicklung begonnen hat, begeben sich die trächtigen Weibchen in eine Wurfhöhle, wo sie Winterruhe halten, und wo meist im späten Dezember oder frühen Januar die etwa 600 (400-840) g schweren Jungtiere geboren werden. Meistens sind es Zwillinge, von denen aber häufig nur einer überlebt. Dank der mit einem Fettanteil von 36% sehr nahrhaften Muttermilch wachsen die Welpen sehr rasch und haben, wenn sie im März/April erstmals aus dem Bau kommen, ein Gewicht von 10-12 kg. Die Jungen bleiben während 2-2.5 Jahren bei der Mutter. Nichtträchtige Eisbärinnen und männliche Tiere bauen zwar auch Höhlen, in die sie sich zum Schlafen oder bei extrem ungünstigem Wetter zurückziehen, machen aber keine Winterruhe durch [8; 9; 21].

Gefährdung und Schutz

Der Eisbär hat einen Weltbestand von 20-25 Tieren, die sich auf 19 Populationen verteilen. Seit 1982 gilt er als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE). Der Klimawandel wird der Art zunehmend zu schaffen machen [21].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Die Art ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens und fällt unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele): 

  • Seit längerer Zeit unterstützen der ErlebnisZoo Hannover und die Zoostiftung Region Hannover (seit 2008), der Tierpark Hellabrunn, der Tiergarten Schönbrunn (seit 2014) und der Zoo Rostock (seit 2017), nebst zahlreichen weiteren, hauptsächlich nordamerikanischen Zoos, ein Projekt der Naturschutzorganisation Polar Bears International zur Erforschung der Wanderungen der Eisbären in der Beaufortsee, bei dem wild lebende Eisbärinnen mit Peilsendern ausgestattet werden. Hannover und München haben die Patenschaft für je einen, Wien für zwei Eisbärinnen übernommen, die 2018 insgesamt 5 Junge und einen Jährling führten. Mit Hilfe des Senders können die Routen der Bärinnen per Satellit verfolgt werden, um so heraus zu finden, in welchen Regionen sie  bevorzugt leben und wo sie ihre Jungen aufziehen. Auf der Basis dieser gesammelten Daten sollen dann geeignete Schutzzonen errichtet werden. Die Wanderwege der Bären können online verfolgt werden auf https://polarbearsinternational.org/polar-bears/tracking/.

  • Zoo und Tierpark Berlin unterstützen ein Projekt von Polar Bears International, bei dem mittels modernster Kameratechnik die Aufzucht der Jungbären in den Geburtshöhlen ungestört beobachten werden mit dem Ziel, dass langfristige Schutzzonen eingerichtet werden, in denen die Tiere genug Nahrung finden und Nachwuchs ungestört großziehen können.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In Grönland, Kanada und den USA dürfen Eisbären durch die Lokalbevölkerung unter einem Quotensystem gejagt werden. In Kanada ist auch die Sportjagd erlaubt, sofern der Jäger von einem Inuit begleitet wird. Jährlich werden weltweit etwa 700-800 Tiere erlegt. Kanada ist das wichtigste Ausfuhrland für Teile und Erzeugnisse von Eisbären. Im Zeitraum 2001-2016 wurden pro Jahr u.a. 70-712 Felle, 30-122 Schädel und bis 2689 Zähne exportiert. Im selben Zeitraum exportierten Kanada 4 und Russland 43 lebende Wildfänge, und es wurde weltweit die Ausfuhr von 88 Nachzuchttieren registriert [3; 21].

Kulturelle Bedeutung: Eisbären sind Gegenstand von Märchen und Legenden der Polarvölker. Eisbärenteile werden von ihnen kunstgewerblich verarbeitet und der Eisbär dient als Motiv für Stein- und Knochenskulpturen oder Ritzzeichnungen.

Gesundheitliche Probleme: Eisbärenfleisch enthält oft Trichinen, die auch durch Tiefkühlung nicht abgetötet werden, und Eisbärenleber ist außerordentlich reich an Vitamin A. Der Genuss von Leber oder nicht vollständig durchgegartem Fleisch kann für den Menschen tödlich sein [1; 9].

Haltung im Zoo

Die Haltung von Eisbären im Zoo steht unter permanenter Kritik von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen. Historisch gesehen war diese Kritik berechtigt, denn bis vor nicht allzu langer Zeit wurden Eisbären unter beengten Verhältnissen in reizarmen "Betonarien" und, was besonders problematisch war, gruppenweise gehalten. Die Tiere zeigten daher nicht nur Verhaltensauffälligkeiten, sondern auch Haut- und Fellschäden, die sich als eitrige Hautentzündungen oder mehr oder weniger ausgedehnter Haarlosigkeit (Alopezie) äußerten. Meistens konnten in Hautproben Milben oder Hautpilze nachgewiesen werden, die als Ursache angesehen und, in der Regel erfolglos, bekämpft wurden. Denn die wahre Ursache lag, wie 1996 veröffentlichte Abklärungen in den Zoos von Basel und Zürich ergaben, im Überbesatz der Anlagen, der zu sozialem Stress und in der Folge zu den Hautveränderungen führte. Diese betrafen meistens nur ein Tier in der Gruppe. Im Zoo Basel, dessen Anlage einen Landteil von 230 m² aufwiesen, traten die Symptome auf, wenn mehr als 1.2, im Zoo Zürich mit einem Landteil von 100 m² sobald mehr als 1.1 Tiere gehalten wurden [6]. Nachdem dies erkannt war, wurden die Gruppengrößen in den meisten Zoos angepasst, und heute sind in europäischen Zoos kaum noch nackte Eisbären anzutreffen.

Die Anzahl der in den Zoos weltweit gehaltenen Eisbären ist in den vergangenen Jahren und vor allem seit 1995 deutlich gesunken. 1980 lebten weltweit 633 Eisbären in 199 Zoologischen Gärten, davon etwa 300 in Europa. Ende 2012 waren es 330 Eisbären in 133 Zoos. 36 dieser Bären lebten in Zoos im deutschsprachigen Raum, davon waren 35 Zoonachzuchten und der einzige Wildfang war ein ehemaliges Zirkustier. Die Bestandsabnahme ist dadurch bedingt, dass die Zoos die Zahl der gezeigten Bärenarten allgemein stark reduziert haben, dass die Gruppengrößen verkleinert und dass inadäquate Haltungen aufgegeben wurden. Andererseits entstanden eine Reihe neuer Anlagen, die der Biologie des Eisbären besser gerecht werden [11; 12; 24 u.a.].

Von 1980 bis 2008 wurden 36 junge Eisbären, die von der Mutter nicht angenommen wurden, erfolgreich von Hand aufgezogen In jüngster Vergangenheit geriet der Eisbär durch die künstlich aufgezogenen Jungtiere „Knut und „Flocke“ in den Brennpunkt des Interesses.

Am 5. Dezember 2006 kamen im Zoo Berlin Eisbärzwillinge zur Welt. Die 1986 geborene, in der Aufzucht unerfahrene Mutter "Tosca" trug ihre Jungtiere aus der Wurfbox in den Außenbereich des Hofstalles und liess sie nach einiger Zeit auf dem kühlen Boden zurück. In der Folge entschloss man sich zur Handaufzucht. Ein Jungtier starb bald, das überlebende wurde als „Knut“ weltberühmt.

Etwas anders war die Situation im Tiergarten Nürnberg: Hier kümmerte sich die erstgebärende Mutter "Vera" zunächst vorbildlich um ihr im Dezember 2007 geborenes Kleines. Sie verließ zwar regelmäßig die Wurfhöhle, um sich zu sonnen, war aber immer zur Stelle, wenn sich der Nachwuchs bemerkbar machte. Bis zum 8. Januar 2008: Da trug sie plötzlich ihr Junges aus der Höhle, lief nervös durchs Gehege und ließ das Kleine dabei immer wieder fallen. Obwohl der Tiergarten die Besucherplattform des Aqua Parks hatte weiträumig sperren lassen, schien die Bärin ihre Wurfhöhle nicht mehr als sicher zu erachten und irrte auf der Suche nach einem Ersatzplatz durchs Gehege. Da tags zuvor die zweite Eisbärin Vilma ihre beiden Jungen gefressen hatte, entschieden die Verantwortlichen sich schweren Herzens noch am 8. Januar 2008 dafür, das Eisbärjunge „Flocke“ von Mutter "Vera" zu trennen und mit der Hand von Pflegern aufziehen zu lassen.

Laut einer Tierrechtsorganisation, die aus weltanschaulichen Gründen die Haltung von Eisbären im Zoo bekämpft, sollen 61 Prozent der deutschen Eisbär-Jungen bereits unter 12 Monaten gestorben und soll die Lebenserwartung im Zoo allgemein tief sein, indem 75 Prozent der Eisbären noch vor ihrem 15. Geburtstag sterben. Tatsache ist allerdings, dass nach Internationalem Eisbären-Zuchtbuch die Aufzuchtrate der im Zoo geborenen Eisbären von 2000-2008 bei rund 50 % lag. Andererseits haben Untersuchungen an freilebenden Eisbären in der Hudson Bay ergeben, dass von 200 Jungtieren, die im Frühjahr den Bau verlassen hatten, 56 % bis im Herbst starben (wie viele bereits im Bau gestorben waren ist nicht bekannt). Vom ersten bis zum zweiten Herbst starben von den Überlebenden nochmals 65 % [4], das heißt die Sterblichkeit betrug hier schon in den beiden ersten Lebensjahren über 85 %. Im Winter 2013/14 wurden gab es in europäischen Zoos sechs Würfe, drei in Russland, die als Einlingsgeburten vermeldet wurden, und drei in VdZ-Zoos. Da in den VdZ-Zoos die Wurfboxen video-überwacht sind, konnte man feststellen, dass in allen drei Fällen Zwillinge geboren worden waren. In zwei Fällen wurde aber ein Jungtier tot geboren oder starb am ersten Lebenstag, was in der Wildbahn unentdeckt bliebe. Die anderen vier Jungen wurden problemlos aufgezogen, ebenso die drei in Russland.

Während des Neubaus seiner Eisbärenanlage stellte der Zoo Karlsruhe seine vier Eisbären im Tiergarten Nürnberg ein, wo sie durch Aufbrechen von Vorhängeschlössern von selbsternannten Tierschützern "befreit" wurden und in der Folge erschossen werden mussten [27].

Eisbären können im Zoo ein Alter von über 43 Jahren erreichen [20]. 21 in den Jahren 2015-2021 in amerikanischen Zoos gestorbene erwachsene Eisbären erreichten ein Durchschnittsalter von 26.5 Jahren, wobei vermutet wird, dass durch eine Senkung des Proteinanteils im Futter eine weitere Erhöhung der mittleren Lebenserwartung möglich wäre, weil es dadurch zu weniger Kreislauf-, Leber- oder Nierenerkrankungen käme [26].

Wildlebende Eisbären, die nicht bereits als Jungtiere gestorben sind, sollen im Mittel ein Alter von 15 Jahren erreichen und es sollen nur wenige älter werden als 25 Jahre. Nach STIRLING (2002) ist dies wohl zu optimistisch: von 193 während der Jahre 1971-1979 in Kanada gefangenen Eisbären bekannten Alters waren nur 15 neun Jahre alt oder älter. ZANDER & KOLTER [23] führen dazu Folgendes aus: "Das nach Daten aus RAMSAY & STIRLING [14] geschätzte Durchschnittsalter weiblicher Eisbären liegt bei ca. 8 Jahren, das der im Zuchtbuch [11] aufgeführten Weibchen bei ca. 16 Jahren. Eisbären werden im Zoo also im Mittel doppelt so alt wie in der Natur! Dementsprechend müssen die höheren Altersklassen in beiden Populationen sehr unterschiedlich vertreten sein. Während in der Hudson Bay nur ungefähr 3% der weiblichen Bären über 20 Jahre sind, sind es in europäischen Zoos 35%." Von den 306 am 13. September 2009 in europäischen Zoos lebenden Eisbären waren 2 Tiere 40-41 Jahre, 19 Tiere 30-39 Jahre und 90 Tiere 20-29 Jahre alt.

Eisbären können oft dabei beobachtet werden, wie sie in ihren Gehegen hin- und herlaufen. Damit wollen sie, wie alle Bären- und Hundeartigen, ein Bewegungsbedürfnis befriedigen. Wie in der Natur laufen sie dabei zumeist auf festen Wechseln. In der räumlichen Begrenztheit eines Zoogeheges kann es dazu kommen, dass sie für die Laufübungen immer dieselbe Strecke benutzen. Daraus kann man aber sowenig schließen, dass die Tiere leiden, wie man dies von einem menschlichen Langläufer sagen kann, der auf einer ovalen Aschenbahn trainiert. Lauf- und andere Stereotypien treten auch auf bei einer bestimmten Erregung, wenn z.B. die Fütterungszeit naht. Auch hier fehlt jeglicher Nachweis, dass diese Erwartungshaltung mit Leiden verbunden ist. Vermehrtes Stereotypieren kann, vor allem bei rangniedrigen Tieren, auch Ausdruck von sozialem Stress sein. Ein Problem liegt namentlich dann vor, wenn die Tiere rund um die Uhr stereotype Bewegungsabläufe zeigen, die sie auch dann kaum unterbrechen, wenn ihnen Reize oder Beschäftigungen angeboten werden. Die Zoos haben das aber erkannt und fast durchwegs die Gruppengrössen auf ein Paar oder ein Trio reduziert. Im Hinblick auf eine weitere Optimierung der Haltung wurden im Rahmen einer Dissertation Verhalten und Veränderungen von Stresshormon-Konzentrationen unter Berücksichtigung von Gehegegröße und Gruppenzusammensetzung untersucht [16].

Haltung in europäischen Zoos:
 Die Art wird in über 50 Zoos gehalten, von denen sich 11 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Das seit 1981 bestehende Internationale Zuchtbuch (ISB) wird am Zoo Rostock geführt [11; 12], das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurde 2006 gegründet, als der europäische Bestand unter 100 Tiere gesunken war. 2020 wurde es zu einem "New Style EEP" umgewandelt, das vom Zoo Moskau koordiniert wird. Die Bären-Spezialistengruppe der EAZA hat Empfehlungen für die Haltung von Eisbären herausgegeben [10; 19; 24].

Wie Eisbären gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Eisbären sind beliebte Studienobjekte für Forschungsarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie, Ontogenese, Physiologie oder Ethologie, aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls, wie etwa zur Gruppenzusammensetzung, Umweltanreicherung, Neugestaltung von Anlagen, Fütterung oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen [5; 6; 13; 15; 16; 18].

Mindestanforderungen an Gehege: Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt pro Eisbär eine Landfläche von 120 und eine Box von 8 m² vor. Das Wasserbecken muss eine Fläche von 400 m² und eine Tiefe von 2 m haben. Für jedes weitere Tier kommen 20 m² zur Basisflächen dazu. In einer früheren Fassung der Verordnung betrug die Basisfläche für das Becken 80 m². Weshalb es zu einer Verfünffachung kam, ist nicht ersichtlich.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 Tiere ein Gehege von 400 m² erforderlich, was ein Becken von 60 m² mit einer mittleren Tiefe von 2 m einschließt. Pro Tier ist eine Schlafbox von 8 notwendig.

In Deutschland sah das Säugetiergutachten’96 des BMEL für ein Außengehege für zwei Eisbären eine Landfläche von 200 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 50 m² vor, zusätzlich ein Badebecken mit einer mittleren Wassertiefe von 1,5 m und einer Mindestfläche von 60 m². Das war zweifellos anpassungsbedürftig. Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL hat denn die Dimensionen der Landfläche auch auf 400 m² für ein Paar, 150 m² für jedes weitere Tier und die Beckendimensionen auf 100 m² Fläche bei 2 m Tiefe erhöht. Allerdings sollten sich, wie bei anderen solitär lebenden Tieren, die Maße für die Grundeinheit eines Geheges auf ein Einzeltier beziehen und nicht, wie im Gutachten auf ein Paar. Für bestehende Anlagen wäre demnach eine Landfläche von 200 m² für jedes Tier zu fordern. Dies erlaubt, bestehende Eisbärenanlagen, deren Landteil kleiner ist als 400 m², in beschränktem Umfang weiter zu nutzen. Weil Bären grundsätzlich solitär lebende Tiere sind, ist die Einzelhaltung auf relativ kleinem Raum in vielen Fällen mit weniger Stress verbunden als eine permanente Gruppenhaltung. Für die Zucht sind in jedem Fall zwei Anlagen erforderlich, es sei denn, mehrere Institutionen würden sich in einen Zuchtmann teilen. Dabei muss auch das Zweitgehege über zumindest ein kleines Badebecken verfügen. Dass die Innenboxen in jedem Fall verbindbar sein müssen ist nicht einzusehen, bei Wurfboxen wäre dies ohnehin kontraindiziert. Zweckdienlicherweise werden trächtige Bärinnen in einem eigenen Stallgebäude untergebracht.

Laut Säugetiergutachten sollen Bären im Frühjahr Gras als Futter erhalten, mit Ausnahme der Eisbären. Faktisch fressen aber auch Eisbären sowohl im Zoo wie in der Wildbahn Gras: „Polar bears onshore here in northeastern Manitoba often spend a lot of time eating grass, kelp, or other terrestrial vegetation.“[17].

Taxonomie und Nomenklatur

Der Eisbär wurde 1774 von dem britischen Forschungsreisenden Constantine John PHIPPS unter seinem heute noch geltenden Namen beschrieben. Gelegentlich wurde vorgeschlagen, ihn in einer eigenen Gattung, Thalassarctos, Thalarctos oder Thalatarctos, unterzubringen, was sich aber aufgrund der nahen Verwandtschaft zum Braunbären nicht durchsetzte [22].

1908 gliederte Theodor KNOTTNERUS-MEYER, der 1911 erster Direktor des Zoologischen Gartens Rom wurde, aufgrund einer Analyse der Merkmale von 56 Schädeln aus deutschen und schwedischen Museen den Eisbären in sieben Formen, von denen er sechs als Arten, eine als Unterart auffasste. Spätere Autoren kamen zum Schluss, dass die festgestellten Unterschiede geschlechts- und altersbedingt waren. Heute ist bekannt, dass die 19 existierenden Eisbärpopulationen in einem genetischen Austausch stehen und dass es keine Unterarten gibt [22; 25].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEROCHER, A. E., & STIRLING, J. (1996)
  5. DIETERMANN, A. (1996) <
  6. DOLLINGER, P., BAUMGARTNER, R., PAGAN, O. & WECHSLER, B. (1996)
  7. EISBÄREN IM ZOO
  8. GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009)
  9. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  10. KOLTER, L., KAMPHORST, N.F. & RUVEN, S.A.W. (2007)
  11. LINKE, K. (1993)
  12. LINKE, K. (2008)
  13. MARKOWSKI, S. (2013)
  14. RAMSAY, M. A. & STIRLING, I. (1988)
  15. SCHNEIDER, M. (2015)
  16. STEPHAN, U. (2006)
  17. THIEMANN, G. W. (2010)
  18. TSANGARAS, K. (2014)
  19. USHER SMITH, J. & KOLTER, L. (2007)
  20. WEIGL, R. (2005)
  21. WIIG, Ø. et al. (2015). Ursus maritimus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22823A14871490. http://www.iucnredlist.org/details/22823/0. Downloaded on 22 June 2018.
  22. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  23. ZANDER, R. & KOLTER, L. (1995)
  24. ZOOQUARIA 105 (2019): 6.
  25. USPENSKI, S. M. (1979)
  26. ROBBINS, C. T., TOLLEFSON, T. N., RODE, K. D., ERLENBACH, J. A. & ARDENTE, A. J. (2021)
  27. STADTWIKI KARLSRUHE

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Montag, 23 Oktober 2017 12:34

Baribal

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Eigentliche Bären (Ursinae)

D LC 650

Baribal, Schwarzbär

Ursus americanus • The American Black Bear • L'ours noir ou le baribal

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Baribal (Ursus americanus) im Safari de Peaugres © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Baribals (Ursus americanus)

 

 

 

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Schwarzbärin (Ursus americanus) mit Jungen im Tierpark Berlin © Carlos Frey, Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

 

 

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Baribal (Ursus americanus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Baribal (Ursus americanus) im Safari de Peaugres © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Junger Baribal (Ursus americanus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Gemeinschaftshaltung von Baribal (Ursus americanus) und Steppenbison (Bison b. bison) im Safari de Peaugres. Die Bären versuchen nicht einmal, die Kälber zu behelligen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Baribal (Ursus americanus) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Baribal (Ursus americanus) im Safari de Peaugres © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Baribal (Ursus americanus) im Safari de Peaugres © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Baribal (Ursus americanus) in Durchfahrgehege in der Réserve africaine de Sigean © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Geisterbär (Ursus americanus kermodei) im Great Bear Rainforest, Britisch Kolumbien © Jon Rawlinson. Übernommen unter der Creative Commons Attribution 2.0 Generic license.

 

 

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Schwarzbärin (Ursus americanus emmonsii) mit Gletscherbär-Jungen in Alaska. Bild: US National Parks Service. Public Domain.

 

 

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Baribal (Ursus americanus). Abbildung aus BREHMs Thierleben (1882-1887).

 

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Der Schwarzbär oder Baribal ist die am wenigsten gefährdete Bärenart. Aus diesem Grund, und weil sich nur wenige europäische Zoos aus nordamerikanische Fauna spazialisiert haben, ist er bei uns nur relativ selten zu sehen. Wo er aber in einem zoogeografischen Kontext gehalten wird, ist er in zoopädagogischer Hinsicht sehr ergiebig.

Körperbau und Körperfunktionen

Baribals sind im Mittel deutlich kleiner als Braunbären. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 135-190 cm, die Schulterhöhe 90 cm, die Schwanzlänge 7-17 cm. Bären werden 100-270 kg schwer, Bärinnen 60-140 kg. Zwar sind die meisten Baribals schwarz, wie ihr Name "Schwarzbär" sagt, aber doch nicht alle: es gibt auch stahlgraue, dunkelbraune, rotbraune, zimtbraune, isabellfarbene, cremefarbene und weiße. Die beiden letztgenannten treten besonders häufig bei der Unterart Ursus americanus kermodei  aus Britisch-Kolumbien auf. Sie werden von den Tsimshian-Indianern „Geisterbären“ genannt. Die stahlgrauen heißen Gletscherbären (U. a. emmonsii) und kommen aus Alaska [1; 3; 9; 12].

Verbreitung

Nordamerika: Kanada (alle Provinzen und Territorien mit Ausnahme von Prince Edwards Island, wo der letzte Bär 1927 geschossen wurde), USA (41 Staaten und gelegentliche Sichtungen in 5 weiteren) und nördliche Hälfte von Mexiko (5 Staaten und gelegentliche Sichtungen in 4 weiteren) [6].

Lebensraum und Lebensweise

Baribals besiedeln hauptsächlich Laub-, Misch- und Koniferenwälder der gemäßigten Zone, stoßen aber bis in die subtropischen Gebiete Mexikos und Floridas und in die Subarktis vor. Außer im Wald sind sie auch in Trockengebieten, Busch, Sumpf und Tundra zu finden. Sie sind vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 3'500 m verbreitet. Im Gegensatz zum Braunbären sind beim Baribal auch die Erwachsenen gute Kletterer, die rasch die Bäume hochsteigen, indem sie den Baum mit den Vorderarmen umfassen und sich mit den Hinterbeinen nach oben stoßen. Runter kommen sie mit dem Hinterteil voran [1; 6; 12].

Baribals sind Allesfresser, die von Gras, Kräutern Beeren, Früchten, Nüssen und Eicheln über Ameisen, Heuschrecken und Käfern bis zu Fischen, Vögeln, Kleinsäugern, Jungen oder Kühen von Weiß- und Schwarzwedelhirsch, Aas und Nahrungsmittelabfällen so ziemlich alles verzehren, was sie an Fressbarem finden. Sie überwintern in Höhlen, unter Fallholz oder in Baumhöhlen bis 20 m über dem Boden [1; 6; 12].

Baribals sind Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit oder in Mutterfamilien zusammen sind. Sie sind hauptsächlich tagsüber aktiv mit einer Ruhephase über Mittag. Sie haben Streifgebiete  von 3 bis 1'160 km², in der arktischen Tundra mehr. Die Streifgebiete der Männer sind 2-10 mal so groß wie die der Bärinnen und überlappen sich mit diesen. Gebietsweise verteidigen die Tiere das Kerngebiet ihres Streifgebiets als Territorium [12].

Während der Winterruhe nehmen die Bären weder Nahrung noch Wasser zu sich, sondern decken ihren Energiebedarf von rund 4'000 Kcal pro Tag durch den Abbau von Körperfett. Sie setzen auch weder Kot noch Urin ab. Letzteres ist möglich, weil ihre Nieren in der Lage sind Harnstoff abzubauen [9].

Die Paarungszeit fällt auf Mai bis Juli, oft paart sich die Bärin mit mehreren Partnern und kann in einem Wurf Jungtiere von verschiedenen Vätern zur Welt bringen. Die Ovulation wird durch die Paarung induziert. Die befruchtete Eizelle macht erst mal eine Keimruhe durch und nistet sich erst im November in die Gebärmutterwand ein. Die Geburt der meist 2 (1-5), 20 cm langen und 200-400 g schweren Jungen erfolgt in der Regel im Januar-Februar während der Winterruhe. Die Bärin und die Jungen verlassen das Winterlager erstmals, wenn die Jungtiere 2.5-3.5 Monate alt sind. Die allein gelassenen Jungbären klettern bei Gefahr auf einen Baum. Mit 16-17 Monaten gehen die Jungen ihrer eigenen Wege und die Mutter widmet sich erneut dem Paarungsgeschäft. Das Alter erstgebärender Bärinnen schwankt zwischen 3 und 8 Jahren [12].

Gefährdung und Schutz

Gefährdung und Schutz: Der Amerikanische Schwarzbär ist eine weitverbreitete Art mit einer globalen Gesamtpopulation, die wohl doppelt so groß ist wie die aller anderen Bären zusammengenommen. In den meisten Gebieten nehmen die Bestände und das Areal zu und es existieren nur einige wenige isolierte Populationen. Die Art gilt deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [6].

Der Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Signifikante Ausfuhren von der Natur entnommenen Exemplaren gibt es nur aus Kanada. Von  2001-2017 wurden nebst zahlreichen anderen Teilen und Erzeugnissen die Ausfuhr von 125'247 Jagdtrophäen, 62'971 Fellen und 59'168 Schädeln registriert. An lebenden  Wildfängen wurden weniger als 20 nach den USA ausgeführt. Weltweit wurde im selben Zeitraum die Ausfuhr von 71 Nachzuchttieren registriert [4].

Kulturelle Bedeutung: Baribals haben bzw. hatten eine große kulturelle Bedeutung für die indigenen Völker Nordamerikas. BREHM [2] stellt dazu fest: "Sehr eigenthümlich sind manche Jagdweisen der Indianer, noch eigenthümlicher die feierlichen Gebräuche zur Versöhnung des abgeschiedenen Bärengeistes, welche einer gottesdienstlichen Verehrung gleichkommen" und gibt den Bericht eines Alexander HENRY wider, der mit Hilfe seiner indianischen Wirte einen Baribal erlegt hatte: "Sofort nach seinem Tode näherten sich ihm alle Indianer und namentlich die 'Alte Mutter', wie wir sie nannten. Sie nahm den Kopf des Thieres in ihre Hände, streichelte und küßte ihn wiederholt und bat den Bären tausendmal um Verzeihung, daß man ihm das Leben genommen habe, versicherte auch, daß nicht die Indianer dies verübt hätten, sondern daß es gewißlich ein Engländer gewesen wäre, welcher den Frevel begangen... Sobald man zu Hause angekommen war, wurde das Bärenhaupt mit silbernen Armbändern und allem Flitterwerk, welches die Familie besaß, geschmückt. Dann legte man es auf ein Gerüst und vor die Nase eine Menge von Tabak. Am nächsten Morgen traf man Vorbereitungen zu einem Feste. Die Hütte wurde gereinigt und gefegt, das Haupt des Bären erhoben und ein neues Tuch, welches noch nicht gebraucht worden war, darüber gebreitet. Nachdem man die Pfeifen zurecht gemacht hatte, blies der Indianer Tabaksrauch in die Nasenlöcher des Bären..."

Haltung im Zoo

In Peaugres, Thoiry und Eveltoft sind Baribals mit Bisons vergesellschaftet, in Ebeltoft auch mit Präriehunden, in anderen Zoos mit Rot- oder Polarfüchsen. In Hodenhagen waren sie es u.a. mit  Dromedaren, Straußen, Kulanen, Mähnenspringern und Mantelpavianen. In nordamerikanischen Zoos gibt es Kombinationen mit weiteren Arten, einschließlich Puma, Wolf, Moschusochs, Elch, Karibu, Elch Weißwedelhirsch etc. in zum Teil sehr weitläufigen Gehegen, wobei akzeptiert wird, dass die Bären gelegentlich junge Huftiere töten und fressen [14].

Baribals können im Zoo ein Alter von 34 Jahren erreichen [11].

Haltung in europäischen Zoos:
Obwohl die EAZA schon vor einigen Jahren die Devise herausgegeben hat, Baribals sollten durch andere, gefährdetere Arten ersetzt werden, nimmt der Bestand in EAZA-Zoos leicht zu [13]. Die Art wird in gegenwärtig (2022) in 24 Zoos gehalten, von denen sich 5 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Zuchtprogramm und kein Zuchtbuch. Die Bärenspezialisten-Gruppe der EAZA hat Empfehlungen für Bau und Gestaltung neuer, die sinnvolle Verwendung alter Anlagen sowie den Einsatz von Programmen zur Umweltanreicherung herausgegeben [7; 10].

Forschung im Zoo: Nachdem Baribals in Europa nicht häufig gehalten werden, sind sie auch nur selten Gegenstand von Forschungsarbeiten. Dabei werden sie oft im Kontext mit anderen Arten abgehandelt, etwa im Rahmen von Untersuchungen zur Fortpflanzungsphysiologie und Geburtenkontrolle bei in Menschenhand gehaltenen Bären oder zum Ruhe- und Schlafverhalten von Bären und Kleinbären [5; 8].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten ’96 des BMEL sah für ein Außengehege für zwei Schwarzbären 150 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 20 m² vor. Das war zweifellos anpassungsbedürftig. Allerdings sollten sich, wie bei anderen solitär lebenden Tieren, die Maße für die Grundeinheit eines Geheges auf ein Einzeltier beziehen und nicht, wie im Säugetiergutachten 2014 des BMEL auf drei Tiere. In manchen europäischen Zoos werden Baribals heute noch in größeren Gruppen gehalten, was einigermaßen funktioniert. Weil Bären aber grundsätzlich solitär lebende Tiere sind, ist die Einzelhaltung in vielen Fällen mit weniger Stress verbunden als die Gruppenhaltung. Für bestehende Anlagen wäre demnach eine Fläche von 150 m² für jedes Tier zu fordern, d.h. für drei Tiere 450 m², was in der Größenordnung der Vorgabe des Gutachtens (500 m²) liegt. Dass die Innenboxen in jedem Fall verbindbar sein müssen ist nicht einzusehen, bei Wurfboxen wäre dies ohnehin kontraindiziert. Je nach Konstellation des Stallgebäudes sind unterschiedliche Möglichkeiten denkbar.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Baribals eine Landfläche von 150 m² und ein Wasserbecken von 50 m² mit einer mittleren Tiefe von 1 m vor. Für jeden weiteren Bären ist die Landfläche um 20 und die Wasserfläche um 2 m² zu erhöhen, (was allerdings eine unsinnige Bestimmung ist). Für jedes Tier ist eine Schlafbox von 6 m² vorzusehen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist der Baribal vergessen worden. Es steht zu vermuten, dass für 1-2 Tiere ein Gehege von 300 m² sowie pro Tier eine Schlafbox von 6 m² erforderlich ist.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Baribal wurde 1780 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Zeitweilig wurde er in eine Gattung Euarctos gestellt. Es werden 26 Unterarten unterschieden, von denen aber vermutlich nicht alle einer kritischen Überprüfung standhalten dürften [6; 12].

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DIETERMANN, A. (1996)  
  6. GARSHELIS, D.L. et al. (2016). Ursus americanus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41687A114251609. http://www.iucnredlist.org/details/41687/0. Downloaded on 21 June 2018.
  7. KOLTER, L., KAMPHORST, N.F. & RUVEN, S.A.W. (2007)
  8. QUEST, M. (2002)
  9. TESSIER, T. (2000)
  10. USHER SMITH, J. & KOLTER, L. (2007)
  11. WEIGL, R. (2005)
  12. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2919)
  13. EAZA Bear Tag (2022) Ursus amercanus update (PPT)
  14. SVÁBIK, K. (rev. 2020d)

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