Donnerstag, 14 Juni 2018 08:30

Afrikanischer Elefant

Überordnung: AFROTHERIA
Taxon ohne Rang: PAENUNGULATA<
Ordnung: Rüsseltiere (PROBOSCIDEA)
Familie: Elefanten (Elephantidae)

Red list status vulnerable

EEPAfrikanischer Elefant

Loxodonta africana • The African Elephant • L'éléphant d'Afrique

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Subadulter Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Opel-Zoo Kronberg @ Opel-Zoo

 

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Verbreitung des Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) nach IUCN. Dunkelgrün sichere, mittelgrün vermutliche Verbreitung

 

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Afrikanischer Elefantenkuh (Loxodonta africana) aus Simbabwe im Alter von ca. 22 Jahren in La Planète Sauvage, Port-Saint-Père @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Alter von 20 Jahren im Safari africain de Sigean @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefantenkuh (Loxodonta africana) mit Kälbern im Safari africain de Sigean @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Stoßzahnloser Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Beekse Bergen Safaripark @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schlafender Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) im Nationalzoo Pretoria @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Elefantenkuh (Loxodonta africana)wird im Tiergarten Schönbrunn geduscht @ Rudolf Stahl / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Afrikanischer Elefantenkühe (Loxodonta africana) auf grasbestandener Freianlage im ZooParc de Beauval @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Toronto @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Elefantenkuh (Loxodonta africana) mit nur einem Stoßzahn im Zoo du Tertre Rouge, La Flèche © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die alte Afrikanische Elefantenkuh "Ruaha" (Loxodonta africana) in ihrer Herde im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Elefantenkühe und Jungtiere (Loxodonta africana) im Hands-on-Management im Zoo Wuppertal @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Wuppertal © P. Scheer, Wuppertal

 

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Junger Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) "Abu* im Tiergarten Schönbrunn - Pressefoto TG Schönbrunn

 

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Junger Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) "Tuluba* im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn

 

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Nachwuchs bei den Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) des Tierparks Berlin ©Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Miami Metro Zoo @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Subadulter Afrikanischer Elefantenbulle (Loxodonta africana) "Tamo" auf der Innenanlage im Opel-Zoo Kronberg @ Opel-Zoo

 

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Etwa 7 Jahre alter Waldefantenbulle (Loxodonta a. cyclotis) "Jimbo" aus Gabun im Zoo Prag @ Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Dressurvorführung mit Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) früher im Zoo Basel @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) beim kontrollierten Freilauf im Zoo Dresden @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schulkinder in direktem Kontakt mit Afrikanischem Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Dresden @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Interaktive Informationstafel zum Thema Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) im Zoo Dresden © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Elefant (Loxodonta africana) auf der Außenanlage des Tierhändlers Ghiazza in Skeerpoort, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) aus dem Tuli-Block bei Tierhändler in Skeerpoort, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die im Tuli-Block in Botswana gefangenen Jungelefanten (Loxodonta africana) wurden von indonesischen Mahouts und mit Hilfe Asiatischer Elefantemkühe gezähmt und trainiert © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Indonesischer Tierpfleger in Kontakt mit Jungelefant (Loxodonta africana) auf Tierhandelsstation in Skeerpoort, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kongo-Zwergelefant (Loxodonta cyclotis «pumilio»), 1905 in Hagenbecks Tierpark, Foto aus HAGENBECK, C. (1908): Von Tieren und Menswchen. Gemeinfrei.

 

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Elefanten sind die größten Landsäugetiere und beim Publikum außerordentlich beliebt. Ihr Verhalten und ihre Gefährdung als Folge der Elfenbeinjagd sind zoopädagogisch interessante Themen. Auch bieten sie sich für Forschungsarbeiten und forschendes Lernen sowie als Botschafter für Natur und Artenschutz in Afrika an. Afrikanische Elefanten werden daher in relativ vielen Zoos gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Bei den Afrikanischen Savannenelefanten erreichen die Bullen eine Kopf-Rumpflänge von 600-650(-750) cm, eine Schwanzlänge von 100-130(-150) cm, eine Schulterhöhe von 320-350(-400) cm und ein Gewicht von 6'000(-12'000) kg. Die Kühe haben eine Schulterhöhe von 260(-300) cm und ein Gewicht von 2'800-4'600 kg. Bei den Waldelefanten werden die Bullen 160-290 cm hoch, die Kühe bis 210 cm. Neugeborene Kälber von südafrikanischen Savannenelefanten haben Schulterhöhen von ca. 85-95 cm, neugeborene Waldelefanten sind etwa 10 cm weniger hoch. Zwischen den beiden Formen gibt es fließende Übergänge. Im Gegensatz zum Asiatischen Elefanten hat der Afrikaner eine fliehende Stirn, der höchste Punkt des Körpers ist nicht der Kopf, sondern der Rücken, der Rüssel weist tiefe Querrunzeln auf, das Rüsselende hat zwei "Finger" und die Ohren sind sehr viel größer, beim Savannenelefanten bis etwa 150 cm hoch und m.o.w. dreieckig, beim Waldelefanten nicht ganz so groß und rund. Beide Geschlechter haben Stoßzähne, bisweilen ist nur einer oder gar keiner ausgebildet. Die Graue Haut ist runzlig und spärlich mit verstreuten schwarzen Haaren versehen. Der Schwanz hat eine Quaste von 38-76 cm langen Haaren [23; 31, 37].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara : Angola, Äquatorial-Guinea, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Liberia, Malawi, Mali, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Südsudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik.

Ausgerottet in Burundi, Gambia und Mauretanien. Wiederangesiedelt in Swasiland [22].

Lebensraum und Lebensweise

Afrikanische Elefanten bewohnen die unterschiedlichsten Lebensräume vom tropischen Regenwald bis zur extrem trockenen Wüste. Im Gebirge gehen sie bis auf 5'000 m hinauf. Je nach Lebensraum ernähren sie sich von Gras, Wasserpflanzen, Schilf, Früchten, Blättern, Ästen oder Baumrinde. Sie leben gesellig in Mutterfamilien mit Jungtieren und Halbwüchsigen, die Bullen in Junggesellengruppe oder, vor allem ältere Tiere, einzeln. Die Kälber werden nach einer Trächtigkeit von 22 Monaten geboren, sie haben beim Savannenelefanten ein mittleres Geburtsgewicht von110 kg und eine Schulterhöhe von etwa 95 cm. Die Intervalle zwischen zwei Geburten betragen etwa 4 Jahre [26; 31].

Gefährdung und Schutz

Bis 2004 war der Afrikanische Elefant unter den damals geltenden Kriterien als stark gefährdet eingestuft worden.Danach galt er als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE) [22], wobei das Ausmaß der Gefährdung von Tierschutzaktivisten stark übertrieben wurde. Tatsächlich sind Trends und Status regional unterschiedlich. Währenddem z.B. in Westafrika der Bestand klein und stark bedroht ist, haben die Bestände in Südafrika derart zugenommen, dass sie gebietsweise ihren Lebensraum bedrohen. Die Wilderei setzt aber in den letzten Jahren den Elefantenbeständen auch im südlichen Afrika wieder vermehrt zu, und der afrikanische Gesamtbestand hat von 2006, als er auf 640'000 Tiere geschätzt wurde (Kategorien Definite, Probable und Possible), auf rund 530'000 im Jahr 2016 abgenommen. Seit 2021 führt die IUCN die beiden Formen in ihrer Roten Liste separat auf. Der Savannenelefant gilt seitdem als stark gefährdet (ENDANGERED), der Waldelefant, dessen Bestand von 2002-2011 mutmaßlich um 62% abgenommen hat, als vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) [30].

Der internationale Handel ist unter CITES differenziert geregelt, je nach Ursprungsland fällt die Art unter Anhang I oder II mit Quotenregelungen (II = Populationen im südlichen Afrika). Für Deutschland werden Einfuhrgenehmigungen für Wildfänge nur erteilt, wenn die Voraussetzungen der Haltungsrichtlinien für Elefanten des Bundesamtes für Naturschutz aus dem Jahr 2000 erfüllt sind.

Die Afrikanischen Elefanten fallen auch unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Mit ihrem Projekt „Anti-Poaching“ hat sich die „Big Life Foundation“ (BLF) zum Ziel gesetzt, im Amboseli-Tsavo-Ökosystem in Kenia die Elefanten vor Wilderei zu schützen sowie Konflikte zwischen der lokalen Bevölkerung und den Tieren zu entschärfen. Der Zoo Basel unterstützt das Projekt seit dem Jahr 2017, indem er für Lohn, Ausrüstung und Verpflegung der rund zehn Ranger eines zwischen dem Kilimandscharo- und dem Amboseli-Nationalpark stationierten Camps aufkommt.

  • Elefantenschutz im KAZA-Schutzgebiet: Das 520'000 km² große Kavango-Zambesi-Schutzgebiets-Netzwerk (KAZA)Liegt im Grenzgebiet von Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. Der Grüne Zoo Wuppertal fördert dort über die International Elephant Foundation (IEF) Maßnahmen zur Reduktion von Tier-Mensch-Konflikten. Indem er im Rahmen seiner jährlichen "Elefantentage" gesammelte Geldmittel spendet.

  • Der Zoo Zürich unterstützt seit 1998 das Lewa Wildlife Conservancy und hat dafür bis 2021 insgesamt 2'565'000 CHF aufgewendet. Ein Teilprojekt war der Bau eines Elefantenkorridors von Lewa zum Mount Kenya. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Der Afrikanische Elefant hatte und hat z.T. immer noch eine große Bedeutung als Elfenbeinlieferant. Von 2001-2016 wurden weltweit über 22'000 Stück und 167 Tonnen (entspricht etwa 34'000 Stück) Stoßzähne legal international gehandelt, obwohl der Handel durch CITES stark eingeschränkt wird. Ebenfalls verwertet werden die Häute und lokal das Fleisch der Afrikanischen Elefanten. In einigen Ländern (Botswana, Kamerun, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Tansania) ist die Trophäenjagd ein wirtschaftlich relevanter Faktor. Im Zeitraum 2001-2016 exportierte Simbabwe mit 4'257 Stück die meisten Trophäen [24]. In Trockengebieten kann es zu Konkurrenzsituationen zwischen Elefanten und Viehhaltung kommen. Der mittlerweile ausgerottete Nordafrikanische Elefant wurde von den Karthagern gezähmt und für Kriegsdienste verwendet. Südlich der Sahara gab es keine Zähmung zur Nutzung als Arbeitstier, bis die belgische Kolonialverwaltung im Kongo 1938 die Elefantenstation Gangala-na-Bodio einrichtete, die einige Jahrzehnte Bestand hatte [26]. Im südlichen Afrika wurden in den letzten Jahren einige Elefanten als Reittiere abgerichtet, um den Touristen "Elefantensafaris" anbieten zu können.

Haltung

Elefanten gehören zu jenen charismatischen Tieren, für welche Tierrechtler ein Haltungsverbot fordern. Dabei wird behauptet, Elefanten würden "in Freiheit" im Mittel 50 Jahre alt, im Zoo nur 17 [36]. Dies ist in doppelter Hinsicht falsch: Eine nicht-bejagte Elefantenpopulation wächst um etwa 6% pro Jahr. Ist die tragbare Dichte erreicht, müssen auch 6% der Tiere sterben. Ergibt eine mittlere Lebenserwartung von 15 Jahren in der Wildbahn. Wo gewildert wird, ist die Lebenserwartung tiefer, denn sonst würden die Bestände ja nicht abnehmen. Andererseits lag das Durchschnittsalter der in europäischen Zoos lebenden, der Natur entnommenen Afrikanischen Elefanten gemäß Zuchtbuch 2015 nicht bei 17, sondern bei 30 Jahren. Auf tiefere Werte kommt man nur, wenn man die Nachzuchten mitrechnet, denn die regelmäßige Zucht hat in Europa erst 1995 eingesetzt.

Afrikanische Elefanten galten lange als nicht zähmbar. Dies ist unzutreffend. Allerdings haben sie mehr Temperament als ihre asiatischen Verwandten. In den letzten Jahren haben viele Zoos zur Minimierung der Unfallgefahr ihr Elefantenmanagement von freiem Kontakt auf geschützten Kontakt umgestellt.

Die Tuli-Elefanten: Im Tuli-Reservat in Botswana hatte der Elefantenbestand gegen Ende des letzten Jarhunderts eine solche Höhe erreicht, dass er reduziert werden sollte. Daher erhielt der südafrikanische Tierhändler Riccardo GHIAZZA 1998 die Genehmigung, 30 Jungelefanten zu fangen, was ohne Verluste und offenbar ohne sonstige Probleme geschah. Die Jungtiere wurden auf das Anwesen des Tierhändlers in Skeerpoort (NW-Provinz) verbracht, wo eine große Elefantenanlage gebaut worden war. Um die Tiere zu zähmen und abzurichten wurden Mahouts aus Indonesien und Asiatische Elefantenkühe eingeflogen. Nach Meinung deutscher und südafrikanischer Tierschutzorganisationen wurden die Jungelefanten unter unzumutbaren Bedingungen gehalten und gequält. Dies traf anfänglich insofern zu, als scharfe Elefantenhaken und blanke Fußketten ohne Manschetten verwendet wurden und die Jungtiere auf nacktem Betonboden schlafen mussten. Diese Fehler wurden auf Weisung der südafrikanischen Behörden aber umgehend korrigiert. Trotzdem wurde Strafanzeige erstattet. Die Tiere wurden formell beschlagnahmt und die Verantwortung für die Haltung wurde einer südafrikanischen Tierschutzorganisation übertragen, die bei der Wahrnehmung dieser Aufgabe aber eindeutig überfordert war. Letztlich wurden 9 Elefanten vom WWF-Südafrika gekauft und im Marakele-Nationalpark freigelassen, wo sie gut zurecht kamen. 5 gingen an einen Halter in Südafrika und 16 wurden exportiert. Von diesen wurden 7 im Januar 1999  mit einer ukrainischen Chartermaschine nach Leipzig-Halle geflogen und von den Zoologischen Gärten Basel, Dresden und Erfurt übernommen, obwohl die selbsternannten Tierschützer Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatten, um dies zu verhindern. Von den 7 Tieren ist eines 2013 gestorben, alle anderen sind heute (2023) 28 Jahre alt und gesund und munter [21; 35].

Haltung in europäischen Zoos: Ungefähr 50 ortsfeste Einrichtungen in Europa halten Afrikanische Elefanten. Davon befinden sich etwa 14 im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Die Gesamtzahl der Afrikanischen Elefanten in Europa liegt unter 300, davon sind etwa 40 Bullen [21].

Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) seit 1993, das vom Zoo Wuppertal koordiniert wird und das 2007 zu einem Globalen Programm ausgeweitet wurde. Das Globale Programm wurde aber 2012 wieder aufgegeben.

2020 wurden von der EAZA neue Leitlinien für eine optimale Haltung (Best Practice Guidelines) herausgegeben.

Der erste Zoo, weltweit, der die Geburt eines Afrikanischen Elefanten verzeichnen konnte, war der Tierpark Hellabrunn im Jahr 1941. Auch die zweite Geburt ereignete sich in Deutschland, nämlich am 28. August 1965 im Opel-Zoo.

Der älteste Afrikanische Elefant in einem europäischen Zoo, die aus Tanzania stammende Kuh "Ruaha" im Zoo Basel starb im Juli 2010 im Alter von 59 Jahren. Sie wurde 1951 geboren und 1952 vom Schweizer Tierfänger August Künzler in der Nähe von Arusha gefangen. Der damalige Zootierarzt und spätere Direktor des Zoo Basel, Ernst M. Lang holte "Ruaha" und vier weitere Jungtiere in Arusha ab. In Mombasa wurden sie auf einen holländischen Frachter verladen, der sie bis Genua transportierte. Als die fünf "Elefäntli" am 1. November in Basel eintrafen, war die Begeisterung groß, die jubelnden Schulkinder durchbrachen gar die vorsorglich organisierte Polizeiabsperrung [27; 28].

Nach dem Tod von "Ruaha"  hat "Sara" des Zoo Rostock mit Geburtsjahr 1962 die Rolle als Patriarchin der Afrikanischen Elefanten in Europa übernommen, bis sie im November 2013 altershalber eingeschläfert werden musste. Danach war "Dashi" im Tierpark Berlin, Jahrgang 1968, bis 2016 die Doyenne der Herde. Gegenwärtig (2023) ist es "Katka" des Danziger Zoos mit Geburtsjahr 1970. Die beiden ältesten in Deutschland sind "Lilak" im Opel-Zoo und "Safari" im Zoo Erfurt, beide 1971 geboren [21].

Die Elefantenhaltung in Zoos hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Von den 53 (Stand März 2020) in Zoos im deutschsprachigen Raum lebenden Afrikanischen Elefanten wurden 20 seit dem Jahr 2001 in einem europäischen Zoo geboren [21; 33].

Wie Afrikanische Elefanten gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Afrikanische Elefanten sind beliebte Studienobjekte für Doktor-, Diplom- und Examensarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie [1; 3; 8; 15; 18; 19], Physiologie [7; 13; 20] oder Ethologie [4; 5; 6; 9; 10; 11; 14], aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls [2; 16; 17], wie etwa zur Gruppenzusammensetzung, Umweltanreicherung, Neugestaltung von Anlagen, Fütterung oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen. Manche Arbeiten fokussieren auch darauf, die Tiere besser für die Zoopädagogik nutzbar zu machen [12].

In Deutschland stellten die Tierschutzsachverständigen der Zoos fest, dass die Anforderungen des Säugetiergutachtens des BML von 1996 anpassungsbedürftig seien. Allerdings schieße das Säugetiergutachten 2014 teilweise über das Ziel hinaus. Für Gruppen von bis zu vier Elefantenkühen sollten nicht die Anforderungen des neuen Säugetiergutachtens gelten, sondern nach einer angemessenen Übergangsfrist jene der Haltungsrichtlinie des BfN, d.h. innen Einzelboxen und mindestens 200 m² nutzbare Lauffläche. Dies für Kühe und für Kälber ab zwei Jahren, jüngere werden nicht mitgerechnet. Diese Fläche kann auch durch die Verbindung von Einzelboxen erreicht werden, die mindestens 33 m² groß sein sollen. Für größere Zuchtgruppen und für die Bullenhaltung erachteten die Sachverständigen der Zoos die Vorgaben des Gutachtens als akzeptabel, auch wenn sie eher „Best practice“ darstellen als eigentliche Mindestanforderungen.

Die Position der Tierschutz-Sachverständigen der Zoos wurde gestützt durch eine umfangreiche epidemiologische Studie in 68 akkreditierten nordamerikanischen Zoos, die ergab, dass die Gehegefläche für das Wohlergehen der Elefanten wenig bedeutsam ist. Wesentlich sind die Gehegestruktur, Gehegeböden, ein stabiles soziales Umfeld und gute Programme für Fütterung und Verhaltensanreicherung [29].

Als Mindestgröße für Außengehege für bis zu 4 Kühen oder selbständigen Jungtieren sieht das Gutachten 2'000 m², für eine Zuchtkuh mit eigener Nachzucht bis zu 8 Jahren 1'000 m² und für 1-2 Bullen ebenfalls 1'000 m² vor.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für die Haltung von 3 Elefantenkühen ein Außengehege von 500 m² und eine Stallfläche von 15 m² vor. Für die Haltung eines Bullen ist ein weiteres Außengehege von 150 m² und eine Doppelbox von 2 x 30 m² erforderlich. Für jedes zusätzliche Tier ist das Außengehege um 100 m² zu erweitern. Dies gilt für am 1.9.2008 bereits bestehende Gehege. Beim Bau neuer Gehege sollen neue Erkenntnisse einfließen. Da alle schweizerischen Elefantenanlagen nach 2008 neu gebaut wurden, sind die Bestimmungen der Verordnung redundant.

Die Anforderungen der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) entsprechen faktisch "Best practice"-Bedingungen, nicht Mindestanforderungen: Für 3 Kühe ist ein Außengehege von 3'000 und ein Innenlaufbereich von 300 m² vorgeschrieben. Für jede weitere Kuh sind die Flächen um 10% zu erhöhen. Einzelboxen müssen 40 m² messen. Für die Haltung eines Bullen sind ein Außengehege von 700 m² und ein Innenlaufbereich von 100 m² erforderlich. Einzelboxen müssen 50 m² messen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Afrikanische Elefant wurde 1797 vom Göttinger Zoologieprofessor Johann Friedrich BLUMENBACH in seinem "Handbuch der Naturgeschichte" als "Elephas africanus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Abtrennung in eine eigene Gattung Loxodonta wurde 1827 von den französischen Zoologen Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE und Frédéric CUVIER vorgenommen, die feststellten, dass die Unterschiede zwischen den beiden Elefantenarten in etwa denen zwischen einem Hund und einer Hyäne entsprächen [32; 34].

Seit 2000 werden die afrikanischen Elefanten von vielen Autoren zwei verschiedenen Arten zugeteilt: dem Savannenelefanten (Loxodonta africana) bzw. dem Waldelefanten (Loxodonta cyclotis). Dies ist allerdings nicht unumstritten und insbesondere ist die Aufteilung in zwei Arten der Aufmerksamkeit der Elefanten entgangen - es gibt nämlich eine ausgedehnte Zone, wo beide Formen hybridisieren. CITES geht von nur einer Art aus. Die IUCN führt die beiden Formen seit 2021 als eigenständige Arten, wobei allerdings darauf verwiesen wird, dass es mindestens 14 Mischpopulationen gibt [22; 23; 32].

Innerhalb des Savannenelefanten werden heute in der Regel keine Unterarten differenziert. Es wurden mehrere Unterarten beschrieben, von denen je nach Autor unterschiedliche anerkannt wurden. Am ehesten trifft man auf folgende:

  • Südafrikanischer Steppenelefant (L. a. africana)
  • Ostafrikanischer Steppenelefant (L. a. knochenhaueri)
  • Nordostafrikanischer Steppenelefant (L. a. orleansi)
  • Nordwestafrikanischer Steppenelefant (L. a. oxyotis)

1906 beschrieb der deutsche Zoologe Theophil Johann NOACK ein Exemplar eines kleinen, angeblich sechsjährigen männlichen Elefanten, der von HAGENBECK 1905 aus dem Französischen Kongo importiert worden war, als "Elephas africanus pumilio". Nach einer anderen Quelle soll das Tier aus Ndjole in Gabun gestammt haben. Sein Alter wurde von Hagenbeck auf 6 Jahre geschätzt. Es hatte eine Schulterhöhe von rund 120 cm, war also etwa gleich groß, wie ein anderthalbjähriger "normaler" Elefant, und seine Stoßzähne ragten 12 cm heraus. Der "Congo" genannte "Zwergelefant" wurde noch 2005 an die New York Zoological Society verkauft, wo vermutet wurde, er sei zweijährig. Da er chronisch an Arthritis und Hautveränderungen litt und gegenüber Menschen aggressiv war, wurde er am 3.11.1915 erschossen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine Schulterhöhe von 203 cm und ein Gewicht von 1'225 kg [36; 37]. Zeitweilig wurde diese Form als eigene Art (Loxodonta pumilio) angesehen. Heute werden die "Zwergelefanten", die es als Individuen durchaus gibt, unter Loxodonta a. cyclotis subsumiert.

Literatur und Internetquellen

  1. BENZ, A. (2005)
  2. DETTWILER, R. (2005)
  3. ELSÄßER, L.M. (2011) [ELSÄSSER] 
  4. HUWILER, M. (2013)
  5. KANDLER, C. (2002)
  6. KANDLER, C. (2010)  
  7. KRÜMMEL, E. (1998)
  8. KÜHHAAS, P. (2011)  
  9. LIMPINSEL, A. (2007)
  10. LINTNER, R. (2006) 
  11. MEYER, V. (2013)
  12. ORTEL, C. (2011)
  13. PÖDER, C. (2013) 
  14. ROVERI, M. (2004)
  15. SCHOPF, B. (2010)  
  16. SEIBOLD, P. (2000) 
  17. SPRANGER, J. (2014)
  18. STANEK, G. (2012)
  19. TRENKWALDER, H. (2013)  
  20. WEISSENBÖCK, N. (2010)
  21. ABSOLUT ELEPHANT
  22. a. GOBUSH, K.S. et al. (2021). Loxodonta africana. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T181008073A181022663. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T181008073A181022663.en . Downloaded on 14 April 2021.
    b. GOBUSH, K.S. et al. (2021). Loxodonta cyclotis. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T181007989A181019888. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T181007989A181019888.en . Downloaded on 14 April 2021.
  23. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  24. CITES TRADE DATA BASE
  25. EAZA Elephant TAG (2005)
  26. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  27. HEDIGER, H. (1953)
  28. LANG, E.M. (1994)
  29. MEEHAN, C.L., MENCH, J.A., CARLSTEAD, K. & HOGAN, J.N. (2016)
  30. THOULESS, C.R., DUBLIN, H.T., BLANC, J.J., SKINNER, D.P. et al. (2016)ELEPHANT DATA BASE
  31. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  32. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  33. ZOOELEFANT.DE
  34. VIGORS, N. A. (1828)
  35. ANIMAL PEOPLE, SEPT. 1999
  36. DAILY MAIL VOM 18.06.2021
  37. SCHÜRER, U. (2017)
  38. NOACK, T. (1906)

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Elefantenherde (Loxodonta africana) an der Tränke im Chobe-Nationalpark, Botswana © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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EEPAsiatischer Elefant

Elephas maximus • The Asian Elephant • L'éléphant d'Asie

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Adulter Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus indicus) "Siam" im Alter von 50 Jahren im Zoo de Vincennes, Paris @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Asiatischen Elefanten (Elephas maximus)

 

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Noch junge Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus indicus) im Zoo von Melbourne @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ältere Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus indicus) im Zoo von Melaka, Malaysia @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus indicus) mit nur einem Stoßzahn im Chiang Mai Zoo, Bangkok @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schlafendes Asiatisches Elefantenkalb (Elephas maximus indicus) im Mae Sa Elephant Camp, Thailand @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus indicus) im Mae Sa Elephant Camp, Thailand @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ceylonesischer Elefantenbulle (Elephas maximus maximus) im Pinnawela Elephant Orphanage, Sri Lanka @ Jürg Völlm, Basel

 

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Sumatranischer Elefantenbulle (Elephas maximus sumatranus) im Taman Safari Indonesia, Bogor @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sumatranisches Elefantenpaar (Elephas maximus sumatranus) im Taman Safari Indonesia, Bogor @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkühe (Elephas maximus) mit Kalb auf der alten Elefantenanlage des Zoo Zürich @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) in der Réserve africaine des Sigean (1988) @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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49-jähriger Elefantenbulle "Luka" (Elephas maximus), kurz bevor er wegen Altersschwäche eingeschläfert werden musste, im Zoo Osnabrück @ Denise Matthey / Zoo Osnabrück

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) im Zoo de la Palmyre, Les Mathes @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb badend in Knie's Kinder Zoo, Rapperswil @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatisches Elefanten-Bullkalb (Elephas maximus) im Zoo Hannover © Zoo Hannover (Pressefoto)

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb in Hagenbecks Tierpark © Hagenbecks Tierpark (Pressefoto)

 

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Teil der Asiatischen Elefantenherde (Elephas maximus) des Tierparks Berlin im Jahr 2002 © Klaus Rodloff, Berlin

 

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Asiatischer Elefantenbulle (Elephas maximus) "Maxi" im Alter von 49 oder 50 Jahren mit Enkelin "Ruwani" im Zoo Zürich @ Enzo Franchini / Zoo Zürich (Pressefoto)

 

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Sandbaden bzw. sich Einsanden ist ein wesentlicher Bestandteil des Komfortverhaltens Asiatischer Elefanten (Elephas maximus), hier im Zoo Leipzig @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb im Zoo von Taiping, Malaysia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) mit Kalb in Knie's Kinderzoo, Rapperswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus)beim Einsanden in Knie's Kinderzoo, Rapperswil © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Elefantengeburten
Elefantengeburten in Menschenobhut (Vierjahresintervalle), Datenquelle www.elephant.se

 

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Asiatische Elefantenkuh (Elephas maximus) im Zoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Eelefantenbulle (Eelephas maximus) im Khao Kheow Open Zoo, Thailandm, in unmittelbarem Kontakt mit Zoopublikum @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Als das Füttern der Elefanten durch das Publikum im Tierpark Hellabrunn noch erlaubt war @ Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ceylonesischer Elefant (Elephas maximusmaximus) bei der Arbeit im Pinnawela Elephant Orphanage, Sri Lanka @ Jürg Völlm, Basel

 

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Briefmarke, 5 Pf., mit Asiatischen Elefanten aus dem Tierpark Berlin als Motiv. DDR

 

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Elefantengott Ganesha - Quelle: powerlisting.wikia.com

 

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Geschnitzte Holzelefanten in der Elefantenausstellung des Melbourne Zoos ©Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Elefantenlodge des Melbourne Zoos ©Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Weitere Bilder auf BioLib

Elefanten sind die größten Landsäugetiere und beim Publikum außerordentlich beliebt. Das Verhalten und die kulturelle Bedeutung der Asiatischen Elefanten sind zoopädagogisch interessante Themen. Auch bieten sie sich für Forschungsarbeiten und forschendes Lernen sowie als Botschafter für Natur und Artenschutz in Süd- und Südostasien an. Asiatische Elefanten werden daher in ziemlich vielen Zoos, ferner auch immer noch in Zirkussen, gehalten und sind in Europa häufiger zu sehen als ihre afrikanischen Vettern.

Körperbau und Körperfunktionen

Asiatische Elefanten haben eine Kopf-Rumpflänge von 550-640 cm, eine Schwanzlänge von 120--150 cm, eine Schulterhöhe von 320-350(-400) cm und ein mittleres Gewicht von 3'600 kg und ein Maximalgewicht von 6'000 kg. Die Kühe haben eine Schulterhöhe von 240-260 cm, ein mittleres Gewicht von 2'720 kg und ein Höchstgewicht von 4'160 kg. Sumatra-Elefanten sind deutlich kleiner. Im Gegensatz zum Afrikanischen Elefanten hat Elephas keine fliehende Stirn, sondern ein Paar Stirnhöcker, der höchste Punkt des Körpers ist nicht der Rücken, sondern der Kopf, der Rüssel hat keine tiefen Querrunzeln, sondern ist recht glatt, das Rüsselende hat nur einen "Finger" und die Ohren sind klein mit einer nach unten gerichteten Spitze. Große Stoßzähne sind nur bei den Bullen vorhanden (und dort nicht immer), die Kühe haben rudimentäre oder gar keine Stoßzähne. Die Vorderfüße haben meist 5, die Hinterfüße 4 Zehen. Die graue Haut ist glatter als beim Afrikanischen Elefanten und weist oft unpigmentierte Stellen auf. Der Schwanz hat eine Endquaste. Der Dünndarm ausgewachsener Tiere misst 25 m, der Blinddarm 1.5 m, der Dickdarm 6.5 m und der Enddarm 4 m [28; 35].

Verbreitung

Süd- und Südostasien: Bangladesch, Bhutan, Südchina, Indien, Indonesien (Kalimantan und Sumatra), Kambodscha, Laos, Malaysia (Halbinsel und Sabah), Myanmar, Nepal, Sri Lanka, Thailand, und Viet Nam, verwilderte Populationen auf den zu Indien gehörenden Andamanen. Die Unterart Elephas maximus asurus von Südwestasien ist schon in der Antike ausgestorben [25].

Lebensraum und Lebensweise

Asiatische Elefanten besiedeln die unterschiedlichsten Lebensräume vom tropischen Regenwald bis zu Grasland und vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 3'000 m. Je nach Nahrungsangebot haben sie sehr unterschiedlich große Streifgebiete. Sie fressen Äste, Blätter, Rinde Gräser und Kräuter, wobei die Futterzusammensetzung je nach Lebensraum und Jahreszeit variiert. Täglich fressen sie etwa 150 kg Pflanzenmaterial, wozu sie etwa 14-17 Stunden aufwenden, und setzen, verteilt auf 16-18 Portionen etwa 100 kg Dung ab. Pro Tag benötigen sie etwa 70-90 l Flüssigkeit. Asiatische Elefanten werden maximal 60 bis etwa 70 Jahre alt. Bullen werden mit 10 -15 Jahren geschlechtsreif, Kühe bekommen im Freiland ihr erstes Kalb mit 15-16 Jahren. Die Tragzeit dauert 22 Monate (654-661 Tage), das Geburtsgewicht beträgt nach Literaturangaben 80-110 kg (in EAZA Zoos liegt das Mittel bei etwa 118 kg), die Rückenhöhe 91-97 cm und die Geburtsintervalle betragen 4-5 Jahre. Die Kühe bilden Mutterherden, die Bullen leben solitär oder, jüngere Tiere, in Junggesellenverbänden [25; 28; 35; BPG].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Asiatischen Elefanten nehmen seit Jahrhunderten ab. Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Blüte des Empires, erschossen britische Kolonialoffiziere Tausende von Elefanten. Ein Major Thomas William Rogers erlegte im Verlauf von 21 Jahren auf Sri Lanka je nach Quelle zwischen 1'300 und 2'000 Elefanten. Dass es nicht noch mehr wurden, ist allein der Tatsache zu verdanken, dass er auf einer Jagd vom Blitz erschlagen wurde. Ein Captain Gallway brachte es auf 1'300, ein Major Thomas Skinner und ein Captain Layard auf je 1'000 Tiere [42 u.a.].

Aktuell dürfte es noch etwa 48-52'000 Tiere geben, die sich auf zahlreiche, fragmentierte Populationen verteilen. Diese Zahl ist aber reltiv unsicher, weil sich Elefanten im Wald nur schlecht zählen lassen. Die Art gilt seit 1986, letztmals überprüft 2019, als bedroht (Rote Liste: ENDANGERED). Am meisten Elefanten (ca. 30'000) gibt es noch in Indien, gefolgt von Sri Lanka mit gegen 5'900. Seit 2020 wird der Sumatra-Elefant als unmittelbar vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) geführt, weil sein Bestand dramatisch abnimmt und viele lokale Populationen verschwunden sind [25].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Für Deutschland werden Einfuhrgenehmigungen für Wildfänge nur erteilt, wenn die Voraussetzungen der Haltungsrichtlinien für Elefanten des Bundesamtes für Naturschutz aus dem Jahr 2000 erfüllt sind. Die Unterart E. m. indicus fällt ferner unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Die Auffang- und Wiederauswilderungsstation Udawalawe im Süden Sri Lankas kümmert sich seit 1995 um junge Elefanten, die bei Konfliktsituationen verletzt wurden oder ihre Muttertiere verloren haben. In der Station werden die Tiere zunächst wieder aufgepäppelt und medizinisch versorgt. Danach wird versucht, sie in kleinen sozialen Gruppen wieder im angrenzenden Nationalpark auszusiedeln. Die Mitarbeiter der Station kümmern sich außerdem um Mensch-Tier-Konflikte in der Region. Sie siedeln zum Beispiel „Problemelefanten“ um oder verhandeln mit den Bauern Ausgleichszahlungen. Der Kölner Zoo unterstützt das Programm, indem er Halsbänder für die telemetrische Überwachung finanziert, die Auswilderung wissenschaftlich betreut und das Knowhow aus der Elefantenhaltung in Zoos weitergibt. Seit 2012 wendet er dafür jährlich 5'000 € auf.

  • Die Artenschutz-Stiftung des Karlsruher Zoos unterstützt ebenfalls die Wiederauswilderung von verwaisten Jungelefanten auf Sri Lanka durch das Bereitstellen von Halsbändern mit Satellitensendern. mehr...
  • Schutz des Asiatischen Elefanten in Thailand: Der Zoo Zürich unterstützt den Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand zum Schutz der dort lebenden Elefanten. mehr ...
     
  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. 2022 begann sie ein spezifische Überwachungs- und Schutzprogramm für den Asiatischen Elefanten. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

  • Der Zoo Augsburg fördert seit der Eröffnung des neuen Elefantenhauses „The Endau-Rompin Landscape“ ein Projekt der Wildlife Conservation Society Malaysia, das einen vielschichtigen Ansatz verfolgt (Forschung, Monitoring, Schutz und Bildung), um die Elefanten des Endau-Rompin-Nationalparks, die größte Population der der malaiischen Halbinsel zu schützen.

  • Zwischen dem WWF Deutschland und der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) besteht eine verstärkte Zusammenrbeit bezüglich Elefanten. Diese soll einerseits die Nutzung von Zoo-Elefanten als Botschafter für den Schutz ihrer wilden Verwandten optimieren und, wo nötig, bestehende Haltungen verbessern und andererseits zum Erhalt einer Population von ca. 240 Elefanten im thailändischen Kui Buri-Nationalpark beitragen. Bislang wurden vier "Team Elefant" gefgründte, nämlich in  Köln, Leipzig, Heidelberg und Stuttgart. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Kulturelle Bedeutung: Über die kulturelle Bedeutung der Elefanten, namentlich des Asiatischen, sind ganze Bücher geschrieben worden [z.B. 27; 32; 33].

Der Asiatische Elefant wird seit rund 5'500 Jahren gefangen und gezähmt, um als Reit-, Last-, und Zugtier, als Kriegsmaschine oder für kultische Zwecke eingesetzt zu werden. Er wurde allerdings in der Regel nicht in Menschenobhut gezüchtet. Insbesondere wurde er keiner vom Menschen bestimmten Zuchtwahl unterworfen, womit es nicht zur Ausbildung einer domestizierten Form kam.

Die ältesten bildlichen Darstellungen zahmer Elefanten sind kleine, meist aus weichem Speckstein geschnitzte Siegel aus dem 2./3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, die in der 1922 wieder entdeckten Ruinenstadt Mohenjo-Daro (besiedelt von 2600 bis 1800 v. Chr.) im Stromgebiet des Indus, im heutigen Pakistan gefunden wurden. Nach dem Zerfall der Induskultur lernten die einwandernden indogermanischen Hirtenkrieger mit dem Elefanten umzugehen. Sie setzten ihn für Kriegszwecke ein und lehrten andere Völker Südostasiens die Kunst des Fangens, Zähmens und Abrichtens.

Auch die Sumerer, Babylonier und Assyrer kannten den, damals in Mesopotamien noch wild vorkommenden, Elefanten. Sie bejagten ihn und hielten gelegentlich lebende Exemplare in ihren Tiergärten, aber erst durch die von Alexander dem Großen erbeuteten Elefanten und deren Mahouts wurden Elefanten auch im Nahen Osten für andere, namentlich Kriegszwecke genutzt.

In keinem anderen Land ist der Elefant so in den Alltag, in die Arbeitswelt, die Festlichkeit und die Mythen integriert worden wie in Indien. Er ist Reittier des Liebesgottes Kama, wird selbst im Hinduismus als Ganesha, Sohn von Shiva und Parvati, verehrt und Buddha soll in einem früheren Leben der Elefant Chaddanta gewesen sein, der sechs Stoßzähne hatte, fliegen konnte und eine Herde von 8000 Elefanten anführte. Die moslemischen Mogule, die im 16./17. Jahrhundert in Indien ihr gewaltiges Reich errichteten. Mohammed Akbar, der dritte Mogulkaiser besaß Tausende von Elefanten, 100 für seinen persönlichen Bedarf, von denen jeder über einen Personalbestand von zehn Mann verfügte.

In Thailand entwickelte sich ein besonderer Kult um die sogenannten "weißen" Elefanten, wobei es sich allerdings in aller Regel weder um Albinos noch wirklich leuzistische Tiere handelt [27].

Der Elefant kommt in zahlreichen Fabeln und Gedichten vor:

Wirtschaftliche Bedeutung: Bis vor einigen Jahrzehnten war der Asiatische Elefant wichtig für die Forstwirtschaft. Dies ist zunehmend weniger der Fall. Dafür spielt er eine wichtiger werdende Rolle für den Tourismus. Nach wie vor wird er gebietsweise zur Gewinnung von Elfenbein, Leder und anderen Produkten illegal bejagt. Die Elefanten können erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen anrichten, die aber durch geeignete Schutzmassnahmen verringet werden können [25].

Haltung

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, mit Elefanten umzugehen: (a) "Hands-off", dabei werden die Tiere nicht oder nur in Narkose berührt, was in eingezäunten Semi-reservaten die Regel, in Zoos aber nicht praktikabel ist. (b) "Hands-on" oder Direkter Kontakt. Dies ist der traditionelle Umgang, wie er seit Jahrhundeten in asiatischen Ländern mit Arbeitselefanten gepflegt wird und durch die Einfuhr gezähmter Elefanten in Europa Eingang fand. Diese Haltungsform führte im Lauf der Zeit zum Tod etlicher Tierpfleger. (c) Geschützter Kontakt bei dem die Tiere nur durch ein Gitter manipuliert werden, was ein intensives Training und eine Kooperation seitens der Tiere erfordert. Dies ist die einzige Form des Umgangs, der von der EAZA propagiert wird [BPG]. Der Geschützte Kontakt ist in Europa bei Elefantenbullen seit längerer Zeit die übliche Form des Umgangs. Bei Kühen ist der Direkte Kontakt noch weit verbreitet, einerseits weil Tiere und Pflegepersonal es gewohnt sind, andererseits weil die Umstellung kostspielige Baumaßnahmen erfordert.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 70 ortsfesten Einrichtungen gehalten, von denen sich gegen ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Ferner gibt es nicht-ortsfeste Haltungen in Zirkussen. Das Europäische Zuchtbuch weist für 2018 322 Tiere in 85 Institutionen aus [39].

Seit 1991 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Rotterdam koordiniert wird. Ein Globales Programm (GSMP) wurde 2007 initiiert, aber 2012 wieder aufgegeben. 2020 wurden von der EAZA neue Leitlinien für eine optimale Haltung (Best Practice Guidelines (BPG)) herausgegeben.

Die älteste zur Zeit (2022) in Europa lebenden Asiatischen Elefantenkuh ist vermutlich "Gulab" in Prag, geboren 1959, der älteste Bullen "Bindu" in Köln (1968) [37].

Die Elefantenhaltung in Zoos hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Von den 107 (Stand Mai 2018) in deutschen und schweizerischen Zoos lebenden Asiatischen Elefanten wurden 54 seit dem Jahr 1996 in einem europäischen Zoo geboren [37]. Die Grafik "Elefantengeburten in Menschenobhut" zeigt die Zunahme der Geburten (für beide Arten) von 1988-2007. Im nicht dargestellten Vierjahresintervall 2008-2011 wurden 251 Junge geboren [24]. Als im Februar 2020 der 50- oder 51-jährige Zuchtbulle "Maxi" des Zürcher Zoos aufgrund fortschreitender Altersbeschwerden eingeschläfert werden musste, hinterließ er zwölf direkte Nachkommen, gezeugt mit 4 verschiedenen Kühen, 21 Enkel, sowie 2 Urenkel [38].

Bei der Elefantenhaltung unterscheidet man heute drei verschiedene Haltungsformen: Der "Direkte Kontakt "hat viele Vorteile, ist aber für die Pfleger nicht ganz ungefährlich, und im Laufe der Zeit sind etliche Elefantenpfleger schwer verletzt oder gar getötet worden. Mehrere Zoos sind deshalb zum "Geschützten Kontakt" übergegangen, bei dem die Pfleger die Gehege nicht mehr zeitgleich mit den Elefanten betreten und die Tiere so trainiert werden, dass sie sich durch ein Gitter manipulieren lassen, etwa zum Zwecke der Fusspflege. Beim "Offhand Management" kommen die Tiere gar nicht mehr in Kontakt mit den Pflegern. Diese Haltungsform ist aber unter den Bedingungen eines normalen Zoos kaum durchführbar.

Dann noch eine hübsche Reminiszenz von Carl HAGENBECK [29]: Dieser hatte im Jahr 1866 sieben zwei- bis dreijährige Elefanten nach Wien zu bringen. In der Gegend von Nürnberg bemerkte er, dass die Tiere an Kolik litten: "Es gibt nun ein sehr einfaches Mittel, Elefanten von der Kolik zu befreien: da der Mangel an Bewegung die Krankheit häufig verursacht, so muss Bewegung sie auch wieder beseitigen. Ich führte also meine sieben Elefanten auf dem Bahnhof spazieren, und nach zwei Stunden hatte die Promenade ihre Wirkung soweit getan, dass ich die Tiere wieder in den Wagen zurückbringen konnte. Das dicke Ende folgte indes noch nach. Alsbald kam der Stationschef angerannt und machte einen heillosen Spektakel, und nicht mit Unrecht, denn ich muss gestehen, dass der Bahnhof nach dieser zweistündigen Promenade nicht gerade einen sauberen Eindruck machte. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu erklären, der Stationschef möge den Platz nur durch seine Leute säubern lassen, ich würde alles bezahlen.
    
Es kam aber noch ein dickeres Ende nach. Ehe der Zug weiterging, begab ich mich in die Stadt und kaufte dort einige Flaschen guten Rum und einige Pfund Zucker. Davon braute ich einen kräftigen Grog, den ich meinen Elefanten als bewährte Nachkur gegen die Kolik zu saufen gab. Dieses Mittel tat den Tieren sehr gut, alle gerieten in eine heitere Stimmung. Einer der Elefanten schien aber des Guten etwas zuviel bekommen zu haben, denn er begann, allen möglichen Unsinn zu machen, boxte seine Gefährten und traktierte sie mit Fusstritten. Für diesen Süffel braute ich noch einen Extragrog, sodass er nunmehr total betrunken wurde. Es dauerte auch gar nicht lange, da legte er sich hin und brauchte sechs volle Stunden, bis er seinen Rausch ausgeschlafen hatte."

Wie Asiatische Elefanten gehalten werden:
Die meisten Zoos im deutschsprachigen Raum haben ihre Haltungen in den letzten Jahren neu- oder umgebaut. Eine weitere Neuanlagen (Stuttgart) ist im Bau . Die Hälfte der Zoos hält jetzt potenzielle oder effektive Zuchtgruppen. Der Zoo Heidelberg hat es übernommen, im Rahmen des EEP eine Junggesellengruppe zu halten und diesen Versuch wissenschaftlich zu begleiten [9; 30]. Der Zoo Karlsruhe funktioniert als Seniorenresidenz für alte Elefantenkühe.

Elefantenanlagen im deutschsprachigen Raum (Beispiele)

Forschung im Zoo: Asiatische Elefanten sind beliebte Studienobjekte für Doktor-, Diplom- und Examensarbeiten. Dabei kann es um Grundlagenforschung gehen, etwa zur Anatomie [5; 16], Ontogenese [8], Physiologie [12; 23] oder Ethologie [13], aber auch um die Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der Haltungsbedingungen und somit zur Erhöhung des Tierwohls, z.B. durch den Vergleich unterschiedlicher Haltungssysteme [19; 22], Untersuchungen zur Fütterung [15], Zusammensetzung von Gruppen und Gruppenverhalten [2; 5; 7; 9, 11, 14], Umweltanreicherung [3], Neugestaltung von Anlagen [21], Reproduktionsmanagement [1; 4; 10; 17] oder Krankheitsgeschehen und tierärztliche Maßnahmen [20]. Besonders dringlich ist die Erforschung des des endotheliotropen Elefanten-Herpesvirus (EEHV) [40]. Dieses kommt in der Wildbahn wie im Zoo vor, wirkt bei jungen Asiatischen Elefanten oft tödlich und raffte z.B. 2022 im Zoo Zürich gleich drei junge Elefanten dahin [41]. Manche Arbeiten fokussieren auch darauf, die Tiere besser für die Zoopädagogik nutzbar zu machen [18].

Mindestanforderungen an Gehege: Wie die Zooverbände  feststellten, waren die Anforderungen des Säugetiergutachtens des BML von 1996 anpassungsbedürftig, allerdings schießt das Säugetiergutachten 2014 teilweise über das Ziel hinaus. Für Gruppen von bis zu vier Elefantenkühen sollten nicht die Anforderungen des neuen Säugetiergutachtens gelten, sondern nach einer angemessenen Übergangsfrist die jene der Haltungsrichtlinie des BfN, d.h. Einzelboxen und mindestens 200 m² nutzbare Lauffläche. Dies  für Kühe und für Kälber ab zwei Jahren, jüngere werden nicht mitgerechnet. Diese Fläche kann auch durch die Verbindung von Einzelboxen erreicht werden, die mindestens 33 m² groß sein sollen. Für größere Zuchtgruppen und für die Bullenhaltung erachtet der VdZ die Vorgaben des Gutachtens akzeptabel, auch wenn sie eher „Best practice“ darstellen als eigentliche Mindestanforderungen.

Die Position der Tierschutz-Sachverständigen der Zoos wurde gestützt durch eine umfangreiche epidemiologische Studie in 68 akkreditierten nordamerikanischen Zoos, die ergab, dass die Gehegefläche für das Wohlergehen der Elefanten wenig bedeutsam ist. Wesentlich sind die Gehegestruktur, Gehegeböden, ein stabiles soziales Umfeld und gute Programme für Fütterung und Verhaltensanreicherung [31].

Als Mindestgröße für Außengehege für bis zu 4 Kühen oder selbständigen Jungtieren sieht das Gutachten 2'000 m², für eine Zuchtkuh mit eigener Nachzucht bis zu 8 Jahren 1'000 m² und für 1-2 Bullen ebenfalls 1'000 m² vor.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für die Haltung von 3 Elefantenkühen ein Außengehege von 500 m² und eine Stallfläche von 15 m² vor. Für die Haltung eines Bullen ist ein weiteres Außengehege von 150 m² und eine Doppelbox von 2 x 30 m² erforderlich. Für jedes zusätzliche Tier ist das Außengehege um 100 m² zu erweitern. Die Anforderungen der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) entsprechen faktisch "Best practice"-Bedingungen, nicht Mindestanforderungen: Für 3 Kühe ist ein Außengehege von 3'000 und ein Innenlaufbereich von 300 m² vorgeschrieben. Für jede weitere Kuh sind die Flächen um 10% zu erhöhen. Einzelboxen müssen 40 m² messen. Für die Haltung eines Bullen sind ein Außengehege von 700 m² und ein Innenlaufbereich von 100 m² erforderlich. Einzelboxen müssen 50 m² messen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Asiatische Elefant wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts ging man von ca. 8 noch lebende Unterarten aus. Heute werden noch deren 3-4 anerkannt: E. m. maximus von Sri Lanka, E. m. indicus vom asiatischen Festland und E. m. sumatranus von Sumatra. Letzterer ist etwas kleiner, hat relativ größere Ohren und ein Rippenpaar mehr als die beiden anderen. Der Status der Elefanten auf Borneo ist umstritten, manche Autoren gehen davon aus, dass es sich um die verwilderten Nachkommen von Arbeitselefanten handelt, die um 1750 eingeführt worden waren, andere halten dafür, dass es sich um eine eigenständige Unterart E. m. borneensis handle, die im Pleistozän auf die Insel gelangt sei. Ausgestorben sind, bzw. ausgerottet wurden, der Mesopotamische Elefant (E. m. asurus) um ca. 200 v. Chr., der Persische Elefant (E. m. persicus) im Frühmittelalter und der Java-Elefant (E. m. sondaicus) um 1200. Über den Status einer in historischer Zeit China ausgerotteten Elefantenform herrscht noch keine völlige Klarheit [36; 43].

Literatur und Internetquellen

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  35. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  36. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  37. ZOOELEFANT.DE
  38. ZOO ZÜRICH - PRESSEMITTEILUNG VOM 10.02.2020
  39. SCHMIDT, H. (2018). Asian Elephant Studbook - Data current as of 10 June 2018. Zoo Rotterdam.
  40. EEHV Advisory Group
  41. PM ZOO ZÜRICH vom 23.07.2022
  42. LANKA PRADEEPA vom 19.03.2022
  43. HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)

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Elefantenbulle (Elephas maximus) im Kaziranga NP, Indien © Jürg Völlm, Basel

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Freigegeben in Afrotheria
Donnerstag, 14 Juni 2018 08:29

Kalifornischer Seelöwe

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Ohrenrobben (Otariidae)

Red list status least concern

EEPKalifornischer Seelöwe

Zalophus californianus • The California Sea Lion • L'otarie de Californie

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Approximative Verbreitung des Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus)

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle im National Zoo, Washington DC © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

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Kalifornische Seelöwe (Zalophus californianus), Jungtiere im Zoo Wuppertal © Anja Hillen, Zoo Wuppertal

 

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Tauchender Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Schlafende Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen im Central Park Zoo, New York © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Bulle auf den Broken Islands, Kanada © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), Weibchen im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Kalifornische Seelöwe (Zalophus californianus), Paar und Jungtier im Zoo Berlin © Peter Griesbach, Zoo Berlin (Pressefoto)

 

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Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus), Jungtiere in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

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Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus), beim Abrichten im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Haltung Kalifornischer Seelöwen (Zalophus californianus) im Borås Djurpark in großem Naturweiher mit Plattform für Präsentationen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Teil der 2009 fertiggestellten Anlage für Kalifornische Seelöwen (Zalophus californianus)im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Für die meisten Menschen ist der Kalifornische Seelöwe DER Seelöwe schlechthin, den man nicht nur vom Zoobesuch, sondern auch als Artist in Zirkus und Variété kennt. Weil er so populär ist, eignet er sich bestens als Botschafter für den Meereesschutz, obwohl er selbst nicht gefährdet ist. In europäischen Zoos ist er die mit Abstand am häufigsten gehaltene Ohrenrobbenart.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Kalifornischen Seelöwen werden Bullen bis 240(-255) cm lang und erreichen ein Gewicht von 280-390(-523) kg , die Weibchen bleiben mit 180-200 cm deutlich kleiner, werden etwa 90-110 kg schwer und haben einen schlankeren Hals als die Bullen. Von den anderen in europäischen Zoos gehaltenen Seelöwen unterscheidet sich der Kalifornische erheblich: Seine Gestalt ist schlanker, er hat einen schmalen Kopf mit hundeartiger Schnauze, der bei den Bullen, die keine Mähne tragen, eine Stirnbeule aufweist, und seine Stimme klingt bellend. Die Weibchen haben ein Paar Zitzen etwas hinter den Vorderflossen, das zweite etwa 20 cm zurück. Die Fellfarbe ist schokoladenbraun. Jungtiere haben bei der Geburt eine schwarzbraune Lanugo, die sie mit 1-2 Monaten verlieren um in das beinahe schwarze Jugendkleid zu wechseln. Wie bei allen Seelöwen hat das dichte, kurzhaarige Fell keine Unterwolle [1; 4; 11; 13].

Verbreitung

Nordpazifik: Pazifikküste Nordamerikas und vorgelagerte Inseln von Alaska bis Mexiko [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Kalifornischen Seelöwen pflanzen sich von Mai bis Juli im Golf von Kalifornien und vor der kalifornischen Küste fort und ziehen danach zum Teil nordwärts nach Washington und Britisch Kolumbien und bis Alaska. Die Kolonien sind lockerer und verstreuter als bei den anderen Seelöwen. Während der Paarungszeit sind die Bullen territorial und fasten. Sie halten ihre Territorien für etwa 45 Tage. Die Tragzeit dauert etwa 11(-12) Monate, wovon 3 Monate auf eine Keimruhe fallen. Die Jungtiere kommen weit entwickelt mit offenen Augen zur Welt, messen etwa 60-80 cm und sind 6-9(5-12) kg schwer. Zwillinge sind die Ausnahme, kommen aber vor, so 1987 im Tierpark Hellabrunn und 2001 im Zoo Wuppertal und im Zoo Karlsruhe. Wie bei anderen Ohrenrobben bleiben die Weibchen etwa eine Woche bei ihren Jungen an Land, verlassen sie dann für 2-3 Tage, um im Meer auf Nahrungssuche zu gehen, und kümmern sich danach für 1-2 Tage wieder um sie. Die Jungen verdoppeln ihr Geburtsgewicht in etwa einem Monat. Meist kurz vor Geburt des nächsten Jungen, bisweilen später, werden sie entwöhnt, beginnen aber schon vorher, ihre Mutter auf See zu begleiten. Geschlechtsreife wird mit 4-5 Jahren erreicht [1; 4; 9; 11; 13].

Kalifornische Seelöwen sind opportunistische Jäger, die sich u.a. von Sardellen (Engraulis mordax), Sardinen (Sardina spp.), Heringen (Clupea spp.), Wittling (Merlangius merlangus), Makrelen (Scomberomorus concolor), Stachelmakrelen (Caranx spp.), Schwalbenschwänzchen (Chromis punctipinnis)Bartmännchen (Ophidiidae), Haarschwänzen (Trichiuridae), Kopffüßern und anderen Weichtieren sowie Krebstieren ernähren. Normalerweise fressen die Weibchen vier bis fünf Kilogramm pro Tag, während der Stillperiode fast das Doppelte. Auch während starker Kälteperioden im Winter ist der Futterbedarf sehr hoch und erreicht bis zu 19(-25) Kilogramm beim Männchen [9; 11; 13].

Gefährdung und Schutz

Der Kalifornische Seelöwe hat sich von seiner früheren Ausbeutung erholt. Mit einem Bestand von rund 350'000 Individuen, der gegenwärtig noch zunimmt, gilt er nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Kalifornische Seelöwen wurden früher von der indigenen Bevölerung im Rahmen der Subsistenzwirtschaft zur Fleischgewinnung gejagt und stellten eine bedeutende Proteinquelle dar. Im 19. Jahrhundert und bis in die 1970er-Jahre gab es eine kommerzielle Bejagung zwecks Gewinnung von Öl, Häuten und des als Heimtierfutter verwendeten Fleischs, oder die Bestände wurden dezimiert, weil sie eine Konkurrenz für die Fischerei darstellten [1; 3].

Haltung im Zoo

Den publizierten Altersrekord in Menschenobhut hält ein Bulle, der als halbwüchsiges Tier der Natur entnommen wurde und im San Diego Zoo im Alter von 35 Jahren und 8 Monaten  starb [11].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 90 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Die Welterstzucht gelang im Jahr 1888 dem Zoologischen Garten Köln. Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Lissabon koordiniert wird, und es wurden von der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben [6].

Eine der erfolgreichsten Seelöwenzuchten hat der Tiergarten der Stadt Nürnberg. Dort sind von 1981-2018 insgesamt 74 Seelöwen herangewachsen. Sie sind heute größtenteils in Zoos von Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Ungarn, Deutschland, Israel, Hongkong, China, Südkorea und  Japan zu Hause. Derzeit leben gegen 20 Kalifornische Seelöwen im Aqua Park und im Delphinarium des Tiergartens. Wie auch in der freien Wildbahn sind die Nürnberger Jungen bereits nach zwei Wochen sehr selbständig und bilden kleine Verbände, in denen sie gemeinsam umherlaufen und spielen.

Forschung im Zoo: Im Erlebniszoo Hannover werden Kalifornische Seelöwen gemeinsam mit Ostsee-Kegelrobben und Nördlichen Seebären  gehalten. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde untersucht, ob und welche Auswirkungen diese in der Natur nicht vorkommende Vergesellschaftung hat [2]. Im Tiergarten Nürnberg wurden die Sozialbeziehungen von Kalifornischen Seelöwen und Seehunden in Gemeinschaftshaltung untersucht [5]. Am Zoo Duisburg wurde abgeklärt, wie die Seelöwen hydrdynamische Informationen wahrnehmem [8]. Nebst anderen Arten waren Kalifornische Seelöwen Gegenstand einer Dissertation zur Untersuchung des Atmungstraktes bei Meeressäugetieren durch Auskultation mittels elektronisch verstärktem Stethoskop [10] und im Rahmen einer anderen Dissertation wurden Maßnahmen zur Optimierung des Gesundheitsmanagements vorgeschlagen [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 5 Ohren- bzw. Hundsrobben generell eine Beckenfläche von 200 m² und eine Kubatur von 400 m³ vor bei Wassertiefen, die sich jeweils an der Körperlänge der Tiere orientieren. Wie diese Zahlen zustande kamen, wurde nie begründet. Die Fläche liegt über der Empfehlung der EAZA Best Practice Guidelines und ein fixes Volumen ist sinnfrei, wenn die Wassertiefe auf die Körperlänge der Tiere abgestimmt werden soll. Zudem tragen einheitliche Beckendimensionen dem Umstand nicht Rechnung, dass es massive Größenunterschiede zwischen den einzelnen Arten gibt (mittleres Gewicht weibliche Südamerikanische Seebären 45 kg, Südliche See-Elefanten 700 kg). Eine Differenzierung ist deshalb angezeigt. In Zoos hat sich für Ohrenrobben mittlerer Größe, wie dem Kalifornischen Seelöwen, eine Beckenfläche von 150m² bei 5 erwachsenen Tieren bewährt und kann somit als Mindestmaß für eine Zucht- oder Weibchengruppe vorgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 150 m² und einer Tiefe von 3 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 15 m² zu erhöhen. Für die Erhöhung um 50% bei der Beckenfläche und um 150% beim Volumen gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung gibt es keine Begründung. Ferner ist ein Landteil von 15 m² pro Robbe erforderlich.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 300 m² und einer Tiefe von 3 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 30 m² zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kalifornische Seelöwe wurde im Jahr 1828 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON als "Otaria californiana" beschrieben. 1866 stellte ihn der amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL als einzige Art in die neue Gattung Zalophus. 1866 wurden der mittlerweile ausgestorbene Japanische Seelöwe (japonicus) und 1953 der Galápagos-Seelöwe (wollebaeki) beschrieben. Diese galten vorerst als Unterarten des Kalifornischen Seelöwen, haben jedoch seit einigen Jahren Artstatus [1; 13; 14].

Literatur und Internetquellen

  1. AURIOLES-GAMBOA, D. et al. (2015). Zalophus californianus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41666A45230310. http://www.iucnredlist.org/details/41666/0. Downloaded on 23 May 2018.
  2. BAHRMANN, J. (2015)
  3. CASS, V. L. (1985)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. KURZ, J. (2006)
  6. MARKOWSKI, S. (2013)
  7. MEIJER, G. (2008)
  8. OTTER, C. (2007)
  9. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  10. SCHARPEGGE, J. (2007)
  11. SCHÜRER, U. (2002)
  12. WEIGL, R. (2005)
  13. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  14. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Freigegeben in Wale und Robben
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:41

Gepard

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae
Unterfamilie: Geparden (Acinonychinae), neuerdings Kleinkatzen (Felinae)

D VU 650

EEPGepard

Acinonyx jubatus • The Cheetah • Le guépard

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Domaine des Fauves, Les Abrets (Isère) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Geparden (Acinonyx jubatus) dunkelblau; mittelblau = mögliche Vorkommen

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Zoo de Vincennes, Paris © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) auf Aussichtspunkt im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Werribee Open Range Zoo, VIC, Australien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Sudan-Gepard (Acinonyx jubatus soemmeringii) im Schnee im Zoo Landau © Zoo Landau (Pressefoto)

 

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Südafrikanischer Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Schnee im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

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Begegnung mit Südafrikanischem Geparden (Acinonyx j. jubatus) in Tonis Zoo, Rothenburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanische Geparden (Acinonyx j. jubatus) beim Fressen in der Cango Wildlife Ranch © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Südafrikanische Geparden (Acinonyx j. jubatus) im Allwetterzoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Fünf Wochen alter Südafrikanische Gepard (Acinonyx j. jubatus) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

 

 

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Südafrikanische Gepardin (Acinonyx j. jubatus) mit Vierlingen im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn

 

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Sudan-Gepardin (Acinonyx jubatus soemmeringii) mit Nachwuchs im Zoo Landau © Zoo Landau

 

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Südafrikanische Gepardin (Acinonyx j. jubatus) mit Nachwuchs im Zoo Basel © Torben Weber, Zoo Basel

 

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Gepardenanlage im Zoo Basel © Jörg Hess, Basel

 

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Im Zoo Basel landete ein Gepard bei der Jagd auf eine Stockente irrtümlich auf der falschen Seite des Grabens, er war heilfroh, als ihm der Tierpfleger die Gehegetüre öffnete. Foto von baz-Leser R. T.

 

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Junge Sudan-Geparden (Acinonyx jubatus soemmeringii) im Zoo Landau © Zoo Landau (Pressefoto)

 

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Sudan-Gepard (Acinonyx jubatus soemmeringii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Königsgepard (Acinonyx j. jubatus) im Potgietersrus Game Breeding Centre, Mokopane, Südafrika © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Königsgepard (Acinonyx j. jubatus) im Al Wabra Wildlife Preserve, Katar © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel eines Geparden (Acinonyx jubatus) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

Weitere Bilder auf Biolib

Wegen seines von allen anderen Katzen abweichenden Körperbaus und seiner historischen Bedeutung als Jagdgefährte des Menschen ist der Gepard von zoopädagogischem Interesse. Da die Art in ihren Ursprungsgebieten je nach Region gefährdet bis vom Aussterben bedroht ist, und es koordinierte Erhaltungszuchtprogramme gibt, ist sie in europäischen Zoos recht häufig anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Gepard erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 140-150 cm, eine Schwanzlänge von 60-80 cm und ein Gewicht von etwa 60 kg. Der Kopf ist relativ klein mit stark gewölbtem Hirnschädel. Die Iris ist gelbbraun, die Pupille zieht sich rundlich zusammen.  Als einzige Katze hat der Gepard nur teilweise einziehbare, stumpfe Krallen. Das raue Fell ist oberseits rötlich- bis ockergelb mit schwarzen Tupfen, unterseits weiss, das letzte Schwanzdrittel ist schwarz geringelt, die Schwanzspitze ist weiß. Im Südlichen Afrika kommt eine rezessiv vererbte Mutante vor, der sogenannte "King Cheetah", bei dem die schwarzen Flecken größer sind und zum Teil zu Bändern zusammenfließen [8].

Verbreitung

Afrikanische Unterarten: Ägypten, Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Dem. Rep. Kongo, Eritrea, Kamerun, Kenia, Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Sambia, Somalia, Südafrika, Sudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik, Zimbabwe. Vermutlich ausgestorben in Algerien, Libyen, Marokko, Senegal, West-Sahara. Ausgestorben in Burundi, Tunesien [4].

Acinonyx jubatus venaticus: Afghanistan [10; NOGGE in litt. 2010], Iran, ausgestorben oder vermutlich ausgestorben im Rest des Verbreitungsgebiets vom Nahen Osten bis Indien und Zentralasien [4].

Lebensraum und Lebensweise

Geparden nutzen unterschiedlichste Lebensräume, von Busch und Feuchtsavannen über Grasländer und Trockensavannen bis zu Halbwüsten und Wüsten und vom Tiefland bis auf eine Höhe von 4'000 m. Sie leben einzeln, als Bruderpaare oder in Mutterfamilien und sind meist tagaktive Sprintjäger, die über kurze Distanzen eine Geschwindigkeit von über 100 km/h erreichen können. Ihr Beutespektrum reicht von Vögeln und Kleinsäugern bis zu Kudus und Elenantilopen. Bevorzugt werden kleinere bis mittelgrosse Huftiere, wie Gazellen, Impalas, Wasserböcke, Wildschafe oder Steinböcke, bei größeren Arten sind die Kiefer des Geparden zu schwach, um die Knochen zu knacken. Im Zoo werden deshalb vor allem Kaninchen, Schafe, Ziegen und kleinere Hirsche zur Ganzkörperfütterung verwendet [5].

Der Gepard hat keine feste Fortpflanzungszeit. Nach einer Tragzeit von 92 (90-98) Tagen bringen die Weibchen in Abständen von 15-19 Monaten 1-8 Junge mit einem Gewicht von 250-300 g zur Welt, die sie dann alleine aufziehen. Die Jungen sind bei der Geburt blind und öffnen ihre Augen mit 4-14 Tagen. Mit 3-6 Wochen bricht das Milchgebiss durch. Mit rund anderthalb Jahren sind sie selbständig. Allerdings ist die Jugendsterblichkeit sehr hoch, im Nairobi-Nationalpark sterben 95% der Jungen bevor sie anderthalb Jahre alt sind (im Zoo ca. 30%). Die meisten werden durch andere Raubtiere oder durch Paviane getötet [17; 25].

Zu den Lautäußerungen des Geparden weiß BREHM [24]: "Seine Stimme hat etwas durchaus eigenthümliches. Der Gepard spinnt, und zwar mit großer Ausdauer, wie unsere Hauskatze, nur etwas gröber und tiefer, faucht, gereizt, wie seine Verwandten, fletscht auch ebenso ingrimmig die Zähne, und läßt dabei ein dumpfes, unausgesprochenes Knurren hören, außerdem aber ganz eigenthümliche Laute vernehmen. Der eine von diesen ist ein langgezogenes Pfeifen, der andere ein aus zwei Lauten bestehender Ruf, welcher dem Namen Tschita so ähnelt, daß man letzteren sofort als Klangbild dieser Stimmlaute erkennen muß."

Gefährdung und Schutz

Der Gepard ist nach einer Beurteilung aus dem Jahr 1986, letztmals überprüft und bestätigt 2021, eine gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE) mit abnehmendem Bestand von rund 6'500 erwachsenen Individuen, die sich auf ein Areal von etwa 3'100'000 km² verteilen und von denen etwa 3'500-4'000 auf die südliche Unterart entfallen. Die meisten Geparden im südlichen Afrika leben in der Grenzregion von Namibia, Angola, Botswana, Sambia, Simbabwe, Südafrika und Mosamibik, wo sich zahlreiche große, teils grenzüberschreitende Nationalparks befinden. Rund 330 Tiere werden in vollständig eingezäunten Reservaten gehalten, wo ein intensives Populationsmanagement nötig ist. Vom Ostafrikanischen Geparden (A. j. fearonii) gibt es eine rund 1'250 Individuen umfassende zusammenhängende Population im Serengeti-Mara-Tsavo-Laikipia-Gebiet. Der Nordwestafrikanische (A. j. hecki) und der Asiatische Gepard (A. j. venaticus) mit noch 60-100 Individuen gelten als hochbedroht (CRITICALLY ENDANGERED) [5].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Ferner fällt die Art mit Ausnahme der Populationen Botswanas, Namibias und Simbabwes unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • 1990 wurde in Namibia der Cheetah Conservation Fund (CCF) als international anerkanntes Kompetenzzentrum für den Schutz von Geparden und ihren Ökosystemen gegründet. Unter anderem züchtet der CCF in Namibia Herdenschutzhunde, die Hirten helfen sollen, Angriffe von Geparden auf ihr Vieh abzuwehren. Dadurch könen die Viehverluste massiv reduziert werden. Jeder Hirte, der einen Schutzhund erhält, verpflichtet sich, bei Konflikten den Gepard zu verschonen, die Artenschützer zu informieren und ihnen die Umsiedlung der Katze zu ermöglichen. Der CCF wird von zahlreichen, hauptsächlich nordamerikanischen Zoos unterstützt. Seit Einweihung der neuen Gepardenanlage im Jahr 2021 beteiligt sich der Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma mit einem jährlichen Beitrag von 25'000 € am Schutzhundprogramm. Dadurch kann der CCF die Ausbildung von Hunden deutlich ausbauen und die Wartezeit auf einen solchen voraussichtlich von vier auf zwei Jahre halbieren [23].

  • Als Vorbereitung für ein neues Projekt zum Schutz großer Raubtiere lässt der Zoo Leipzig durch Sachverständige der Universität Oxford  eine Bestandserhebung in ganz Äthiopien durchführen. Durch Zusammenfassung aller vorliegenden Studien und Erhebung eigener Daten, sollen die Bestandszahlen für Löwen, Geparde, Leoparden, Wildhunde, Tüpfel- und Streifenhyänen ermittelt werden. Darauf aufbauend kann der Zoo dann besser entscheiden, wo ein neues Artenschutzprojekt gestartet werden kann. Die Daten werden auch allen Institutionen im Land zur Verfügung gestellt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Geparden wurden im Nahen und Mittleren Osten seit alters her eingefangen und zur Jagd - hauptsächlich auf Gazellen - abgerichtet oder als Statussymbole im Haushalt gehalten. Schon vor 5'000 Jahren haben Geparde die Sumerer auf ihren Jagden begleitet. Dasselbe ist aus dem Neuen Reich Ägyptens (ca. 1550–1070 v. Chr.) bekannt. So wurde z.B. im Grab des Tutanchamun, ein stilisierter goldener Gepardenkopf gefunden. Der älteste bekannte bildliche Nachweis eines gehaltenen Gepards datiert aus der Zeit von 700-300 v. Chr. Es handelt sich um die Darstellung eines Gepards mit Halsband auf einer Silbervase aus einem skythischen Grab aus Maikop in der Kaukasus-Region Südrusslands. Ein angeleinter Gepard findet sich auf ägyptischen Zeichungen aus der Regierungszeit von Ptolemäus II. (309-246 v. Chr). Der indische Großmogul Akbar der Große (1542-1605) soll im Laufe seines Lebens 9'000 Geparden besessen haben, um Hirsche, Hirschziegenantilopen und Gazellen zu jagen. In Italien wurden Geparden bereits im spätrömischen Reich, dann wieder zur Zeit Friedrichs II.(1194-1250) und während der Renaissance als Jagdtiere genutzt [9; 17; 21].

Gepardenfelle sind rauh und für die Verarbeitung zu Pelzmänteln ungeeignet, was nicht verhinderte, dass zur Blütezeit der Fleckkatzen-Mode auch Gepardenmäntel getragen wurden. Legale Abschüsse im Rahmen der Sportjagd sind in wenigen Ländern möglich [5].

Von 2001-2017 wurden global noch 9 Geparden-Pelzmäntel mit Genehmigungen international verschoben. Ansonsten wurden u.a. zur Ausfuhr genehmigt: 608 Felle und 2'159 Jagdtrophäen aus Namibia, 53 Felle und 150 Jagdtrophäen aus Simbabwe, 53 Felle aus Südafrika und 30 aus Äthiopien. Im selben Zeitraum wurden die Ausfuhr von 815 lebenden Wildfängen bewilligt, davon kamen 586 aus Namibia, 197 aus Südafrika und 11 aus dem Sudan, und weltweit wurde der internationale Transport von 1'937 Nachzuchttieren erfasst. Davon kamen 1'405 aus Südafrika, 100 aus Namibia, 87 aus den Niederlanden, 46 aus Irland und 29 aus der Schweiz [3].

Haltung

Viele Zootiere könnten ihre Gehege verlassen, wenn sie denn wollten. So auch die in der nebenstehend abgebildeten Anlage gehaltenen Geparden des Zoo Basel. 2008 versuchte hier ein halbwüchsiger Gepard eine wilde Stockente zu fangen und brachte es fertig, zwischen Abschlussgitter und Graben nach draußen zu gelangen. Das Publikum wunderte sich zwar, aber es entstand keine Panik. Dem Tier war es sichtlich nicht wohl und es konnte problemlos wieder zurück in das Gehege gebracht werden.

In verschiedenen Zoos gibt es Gemeinschaftshaltungen von Geparden und Breitmaulnashörnern. Im Zoo Leipzig bewohnen Geparden eine Anlage gemeinsam mit Husarenaffen und Spitzmaulnashörnern und im Zoo Basel wurde auf der neuen Elefantenanlage für die Geparden ein Durchgang zum Bullengehege geschaffen. Auch mit Steppenzebras, Zwergflusspferden, Giraffen, Watussirindern und Elenantilopen sowie Sporn- oder Riesenschildkröten wurden Geparde vergesellschaftet [18].

Geparden können im Zoo ganz ausnahmsweise ein Alter von 21 Jahren erreichen. Allerdings werden nur wenige älter als 12 Jahre. In der Wildbahn liegt die mittlere Lebenserwartung für Weibchen, die das erste Lebensjahr überstanden haben bei knapp 7 Jahren, Kater sterben schon früher. Es wird vermutet, dass kein wildlebender Gepard älter als 12 Jahre wird [16; 25].

Haltung in europäischen Zoos: Geparden werden in über 130 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Mehrheitlich handelt es sich um Südafrikanische Geparden (A. j. jubatus), weniger als 20 Zoos halten Sudan-Geparden (A. j. soemmeringii). Früher waren gelegentlich und in geringer Zahl auch Asiatische (bis in die 1970er-Jahre), Ost- und Nordafrikanische (bis 1986 im Kölner Zoo) Geparden in europäischen Zoos anzutreffen. Für Details siehe Zootierliste.

Die Fütterung sollte abwechslungsreich sein, jedoch nicht zu reichlich, weil sonst die Tiere wegen ihrer haltungsbedingt limitierten körperlichen Leistung die Tendenz haben, zu verfetten [22].

Zucht: Geparden waren zwar schon zur Zeit der antiken Hochkulturen Ägyptens und des Nahen Ostens regelmäßig für jagdliche Zwecke gezähmt worden, galten aber im Zoo lange als nicht züchtbar. Erst 1956 und 1957 kam es im Zoo von Philadelphia zu den ersten Geburten, wobei die Jungen nicht aufgezogen werden konnten. Die europäische Erstgeburt konnte der Krefelder Zoo 1960 verzeichnen. Von den Vierlingen konnten zwei mit Hilfe einer Katzenamme grossgezogen werden. Die ersten natürliche Aufzuchten gelangen 1965 und 1966 dem italienischen Arzt Dott. Luciano SPINELLLI, der seine zahme Hausgepardin erfolgreich mit zwei Katern des Zoologischen Gartens Rom verpaarte. Damit war der Bann gebrochen und heute werden Geparden regelmäßig in Menschenobhut geboren und von ihren Müttern aufgezogen [9].

Um zu züchten stellen die Zoos ihren Geparden zwei oder mehr Gehege zur Verfügung. Jene im Opel-Zoo Kronberg z.B. sind 840 m² und 660 m² groß [MESO 1/2010].

Es gibt ein Internationales Zuchtbuch (ISB, seit 1987), das vom Cheetah Conservation Fund in Otjiwarongo, Namibia geführt wird und 1'893 lebende Tiere in 289 Institutionen umfasste [IZY 52, Daten bis Juli 2017]. Ferner je ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP, seit 1992) für die Unterarten jubatus und soemmeringii. Diese werden vom Safari Beekse Bergen bzw. dem irischen Fota Zoo koordiniert. Dazu gibt es Empfehlungen der EAZA für eine optimale Haltung.

Wie Geparden gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Gepard ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 4; 6; 7; 10; 12; 13; 14; 19; 22].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für ein Tier oder ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 200 m² vorhanden sein, das zeitweilig unterteilt werden kann. Ferner soll jedem Tier eine Schlafbox von 5 m² Fläche zur Verfügung stehen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Geparden ein Außengehege mit einer Fläche von 200 m² vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 20 m² zu erweitern. Jedem Tier muss eine individuelle Schlafbox von 2.5 m² zur Verfügung stehen

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für ein Trio ein Außengehege mit einer Fläche von 800 m², für jedes weitere Adulttier 80 m² zusätzlich und für Weibchen mit Jungen ein separates Gehege erforderlich, Das Innengehege muss für ein Paar eine Fläche von 10 m² haben, für jedes weitere Tier 1 m² mehr und für Weibchen mit Jungen ein separates Gehege.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Gepard wurde 1775 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Felis jubata" beschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Acinonyx erfolgte 1828 durch den englischen Anatomen und Naturwissenschaftler Joshua BROOKES. Gegenwärtig werden 5 Unterarten anerkannt:

  • A. j. jubatus aus dem südlichen Afrika
  • A. j. fearonii aus Ostafrika
  • A. j. hecki aus Nordwest-Afrika
  • A. j. soemmeringii aus Nordost-Afrika
  • A. j. venaticus aus Südwest-Asien, heute noch Iran

Der großfleckige Königsgepard, von dem im Jahr 1926 ein Major A. COOPER das erste bekannte Exemplar schoss und nach sich selbst benannte, wurde später als Unterart Acinonyx jubatus rex bezeichnet. Er ist aber ist keine Unterart, sondern eine Mutante der Nominatform [20]. Im selben Wurf können normalfleckige Welpen und solche mit Königsmuster anfallen, so im Tiergarten Nürnberg, wo sich im Jahr 2000 in einem Viererwurf von normalfleckigen Eltern ein weiblicher Königsgepard befand. Es handelte sich um das erste Tier dieser Morphe, das in Europa geboren wurde. Es erreicht im Zoo Wuppertal ein Alter von 10 Jahren.

Beim Gepard handelt es sich um eine monospezifische Gattung. Traditionell wurde er in eine eigene Unterfamilie gestellt. Aufgrund molekulargenetischer Studien wird er neuerdings den Kleinkatzen zugeordnet, wo er zusammen mit Puma und Jaguarundi die Tribus Acinonychini bildet [5; 17].

Literatur und Internetquellen

  1. AMBROSCH, J. (2009)
  2. CAFÉ MARCAL, V. (2006)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DENZLER, T. (1989)
  5. DURANT, S.M., GROOM, R., IPAVEC, A., et al. (2022). Acinonyx jubatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T219A124366642. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T219A124366642.en. Accessed on 14 August 2023.
  6. EXNER, C. (1995)
  7. FELLENDORF, S. (2012) 
  8. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  9. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  10. HUBER, C. (1999)
  11. MANATI, A. R. & G. NOGGE (2008)
  12. SCHLABING, C. (1989)
  13. SCHLOTZ, M. (2014)
  14. STREIT, A. (?)
  15. WINKLER, P. (2012)
  16. WEIGL, R. (2005)
  17. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019) 
  18. ZOOROPE
  19. LUDWIG, C. (2019)
  20. AFRICA FREAK
  21. BOTHMA, J. du P. & WALKER, C. (1999)
  22. DEPAUW, S., HESTA, M., WHITEHOUSE-TEDD, K., STAGEGAARD, J., BUYSE, J. & JANSSENS, G. P. J. (2011)
  23. PRESSEMITTEILUNG DER WILHELMA VOM 24.02.2021
  24. BREHM, A. E. (1882-1887)
  25. SENGENBERGER, K., BUS, H. & VERSTEEGE, L. (eds. 2018)

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Schneeleopard

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)

D VU 650

EEPSchneeleopard, Irbis

Panthera (Uncia) uncia • The Snow Leopard • La panthère des neiges

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Schneeleopard (Panthera uncia) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Approximative Verbreitung des Schneeleoparden (Panthera uncia)

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Schneeleopard (Panthera uncia) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

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Schneeleopard (Panthera uncia) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schneeleopard (Panthera uncia) im Kölner Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schneeleopard (Panthera uncia) im Schnee im Tiergarten Nürnberg © Helmut Mägdefrau, TG Nürnberg

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Schneeleoparden (Panthera uncia) im Tiergarten Nürnberg © Helmut Mägdefrau, TG Nürnberg

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Junger Schneeleopard (Panthera uncia) im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

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Schneeleopardin (Panthera uncia) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

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Schneeleopard (Panthera uncia) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schneeleopard (Panthera uncia) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schneeleopard (Panthera uncia) im Zoo Punta Verde, Lignano © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Junger Schneeleopard (Panthera uncia) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

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Schneeleopardenpaar (Panthera uncia) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

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Bis zum Inkrafttreten von CITES Befanden sich Erzeugnisse aus Schneeleopardenfellen in relativ geringem Umfang im internationalen Pelzhandel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern, Aufnahme bei einem Kürschner in Genf

 

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Vor einem halben Jahrhundert war der Schneeleopard oder Irbis in europäischen Zoos eine große Seltenheit, heute ist diese im Freiland gefährdete Katze mit ihrem prachtvollen Fell dank einem Erhaltungszuchtprogramm in zahlreichen Zoos zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schneeleopard oder Irbis erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (86-)120-150 cm, eine Schwanzlänge von 90 (80-106) cm und ein Gewicht von 22-52 kg. Kater sind größer und schwerer als Kätzinnen. Der Kopf ist relativ klein, mit kurzer Schnauzenpartie und hoher Stirn. Die Ohren sind kurz und gerundet, die Pfoten breit. Der lange Schwanz ist rundum gleichmäßig dicht behaart. Am Rücken und den Flanken sind die Haares des Winterfells etwa 5 cm, am Bauch gegen 12 cm lang. Die Grundfarbe des Fells ist oberseits blassgrau bis cremefarben, unterseits heller bis weiß. An Kopf, Hals und Extremitäten hat es schwarze Tupfen, an Körper und Schwanz unregelmäßige Rosetten [4; 9].

Verbreitung

Zentralasien: Afghanistan; Bhutan; China; Indien; Kasachstan; Kirgistan; Mongolei; Nepal; Pakistan; Russland; Tajikistan; Usbekistan [5].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schneeleopard ist ein Hochgebirgstier. Im Sommer ist er in Höhen von 3'000-4'000 m anzutreffen, im Winter geht er, seinen Beutetieren folgend, auf 1'800-2000 m hinab. Seine Beute sind hauptsächlich Steinböcke, Markhore, Tahre, Pfeifhasen und Steppenmurmeltiere. Er verschmäht aber auch Mäuse nicht und fängt Vögel. Je nach Verfügbarkeit von Beutetieren sind die Streifgebiete sehr unterschiedlich groß. Unter optimalen Bedingugen können sie nur wenig mehr als 10 km² messen, in beutearmen Gebieten wurden dagegen bis 585 km² geschätzt. Um ein neues Areal zu besiedeln, laufen Schneeleoparden auch lange Strecken über offenes, flaches Gelände bis sie wieder auf ein Bergmassiv treffen [4; 8].

Schneeleoparden paaren sich meist von Januar-März. Nach einer Tragzeit von 94-103 Tagen werden in einer Höhle oder Felsspalte meist 2 (1-5) Junge geboren. Diese wiegen etwa 320-570 g und tragen zum Schutz vor Kälte bereits bei der Geburt ein dichtes, wolliges Fell. Mit etwa 10 Wochen werden sie entwöhnt, mit 2-4 Monaten beginnen sie, ihrer Mutter auf den Jagdzügen zu folgen. Selbständig Beute machen können sie aber erst mit etwa 18 Monaten. Geschlechtsreife wird mit 2-3 Jahren erreicht [8].

Gefährdung und Schutz

Seit 1986 galt der Schneeleopard nach der Roten Liste als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED). Aufgrund einer Neubeurteilung im Jahr 2016 wurde er 2017 in die Kategorie "gefährdet" zurückgestuft. Der Gesamtbestand ohne von der Mutter abhängige Jungtiere dürfte 2016 zwischen ca. 7'460 und 7'980 gelegen haben. Diese Zahlen sind höher als frühere Schätzungen, sind aber recht unsicher [5].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Ferner fällt die Art unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

Wilderei und die Zerstörung ihres Lebensraumes gefährden das Überleben dieser imposanten Katzenart in freier Wildbahn. Verschiedene Organisationen bemühen sich um den Schutz des Schneeleoparden, namentlich der Snow Leopard Trust, der von zahlreichen Zoos unterstützt wird. Siehe

Bedeutung für den Menschen

Bis zum Inkrafttreten von CITES im Jahr 1976 waren die flauschigen Pelzfelle des Schneeleoparden und daraus gefertigte kostbare Pelzmäntel regelmäßig im internationalen Handel anzutreffen. Auch danach gingen die zumeist illegale Bejagung und der Handel im nationalen bzw. regionalen Handel weiter. An legalen Exporten wurden von 1977-2017 weltweit lediglich 2 Mäntel und 15 Felle registriert. Im selben Zeitraum wurden von den Ursprungsländern 20 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt und global 459 Nachzuchttiere über Landesgrenzen verschoben, davon 102 aus der Schweiz, 54 aus den USA 54, aus Finnland 48 und aus Deutschland 57 [3; 5].

Haltung

Als Altersrekord vermeldet SCHÜRER [7] 21 Jahre, 10 Monate und 8 Tage bei einem Kater, der 1984 im Zoo Zürich geboren wurde und 2006 im Zoo Wuppertal eingeschläfert werden musste.

Der Schneeleopard ist, wie andere Katzen auch, empfänglich für das COVID-19-Virus. 2021 erkrankten im Louisville Zoo drei Tiere und im Lincoln's Children Zoo starben drei weitere an dieser Krankheit [11].

Es gibt seit 1971 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das von Nordens Ark in Schweden geführt wird und, Stand Dezember 2017, 471 lebende Tiere in 202 Institutionen umfasste, was gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang bedeutet [12].

Haltung in europäischen Zoos: Die Haltung von Schneeleoparden in Europa geht auf das Jahr 1851 zurück. Der gegenwärtige Bestand basiert auf 56 Gründertieren und hat eine Gen-Diversität von 95.5% [10]. Schneeleoparden werden in etwas über 100 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Fünftel deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Das seit 1985 bestehende Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird vom schwedischen Zoo "Nordens Ark" koordiniert. Ende 2020 umfasste es 187 Tiere in 82 Einrichtungen. Dabei handelt es sich zu 100% um Nachzuchten, die auf 53 Gründertiere zurückgehen [13].

Wie Schneeleoparden gehalten werden (Beispiele):

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Schneeleoparden ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 100 m² Fläche und 3 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 50 m² zusätzlich zur Verfügung stehen.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² mit einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für jedes Tier muss eine individuelle Schlafbox von 2.5 m² Fläche vorhanden sein.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023), fordert, dass die als "Unica unica" bezeichneten Schneeleoparden mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass ein Wetterschutz mit Einstreu vorhanden sein muss.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schneeleopard wurde 1775 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER in Band 3 seines vierbändigen, ab 1774 erschienenen Werks "Die Säugetiere in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen" als "Felis uncia" beschrieben. Nach WILSON & REEDER [9] wird die Art in die von John Edward GRAY vom British Museum in London 1854 festgelegte, monotypische Gattung Uncia gestellt, ansonsten gilt sie oft als eine von fünf Arten der Gattung Panthera, was von der Molekulargenetik gestützt wird [5; 8; 9].

BRASE-BÄUMER [2] führt verschiedene Quellen an, die den taxonomischen Status des Schneeleoparden diskutieren. So soll er  nicht zur Gattung Panthera gehören, weil er nicht brüllen könne. Während z.B. RIEGER [6] das Brüllen beim Schneeleoparden beschreibt, geben andere Autoren an, der Schneeleopard brülle nie, er schnurre und heule wie eine Kleinkatze [4]. Eine weitere Abweichung von den Großkatzen der Gattung Panthera besteht darin, dass er nicht  in liegender, sondern in kauernder Stellung frisst. Im Übrigen weist er in verschiedenen Merkmalen Gemeinsamkeiten mit dem Nebelparder auf.

Literatur und Internetquellen

  1. ALMASBEGY, M.M. (2001)
  2. BRASE-BÄUMER, K. (2004)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. McCARTHY, T. et al. (2017). Panthera uncia. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22732A50664030. http://www.iucnredlist.org/details/22732/0. Downloaded on 16 June 2018.
  6. RIEGER, I.(1980)
  7. SCHÜRER, U. (2006)
  8. WILSON, D. E. & MITTERMEIER, R.A. eds. (2009)
  9. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  10. BLOMQVIST, L. & SLIWA, A. (2016)
  11. ALLGEMEINE ZEITUNG VOM 14.11.2021
  12. BLOMQVIST, L. (2018). International Pedigree Book for Snow Leopards, Uncia uncia, Vol. 11. Nordens Ark, Hunnebostrand.
  13. NYGREN, E. (2021). Snow Leopoard (Panthera uncia) Programme Annual Reprt 2020. Nordens Ark, Hunnebostrand

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Tiger

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D EN 650

EEPTiger

Panthera tigris • The Tiger • Le tigre

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Sumatratiger (Panthera tigris sumatrae) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Tigers (Panthera tigris)

 

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Malayischer Tiger (Panthera tigris jacksoni) im Zoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Malayische Tiger (Panthera tigris jacksoni) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Bengaltiger (Panthera tigris tigris) im Zoo Neu Delhi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) im Zoo Hannover © Rieger, Zoo Hannover

 

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Südchinesicher Tiger (Panthera tigris amoyensis) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Südchinesicher Tiger (Panthera tigris amoyensis) im Shanghai-Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Java-Tiger (Panthera tigris sondaica) im Zoo Budapest, heute ausgestorben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sibirischer Tigerkater (Panthera tigris altaica) mit Jungtieren im Zoo Zürich © Robert Zingg, Zoo Zürich

 

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Sumatra-Tigerin (Panthera tigris sumatrae) mit Nachwuschs in der Wilhelms Stuttgart. Pressefoto Wilhelma

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) in Hagenbecks Tierpark © Tierpark Hagenbeck (Pressefoto)

 

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Sibirischer Tiger räkelt sich im Tierpark Hellabrunn © Lothar Philips, ehemals VZP

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) im Schnee im Tiergarten Schönbrunn © TG Schönbrunn

 

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Vor einem halben Jahrhundert war die Freude groß, wenn eine Tigerin Vierlinge zur Welt brachte. Heute wird die Zucht gebremst, weil es schwierig geworden ist Jungtiere, in eine gute Haltung abzugeben © Zoo Basel

 

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In der thailändischen Sri Racha-Tigerfarm werden die neugeborenen Tiger laktierenden Sauen untergeschoben, die sie dann mit einem Teil ihrer Ferkel aufziehen. Dadurch können die Tigerweibchen gleich wieder gedeckt werden und drei Würfe pro Jahr bringen. Einige halbwüchsige Tiger werden mit ihren Schweinegeschwister als "Happy Family" für die zahlenden Touristen ausgestellt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Weißer Tiger (Panthera tigris) flehmend im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) im Zoo Brünn © Zoo Brünn

 

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Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) badet im Tiergarten Schönbrunn im eiskalten Wasser © Jutta Kirchner / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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2018 im Tierpark Berlin geborene Sumatra-Tiger-Vierlinge (Panthera tigris sumatrae) erkunden erstmals ihr Außengehege © Tierpark Berlin, Pressefoto

 

Briefmarke Tiger
Briefmarke mit Tigermotiv, DDR, 35. Pf.

 

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Gemessen an der Anzahl Klicks auf dieser Seite, ist der Tiger nach dem Löwen und dem Asiatischen Elefanten die populärste Wildtierart. Aufgrund seiner kulturellen Bedeutung und seiner starken Gefährdung ist er von großem zoopädagogischem Interesse. Dass es Erhaltungszuchtprogramme für zwei Unterarten gibt, trägt ebenfalls dazu bei, dass die Art in europäischen Zoos sehr gut vertreten ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Körpergröße der Tiger variiert je nach Unterart beträchtlich. Die Kopf-Rumpflänge reicht von 140-290 cm, die Schulterhöhe von 70-95 cm, die Schwanzlänge von 60-95(-109) cm. Der Sibirische Tiger ist die größte noch lebende Katzenform. Die Inseltiger, d.h. der Sumatra- und die ausgestorbenen Bali- und Javatiger sind die kleinsten Tiger. Beim Sumatratiger wiegen Kater 100-140 kg und Kätzinnen 75-100 kg. Bei Bengaltigern aus Nepal sind die Kater 100, die Kätzinnen 50 kg schwerer. Sibirische Tigerkater können über 300 kg schwer werden. Tiger haben eine gelbliche Iris mit ovalen Pupillen und einen Backenbart, der bei Katern und Inselformen stärker ausgeprägt ist als bei Kätzinnen und Festlandformen. Auch die Fellfärbung variiert regional. Die Grundfarbe der Körperoberseite ist gelbbraun bis rotbraun, Bauch, Innenseiten der Beine und Schwanzunterseite sind weiß und ebenfalls gestreift, wobei sich die weiße Färbung an den Flanken mehr oder weniger hoch hinaufziehen kann. Die Streifung kann enger oder weiter und mehr oder weniger kontrastreich sein. Gelegentlich treten weiße Tiger mit hellblauen Augen und wenig ausgeprägter Streifung auf [6; 7; 17].

Verbreitung

Süd-, Südost- und Ostasien: Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland, Thailand. In Nord-Korea vermutlich ausgestorben. Ausgestorben in Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Irak, Iran, Kambodscha, Kasachstan, Kirgistan, Laos, Nordkorea, Pakistan, Singapur, Südkorea, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Vietnam [5; 20].

Lebensraum und Lebensweise

Tiger besiedeln unterschiedliche Waldtypen vom immergrünen Tropenwald bis zur Taiga, ferner trockenes und feuchtes Grasland, Bambus- und Schilfdschungel. Im Gebirge gehen sie bis auf 4'500 m. Sie sind schlecht kletternde Bodenbewohner und Einzelgänger, die exklusive Territorien für sich beanspruchen. Allerdings kann sich das Territoriums eines Katers mit jenen von bis zu drei Kätzinnen überlappen. Der Raumbedarf ist in der Wildbahn vom Nahrungsangebot abhängig und kann zwischen 20 und 450 km² liegen. Das Beutespektrum ist sehr groß. Es reicht vom 2 kg schweren Kantschils bis zum 1'000 kg schweren Gaurbullen und variiert regional. Generell sind Hirscharten und Wildschweine die Hauptnahrung. Gebietsweise wird auch der Mensch als Beute angesehen [4; 5; 6; 17].

Im Süden des Artareals gibt es keine feste Fortpflanzungszeit, im Norden werden die Welpen meist im Frühling geboren. Nach einer Tragzeit von etwa 103 (98-115) Tagen wirft die Tigerin in einem Dickicht, einer Felsspalte oder einer Höhle 3 (2-6) blinde Junge. Diese haben ein Geburtsgewicht von 786-1'610 g. Sie werden mit 6 Monaten entwöhnt, können aber erst mit 12-18 Monaten selbst Beute machen, wenn die definitiven Eckzähne durchgebrochen und funktionsfähig sind. Mit 18-20 Monaten sind sie selbständig, verlassen aber das Territorium der Mutter meist später, nachdem diese wieder geworfen hat. Geschlechtsreife erreichen sie mit 3-4 Jahren [6; 8; 17].

Gefährdung und Schutz

Um 1900 lebten etwa 100'000 Tiger in einem überwiegend zusammenhängenden Verbreitungsgebiet, das sich vom Schwarzen Meer zur Küste des Pazifischen Ozeans und den Großen Sunda-Inseln über  30 asiatische Länder erstreckte. Heute gibt es im Ganzen schätzungsweise noch 4'500-4'750 wildlebende Tiger. Davon sind 600 Amurtiger, dessen Bestände sich in den letzten Jahren etwas erholt haben, 3'450 Bengaltiger, 150 Malayische und 300 Sumatra-Tiger. Vom Indochinesischen Tiger soll es in Thailand noch ein paar geben, im übrigen Areal ist er ausgestorben [20].

Der Tiger wird als Art seit 1986, letztmals überprüft 2021, als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Die Datenblätter für die einzelnen Unterartblätter wurden 2022 aufgehoben. Zuvor waren der Südchinesische und der Sumatra-Tiger als hoch bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) aufgeführt wesen. Bali-, Java- und Kaspitiger sind im 20. Jahrhundert ausgerottet worden. Der letzte Nachweis eines Balitigers datiert aus den 1930er-Jahren, des Kaspitigers von anfangs der 1970er-Jahren und des Javatigers von 1976 und des Südchinesischen Tigers von 2017 [5; 20].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Unter den verschiedenen Organisationen, die sich um den Schutz des Tigers bemühen, steht „21st Century Tiger“, eine Partnerschaft der Zoologischen Gesellschaft London (Zoo London und Tierpark Whipsnade) mit der britischen Organisation Global Tiger Patrol, der Zoowelt besonders nahe. Von 2002-2004 führte der Europäische Zoo- und Aquarienverband (EAZA) eine Tigerkampagne durch, um Geldmittel für die Unterstützung von Projekten der „21st Century Tiger“ zu sammeln. Diese Kampagne brachte rund 750'000 € ein. 2003 folgte die Australischen Zoos mit einer Kampagne, die über 100'000 Australische Dollars beitrug. Verschiedene Zoos unterstützten „21st Century Tiger“ auch in den folgenden Jahren, und so kamen innerhalb von sechs Jahren insgesamt 1'102'281 € zusammen. Zu diesem globalen Ergebnis trugen Zoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz beinahe ein Fünftel bei.

  • Bis 2017 konnten dank weiterer Zuwendungen über 70 Tigerschutzprojekte mit rund 2.5 Millionen Euro gefördert werden. 2018 fusionierte "21st Century Tiger mit einer Organisation, die sich um den Schutz des Amurleoparden kümmerte, zur WildCats Conservation Alliance. Diese wurde innert kürzester Zeit von Zoos mit über 100'000 € bedacht. Mit der Einführung des Naturschutzfrankens bzw. -euros wurden auch der Walter Zoo in Gossau SG und die Wilhelma Stuttgart in die Lage versetzt, die WildCats Alliance mit namhaften Beiträgen zu unterstützen. 2021 stellten der Walter Zoo 28'000 € und die Wilhelma 18'400 € zur Verfügung.

  • Seit 2004 wurden etwa 2,4 Millionen Hektar Schutzgebiete in der Amur-Region geschaffen. Die Zoos von Köln und Leipzig sind Kooperationen mit dem WWF Deutschland eingegangen, um in diesen Schutzgebieten konkrete Maßnahmen zu finanzieren.

  • Der Zoo Zürich unterstützt seit 2009 den Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand und hat bis 2021 insgesamt 1'523'000 CHF an direkten Beiträgen geleistet. Das Engagement des Zoos dient zwar primär dem Schutz der dort lebenden Elefanten, aber die intensivierte und professionalisierte Wildhut hat auch zu einer deutliche Zunahme der Tigerpopulation geführt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In der Vergangenheit wurden Tiger zur Gewinnung von Trophäen gejagt, die als Teppiche oder Wandschmuck Verwendung fanden. Im internationalen Pelzhandel spielten sie eine geringe Rolle, weil ihr Fell sehr rau und zur Herstellung von Pelzbekleidung ungeeignet ist. Dagegen waren und sind sie sehr wichtig in der traditionellen orientalischen Medizin und ihre Zähne und Krallen sind als Amulette begehrt. Durch die Aufnahme in Anhang I wurde der internationale Handel mit Naturentnahmen verboten. Es gibt aber in Asien nach wie vor einen beträchtlichen illegalen Handel, und es wurden Farmen errichtet, wo Tiger wie am Fließband produziert, den Touristen vorgeführt und schließlich geschlachtet werden [5].

Kulturelle Bedeutung: Naturgemäß ist der Tiger vor allem in seinem asiatischen Verbreitungsgebiet von grosser kultureller Bedeutung. In China ist er eines der 12 Tierkreiszeichen und hat er einen festen Platz in den Tier- und Schwankmärchen, wenn er dort auch keine besonders wichtige oder gar rühmliche Rolle spielt, sowie im Zaubermärchen [12].

Allerdings kann sich der Tiger im chinesischen Märchen auch von einer ganz anderen Seite zeigen. So wird etwa erzählt, wie eine Tigerin zum Dank für Hebammendienste bei einer schweren Geburt der Helferin eine Schwiegertochter ins Haus bringt; dem Mann, der einem verwundeten Tiger beistand, rettet der Tiger das Leben oder hilft ihm bei einem Feldzug; einen Mann, der in eine Tigerhöhle gefallen war und die Jungen fütterte, belohnt die Tigermutter mit Geld [12].

In der bei uns verbreiteten Literatur ist er vor allem bekannt durch seine Rolle als König Shere Khan in Rudyard KIPLINGs Dschungelbüchern [9]. Aber es gibt auch zwei Fabeln von Gotthold Ephraim Lessing, in denen der Tiger eine Hauptrolle spielt:

Haltung

Seit 1967 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB) [20], das für alle noch existierenden Tiger-Unterarten am Zoo Leipzig geführt wird. Es umfasst nebst Tieren unklaren Ursprungs und Unterart-Hybriden 552 lebende Sibirische Tiger in 238 Institutionen, 124 Südchinesische Tiger in 14 Institutionen, 12 Indochinesische Tiger in 4 Institutionen, 79 Malaiische Tiger in 35 Institutionen, 258 Bengaltiger in 45 Institutionen und 334 Sumatratiger in 127 Institutionen. Davon sind 12 Sibirische, 1 Indochinesischer, 51 Bengal- und 13 Sumatratiger Wildfänge [Daten bis November 2022].

Tiger können im Zoo ausnahmsweise ein Alter von 26 Jahren erreichen, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt im Zoo bei 12-18 Jahren [5; 16].

Haltung in europäischen Zoos: Tiger werden in rund 430 Zoos gehalten, von denen sich über 60 im deutschsprachigen Raum befinden. Rund 170 Zoos halten nicht näher bestimmte Tiger oder Unterarthybriden, etwa 190 Zoos haben Sibirische, 60 Sumatranische und 10 Malayische Tiger. Von dem früher häufig gehaltenen, heute in Europa nicht mehr gepflegten Begaltiger waren wohl viele Unterarthybriden (tigris x altaica). Der Südchinesische Tiger war stets selten, die beiden letzten lebten bis 1985 in Zoos der damaligen Sowjetunion. Dasselbe trifft für den Kaspitiger zu, dessen letztes Exemplar bis 1960 in Hagenbecks Tierpark stand, ebenso für den Javatiger, der bis 1976 im Budapester Zoo zu sehen war. Der letzte Hinterindische Tiger dürfte ein Tier im Zoo von Usti nad Labem gewesen sein, das dort bis mindestens 1997 lebte. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 2010 bestehen Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) für den Sibirischen und den Sumatratiger. Diese wurden beide vom Zoo London koordiniert, 2020 wurde das Programm für den sibirischen Tiger vom Tierpark Berlin übernommen.

Wie Tiger gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Tiger ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die auch darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 3; 10 11; 13; 14; 15].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Tiger ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 200 m² Fläche und 3.50 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 100 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 20 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben. Für sibirische Tiger ist kein Innengehege notwendig.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 80 m² und ein Innengehege von 30 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 20 und innen um 15 m² zu erweitern. Für Sibirische Tiger sind anstelle eines Innengehege individuelle Schlafboxen von 2.5 m² anzubieten.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert, dass Tiger mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m² mehr. Für Sibirische Tiger sind anstelle eines Innengeheges isolierte Schlafboxen vorgeschrieben.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Tiger wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Felis tigris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben. Die Rote Liste der IUCN führt 6 noch lebende und 3 im 20. Jahrhundert ausgestorbene Tiger-Unterarten auf. Der Hinterindische Tiger (Panthera tigris corbetti) wurde erst 1968 beschrieben. 2004 wurde von diesem der Malaiische Tiger (Panthera tigris jacksoni) abgespaltet [5].

2014 erschien eine von renommierten Autoren verfasste Studie, die zum Schluss kam, es gäbe nur zwei Tiger-Unterarten, den Inseltiger (Panthera tigris sondaica) und den Festland-Tiger (Panthera tigris tigris), wobei letzterer in zwei "Conservation Units", südliche bzw. nördliche Festland-Tiger unterteilt werden könne [19]. Am 25. Oktober 2018 wurde eine von einem ebenso renommierten Autorenteam verfasster Artikel, der die 2014 verfasste Studie zu Makulatur erklärte und die Existenz und Berechtigung der ursprünglich neun Unterarten, von denen noch sechs leben, bestätigte. Dabei bestätigten sich die bekannten Tatsachen, dass der Sumatratiger (Panthera tigris sumatrae) sich von allen lebenden Festlands-Unterarten genetisch am deutlichsten unterscheidet, dass der Hinterindische Tiger (Panthera tigris corbetti) und der Malayische Tiger (Panthera tigris jacksoni) sogenannte Schwester-Taxa sind, dass der Bengaltiger (Panthera tigris tigris) die früheste und der Amurtiger (Panthera tigris altaica) die späteste Divergenz ausbildete sowie dass der Amurtiger (Panthera tigris altaica) und der Südchinesische Tiger (Panthera tigris amoyensis) enger mit einander verwandt sind, was sich von der möglichen historischen Vermischung und dem Genfluss zwischen isolierten Tigerpopulationen in Ostasien herleitet [18]. Die IUCN anerkennt zur Zeit die Neun-Unterarten-Theorie [5].

Literatur und Internetquellen

  1. ACHENBACH, S. (2002b)
  2. BERGER, H. (1993)
  3. EXNER, C. (1995)
  4. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  5. GOODRICH, J., WIBISONO, H., MIQUELLE, D. et al. (2022). Panthera tigris. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T15955A214862019. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T15955A214862019.en. Accessed on 10 February 2023.
  6. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. KERN, C. (2012)
  9. KIPLING, R. (2003)
  10. KUPFER, F. (1998)
  11. MOORE-JONES, J. (2013) 
  12. NAUMANN, N. (1997)
  13. SCHIMMELPFENNIG, A. (2015)
  14. VOLLRATH, C. (2010)
  15. WANKER-STEMPELL, S. (2006)
  16. WEIGL, R. (2005)
  17. WILSON, D. E. & MITTERMEIER, R.A. eds. (2009-2019)
  18. LIU, Y.-C., SUN, X., DRISCOLL, C., MIQUELLE, D., XU, X., MARTELLI, P., UPHYRKINA, O., SMITH, J., OBRIEN, S. & LUO, S.-J. (2018)
  19. WILTING, A., COURTIO, A., CHRISTIANSEN, P., NIEDBALLA, J., SCHARF A. K., ORLANDO, L., BALKENHOL, N., HOFER, N., KRAMER-SCHADT, S., FICKEL, J. & KITCHENER, A. C. (2015)
  20. MÜLLER, P. (2022). INTERNATIONALES TIGERZUCHTBUCH. 47. Ausgabe, Daten bis 30.11.2022. Hrsg. Zoologischer Garten Leipzig  / Species360.

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Leopard

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D VU 650

EEPZootier des Jahres 2016:

Leopard

Panthera pardus • The Leopard • Le léopard ou la panthère

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Amurleopard (Panthera pardus orientalis) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig

 

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Verbreitung des Leoparden nach IUCN RDB, modifiziert, Differenzierung nach Unterarten. Verbreitung in China nach JUTZELER (2010)

 

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Amurleopard (Panthera pardus orientalis) im Tiergarten Schönbrunn © Franz Wunsch

 

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Amurleopard (Panthera pardus orientalis) im Zoo Prag © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Javaleopard (P. p. melas) im Tierpark Berlin © Christian Kern, Tierpark Berlin

 

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Persischer Leopard (P. p. saxicolor) im Zoo Berlinn © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Persischer Leopard (Panthera pardus saxicolor) im Allwetterzoo Münster - Pressefoto Allwetterzoo Münster

 

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Persischer Leopard (Panthera pardus saxicolor) im Allwetterzoo Münster © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Javaleopard (Panthera pardus melas) im Tierpark Berlin @ Christian Kern, TPB

 

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Arabischer Leopard (Panthera pardus nimr) im Breeding Centre for Endangered Arabian Wildlife (BCEAW) in Sharjah © Jane and Kevin Budd, EPAA

 

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Arabischer Leopard (Panthera pardus nimr) im Breeding Centre for Endangered Arabian Wildlife (BCEAW) in Sharjah © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Sri Lanka-Leopard (Panthera pardus kotiya) im Zoo Doué-la-Fontaine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Sri Lanka-Leopard (Panthera pardus kotiya) im Zoo Brünn © Zoo Brünn

 

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Indochina-Leopard (Panthera pardus delacouri) im Zoo Hanoi © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Nordchinesischer Leopard (Panthera pardus japonensis) im Zoo Dresden © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Persische Leoparden (Panthera pardus saxixolor) im Zoo Amnéville © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Amurleopard (Panthera pardus orientalis) im Zoo Colchester © Zoo Colchester

 

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Südafrikanischer (?) Leopard (Panthera pardus pardus) im Zoo Pretoria © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Südafrikanischer Leopard (Panthera pardus pardus) im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier

 

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Schwarzpanther (Panthera pardus subsp.) im CERZA-Zoo, Lisieux © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarzpanther und gdefleckte Leopardin (Panthera pardus subsp.) bei Paarung im Zoo Punta Verde in Lignano-Sabbiadoro (UD) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junger Schwarzpanther (Panthera pardus subsp.) im Tierpark Berlin - Pressefoto Tierpark Berlin

 

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Spielender halbwüchsiger Persischer Leopard (Panthera pardus saxicolor) im ErlebnisZoo Hannover. Pressefoto Zoo Hannover

 

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Junger Persischer Leopard (Panthera pardus saxicolor) © Werner Westdoerp, Tierpark Nordhorn

 

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Junger Amurleopard (Panthera pardus orientalis) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

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Leopardenanlage im Tierpark Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Briefmarke mit Amurleopard-Motiv (Panthera padus orientalis), Estland

 

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Bis zum Inkrafttreten von CITES Befanden sich Erzeugnisse aus Leopardenfellen in großem Umfang im internationalen Pelzhandel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern, Aufnahme bei einem Kürschner in Genf

 

Weitere Bilder bei BioLib

Der Leopard oder Panther gehört mit zu den populärsten Zootieren. Aufgrund seiner ehemaligen Bedeutung für den Pelzhandel und seine u.a. dadurch bedingte Gefährdung ist er auch von zoopädagogischem Interesse. Er wird deshalb in zahlreichen Zoos gezeigt, wobei die Zahl der Haltungen tendenziell abnimmt, weil die Zoos bei der Neugestaltung von Großkatzenanlagen die Gehege größer dimensionieren und eine allfällige Reduktion der Artenzahl eher zu Lasten des Leoparden als des Tigers oder Löwen geht.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Leopard erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 95-150 cm, eine Schulterhöhe von 45-80 cm, und der Schwanz ist mit 60-95 cm relativ deutlich länger als beim Jaguar. Das Gewicht variiert von 28-85 kg. Die Kater sind um etwa ein Drittel schwerer als die Kätzinnen. Die Länge und Farbe des Fells sind regional unterschiedlich. Die Grundfarbe der Oberseite reicht von Sandgelb über Hellgrau bis zu Ockergelb. Auf dem Rumpf und zum Teil dem Schwanz befinden sich schwarze Rosetten, meist ohne Zentralflecken, auf der Schwanzoberseite schwarze Querbänder und am übrigen Körper ausgefüllte Flecken oder Tupfen. Die Schwanzspitze ist weiß [7; 8; 21].

Beim Leoparden treten relativ oft Schwärzlinge auf. Je nach Lichteinfall kann man auch bei melanistischen Tieren die schwarzen Rosetten im Fell erkennen [8].

Verbreitung

In Afrika südlich der Sahara, wobei er in Gambia und Lesotho möglicherweise ausgestorben ist, und Restbestände in Algerien. In Mauretanien, Marokko. und Tunesien ist die Art ausgestorben. Die afrikanischen Leoparden werden heute alle einer Unterart (Panthera p. pardus ) zugerechnet, obwohl es deutlich phänotypische Unterschiede z. B. zwischen Leoparden aus dem Regenwald und solchen aus Trockengebieten gibt.

In Asien  vom Sinai (vermutlich ausgestorben), der Arabischen Halbinsel, wo noch kleine Restbestände in Oman und im Jemen existieren, sowie dem Negev, wo zumindest bis vor Kurzem noch Einzeltiere lebten (P. p. nimr, s. 17) und dem Nahen und Mittleren Osten (P. p. saxicolor) über den Indischen Subkontinent (P. p. fusca ) und Sri Lanka (P. p. kotiya ) bis Südostasien (P. p. delacouri), in Indonesien auf Java (P. p. melas), ferner in Nordostchina (P. p. japonensis), Korea und Ostsibirien (P. p. orientalis ). In 7-9 asiatischen Ländern ist die Art ausgestorben.

In Europa (P. p. saxicolor ) beschränkt auf den Kaukasus (Armenien, Aserbeidschan, vermutlich Georgien, Russland) [7; 18].

Lebensraum und Lebensweise

Der Leopard ist eine euryöke Art, die von der Wüste bis zum Regenwald in allen Biomen vom Tiefland bis ins Hochgebirge der gemäßigten bis tropischen Klimazonen vorkommt. Er ist ein dämmerungs- und nachtaktiver Jäger, der am Boden im Verborgenen auf geeignete Beutetiere lauert und dann versucht, sich so nahe wie möglich anzuschleichen. Es sind über 92 verschiedene Beutetierarten bekannt, die von Paarhufern, Schliefern, Hasen, Schakalen und Affen über Vögel, Reptilien, Amphibien und Invertebraten reichen. Eine besondere Delikatesse scheinen Hunde zu sein, jedenfalls zirkulieren verschiedene Geschichten über Hunde, die - in Anwesenheit von Menschen - von Leoparden aus Safarizelten oder Stadtwohnungen geholt wurden. Oft versteckt der Leopard seine Beute, die zwei- bis dreimal schwerer sein kann als er selbst, auf Bäumen, um sie so vor dem Zugriff von Löwen, Hyänen oder Wildhunden zu schützen [5; 7].

Nach einer Trächtigkeit von 96 (90-105) Tagen bringt die Leopardin meist 2 (1-6) Junge mit einem Geburtsgewicht von 400-600 g zur Welt. Während der ersten Tage bleibt sie permanent den Bau, danach lässt sie die Jungen jeweils 24-36 h allein, um zu jagen. Mit 5 Monaten können die Jungen bereits kleinere Beute töten, ab etwa 8 Monaten, wenn die definitiven Eckzähne funktionsfähig sind, auch größere Tiere. Sie bleiben 15-36 Monate bei der Mutter [7; 21].

Gefährdung und Schutz

2008 war der Leopard als potenziell gefährdet eingestuft worden. Aufgrund einer Neubeurteilung, bei der man annahm, dass die Art innerhalb von 22.5 Jahren über 30% ihres Bestandes eingebüsst habe, wurde sie 2016 insgesamt als gefährdet beurteilt (Rote Liste: VULNERABLE). Der Leopard wurde in zahlreiche Unterarten aufgespaltet, wovon sich jedoch viele nicht als valid herausstellten. So werden heute z.B. die Leoparden des Kaukasus, Irans, Afghanistans und Pakistans alle zu einer Unterart gezählt, was allerdings nicht unumstritten ist. Der Ceylonesische Leopard (P. p. kotiya ) und der Persische / Kaukasische Leopard (P. p. saxicolor) sind gefährdet (ENDANGERED), der Amurleopard (P. p. orientalis ), dessen Bestand 2007 auf weniger als 30 Individuen geschätzt wurde, der Java-Leopard (P. p. melas ) mit sicher weniger als 250 und möglicherweise weniger als 100 sowie der Indochina-Leopard (P. p.delacouri) mit bestenfalls 800 und vielleicht auch weniger als 100 erwachsenen Tieren sind stark gefährdet (CRITICALLY ENDANGERED), ebenso der Arabische Leopard (P. p. nimr) mit einem Bestand von weniger als 250 erwachsenen Individuen in der Wildbahn [13; 18].

Untersuchungen unter Verwendung von Fotofallen haben ergeben, dass der Amurleopard in einer dicht besiedelten, 784 km² großen Region Zentralchinas im Jahr 2017 einen Bestand von mindesten 111 Individuen aufwies und damit deutlich häufiger war, als zuvor angenommen. Zudem wurde festgestellt dass sein Bestand zunimmt. Dies wird auf eine erhöhte Verfügbarkeit von Beutetieren, namentlich Sibirischem Reh, Wildschwein, Asiatischem Dachs (Meles leucurus) und Tolaihase (Lepus tolai) zurückgeführt [23].

In Kenia schlug ein Versuch, Problemleoparden in den Tsavo-Nationalpark umzusiedeln fehl. Keinem der 7 Tiere gelang es, sich zu halten und ein Territorium zu erobern. In Südafrika wanderte ein in ein Schutzgebiet umgesiedelter Leopard über 540 km zurück in sein ursprüngliches Revier [24].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt und der Persische / Kaukasische Leopard ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens. Ferner fällt die Art unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Im Mai 2012 unterzeichneten die Species Survival Commission der IUCN und der Europäische Zoo- und Aquarienverband EAZA eine Vereinbarung mit dem russischen Naturschutzministerium. Diese hat zum Ziel, den Leoparden im Kaukasus-Biosphären-Reservat wieder anzusiedeln. Zu diesem Zweck wurde in Sotschi ein Zuchtzentrum gebaut und mit 2.2 Leoparden aus Turkmenistan und dem Iran besetzt. Weitere Tiere sollen aus dem EEP dazu kommen.

  • Im deutschsprachigen Raum wurde der Leopard zum Zootier des Jahres 2016 ausgerufen und wurden mit dem durch diese Aktion gesammelten Geld 3 Schutzprojekte in Asien gefördert.

  • 2018 fusionierte die Amur Leopard and Tiger Alliance (ALTA) mit der Organisation  "21st Century Tiger" zur WildCats Conservation Alliance. Diese wurde innert kürzester Zeit von Zoos mit über 100'000 € bedacht. Mit der Einführung des Naturschutzfrankens bzw. -euros wurden auch der Walter Zoo in Gossau SG und die Wilhelma Stuttgart in die Lage versetzt, die WildCats Alliance mit namhaften Beiträgen zu unterstützen. 2021 stellten der Walter Zoo 28'000 € und die Wilhelma 18'400 € zur Verfügung.

  • Als Vorbereitung für ein neues Projekt zum Schutz großer Raubtiere lässt der Zoo Leipzig durch Sachverständige der Universität Oxford  eine Bestandserhebung in ganz Äthiopien durchführen. Durch Zusammenfassung aller vorliegenden Studien und Erhebung eigener Daten, sollen die Bestandszahlen für Löwen, Geparde, Leoparden, Wildhunde, Tüpfel- und Streifenhyänen ermittelt werden. Darauf aufbauend kann der Zoo dann besser entscheiden, wo ein neues Artenschutzprojekt gestartet werden kann. Die Daten werden auch allen Institutionen im Land zur Verfügung gestellt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Bis zum Inkrafttreten von CITES im Jahr 1976 hatte der Leopard eine große Bedeutung für den internationalen Pelzhandel. Leopardenpelzmäntel waren damals groß in Mode, weil sie von Filmschauspielerinnen wie z.B. der nachmaligen Tierrechtlerin Brigitte Bardot getragen wurden. Heute spielt der Leopard im internationalen Handel noch eine Rolle als Jagdtrophäe, wobei die Abschusszahlen im Rahmen von CITES kontingentiert sind. Von 1977-2017 wurden im internationalen Pelzhandel noch 171 Mäntel erfasst. Ferner wurden 25'222 Jagdtrophäen und 8'365 Felle zur Ausfuhr genehmigt. Davon kamen 8'192 bzw. 2'274 aus Simbabwe und 2'827 bzw. 451 aus Namibia. Während desselben Zeitraums exportierten die (potenziellen) Ursprungsländer 308 lebende Wildfänge und wurden weltweit 1'467 Nachzuchttiere ausgeführt, wobei sich darunter wohl auch Zirkustiere befanden, die mehrfach erfasst wurden [3; 18].

Kulturelle Bedeutung: In europäischen Fabeln kommt der Leopard nur selten vor:

1902, also zu einer Zeit, als Kaiser Wilhelm noch über das Deutsche Reich herrschte, schrieb Rainer Maria Rilke in der Menagerie von Paris sein berühmtes Gedicht "Der Panther". Es beschreibt das stereotype Verhalten eines Leoparden in einem vor über 200 Jahren (1817-1821) erbauten und 1936, also vor über 80 Jahre abgerissenen Raubtierhaus. Tierrechtler schlagen noch heute das Gedicht den Zoos um die Ohren, wie wenn es in den vergangenen über 80 Jahren keine Verbesserung der Tierhaltung gegeben hätte.

Haltung

Leoparden können im Zoo ein Alter von bis zu 27 Jahren erreichen [20].

Es gibt 5 Internationale Zuchtbücher (ISB) für: Sri Lanka-Leopard (P. p. kotiya), geführt vom CERZA Zoo Lisieux, mit 80 lebenden Tieren in 30 Institutionen; Javaleopard (P. p. melas), geführt vom Taman Safari Indonesia, mit 49 lebenden Tieren in 11 Institutionen; Arabischer Leopard (P. p. nimr), geführt vom Sharjah Centre for Endangered Wildlife, mit 79 lebenden Tieren in 9 Institutionen; Amur-Leopard (P. p. orientalis), geführt vom Londoner Zoo, mit 283 lebenden Tieren in 123 Institutionen;  Persischer Leopard (P. p. saxicolor), geführt vom Zoo Lissabon, mit  127 lebenden Tieren in 61 Institutionen [IZY 52, jeweils letzte verfügbare Daten].

Haltung in europäischen Zoos: Leoparden werden in etwa 240 Zoos gehalten, von denen sich etwa 35 im deutschsprachigen Raum befinden. Am häufigsten anzutreffen sind Leoparden ohne Unterartstatus bzw. Unterarthybriden mit etwa 70 Haltungen. Auf rund 65 Haltungen, davon etwa ein Drittel in Nachfolgestaaten der Sowjetunion, bringt es der Amurleopard (Panthera pardus orientalis). Der Persische Leopard (P. p. saxicolor = tulliana) wird von gegen 40 Zoos, der Nordchinesische (P. p. japonensis) von etwa 30 Zoos gepflegt. Gegen 30 Zoos mit Schwerpunkt in Frankreich haben Sri Lanka-Leoparden (P. p. kotiya) und jeweils vereinzelte halten andere Unterarten. Die Haltung der früher namentlich in Deutschland relativ häufig anzutreffende Indochina-Leoparden (P. p. delacouri), deren Stammeltern aus Nordvietnam in die DDR importiert worden waren, ist vor ein paar Jahren ausgelaufen, vom Javaleoparden (P. p. melas), der zu Beginn des Jahrtausends noch in 9 Zoos zu sehen war, sind 2023 noch 3.1 Tiere, alles Geschwister, übrig. Arabische Leoparden (P. p. nimr) werden außerhalb der Arabischen Halbinsel keine gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Hagenbecks Tierpark koordiniert das seit 2003 bestehende Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Nord-Chinesischen Leoparden, der Zoo von Lissabon das 1990 gegründete für den Persischen, der Zoo Berlin für den Amur- und der CERZA-Zoo in Lisieux für den Sri Lanka-Leoparden.

Wie Leoparden gehalten werden (Beispiel):

Forschung im Zoo: Der Leopard ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 6; 11; 12; 14; 15; 19].

Auch Methoden der assistierten Reproduktion werden als Mittel zur Arterhaltung erforscht. 2014 sind zum ersten Mal weltweit im Tierpark Nordhorn zwei junge nordpersische Leoparden nach einer künstlichen Besamung zur Welt gekommen. Dies war das Ergebnis einer jahrelangen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen dem Tierpark Nordhorn und dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung [16].

Einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Mitarbeitern des Tierparks Berlin und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gelang 2016 der Nachweis, dass es sich beim Java-Leoparden (Panthera pardus melas) tatsächlich um eine eigene Unterart handelt, zu deren Erhaltung die Schutzbemühungen verstärkt werden sollten [22].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Leoparden ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 100 m² Fläche und 3 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 50 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 15 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben. Für winterharte Unterarten ist kein Innengehege erforderlich.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² und ein Innengehege von 25 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 15 und innen um 12 m² zu erweitern. Für winterharte Unterarten ist kein Innengehege, sondern sind individuelle Schlafboxen von 2.5 m² erforderlich

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023), fordert, dass Leoparden mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m². Für Amurleoparden ist kein Innengehege, sondern sind isolierte Schlafboxen erforderlich. Weshalb die ebenfalls winterharten Kaukasus- und Nordchinesischen Leoparden ein Innengehege haben müssen, ist nicht nachzuvollziehen.

Schwarzpanther

Der Leopard gehört zu jenen Katzenarten, bei denen oft Schwärzlinge, auftreten. Besonders häufig sind solche melanistischen Individuen beim Java- und beim Hinterindischen Leoparden. Im Zoo werden sie oft in reinen Linien gezüchtet und als "Schwarze Panther" in eigenen Gehegen ausgestellt, was zwar zoopädagogisch verwertet werden kann, aber natürlich vom Artenschutz her nicht viel Sinn macht. Ein solches Tier hat im Jahr 1933 dem noch jungen Zoo Zürich zu ungeahnter Bekanntheit verholfen: Der Zoo hatte ein Paar Schwarzer Panther erworben. Das Weibchen "Suma" war ein Wildfang. Sie war recht scheu und vertrug sich mit dem Kater nicht besonders gut. In der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober gelang es ihr, sich durch ein kleines Loch im Deckengitter durchzudrücken und durch ein Ventilationsfenster zu entweichen.

In der Folge erschienen über 800 Artikel im helvetischen Blätterwald und auch die ausländische Presse, bis hin nach China, nahm von dem Vorfall Notiz. Aus der ganzen Schweiz gingen (Falsch-)Meldungen über Panthersichtungen ein. Der Panther wurde überall gesucht, blieb aber verschwunden. Erst Mitte Dezember, etwa zehn Wochen nach dem Ausbruch, entdeckte der Taglöhner Richi (Richard) MÜLLER aus Walde im Grenzgebiet zwischen Zürcher Oberland und St. Gallen den Panther unter einem Stadel (Schuppen). Er verschloss das Schlupfloch mit einem Brett, holte eines seiner Gewehre und schoss auf das Tier, das sich unter dem Stadel verkrochen hielt und von dem er glaubte, es sei ein wilder Hund. Der Schuss ging durch den Bauch ins Kreuz, sodass beide Hinterbeine gelähmt wurden. Danach schlug der Wilderer das langsam hervorkriechende Tier mit einem Zappi (einer Hacke) tot.

Das Fleisch wanderte in die Pfanne und aus dem weichen Fell wollte man Einlagesohlen herstellen [9]. Am Ende vom Lied lieferte MÜLLER das Fell ab, kassierte einerseits eine Belohnung von 200 Franken und musste andererseits eine Buße wegen Wilderei bezahlen. 1983 und 2008 gedachte die Gemeinde Walde des Vorfalls jeweils im Rahmen eines "Pantherfests". Suma war zehn Wochen lang in der schon damals dicht besiedelten Schweiz unterwegs gewesen, ohne den geringsten Schaden anzurichten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Leopard wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Felis pardus" beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben. Es wurden etwa 24 Unterarten beschrieben, von denen allerdings zahlreiche einer kritischen Beurteilung nicht standhalten dürften. So besteht heute die Tendenz, alle afrikanischen Formen und alle Formen des indischen Subkontinents jeweils einer Unterart zuzuordnen. Die IUCN anerkennt noch 9 Unterarten [18; 21]:

  • Afrikanischer Leopard (P. p. pardus): einschließlich Nordafrikanischer Leopard (P. p. panthera), Sansibar-Leropard (P. p. adersi) und alle Formen des afrikanischen Festlands südlich der Sahara
  • Arabischer Leopard (P. p. nimr): einschließlich Sinai-Leopard (P. p. jarvisi)
  • Persischer/Kaukasischer Leopard (P. p. saxicolor) einschließlich ciscaucasica und tulliana aus der Türkei und der Kaukasusregion
  • Java-Leopard (P. p. melas)
  • Sri-Lanka-Leopard (P. p. kotiya)
  • Indischer Leopard (P. p. fusca) ganzer Subkontinent. Stellung von P. p. sindica und pernigra unklar
  • Indochina-Leopard (P. p. delacouri)
  • Nordchinesischer Leopard (P. p. japonensis) - kommt in Japan nicht vor
  • Amurleopard (P. p. orientalis), Synonym P. p. amurensis

Literatur und Internetquellen

  1. BERGER, H. (1993)
  2. BREITENMOSER, U. (2012)
  3. CITES TRADE DATA BASE 
  4. EDMONDS, J.-A., BUDD, K. J., VERCAMMEN, P. & AL MIDFA, A. (2006)
  5. EICHHOLZER, A., BREITENMOSER-WÜRSTEN, C., BREITENMOSER, U., VON ARX, M. (2008)
  6. EXNER, C. (1995)
  7. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  8. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  9. HUBER, K. (1954)
  10. JUTZELER, E., ZHIGANG, W., WEISHI, L. & BREITENMOSER, U. (2010)
  11. KUPFER, F. (1998)
  12. LUMETSBERGER, T. (2014)
  13. MALLON, D. P. & BUDD, K. (2011)
  14. MANATI, A. R. (2011)
  15. MOORE-JONES, J. (2013)
  16. PM IZW (Javaleopard)
  17. SPALTON, J. A. & AL HIKMANI, H. M. (2006)
  18. STEIN, A.B. et al. 2019. Panthera pardus (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T15954A160698029. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T15954A160698029.en. Downloaded on 11 February 2020.
  19. TELKMANN, J. (2015)
  20. WEIGL, R. (2005)
  21. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  22. WILTING, A., PATEL, R., PFESTORF, H., KERN, C., SULTAN, K., ARIO, A., PEÑALOZA, F. et al. (2016)
  23. YANG H., XIE B., ZHAO, G .et al. (2020)
  24. LONG, J. L. (2003)

 

AS-5 Yala JV3
Sri Lanka-Leopard (Panthera pardus kotiya) im Yala-Nationalpark © Jürg Völlm†, Basel

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Jaguar

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D NT 650

EEPJaguar

Panthera onca • The Jaguar • Le jaguard

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Jaguarkater (Panthera onca) im Tiergarten Schönbrunn © N. Potensky, Tiergarten Schönbrunn

 

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Approximative Verbreitung des Jaguars (Panthera onca)

 

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Schwarzer Jaguarkater (Panthera onca) im Zoo de Vincennes, Paris © W. Dreier, Berlin

 

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Jaguar (Panthera onca) im Schnee im Tiergarten Schönbrunn © D. Zupanc, Tiergarten Schönbrunn

 

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Mittelamerikanischer Jaguar (Panthera onca centralis) im Centro de Conservación Santa Ana, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bernunn

 

 

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Jaguarkater (Panthera onca) im Tiergarten Schönbrunn © N. Potensky, Tiergarten Schönbrunn

 

 

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Jaguar (Panthera onca) im Zoo Johannesburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarzer Jaguar (Panthera onca) im ZooParc de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Normalfarbiges und schwarzes Jaguar-Jungtier (Panthera onca) aus demselben Wurf im Zoo Dortmund © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Große Variabilität der Fleckung bei einem Jaguarpaar (Panthera onca) im Zoo Quilpué, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ausgesprochen großfleckiger Jaguar (Panthera onca) im Zoo Quilpué, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jaguar(Panthera onca) im Zoo Las Leyendas, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwarzer Jaguar(Panthera onca) in Le Domaine des Fauves, Les Abrets © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jaguare (Panthera onca) bei der Paarung im ZooHalle © Zoo Halle (Pressefoto)

 

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Jaguar (Panthera onca) im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jaguare (Panthera onca) im Krefelder Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Bis zum Inkrafttreten von CITES wurden Jaguare in großem Umfang für den Pelzhandel gejagt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern, Aufnahme bei einem Kürschner in Genf

 

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Der Jaguar ist die größte Katzenart und der einzige Vertreter der Gattung Panthera in der Neuen Welt. Er ist zwar "nur" potenziell gefährdet, eignet sich aber bestens als Botschafter für Natur- und Artenschutzprojekte in Mittel- und Südamerika. Er wird daher recht oft in Zoologischen Gärten gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Jaguar erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 112-185 cm, der Schwanz ist im Gegensatz zum Leoparden mit 45-75 cm recht kurz. Erwachsene Kater werden, je nach Region 37-121 kg, Kätzinnen 31-100 kg schwer. Die Gestalt ist gedrungen und massig, der Kopf groß und breit, die Pranken mächtig. Das Fell ist kurz und glatt. Die gold- oder rötlichgelbe Rumpf-Oberseite ist mit großen Rosetten bedeckt, die in der Regel Zentralflecken aufweisen. Auf den übrigen Körperteilen befinden sich schwarze Flecken, Tupfen oder Streifen. Die Grundfarbe von Schnauze, Brust, Bauch und Beininnenseiten ist weiß. Auch die Schwanzspitze ist weiß [5; 11].

Beim Jaguar treten relativ oft Schwärzlinge auf. Im selben Wurf kann es normalfarbige und Schwarze Jungtiere haben. Je nach Lichteinfall kann man auch bei melanistischen Tieren die schwarzen Rosetten im Fell erkennen.

Der Jaguar verfügt über das kräftigste Gebiss aller Katzenarten. Dies und seine massige Gestalt sind mit dem heute in Süd- und Mittelamerika vorkommenden, relativ kleinen Beutetierarten evolutiv nicht zu erklären. Eine Theorie geht daher dahin, dass dies eine Anpassung an die heute ausgestorbene neotropische Großtierfauna sei, auf die der Jaguar traf, als er während einer Eiszeit aus Nordamerika einwanderte. Damals gab es in der von ihm neu besiedelten Region den heutigen Elefanten verwandte Mastodonten und Gomphotherien, Nashörner, bis 6 Tonnen schwere Riesenfaultiere (Megatherium americanum) und Riesengürteltiere (Glyptodontidae) [3].

Verbreitung

Nord-, Mittel- und Südamerika: Südwestliche USA, Mexiko, ganz Mittelamerika, ganz Südamerika mit Ausnahme von Uruguay, wo die Art im 19. Jahrhundert ausgerottet wurde, und Chile [8].

In den USA kam die Art früher bis zum Grand Canyon vor. 1860 wurde in Kalifornien der letzte Jaguar bei Palm Springs erlegt, 1963 der letzte in Arizona. 1969 stellte Arizona die Art unter Schutz, und in den letzten Jahren gab es wiederholt Sichtungen von aus Mexiko eingewanderten Tieren [1; 8].

Lebensraum und Lebensweise

In der Wahl seines Lebensraumes ähnelt der Jaguar dem Tiger, indem er Gebiete mit dichtem Unterwuchs, viel Wasser und ausreichend Beute bevorzugt. Außer im Tiefland-Regenwald und in Sumpfgebieten kommt er aber auch in Grasland, Dornbusch und laubabwerfenden Trockenwäldern vor. Im Gebirge geht er selten bis auf eine Höhe von 2'700-3'000 m [8].

Der Jaguar ist ein Einzelgänger. Er ist ein sehr guter Schwimmer und klettert auch gut, wenn auch weniger gewandt als der Puma. Er kann auch tagsüber bei der Jagd angetroffen werden, ist aber häufiger in der Morgen- und Abenddämmerung oder nachts aktiv. Gejagt wird hauptsächlich am Boden Erbeutet werden Tiere bis Pferde- oder Rindergröße. Die Kiefer sind so stark, dass Jaguare sogar die Panzer von Schildkröten knacken können, um das Innere zu verzehren. Die bevorzugten Beutetiere sind Pekaris und Capybaras. Daneben werden auch Gürteltiere, Boas und Anakondas, Kaimane und Vielzahl kleinerer Wirbeltiere gejagt. Jaguare graben auch Schildkröteneier aus dem Sand [5; 11].

Es gibt keine feste Paarungszeit. Die Kätzinnen sind während 6-17 Tagen in Hitze und können sich während dieser Zeit bis zu 100mal am Tag paaren. Nach einer Tragzeit von 93-105 kommen meist 2 (1-4) blinde Welpen mit einem Geburtsgewicht von 700-900 g zur Welt. Diese öffnen ihre Augen mit 13 Tagen, trinken während10-11 Wochen nur Milch, werden mit 5-6 Monaten völlig entwöhnt und können mit 15-18 Monaten, anfänglich noch im Revier der Mutter, selbständig jagen. Mit 16-24 Monaten suchen sie sich ein eigenes Revier. Kätzinnen werden mit 2-2.5 Jahren, Kater mit 3-4 Jahren geschlechtsreif [11].

Gefährdung und Schutz

Der Jaguar wurde zwar gebietsweise ausgerottet, hat aber immer noch eine weite Verbreitung und ist noch relativ häufig. Wegen Lebensraumverlust und nicht nachhaltiger Bejagung nehmen die Bestände aber ab und er gilt daher seit 2002, letztmals überprüft 2016, als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) [8].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Ferner fällt die Art unter die Anhänge I und II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Der ZooParc de Beauval und der Zoo Chester unterstützen das Projeto Onças do Iguaçu, in dessen Rahmen in der Region des brasilianischen Iguaçu-Nationalparks mittels GPS-Halsbändern, Wildkameras und Kotproben über Jaguare und ihre Beutetiere geforscht wird. Im weiteren wird untersucht, welchen Einfluss die Jaguare auf den Ökotourismus haben und es wird versucht, Tier-Menschkonflikte zu entschärfen. mehr ...
  • Das Papiliorama Kerzers gründete 1989 gemeinsam mit dem Burgers Zoo in Emmen den Internationalen Fonds für den Schutz der Tropischen Natur ITCF und durch diesen in Belize das vorerst nur 31 km² große Shipstern-Naturschutzgebiet. Dieses konnte sukzessive auf 87 km² das erweitert werden, und durch die Sicherung weiterer Waldgebiete vergrößerte sich das von der Stiftung geschützte und bewirtschaftete Areal auf heute rund 400 km². Damit wird Lebensraum für Jaguare erhalten und können diese weitgehend vor illegaler Bejagung geschützt werden. Bislang wurden 29 Jaguare identifiziert, von denen etwa 15 fest im Gebiet wohnen. Der Einsatz des Papilioramas wird mittlerweile durch weitere Zoos (z.B. Walter Zoo in Gossau,  Kölner Zoo, Wilhelma Stuttgart, NaturZoo Rheine) unterstützt. mehr ... 

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Bis zum Inkrafttreten von CITES im Jahr 1976 waren Pelzfelle von Jaguaren und daraus gefertigte wertvolle Pelzmäntel regelmäßig, in größeren Mengen im internationalen Handel anzutreffen. In den Ursprungsländern werden Jaguare nach wie vor zur Gewinnung von Eckzähnen und anderen Körperteilen gejagt oder von Rinderzüchtern als Schädlinge wahrgenommen und abgeschossen [3].

Von 1977-2017 wurde im Internationalen Handel noch die Ausfuhr von 29 Pelzmäntel, 915 Felle (davon 590 aus Paraguay) und 23 Jagdtrophäen erfasst. Im selben Zeitraum wurden von süd- und mittelamerikanischen Ländern 71 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt und wurden global 656 Nachzuchttiere über Landesgrenzen verschoben, davon 74 aus Deutschland, 49 aus Mexiko, 45 aus den Niederlanden und 39 aus Tschechien [8].

Kulturelle Bedeutung: In präkolumbianischen Kulturen Mittel- und Südamerikas, etwa jener der Maya, der Azteken oder der Olmeken spielte der Jaguar eine große Bedeutung. Er diente z. B. als Symbol der Königsmacht und wurde  als Gottheit verehrt.

Haltung

Jaguare können im Zoo ein Alter von bis zu 28 Jahren erreichen [10]. Beim Umgang mit Jaguaren ist größte Vorsicht geboten, da die Tiere auch ihnen bekannte Menschen angreifen, wenn diese das Gehege betreten. Dabei wird der Eindringling nicht als Beute betrachtet, sondern es handelt sich um einen Akt der Revierverteidigung. 2002 wurde im Tiergarten Schönbrunn eine Tierpflegerin durch Genickbiss getötet, die das Jaguargehege betreten hatte, ohne die Tiere abzuschiebern [7]. Unter Zoobedingungen können relativ kalt gehaltene Jaguare ein Winterfell ähnlich dem der nördlichen Leoparden-Unterarten bekommen.

Haltung in europäischen Zoos: Jaguare werden in rund 100 Zoos gehalten, von denen sich weniger als 10 im deutschsprachigen Raum befinden. Seit 1995 ist der Trend abnehmend. 2011 hielten  47 EAZA-Zoos insgesamt 111 Jagare, 2020 waren es noch 88 Tiere in 42 Haltungen [12]. Für Details siehe Zootierliste.

1998 wurde ein Europäisches Zuchtbuch (ESB) eingerichtet, das mittlerweile in ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) umgewandelt wurde. Dieses wird vom Randers Regnskov koordiniert. 

Forschung im Zoo: Der Jaguar ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [4; 6; 9].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Jaguare ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 100 m² Fläche und 3 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 50 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 15 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 50 m² und ein Innengehege von 25 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 15 und innen um 12 m² zu erweitern. Es muss eine Badegelegenheit vorhanden sein.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023), fordert, dass Jaguare mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m². Wie man die paarweise Haltung gewährleistet, wenn man einen Jaguarkater hat, der alle Kätzinnen umbringt, sagt der Verordnungsgeber leider nicht.

Taxonomie und Nomenklatur

Der erste Bericht über einen Jaguar stammte von Amerigo Vespucci, der im Jahre 1500 die "Panther" unter den Tierarten von Venezuela aufzählte. Auf einer Karte von Südamerika war nicht nur ein mähniger Löwe, sondern auch ein gestreifter asiatischer Tiger abgebildet. Auch heute noch wird der Jaguar im spanisch sprechenden Teil Südamerikas "el tigre" genannt. Der Name Jaguar ist aus der Sprache der Tupi-Guaraní-Indianer (yaguará) entliehen und soll bedeuten „Das Raubtier, das im Fliegen jagt“ [3].

Formell wissenschaftlich beschrieben wurde der Jaguar 1758 von Carl von LINNÉ, der ihn als "Felis onca" bezeichnete. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben. Gegenwärtig sind 9 Unterarten anerkannt. Diese sind sich jedoch kaum verschieden. Manche Autoren zweifeln daher die Existenz von Unterarten grundsätzlich an. Andererseits wurde festgestellt, dass es vier, eventuell weitgehend voneinander getrennte Populationen gibt: Mexiko/Guatemala, südliches Mittelamerika, Südamerika nördlich des Amazonas, Südamerika südlich des Amazonas sowie eventuell Kolumbien östlich der Anden. Molekulargenetiker sehen eine nördliche und eine südliche Population getrennt durch den Amazonas [8; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. ALLEN, T. B. (1979)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DE LA ROSA, C. & NOCKE, C. C. (2000)
  4. EXNER, C. (1995)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. KUPFER, F. (1998)
  7. OBRECHT, J. (2014)
  8. QUIGLEY, H. et al. (2017). Panthera onca. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T15953A50658693. http://www.iucnredlist.org/details/15953/0. Downloaded on 17 June 2018.
  9. RAHOFER, L. (2015)
  10. WEIGL, R. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  12. JAHRESBERICHTE JAGUAR ESB/EEP 2011/2020

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Löwe

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)

Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D VU 650

EEPLöwe

Panthera leo • The Lion • Le lion

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Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenbergi") im ZooPark Erfurt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Verbreitungskarte des Löwen aus der Roten Liste der IUCN

 

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Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenberghi") in La Planète Sauvage, Port-Saint-Père © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weibliche Kalahari-Löwen (Panthera leo "vernayi") im Zoo Basel © Zoo Basel

 

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Afrikanische Mähenlöwen (Panthera leosubsp.) in der Réserve africaine de Sigean © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwenjunge (Panthera leo "krugeri"/"vernayi") im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Asiatischer Löwe (Panthera leo persica) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Asiatisches Löwenpaar (Panthera leo persica) im Tiergarten Nürnberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Asiatischer Löwe (Panthera leo persica) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Asiatische Löwinnen (Panthera leo persica) im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Asiatische Löwen (Panthera leo persica) im Zoo Zürich © Edi Day, Zoo Zürich Zoo

 

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Südafrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "krugeri") inmitten seines Harems im Natal Lion Park, Pietermaritzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Angolanischer Mähnenlöwe (Panthera leo "bleyenberghi") sich streckend in La Planète Sauvage, Port-Saint-Père © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwinnen (Panthera leo) im Zoo du Tertre Rouge in La Flèche © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo) im Zoo Córdoba, Argentinien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwin (Panthera leo) beim Ballspielen im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Ostafrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo massiaca = nubica = melanochaita) bei den Naabi Hills, Serengeti-Nationalpark, Tansania © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Mähnenlöwen (Panthera leo) im Werribee Open Zoo, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwin (Panthera leo) im Werribee Open Zoo, Südaustralien © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Afrikanische Löwin (Panthera leo) bem Schwimmen im Tama Zoo, Tokyo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ruhendes Löwenpaar (Panthera leo) im Zoológico El Arca, Ekuador. Links der kastrierte und daher mähnenlose Kater © Helge Zabka, Neubrandenburg

 

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Afrikanischer Mähnenlöwe (Panthera leo) im Zoo Eberswalde © Zoo Eberswalde

 

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"Berber"-Mähnenlöwe (Panthera leo) im Zoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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"Berber"löwen-Paar im ErlebnisZoo Hannover vor dem Umzug nach Heidelberg © Zoo Hannover

 

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Kaplöwen gezeichnet von Captain William CORNWALLIS HARRIS (1840)

 

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Löwenjagdszene aus Ninive 7. Jhdt. v. Chr.; British Museum, London

 

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Löwenmonumente auf Delos, 7. Jhdt. v. Chr.

 

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Löwenjagd in Griechenland. 4. Jhdt. v. Chr. Mosaik, Pella-Palast, Makedonien

 

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Mähnenlöwe (Panthera leo) im Longleat Safari Park © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mähnenlöwe (Panthera leo) im Woburn Safari Park © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junglöwen zum Anfassen im Besucherbereich, eine Attraktion in den 1970er-Jahren, hier in der Siky Ranch, Crémines BE, dürfte es heute kaum noch geben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Weißer und normalfarbener Transvaal-Löwe (Panthera leo "krugeri") im Zoo Johannesburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Blonder Mähnenlöwe (Panthera leo "krugeri") imParco Natura Viva, Bussolengo (VE) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Blonde und normalfarbene Transvaal-Löwen (Panthera leo "krugeri") im Zoo Johannesburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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"Weißer" Transvaal-Löwe (Panthera leo "krugeri") im Zoo Johannesburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel eines Afrikanischen Löwen (Panthera leo) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Mit "Wüstenkönig ist der Löwe" beginnt ein Gedicht von Ferdinand FREILGRATH. Das sagt eigentlich schon alles über den Stellenwert, den der Mensch dem Löwen zukommen lässt. Die Popularität des Löwen beim Zoopublikum ist enorm, wegen seiner kulturellen Bedeutung, seiner Stellung im Ökosystem als Spitzenprädator und seines von allen anderen Katzenartigen abweichenden Sozialverhaltens ist er von großem zoopädagogischem Interesse. Seine Gefährdung im Freiland nimmt zu, was im Fall der asiatischen Unterart bereits zum Aufbau einer ex situ-Reservepopulation geführt hat. Er gehört daher zu den am häufigsten in unseren Zoos gehaltenen Raubtierarten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Löwe ist die Katzenart mit dem am stärksten ausgeprägten Sexualdimorphismus, indem die Kater eine Mähne tragen und die etwas kleineren Weibchen mähnenlos sind. Wird ein Kater kastriert, verliert er seine Mähne. Bei den Katern beträgt die Kopf-Rumpflänge 170-250 cm und das Gewicht 120-250 kg, Löwinnen sind 140-200 cm lang und 110-185 kg schwer. Die Schulterhöhe variiert von 75-120 cm, die Schwanzlänge von 60-102 cm. Der Schwanz endet bei beiden Geschlechtern in einer Quaste. Die Mähne der Kater kann nur an Nacken und Hals vorhanden sein oder sich auch auf Schultern, Ellbogen und Bauch ausdehnen. Ihre Farbe kann blond, rötlich, hell-, dunkel oder schwarzbraun sein. Das Fell ist sand- bis ockerfarben, bei Jungtieren mit einem Rosettenmuster, das mit zunehmendem Alter verblasst. Eine sichere Unterscheidung von Unterarten ist aufgrund von Exterieurmerkmalen nicht möglich [8].

Verbreitung

Savannen, Steppen und Wüsten Afrikas südlich der Sahara. Indien.

Afrikanischer Löwe: Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Dem. Rep. Kongo, Malawi, Mali, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik. Vorkommen fraglich in Burundi, Kongo, Togo. Der Löwe ist möglicherweise ausgestorben in Gabun und ausgestorben in Ägypten, Algerien, Dschibuti, Eritrea, Gambia, Lesotho, Libyen, Mauretanien, Marokko, Sierra Leone, Tunesien, West-Sahara. In Südafrika leben die meisten Löwen in eingezäunten Reservaten [3].

Asiatischer Löwe: Nur noch ein einziger Bestand im 1'400 km² grossen Gir Forest Nationalpark auf der Kathiawar-Halbinsel im indischen Bundesstaat Gudjerat. Ausgestorben in Afghanistan, Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kuwait, Libanon, Pakistan, Palästina, Saudi Arabien, Syrien, Türkei [3].

Fossile Formen: Löwen hatten früher auch in Eurasien eine sehr viel weitere Verbreitung. Der Höhlenlöwe (Panthera leo spelaea) lebte bis zum Ende der Würm-Eiszeit vor 11'700 Jahren in Mitteleuropa. Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen sind die Bundesländer, in Deutschland, in denen besonders viele Zähne und Knochen von Höhlenlöwen gefunden wurden. Aus Österreich sind Fossilien von Höhlenlöwen bis in ca. 2'000 Meter Höhe und aus der Schweiz bis in 1'500 Meter Höhe bekannt. Die bisweilen als Panthera leo vereschagini bezeichneten, etwas kleineren sibirischen Löwen des mittleren Pleistozäns fanden vor 300'000 Jahren gar den Weg über die Beringstrasse nach Nordamerika, von wo sie sich als "Panthera leo atrox" bis ins nördliche Südamerika ausbreiteten. Diese sehr großen Löwen starben, wie viele andere Elemente der amerikanischen Megafauna, vor etwa 10'000 Jahren aus [12].

Lebensraum und Lebensweise

Mit Ausnahme von Regenwald und dem Inneren der Sahara besiedelt(e) der Löwe alle möglichen Lebensräume seines Areals. Im äthiopischen Hochland steigt er bis auf eine Höhe von 4'000 m. In der Wildbahn umfasst das Territorium eines Rudels zwischen 266 und über 20'000 km². Diese riesigen Flächen hängen offensichtlich nicht damit zusammen, dass die Löwen ein großes Bewegungsbedürfnis hätten, sondern sind erforderlich, damit das Rudel genügend Nahrung findet. Alles Beute dient ihnen alles, was sie erwischen und überwältigen können, von der Maus bis zum Afrikanischen Elefanten. Gebietsweise stellen Giraffen die bevorzugte Beute dar, in Namibia werden auch Kap-Seebären getötet und gefressen. Löwen jagen nicht nur selbst, sondern bedienen sich auch an den Jagderfolgen anderer Beutegreifer und fressen Aas. In Asien jagen die Kater offebar unabhägig von den Löwinnen [3; 4; 8; 21].

Im Gegensatz zu anderen Katzenartigen leben Löwen gesellig. In Afrika bilden bis zu zehn Löwinnen ein Rudel und besetzten ein Revier. Bis zu vier Kater, oft Brüder, verteidigen gemeinsam das Revier gegen fremde Artgenossen. Die Jagd übernehmen daher vorab die Weibchen, wobei die Männchen Ihren Anteil erhalten. Zwischen den Männchen einer Gruppe gibt es nur wenig rivalisierende Kämpfe, die hauptsächlich der Einordnung innerhalb der Hierarchie dienen und nicht mit letzter Härte ausgefochten werden. Kämpfe auf Leben und Tod treten jedoch mit herumziehenden Löwen auf, welche sich dem Rudel anschliessen oder dieses übernehmen wollen. Gewinnen die Eindringlinge diesen Kampf, werden danach häufig die Jungen des Vorgängers getötet [3; 4; 8; 21].

Der Östrus einer Löwin dauert etwa 7 Tage. Während dieser Zeit kommt es täglich zu bis zu 30 Paarungen. Nach 108-115(-119) Tagen werden 2-4(-8) Welpen mit einem Geburtsgewicht von 1'100-1'500 g geboren. Vor der Geburt verlässt die Löwin das Rudel und kommt erst zurück, wenn die Jungen 4-8 Wochen alt sind. Diese werden gesäugt bis zu einem Alter von 6-7 Monaten, ganz entwöhnt sind sie aber erst mit 12 Monaten. Die Jungendsterblichkeit liegt bei 50-60%. Die Überlebenden verlassen mit 24-42 Monaten das elterliche Rudel. Löwen werden mit 26 Monaten geschlechtsreif, Löwinnen im Mittel mit 43 Monaten erstmals trächtig [8; 21].

Gefährdung und Schutz

In Afrika ist das Verbreitungsgebiet des Löwen in den letzten Jahrzehnten massiv geschrumpft und ist heute stark fragmentiert. Mittlerweile sind die Löwen aus 80 % ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets verschwunden und vom Bestand, der zur Mitte des letzten Jahrhunderts bei rund 400'000 Individuen lag, sind heute kaum mehr als 30'000 übrig. Ursachen dafür sind Konflikte mit der ländlichen Bevölkerung, weil der Mensch immer mehr Land für sich und seine Nutztiere in Anspruch nimmt, und Wilderei, etwa für die Zwecke traditioneller Medizin [3].

Der Afrikanische Löwe ist daher gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE), regional zum Teil bedroht. Die Bestände in West- und Zentralafrika werden auf maximal 2'850 Tiere geschätzt. Von 2006-2010 durchgeführte Untersuchungen lassen vermuten, dass der Löwe in der Elfenbeinküste, in Ghana und im Kongo bereits ausgestorben ist [3; 13].

Die asiatische Unterart mit einem Wildbestand von weniger als 400 Individuen in einer einzigen Population ist bedroht (Rote Liste: ENDANGERED). Der Bestand ist relativ stabil. Er kann aber weder wachsen noch sein Areal ausdehnen, weil die Kapazität des Gir Forest-Schutzgebiets erreicht ist [3].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I (Asiatischer Löwe) eingeschränkt bzw. nach Anhang II (Afrikanischer Löwe) geregelt. Bei letzterem gibt es ab 3. Januar 2017 eine Nullquote für bestimmte Teile und Erzeugnisse von wildlebenden Tieren. Ferner fällt die Art unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Löwenschutz im KAZA-Schutzgebiet: Das 520'000 km² große Kavango-Zambesi-Schutzgebiets-Netzwerk (KAZA)Liegt im Grenzgebiet von Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. Der Loro-Park auf Teneriffa fördert dort die Bekämpfung der Wilderei auf Löwen und hat bis 2021 bereits 349'940 USD dafür aufgewendet.

  • Als Vorbereitung für ein neues Projekt zum Schutz großer Raubtiere lässt der Zoo Leipzig durch Sachverständige der Universität Oxford  eine Bestandserhebung in ganz Äthiopien durchführen. Durch Zusammenfassung aller vorliegenden Studien und Erhebung eigener Daten, sollen die Bestandszahlen für Löwen, Geparde, Leoparden, Wildhunde, Tüpfel- und Streifenhyänen ermittelt werden. Darauf aufbauend kann der Zoo dann besser entscheiden, wo ein neues Artenschutzprojekt gestartet werden kann. Die Daten werden auch allen Institutionen im Land zur Verfügung gestellt. mehr ...

  • Der Zoo London fördert den Schutz des Asiatischen Löwen durch die Beteiligung an der Ausbildung von Wildhütern und Tierärzten sowie die Mitwirkung bei Bildungsprogrammen des Sakkarbaug Zoos und lokaler Naturschutzorganisationen. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Jagd und Ausrottung: Wie Fossilfunde aus Ungarn belegen, kamen Löwen bis in die Bronzezeit in Mitteleuropa vor. In Griechenland starben sie wohl im 1. Jahrhundert v. Chr. aus, in der Ukraine und in Aserbaidschan um das Jahr 1000 n. Chr.. Um 1810 verschwanden sie aus Pakistan, womit die letzte Population in Indien isoliert war. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Löwen noch von der Türkei bis zur Arabischen Halbinsel. 1879 wurden die letzten in der Osttürkei gespürt (letzter Abschuss 1870 bei Birecik), 1891 in Syrien, 1918 im Irak, 1923 in Saudi Arabien und 1942 in Iran [15; 17 und weitere Quellen]. Die Morphologie ausgestorbener Löwenformen hat Helmut HEMMER [8; 9; 10; 11] in einer Reihe von Publikationen dargestellt.

In Afrika ist der Löwe aus weiten Teilen seines ehemaligen Areals verschwunden. So wurde z.B. dem Kaplöwen seit Gründung der Kapkolonie 1652 intensiv nachgestellt. Der britische Kolonialoffizier Captain William CORNWALLIS HARRIS musste 1836 bereits bis in die Gegend von Kuruman in der südlichen Kalahari reisen, um Löwen zu Gesicht bzw. vor das Gewehr zu bekommen [7]. Der letzte Kaplöwe (Panthera leo melanochaita) wurde 1879 in Ost-Griqualand (heute Eastern Cape Province) geschossen. Aus Natal verschwand die Art etwa um dieselbe Zeit.

Die letzten wilden Atlaslöwen (Panthera leo leo) wurden 1891 (Tunesien), 1942 (Marokko), und ev. 1943 (Algerien) erlegt bzw. gesichtet. Ihr Blut ist aber noch in der Zoopopulation vorhanden.

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Löwe spielt als einer der "Big Five" eine wichtige Rolle für den Foto- und Jagdtourismus in Afrika. Von 1977-2017 wurde weltweit der Export von u.a. 20'658 Jagdtrophäen, 7'719 Fellen und 4'448 Schädeln registriert. Von den Trophäen kamen 5'809 aus Südafrika, 5'354 aus Tansania, 3'712 aus Simbabwe, 1'936 aus Sambia, 1'461 aus Botswana und 618 aus Zentralafrika. Im selben Zeitraum wurden weltweit 1'417 als Naturentnahmen deklarierte lebende Afrikanische und 61 Asiatische Löwen und 5'746 bzw. 169 Nachzuchttiere zur Ausfuhr genehmigt [6].

Der Löwe als Menschenfresser: Der Homo sapiens gehört nicht zum normalen Beutespektrum des Löwen, gelegentlich kommt es aber vor, dass sich einzelne Löwen zu Menschenfressern entwickeln. Berühmt sind die beiden Löwen, je nach Quelle ein älteres Paar oder zwei mähnenlose Brüder, die 1898 beim Bau der Brücke über den Tsavo River für die Eisenbahnlinie Mombasa-Nairobi im Verlauf von 9 Monaten angeblich 130, effektiv wohl deutlich weniger (30-40), indische Bauarbeiter töteten, bis sie im Abstand von 20 Tagen vom britischen Kolonialoffizier Oberstleutnant John Henry PATTERSON zur Strecke gebracht wurden. Wenig später hatte sich an derselben Bahnlinie ein männlicher Löwe auf den Verzehr von Eisenbahnern fokussiert und war nicht davor zurückgeschreckt, in Bahnwagen und Gebäude einzudringen. Er konnte schließlich im Jahr 1900 mittels einer Falle gefangen werden, wurde ein paar Tage zur Schau gestellt und dann erschossen [23; 27]. In jüngerer Zeit haben sich im Krüger Nationalpark  einige Löwen darauf spezialisiert, des nachts illegal durch den Park einwandernde Mosambikaner zu töten und zu fressen. Von 2002-2004 hat auch in Tansania ein an Gebissschäden leidender Löwe 34 Menschen umgebracht [24].

Kulturelle Bedeutung: Als wohl beliebtestes Wappentier findet sich der Löwe im Wappen oder als Schildhalter vieler Adelshäuser und ihrer Rechtsnachfolger. Er wird schreitend oder aufgerichtet dargestellt. Eine kleine Auswahl: Er ist Schildhalter des Bayerisches Staatswappen und Symbolfigur Bayerns. Der Bergische Löwe ist das Wappentier des ehemaligen Herzogtums Berg und findet sich heute noch in den Wappen von Bonn, Düsseldorf, Hennef, Kierspe, Leverkusen, Monheim, Mülheim an der Ruhr, Wuppertal und verschiedener Landkreise. Auch die Herzöge von Brabant und die Großherzöge von Luxemburg führten den Löwen im Wappen. Der zweischwänzige Luxemburger Löwe ist heute Wappentier und Schildhalter Luxemburgs. Im Wappen des Saarlandes finden wir den Nassauer und den Wittelsbacher Löwen. Zwei Löwen zieren das Wappen des Kantons Thurgau, der "Züri-Leu" ist das Symboltier Zürichs. Salzburg hat einen, Kärnten drei Löwen im Wappen....

Im Tierepos Reineke Fuchs, in Märchen und Fabeln ist der Löwe der König der Tiere, der aber schon mal gelegentlich vom Fuchs übertölpelt wird. Ferner ist er eine Hauptfigur in zahlreichen Märchen, Sagen und Fabeln:

Zu den Pflanzen, die nach dem Löwen benannt sind, gehören die Löwenmäulchen (Antirrhinum spp., Plantaginaceae), der Löwenzahn (Taraxacum spp., Asteraceae), Löwenschwanz (Leonurus cardiaca, Lamiaceae) und das aus Südafrika stammende Löwenohr (Leonotis leonurus, Lamiaceae).

Haltung

Löwen pflegen bis zu 20 Stunden pro Tag zu ruhen und jagen hauptsächlich nachts. Als der Berliner Zoo zum Olympiajahr 1936 seine 2'400 m² große Löwenanlage einweihte, waren die Besucher anfänglich wenig begeistert. Denn nachdem die Löwen ihr Territorium erst einmal erkundet hatten, liessen sie es hinfort bei einem kurzen Morgenspaziergang bewenden. Anschliessend legten sie sich - oft hinter Felsen verborgen - zur Ruhe nieder. Damit die Zoobesucher überhaupt etwas sahen, wurde daraufhin eine Gruppe Zirkuslöwen angeschafft und von ihrem Dompteur zweimal täglich im vorderen Teil der Freianlage vorgeführt [18]. In jüngerer Zeit erstellte Löwenanlagen sind daher oft etwas kleiner als jene des Zoologischen Gartens Berlin. So misst die 2001 eröffnete Löwensavanne des Leipziger Zoos 1'000 m² oder das 2006 gebaute Hauptgehege des Löwenwaldes im Zoo Zürich 1'330 m².

Für den Asiatischen Löwen gibt es seit 1971 ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das vom Wildlife Institute of India geführt wird, und das im Dezember 2016 343 lebende Tiere in 75 Institutionen umfasst [IZY 52]. Für den Afrikanischen Löwen existiert ein EEP, das vom Givskud Zoo koordiniert wird.

Forschung im Zoo: Der Löwe ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 5; 14; 19; 20].

Haltung in europäischen Zoos: Die Löwenhaltung in Europa geht auf die Antike zurück, als im Römischen Reich Tausende Löwen für Schaukämpfe eingesetzt wurden. Ab dem Mittelalter wurden sie in Menagerien gehalten und in den neuzeitlichen Zoos sind sie vertreten, seit es diese gibt. 1966 eröffnete der 6. Marquis von BATH zusammen mit dem Zirkusbesitzer Jimmi CHIPPERFIELD auf seiner Domäne Longleat bei Warminster den ersten Safaripark außerhalb Afrikas. Hauptattraktion waren die "Lions of Longleat". Der Reiz bestand darin, dass die Besucher in ihren Fahrzeugen eingesperrt waren, während die Löwen, und später anderen Tiere, scheinbar frei umherstreiften. Die Sache war ein wirtschaftlicher Erfolg.Im Eröffnungsjahr fuhren Besucher in 188'500 PKWs durch die Anlage und weitere wurden mit Bussen durchgeschleust. Bald darauf wurde das Prinzip andernorts kopiert, so 1969 bei Windsor und 1970 auf der Domäne Woburn Abbey des Duke of BEDFORD, später auch in andern europäischen Ländern, in Nordamerika, Südostasien, Japan, Australien und sogar in Südafrika [25].

In den 1940-1990er-Jahren gab es verschiedene Zoos, in denen es möglich war, sich mit einem Junglöwen fotografieren zu lassen. Dies war z.B. während des Dritten Reichs der Fall im Berliner Zoo, dessen Direktor Lutz HECK immer neue kleine Löwen heranschaffte und die nicht mehr so kleinen Löwen beim „Silversterschießen“ mit den Kameraden der SS erlegen ließ. In der DDR  wurde ein entsprechender Fotostand in den 1960er-Jahren im Tierpark Berlin von Heinrich DATHE eingeführt und zu Beginn der 1990er von seinem Nachfolger wieder abgeschafft [28]. In anderen Zoos hielt man Junglöwen zeitweilig außerhalb des Geheges ihrer Eltern im Besucherbereich, sodass ein direkter Kontakt zwischen Menschen und Junglöwen möglich war.,

Afrikanische Löwen werden in gegen 400 Zoos gehalten, von denen sich etwa 60 im deutschsprachigen Raum befinden. Asiatische Löwen gibt es in etwa 40 Zoos, darunter ein paar im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Für Asiatische Löwen gibt es seit 1994 ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Aalborg Zoo koordiniert wird. Verschiedene Zoos bemühen sich auch um die Erhaltung einer Zuchtlinie, die auf Tiere zurückgeht, die der marokkanische König Hassan II. 1970 dem Zoo von Rabat überließ und die mutmaßlich Berberlöwen-Blut enthält.

Wie Löwen gehalten werden (Beispiele):

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Löwen ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 200 m² Fläche und 3.50 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 100 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 20 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 80 m² und ein Innengehege von 30 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 20 und innen um 15 m² zu erweitern.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022), in der viele merkwürdige Dinge stehen, fordert, dass Löwen rudelweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 10 m² pro Tier bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss.

Weiße Löwen

Weiße Löwen sind keine Albinos, sondern eine rezessiv vererbte, leuzistische Mutante des Löwen, deren Fellfarbe weiß oder blond ist und deren Iris  entweder normal goldbraun, oder aber hellblau oder graugrün ist. Weiße Löwen soll es seit Jahrhunderten immer wieder in der Timbavati-Region des südafrikanischen Lowvelds gegeben haben. Der jetztige Bestand geht auf das Jahr 1938 zurück. Wegen ihrer Seltenheit wurden alle Tiere des ursprünglichen Bestands eingefangen und an Zoos und Jagdfarmen verkauft. 1992 gab es im Timbavati keine mehr. 2004 wurden wieder welche angesiedelt. Die Tiere gewöhnten sich problemlos ein und wurden effektive Jäger. 2006 kam es zur ersten Geburt im privaten Timbavati-Reservat, 2014 gab es im benachbarten Kruger-Nationalpark erstmals Nachwuchs [22].

Weiße oder blonde Löwen werden auch in Europa in verschiedenen Zoos und Safariparks gehalten, so z.B. in Magdeburg, Bussolengo, Pressburg, Belgrad, Jurques oder Beauval. In ihrem Ursprungsgebiet sind sie für die Tsonga- und Sepedi-Bevölkerung von großer kultureller Bedeutung.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Löwe wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Felis leo" beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben [21]. Die innere Systematik der Löwen hat die Zoologen ausgiebig beschäftigt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden 23 Formen wissenschaftlich beschrieben, zum Teil auf der Grundlage unzulänglichen Materials oder solchem unklarer Herkunft. Im Rahmen einer Dissertation an der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde 1826 erstmals versucht, in geordneter Weise Unterarten zu beschreiben [16]. Eine umfassende Darstellung gab HEMMER [11; 12] auf Grundlage der Morphologie. Seitdem führten genetische Untersuchungen zu weiteren Erkenntnissen und Diskussionen. Die reich illustrierte Darstellung von LUPTAK & CSURMA [15] gibt eine gute Übersicht. Die "Cat Classification Task Force" der IUCN geht von zwei Unterarten aus: Panthera l. leo aus Asien, Nord-, West- und Zentralafrika sowie Panthera l. melanochaita aus Ost- und Südafrika mit einer Übergangszone in Äthiopien. Die Rote Liste der IUCN differenziert aber zwischen dem Asiatischen Löwen (P. l. persica)  und behandelt alle afrikanischen Löwen als eine einzige Unterart (P. l. leo). ITIS und das Säugetier-Handbuch führen dagegen sieben verschiedene afrikanische Unterarten auf [3; 21]:

  • Kongo-Löwe (P. l. azandica)
  • Katanga-Löwe (P. l. bleyenberghi)
  • Transvaal-(Kalahari-, Etoscha-) Löwe (P.l. krugeri, einschließlich vernayi)
  • Berberlöwe (P. l. leo)
  • Kap-Löwe (P. l. melanochaita)
  • Ostafrikanischer (Massai-, Somali-, Uganda-) Löwe (P. l. nubica; einschließlich hollistri, massaica, nyanzae, roosevelti und somaliensis)
  • Westafrikanischer (Senegal-, Kamerun-) Löwe (P. l. senegalensis; einschließlich kamptzi)

Eine molekulargenetische Studie aus dem Jahr 2016 differenziert zwischen 6 genetischen Kladen, die sich auf eine nördliche und eine südliche Gruppe verteilen: (a) Asien-Nordafrika, (b) Westafrika, (c) Zentralafrika, (d) Nordostafrika, (e) Ost- und Südafrika, (f) Südwestafrika [26]. Das letzte Wort ist wohl noch nicht gesprochen, affaire à suivre ...

Literatur und Internetquellen

  1. ACHENBACH, S. (2002a)
  2. AMBROSCH, J. (2009)
  3. BAUER, H. et al. (2016). Panthera leo (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T15951A115130419. http://www.iucnredlist.org/details/15951/0. Downloaded on 16 June 2018.
  4. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  5. EXNER, C. (1995)
  6. CITES TRADE DATA BASE
  7. CORNWALLIS HARRIS, W. (1840)
  8. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  9. HEMMER, H. (1963)
  10. HEMMER, H. (1966)
  11. HEMMER, H. (1967)
  12. HEMMER, H. (1974)
  13. HENSCHEL, P., AZANI, D., BURTON, C., MALANDA, G., SAYDU, Y., SAM, M. & HUNTER, L. (2010)
  14. KUPFER, F. (1998)
  15. LUPTAK, P. & CSURMA L. (2009)
  16. MEYER, J. N. von (1826)
  17. NOWELL, K. & JACKSON, P. (1996)
  18. POLEY, D. (1993)
  19. RAHOFER, L. (2015)
  20. SÈJA, R. (2004)
  21. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  22. GLOBAL WHITE LION TRUST
  23. DIE WELT vom 02.11.2009: Gräueltat von Löwen aufgeklärt – nach 100 Jahren
  24. MEN'S JOURNAL, JANUARY 2009: The Man-Eaters of Kruger
  25. FLACK, A. (2015)
  26. BERTOLA, L. D., JONGBLOED, H., van der GAAG, K. et al. (2016)
  27. <PATTERSON, J. H. (1908)
  28. PILZ, M. (2019). Gehören Sie zur Generation Löwenbaby? Die WELT vom 18.07.2019.

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Freigegeben in Katzen
Donnerstag, 14 Juni 2018 12:40

Nebelparder

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D VU 650

EEPNebelparder

Neofelis nebulosa • The Clouded Leopard • La panthère nébuleuse

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Khao Kheow Open Zoo, Chon Buri, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Nebelparders (Neofelis nebulosa), zum Teil fraglich, ob die Art dort noch vorkommt

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo von Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo Dortmund © Elias Neideck

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Khao Kheow Open Zoo, Chon Buri, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Khao Kheow Open Zoo, Chon Buri, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junge Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Christian Kern, Tierpark Berlin

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo Frankfurt © Zoo Frankfurt

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Zoo Dortmund © Zoo Dortmund

 

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Junger Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Carlos Frey, Berlin

 

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Gähnender Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Nebelparder (Neofelis nebulosa) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Schädel eines Nebelparders (Neofelis nebulosa) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Der Verfasser im Nebelpardergehege des Kho Kheow Open Zoos in Thailand © Sammy Prugsamatz, Zoological Park Organization of Thailand

 

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Bis zum Inkrafttreten von CITES wurden Nebelparder in relativ geringem Umfang für den internationalen Pelzhandel gejagt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern, Aufnahme bei einem Kürschner in Genf

 

 

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Der im Freiland gefährdete Nebelparder ist die kleinste Großkatze. Er ist stark ans Baumleben angepasst und überwiegend nachtaktiv, und die Verpaarung von Kater und Kätzin ist schwierig, was wohl Gründe dafür sind, dass er seltener in Zoos zu sehen ist als andere Großkatzen

Körperbau und Körperfunktionen

Der Nebelparder erreicht als kleinste Großkatze eine Kopf-Rumpflänge von (69-)75-105 cm, eine Schwanzlänge von (61-)70-90 cm und ein Gewicht von 11-23 kg. Kater werden etwas größer und schwerer als Kätzinnen. Der Kopf ist langgestreckt. Die Eckzähne sind 40 mm lang oder länger. Die Iris ist gelblich, die Pupillen ziehen sich spindelförmig zusammen. Die Extremitäten sind kurz und massiv, mit breiten Tatzen, die mit langen Krallen bewehrt sind. Die Grundfarbe des Fells ist gelblich bis hellgrau. Auf dem Rumpf liegen darauf große, dunkle, unregelmäßig geformte Flecken, die am Rand dunkler sind als nach innen hin. An Beinen und Kopf sind die Flecken kleiner und einfarbig schwarz. An Nacken und Wangen hat es dunkle Längsstreifen und der Schwanz ist dunkel geringelt. Brust und Bauch sind weißlich. Es gibt gelegentlich Schwärzlinge oder fast weiße Individuen [1; 6; 8].

Verbreitung

Südostasien: Bangladesch, Bhutan, Burma, China, Indien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Nepal, Thailand, Vietnam. Ausgestorben in Taiwan [5].

Lebensraum und Lebensweise

Nebelparder sind baumbewohnende Waldtiere, die sich wegen ihrer kurzen Beine am Boden eher ungeschickt fortbewegen. Bevorzugt werden primäre Regenwälder, sie kommen aber auch in Trockenwäldern und Sekundärwäldern vor. Im Himalaya gehen sie bis auf eine Höhe von 3'500 m.  Wie an telemetrierten Tieren festgestellt wurde, sind sie auch tagsüber unterwegs. Sie sind ausgezeichnete Kletterer und können in den Baumkronen Affen, Hörnchen und Vögel fangen und mit dem Kopf voran Baumstämme hinunterklettern. Zum Beutespektrum gehören aber auch bodenlebende Tiere, wie Bartschweine, junge Sambare, Muntjaks und Kantschile [5; 6; 8].

Nach einer Trächtigkeit von 88-95 Tagen werden 2-3 (1-5) etwa 140-170 g schwere Jungtiere geboren. Diese sind bei der Geburt blind, öffnen ihre Augen mit 10-11 Tagen, unternehmen erste Schritte mit 21-22 Tagen, nehmen ab der 7.-10. Woche feste Nahrung zu sich und werden mit 11-14 Wochen entwöhnt. Geschlechtsreife wird mit 20-30 Monaten erreicht [4; 6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Nebelparder lebt vor allem in tropischen Regenwäldern. Genau dieser Lebensraum wird in Südostasien gegenwärtig am schnellsten durch Abholzung zerstört. Eine weitere Gefahr für den Nebelparder ist die Jagd für den illegalen Handel. Die Gesamtpopulation wird auf 3'700-5'580 erwachsene Tiere geschätzt. Er wird deshalb seit 1886, letztmals überprüft 2020, als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [5].

Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Die Mitglieder des Erhaltungszuchtprogramms (SSP) des nordamerikanischen Zooverbands engagieren sich seit dem Jahr 2000 für die Verbesserung der Haltungsbedingungen von Nebelpardern in südostasiatischen Zoos und für den Schutz der Art in ihrem natürlichen  Lebensraum. So finanzierte z. B. der Point Defiance Zoo in Tacoma (WA) 2019 zwei Freilandstudien, eine über die Satellitenortung von Nebelpardern auf Borneo und eine zur Erforschung der Bewegungen der Nebelparder im thailändischen Naturschutzgebiet Phu Khiao mittels Bewegungssensorkameras. Diese Studien lieferten entscheidende Informationen zur Erhaltung der Art in den jeweiligen Gebieten. mehr ...
  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. Seit 2016 setzt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behördee Patrouillen aus ausgebildeten lokalen Dorfbewohnern zur Bekämpfung der Wilderei ein, bietet Umweltbildung in den Dorfschulen und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für die Lehrkräfte an, und führte ein dreijähriges Programm zur nachhaltigen Entwicklung der Dorfgemeinschaften im Nakai-Distrikt durch. Von diesen Maßnahmen profitiert u.a. der Nebelparder. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Kulturelle Bedeutung: Früher trugen Krieger in Sarawak mit Federn von Nashornvögeln verzierte Nebelparderfelle, im Glauben, dass sich dadurch die Stärke der Raubkatze auf sie übertrage [8].

Wirtschaftliche Bedeutung: Bis zum Inkrafttreten von CITES im Jahr 1976 waren Pelzfelle von Nebelpardern und daraus gefertigte, wertvolle Pelzmäntel regelmäßig, aber in kleineren Mengen im Pelzhandel anzutreffen. Von 1977-2017 wurde im internationalen Handel aber nur noch der Export von 3 Pelzmänteln und 12 Pelzfellen registriert. In den Ursprungsländern werden Nebelparder nach wie vor zur Gewinnung von Pelzfellen, Knochen für die Zwecke der traditionellen Medizin und Fleisch gejagt und Jungtiere für den Heimtiermarkt gefangen. Im Zeitraum 1977-2017 wurden von den Ursprungsländern 48 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt. Davon kamen 31 aus China. Der letzte Export fand 1999 statt. Im gleichen Zeitraum wurden weltweit 209 Nachzuchttiere international verschoben. Davon kamen 56 aus den USA und je 30 aus China und Thailand [2; 5].

Haltung

Altvater BREHM hat mit gehaltenen Nebelpardern offenbar besonders positive Erfahrungen gemacht. Er schreibt: "Allem Anscheine nach ist der Nebelparder ein so gemüthlicher Gesell, als dies ein Mitglied des Katzengeschlechtes sein kann. Hinsichtlich seiner Größe und Stärke ... zeigt er sich auffallend mild in seinem Wesen. Zwei Stück, welche Raffles besaß, waren außerordentlich behagliche Thiere und zeigten besonders viel Lust zum Spielen. Ihre langen Schwänze, welche sie ganz nach Art unserer Hauskatzen zu bewegen und als Dolmetscher ihrer Seelenstimmung zu gebrauchen verstanden, bildeten den Hauptgegenstand ihrer gegenseitigen Belustigung. Außerdem waren aber auch rollende oder schnell sich bewegende Sachen für sie der höchsten Theilnahme werthe Dinge. Man konnte sie streicheln und liebkosen, ohne befürchten zu müssen, irgend welche Unbill von ihnen zu erleiden; sie erwiederten im Gegentheile die Freundlichkeit, welche man ihnen spendete. Auch befreundeten sie sich mit anderen Thieren; einer von ihnen schloß, als er am Bord des Schiffes sich befand, innige Freundschaft mit einem Hündchen ... und übte seine Spiellust an diesem kleinen Gefährten in höchst rücksichtsvoller Weise aus, indem er ängstlich besorgt war, ihm durch seine bedeutende Stärke nicht zu schaden." [1]

Die erste Zoo-Nachzucht gelang 1963 in Dallas [4], die erste Aufzucht durch die Mutter nur einen Monat später im Frankfurter Zoo [3]. Nebelparder können im Zoo ein Alter von rund 20 Jahren erreichen [7]. Verpaarungen erwachsener Tiere enden oft damit, dass der Kater die Kätzin durch Nackenbiss tötet [8].

Seit 1973 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das gegenwärtig am Turtle Back Zoo in New Jersey geführt wird und, Stand Januar 2017, 398 lebende Tiere in 100 Institutionen umfasste [IZY 52].

Haltung in europäischen Zoos: Nebelparder werden in gegen 50 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Für Nebelparder gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Howlett's Animal Park und stellvertretend durch den Zoo Singapur koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für einen oder ein Paar Nebelparder ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 70 m² Fläche  und 3.50 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 35 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 15 m² pro Tier und eine Höhe von 3.5 m haben.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² und ein Innengehege von 20 m² vor, die beide eine Höhe von 2.5 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen und innen um 10 m² zu erweitern.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert, dass Nebelparder mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 200 m² bei 4 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 20 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 4 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m² mehr. Dies ist eine sehr eigenwillige Interpretation des Begriffs "Mindestanforderung", der vermutlich im deutschsprachigen Raum keine einzige Haltung vollumfänglich entspricht.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nebelparder wurde 1821 vom englischen Naturforscher Edward GRIFFITH in seinen "General and Particular Descriptions of the Vertebrated Animals" als "Felis nebulosa" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1867 stellte ihn John Edward GRAY vom British Museum in London in die heute gültige Gattung Neofelis. Diese galt früher als monospezifisch, und die Art wurde in drei Unterarten unterteilt. 2006 wurden die Populationen der Sundainseln wegen morphologischer und molekularbiologischer Unterschiede als eigene Art (Neofelis diardi) abgespaltet. Beim Festland-Nebelparder verbleiben somit noch [5; 8]:

  • Indochina-Nebelparder (Neofelis n. nebulosa) - alle heute in Europa gehaltenen Tiere gehören dieser Unterart an.
  • Nordindischer Nebelparder (Neofelis n. macrosceloides) - war früher ganz selten in Europa zu sehen, so etwa ein Einzeltier im Zoo Frankfurt von 1962-1970.

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. FELLNER, K. (1965)
  4. FONTAINE, P. A. (1965)
  5. GRAY, T., BORAH, J., COUDRAT, C.N.Z. et al. (2021). Neofelis nebulosa. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T14519A198843258. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T14519A198843258.en . Downloaded on 07 October 2021.
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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