Gelbbauchunke
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Urfrösche (Archaeobatrachia)
Familie: Unken (Bombinatoridae)
Gelbbauchunke
Bombina variegata • The Yellow-bellied Toad • Le sonneur à pieds épais
Die Gelbbauchunke war der Lurch des Jahres 2014
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als im Terrarium gut zu beobachtende einheimische Art ist die regional gefährdete Gelbbauchunke eine gute Botschafterart für Amphibienschutz vor der Haustür. Sie wird daher recht häufig im Zoo gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenGelbbauchunken erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 30-50 mm. Männchen und Weibchen sind etwa gleich groß. Kopf und Körper sind abgeflacht, der ist Körper etwas breiter als bei der Rotbauchunke. Die nahe beisammenstehenden Augen haben herzförmige Pupillen mit nach unten gerichteter Spitze. Das Trommelfell ist nicht sichtbar, Parotoiddrüsen fehlen. Die Haut der Oberseite ist mit vielen flachen Warzen mit kleinen schwarzen Hornstacheln besetzt. Sie ist hellgrau, olive- oder lehmfarben gefärbt mit dunkeln Flecken. Die Unterseite ist leuchtend gelb mit schwarzen oder dunkelgrauen Flecken. Finger und Zehen sind dunkel, haben aber oft gelbe Spitzen. Im Gegensatz zur Rotbauchunke haben männliche Gelbbauchunken keine Schallblasen, und ihr Ruf ist deshalb leiser. Während der Paarungszeit weisen sie dunkle Brunstschwielen an den Unterarmen, Fingern und meist auch Zehen auf [7; 8; 9]. VerbreitungEuropa: Weit verbreitet in Mittel und Ost-/ Südost-Europa: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich (bis in den Mittelmeerraum), Griechenland, Italien (in der Po-Ebene und in Venetien), Kroatien, Liechtenstein, Luxemburg, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn. Fehlt innerhalb Deutschlands in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein. Ausgestorben in Belgien, angesiedelt in Großbritannien [6]. Lebensraum und LebensweiseLebensraumansprüche: Die Gelbbauchunke benötigt hoch dynamische Lebensräume, wie Flussauen, seichte, gut besonnte, fischfreie Tümpel mit Flachwasserzonen und feinem, lockerem Bodenschlamm, mit Wasser gefüllte Karrengleise etc., wo stets das Risiko des Austrocknens besteht. Der Landlebensraum mit genügend Bodenfeuchtigkeit und Versteckmöglichkeiten soll nahe beim Laichgewässer liegen [7]. Lebensräume: Die Art besiedelt Laub-, Misch- und Nadelwald, Busch- und Grasland einschließlich Mähwiesen und Weiden, sowie Schwemmebenen in Höhenlagen von 100 bis 2'100 m. In der Schweiz findet man sich reproduzierende Populationen bis auf 1'145 m, Einzeltiere bis auf 1'645 m. Gebietsweise handelt es sich bei der Mehrzahl der Wasserlebensräume um vom Menschen geschaffene Strukturen wie Tümpel oder Pfützen in Kies- und Lehmgruben, auf Baustellen oder in Deponien [4; 6; 7]. Biologie: Während der langen Fortpflanzungszeit von Ende April bis August legen die Weibchen immer wieder bis zu 200 Eier in mehreren Laichbällchen verteilt auf verschiedene Gewässer ab. Die Larven schlüpfen nach 2-10 Tagen, die Metamorphose erfolgt nach 5-10 Wochen, je nach Wassertemperatur und Nahrungsangebot. Die Winterruhe beginnt Ende September / anfangs Oktober und endet, je nach Höhenlage, zwischen März und Mai [2; 7]. BREHM setzt sich ausgiebig mit dem Verhalten der Unke auseinander, wobei die Aussage, dass sie "nur im Nothfalle" vegetationsarme oder -freie Wasserflächen aufsuche, wohl kaum stimmt [4]: "Im Wasser bewegt sich die Unke mit großer Leichtigkeit, obgleich sie hierin mit dem Teichfrosche nicht wetteifern kann; aber auch sie schwimmt ganz vorzüglich und versteht es, besser noch als der Frosch, im Schlamme sich einzuwühlen. Auf dem Lande hüpft sie mit kurzen, rasch sich wiederholenden Sprüngen eilfertig dahin. Ein Hauptzug ihres Wesens scheint unbegrenzte Furchtsamkeit zu sein. Ganz reines Wasser sucht sie nur im Nothfalle auf, eine Wasserfläche hingegen, welche dicht mit Teichlinsen bedeckt ist, sagt ihr aus dem einfachen Grunde besonders zu, weil solche Decke sie auch dem schärfsten Auge trefflich verbirgt... Auf dem festen Lande sucht sie sich durch List vor den Blicken ihrer Gegner zu verbergen: sie duckt sich nämlich, wenn sie nicht rasch genug das sichere Wasser erreichen kann, auf die Erde nieder, und die braune Rückenfärbung wird dann sozusagen von der des Bodens aufgenommen. Beunruhigt man sie, so legt sie ihren Kopf und die Füße über dem gekrümmten Rücken so zusammen, daß die Bauchseite sichtbar wird, sie also eine ganz verschiedene Gestalt gewinnt. In dieser sonderbaren Stellung verweilt sie minutenlang, bis sie die Gefahr vorübergegangen wähnt und sich wiederum in Bewegung setzt" [3]. Gefährdung und SchutzDie Art ist weltweit nicht gefährdet. In Deutschland je nach Region gefährdet stark gefährdet, vom Aussterben bedroht oder ausgestorben, In Österreich gefährdet, in der Schweiz stark gefährdet (ENDANGERED) [6]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Gelbbauchunke fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt. Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen neuer Gewässer, Vernetzung der Lebensräume. Zoogestütztes Artenschutzprojekte (Beispiele):
Gelbbauchunken profitieren auch von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien allgemein, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:
Bedeutung für den MenschenVerängstigte Unken können ein nach Lauch riechendes Gift ausscheiden, das auch ohne direkte Berührung die Schleimhäute stark reizt, sodass einem z.B. die Augen tränen [5]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 45 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa drei Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In einzelnen Zoos gibt es auch wildlebende Populationen. Wie Gelbbauchunken gehalten werden (Beispiel):
Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde von Carl von LINNÉ 1758 als "Rana variegata" beschrieben. Die heute gültige Bezeichnung Bombina variegata wurde 1928 vom Direktor des Forschungsinstitutes und Naturmuseums Senckenberg in Frankfurt am Main, Robert MERTENS, vergeben [1]. |
Literatur und Internetquellen
- AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
- AMPHIBIAWEB
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GROSSENBACHER, K. (1974)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KUZMIN, S. et al. (2009). Bombina variegata. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T54451A11148290. http://www.iucnredlist.org/details/54451/0. Downloaded on 13 December 2017.
- MEYER, A. et al. (2009)
- NIETZKE, G. (1969)
- O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
- TIERGARTEN STRAUBING - JAHRESBERICHT 2019
- NABU - GRUPPE ORTENBERG
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BOBACK, A. W. (1970)
Das Wildkaninchen.
Die Neue Brehm-Bücherei, Band 415.
A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt.
Verlagstext:
Die Hasentiere sind in Europa durch zwei Gattungen - Hasen und Kaninchen - vertreten, die sich in Körperbau und Lebensweise, vor allem in der Fortpflanzungsphysiologie, weitgehend voneinander unterscheiden und sich niemals kreuzen. Nach fossilen Funden ist das Wildkaninchen im Jungtertiär von Asien nach Europa eingewandert. Es wurde aber dann durch das vorrückende Eis aus den nördlichen Teilen verdrängt. Auf der Pyrenäenhalbinsel überdauerte es die Eiszeit, so daß wir hier seine eigentliche Heimat suchen müssen. Die heutige Verbreitung verdankt es vor allem dem Menschen. Schon Jahrhunderte vor der Zeitrechnung wurde es in Italien zur Nahrung in Gehegen gehalten. Wo Kaninchen ausgesetzt wurden, vermehrten sie sich oft derartig, daß sie bald zur Landplage wurden, wie z.B. in Australien und Neuseeland. Kaninchen sind - im Gegensatz zum Hasen - in selbst gegrabenen Erdbauen in Kolonien lebende gesellige Höhlenbewohner. Sie sind ausgesprochene Steppentiere, die trockenes Klima bevorzugen. Seine große Anpassungsfähigkeit ließ das Kaninchen aber zum Kulturfolger werden. In der Hauptsache ist es Pflanzenfresser. Daraus und durch die umfangreichen Erdbaue resultiert der oft große Schaden. Das Kaninchen bedarf zur Erhaltung der Art einer starken Vermehrungsrate, denn viele Feinde - bei uns sämtliche Raubtierarten und Greifvögel -, Schlechtwetterperioden und Seuchen, die vor allem Jungtiere dezimieren, sorgen dafür, daß das biologische Gleichgewicht erhalten bleibt. Die Vermehrungsrate wurde jedoch allgemein bisher stark überschätzt. Bei uns haben sich Kaninchenschäden niemals so verheerend ausgewirkt wie in Australien und Neuseeland, so daß eine Forderung nach völliger Ausrottung nicht zur Debatte stehen sollte. Sein Verschwinden würde im Gegenteil einigen selten gewordenen Tieren, die sich von ihm ernähren, sehr zum Schaden gereichen. Der Verfasser gibt uns eine gute Übersicht über die Lebensäußerungen des Wildkaninchens. Anatomie, Physiologie und alle Verhaltensweisen werden eingehend behandelt, ebenso Bekämpfungsmaßnahmen, Hege und verschiedene Jagdmethoden.
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Wechselkröte
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)
Wechselkröte
Bufo (= Bufotes) viridis s. l. • The Green Toad • Le craupaud vert
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Wechselkröte ist eine kleinere, einheimische, bei uns regional gefährdete oder bereits ausgestorbene Krötenart, die sich aufgrund ihrer Buntheit gut als Botschafter für den Amphibienschutz eignet und die daher relativ häufig in Zoos gezeigt wird. Körperbau und KörperfunktionenDie Wechselkröte ist ein mittelgroßer Froschlurch, der eine Länge von (5-)7-9(-12) cm erreicht, wobei die Männchen kleiner bleiben als die Weibchen. Ihr Kopf ist breit, die Pupillen sind waagerecht-elliptisch, die Iris zitronengelb bis grünlich mit schwarzen Sprenkeln. Das Trommelfell ist gut sichtbar, die Parotoiddrüsen sind ziemlich flach, seitlich eingebuchtet und daher nierenförmig. Die Männchen haben eine gut entwickelte Schallblase. Auf der Oberseite trägt sie auf gräulichweißem Grund große, unten auf weißem Grund kleinere, grüne Flecken. Südeuropäische Stücke sind weit bunter gezeichnet als mitteleuropäische, ihre Grundfarben ist viel lebhafter, die Flecken schärfer begrenzt und gewöhnlich dunkler umsäumt [3; 4; 6; 7]. VerbreitungWestliche Paläarktis: Der Artkomplex ist von Spanien und Nordafrika Italien ostwärts bis in den Nahen Osten und Zentralasien, nordwärts bis Südschweden verbreitet [1] : Bufotes viridis sensu stricto: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Estland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Kasachstan, Lettland, Litauen, Mazedonien, Malta, Moldawien, Montenegro, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Als Bufotes balearicus oder Pseudepidalea balearica bezeichnet werden Populationen in Italien, einschließlich Sardinien, auf Korsika und den Balearen. Auf Sizilien soll es sowohl B. balearicus als auch B. siculus geben. Als Bufotes boulengeri abgetrennt wurden Populationen in: Ägypten, Algerien, Italien, Libyen, Marokko, Spanien, Tunesien, West-Sahara. Populationen in folgenden Ländern werden neuerdings einer Bufotes variabilis genannten Art zugeordnet: Armenien, Aserbaidschan, Dänemark, Norddeutschland, Georgien Griechenland, Irak, Iran, Kasachstan, Libanon, Russland, Schweden, Syrien, Türkei, Zypern. Welcher "Art" die folgenden Bestände zugeordnet werden sollen, ist den Molekulargenetiken noch unklar: Ägypten (Sinai), Israel, Jordanien, Saudi-Arabien. Lebensraum und LebensweiseLebensraumansprüche: Vegetationsarme und fischfreie, seichte Tümpel, vorzugsweise in Kies- und Sandgruben, sowie Steinbrüchen. Der Landlebensraum ist sonnig, offen und trocken mit lockerem Boden und lückiger Vegetation. Ruderalstandorte, Abbauflächen, Brachland, auch Dünen und am Rand von lichten Wäldern [6; 7]. Biologie: Die wärmeliebende Wechselkröte sucht die Laichgewässer meist erst im April auf. Die Weibchen produzieren pro Saison 2'000 bis 12'000 (-15'000) Eier - mehr als jede andere europäische Amphibienart, die sie in 2-4 m langen Schnüren, überwiegend in einer Tiefe von 15-20 cm ablegen. Die 3-5 mm langen Larven schlüpfen nach 3-6 Tagen und wachsen dann innerhalb von 2-3 Monaten auf eine Länge von 4 bis 5 cm heran. Die Geschlechtsreife wird im Alter von vier Jahren erreicht [3; 5; 7]. Die Wechselkröte ist eine äußerst mobile Pionierart sie kann neu entstandene Wasser- und Landlebensräume besiedeln, die bis zu 10 km von ihrem Ursprungsgewässer entfernt liegen [6]. Gefährdung und SchutzDie Art ist weltweit immer noch relativ häufig und wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als nicht gefährdet eingestuft, obwohl der Populationstrend genrell abnehmend ist [1]. In Hamburg ist sie bereits ausgestorben, in den anderen Bundesländern Deutschlands gefährdet bis vom Aussterben bedroht, desgleichen in Österreich. In der Schweiz kam die Art nur marginal in der Region Basel und auf der Alpensüdseite vor. Nachdem eine im Mendrisiotto wiederangesiedelte Population wieder verschwunden ist, gilt sie seit dem Jahr 2000 als ausgestorben [6; 7]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Wechselkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt. Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer und Landlebensräume. Schaffen neuer Biotope und weiträumige Vernetzung. Zucht in Menschenhand und Wiederansiedlung. Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenKröten galten in prähistorischer Zeit und im Altertum als Fruchtbarkeitssymbole. Die Wechselkrötenpopulationen auf den Balearen gehen vermutlich auf aus mythologischen Gründen eingeführte Tiere zurück [3]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 30 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt. Taxonomie und NomenklaturVon 1768 bis 2005 hieß die Art Bufo viridis. Im Zuge der permanenten Reorganisation der Amphibien-Taxonomie während der letzten Jahre wurde sie 2006 in Pseudepidalea viridis umbenannt. 2010 wurden die 16 Arten der Bufo viridis-Gruppe unter dem 1815 von RAFINESQUE verliehenen Namen Bufotes als Untergattung von Bufo definiert. 2011 wurde daraus im Rahmen einer umfangreichen Neuklassifikation der Amphibien eine Gattung. Die Bezeichnung Bufo viridis ist aber nach wie vor oft in Gebrauch, zumal 2014 nordamerikanische Autoren postulierten, dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [2]. Die Art B. viridis wird neuerdings als Artkomplex angesehen, zu dem mehrere Arten gehören sollen. Das Ganze wirkt aber etwas unausgegoren, wenn man z.B. bedenkt, dass die Vorkommen von variabilis in Nordwesteuropa und in Osteuropa durch eine Distanz von über 2'000 km Luftlinie getrennt sind, und dass dieses dazwischen liegenden Gebiet durch viridis besiedelt ist... [1; 2; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- AGHASYAN, A. et al. (2015). Bufotes viridis. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T155333A86444583. http://www.iucnredlist.org/details/155333/0. Downloaded on 04 December 2017. Ferner Datenblätter über andere Arten der viridis-Gruppe.
- AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
- AMPHIBIAWEB
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- HERRMANN, H. J. (2005)
- KARCH
- MEYER et al. (2009)
- PYRON, R. A. & WIENS, J. J. (2011)
- TIERPARK BERLIN - PRESSEMITTEILUNG VOM 19.06.2018
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Kreuzkröte
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Kröten und Stummelfüße (Bufonidae)
Kreuzkröte
(Bufo =) Epidalea calamita • The Natterjack • Le crapaud calamite
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Kreuzkröte ist eine kleine, einheimische, bei uns regional gefährdete Krötenart, deren Haltung aus zoopädagogischen Gründen von Interesse ist und die daher in einigen Zoos gezeigt wird. Körperbau und KörperfunktionenDie Kreuzkröte erreicht (5-)6-7(-8) cm Länge, Der Kopf hat ziemlich große eirunde, flache Parotoiddrüsen. Die Pupille ist waagrecht-elliptisch, die Iris gelbgrün mit schwarzer Netzzeichnung, das Trommelfell schlecht sichtbar. Das Männchen hat eine gut entwickelte Schallblase. Ihre Haut ist warzig, die Warzen oft rötlich. Die Grundfarbe ist oberseits bräunlich, beige oder grau mit unscharfen dunkelbraunen oder olivgrünen Flecken, unten weißlichgrau, auf den Schenkeln und Bauchseiten dunkler gefleckt. Auf der Rückenmitte, bisweilen schon auf der Nase beginnend, verläuft ein warzenloser, hellgelber Längsstreifen [2; 4; 7]. VerbreitungEuropa: Weit verbreitet von der Iberischen Halbinsel quer durch Mitteleuropa bis Dänemark, Südschweden und Baltikum: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ukraine, Weißrussland [3]. Lebensraum und LebensweiseLebensraumansprüche: Kreuzkröten sind Pioniere und besiedeln mit Vorliebe frisch entstandene Gewässer z.B. in Kies- oder Lehmgruben, auf Baustellen oder in Deponien. Sie benötigen zum Austrocknen neigende, gut besonnte, fischfreie und vegetationsarm Tümpel mit Flachwasserzonen, stellenweise aber mehr als 70 cm Tiefe, etwa in Kiesgruben. Der Landlebensraum ist sonnig, offen und trocken mit lockerem Boden und lückiger Vegetation, nahe beim Laichgewässer [2; 5; 6; 7]. Lebensweise: Kreuzkröten sind nachtaktiv. Im Gegensatz zur Erd- oder zur Wechselkröte hüpfen sie nicht, sondern bewegen sich im Kreuzgang vorwärts. Trotz ihrer kurzen Beine sind sie sehr mobil und Populationen können sich rasch ausbreiten, wenn die Voraussetzungen dazu gegeben sind. Der Ruf der männlichen Kreuzkröten während der Paarungszeit ähnelt dem Gesang der Maulwurfsgrille. Das Weibchen legt die langen Laichschnüre direkt auf den Gewässerboden oder wickelt sie locker um Pflanzen. Die Larven können schon zwei Tage nach der Eiablage schlüpfen. Die Metamorphose erfolgt nach drei Wochen. Mit zwei Jahren werden Kreuzkröten geschlechtsreif. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist tief, aber bei wildlebenden Männchen wurde schon ein Alter von 9 Jahren ermittelt und Weibchen können bis 18 Jahre alt werden [2; 7]. Gefährdung und SchutzDie Kreuzkröte hat eine weite Verbreitung und ist global nicht gefährdet. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist sie je nach Region gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht [3; 7]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Kreuzkröte fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt. Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer und Landlebensräume. Schaffen neuer Biotope und weiträumige Vernetzung. Zoogestützte Schutzprojekte:Kreuzkröten profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:
Bedeutung für den MenschenVon Naturschutz-, Herpetologen und Terrarianerkreisen einmal abgesehen, ist das Interesse der Menschen an dieser Art gering. Dementsprechend wird auf ihre Lebensräume wenig Rücksicht genommen, was in Mitteleuropa zu ihrem prekären Erhaltungsstatus geführt hat. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt. Taxonomie und NomenklaturDie Kreuzkröte war 1768 vom Wiener Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTIi als Bufo calamita beschrieben worden. Ab 2010 wurde im Zuge der permanenten Reorganisation der Amphibien-Taxonomie ihre Gattungszugehörigkeit diskutiert. Das bisherige Synonym Epidalea aus dem Jahr 1864 wurde erst als Untergattung gehandelt und ist heute der offizielle Gattungsname. Die Bezeichnung Bufo calamita ist aber nach wie vor oft in Gebrauch, zumal 2014 nordamerikanische Autoren postulierten , dass die neuen, die polyphyletische Bufo ersetzenden Gattungen als Untergattungen eingestuft würden [1]. |
Literatur und Internetquellen
- AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
- AMPHIBIAWEB
- BEJA, P. (2009). Epidalea calamita. (errata version published in 2016) The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T54598A86640094. http://www.iucnredlist.org/details/54598/0. Downloaded on 05 December 2017.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- GROSSENBACHER, K. (1974)
- HERRMANN, H. J. (2005)
- MEYER et al. (2009)
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Kammmolche
Ordnung: Schwanzlurche (Caudata)
Überfamilie: Salamanderverwandte (Salamandroidea)
Familie: Echte Salamander (Salamandridae)
Kammmolch
Triturus cristatus • The Warty Newt • Le triton à crête
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Kammmolche sind die größten einheimischen Schwanzlurche. Da sie den größeren Teil des Jahres im Wasser verbringen, sind sie für die Besucher leicht sichtbar. Aus diesem und zoopädagogischen Gründen werden sie recht oft im Zoo gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDer Kammmolch wird (12-)14-16 cm lang, Weibchen bis 18 cm. Der Kopf ist nicht sehr breit und hat ein abgerundetes Maul. Das Auge hat eine goldgelbe Iris. Der Rumpf wirkt nicht allzu massig. Der seitlich zusammengedrückte, oben und unten mit Flossensäumen versehene Schwanz ist so lang wie Kopf und Rumpf oder nur wenig kürzer. In der Wassertracht haben die Männchen einen hohen, stark gezackten Kamm, der deutlich vom oberen Schwanzflossensaum abgetrennt ist. Sie sind dann oberseits dunkelbraun bis fast schwarz gefärbt mit runden dunkeln Flecken sowie weißen Tupfen an Kopfseiten und Flanken. Der Bauch ist gelb oder orange mit dunkeln Flecken. Die Weibchen haben keinen Kamm, sind aber ähnlich gefärbt wie die Männchen [3; 6; 7]. VerbreitungEuropa: Der Kammmolch ist weit verbreitet von den Britischen Inseln bis Russland. Er fehlt auf der Iberischen Halbinsel: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Großbritannien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland [2]. Der Alpen- und der Donau-Kammmolch schließen südlich an. Lebensraum und LebensweiseLebensraumansprüche: Saubere, nährstoffarme Höhlengewässer, Quellen und Bäche. Landlebensraum sind feuchte Wälder und Schluchten, meistens weniger als 220, bisweilen bis 500 m oder mehr vom Laichgewässer entfernt. Biologie: Kammmolche treffen im März oder April im Laichgewässer ein. Nach der erfolgreichen Aufnahme der Spermatophoren legt das Weibchen rund 200 Eier einzeln an Wasserpflanzen ab. Etwa die Hälfte der Eier stirbt ab, aus den übrigen schlüpfen nach etwa zwei Wochen die mit äußeren Kiemen versehenen Larven. Bis zur Metamorphose dauert es je nach Temperatur weitere 2-4 Monate. Mit 2-3 Jahren werden die Molche geschlechtsreif. Sie können ein Alter von bis zu 17 Jahren erreichen [6]. Gefährdung und SchutzZwar ist Triturus cristatus manchenorts ausgestorben oder selten geworden, aber die Art ist nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 weltweit nicht gefährdet. Dasselbe gilt für den Alpenkammmolch, während der Donau-Kammmolch als potenziell gefährdet gilt [2]. In Deutschland, Österreich und der Schweiz je nach Region und Art gefährdet bis vom Aussterben bedroht, in Liechtenstein stark gefährdet [5; 6]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Der Kammmolch fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt. Praktische Schutzmaßnahmen: Bäche, die unterirdisch in Rohren fließen, wieder oberirdisch offen fließen lassen und Renaturieren von Bächen, Vermeiden von Biozid- und Düngereintrag, Gewährleistung von Restwassermengen bei Quellfassungen, Ersetzen von Nadelholzmonokulturen durch Mischwald. Schutz der Wanderzüge vor Straßenverkehr. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Ferner profitieren Kammolche von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien allgemein, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:
Bedeutung für den MenschenIn Teilen der ehemaligen Sowjetunion werden Kammmolche in großer Zahl für den Heimtierhandel gefangen [2]. Im übrigen Europa spielt er nur noch eine Rolle in der Umweltbildung. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Vertreter der Artengruppe werden in rund 40 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In einzelnen Zoos hat es wildlebende Populationen. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt. Taxonomie und NomenklaturDer Kammmolch wurde bereits 1764 von Francois-Alexandre DE GARSAULT in seinem in Paris erschienenen Werk über medizinisch andwendbare Tiere und Pflanzen als "Lacertus aquatilis" beschrieben. Übernommen wurde dann aber die vom österreichische Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI 1768 vergebene Bezeichnung "Triton cristatus". Nach etlichen Umwegen landete er 1918 in der Gattung Triturus und heißt seitdem Triturus cristatus. Bis vor wenigen Jahrzehntenn wurden der Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex) und der Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus) als Unterarten des heute auch als "Nördlicher" Kammmolch bezeichneten Triturus cristatus angesehen [4; 6]. Der Alpenkammmolch kommt im Tessin, in Teilen Österreichs und im Berchtesgadener Land vor. Der Donau-Kammmolch im Einzugsgebiet der Donau ab Niederösterreich. Literatur und Internetquellen
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MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden - Amphibien und Reptilien der Schweiz.
2., korrigierte Auflage 2014. 336 Seiten, 300 Farbfotografien, über 100 Karten/Grafiken/Tabellen; gebunden, 15,5 x 22,5 cm, 818 g
Verlag Haupt. Bern, Stuttgart, Wien. ISBN: 978-3-258-07874-8
Verlagstext:
Dieser Band stellt alle heimischen Amphibien- und Reptilienarten vor und bietet die nötigen Informationen, um sie zuverlässig zu bestimmen. Die Kapitel zu den einzelnen Arten geben Einblick in ihr sonst meist verborgenes Leben: Wie und wo leben die Tiere, was tun sie im Winter, wo können sie beobachtet werden, worauf sind sie angewiesen, wodurch sind sie gefährdet und - eine zentrale Frage - was können wir tun, um die Arten zu erhalten?
Dabei skizzieren die Autoren Schutzmaßnahmen in der Landschaft, geben aber auch viele Tipps, wie im eigenen Garten die Lebensbedingungen für heimische Amphibien und Reptilien verbessert werden können.
KÜHNIS, J. (2011)
Amphibienmonitoring.
Naturkundliche Forschung im Fürstentum Liechtenstein, Band 17.
35 Seiten, 61 Abbildungen, 14 Tabellen.
Amtlicher Lehrmittelverlag, Vaduz. ISBN 978-3-952324-4-1. ISBN 3-952324-4-6.
Volltext (PDF)
Zusammenfassung:
Im Rahmen eines regionalen Überwachungsprogrammes werden die Amphibienvorkommen in Liechtenstein seit 1995 systematisch und flächendeckend erfasst. Ziel dieses Monitorings ist es, regionale Entwicklungstrends abzuschätzen und gefährdete Arten wirksam zu erhalten. Die vorliegende Trendanalyse basiert auf einem Datensatz von insgesamt 4’171 Tiernachweisen (1’923 Beobachtungen in Laichgebieten, 2’147 Beobachtungen an Amphibienzugstellen sowie 101 Nachweisen des Alpensalamanders) und ermöglicht eine kritische Gesamtschau der letzten 15 Jahre.
Die Bilanz fällt ernüchternd aus und zeigt vor allem bei den gefährdeten (Erdkröte und Wasserfrösche) und stark gefährdeten Arten (Gelbbauchunke und Kammmolch) einen besorgniserregenden Rückgang. Viele der ehemals individuenstarken Vorkommen sind eingebrochen, isoliert und an mehreren Standorten ist eine kritische Populationsgrösse erreicht. Lediglich bei unseren häufigen Arten Grasfrosch und Bergmolch konnten die Verluste durch Neubesiedlungen kompensiert werden. Zudem besitzen beide Arten noch Populationsreserven im Berggebiet. Weiter im Vormarsch befindet sich der allochtone Seefrosch; seit 1995 haben sich die Anzahl seiner Vorkommen vervierfacht und die Lokalbestände stark zugenommen. Aufgrund der möglichen Verdrängung von einheimischen Arten ist eine weitere Ausdehnung dieser invasiven Art im Alpenrheintal (soweit noch möglich) zu verhindern.
DOLLINGER, P. (Hrsg., 2008a)
Amphibien brauchen unsere Hilfe.
Verh.ber. Amphibienkurs Chemnitz, 27.-30. Juni 2007. WAZA, Bern.
Einführung:
Schon lange ist bekannt, dass die Amphibienbestände weltweit abnehmen. Die Gründe dafür waren aber vorerst unklar. Heute weiß man, dass, neben Umweltverschmutzung, Klimaveränderung und der fortschreitenden Zerstörung der Lebensräume, in verschiedenen Gebieten der Erde eine Pilzinfektion alle dort vorkommenden Amphibienarten befällt und zu massiven Be-standesverlusten führt. Die Weiterverbreitung des Erregers, genannt Batrachochytrium dendrobatidis, kann in der freien Natur nicht aufgehalten werden. Eine Behandlung erkrankter Tiere ist theoretisch zwar möglich, die geheilten Tiere können aber gegenwärtig nicht wieder ausgesetzt werden, da sie unverzüglich neu erkranken würden. Seit 1980 sind vermutlich 122 Amphibienarten ausgestorben und 435 Arten musste auf der Roten Liste in eine höhere Gefährdungskategorie eingestuft werden. Es wird geschätzt, dass heute rund ein Drittel der etwa 6300 bisher bekannten Amphibienarten in ihrer Weiterexistenz gefährdet sind. Sollte sich die Tendenz fortsetzen, besteht die Gefahr, dass eine ganze Klasse von Wirbeltieren verloren geht, was verheerende Auswirkungen auf die ökologischen Gemein-schaften weltweit haben kann. Das Aussterben der Amphibien zu verhindern, stellt eine der größten Herausforderungen in der Geschichte der Menschheit dar.
In vielen Fällen wird die Haltung in menschlicher Obhut die einzige Maßnahme zur Rettung einer Art darstellen. Der Welt-naturschutzbund IUCN hat daher gefordert, dass alle Arten, die in der freien Natur hochgradig bedroht sind, in Menschen-obhut genommen werden sollten. Für solche Arten ist ein Zuchtmanagement erforderlich, durch das die langfristige Be-standeserhaltung sichergestellt wird, in der Hoffnung, dass die Art irgendwann einmal wieder ausgewildert werden kann. Dies ist nur möglich, wenn die Zoos und Aquarien unverzüglich handeln und einen großen Einsatz zeigen, WAZA und die angeschlossenen Regional- und Landesverbände koordinierend wirken, und mit weiteren Institutionen sowie qualifizierten privaten Tierhaltern zusammengearbeitet wird.
Der Weltverband der Zoos und Aquarien hat deshalb bereits 2005 an seiner Jahrestagung beschlossen, sich der Herausforde-rung zu stellen. Er hat seitdem mit anderen Organisationen Kontakt aufgenommen, um eine Allianz zu bilden, die für die Umsetzung des Amphibien-Schutzplans der IUCN verantwortlich ist, und hat seine Mitglieder aufgefordert, ihr Potential hinsichtlich Artenschutz, Tierschutz, Tierhaltung und –zucht, Nachhaltigkeit, Wissenschaft, Lehre und Forschung, einzu-bringen, um einen möglichst großen Beitrag zur Erhaltung wildlebender Amphibien und deren Lebensräumen zu leisten und so viele Arten wie möglich in ihre Obhut zu nehmen.
Jeder Zoo und jedes Aquarium sollte im Rahmen seiner Mög-lichkeiten an dem Amphibienschutzprogramm beteiligen. Dies kann folgende Maßnahmen beinhalten:
- Information der Besucher über die Gefahren, denen Am-phibien heute ausgesetzt sind.
- Thematisieren des Amphibienschutzes im Rahmen des Zoo-Unterrichts.
- Information der breiten Öffentlichkeit über Pressemitteilungen, Internet usw.
- Schaffen der Voraussetzungen, um Amphibien langfristig und in größerer Zahl zu halten und zu züchten.
- Ökologische Aufwertung des Zooareals, um Lebensräume für heimische Amphibien zu schaffen.
- Betreuen von Schutzgebieten oder Beteiligung an Aktionen zum Schutz der lokalen Amphibienfauna.
- Unterstützen von Zoos, Aquarien und Naturschutzbehörden in Entwicklungsländern mit einer hohen Artenvielfalt an Amphibien durch Wissenstransfer und zur Verfügung stellen von Haltungeinrichtungen und sonstigem Material.
- Beteiligung an Forschungs- und Schutzprojekten in Ent-wicklungsländern.
Im Sommer 2006 führten WAZA und VDZ eine Umfrage durch, die unter anderem ergab, dass zahlreiche Zoos Interesse an einem Amphibienkurs hatten. In der Folge lud WAZA die Zooverbände und die DGHT am 12. Februar 2007 zu einer Vorbesprechung nach Karlsruhe ein. Dort wurde die Durch-führung und gemeinsame Finanzierung eines praxisorientierten Multiplikatorenkurses zu Fragen der Ex-Situ-Erhaltungszucht beschlossen und der Tierpark Chemnitz erklärte sich bereit, den Kurs auszurichten.
Die WAZA organisierte den Multiplikatorenkurs unter Mit-wirkung der DGHT und der Zooverbände. Der Kurs war kein akademisches Symposium, sondern ein praktischer Kurs für den deutschsprachigen Raum mit dem Ziel, möglichst viele der 214 WAZA direkt oder indirekt angeschlossenen Zoos, Tier- und Wildparks in Deutschland, Österreich und der Schweiz für den Amphibienschutz zu gewinnen. Das am Kurs verabschiedete Konsensdokument (siehe Seite 10) wird als Grundlage für die weitere Arbeit dienen.
dollinger-biblio
TOBLER, U. (2011)
Differential responses on individual- and population-level to a fungal pathogen: Bd infection in the midwife toad Alytes obstetricans.
125 Seiten.
2011 PhD Thesis, University of Zurich, Faculty of Science.
Volltext
Zusammenfassung
Infektionskrankheiten werden zu einer immer stärkeren Bedrohung der Biodiversität, und die Anzahl bekannter Wildtierkrankheiten, die sich ausbreiten, nimmt dramatisch zu (Daszak et al. 2000, Smith et al. 2009). Die Problematik kommt daher, dass Krankheitserreger, die ein breites Wirtsspektrum haben, in naive Populationen eingeschleppt werden, zusammen mit ihren relativ resistenten ursprünglichen Wirten, die als Überträger dienen (Daszak et al. 2004).
Gemäss der IUCN sind Amphibien die am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe; rund ein Drittel der Arten ist bedroht (Gascon et al. 2007). Eine Pilzerkrankung, die Chytridiomykose, wurde als eine wichtige Ursache der Bestandesrückgänge identifiziert. Deren Erreger, der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) ist ein Chytridiomycet, der die keratinisierte Haut von Amphibien befällt und mit dem lokalen und globalen Aussterben von Amphibien auf mehreren Kontinenten in Verbindung gebracht wird (Fisher et al. 2009b, Kilpatrick et al. 2010). Bd wird hauptsächlich im Wasser übertragen und ein langes Kaulquappenstadium, wie es bei der Geburtshelferkröte vorkommt, erhöht somit das Ansteckungsrisiko. Infektionen bei Kaulquappen sind auf die Mundfelder beschränkt, was keine Krankheitssymptome bewirkt. Im Gegensatz dazu sind die Tiere kurz nach der Metamorphose am anfälligsten, wenn die gesamte Amphibienhaut von Keratin überzogen wird und das Immunsystem erst schwach ausgebildet ist (Rollins-Smith 1998). Nebst Unterschieden in der Krankheitsanfälligkeit verschiedener Lebensstadien beobachtet man auch Unterschiede aufgrund von Hautpeptiden, der Lebensweise und dem Verhalten; auch bakterielle Symbionten auf der Amphibienhaut und klimatische Bedingungen dürften eine Rolle spielen (Fisher et al. 2009b, Kilpatrick et al. 2010). So sind manche Arten relativ resistent und erkranken nicht, während bei anderen Arten Massensterben auftreten. Geburtshelferkröten-Populationen in einem Nationalpark in Spanien nahe Madrid nahmen beispielsweise drastisch ab, nachdem Bd dort erstmals nachgewiesen wurde (Bosch et al.2007, Bosch et al. 2001); daher ist die Annahme begründet, dass Bd auch in anderen Verbreitungsgebieten der Art zu Bestandesabnahmen führt.
In der Schweiz hat die Geburtshelferkröte in den letzten drei Jahrzehnten massive Bestandesrückgänge erlitten (Schmidt & Zumbach 2005). Vielen lokalen Aussterbeereignissen kann keine offensichtliche Ursache zugewiesen werden und daher ist eine eher kryptische Ursache wie eine Infektionskrankheit eine plausible alternative Erklärung.
Im ersten Kapitel meiner Dissertation bestimme ich den geographischen Massstab, in dem Geburtshelferkröten-Populationen organisiert sind. Die meisten Arten sind in Populationen organisiert, die ihrerseits Netzwerke aus Subpopulationen sind. Diese Netzwerke zeichnen sich durch einen unterschiedlichen Grad an Genfluss zwischen einzelnen Subpopulationen aus (Wright 1965). In meiner Arbeit untersuchte ich die genetische Struktur von Geburtshelferkröten in vier Regionen der Schweiz. Alle vier Regionen beherbergen Netzwerke von Subpopulationen, die sich in der Stärke der Bestandesabnahmen, im Grad ihrer Vernetzung und einer Reihe weiterer Ursachen, die die genetische Struktur beeinflussen können, unterscheiden. Anhand neutraler Mikrosatellitenmarker bestimmte ich die genetische Diversität und Differenzierung innerhalb der Regionen. Mittels Modellselektion suchte ich die Faktoren, die die Unterschiede in der genetischen Struktur zwischen den Regionen am besten erklären. Wir fanden keine Hinweise darauf, dass die Stärke der Bestandesabnahmen mit der genetischen Diversität korreliert. Ebenso wenig war die genetische Differenzierung mit der Isolation der Subpopulationen korreliert; alle Populationen waren genetisch isoliert, selbst über geringe Distanzen. Nur die Höhenlage hatte einen Einfluss auf die genetische Diversität: Sie nahm mit zunehmender Höhenlage zu. Fluktuierende Umweltbedingungen in grösseren Höhenlagen sind eine mögliche Erklärung für diese Beobachtung (Fisher 1930, Munwes et al. 2010). Das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen Bestandesrückgängen und genetischer Zusammensetzung deutet darauf hin, dass Geburtshelferkröten-Subpopulationen als relative unabhängige Einheiten funktionieren und Genfluss zwischen Subpopulationen relativ unwichtig ist (Beebee 2005, Frankham et al. 2002). Daher sollten sich Auswirkungen der Infektionskrankheit anhand ihres Effekts auf einzelne Populationen zeigen lassen, unabhängig vom Infektionsstatus benachbarter Populationen.
In Kapitel 2 quantifiziere ich die Mortalität von mit Bd infizierten Geburtshelferkröten nach der Metamorphose. Dazu fing ich natürlicherweise infizierte Kaulquappen von drei verschiedenen Populationen und zog sie im Labor auf. Die Kaulquappen wurden in drei Behandlungsgruppen eingeteilt: 1) Die Bd-negative Kontrolle befreite ich durch die Behandlung mit dem fungiziden Medikament Itraconazol von der Infektion (Garner et al.2009a). 2) Die Stresskontroll-Gruppe behandelte ich nach dem gleichen Protokoll wie die Bd-negative Kontrolle, verzichtete aber auf das Itraconazol während der Behandlung. Diese Gruppe erfuhr also denselben Behandlungsstress wie die Itraconazol-behandelte Gruppe, blieb aber infiziert. 3) Die letzte Gruppe wurde nicht behandelt und nur die regulären Wasserwechsel und Fütterungen, die bei allen Versuchsgruppen stattfanden, wurden vorgenommen. Auch diese Gruppe blieb demnach infiziert. Die Resultate zeigen, dass die Mortalität durch Bd-Infektion hoch war (44.4% aller infizierten Tiere starben), aber dass es grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen gab (die Sterblichkeit schwankte zwischen 27% und 90%). Die Unterschiede, die wir beobachteten, könnten auf unterschiedliche symbiotische Hautbakterien, unterschiedliche Erregerstämme oder Umwelteffekte vor dem Fang im natürlichen Lebensraum zurückzuführen sein. Umwelteffekte lassen jedoch über kurze Zeit nach (Van Buskirk 2002) und Hautbakterien und Erregerstämme wurden aufgrund unseres Laborprotokolls zwischen den Populationen vermutlich vermischt. Daher gehen wir davon aus, dass genetische Unterschiede zwischen den Populationen die Unterschiede in der Mortalität bewirkt haben.
Wie die hohe Sterblichkeit, die wir im 2. Kapitel beobachteten, zeigt, sind Auswirkungen von Bd auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Populationen anzunehmen. Daher versuche ich im 3. Kapitel einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Bd in einer Population und dem lokalen Aussterben der Geburtshelferkröte herzustellen. Dazu benützten wir Daten aus der Erhebung, die im Rahmen der Aktualisierung der Roten Liste in 2003 und 2004 durchgeführt wurde (Schmidt & Zumbach 2005). Anhand dieser Daten wählten wir 79 Teiche, verteilt über das gesamte Verbreitungsgebiet der Geburtshelferkröte in der Schweiz, von denen wir wussten, dass sie um ca. 1985 Geburtshelferkröten-Populationen beherbergt hatten. Wir besuchten diese Teiche in 2008 und testeten sie auf das Vorkommen von Bd, indem wir Hautabstriche von Amphibien sammelten, die wir an den Teichen fingen. Diese Abstriche wurden im Labor mittels real-time PCR auf Bd getestet (Boyle et al. 2004). Gleichzeitig führten wir eine erneute Erhebung über die Anwesenheit von Geburtshelferkröten an den Teichen durch. Die Anwesenheit von Bd und Geburtshelferkröten wurden dann in einem hierarchischen Modell analysiert, das die Vorkommenswahrscheinlichkeit mehrerer Arten während mehrerer Erhebungsperioden modelliert. Bei dieser Art von Modellen wird die Antreffwahrscheinlichkeit einer Art mitberücksichtigt. Ich modellierte also gleichzeitig die Vorkommenswahrscheinlichkeit von Bd in 2008 und die Vorkommenswahrscheinlichkeit der Geburtshelferkröte während den zwei Erhebungen in 2003/2004 und 2008 in einem einzigen Modell. Dieses Modell berechnete ich in mit dem Programm WinBUGS (Kéry 2010, Royle & Dorazio 2008), das auf dem Bayes’schen Theorem bedingter Wahrscheinlichkeiten beruht. Dadurch war es mir möglich, die Wahrscheinlichkeit, dass die Geburtshelferkröte vorkommt, ausgestorben ist oder überlebt hat an einem Teich, und die Wahrscheinlichkeit, dass Bd vorkommt, in Abhängigkeit von einander modellieren und dabei jeweils den Fehler der geschätzten Wahrscheinlichkeiten berücksichtigen (Waddle et al. 2010). Dabei zeigte sich, dass das Vorkommen bzw. die lokale Aussterbewahrscheinlichkeit der Geburtshelferkröte unabhängig vom Vorkommen von Bd ist. Dieses überraschende Ergebnis wird durch die Resultate aus meinem nächsten Kapitel gestützt.
Im 4. Kapitel untersuche ich die Wachstumsraten von Geburtshelferpopulationen in An- oder Abwesenheit von Bd. Adrian Borgula stellte grosszügigerweise die jährlichen Ruferzählungen von 26 Teichen im Kanton Luzern von 2002 bis 2009 zur Verfügung. Für jede Population modellierte ich den Populationstrend in Abhängigkeit des Vorkommens von Bd und der Häufigkeit nachgewiesener Fortpflanzung. Dieses Modell wurde wiederum im Programm WinBUGS beruhend auf dem Bayes’schen Wahrscheinlichkeitstheorem berechnet. Der Vorteil dieses Ansatzes gegenüber konventionellen Maximum-Likelihood Schätzung ist, dass bei der Analyse der Fehler im Populationstrend, der durch den Beobachtungsprozess und den Prozess der Analyse entsteht, berücksichtigt wird. Wiederum fanden wir keinen negativen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Bd und den Wachstumsraten der Geburtshelferkröten-Populationen. Das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen dem Vorkommen von Bd und lokalen Bestandesabnahmen (Kapitel 4) oder lokalem Aussterben (Kapitel 3) der Geburtshelferkröte kann durch mehrere Mechanismen zustande kommen, die einander nicht zwingend ausschliessen: 1) Möglicherweise begünstigen die herrschenden Umweltbedingungen keine Krankheitsausbrüche (Bosch et al.2007, Rohr et al. 2008, Walker et al. 2010). 2) Andererseits kann Bd sowohl als enzootische als auch als epizootische Infektion vorliegen (Briggs et al. 2010). Während epizootische Krankheitsdynamik meist additive, d.h. zusätzliche, Mortalität bewirkt, besteht bei enzootischer Dynamik die Möglichkeit, dass die Mortalität kompensiert wird. Bd in der Schweiz könnte mehrheitlich enzootische Krankheitsdynamik bewirken. 3) Bd verringert möglicherweise nicht die Überlebenswahrscheinlichkeit, sondern wirkt sich auf andere Fitnessparameter von Individuen aus. Ist das Leistungsvermögen in einem Fitnessbereich reduziert, kann möglicherweise eine gesteigerte Effizienz in anderen Fitnessbereichen für die Verluste kompensieren (Jolles et al. 2005). 4) Möglich ist auch, dass Bd zu Beginn nach dem ersten Auftreten eine Bestandesabnahme bewirkt hat und dass sich die Populationen jetzt auf einem geringeren Niveau stabilisiert haben (Briggs et al. 2005). Die Prävalenz und Abundanz von Bd variiert stark zwischen verschiedenen Populationen. Massensterben treten nur auf, wenn die Abundanz von Bd sehr hoch ist (Briggs et al. 2010, Vredenburg et al. 2010).
Daher versuche ich in Kapitel 5 diese Unterschiede durch die Umwelteigenschaften der Gewässer zu erklären. Dazu wählte ich 19 Teiche in den drei Gebieten, die ich in Kapitel 1 bereits beprobt hatte und in denen Bdvorkam, nämlich BE, BL und SG. An diesen 19 Teichen beprobte ich im Frühling und Sommer Kaulquappen der Geburtshelferkröte auf Bd und mass von April bis Oktober Umweltdaten. Anhand eines hierarchischen Bayes-Modells schätzte ich die Auswirkungen der Amphibiendichte, der Wassertemperatur, der genetischen Diversität der Wirtspopulation und der Zooplanktondichte auf die Entdeckungs- und Vorkommenswahrscheinlichkeit und Abundanz des Erregers ab. Da Abundanzmodelle eine grosse Anzahl an Iterationen benötigen, bis sie konvergieren, sind die Ergebnisse, die in diesem Kapitel präsentiert werden, erst vorläufig und ändern möglicherweise noch, bis ein Modell gefunden ist, das optimal konvergiert. Die Effekte der Kovariaten Amphibiendichte, Wassertemperatur und Zooplanktondichte sollten qualitativ robust sein, auch wenn die Schätzwerte noch ändern können. Bd war häufiger in wärmeren Teichen, vermutlich weil sogar warme Gewässer in unseren Breitengraden sich nie für längere Zeit über das Wachstumsoptimum von Bd hinaus erhitzen. Eine höhere Kaulquappendichte korrelierte mit einer höheren Abundanz von Bd. Die Ergebnisse belegen, dass Umwelteigenschaften einen Einfluss auf die Abundanz von Bdhaben. Dieses Wissen könnte wichtig werden, wenn es darum geht, Habitatmanagement zu betreiben, um die Auswirkungen von Bd zu reduzieren. Während meiner Dissertation gelang es mir zu zeigen, das Bd auf Individuenebene ein ernst zu nehmender Krankheitserreger sein kann und hohe Mortalität bewirkt. Auf Populationsebene jedoch beobachten wir keine negativen Auswirkungen von Bd. Entweder können die Verluste kompensiert werden oder die Mortalität ist gering, da die Umweltbedingungen keine Krankheitsausbrüche begünstigen. Da die Abundanz des Erregers von den Umweltbedingungen abhängt, kann die Manipulation des Lebensraums der Geburtshelferkröte eine sinnvolle Massnahme zur Verringerung der Auswirkungen von Bd in Zukunft darstellen.
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Zoo Augsburg: Information und Amphibien-Biotop
Information und Amphibien-Biotop im Zoo Augsburg
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Im Rahmen des Projekts "Bayerns UrEinwohner" der bayerischen Landschaftspflegeverbände hat der Zoo in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Augsburg im Winter 2010/2011 ein Freigehege mit Terrarien für drei heimische Amphibienarten - Laubfrosch, Gelbbauchunke und Kammmolch - eingerichtet. Das Projekt wurde gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Die neue Anlage ergänzt die Freilandgehege für heimische Reptilien die im Rahmen eines anderen Projekts des LPVA 2009 im Augsburger Zoo angelegt wurden. Dieses Projekt war das Resultat einer Zusammenarbeit mit dem Zoo Augsburg im DBU-Projekt "Lichte Wälder", bei dem der Zoo als Projektpartner drei Przewalskipferd-Junghengste zur Verfügung stellt und die Betreuung der Tiere unterstützt. Viele Stadtbewohner kennen Amphibien nur aus Büchern oder Tierfilmen. Begegnungen mit lebenden Tieren sind für viele Menschen rein zufällig. Vor diesem Hintergrund dient das Kooperationsprojekt dazu, die heimischen Amphibien und ihre Biologie einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Die Anlage zeigt die Lebensraumansprüche der vorgestellten Amphibienarten. Über eine zeitgemäße Informations-Beschilderung werden die Besucher über die Lebensweise und das Vorkommen der Arten im Stadtgebiet Augsburg auch im Kontext zu ihrer Gesamtverbreitung aufgeklärt. Sehr wichtig ist die Darstellung von konkreten Artenhilfsmaßnahmen, aufgegliedert in solche der Landschaftspflege und in solche, die jeder Bürger z.B. in seinem Garten selber durchführen kann (Anlage von Laichplätzen und geeigneten Sommer- und Winterquartieren). In unmittelbarer Nachbarschaft der Terarrien entstand ein neuer Amphibienlebensraum. Eine rund 250m² große Fläche wurde so umgestaltet, dass sie in den natürlichen Lebensraumansprüchen lokal vorkommender Amphibienarten gleicht. Es entstand ein Altwassertümpel mit Schilfbewuchs und Schwimmblattzone sowie angrenzender Feuchtwiese. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Tümpel zu entsprechenden Jahreszeiten Grasfrosch, Erdkröte, und Ringelnatter beobachtet werden können.
Bei den Unterrichtsführungen „Landschaftsarchitekt trifft Unterwasserjäger“, „Tiere im Herbst und Winter“ und „Bedrohte Arten –Artenvielfalt in Gefahr“ erfahren diese beiden Anlagen besondere Bedeutung. Mittels anschaulichen Tierfotografien aus dem Freiland, Natternhemden, Modellen und Beobachtungsbögen erleben die Kinder und Jugendlichen die heimischen Amphibien und Reptilien im Zoo live und in Farbe. Im Rahmen von Projekttagen und Ferienprogrammen werden bei einer Exkursion in die Königsbrunner Heide mit einem Experten des Landschaftspflegeverbands die Besonderheiten der regionalen Fauna und Flora ebenfalls vor Augen geführt werden. Durch die direkte Begegnung von Tieren und deren Habitat wird den Teilnehmern ein tieferer Einblick in das Ökosystem vermittelt. Das Projekt ist ein Beitrag zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie, in der u.a. das Ziel formuliert ist Umweltwissen zu vermitteln und zu vertiefen. |
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