Allgemeines

Einleitung

Zoologische Einrichtungen sind eine unverzichtbare Begegnungsstätte von Mensch und Tier, hier im Wildpark Feldkirch Zoologische Einrichtungen sind eine unverzichtbare Begegnungsstätte von Mensch und Tier, hier im Wildpark Feldkirch
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Wilde Tiere haben Menschen schon immer fasziniert. Davon zeugen steinzeitliche Höhlenzeichnungen und die Errichtung von Wildtierhaltungen in vielen Hochkulturen der Frühzeit, der Antike oder im präkolumbianischen Amerika, beginnend etwa 3'000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Zwecke und Formen der Haltung haben sich im Laufe der Zeit immer wieder gewandelt. Ursprünglich handelte es sich um Lustgärten, Menagerien, Falkenhöfe, Fasanerien und Jagdgatter, die den Bedürfnissen des Adels und dessen Selbstdarstellung dienten. Im Mittelalter kamen vereinzelt Menagerien freier Reichsstädte oder reicher Bürger sowie die in Stadtgräben weit verbreitete Haltung  von einheimischem Wild als Fleischreserve für Notzeiten hinzu, und auf Jahrmärkten wurden exotische Tiere zur Befriedigung der Schaulust des Publikums präsentiert [2].

Von Zoologischen Gärten im heutigen Sinn kann man eigentlich erst seit der Französischen Revolution reden, als die seit 1662 bestehende Königliche Menagerie in Versailles aufgelöst und an ihrer Stelle im Jahr 1793 die Ménagerie im Jardin des Plantes als erster bürgerlicher Zoo eröffnet wurde, dem bald andere folgten. Die Zoos des 19. Jahrhunderts verstanden sich vorab als Stätten der Erholung und der Volksbildung. Größere Gärten, wie jene von Paris, London, Berlin und der aus der kaiserlichen Menagerie hervorgegangene Tiergarten Schönbrunn hatten auch wissenschaftliche Ambitionen und trugen ganz wesentlich zur Erweiterung unseres zoologischen Wissens bei [2].

Einen Meilenstein in der Entwicklung der Zoos stellte die Veröffentlichung des Buchs "Wildtiere in Gefangenschaft - ein Grundriss der Tiergartenbiologie" durch den Schweizer Zoodirektor und Tierpsychologen HEINI HEDIGER im Jahr 1942 dar [3]. Mit diesem 1950 auch auf Englisch verlegten Werk etablierte sich die Tiergartenbiologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin, die mit praktisch anwendbaren Erkenntnissen und ihrem theoretischen Grundgerüst die Weiterentwicklung des Zoos von der Menagerie zum Naturschutzzentrum überhaupt erst ermöglicht hat. HEDIGER war es auch, der immer wieder darauf hinwies, dass Zoos vier Hauptaufgaben hätten: Erholung, Bildung, Forschung und Naturschutz. In einer Schrift aus dem Jahr 1973 [4] forderte er:

  1. Ein Zoo muss der Bevölkerung als Erholungsraum dienen. Er bildet einen psychohygienisch höchst wichtigen Bestandteil des menschlichen Großstadt-Biotopes.
  2. Er hat die volkstümliche Belehrung des breiten Publikums zu fördern.
  3. Ein Zoo hat seinen Tierbestand auch wissenschaftlich auszuwerten und sich an der Forschung aktiv zu beteiligen.
  4. Der Zoo muss sich in den Dienst des Naturschutzes stellen, u. a. auch durch Asylgewährung an bedrohte Tierarten und deren Wiedereinbürgerung.
Zoo Erholung Zoo Bildung Zoo Forschung Zoo Naturschutz

Dieses Konzept wurde vom Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) mit der Maßgabe übernommen, dass sich die übrigen Aktivitäten dem Natur- und Artenschutz unterordnen sollen [5]. Mit Ausnahme der Erholungsfunktion werden die von HEDIGER genannten Hauptaufgaben auch durch die in Deutschland  durch § 42 des Bundesnaturschutzgesetzes umgesetzte Zoo-Richlinie der EU als verbindliche Vorgaben übernommen:

  • Die Zoos beteiligen sich an Forschungsaktivit„äten, die zur Erhaltung der Arten beitragen, und/oder an der Ausbildung in erhaltungsspezifischen Kenntnissen und Fertigkeiten und/oder am Austausch von Informationen über die Artenerhaltung und/oder gegebenenfalls an der Aufzucht in Gefangenschaft, der Bestandserneuerung oder der Wiedereinbürgerung von Arten in ihren natürlichen Lebensraum.
  • Sie fö”rdern die Aufklä„rung und das Bewusstsein der ™Öffentlichkeit in bezug auf den Erhalt der biologischen Vielfalt, insbesondere durch Informationen über die zur Schau gestellten Arten und ihre natürlichen Lebensrä„ume.
  • Sie halten ihre Tiere unter Bedingungen, mit denen den biologischen und den Erhaltungsbedürfnissen der jeweiligen Art Rechnung getragen werden soll, wozu unter anderem eine artgerechte Ausgestaltung der Gehege gehö”rt, und sie sorgen mit einem gut durchdachten Programm der tiermedizinischen Vorbeugung und Behandlung sowie der Ernährung dafür, dass die Tierhaltung stets hohen Anforderungen genügt.
  •  Sie beugen dem Entweichen von Tieren vor, um eine m”ögliche ”ökologische Bedrohung einheimischer Arten zu verhindern, ebenso wie dem Eindringen von Schä„dlingen und Ungeziefer von außen.
  • Sie führen in einer den verzeichneten Arten jeweils angemessenen Form ein Register über die Sammlung des Zoos, das stets auf dem neuesten Stand gehalten wird.

Die am 4. Rigi-Symposium beteiligten Zoos der Alpenregion und Vertreter anderer Organisationen stellten übereinstimmend fest, dass die Kernkompetenz der Zoos bei der Tierhaltung in Verbindung mit der Bildung und Kommunikation liege. Aus der Tier-Mensch-Begegnung ergebe sich der größte Beitrag, den die Zoos zur Erhaltung der Biodiversität leisten können. Dieser stehe im Vordergrund gegenüber der „Arche Noah“-Funktion der Zoos und ihrer Aufgaben im in situ-Naturschutz und in der Forschung, die sie möglichst in Zusammenarbeit mit Partnern wahrnehmen sollten [1].

Die Zoos nehmen ihren Bildungsauftrag dadurch wahr, dass sie mit Gehegeschildern, Schautafeln, musealen Ausstellungen und Zooführern sowie mit Tierpräsentationen und kommentierten Fütterungen Informationen für alle Besucher anbieten, dass sie mittels Zooschulunterricht, Führungen, und Vorträgen Wissen vertieft an bestimmte Zielgruppen vermitteln und dass sie sich moderner Kommunikationsmittel wie Fernsehen, Internetauftritten, Facebookseiten oder Apps bedienen, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Hier setzt dieses Zootier-Lexikon an. Sein Zweck ist es, bei der Informationstätigkeit der Zoos, Schauaquarien, Tier- und Wildparks durch Bereitstellen von Hintergrund-Informationen über Tierarten, die in Europa öffentlich gezeigt werden oder früher gezeigt wurden, sowie über deren natürliche Lebensräume mitzuwirken. Es wendet sich sowohl an die Zoos selbst, denen es durch die Möglichkeit, Seiten zu verlinken oder Bilder und Texte zu übernehmen, die Arbeit erleichtern will, als auch an das interessierte Publikum, das hier Informationen findet, die zum Teil anderswo nicht leicht greifbar sind.

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Literatur:

  1. DOLLINGER, P. (Hrsg., 2010)
  2. DOLLINGER, P. (Red., 2012)
  3. HEDIGER, H. (1942)
  4. HEDIGER, H. (1973)
  5. WAZA (2005)

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