Katzen

Erforschung der Schwarzfusskatze

Schwarzfußkatze (Felis nigripes) in der Karoo Schwarzfußkatze (Felis nigripes) in der Karoo
Alex Sliwa, Kölner Zoo

Erforschung der Schwarzfußkatze im Zoo und im natürlichen Lebensraum

Kölner Zoo und Zoo Wuppertal

 

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Schwarzfußkatze © Alex Sliwa, Kölner Zoo

 

 

 

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Schwarzfußkatze © Alex Sliwa, Kölner Zoo

 

 

 

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Schwarzfußkatze © Alex Sliwa, Kölner Zoo

 

 

 

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Schwarzfußkatze © Alex Sliwa, Kölner Zoo

Über die seltene und heimlich lebende Schwarzfußkatze (Felis nigripes) war bis vor Kurzem nur wenig bekannt. Zoos spielen bei der Erforschung der Basisdaten zur Fortpflanzungsbiologie eine wichtige Rolle. Sie finanzierten die erste Freilandstudie und tragen zu noch andauernden, weiterführenden Studien bei. Ein Internationales Zuchtbuch, das vom Zoo Wuppertal geführt wird, dient dabei der Kommunikation zwischen den Haltern wie auch der Information über die neuesten Forschungsergebnisse.
        
Viele Basisdaten zur Fortpflanzungsbiologie der Schwarzfußkatze wie Tragzeit, Wurfstärke und Geschlechtsreife wurden erst seit 1957 durch die Haltung und im damaligen Max-Planck-Institut für Verhaltenspsychologie in Wuppertal und im Wuppertaler Zoo bekannt [1]und waren für die Freilandforschung von Nutzen. Im Gegenzug wurden Forschungsergebnisse schnell und aktuell in den Zuchtbüchern den Haltern weltweit zugänglich gemacht. Blutproben freilebender Katzen dienen als vergleichende Referenzwerte zu solchen von zoolebenden Schwarzfußkatzen.

In den Jahren bis 1990 beschränkte sich das Wissen über die scheue Schwarzfußkatze im Freiland auf Studien zur Nahrungsökologie, gewonnen durch die Auswertung von Mageninhalten weniger für Museumssammlungen geschossener Tiere oder auf Nachweise für ihre Verbreitung.
        
Bei den Bemühungen, diese scheue und wenig bekannte Katzenart in ihrem natürlichen Lebensraum („in-situ“) und außerhalb dessen („ex situ“) zu erforschen, spielen Zoologische Gärten eine wichtige Rolle. Mit Hilfe des Zoo Wuppertal und der finanziellen Unterstützung mehrerer nordamerikanischer Zoos sowie einiger nichtstaatlicher Geldgeber aus Südafrika, Kanada und den USA wurde von 1992 bis 1998 die erste Feldforschung an dieser Art ermöglicht, in deren Rahmen 17 verschiedene Schwarzfußkatzen mit Radiohalsbändern versehen wurden. Die Tiere waren so jederzeit auffindbar und gewöhnten sich relativ rasch an das Beobachtungsfahrzeug, sodass sie über 2.300 km und 3.000 Stunden lang verfolgt und beobachtet werden konnten. Besonders aufschlussreich waren dabei 85 Nächte, in denen jeweils eine der Katzen über ihre gesamte Aktivitätszeit, das heißt 11 bis 14 Stunden lang, nicht aus den Augen verloren wurde.
        
2004 wurde ein jährlich stattfindendes, dreiwöchiges internationales Kooperationsprojekt im Feld zwischen Wissenschaftlern des McGregor Museums, des Wuppertaler Zoos sowie der amerikanischen Zoos San Diego Wild Animal Park und Cincinnati ins Leben gerufen. Ziel ist dabei der Fang von Schwarzfußkatzen und anderer kleiner Carnivoren. Nach Probenentnahme von narkotisierten Tieren erfolgt eine Analyse der vorhandenen Krankheiten in der Carnivorengemeinschaft des erwähnten Studiengebietes, der Wildtierfarm „Benfontein“ bei Kimberley, Südafrika. Im San Diego Wild Animal Park, USA, wird z.B. auf das Vorhandensein von Titern gegen Staupeviren und andere virale Krankheiten im Blutserum getestet. Dies dient der Einschätzung des Einflusses der Krankheitsübertragung durch andere Carnivoren auf die Schwarzfußkatzenpopulation.
        
Den gefangenen Schwarzfußkatzen werden außerdem Fett- und Blutproben zum Nachweis der Amyloidose entnommen, einer Stoffwechselkrankheit, die besonders die Nierenfunktion beeinträchtigt, die immer noch die Haupttodesursache von Schwarzfußkatzen in Menschenobhut ist. Diese Fragestellung ist Gegenstand einer Doktorarbeit, die vom Zoo Wuppertal und der Universität Leipzig betreut wird. Den gefangenen wildlebenden Katern wird ferner Sperma entnommen. Dies ist Teil einer Studie am Center for Reproduction of Endangered Species (CRES) des Zoo Cincinnati. Die gefrorenen Spermaproben dienen auch der Einbringung neuer Gene in US-amerikanische Schwarzfußkatzenhaltungen, ohne wild gefangene Tiere importieren zu müssen. Insgesamt wurden bisher 14 Schwarzfußkatzen gefangen. Das Projekt wird unter der Nummer 06016 der Welt-Zoo-Organisation (WAZA) geführt.
        
Wegen ihrer heimlichen Lebensweise, der reinen Nachtaktivität und allgemeinen Seltenheit ist über die Verbreitung der Schwarzfußkatze seit ihrer Erstbeschreibung 1824 durch BURCHELL nur wenig Genaues bekannt. Mit Hilfe eines im Jahr 2006 konzipierten Posters, das bei den provinzialen Naturschutzbehörden, in Naturreservaten und an strategischen Stellen wie etwa landwirtschaftlichen Kooperativen verteilt wird, werden neue Nachweise für die Art gesammelt. Die Nachweise und deren Verifizierung erfolgten durch die Zoologen des McGregor Museums in Kimberley. Das Museum übernimmt auch die katalogisierte Aufnahme von Totfunden, meist überfahrene Tiere, welche später der Probenentnahme für populationsgenetische und systematische Studien dienen. Es gilt besonders die Unterartfrage und den Inzuchtstatus der verschiedenen Populationen zu klären.

Im Mai 2007 wurden außerdem vier Schwarzfußkatzen mit Sendern versehen, um ihre Raumnutzung in Abhängigkeit zu den Territorien von ebenfalls besenderten Schabrackenschakalen zu untersuchen. Die Überwachung der Schwarzfußkatzen erfolgt parallel zu einer Habilitationsstudie eines Wissenschaftlers der Universität Oxford, England, zur Raumnutzung von Hundeartigen im gleichen südafrikanischen Studiengebiet.

Eine der dringlichsten Forschungsaufgaben für die Zukunft ist die Etablierung einer zweiten vergleichenden, ökologischen Studie in einem anderen Studiengebiet. Dabei gilt es zu klären, wie sich die Streifgebietsgröße und soziale Organisation der Schwarzfußkatze in einem der anderen Biome, der Nama-Karoo, der Trockensavanne oder dem Highveld verändert. Es ist von Interesse, wie groß dabei der Einfluss des landwirtschaftlichen Managements ist, z.B. infolge von Überweidung und damit der Verminderung der Beutetierpopulationen der Katzen sowie der Intensität der Schakalkontrolle oder gar der Existenz von Großräubern. Es fehlen außerdem noch genauere Daten zum Aufzuchterfolg von Jungtieren durch Mutterkatzen und zur Reviersuche von Jungkatzen.

 

Literatur:

  1. SCHÜRER, U. (1978)
  2. SLIWA, A. (2007)
  3. SLIWA, A. (2015)

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Gelesen 12893 mal Letzte Änderung am Montag, 09 Oktober 2023 17:31
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx