Hirsche, Hirschferkel und Moschustiere

Balabac-Kantschil

Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans), Ricke im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans), Ricke im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen
© Klaus Rudloff, Berlin
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 Neue Tierart

Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirschferkel (Tragulidae)

D EN 650

EEPBalabac-Kantschil

Tragulus nigricans • The Balabac Mouse-deer • Le chevrotain de Balabac

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Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans), Böckchen im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Vorkommen des Balabac-Kantschils (Tragulus nigricans).

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Dunkelblau: autochthone Verbreitung; dunkelgrün: angesiedelte Populationen

 

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Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans), Böckchen im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans), Ricke im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans) im Breslauer Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Balabac-Kantschil (Tragulus nigricans), Böckchen im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib

Wie der Kleinkantschil ist der Balabac-Kantschil eine das Publikum ansprechende und zoopädagogisch ergiebige Art. Darüber hinaus ist er stark gefährdet, sodass der Zoobestand, sofern er eine gewisse Größe erreicht, als Reservepopulation eine Rolle spielen kann, und er lebt in einem Gebiet, in dem eine lokale, von europäischen Zoos unterstützte Naturschutzorganisation tätig ist, für welche er Spenden generieren kann .

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von 40-47.5 cm, einer Schwanzlänge von 6.5-8.5 cm und einer Schulterhöhe von 18 cm ist der Balabac-Kantschil deutlich kleiner als sein nächster Verwandter, Tragulus napu. Von den anderen kleinen Kantschils unterscheidet er sich durch das auf dem Rumpf schwarzbraune bis schwarze Fell. Teile des Kopfs und die Läufe sind orangebraun, und Unterkiefer sowie Vorderhals haben eine weiße Zeichnung [6; 9].

Verbreitung

Philippinen: Autochthone Populationen auf den Inseln Balabac, Bugsuk und Ramos, angesiedelt auf Apulit und Calauit [8].

Lebensraum und Lebensweise

Den Lebensraum des Balabac-Kantschile bildet das dichte Unterholz von primären und sekundären Tieflandwäldern oder auch Kokosmusspflanzungen sowie Buschland. Die Tiere sind überwiegend nachtaktiv und sollen vorab Blätter fressen. Die Tiere leben als Einzelgänger oder monogam in Paaren, ansonsten ist über ihr Sozialverhalten und ihre Raumnutzung nichts bekannt [6; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Balabac-Kantschil wurde 1994, damals noch als Unterart von Tragulus napu, als gefährdet (VULNERABLE) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. Seit 1996, letztmals überprüft 2014, gilt er als stark gefährdet (ENDANGERED) [8].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Zoogestütztes Schutzprojekt:

  • Verschiedene Europäische Zoos, darunter der Tierpark Berlin und der Zoo Landau, sowie die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) unterstützen das Palawan Deer Research and Conservation Program der philippinischen Katala-Stiftung, das sich auf den Balabac-Kantschil und den Calamianhirsch konzentriert. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Balabac-Kantschile werden illegal zur Fleischgewinnung gefangen oder gejagt. Ferner gibt es innerhalb der Philippinen einen limitierten Handel mit lebenden Tieren für Zoos oder private Halter, der mit erheblichen Tierverlusten einhergeht [8].

Haltung

Kantschile werden freilaufend in Tropenhallen gehalten oder in größeren Volieren gezeigt, wo sie z.B. mit Schlankloris und diversen Vögeln vergesellschaftet werden können. Das Bodensubstrat sollte weich (kein Sand) und die bodennahe Bepflanzung dicht sein, wobei gelegentliche Nachpflanzungen erforderlich sein können. Die Haltung kann paarweise oder in kleinen Haremsgruppen erfolgen [4; 5].

Haltung in europäischen Zoos: Balabac-Kantschile werden erst seit 2008 in europäischen Zoos gehalten. 2010 gelang dem Zoo Breslau die europäische und 2018 dem Kölner Zoo die deutsche Erstzucht. Der ganze Bestand geht auf drei Gründertiere zurück, und der Inzuchtkoeffizient ist entsprechend hoch [7]. Aktuell (2023) wird die Art in vier Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt seit 2020 ein "New Style" Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Breslauer Zoo koordiniert wird [1]. Zuvor existierte bereits ein Zuchtbuch.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gelten dieselben Anforderungen wie für den Kleinkantschil.

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1892 von dem englischen Zoologen Michael Rogers Oldfield THOMAS unter ihrem heute wieder gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Sie galt in der Folge meistens als Unterart von Tragulus napu, gelegentlich auch von Tragulus javanicus. 2004 wurde im Rahmen einer umfassenden Studie über die Taxonomie der Kantschile der Artstatus von Tragulus nigricans wieder hergestellt [3; 8; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. EAZA DEER TAG (2020). EEP application form Balabac chevrotain (Tragulus nigricans)
  2. KUDO, H., FUKUTA, K., IMAI S., DAHLAN, I., ABDULLAH, N., HO, H.W. & JALALUDIN, S. (1997)
  3. MEIJAARD; E. & GROVES, C. P. (2004)
  4. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  5. SEMRAU, A., VERSTAPPEN, F., WOLTERS, M., SZÁNTHO & HOYER, M. (2010)
  6. ULTIMATE UNGULATE
  7. WERNER, N., KERN, C., ZIMMERMANN, M., LEUS, K. VOORHAM, M. (2019). Regional Collection Plan for the EAZA Deer Taxon Advisory Group – First edition. EAZA Executive Office: Amsterdam
  8. WIDMANN, P. (2015). Tragulus nigricans. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22065A61977991. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-2.RLTS.T22065A61977991.en . Accessed on 22 February 2023.
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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