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KOMPOSCH, B. (2014)

Verbreitung und Habitatnutzung des Europäischen Bibers (Castor fiber Linnaeus, 1758) in der Steiermark sowie Vorschläge für ein zukünftiges Management.

94 Seiten, 14 Tabellen, 69 Abbildungen. Masterarbeit, Universität für Bodenkultur Wien.

Zusammenfassung:

Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts werden in weiten Teilen Europas erfolgreich Wiederansiedelungsprogramme für den im 19. und 20. Jahrhundert fast völlig ausgerotteten Europäischen Biber (Castor fiber) durchgeführt. In Österreich, wo der autochthone Biberbestand 1869 als erloschen galt, ist die Art mittlerweile wieder in allen Bundesländern präsent. Der aktuelle Gesamtbestand wird auf knapp 5000 Tiere geschätzt. Während die Vorkommen in den meisten Bundesländern gut dokumentiert sind, standen umfassende Erhebungen für die Steiermark bislang aus. Im Rahmen der gegenständlichen Arbeit wurde untersucht, welche Gewässer in der Steiermark heute bereits vom Biber besiedelt werden, wie groß der aktuelle steirische Bestand ist, welche Habitatfaktoren einen Einfluss auf das Vorkommen des Bibers haben und welche Bereiche der Steiermark grundsätzlich vom Biber besiedelbar sind. Als Grundlagen für die Beantwortung dieser Fragen werden auch die historische Verbreitung des Bibers in der Steiermark und der bisherige Ablauf der Wiederbesiedlung dargestellt.

In den Wintern 2012/2013 und 2013/2014 wurden insgesamt 413 km Fließgewässer in den Einzugsgebieten von Mur, Lafnitz und Raab auf Anwesenheitszeichen des Bibers hin untersucht. Anhand verschiedener Aktivität anzeigenden Zeichen wurden Einzel-/Paarreviere und Familienreviere abgegrenzt. Für die Bestandsschätzung wurde die Anzahl der Einzel-/Paarreviere mit dem Faktor 1,5 und die Anzahl der Familienreviere mit dem Faktor 5 multipliziert. Zudem wurden mehrere aquatische und terrestrische Habitatstrukturen im Gelände erhoben und ihre Bedeutung für das Vorkommen des Bibers in einem Generalisierten Linearen Gemischten Modell (GLMM) geprüft. Um potenziell für den Biber geeignete Gewässer bzw. Gewässerabschnitte in der Steiermark ausweise n zu können, wurde eine GIS-basierte Habitatmodellierung anhand von flächendeckend vorhandenen naturräumlichen Daten durchgeführt. Aktuell besiedelt der Biber das Lafnitz-, Feistritz-, Raab-, Sulm- , Laßnitz- und Kainachtal sowie das Untere Murtal, das Leibnitzer und das Grazer Feld. Entlang der Lafnitz dringt er bis ins Steirische Randgebirge auf rund 600 m Seehöhe vor. In den Nordalpen konnten bislang an zwei Stellen Bibernachweise erbracht werden: an der Enns bei Hieflau und an der Salza südlich von Mariazell. In Summe wurden an 2331 Punkten im Gelände Anwesenheitszeichen des Bibers aufgenommen. 63 Biberreviere wurden abgegrenzt: 23 im Einzugsgebiet der Mur, 33 im Einzugsbiet der Lafnitz und 7 im Einzugsgebiet der Raab. Der geschätzte Gesamtbestand beträgt 220 Tiere. Die Längen der Reviere variieren zwischen 300 m und 6,5 km. Der durchschnittliche Abstand zwischen den Revieren beträgt 4,2 km. An der Mur sind die Reviere signifikant länger und die Abstände zwischen den Revieren signifikant größer als jene an der Lafnitz. Mit Hilfe eines Generalisierten Linearen Gemischten Modells konnte u. a. gezeigt werden, dass die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines Revierzentrums mit der Breite des Ufersaums zunimmt und Revierzentren seltener an verbauten Gewässerabschnitten liegen. Die Habitatmodellierung ergibt, dass die Mehrzahl der Gewässer des Vorlandes sowie alle Becken - und Tallandschaften potenziell als Lebensraum für den Biber geeignet sind.

Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sollen die Grundlage für ein zukünftiges Bibermonitoring und insbesondere für ein – aufgrund des hohen Konfliktpotenzials mit verschiedenen anthropogenen Nutzungsansprüchen erforderliches – naturschutzkonformes Bibermanagement darstellen. Unter Einbeziehung der Erfahrungen in Bayern, der Schweiz sowie in den einzelnen österreichischen Bundesländern werden Vorschläge für ein entsprechendes Management der Art in der Steiermark ausgearbeitet und präsentiert.

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