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MATTHES, C. (2008)


Das Besuchserlebnis im Zoo in Abhängigkeit von der Gestaltung der Anlagen.

173 Seiten. Diplomarbeit TU Dresden, Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Psychologie

Volltext (PDF)

Zusammenfassung:

Die vorliegende Arbeit entstand aus der Beobachtung heraus, dass Zoologische Gärten in den letzten Jahrzehnten eine immer größere Bedeutung für den Menschen erlangt und sich in ihrem Erscheinungsbild enorm gewandelt haben. Zielsetzung der Arbeit war, im Rahmen einer Erkundungsstudie direkte und indirekte Besucherreaktionen auf unterschiedlich attraktiv und modern gestaltete Anlagen zu vergleichen und zueinander in Beziehung zu setzen. Neben durch ästhetische Präferenzen erklärbare positivere Reaktionen auf Anlagen moderner, insb. naturnaher Bauart, war von besonderem Interesse, inwieweit Zoos durch eine Anlagegestaltung im Sinne einer Optimierung des Kontextes auch menschliche Sichtweisen auf das Tier positiv beeinflussen, oder, vorsichtig formuliert, die Generierung einer negativen Sichtweise vermeiden können. Dazu wurde an einer Stichprobe (N = 261) dreier nationaler Zoos (Hannover, Dresden und Köln) im Rahmen einer Feldstudie mittels schriftlicher Befragung das Besuchserlebnis von Zoobesuchern erfasst.

Die Arbeit ergab bedeutsame Unterschiede in der Einschätzung verschiedener Anlagearten: Moderne, attraktiv gestaltete Anlagen wurden auf einem Semantischen Differential signifikant positiver beurteilt als herkömmliche, weniger attraktive Anlagen. Den Besuchern gefielen modern gestaltete Anlagen entsprechend besser und wurden in einem signifikant höheren Maß als art- und bedürfnisgerecht für die Tiere beurteilt als herkömmlich gestaltete Anlagen. Auch die Reaktionen auf das Tier fielen bei modernen Anlagen positiver aus, dieser Effekt ist jedoch tendenziell weniger stark ausgeprägt. Es konnten weiterhin signifikante Zusammenhänge zwischen der Beurteilung der Anlage und der Einschätzung der darin gesehenen Tiere gefunden werden: je positiver die Anlage beurteilt wurde, desto mehr und stärker wurden auch dem Tier positive Attribute zugeschrieben. Gering bis moderat ausgeprägte Zusammenhänge wurden zwischen der im Zoo generierten Einstellung zum Tier und der allgemeinen Einstellung zum Tier gefunden. Ein erwarteter Unterschied in der Stimmung der Besucher nach der Besichtigung unterschiedlich gestalteter Anlagen konnte nicht nachgewiesen werden. Jedoch bestehen signifikante, aber geringe Zusammenhänge zwischen der Gestimmtheit des Besuchers und der Beurteilung von Anlage und Tier.

Die vorliegende Arbeit bestätigt somit bisherige Befunde zu Präferenzen für modern und naturnah gestaltete Anlagen bei Zoobesuchern. Sie liefert darüber hinaus auch weitere empirische Hinweise dafür, dass nicht nur die moderne Anlagegestaltung per se sondern auch ein subjektiv positives Erleben der Anlage mit einer ebenfalls positiven Sichtweise auf die gesehenen Tiere verbunden zu sein scheint. Somit kann durch eine sorgfältig geplante „besuchergerechte“ Anlagegestaltung eine angenehme Erfahrung mit dem Zootier geschaffen werden. Besuchserlebnisse solcher Art sind möglicherweise in der Lage, positive Einstellungen und Werthaltungen gegenüber Tieren und der Natur zu generieren.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx