Watvögel

Eurasischer Triel

Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus) im Zoo Augsburg Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus) im Zoo Augsburg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Wat- und Strandvögel (CHARADRIIFORMES)
Unterordnung: Watvögel, Regenpfeiferverwandte (CHARADRII)
Familie: Triele (Burhinidae)

D LC 650

Eurasischer Triel

Burhinus oedicnemus • The Eurasian Thick-knee • L'oedicnème criard

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EurasischerTriel (Burhinus oedicnemus) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Eurasischen Triels (Burhinus oedicnemus). Dunkelblau Ganzjahres- und Brutvorkommen; gelb: Überwinterungsgebiete

 

 

 

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Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus) in Tonis Zoo, Rothenburg LU © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus) in Tonis Zoo, Rothenburg LU © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus) im Negev-Zoo, Be’er Scheva © Alex Kantorovich, https://zooinstitutes.com/

 

 

 

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Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus) im Südböhmischen Zoo Hluboká nad Vltavou © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus) im Zoo Dresden © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

 

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Ei des Eurasischen Triel (Burhinus oedicnemus)in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

 

 

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Eurasischer Triel (Burhinus oedicnemus). Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

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Als Watvogel, der sich wieder an ein Leben in Trockengebieten angepasst hat und als Art, die zwar weltweit nicht gefährdet ist, deren Bestand aber in Europa abnimmt, und die im deutschsprachigen Raum extrem selten ist, ist der Eurasische Triel von zoopädagogischem Interesse. Er wird in europäischen Zoos jedoch nicht allzu häufig gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit 40-44 cm Länge und einem Gewicht von ca. 400 (338-535) g gehört der Eurasische Triel zu den mittelgroßen Arten seiner Gattung. Es gibt keinen Geschlechtsdimorphismus. Die Augen sind groß mit gelber Iris. Der Schnabel ist an der Basis gelb, an der Spitze schwarz. Die Beine sind hell gelblich und haben ein verdicktes Fersengelenk. Das Gefieder ist ganzjährig oberseits hellbraun, bei manchen Unterarten gräulich, mit dunkelbraunen Längsflecken, über und unter dem Auge einem weißen Streifen sowie hellen und dunkeln Binden auf den Flügeln und dem Schwanzende. Die Unterseite ist weiß bis cremefarben [5; 7; 9].

Verbreitung

Der Eurasische Triel ist ein Brutvogel der westlichen und zentralen Paläarktis:
Europa: Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Georgien, Gibraltar, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kosovo, Kroatien, Litauen, Österreich, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland, Zypern.
Asien: Afghanistan, China, Irak, Iran, Israel, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Libanon, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi-Arabien, Syrien, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate.
Afrika: Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Sudan, Tunesien, West-Sahara. 

Die Überwinterungsgebiete liegen in Nord-, West- und Ostafrika sowie auf der Arabischen Halbinsel [2; 3].

Lebensraum und Lebensweise

BREHM charakterisierte die Art wie folgt: "Der Triel ist ein Freund der Einsamkeit, welcher sich kaum um seinesgleichen bekümmert, am wenigsten aber mit anderen Geschöpfen abgeben mag; aber er studirt seine Nachbarn und richtet nach dem Ergebnisse sein Verfahren ein. Vertrauen kennt er nicht; jedes Thier erscheint ihm, wenn nicht bedenklich, so doch beachtenswerth. Er beobachtet also jederzeit alles, was um ihn her vorgeht, und täuscht sich selten." [4]

Der Eurasische Triel ist hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv, zur Brutzeit auch tagaktiv. Er ist je nach Region ein Zugvogel, Teilzieher oder Standvogel. Er besiedelt steppenartige Gebiete der Ebenen und des Hügellandes, Heiden, Halbwüsten, steinige Äcker, trockene Verlandungsgebiete, ausgetrocknete Flussbette und Kiesinseln in Flüssen. Im Orient soll er auch auf Flachdächern brüten. Bei nahender Gefahr drückt er sich erst nieder, um dann in der Regel zu Fuß zu fliehen. Er ernährt sich von Insekten, Schnecken, Würmern sowie kleinen Amphibien und Reptilien. Er ist ein territorialer Einzelbrüter, dessen Nester weit auseinander liegen. Das Nest ist eine flache Mulde, die mit kleinen Steinchen, Grashalmen etc. ausgelegt wird. Das Gelege besteht aus zwei, selten drei, 54x38 mm großen Eiern, die vom letzten Ei an während 25-27 Tagen bebrütet werden. Die Küken sind Nestflüchter, mit 4 Wochen sind sie flugfähig und mit 8 Wochen selbständig. Mitteleuropäische Triele ziehen von Juli-Oktober in den Mittelmeerraum oder ins nördliche Afrika und kommen hauptsächlich in der zweiten Märzhälfte zurück [1; 4; 8; 9].

Gefährdung und Schutz

Wegen seiner weiten Verbreitung und seines mit 360-580'000 erwachsenen Vögeln immer noch großen Bestands wurde der Eurasische Triel aufgrund von Beurteilungen aus den Jahren 2018 und 2020 trotz negativem Bestandstrend als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2; 3].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art fällt jeweils unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und der Bonner Konvention über wandernde Tierarten sowie unter Anhang I der Europäischen Vogelschutz-Richtlinie. Merkwürdigerweise ist sie im Gegensatz zum (in Europa nicht vorkommenden!) Senegaltriel im African-European Waterbird Agreements (AEWA) nicht aufgeführt.

Situation in Mitteleuropa: In Deutschland war der Triel vorübergehend ausgestorben. Zu Ende des 19. Jahrhunderts verschwand er aus Baden, wo er auf den Kiesbänken des Rheins gebrütet hatte, danach aus anderen Gebieten des Landes, zuletzt 1968 aus der Lüneburger Heide und 1976 aus der Uckermark. Seit 2011 brüten Triele wieder in sehr geringer Zahl im Markgräflerland [10]. In Österreich gibt es noch Restvorkommen in Niederösterreich, die um 2020 nur noch etwa 10 Paare im Marchfeld und Steinfeld umfassten. Zwanzig Jahre zuvor waren es noch etwa 20-30 gewesen [6]. In der Schweiz ist die Art ein seltener Durchzügler. Zum Teil stammen die gesichteten Vögel aus dem benachbarten Elsass, wo sich ein Brutbestand von weniger als 100 Paaren halten konnte [8].

Bedeutung für den Menschen

Der Eurasische Triel wird gebietsweise zur Fleischgewinnung und als Sport (Beizjagd) bejagt und soll laut IUCN für den internationalen Tierhandel gefangen werden [2; 3; 4].

Haltung

Die Haltung erfolgt meist in großen, bisweilen für das Publikum begehbaren Volieren in Gesellschaft mit anderen Limikolen, Enten, Stelzvögeln, Zwergohreulen, Wiedehopfen, Singvögeln etc., so z. B. in Augsburg, Innsbruck, Köln, Olching, Servion oder Stuttgart. Das Höchstalter für gehaltene Triele wird mit 16 Jahren und 11 Monaten angegeben [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 40 Zoos gezeigt, die sich zu über einem Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen für Gehege für Sumpf- und Strandvögel. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) schreibt für die Haltung von bis zu 8 Vögeln eine Voliere mit einer Grundfläche von 20 m² und einer Höhe von 2 m mit einem 6 m² großen Wasserbecken vor. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Grundfläche um 1 m² zu erweitern. Das alles macht für eine paarweise lebende, territoriale und in Trockengebieten vorkommende Art überhaupt keinen Sinn.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Eurasische Triel wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Charadrius oedicnemus" erstmals wissenschaftlich beschrieben und benannt. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Burhinus wurde 1811 von dem in Berlin tätigen Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER eingeführt. Es werden sechs Unterarten unterschieden: die Nominatform in Europa, B. o. saharae in Nordafrika und im Mittelmeerraum, B. o. harterti in Europäisch Russland bis Zentralasien, gleich zwei (B. o. distinctus und B. o. insularum) auf den Kanarischen Inseln und eine weitere (B. o. indicus), die von manchen Autoren als eigene Art angesehen wird [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BEZZEL, E. (1985)
  2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Burhinus oedicnemus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T45111439A132038252. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T45111439A132038252.en. Accessed on 03 August 2022.
  3. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Burhinus oedicnemus. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T45111439A166454549. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T45111439A166454549.en. Accessed on 03 August 2022.
  4. BREHM, A. E. (1882-1887)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. DER STANDARD vom 24.02.2020. Der Triel: Ein sehr seltener Vogel als Schnellstraßenverhinderer.
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  8. MAUMARY, L. et al. (2007)
  9. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  10. TREPTE, A. Vögel in Deutschland. https://www.avi-fauna.info

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