Lappen- und Seetaucher

Schwarzhalstaucher

Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) im Zoo Augsburg Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) im Zoo Augsburg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Lappentaucherartige (Podicipediformes)
Familie: Lappentaucher (Podicipedidae)

D LC 650

Schwarzhalstaucher

Podiceps nigricollis • The Black-necked Grebe • Le grèbe à cou noir

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Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) im Prachtkleid im Zoo Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Ganzjahres- und Brutverbreitung des Schwarzhalstaucherstauchers (Podiceps nigricollis)

 

 

 

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Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis), Weibchen im Ruhekleid auf Bremehrs Hof, Verl © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis), Paar auf Bremehrs Hof, Verl © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) im Prachtkleid im Weltvogelpark Walsrode © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

 

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Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) im Prachtkleid im Parco faunistico Oasi di Sant Alessio, Lombardei © Alex Kantorovich, https://zooinstitutes.com/

 

 

 

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Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) im Prachtkleid im Zoo Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Ei des Schwarzhalstauchers (Podiceps nigricollis) aus der Sammlung des Naturhistorischen Museums Toulouse © Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

 

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Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis), Paar. Illustration aus John GOULD (1873): The Birds of Great Britain, Vol. 5. Gemeinfrei.

 

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Der Schwarzhalstaucher, früher "Schwarzhalssteißfuß", ist ein kleiner Lappentaucher, der in Europa, Asien, im südlichen Afrika und in Nordamerika weit verbreitet ist. In Europa gilt er als gefährdet, was allerdings global nicht der Fall ist. In europäischen Zoos ist er nur selten zu sehen. Dabei handelt es sich bisweilen um verletzte oder erschöpfte Fundvögel, die nur kurzfristig gehalten werden. Eine nachhaltige Zucht gibt es in Zoos nicht.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Gesamtlänge von 30 (28-34) cm, einer Flügelspannweite von 56-60 cm und einem Gewicht von 300 (250-350 g ist der Schwarzhalstaucher nur wenig größer als der Zwergtaucher, hat aber einen deutlich längeren Hals. Es gibt keinen Geschlechtsdimorphismus. Die Iris ist rot, die Füße sind schwarz. Im Brutkleid sind Hals und Kopf schwarz mit einem goldbraunen Federschopf in der Ohrgegend und verlängerten Federn am Hinterkopf. Im Ruhekleid sind Körperoberseite, Hinterhals und Oberkopf graubraun. Bauch, Flanken, Vorderhals, Halsseiten und Kehle sind weiß, die Ohrbüschel sind reduziert und gräulich [1; 4; 5; 6; 9].

Verbreitung

Der Schwarzhalstaucher ist als Brutvogel in Europa, Asien und Ost- und Südafrika weit verbreitet. Er gilt in über 100 Ländern und abhängigen Territorien als einheimisch, in den meisten davon als Brutvogel. In Europa sind dies: Albanien, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, (Norwegen), Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ungarn, Weißrussland [2; 3].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schwarzhalstaucher brütet vorzugsweise an eutrophen kleineren Seen und Teichen ab einer Fläche von ca. 3 ha mit reichlicher Unterwasser- und Randvegetation. Im südlichen Afrika auch an temporären Süß- oder Salzwasser-Vleis. Im Winter hält er sich auf größeren Seen auf. Je nach Region ist er ein Stand- oder Zugvogel, die mitteleuropäischen Vögel sind Kurzstreckenzieher.  Der höchste Brutplatz in Europa liegt am Lac de Joux im Schweizer Jura auf 1'005 m. Die überwiegend durch Tauchen erbeutete Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten und deren Larven, Wasserflöhen, anderen Krebschen und Mollusken, ferner werden Kaulquappen, Frösche und kleine Fische gefangen. Gebrütet wird einmal pro Jahr einzeln oder gruppenweise, wobei das Nest und seine unmittelbare Umgebung gegen Artgenossen verteidigt wird. Die Neststandorte befinden sich oft am Rand von Lachmöwenkolonien. Brutbeginn ist bei uns ab Mitte April bis Juli. Das Gelege besteht aus 3-4 (2-6) weißen, mit der Zeit bräunlich werdenden, ca. 42x30 mm großen Eiern, die von beiden Partnern während 20-22 Tagen ausgebrütet werden. Die Küken werden während der ersten Tage auf dem Rücken der Eltern getragen. Sie beginnen mit einer Woche zu tauchen und werden nach 3-4 Wochen selbständig. Mit einem Jahr sind sie geschlechtsreif [1; 5; 8; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Schwarzhalstaucher hat eine riesige Verbreitung und einen sehr großen Weltbestand der auf rund 4 Millionen erwachsene Vögel geschätzt wird. Über Bestandstrends ist wenig bekannt, aber es wird angenommen, dass in dieser Hinsicht kein allgemeines Problem, gebietsweise sogar eine Zunahme besteht. In Europa hat sich die Art vom 19. Jahrhundert bis ca. 1930 ausgebreitet, danach waren die Brutbestände im Wesentlichen rückläufig und wurden zuletzt auf noch 35'500-57'900 Brutpaare geschätzt, nachdem sie im Verlauf von 15 Jahren um ein Drittel abgenommen hatten. Die Art wurde daher aufgrund von Beurteilungen aus den Jahren 2018 und 2020 global als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN), in Europa als gefährdet (VULNERABLE) eingestuft. Die aktuell größten europäischen Populationen finden sich in Russland und in der Ukraine [1; 2; 3].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Die Art unterliegt nicht Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie. Sie fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und unter Anhang 2 des African-European Migratory Waterbird Agreements (AEWA).

Situation in Mitteleuropa: In Österreich wird die Art als vom Aussterben bedroht auf der nationalen Roten Liste geführt, in Deutschland und der Schweiz als gefährdet [10; 11; 12]. Der Schwarzhalstaucher ist in Deutschland mit einer Brutpopulation von 900-1'100 Paaren eine nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Art. In der Schweiz ist er ein seltener, lokaler Brutvogel mit einem Bestand von 3-4 Paaren und ein regelmäßiger Durchzügler und Wintergast (in den letzten Jahren ca. 4-6'000 Stück), der nach Jagdgesetz geschützt ist. Der Brutbestand in Österreich wird mit 1-21 beziffert, der Schutz obliegt den Bundesländern [3; 7; 8].

Bedeutung für den Menschen

Der Schwarzhalstaucher wird gebietsweise zur Gewinnung von Fleisch und als Sport bejagt und soll laut IUCN für den internationalen Tierhandel gefangen werden, was allerdings ziemlich fraglich scheint [2; 3].

Haltung

Schwarzhalstaucher können mit Vögeln anderer Arten in einer großen, für das Publikum begehbaren Voliere vergesellschaftet werden, wie dies z.B. im Zoo Augsburg der Fall ist. Das - allerdings nur extrem selten erreichte - Höchstalter wird für wildlebende Vögel mit 8 Jahren und 7 Monaten angegeben [13].

Haltung in europäischen Zoos: Schwarzhalstaucher werden nur selten gehalten. Oft handelt es sich um Einzeltiere, die geschwächt oder verletzt aufgefunden und dem Zoo zur Pflege überlassen wurden. Eine nachhaltige Haltung und Zucht gibt es in europäischen Zoos nicht. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestnormen für Gehege für Lappentaucher. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) sind sie in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 4 m² Fläche bei einer Höhe von 2 m vorzusehen.

Taxonomie und Nomenklatur

Obwohl er in Europa weit verbreitet ist, wurde der Schwarzhalstaucher nicht schon 1758 von Carl von LINNÉ, sondern erst 1831 von Christian Ludwig BREHM, dem Vater von Alfred BREHM, unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Das dürfte damit zusammenhängen, dass er dem Ohrentaucher sehr ähnlichsieht. Es gibt 3 Unterarten [4]:

  • Podiceps n. nigricollis: brütet in Eurasien, überwintert in Südasien und Ostafrika
  • Podiceps n. gurneyi: im südlichen Afrika
  • Podiceps n. californicus: brütet in Kanada und den USA, überwintert südlich davon bis Guatemala

Literatur und Internetquellen

  1. BEZZEL, E. (1985)
  2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Podiceps nigricollis. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22696610A132584321. https://www.iucnredlist.org/species/22696610/132584321. Accessed on 05 August 2022.
  3. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Podiceps nigricollis. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22696610A166313934. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22696610A166313934.en. Accessed on 05 August 2022.
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GINN, P.J., McILLERON, W.G. & MILSTEIN, P. le S. (1999)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2020)
  8. MAUMARY, L. et al. (2007)
  9. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  10. ROTE LISTE DEUTSCHLAND (2021)
  11. ROTE LISTE ÖSTERREICH (2017)
  12. ROTE LISTE SCHWEIZ
  13. SCHWEIZERISCHE VOGELWARTE SEMPACH

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Gelesen 3494 mal Letzte Änderung am Montag, 26 Juni 2023 15:27
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