Rinder und Waldböcke

Rinderrassen

Eringer Kuh (Bos primigenius f. taurus) im Oberwallis Eringer Kuh (Bos primigenius f. taurus) im Oberwallis
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Rinder i. e. S. (Bovini)

D NB650

Rassen des Taurinen Hausrind

Bos primigenius f. taurus • Domestic Cattle Breeds • Races du boeuf domestique

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Altdeutsches Schwarzbuntes Niederungsrind

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Altdeutsches Schwarzbuntes Niederungsrind (Bos primigenius f. taurus) im Tierpark Nordhorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Altdeutsches Schwarzbuntes Niederungsvieh (Bos primigenius f. taurus) im ErlebnisZoo Hannover © Zoo Hannover (Pressefoto)

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Altdeutsches Schwarzbuntes Niederungsvieh (Bos primigenius f. taurus) im ErlebnisZoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Das mittelrahmige Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind ist eine alte Zweinutzungsrasse. Es ist behornt, schwarz-weiß gescheckt und hat ein weißes Euter, eine weiße Schwanzspitze und weiße Beine unterhalb der Fußwurzelgelenke. Es ist vom Schwarzbunten Deutschen Holstein durch eine geringere Körpergröße und eine stärkere Bemuskelung deutlich zu unterscheiden. Kühe erreichen eine Kreuzbeinhöhe von 130-140 cm und ein Gewicht von 550-650 kg, Bullen werden 150-162 cm hoch und 1’000-1'150 kg schwer.

Schwarzbunte Niederungsrinder sind langlebig, fruchtbar, robust und vital. Sie werden zunehmend im ökologischen Landbau und in der Landschaftspflege eingesetzt. Sie sind geeignet für Betriebe, die die eigenen Bullenkälber mästen. Die durchschnittliche Milchleistung der registrierten Kühe lag im Jahr 2016 bei 6'774 kg mit einem Milchproteingehalt von 3.5% und einem Fettgehalt von 4%. Seit 1989 existiert ein Verein, der sich um die Erhaltung der Rasse kümmert.

Das Altdeutsche Schwarzbunte Niederungsrind ist eine Fokusrasse des seit 2020 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Erhaltungszuchtprojekt der deutschen Zoologischen Gärten. Die Rasse wird in Deutschland in etwa einem Dutzend Zoos gezeigt

Literatur und Internetquellen:

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Camargue-Rind

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Camargue-Rind (Bos primigenius f. taurus) auf dem Domaine Paul Ricard, Méjanes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Camargue-Rind (Bos primigenius f. taurus), Stier- und Ochsenherde auf dem Domaine Paul Ricard, Méjanes© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Camargue-Kuh (Bos primigenius f. taurus) in der Camargue, Nähe Bac du Sauvage © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Die Rinder der auf Provenzalisch "Raço di bioù" genannten Camarguerasse leben seit Langem halbwild auf den Feuchtwiesen der Camargue und der Petite Camargue. In den autochthonen Bestand wurden zwischen 1950 und 1980 jährlich etwa 5% spanische Kampfstiere eingekreuzt. Heute wird die Rasse rein gezüchtet. Die zur Zucht eingesetzten Stiere sind im Mittel 4, die Kühe 6 Jahre alt.

Die schwarzen, selten dunkelbraun gefärbten Stiere erreichen eine Schulterhöhe von 125, selten mehr als 130 cm und ein Gewicht von 300-450 kg, bei den Kühen sind es 115-120 cm bzw. 200-270 kg. Die Hörner ähneln jenen des Auerochsen, von dem 2 km von Arles entfernt rund 20'000 Jahre alte Überreste aus der Solutréen-Periode gefunden worden sind.

Es gibt über 150 "Manades" (Haltungen) mit zusammen ungefähr 18'000 bis 20'000 Tieren, von denen allerdings nur ein kleiner Teil im seit 1999 offiziell anerkannten Zuchtbuch eingetragen ist. Die Rasse dient vor allem den traditionellen Festen, Stierwettkämpfen und Strassenveranstaltungen, die während der "Saison taurine", in der Regel von Mitte März bis Mitte November stattfinden. Die Milchleistung der Kühe ist gering und reicht nur für die Aufzucht des Kalbs aus. Das Fleisch aus den jährlich 1’700-1'800 Schlachtungen wird, wenn die Qualitätsanforderungen erfüllt sind, als "Taureau de Camargue AOP" vermarktet. Die Produktionsmenge liegt zwischen 240 und 320 Tonnen pro Jahr.

Literatur und Internetquellen:

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Dahomeyrind

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Dahomeykuh mit Kalb (Bos primigenius f. taurus) im Tierpark Hellabrunn, München © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dahomeyrind (Bos primigenius f. taurus) in Tonis Zoo, Rothenburg LU © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dahomeyrind (Bos primigenius f. taurus) in spielerischem Kampf mit Zwergziegenbock im Tierpark Berlin © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Rindern gehören die Dahomeys dem in Europa verbreiteten taurinen Rindertyp an. Sie sind haben einen ausgesprochen kurzen Schädel mit kurzen, ovalen Hörnern, die im Alter meist nach unten zeigen und einen sehr langen Schwanz mit langer Quaste. Die Fellfarbe ist schwarz oder grau, bisweilen mit weißen Flecken am Bauch. Das Euter der Kuh, ist klein und hat manchmal nur 3 Zitzen. Die Milchleistung reicht lediglich zur Aufzucht der bei Geburt bräunlichen oder silbergrauen, ca. 40-45cm großen und 10-15 kg schweren Kälber.

Mit einer Widerristhöhe von 80-90 kg und einem Gewicht bis 230 kg bei den Kühen sowie 90-105 cm und bis 300 kg bei den Bullen ist das Dahomey-Rind die weltweit kleinste Rinderrasse. Es stammt ursprünglich aus dem ehemaligen Königreich Dahomey (heute Benin) in Westafrika, wo es heute als Folge von Verdrängungskreuzungen mit leistungsfähigeren Rinderrassen selten geworden ist. Nach Europa gelangten die ersten Dahomey-Rinder zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nämlich in den Zoo von Antwerpen, wohin sie als Futtertiere für einen Raubtiertransport mitgeführt worden waren. Die für diesen Zweck nicht benötigten Überlebenden bildeten den Anfangsbestand der Rasse in Europa.
Dahomeys sind extrem anspruchslose Rinder mit bescheidener wirtschaftlicher Bedeutung. Sie haben sich gut an das mitteleuropäische Klima angepasst und eignen sich sehr gut für die Weidpflege von Ökowiesen und Berghängen, da sie kaum Trittschäden verursachen. Ein gut belüfteter, trockener Stall im Winter und eine Schutzhütte im Sommer sind ausreichend für das Wohlergehen der Tiere.

Literatur und Internetquellen:

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Eringer

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Eringerkuh im Römischen Haustierpark, Augst, Kanton Baselland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eringerkuh (Bos primigenius f. taurus) im Römischen Haustierpark, Augst, Kanton Baselland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eringerkalb (Bos primigenius f. taurus) im Römischen Haustierpark, Augst, Kanton Baselland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Eringerkühe (Bos primigenius f. taurus) beim Kampf in der Römischen Arena von Martigny © Christof Berger. Veröffentlicht unter derCreative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

Die aus dem Val d'Hérens im Kanton Wallis stammenden Eringer sind urtümliche, brachycephale Rinder. Ihre Rasse gehört zu den kleinwüchsigsten in Europa. Sie geht zurück auf Rinder, die im Wallis bereits vor 5'000 Jahren vertreten waren und ist nahe verwandt mit den autochthonen Rassen Castana und Pezzatanera des Aostatals sowie dem österreichischen Tuxer-Rind. 1835 wurde die Zulassung von Zuchtstieren reglementiert, seit 1885 ist die Zucht durch ein kantonales Gesetz geregelt und seit 1885 gibt es einen Rassestandard, der wesentlich durch das Interesse der Züchter an kräftigen und kampfeslustigen, für die traditionellen Kuhkämpfe geeigneten Tieren bestimmt wurde. 1920 schlossen sich die Züchter zu einem Verband zusammen.

Die Eringer sind stämmige Rinder mit kurzem und breitem Kopf, kräftigen Hörnern, einem breiten, muskulösen Körper und kurzen und kräftigen  Gliedmaßen mit harten Klauen. Stiere erreichen eine Widerristhöhe von 127-137 vcm, einen Brustumfang von 185-220 cm und ein Gewicht von 650-950 kg. Kühe werden 124-133 cm hoch, haben einen Brustumfang von 180-215 cm und ein Gewicht von 480-800 kg. Kälber wiegen bei der Geburt zwischen 30 und 50 kg. Das Fell ist einfarbig, meistens schwarz, kann aber über helles kastanienbraun bis ziegelrot variieren. Oft weist es einen hellen Streifen auf dem Rücken auf. Das Milchproduktivitätsziel wurde auf 3'500 kg Milch während der Standardlaktation (240 bis 305 Tage) mit einem durchschnittlichen Fettgehalt von 3,9 % und einem Proteingehalt von 3,5 % festgelegt. Die besten Milchkühe erreichen Mengen von 5'400 bis über 6'200 kg. Für die Mast wird ein täglicher Zuwachs von 1'100 g angestrebt.

Beim Alpaufzug im Frühling machen die Eringerkühe die Hierarchie innerhalb der Herden aus. Dies führte zur Tradition der Ringkuhkämpfe im ganzen Kanton. Eingeteilt in Alters- und Gewichtskategorien, suchen sich dabei die Kühe ihre Gegnerinnen im Ring selbst aus. Wer sich nicht zum Kampf stellt oder ihn verliert, scheidet aus. In jeder Kategorie wird die stärkste Kuh zur Königin erkoren. Im Mai findet im Dorf Aproz der nationale Final statt, bei dem die Siegerinnen der ersten vier Kategorien den Titel der «Königin der Königinnen»  (reine des reines) unter sich ausmachen.

Eringer sind nach Zootierliste (2022) nur in zwei zoologischen Einrichtungen in der Schweiz zu sehen.

Literatur und Internetquellen:

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Évolèner Rind, Vache Évolénarde

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Évolènerkuh mit Kalb (Bos primigenius f. taurus) im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Évolèner Rind (Bos primigenius f. taurus) im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Évolèner Kalb (Bos primigenius f. taurus) im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Évolèner Kuh (Bos primigenius f. taurus) an der Pro Specie Rara-Ausstellung in Brunegg, 2022 © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Évolèner Kuh (Bos primigenius f. taurus) in gemischter Évolèner-/Eringer-Herde. Ausschnitt von Postkarte aus dem Jahr 2013. Gemeinfrei.

Bereits vor rund 6'000 Jahren wurden im Wallis Rinder gehalten, aus denen die beiden Schwesterrassen Eringer und Évolèner hervorgegangen sind. 1859 wurde die Évolèner Rasse zum ersten Mal explizit in einem Bericht erwähnt. In der Folge wurde jedoch nicht mehr zwischen Eringern und Évolènern differenziert. Um die Rasse im Erscheinungsbild zu vereinheitlichen, wurde ab 1885 von der Walliser Regierung die Einfarbigkeit propagiert. Einige wenige Züchter hielten an den gefleckten Tieren fest und selektionierten in der Folge nicht auf den Kuhkampf, sondern hielten am kleinen Zweinutzungsrind fest. Durch die unterschiedliche Selektion entstanden aus demselben Ursprung zwei Rassen. Ende der 1980er Jahre gab es nur noch wenige Évolèner Rinder. Daher griff die Organisation ProSpecieRara ein und konnte zusammen mit engagierten Züchtern verhindern, dass die Rasse für immer von der Bildfläche verschwand. 1995 schlossen sich die Züchter zur Evolener Viehzuchtgenossenschaft EVZ zusammen und begannen mit der Führung eines Herdebuchs. Seit 2001 gibt es, nach internem Knatsch, auch einen Évolèner Zuchtverein. Das Herdebuch wird seit 2012 von Swissherdbook betreut. 1997 wurde die Genossenschaft im Züchterverband für gefährdete Nutztierrassen ProSpecieRara aufgenommen und wurde 1998 vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) als Zuchtorganisation anerkannt, womit die Rasse statalich gefördert wird.

Das Évolèner Rind ist ein kleines, kurzköpfiges Zweinutzungsrind mit einer Milchleistung von 2'500-3'500 kg auf Grundfutterbasis, bei intensiver Fütterung von 5'000-6'000, und einer guten Schlachtausbeute. Die Tiere zeichnen sich durch ihre rote, kastanienbraune oder, seltener, schwarze Färbung aus und tragen rassetypisch einen weissen Stern, bisweilen auch eine Blesse auf der Stirn. Auch Schwanz, Bauch, Beine und Rücken können weisse Flecken aufweisen. Stiere erreichen eine Widerristhöhe von 120-130 cm und ein Gewicht von 500-700 kg, Kühe messen 115-125 cm und wiegen 400-600 kg. Das Geburtsgewicht liegt bei 27 kg, das Erstkalbealter bei 26-32 Monaten.

Im Jahr 2016 gab es 6'270 im Herdebuch erfasste Tiere die von 850 Züchtern gehalten wurden. Das entspricht run 0.4% des schweizerischen Rindviehbestands.

Évolèner Rinder sind nach Zootierliste (2022) nur in zwei zoologischen Einrichtungen in der Schweiz zu sehen.

Literatur und Internetquellen:

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Glanrind

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Glankuh (Bos primigenius f. taurus) mit Kalb im Tiergarten Worms © Tiergarten Worms (Pressefoto)

 

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Glankuh (Bos primigenius f. taurus) mit Kalb im Tiergarten Worms © Jennifer Natusch, Tiergarten Worms (Pressefoto)

 

Das Glanrind ist ein robustes Dreinutzungsrind, das sich besonders für eine extensive Nutzung eignet. Es wird auch in der Landschaftspflege eingesetzt. Das Hauptzuchtgebiet dieses einfarbig gelben Höhenviehschlages liegt in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen. Sein Ursprung geht auf eine 1771 von Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken erlassene Körverordnung zurück, die vorsah, dass das rote Pfälzer Landvieh durch Einkreuzung von Simmentaler Fleckvieh und Schweizer Braunviehdie verbessert werden sollte. Ursprünglich gab es zwei verschiedene Schläge, einen leichteren, einfarbigen Schlag mit relativ hohem Milchertrag und ein schwereres, grobknochiges, geschecktes Arbeitsrind. Aber noch im 19. Jahrhundert kam es zur Vereinigung beider Schläge. In den 1950er Jahren erreichte die Rasse einen Höchstbestand von 400'000 Tieren. Innerhalb der drei folgenden Jahrzehnte starb sie als Ergebnis einer Verdrängungszucht mit dem Roten Dänischen Milchrind beinahe aus. 1984 wurde mit den verbleibenden 27 zuchttauglichen Glanrindern ein Erhaltungszuchtprogramm gestartet. Heute gibt es in Deutschland wieder rund 2'000 Stück. In der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) ist das Glanrind in der Kategorie II - Stark gefährdet aufgeführt.

Literatur und Internetquellen:

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Rätisches und Tiroler Grauvieh

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Rätisches Grauvieh (Bos primigenius f. taurus), Stier im Schweizerischen Freilichtmuseum Ballenberg, Hofstetten bei Brienz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rätisches Grauvieh (Bos primigenius f. taurus), Kalb im Schweizerischen Freilichtmuseum Ballenberg, Hofstetten bei Brienz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rätisches Grauvieh (Bos primigenius f. taurus), Rind im Schweizerischen Freilichtmuseum Ballenberg, Hofstetten bei Brienz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rätisches Grauvieh (Bos primigenius f. taurus), Kuh an der Pro Specie Rara-Ausstellung in Brunegg, 2022 © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Tiroler Grauviehkalb (Bos primigenius f. taurus) wird von Original-Braunviehrind begutachtet © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

Das Grauvieh hat seinen Ursprung in den Torfrindern der Pfahlbauer, den silbergrauen Rindern der Rätier und dem Vieh der Kelten, Alemannen und Walser. Die ursprünglich in den Bündner Bergtälern beheimatete Rasse, von der es einen leichten und einen schweren Schlag gab, galt als ausgesprochenes Dreinutzungsrind (Arbeit, Milch und Fleisch) und noch bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Nachfrage nach Grauvieh im In- und Ausland gross. Durch die einseitige Förderung des auf Milchleistung gezüchteten Braunviehs wurde das Grauvieh bis 1920 verdrängt und ging in der Schweiz komplett in der Braunviehpopulation auf. Daher galt die Rasse lange als ausgestorben, bis man dem leichten Albulaschlag typähnliche Tiere im Oberinntal und in der Finstermünzschlucht fand und diese ab 1985 nach Graubünden einführte. Ab 1997 mussten keine Tiere mehr importiert werden. Heute hat sich der leichte Schlag des anspruchslosen und robusten rätische Grauviehs als Zweinutzungsrasse im schweizerischen Berggebiet wieder etabliert. Genutzt werden die Tiere als Mutterkühe für die Kälbermast und für die Milchproduktion. Auf der Basis von Raufutter liefern die Kühe über eine Laktationsperiode im Mittel 3'600 kg Milch. In der extensiven Haltung sind sie auch deshalb beliebt, weil sie mit ihrem leichten Körperbau wenig Trittschäden verursachen und auch unwegsames Gelände beweiden können.

1992 wurde die Genossenschaft der Grauviehzüchter GdG, heute Verein Rätisches Grauvieh Schweiz, gegründet, mittlerweile gibt es in der Schweiz zwei weitere Züchterorganisationen, den Schweizer Grauviehzuchtverein und den Rasseclub Grauvieh Schweiz, der ausschließlich Mutterkuhhalter umfasst. Zusammen halten die Mitglieder dieser Organisationen rund 2'000 Stück Grauvieh, davon etwa die Hälfte Zuchttieren. In Österreich, wo der Schwerpunkt der Zucht in Tirol liegt, gab es 2019 im Herdebuch 42 Zuchtstiere und 4'112 Zuchtkühe.

Grauviehkälber wiegen bei der Geburt 34-45 kg. Stiere werden 900-1'050 kg, Kühe 550-650 kg schwer. Die Widerristhöhe beträgt bei den Stieren 140-150 cm, bei den Kühen 129-139 cm. Die Farben des Grauviehs reichen von eisengrau, silbergrau, dunkelgrau bis zu grau-gelb mit stark fuchsigem Stirnschopf. Klauen und Hörner sind dunkel. Das Flotzmaul ist schwarz. Charakteristisch ist der weiße Aalstrich auf dem Rücken. Die Umgebung der Augen, Hals und Schultern sowie die Außenseite der Schenkel sind etwas dunkler. Die Umgebung des Flotzmauls, die Innenseite der Ohren, die Rumpfunterseite und das Euter sind nahezu weiß. Die Stiere sind dunkler und oft hell gesattelt.

Rätisches bzw. Tiroler Grauvieh ist in etwa 10 Zoos bzw. Freilichtmuseen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen.

Literatur und Internetquellen:

 

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Hinterwälder Rind

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Hinterwälder Rinder (Bos primigenius f. taurus) im Tierpark Hellabrunn, München © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Junges Hinterwälder Rinder (Bos primigenius f. taurus) im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Hinterwälder Kühe (Bos primigenius f. taurus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Hinterwälder Kühe (Bos primigenius f. taurus) mit Kalb in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

Kleine, trittsichere Rinder waren früher in vielen Alpentälern und Mittelgebirgen verbreitet. Die meisten sind ausgestorben. Überlebt hat aber z. B. im südlichen Hochschwarzwald das Hinterwälder Rind, das dank seiner Isoliertheit auch die Rinderpestepidemie von 1814 bis 1816 überstand, welche ansonsten dem badischen Rindviehbestand arg zusetzte. Seine größte Verbreitung hatte es mit ca. 30'600 Tieren wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die organisierte Zucht begann im Jahr 1889, kam aber während des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen und musste in der Folge neu aufgebaut werden. Um 1960 war der Bestand wieder auf über 1’300 Tiere angestiegen, sank aber danach, bis 1975 nur noch 298 Herdbuchkühe vorhanden waren. Durch staatliche Förderung und das Aufkommen der Mutterkuhhaltung gab es ab den 1980er Jahren eine Zunahme, und 2018 zählte das deutsche Herdbuch wieder 89 Bullen und 2'252 Kühe. 1984-87 importierten PRO SPECIE RARA und engagierte Züchter 102 Tiere in die Schweiz. 1988 wurde ein Zuchtverein gegründet, der nach zwei weiteren Importen 1998 offiziell als Zuchtverband anerkannt wurde, was mit einer Förderung der Zucht durch den Bund einherging. 2015 umfasste das Herdbuch 9 Bullen und 647 Kühe.

Hinterwälder sind robuste, genügsame und langlebige, bestens zur Mutter- und Ammenkuhhaltung geeignete Zweinutzungsrinder mit hoher Fruchtbarkeit, die auch in der Landschaftspflege eingesetzt werden. Sie sind falb bis rot gesprenkelt, gescheckt oder gedeckt mit meist weißem Kopf. Sie sind die kleinsten Rinder Mitteleuropas. Kühe haben eine Widerristhöhe von 115-125 cm und erreichen ein Gewicht von 380-490 kg. Die Milchleistung liegt  bei etwa 3'400 kg mit 3.99% Fett- und 3.40% Eiweißgehalt.

Das Hinterwälderrind ist eine Fokusrasse des seit 2020 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Erhaltungszuchtprojekts der deutschen Zoologischen Gärten. In zoologischen Einrichtungen Deutschlands und der Schweiz gibt es gegen 20 Haltungen.

Literatur und Internetquellen:

 

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Schottisches Hochlandrind

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Schottisches Hochlandrind (Bos primigenius f. taurus), Kuh im Naturschutzgebiet Neeracher Ried bei Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schottisches Hochlandrind (Bos primigenius f. taurus), Kalb im Naturschutzgebiet Neeracher Ried bei Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schottisches Hochlandrind (Bos primigenius f. taurus), Bulle im Tierpark Neumünster © Verena Kaspari, TP Neumünster

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Schottisches Hochlandrind (Bos primigenius f. taurus), unterschiedliche Farbschläge im Tierpark Weihermätteli, Liestal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Das Schottische Hochlandrind ist durch ein langes, dichtes Fell gegen Kälte, Regen und Hitze geschützt. Die vorherrschende Farbe ist Rot. Gelb, Dunkelbraun und Schwarz sind auch relativ häufig, während Graubraun und Weiß seltener vorkommen. Der kurze dreieckige Kopf trägt einen buschigen Haarschopf, der die Augen bedeckt. Die Ohren haben einen auffallend langen Behang. Die extrem langen, symmetrisch geschwungenen Hörner ähneln jenen des Auerochsen und verleihen dem klein- bis mittelrahmigen Schottischen Hochlandrind sein charakteristisches Aussehen. Kühe haben eine Kreuzbeinhöhe von 110-128 cm und ein Gewicht von 450-650 kg, Bullen werden um die 138 cm hoch und 650-850 kg schwer. Das Geburtsgewicht der Kälber liegt bei 22-25 (20-30) kg.

Hochlandrinderherden werden ganzjährig im Freien gehalten und werden gerne zur Landschaftspflege eingesetzt. Die Kälber verbleiben bei ihren Müttern und werden von diesen gesäugt. Da die Bullen ruhige und umgängliche Tiere sind, können sie ganzjährig in der Herde stehen.  Jungbullen werden auf gesonderten Flächen gehalten, um Rivalitäten zu verhindern. Die Rinder sind spätreif. Bullen und Ochsen sind nur weidemasttauglich und für eine Intensivmast nicht geeignet. Ihr ideales Schlachtalter liegt bei 24 bis 30 Monaten. Schriftliche Belege für das Schottische Hochlandrind gibt es seit dem 18. Jahrhundert. Das Erste Zuchtbuch wurde 1885 veröffentlicht. In der Schweiz wird die Haltung durch den Verein "Highland Cattle Society Switzerland" mit über 200 Mitgliedern gefördert, in Deutschland und Österreich gibt es entsprechende Vereine. In Deutschland wurden die ersten Hochlandrinder 1978 nach Schleswig-Holstein eingeführt, in Zoos, Tier- und Wildparks wurde die Rasse ab den 1990er Jahren in größerem Umfang gehalten.

Um höhere Erträge zu erzielen werden in Schottland neben der Reinzucht auch Gebrauchskreuzungen mit Fleischrassen, z. B. Beef Shorthorn, durchgeführt

Literatur und Internetquellen:

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Limpurger oder Leintäler Rind

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Limpurger Kühe(Bos primigenius f. taurus) mit Kälbern in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Limpurger Kalb (Bos primigenius f. taurus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

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Limpurger Kalb (Bos primigenius f. taurus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

Das extrem gefährdete Limpurger oder Leintäler Rind, ist die älteste noch existierende württembergische Rinderrasse. Ihr Namen leitet sich von der Grafschaft Limpurg ab, die um die Wende von 18. zum 19. Jahrhundert mit Württemberg vereinigt wurde. Während die anderen württembergischen Landschläge durch Einkreuzung von Schweizer Simmentalern verdrängt wurden, erhielten sich die nach dem 30-jährigen Krieg aus Kreuzungen des Roten Landviehs mit dem Allgäuer Vieh entstandenen Limpurger trotz mehrerer Einkreuzungsversuche rein. Ab Ende des 19. Jahrhunderts ging ihre Zahl jedoch kontinuierlich zurück, 1963 wurde der Limpurger Zuchtverband aufgelöst, und Anfang der 1980er Jahre galt die Rasse offiziell als ausgestorben. Einige Betriebe hatten jedoch an ihren Tieren festgehalten. Diese wurden ab 1986 aufgespürt. 1987 kam es zur Gründung der Züchtervereinigung Limpurger Rind und bereits im Sommer 1987 wurden 56 Kühe ins neue Limpurger Herdbuch aufgenommen. Seither nahm die Population eine erfreuliche Entwicklung - zum Ende des Jahres 2019 verzeichnete sie ca.720 Kühe im Herdbuch mit entsprechender Nachzucht in 94 Herdbuchbetrieben. Dabei ist die Anzahl der Milchkühe in den letzten Jahren rückläufig, im Gegenzug nimmt die Zahl der Mutterkühe laufend zu.

Das Limpurger war Früher ein Dreinutzungsrind (Milch/Fleisch/Arbeit) und ist heute ein langlebiges Zweinutzungsrind mit einer Milchleistung von 4'140 kg und Tageszunahmen bei Bullen von 1'370 g. Es handelt sich um mittelrahmig Tiere mit feinem Knochenbau, fein geschnittenem Kopf und einfarbig hell- bis rotgelbem Fell. Das Flotzmaul ist, fleischfarben, Hörner und Klauen sind gelb. Kühen haben eine Widerristhöhe von 134-137 cm  und ein Gewicht von 600-650 kg, Bullen eine  Widerristhöhe von 143-150 cm und ein Gewicht von 1'000-1'100 kg. Es ist nur in sehr wenigen zoologischen Einrichtungen im süddeutschen Raum zu sehen.

Literatur und Internetquellen:

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Englisches Parkrind

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Englisches Parkrind (Bos primigenius f. taurus) im Haustierpark Lelkendorf © Klaus Rudloff, Berlin

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Englisches Parkrind (Bos primigenius f. taurus) im Wildpark Schorfheide © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Englisches Parkrind (Bos primigenius f. taurus) im Whipsnade Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Englisches Parkrind (Bos primigenius f. taurus) im Wildpark Schorfheide © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Das Englische Parkrind ist eine sehr ursprüngliche Rasse. Es wird vermutet, dass es in vorchristlicher Zeit durch die Kelten eingeführt und dann wild oder halbwild lebte, bis es ab dem 12. Jahrhundert in großflächigen Parks gehalten wurden, wo es dem Adel als Jagdwild diente. Wegen seiner Ursprünglichkeit wurde das Englische Parkrind das bereits von Conrad GESSNER als "Bison albus scoticus" beschrieben worden war, von Lutz und Heinz HECK, den ehemaligen Direktoren des Berliner Zoos und des Tierparks Hellabrunn, als eine der Ausgangsrassen für die "Rückzüchtung" des Auerochsen  eingesetzt.

Das Englische Parkrind ist cremeweiß mit schwarzer oder rotbrauner Pigmentierung an den Ohren, um das Flotzmaul, an den Sprunggelenken und den Zitzen. Das Flotzmaul selbst kann ganz schwarz oder nur teilweise pigmentiert sein. Möglich sind unregelmäßige, kleine schwarze Pigmentflecken an anderen Körperstellen. In seinem Körperbau ähnelt das Parkrind relativ stark dem Typ des Auerochsen. Bullen werden ca. 143 cm hoch und 950 kg schwer, Kühe erreichen eine Höhe um die 132 cm und ein Gewicht um 630 kg. Die Tiere sind mittelrahmig mit auffallender Brusttiefe versehen und zeigen eine gerade Oberlinie. Charakteristisch ist die relativ schwach ausgeprägte Bemuskelung der Hinterhand. Die stark ausgeprägten Hörner sind sehr lang und variieren in ihrer Stellung. Englische Parkrinder werden in gegen 10 britischen und deutschen zoologischen Einrichtungen gehalten. Die größte Herde in Deutschland besitzt die Arche Warder.

Früher wurde das Parkrind als Dreinutzungsrind eingesetzt. Heute dient es vorab der Landschaftspflege und der Fleischproduktion. Die sehr ähnlichen, halbwild lebenden Rinder von Chillingham Castel in Northumberland werden als eigene Rasse geführt.

Literatur und Internetquellen:

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Pinzgauer Rind

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Pinzgauer Kuh (Bos primigenius f. taurus) im Tierpark Kleve © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Pinzgauer Bulle und Jungrind (Bos primigenius f. taurus) im Tierpark Kleve © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Pinzgauer Jungrinder (Bos primigenius f. taurus) im BergTierPark Blindham © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Das Pinzgauer ist ein robustes, mittel- bis großrahmiges Zweinutzungsrind, das sich besonders für die Mutterkuhhaltung eignet. Im Rassenstandard wird das original Pinzgauerrind mit kastanienbrauner Grundfarbe und charakteristischer weisser Farbzeichnung über Widerrist, Rücken, Oberschenkel, Bauch und Unterbrust beschrieben. Es gibt aber auch Tiere mit schwarzer Grundfarbe. Die Hörner sind hell mit dunklen Spitzen. Daneben existiert eine "Jochberger Hummel" genannte genetisch hornlose Variante. Die Widerristhöhe der Kühe liegt bei ca. 137 cm und das Gewicht bei 600-700 kg. Stiere sind etwa 10 cm größer und bringen 1'000-1'100 kg auf die Wage. Die Milchleistung liegt bei rund 5'400-5'900 kg, bei intensiver Fütterung können es 8'000 kg und mehr sein. Die Schlachtausbeute ist gut, die tägliche Gewichtszunahme kann bis 1'300 g betragen.

Stammlande des Pinzgauer Rindes der Pinzgau, weitere Teile des Bundeslandes Salzburg, Osttirol und Oberkärnten. Auch im Südosten Bayerns ist es seit alten Zeiten Vertreten. Der Name „ Pinzgauer“ als Bezeichnung für die Rasse erschien erstmals 1846. 1939 erfolgte der Zusammenschluss der Salzburger- und Tirolerorganisationen zum Pinzgauer Rinderzuchtverband Salzburg-Tirol. 1966 erreichte die Zucht ihren Höchststand. Infolge intensiver Formen- und Farbenzucht sank die Qualität der Tiere und die Leistungsbereitschaft war nicht mehr zufriedenstellend. Durch Einkreuzung mit roten Holsteinern gingen weitere wertvolle Tiere für die Reinzucht verloren. Mit Hilfe von EU-Förderung und einem konsequent geführten Jungstier-Testprogramm wird versucht, die mittlerweile gefährdete Rasse zu erhalten.

In Österreich gibt es gegen 37'265 registrierte Pinzgauer Rinder. In Deutschland führt die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) die Rasse in Kategorie II (stark gefährdet). Pinzgauer Rinder sind nach Zootierliste (2022) nur in fünf zoologischen Einrichtungen in Deutschland und Österreich zu sehen.

Literatur und Internetquellen:

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Ungarisches Steppenrind

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Ungarisches Steppenrind (Bos primigenius f. taurus) im Tiergehege Mundenhof, Freiburg i. Br.© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ungarisches Steppenrind (Bos primigenius f. taurus) im Tiergehege Mundenhof, Freiburg i. Br.© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ungarisches Steppenrind (Bos primigenius f. taurus) im Tiergarten Mönchengladbach © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Das auch Graurind oder Szilayrind genannte Ungarische Steppenrind gelangte vermutlich im 9. Jahrhundert mit der Einwanderung der Magyaren aus dem Osten in die Pannonische Tiefebene. Vom 14. bis ins 19. Jahrhundert soll es hier die bevorzugte Rinderasse gewesen sein. Bis ins frühe 20. Jahrhundert galten die robusten Hausrinder, vor allem die Ochsen, als zuverlässige Arbeitstiere und an vielen Orten weideten große Viehherden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verdrängten Umstellungen in der Landwirtschaft und Viehzucht die alte Rinderrasse nach und nach, bis es schließlich nur noch sechs Stiere und 187 Kühe gab. In Österreich konnte die Rasse durch ein gemeinsames Engagement des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel und örtliche Bauern erhalten werden. Im Nationalpark weiden heute etwa 500 Steppenrinder und stellen dadurch wertvolle Lebensräume sicher. In Ungarn ist das Überleben der Rasse dem wachsenden Tourismus zu verdanken: Die stattlichen und beeindruckenden Ochsen ziehen heutzutage überwiegend Kutschen für Touristen durch die Puszta.

Die Widerristhöhe liegt bei den Bullen bei 145-155 cm, das Gewicht bei 800-960 kg. Kühe werden 135 -140 cm hoch und 500-600 kg schwer. Die Tiere haben bis zu 80 cm lange ausladende Hörner, die Fellfarbe ist grau, das Maul ist dunkel. Die Kälber sind bei der Geburt rötlich blond und nehmen erst mit etwa einem halben Jahr die typisch hellgraue Farbe an. Verwandte Rassen sind das Siebenbürger und das Ukrainische Steppenrind sowie die italienische Maremmana.

Literatur und Internetquellen:

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Vogesenrind

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Vogesenrind (Bos primigenius f. taurus) im Bodenseezoo Reutemühle, Überlingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Vogesenrind (Bos primigenius f. taurus) im Écomusée d'Alsace in Ungersheim © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Vogesenrind (Bos primigenius f. taurus), Ochse im Écomusée d'Alsace in Ungersheim © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Vogesenrind (Bos primigenius f. taurus) im Bodenseezoo Reutemühle, Überlingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Das auf Französisch "Vosgienne" oder Vache des Voges" genannte Vogesenrind ist ein robustes, mittelrahmiges Rind, bei dem die Kühe eine Widerristhöhe von 125-135 cm und ein Gewicht von 550-650 kg, die Bullen eine Widerristhöhe von 135-140 cm und ein Gewicht von 750-850 kg erreichen. Die Fellfarbe ist schwarz mit teilweise gesprenkelter Rücken- und Bauchblesse. Die Farbe des Kopfs variiert, meistens ist er schwarz-weiß gesprenkelt. Die Ohren und das Flotzmaul sind schwarz und die Hörner sind in der Regel weiß mit schwarzer Spitze. Selten gibt es auch Tiere mit rotbrauner oder dunkelgrauer Grundfarbe. Vogeser liefern pro Jahr 3'500-4'500 kg Milch, die u.a. zu Münsterkäse, Bergkäse und "Bibbeleskäs", einem quarkartigen Frischkäse, verarbeitet wird. Ihr feinfaseriges, fettarmes Fleisch wird sehr geschätzt und zu vielen lokalen Spezialitäten verarbeitet

Erstmals erwähnt wurden die Vogesenkühe im 17. Jahrhundert, wobei ihr Ursprung unklar ist. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lag der Bestand bei ca. 125'000 Tieren. Während des zweiten Weltkriegs sank er drastisch. 1947 verlor die Rasse gar die staatliche Anerkennung, was zu einem weiteren Bestandsverlust führte. 1958 taten sich ein paar Züchter zusammen und gründeten ein Zuchtbuch. Der Bestand wuchs aber vorerst nur langsam. 1977 lag er bei 3'000 Tieren. In der Folge stieg er an und liegt heute stabil bei 10'000 Tieren, die überwiegend in den Departementen Hochrhein und Vogesen, in geringerer Zahl in Nachbardepartementen und im Zentralmassiv gehalten werden. Davon waren allerdings 2016 nur 1'300 registrierte Zuchtkühe. Ziel des Zuchtverbands ist, die Zahl der registrierten Kühe auf 5-6'000 zu erhöhen. Bis um ca. 1980 gab es neben dem schwereren Münstertaler-Schlag einen leichteren Schlag, der im Breuschtal im Unterelsass gezüchtet wurde.

Das Vogesenrind wird nur ganz vereinzelt in zoologischen Einrichtungen gezeigt.

Literatur und Internetquellen:

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Vogtländisches Rotvieh

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Vogtländisches Rotvieh (Bos primigenius f. taurus), Kuh im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Vogtländisches Rotvieh (Bos primigenius f. taurus) im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Vogtländisches Rotvieh (Bos primigenius f. taurus), Kuh im Naturschutz-Tierpark Görlitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Das Vogtländische Rotvieh entstand im 17. Jahrhundert auf der Grundlage des einfarbigen mitteldeutschen Gebirgsviehs. Es wurde ursprünglich als Dreinutzungsrind gezüchtet, geeignet als Zugtier, zur Milch- und zur Fleischproduktion. Bis Mitte des 19. Jahrhundert war es die vorherrschende Rinderrasse im oberen Vogtland. Dann wurde es zunehmend durch importierte Rassen mit höherer Milch- oder Mastleistung ersetzt. 1907 gab es nur noch 6’400 Kühe. Im Dritten Reich wurde die Zucht des Rotviehs nicht mehr unterstützt und die Rasse verschwand fast ganz. Nach dem zweiten Weltkrieg ging es zunächst wieder bergauf, 1966 lag der Bestand wieder bei 600 Kühen. Im zentralen Zuchtprogramm der DDR von 1968 war das Vogtländische Rotvieh aber nicht mehr zur Weiterzucht vorgesehen. Nur in einer LPG und bei einzelnen Bauern blieben Rotviehbestände erhalten. Durch Bemühungen des Bauernmuseums Landwüst und zweier einzelner Züchter ab 1989 konnte aus den wenigen vorgefundenen Alttieren im Vogtland und eingeführten polnischen Tieren eine neue Zucht aufgebaut werden. 1990 wurde der Verein „Vogtländisches Rotvieh e. V.“ gegründet, 1992 erfolgte die Anerkennung des Rotviehs als existenzbedrohte Haustierrasse in Sachsen mit entsprechender staatlicher Förderung und züchterischer Betreuung.

Das heutige Zuchtziel ist ein einfarbig rotes bis rotbraunes, mittelgroßes Rind mit hellem Flotzmaul, hellen Hörner mit dunklen Spitzen und heller Schwanzquaste. Die Milchleistung liegt bei 5’000 Litern pro Kuh und Jahr. Die Tiere werden überwiegend in der Mutterkuhhaltung zur Grünlandnutzung und Fleischerzeugung eingesetzt. Ähnliche einfarbig rote Rinder gab und gibt es in Deutschland in vielen Mittelgebirgen. Dazu gehören Vogelsberger Rotvieh in Hessen, Harzer Rotvieh in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen und Westfälisches Rotvieh. Seit mehreren Jahren koordiniert die „Bundesarbeitsgemeinschaft Rotes Höhenvieh“ als Dachverband die Zucht. Der Kuhbestand dieser gesamten Höhenvieh-Population liegt seit dem Jahr 2000 bei ca. 700 Tieren, davon entfallen 100 Kühe auf das Vogtländische Rotvieh. Der Naturschutz-Tierpark Görlitz ist der einzige Zoo, welcher die Rasse zeigt.

Literatur und Internetquellen:

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Gelesen 26097 mal Letzte Änderung am Sonntag, 02 April 2023 14:40
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