Primitive Knochenfische

Hausen

Hausen (Huso huso)  im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen BE Hausen (Huso huso) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen BE
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Eigentliche Störe (Acipenseridae)

D CR 650

Hausen

Huso huso • The Beluga Sturgeon • Le béluga

506 001 002 012 huso huso vienna nPotensky1
Hausen (Huso huso) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / Tiergarten Schönbrunn

 

 

506 001 002 012 huso huso map
Ehemalige (tot) und aktuelle (dunkelblau) Verbreitung des des Hausen (Huso huso)

 

 

506 001 002 012 huso huso frutigen PD3
Hausen (Huso huso) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen BE © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

506 001 002 012 huso huso frutigen PD2
Hausen (Huso huso) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen BE © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

506 001 002 012 huso huso vienna KR1
Hausen (Huso huso) im Tiergarten Schönbrunn © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

506 001 002 012 huso huso vienna nPotensky2
Hausen (Huso huso) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / Tiergarten Schönbrunn

 

 

506 001 002 012 huso huso adult juv
Ausgewachsener und junger Hausen (Huso huso) sehen wegen der relativen Verkürzung der Schnauzenpartie und der zunehmenden Einbettung der Knochenschilder in die Hau sehr verschieden aus.© Seedlens. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz.

 

 

506 001 002 012 huso huso salzach2
Beschriftung zu nachfolgendem Bild: Anno 1617 den 6. February ain halbe Meil bey der Statt Titmoning in der Saltzach ist dieser hierunden abconterfeter Fisch ebnermassen und grösse, gefangen : und Ihrer Hochlöblichen Herrn Marx Sittichen Ertzbischoven zu Saltzburg. Legaten deß Stuels zu Rom zu dero löbl. Hoffhaltung gebracht und überantwortt worden. Hat gewog 238 lb.

506 001 002 012 huso huso salzach1
Darstellung eines Hausens (Huso huso) von ca. 3,5 m Länge und 133 kg Gewicht, der am 6. Februar 1617 in der Salzach bei Tittmoning, gefangen wurde. Replik eines Ölgemäldes im Jagdzimmer des Schlosses Hellbrunn bei Salzburg in der Störausstellung des Tropenhauses Frutigen BE © Peter Dollinger, Zoo Office Bern.

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Der vom Aussterben bedrohte und in großen Teilen seines ursprünglichen europäisch-westasiatischen Areals  bereits ausgestorbene Hausen ist ein anadromer Wanderfisch. Er ist der größte im Süßwasser vorkommende Fisch weltweit. Seine Größe macht die Haltung schwierig, trotz seiner hohen Raumansprüche wird er aber in einigen europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Im Gegensatz zu den eigentlichen Stören (Acipenser) ist beim Hausen das Maul halbkreisförmig, reicht bis an den Rand der Schnauze und öffnet sich nach vorne. Ferner sind seine Barteln im Querschnitt nicht rund, sondern abgeplattet und seitlich gezähnt. Er ist der weltweit größte im Süßwasser vorkommende Fisch. Nach BREHM soll es früher Exemplare von 8 m Länge und 1'600 kg Gewicht gegeben haben. FISH BASE spricht ebenfalls von 8 m Länge und einem Gewicht von gar 3'200 kg. Als mittlere Länge für Männchen werden gegenwärtig allerdings nur 100-150 angegeben, für Weibchen 130-215 cm. Die Schnauze des Hausens ist kurz. Sie ist vorne leicht nach oben gerichtet und läuft konisch zu. Ihre relative Länge nimmt mit zunehmendem Alter des Fisches ab. Die vier Barteln reichen zurückgelegt bis zum Maul. Auf Rücken, Flanken und Bauchseite verlaufen fünf Schilderreihen. Die dorsale hat 10-17, die lateralen je 28-58 und die ventralen je 8-12 Knochenplatten. Durch diese 5 Längsreihen erscheint der Querschnitt des Körpers fünfeckig. Mit zunehmendem Alter der Fische werden die in der Jugend gut sichtbaren und nach hinten spitz zulaufenden seitlichen und unteren Knochenplatten allmählich in die Haut eingebettet. Die Rückenflosse weist 62-73, die Analflosse 28-41 Weichstrahlen auf. Rücken und Flanken sind schwärzlich, aschgrau oder dunkel-bläulich gefärbt, der Bauch schmutzig-weißlich. [1; 3; 4; 7].

Verbreitung

Europa und Westasien: Ursprünglich im Kaspischen, Schwarzen, Asowschen und Adriatischen Meer und deren Einzugsgebieten, gegenwärtig Wildbestände nur noch im Schwarzen Meer und der Donau sowie im Kaspischen Meer und dem Ural. Ausgewilderte Bestände in Asow-Meer und Wolga. Aktuelle Vorkommen in Aserbaidschan, Bulgarien, Georgien, Iran, Kasachstan, Moldawien, Rumänien, Russland, Serbien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine. Ausgestorben in Kroatien, Österreich, Slowakei, Ungarn. Es wird von einem Vordringen nach Bayern im Jahr 1692 berichtet [6; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Der Hausen ist ein anadromer Wanderfisch. Er ernährt sich schon als Jungfisch hauptsächlich von anderen Fischen. Daneben nimmt er auch Krebstiere und Mollusken. Große Exemplare sind sogar in der Lage, Robben und große Wasservögel zu fressen. Männliche Individuen werden mit etwa 10-15(-16) Jahren, weibliche erst mit 15-18 (14-20) Jahren geschlechtsreif. Die Laichintervalle liegen bei 2-4 Jahren. Die Laichwanderungen beginnen in der Regel im Herbst (September bis November), in seltenen Fällen im Frühjahr von Februar bis April. Die Fische wandern in dieser Zeit bodennah flussaufwärts zu ihren Laichplätzen. Abgelaicht wird von April bis Juni über schottrigem bis steinigem Untergrund bei 3-20 m Wassertiefe, Wassertemperaturen von ca. 9-17 °C und einer Fließgeschwindigkeit des Wassers von 1-2 m/s. Die Zahl der dunkel pigmentierten und mit einem großen Dottersack versehenen Eier liegt bei 4-8 Millionen pro Weibchen. Es wurden Weibchen gefangen, die bei 1'400 kg Gesamtgewicht 400 kg schwere Eierstöcke besaßen. Bei einer Wassertemperatur von ca. 12-14 °C schlüpfen die 11-14 mm langen Larven nach etwa 8-9 Tagen. Sie treiben dann flussabwärts und ernähren sich während der ersten Woche von Ihrem Dottervorrat [1; 3; 4; 6].

Gefährdung und Schutz

Der Europäische Hausen wurde 1996 als stark gefährdet (ENDANGERED) in die Rote Liste aufgenommen. Aufgrund einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2009 gilt er seit 2010 als unmittelbar vom Aussterben bedroht [CRITICALLY ENDANGERED]. Die Adria-Population ist ausgestorben, die Donaupopulation im deutschsprachigen Raum ebenfalls [5; 6; 8]. Um die Bestände des Hausens und anderer Störarten wieder aufzubauen, wurden im Kaspischen Meer zwischen 1975 und 2004 ca. 40-90 Millionen Fingerlinge aller dort vorkommenden Störarten ausgewildert, was jedoch nicht die gewünschten Erfolge brachte [3].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Es handelt sich um eine streng zu schützende Tierart nach CMS Anhang II.

Bedeutung für den Menschen

Der Europäische Hausen liefert mit seinen Eiern den wertvollsten und teuersten Kaviar. Dieser wird als "Beluga" vermarktet und auch für kosmetische und medizinische Zwecke eingesetzt. Das Fleisch soll ähnlich wie Schwertfisch schmecken. Die Innereien werden zu Saucen und Gelatine verarbeitet Die Haut dient zur Herstellung von Leder und die kollagenhaltigen getrockneten Schwimmblasen werden hauptsächlich als Geliermittel oder zur Klärung vergorener Getränke benutzt [3; 6]. Von 2001-2022 meldete Rumänien als einziges Ursprungsland die Ausfuhr von 12'000 der Natur entnommenen lebenden Exemplaren. Im selben Zeitraum wurden bei der Ausfuhr über 20'000 Nachzuchttiere registriert, etwa drei Viertel davon aus China. Ferner wurden weltweit über 35 Tonnen Kaviar und 273 Tonnen Fleisch erfasst [2].

Im Gebiet der Donau ist die Störfischerei seit etwa 5'500 Jahren belegt. Der Hausen war zeitweilig die wichtigste Nahrungsquelle für die im Donauraum stationierten römischen Legionen. Im Mittelalter war der Hausenfang namentlich in Ungarn von höchster Bedeutung und die Laichfischbestände wurden vor allem in der Unteren und Mittleren Donau rücksichtslos ausgebeutet. Dazu wurden auch umfangreiche, oftmals kostspielige Bauten, sogenannte Fangzäune, errichtet, mit denen nicht selten die gesamte Flussbreite abgesperrt werden konnte. Dies führte dazu, dass der Hausen bereits im 18. Jahrhundert oberhalb von Wien nur noch zufällig gefangen wurde [8].

Haltung

Der Hausen befindet sich in Aquakultur. Es werden auch Hybriden zwischen männlichem Sterlet und weiblichem Hausen gezüchtet, die "Bester" genannt werden. Als publiziertes Höchstalter werden 118 Jahre genannt [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Hausen wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [4]. Im Amur kommt als zweite Art der Gattung der Kaluga- oder Sibirische Hausen (Huso dauricus) vor.

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. FISCH-LEXIKON
  4. FISH BASE
  5. FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
  6. GESNER, J., CHEBANOV, M. & FREYHOF, J. (2010). Huso huso. The IUCN Red List of Threatened Species 2010: e.T10269A3187455. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2010-1.RLTS.T10269A3187455.en . Accessed on 19 April 2022.
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. SCHMALL, B. & FRIEDRICH, T. (2014)

Zurück zu Übersicht Fische

Weiter zu Amerikanischer Löffelstör (Polyodon spathula)

Gelesen 8161 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 21 Dezember 2022 16:35
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx