Primitive Knochenfische

Kurznasenstör

Kurznasenstör (Acipenser brevirostrum) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen Kurznasenstör (Acipenser brevirostrum) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Eigentliche Störe (Acipenseridae)

D VU 650

Kurnasenstör

Acipenser brevirostrum • The Shortnose Sturgeon • L'esturgeon à museau court

506 001 001 002 acipenser brevirostrum NatAqWash USFWS
Kurznasenstör (Acipenser b revirostrum) im National Aquarium, Washington DC. Foto: US Fish and Wildlife Service. Gemeinfrei.

 

 

 

506 001 001 002 acipenser brevirostrum map
Approximative aktuelle (dunkelblau) und ehemalige (rot) Verbreitung des Kurznasenstörs (Acipenser brevirostrum)

 

 

 

506 001 001 002 acipenser brevirostrum GillesRothCITES
Kurznasenstör (Acipenser brevirostrum). Zeichnung Gilles Roth, Genf, für das CITES Identification Manual. Gemeinfrei.

 

 

 

506 001 001 002 acipenser brevirostrum KarenCouch USFWS
Kurznasenstör (Acipenser brevirostrum). Illustration Karen Couch, US Fish and Wildlife Service. Gemeinfrei.

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Der Kurznasenstör ist eine gefährdete Art aus dem östlichen Nordamerika. Aufgrund seiner für einen Stör geringen Größe wäre er an sich für die Haltung in Schauaquarien geeignet, wird in Europa aber nur selten gezeigt, da hier paläarktischen Arten der Vorzug gegeben wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Kurznasen-Stör kann bis etwa 143 cm (nach einer Quelle bis 210 cm) lang und 30-40 kg schwer werden. Seine durchschnittliche Länge ist aber deutlich geringer. Er hat einen kurzen Kopf mit kurzer, fast viereckiger, stumpfer Schnauze. Die Oberlippe ist nur schwach gewulstet und das Maul relativ breit. Die Barteln befinden sich näher an der Schnauzenspitze als an der Maulöffnung, die mittleren weiter vorne als die äußeren. Der Körper ist gestreckt und, bedingt durch die fünf Längsreihen von Knochenschildern, im Querschnitt fünfeckig. Die dorsale Reihe umfasst 6-14, die beiden lateralen je 20-35 und die beiden ventralen 7-12 Knochenschilder, die bedeutend heller sind als der restliche Körper und zwischen denen sich kaum auffallende, kleine und gezähnte Knochenplättchen befinden. Kopf und Rücken sind dunkelgrün bis rötlich-bräunlich, die Flanken sind gräulich-braun und die Bauchseite ist cremefarben bis gelblich gefärbt [2; 3; 5].

Verbreitung

Östliches Nordamerika: Kanada (Neu-Braunschweig), USA (Pennsylvania, Rhode Island, Georgia, Maine, New York, Massachusetts, Florida, North Carolina, New Jersey, South Carolina, Maryland, Connecticut). Regional ausgestorben in Virginia und District of Columbia sowie möglicherweise in New Hamphire [4; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kurznasenstör lebt hauptsächlich in Süßwasserflüssen, auch im Brackwasser der Mündungsgebiete. Die Art ist extrem tolerant gegen unterschiedliche Salzkonzentrationen, und manche Populationen wandern saisonal in den Atlantik, wo sie längere Zeit im Küstenbereich, gelegentlich auch im offenen Meer verbringen. Kurznasenstöre ernähren sich sich hauptsächlich von Insektenlarven, kleinen Krebstieren und Weichtieren sowie von benthisch lebenden kleinen Fischen. Zur Futtersuche werden Gewässerabschnitte mit weichem Untergrund bevorzugt. Männchen werden mit (2-)3-4 Jahren oder einer Körperlänge von ca. 50-60 cm, Weibchen mit (4-)5-8 Jahren bzw. 60-70 cm Länge geschlechtsreif. Die Fortpflanzungsintervalle betragen bei den Männchen 1-3 Jahre, bei den Weibchen 3-5 Jahre. Exemplare aus dem Süden haben kürzere Laich-Intervalle. Die Laichwanderung beginnt normalerweise im Frühjahr. Manche Exemplare wandern aber bereits im Herbst flussaufwärts und überwintern bei den Laichplätzen. Gelaicht wird meistens zwischen März und Juni über schlickfreien Geröll- oder Schotterböden bei Wassertemperaturen von 9-15°C. Die Weibchen produzieren in dieser Zeit je nach Körpergröße 40'000-350'000 Eier. Die ca. 7-11 mm langen, mit einem großen Dottersack ausgestatteten Larven schlüpfen nach etwa 10-13 Tagen Nach 9-12 Tagen beginnen sie, aktiv Futter aufzunehmen. Das erste Jahr verbringen sie im Süßwasser und suchen danach in der Regel Brackwasserbereiche auf [2; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Kurznasenstör ist seit 1996 als gefährdet (VULNERABLE) in der Roten Liste aufgeführt. Dies wurde letztmals 2004 bestätigt, eine erneute Überprüfung wäre aber fällig. Seit ein Schutzplan [6] durchgeführt wird, haben sich manche Bestände, erholt, andere sind aber immer noch gefährdet. In den USA ist der Fang verboten, in Kanada wird die Art zumindest nicht kommerziell gezielt befischt und für die Sportfischerei gilt eine Mindestänge von 120 cm. Gefahren kommen heute von wasserbaulichen Maßnahmen, Wasserentnahmen und Gewäßerverschmutzung [4; 6].

Der internationale Handel mit Exemplaren dieser Art ist nach CITES Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Der Kurznasenstör wurde früher zur Gewinnung von Fleisch, Öl und Kaviar befischt, ab Mitte des 19. Jahrhunderts in kommerziellem Umfang. Heute ist der Fang in den USA verboten und in Kanada unbedeutend. Zur Förderung der Bestände werden Jungfische ausgesetzt [4; 6]. Von 2001-2020 meldeten die beiden Ursprungsländer keine Ausfuhren von Wildfängen. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 1'541 Nachzuchttieren registriert, fast alle aus Kanada. Der internationale Handel mit Fleisch und Kaviar war mit ca. 240 bzw. 106 kg unbedeutend [1].

Haltung

Das veröffentlichte Höchstalter eines Weibchens beträgt 67 Jahre [3].

Haltung in europäischen Zoos: Der Kurznasenstör wird nur sehr selten in europäischen Einrichtungen gehalten. Für 2022 gibt die Zootierliste nur je eine Haltung in Deutschland und in der Schweiz an.

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Kurznasenstör wurde 1818 von dem französischen Naturforscher, Entdecker und Illustrator Charles Alexandre LESUEUR unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es gibt keine Unterarten [3; 7].


Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. FISCH-LEXIKON
  3. FISH BASE
  4. FRIEDLAND, K.D.& KYNARD, B. (2004). Acipenser brevirostrum. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T222A13036088. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2004.RLTS.T222A13036088.en . Accessed on 18 April 2022.
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. NOAA (2022). RECOVERY PLAN FOR SHORTNOSE STURGEON
  7. WORMS

Zurück zu Übersicht Fische

Weiter zu Waxdick (Acipenser gueldenstaedtii)

Gelesen 9868 mal Letzte Änderung am Freitag, 07 April 2023 10:11
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx